Dienstag, 27. Dezember 2011

Das war das Jahr 2011 - juwi's welt

Was sich während des zu Ende gehenden Jahres in Bremerhaven zum Positiven, und was zu Negativen hin entwickelt hat, wird wohl jeder für sich selbst anders beantworten. Ich habe auch im letzten Jahr wieder mit Freunden und Bekannten, meinen Familienangehörigen sowie vielen fremden Leuten über dieses und jenes sprechen können und mir irgendwann eine eigene Meinung dazu gebildet. Hier ist mein persönlicher Jahresrückblick ...


Januar

Im Januar wurde das Hauptgebäude des ehemaligen Betonwerks "Grube" am Nordende des Neuen Hafens abgerissen. Während der Sail 2010 hatte es noch als Pressezentrum gedient. Auf dem Gelände ist als letztes Zeugnis der Hafenindustrie am Neuen Hafen nur noch der gelbe Kiesverladekran übrig gebleiben.Ich hoffe weiterhin, dass er als hafengeschichtliches Denkmal erhalten bleiben wird.


Februar

Immobilienspekulanten

Auch im Leher Gründerzeitviertel "Goethestraße" kamen die Abrissbagger zum Einsatz. Das Haus in der Stormstraße 44, dessen Ober- und Dachgeschoss im Dezember 2007 bei einem Brand beschädigt wurden, verwahrloste in den darauffolgenden Jahren zusehends. Am Ende war es nicht mehr zu retten.

Überhaupt machten auch im Laufe dieses Jahres wiederholt Immobilienspekulanten, deren Opfer oder finanzschwache Hauseigentümer, die schlecht gewirtschaftet hatten und denen die Zukunft ihres Eigentums inzwischen völlig gleichgültig ist, von sich reden. Für die Mieter kann das Verhalten derartiger Eigentümer auch schon mal zum Albtraum werden. So sah sich im Oktober zum Beispiel der Bremerhavener Wasser- und Energieversorger gezwungen, in einigen Gebäuden einer Immobilienfirma das Wasser abzustellen, weil diese die von den Mietern dafür regelmäßig überwiesenen Gelder nicht weitergeleitet hatte.

Nach dem "Brandhaus" ist inzwischen auch das Haus in der Stomstraße 49 verschwunden. Ich habe mit Leuten gesprochen, die der Ansicht sind, die "Schrottimmobilen" müssten rigoros abgerissen werden. Wenn es sich aus baustatischen Gründen nicht mehr vermeiden lässt, dann sehe ich das ebenso. Solange ein Gebäude aber in der Substanz noch ungeschädigt ist, sollte in einem Viertel mit durchgehnden Gründerzeitfassaden die Reparatur und die weitere Nutzung Priorität haben.

Es gibt aber auch Menschen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, den Machenschaften einiger Zeitgenossen, die ganze Stadtviertel in Verruf bringen können, sowie dem weiteren Verfall wertvoller, historischer Bausubstanz etwas entgegenzusetzen.

Mithilfe eines Ortsgesetzes versucht die Stadt verwahrloste Gebäude zu erwerben, um auf diese Weise die Kette der Spekulation, deren letztes Glied in der Regel finanziell ruiniert auf einer wertlosen Schrottimmobilie sitzen bleibt, zu unterbrechen. Leider kommt sie dabei aber in der Regel erst dann zum Zug, wenn schon alles zu spät ist.

Einen anderen Ansatz versucht eine Arbeitsgruppe der "Eigentümerstandortgemeinschaft Lehe" (ESG-Lehe) umzusetzen. Diese bemüht sich seit einiger Zeit - bisher leider vergeblich - darum, leerstehende Gebäude durch alternative Nutzungen vor Verwahrlosung und Verfall zu bewahren. Dafür möchte sie das Konzept "Wächterhaus", das in ostdeutschen Städten bereits seit einiger Zeit erfolgreich umgesetzt wird, auch in Bremerhaven einzuführen. Um diese Idee in der Öffentlichkeit bekannter zu machen, präsentierte die ESG-Lehe im November in einem leerstehenden Ladenlokal die Wanderausstellung "Wächterhäuser" des Leipziger Vereins "Haushalten".

