Samstag, 31. Juli 2010

Ein runder Geburtstag mit zwei Nullen


Das Fährschiff "Bremerhaven" auf der Weser vor Bremerhaven

Am 1. August 1910 unterzeichneten Vertreter des Oldenburger Staats, der Städte Geestemünde, Lehe, Bremerhaven und Nordenham, des Amtsverbands Butjadingen sowie der Firmen Midgard DSAG, J. Frerichs & Cie.AG und der Norddeutschen Seekabelwerke AG den Gesellschaftsvertrag zur Gründung der "Weserschiffsgesellschaft mbH".

Das war die Geburtsstunde der Fährverbindung zwischen Bremerhaven und Nordenham, die heute genau seit 100 Jahren besteht. Während dieser Zeit beförderten die Schiffe der Weserfähre mehr als 100 Millionen Menschen und über 16 Millionen Fahrzeuge über die Weser. Bis zur Eröffnung des Wesertunnels im Jahre 2004 war die Weserfähre die wichtigste Verbindung zwischen Butjadingen und dem Elbe-Weser-Dreieck.

Da der Wesertunnel für Gefahrguttransporte, Radfahrer, Fußgänger nicht nutzbar ist, ist die Fährverbindung auch weiterhin von Bedeutung. Für Berufspendler zwischen dem nördlichen Landkreis Cuxhaven, Bremerhaven und Nordenham bleibt sie die kürzeste Verbindung über die Unterweser. Außerdem sind die Schiffe der Weserfähre in ihrer Funktion als Feuerlöschschiff in das Sicherheitskonzept auf der Weser eingebunden.

Heute Abend legt das Fährschiff "Nordenham" am Südende des Neuen Hafen bei Deutschen Auswandererhaus an. Dort wird in der Zeit von 20 Uhr bis Morgen früh um 1 Uhr mit einer Schiffsparty in den runden Geburtstag "reingefeiert". Aus Sicherheitsgründen sind allerdings nicht mehr als 450 Geburtstagsgäste auf dem Schiff zugelassen. Eintrittskarten bekommt man für 3 Euro am Hauptbahnhof und im Hanse Carré. Den Rest der Karten gibt es an der Abendkasse auf der "Nordenham".

Ich wünsche dem Gebutstagskind alles Gute für die Zukunft, und würde mich freuen, wenn unsere Enkel oder Urenkel auch den 200. Geburtstag der Weserfähre noch feiern könnten.


(Quelle: Weserfähre)

Donnerstag, 29. Juli 2010

Das Bülzenbett


Das Bülzenbett mit dem zerbrochenen mittleren Deckstein ...

In der Region zwischen Bremerhaven und Cuxhaven finden sich viele Zeugnisse der sehr frühen Besiedlung unserer Umgebung, die bis weit in die Vergangenheit zurückreichen. Eine dieser uralten Spuren ist das zwischen Sievern und Holßel am Rande der Hohen Lieth gelegene "Bülzenbett". Ein kurzer Abstecher von meiner Radtour entlang des Alten Postwegs führte mich am vorletzten Sonntag wieder einmal dort hin.



... in seiner Einfassung aus kleineren Findlingen

Das Bülzenbett Hünengrab mit Decksteinen aus drei sehr großen Findlingen, sowie Stützsteinen und einer eckigen Einfassung aus kleineren Findlingen. Die Länge der Einfassung beträgt ungefähr 35 Meter. Archäologen ordnen das Bülzenbett einer frühen Kultur im nördlichen Mitteleuropa aus dem Zeitraum der Jungsteinzeit zu (Trichterbecherkultur, ca. 4200–2800 v. Chr.).



In der Kammer des Bülzenbetts

Im Jahre 1970 wurde die Grabanlage, die in der Vergangenheit beschädigt worden war, soweit wie möglich wieder hergerichtet. Nicht wiederherstellen lässt sich leider jedoch der mittlere Deckstein des Bülzenbetts. Er ist in der Mitte zerbrochen und die mittleren Ränder der beiden Teile sind in den Innenraum der Grabkammer gestürzt. Eine Reihe von Bohrlöchern lässt darauf schließen, dass der Stein dem Versuch zum Opfer fiel, Baumaterial daraus zu gewinnen.



Das Bülzenbett im Jahre 1604 (Wilhelm Dilich, 1571-1655, Public Domain)

Eine Besonderheit des Bülzenbetts ist, dass es schon zu einem sehr frühen Zeitpunkt archäologisch untersucht wurde. Aus zwei Werken von Forschern aus dem 17. und 18. Jahrhundert lässt sich daher der Zeitraum, in dem das Bülzenbett beschädigt wurde, ziemlich genau eingrenzen. In der Arbeit "Urbis Bremae typus et chronicon" des Grafikers und Geografen Wilhelm Dilich (1571-1655) findet sich eine Zeichnung des noch intakten Bülzenbetts. Ungefähr 100 Jahre später, fertigte der Pastor und Urgeschichtsforscher Martin M. Mushard (1699-1770) eine Darstellung des bereits beschädigten Bülzenbetts an, die in seinem 1838 veröffentlichten "Palaeogentilismus Bremensis" zu sehen ist.

Man muss sich einmal klar machen, dass den Menschen der Steinzeit keine Lkw's und keine