Eine andere Ausstellung in kleinerem Rahmen wurde im November in der Freizeitstätte "Lehe-Treff" gezeigt. Die Schüler eines Kunst-Leistungskurses der Geschwister-Scholl-Schule hatten Entwürfe für die Gestaltung der Fassade des Hauses Uhlandstraße 19 angefertigt und die Besucher der Ausstellung hatten die Möglichkeit, darüber abzustimmen, welche der vorgestellten Arbeiten verwirklicht werden soll. Das verwahrloste  Gebäude konnte inzwischen von der Stadt erworben werden. Bis sie entschieden hat, wie es künftig genutzt werden soll, möchte die Stadt zumindest schon einmal die Fassade aufwerten.


Freimarkt oder Baumarkt?

Mit einer ihrer letzten Amtshandlungen beantwortete die damalige Große Koalition aus SPD und CDU diese Frage zugunsten der holländischen Ten Brinke Gruppe und ihres Projekts: Die Ansiedlung eines Baumarkts mit Gartencenter. Vorangegangen waren 86 von der Verwaltung vom Tisch gefegte Einwände, Proteste Bremerhavener Bürger gegen einen weiteren Höhepunkt des Wildwuchses von Märkten in der Stadt und eine Demonstration vor dem Sitzungssaal der Bremerhavener Stadtverordnetenversammlung.

Dass der neue Baumarkt auf dem bisherigen Bremerhavener Fest- und Veranstaltungsgelände "Wilhelm-Kaisen-Platz" zu Verlusten von Arbeitsplätzen in den beiden bereits in der unmittelbaren Nachbarschaft existierenden Baumärkten führen wird, ist wohl so gut wie sicher. Auch auf die Existenz von Geschäften in der benachbarten Hafenstraße könnte sich der Markt mit seinem über das übliche Angebot eines reinen Baumarkts hinausgehende Angebot negativ auswirken.

Seitens der Politik hieß es dazu, Verdrängungswettbewerb sei nicht unerwünscht(!). Wenn vor diesem Hintergrund mit der "Schaffung neuer Arbeitsplätze" im neuen Baumarkt argumentiert wird, dann ist das in meinen Augen blanker Zynismus. Es ist schon erschreckend, wie hier sehenden Auges kaltblütig Existenzen von Betrieben und der dort arbeitenden Menschen und ihrer Familien in Kauf genommen werden.

Der Bremerhavener Frühjahrs- und der Freimarkt fanden erstmals auf dem neben der Baumarkt-Baustelle verbliebenen Fläche statt. Die auf der Melchior-Schwoon-Straße abgestellten Fahrzeuge der Schausteller veranlassten Fußgänger vom Gehweg auf die Fahrbahn zu wechseln und führten zu Behinderungen des Verkehrs auf der Hauptzufahrtsstraße zur Hafenstraße mit ihren Geschäften und den angrenzenden Wohngebieten. Ob sich die traditionellen Frühjahrs- und Freimärkte unter den neuen Gegebenheiten weiterhin durchführen lassen werden, bleibt abzuwarten.

Auch davor, dass mit der Bebauung des Wilhelm-Kaisen-Platzes wertvoller Parkraum für die Besucher der benachbarten Stadthalle und der neuen Eisarena verloren gehen würden, war im Vorfeld des Verkaufs des Platzes an Ten Brinke gewarnt worden. Einen kleinen Vorgeschmack auf derartige Aussichten gab es im November, als es aufgrund zweier Großveranstaltungen in der Stadthalle und der Eisarena zum Gerangel um die wenigen freien Parkplätze kam.

Zum Weiterlesen:


März

Auf den freigewordenen Flächen  im Tourismusgebiet "Havenwelten"sind inzwischen viele neue Gebäude errichtet worden. Unter anderem wird dort an repräsentativer Stelle auch ein Neubau für die Arbeitnehmerkammer und ihre "Wirtschafts- und Sozialakademie" (WISOAK) entstehen. Nach deren Auszug aus dem Post- und Sparkassengebäude in der Hafenstraße befürchteten viele Leher, dass dort ein weiterer Dauerleerstand entstehen könnte. Der letzte verbliebende Nutzer des Gebäudes war die Städtische Sparkasse Bremerhaven, die das Gebäude zur Zeit aufwändig saniert. In den leerstehenden Räumlichkeiten soll ein Dienstleistungs- und Ärztezentrum entstehen.

Die Provinzposse um die Umbenennung der ebenfalls sanierten und durch einen Neubau vergrößerten ehemaligen Lessingschule fand für die Schüler, deren Eltern und die Lehrer doch noch ein glückliches Ende. Der Schulausschuss beschloss im März, dass die Schule künftig den Namen "Schule am Ernst-Reuter-Platz" tragen soll.


Eisarena

Anfang März wurde die neue Eissporthalle "Eisarena" eröffnet. Bereits zwei Tage zuvor war die "Eisarena" in den höchsten Tönen gelobt worden.

Herr Grantz (SPD, Oberbürgermeister) hatte von einer bauzeitgerechten Fertigstellung gesprochen - was in Bremerhaven ein als besonders lobenswert zu erwähnendes Ereignis ist. Darüber, dass die Halle eigentlich schon vor Jahren hätte realisiert werden sollen, und welche Ereignisse zu den Verzögerungen führten, hatte er jedoch nichts gesagt.

Frau Rogge-Mönchmeyer (Stadthalle, Geschäftsführerin) freute sich über eine finanzielle Punktlandung. Darüber, dass Bremerhaven sich die Halle aber eigentlich gar nicht leisten kann und dass es deswegen im Vorfeld handfesten Zoff zwischen Bremerhaven und dem Finanzressort der Bremer Landesregierung gegeben hatte, und davon dass die fertige Eisarena nur noch eine abgespeckte Version à la "Halle mit Tonnendach" des ursprünglichen Entwurfs à la "Repräsentative Architektur" ist, mochte sie wohl nicht so gerne reden.

Herr Bödeker (CDU, Fraktionvorsitzender) bezeichnete die neue Eissportstätte als gute Stube. Auch die Sportler seien mit der neuen Eisarena zufrieden. Als Steuerzahler, der sein Geld lieber an sinnvollerer, der Allgemeinheit zugutekommender Stelle investiert gesehen hätte, freut es mich natürlich, dass die Sportler wenigstens zufrieden sind. Allerdings ist das ja wohl auch das mindeste, was man nach diesem mehr als 15 Millionen Euro schweren Aufwand, der dort betrieben wurde, erwarten konnte.

Die Tage des "Eisstadions" waren mit der Eröffnung der neuen "Eisarena" gezählt. Nach 30 Jahren bestritten die "Fishtown Pinguins" im März dort ihr letztes Eishockeyspiel. Inzwischen ist das alte "Eisstadion" weitestgehend verschwunden.


Umfassende Stadtplanung

Im September kam eine neue Initiative aus der IHK, der BIS, der Architektenkammer und der Politik zu der Erkenntnis, dass Bremerhaven eine umfassende Stadtplanung braucht. Um dieses Ziel zu erreichen, wollen die genannten Organisationen künftig an einem Strang ziehen. Ebenso wie auch ich, werden viele andere meiner Mitbürger gespannt sein, wann die ersten Ideen und Konzepte dazu präsentiert werden.


April

Während in der Nachbarschaft der Pauluskirche (Sparkassengebäude, Schule am Ernst-Reuter-Platz) positive Zeichen gesetzt wurden, musste die Kirchengemeinde mit dem Umzug ihrer Turmführerin nach Süddeutschland einen Verlust hinnehmen. Mit den beiden verbliebenen Turmführern ließen sich die Turmführungen, die bis dahin an jedem Samstag angeboten worden waren, nicht mehr im gewohnten Umfang aufrechterhalten. Die Führungen werden bis auf weiteres nur noch samstags alle vierzehn Tage stattfinden können. Die Bemühungen, einen oder mehrere ehrenamtliche Turmführer zur Verstärkung des Turmführerteams zu finden, sind bisher leider erfolglos geblieben.


Folgen des Klimawandels in Bremerhaven

Dass der Meeresspiegel infolge des Klimawandels und der daraus resultierenden Zunahme der mittleren globalen Temperatur ansteigt, das ist so direkt in Bremerhaven bisher zwar noch nicht spürbar, aber die deswegen notwendige Erhöhung der Seedeiche im Bereich der Stadt führt dazu, dass den Menschen hier bewusst wird, wie hautnah Bremerhaven davon betroffen sein wird. Die Erhöhung der Deiche kann unsere Stadt jedoch erlediglich gegen die höher auflaufenden Sturmfluten schützen. Wenn das Wasser über mherere Tage am Deich stehen würde, dann würde er aufweichen und brechen.

Im April begannen die Vorbereitungen für die Erhöhung des Deichabschnitts zwischen dem "Zoo am Meer" und der Geestemündung. Mit den letzten Gewerbegebäuden am Alten Hafen verschwand dort auch die Keimzelle des Bremerhavener Auswandererhauses. Im Juni war die vor Erosion schützende Grasnarbe abgetragen worden und es wurde mit dem Auffahren neuen Kleibodens begonnen.

Mit Beginn der dunklen Jahreszeit und der Sturmflutsaison wurden die Deichbauarbeiten bis zum Mai des nächsten Jahres eingestellt.


Kaiserschleuse

Während am Deich auch im nächsten Jahr noch gebaut werden wird, kamen die Bauarbeiten an der Kaiserschleuse im April zum Abschluss. Nach vier Jahren Bauzeit wurde die neue "Kaiserschleuse" mit einem großen Rahmenprogrann eingeweiht. Der Versuch, im Rahmen der Feierlichkeiten einen neuen Weltrekord aufzustellen, war erfolgreich.

Und noch etwas - im Nachhinein bemerkenswertes - fand im April statt: Der Sommer des Jahres 2011. Die eigentlichen Sommermonate werden den meisten Bremerhavenern hingegen wohl als "total verregneter Sommer" in Erinnerung bleiben.


Mai

Neo-Nazis missbrauchen den Tag der Arbeit

Die Feiern zum "Tag der Arbeit" am 1. Mai standen im Schatten eines Aufmarsches von Neonazis in Bremen, die den Feiertag der Arbeiter - 66 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs - erneut für ihre Zwecke missbrauchen wollten.

Zwei Monate zuvor hatte es in der Aula der "Theo" einen Vortrag mit anschließender Diskussion über die in der Öffentlichkeit weitgehend als zersplittert und führerlos wahrgenommene Neo Nazi Szene gegeben. Ein Blick in die Vergangenheit der Entwicklung seit dem zweiten Weltkrieg räumte jedoch schnell mit diesem Vorurteil auf. Mit Verweisen auf den Wortlaut des NPD-Parteiprogramms, und in Verbindung mit dem Wissen um die Geschichte der Neo Nazis in Deutschland ließen sich auch die oft pauschal als "vernünftige Ansichten" bezeichneten Schlagwörter der Rechtsradikalen als geschickte Täuschungsmanöver entlarven.

Nach Polizeiangaben waren 200 Neonazis durch die Bremer Neustadt gezogen. 4000 bis 6000 Menschen hatten gegen den Aufmarsch demonstriert. Ein detailierter Bericht über die Ereignisse in Bremen findet sich in der TAZ.

Wie wichtig die Aufklärung über die rechtsradikale Szene deren Strukturen und die Absichten der NPD sind, wurde deutlich, seit die Hintergründe über die Nazi-Terrorzelle "Nationalsozialistischer Untergrund" (NSU) aufgeklärt werden. Eine Chronik dazu findet sich auf der Internetseite der Tagesschau der ARD.


Wahl der Bremischen Bürgerschaft
und der Bremerhavener Stadtverordnetenversammlung


Am 22. Mai wurde im Land Bremen gewählt. Auf Landesebene wurde die Fortsetzung der Rot-Grünen Koalition klar bestätigt. Die Grünen gewannen 6 Prozent hinzu während die CDU einen Verlust von 5,2 Prozent hinnehmen musste und damit nur noch dritte Kraft in der Bremer Landesregierung ist.

Auch die CDU in Bremerhaven wurde für ihr "Geschwätz von gestern" sowie für ihre Arroganz und ihre Ignoranz gegenüber den Sorgen und Wünschen "ihres Wahlvolks" abgestraft. Nach den Grünen ist die CDU in Bremerhaven ebenfalls nur noch die dritte Kraft. Die Bürger erteilten einer Neuauflage der Großen Koalition aus SPD und CDU eine klare Absage. Ein bitterer Nachgeschmack bleibt jedoch angesichts der erneut gesunkenen Wahlbeteiligung:

Nur 46,8 Prozent der Wahlberechtigten gaben ihre Stimmen ab.Von realen Mehrheiten kann da eigentlich keine Rede mehr sein. Wenn man dann Abends in den Fernsehnachrichen sieht, wie zigtausende Menschen in Nordafrika und in den arabischen Ländern für demokratische Reformen auf die Straße gehen und dafür zu tausenden mit ihrem Leben bezahlen, dann kann ich diejenigen, denen es völlig egal ist, was "die da oben" hierzulande in den regionalen-, den Landes- und Bundesparlamenten so treiben, gar nicht mehr verstehen. Dafür, dass wir heute in einer freiheitlichen Demokratie leben können, und nicht in einem feudalen Kaiserreich oder unter einer Militärdiktatur, mussten auch viele unserer Vorfahren ihr Leben lassen.

Da die SPD allerdings auch mit der CDU eine dünne Mehrheit gehabt hätte und es das erklärte Ziel der Grünen war, in Bremerhaven einen Politikwechsel herbeizuführen, haben die Grünen sich in den Koalitionsverhandlungen mit ihrer Zustimmung zum Bau des Hafentunnels auf einen Kompromis eingelassen (einlassen müssen?), der ihnen bei der nächsten Wahl teuer zu stehen kommen könnte. Die Alternative wäre allerdings die Fortsetzung der Großen Koalition aus SPD und CDU gewesen. Dann wäre der Tunnel ohnehin gebaut worden - mit sämtlichen anderen bekannten Risiken und Nebenwirkungen während der aktuellen Legislaturperiode, die aus den vergangenen beiden Legislaturperioden hinlänglich bekannt sind.


Harry Bohnsack Preis

Ebenfalls im Mai wurde der Journalist Detlef Kolze mit dem "Harry Bohnsack Preis" der Bremerhavener "Grünen" geehrt. Über den Umgang der Bremerhavener Lokalzeitung mit Herrn Kolze aufgrund seiner kritischen Berichterstattung war bundesweit berichtet worden. Herr Kolze hat sich deswegen aber nicht mundtot machen lassen. Unter anderem berichtet er in gewohnt kritischer Weise in seinen Blogs.


"Alexander von Humboldt"

In Bremen wurde der Rumpf der "Alexander von Humboldt II" zu Wasser gelassen und anschließend zur Ausrüstung nach Bremerhaven geschleppt. Im September kam es dann zu einem "Treffen der Generationen", als das neue Schiff und sein weltweit bekannter Vorgänger, das Schiff mit den grünen Segeln gemeinsam auf der Weser vor Bremerhaven kreuzten. Im Oktober verließ die "Alexander von Humbold II" Bremerhaven zum Überwintern in Richtung Kanarische Inseln. Die gute alte "Alexander von Humboldt" wird ihren bisherigen Heimathafen im Januar 2012 endgültig verlassen, um in Zukunft auf Tagestörns mit Gästen in der Inselwelt der Bahamas unterwegs zu sein. Der Kaufvertrag soll noch in dieser Woche unterzeichnet werden.


"Al-Zahraa"

Ein weiteres Schiff, das im Laufe der Jahre zu einer Art Wahrzeichen und Mahnmal gegen den Krieg geworden war, verließ Bremerhaven im Juli für immer. Die "Al-Zahraa" war ein irakisches Ro-Ro-Schiff, das das Pech gehabt hatte zu Beginn des ersten Golfkriegs mit ausgebauter Maschine auf einer Bremerhavener Werft festzusitzen. Aufgrund internationaler Vereinbarungen wurde es "an die Kette gelegt". Bis 2005 lag die "Al-Zahraa" (zu deutsch "Die Rose") im Kaiserhafen und während der letzten Jahre im Fischereihafen an der "Halle-X". Über Bremerhaven hinaus wurde das Schiff durch den Dokumentarfilm "Die Vergessenen der Al-Zahraa" bekannt. Der Film schildert das Leben der beiden irakischen Wachleute, die jeweils nach einem halben Jahr durch andere Kollegen abgelöst wurden. Jetzt gibt es nichts mehr zu bewachen. Die "Al-Zahraa" wurde zum Abwracken nach Klaipeda (Litauen) geschleppt: Die Rose ist verblüht ...


Juni

Der Süden Lehes stand im Juni ganz im Zeichen der "Leher Sommer-Kulturwochen 2011". Drei Wochen lang gab es eine Vielzahl wechselnder kultureller Veranstaltungen mit Musik, thematischen Führungen durch das Quartier, Inprovisationstheater, einem Kurzfilmfestival und vielem mehr. Im "Container" wurde ein Programm mit Dokumentarfilmen über die Menschen und ihr Leben in Lehe gezeigt und in der Kulturwohnung gab es Lesungen, Kleinkunst, oder Raum für Begegnungen zwischen Bewohnern des Quariers.

Höhepunkte waren für viele Menschen aber wohl die Straßenfeste der portugisisch- und der spanischstämmigen Mitbürger, sowie der Tag der Kulturen auf dem "Pausenhof-Lehe". Leider litten die meisten der Veranstaltungen unter dem Dauerregen des Sommers 2011. Einige fielen deswegen auch ganz ins Wasser.


Juli

Seit Jahren wird auf dem Zollinlandplatz am Rande des Leher Gründerzeitviertels "Goethestraße" schon kein Fußball mehr gespielt. Früher, als auf dem überregional bekannten Platz noch nationale Berühmtheiten spielten, nannten die Bremerhavener Fußballfans den Platz liebevoll "Zolli". Heute fristet er ein eher trostloses Dasein. Die Bürgerinitiative "Zolli für alle Generationen" möchte das Gelände als Mehrgenerationenplatz für die Menschen in der Umgebung nutzbar machen. Unter dem Motto "Zollivision" ging sie im Juli mit ihren Ideen an die Öffentlichkeit.

Ebenfalls im Juli wurde bekannt, dass die Bundesagentur für Arbeit die Bremerhavener Arbeitsagentur schließen will. In der Stadt, die eine der höchsten Arbeitslosenquoten unter den westdeutschen Städten aufweist, wurde das als schlechter Scherz empfunden. Proteste von Bürgern und Politikern änderten daran jedoch nichts.


Phillips-Field

Im Gegensatz zum Verkauf des Wilhelm-Kaisen-Platzes nahm der Widerstand der Bremerhavener Bürger, der Einzelhändler und der Industrie und Handelskammer (IHK) gegen die Ansiedlung eines "Kaufland"-Vollsortimenters auf dem benachbarten Phillips-Field ein glückliches Ende. Wie die SPD und die Grünen in ihrer Koalitionsvereinbarung vereinbart hatten, wurde der Beschluss der Stadtverordnetenversammlung, dass es keine Bebauung des "Phillips-Field" mit Verbrauchermärkten, Discountern oder anderen Einrichtungen gibt, aufrecht erhalten. Im September folgte dann der endgültige Beschluss zur Änderung des Bebauungsplans "Phillips-Field": Damit wurde besiegelt, dass das Phillips-Field nicht bebaut wird. Es wird also weiterhin als Sportplatz für Betriebssportgruppen etc. zur Verfügung stehen.


Bremerhavener Festwoche

Ein großes, überregionales Ereignis war Ende Juli /Anfang August auch in diesem Jahr wieder die Bremerhavener Festwoche. Wie so oft war es auch dieses Mal wieder ein kleines Schiff, dass den Großen die Show stahl: Die "Grimmershörn", ein bemanntes Modellschiff. Unter den großen Schiffen war die "HMS Bounty" der Star. Es ist der Nachbau des Schiffes auf dem sich die "Meuterei auf der Bounty" ereignete. Die heutige "Bounty" war eigens für die Verfilmung dieser Ereignisse gebaut worden. Ein weiterer Höhepunkt war das Treffen von drei Hansekoggen-Nachbauten und der mittelalterliche Markt im Bereich der Kaje dahinter.


August

Die Pläne der Bremer Landesregierung,  die Dauer der Legislaturperiode von vier auf fünf Jahre zu verlängern stießen bei vielen Menschen auf Unverständnis. Sie empfinden diesen Schritt als Beschränkung ihrer demokratischen Rechte. Mit ihrer satten Zwei-Drittel-Mehrheit hat es die rot-grüne Regierung des Landes Bremen allerdings nicht nötig, sich deswegen mit Andersdenkenden auseinanderzusetzen.


Oktober

Im Oktober wehrte sich Frau Rogge-Mönchmeyer (Stadthalle Bremerhaven, Geschäftsführerin) gegen die Absicht des neuen Bremerhavener Oberbürgermeisters, Herrn Grantz (SPD) ihren Arbeitsvertrag nicht zu verlängern.


November

Im November verwirklichte die ESG-Lehe im Leher Gründerzeitviertel "Goethestraße" ihr Projekt "Altstadtrundweg". Der Weg ist jetzt während der Dunkelheit mit orangefarbenen Lichtspots markiert und an markanten Stellen wurden Tafeln mit Texten und Bildern zur Gesschichte, Gegenwart und Zukunft des Quartiers aufgestellt.


Das war das Jahr 2011


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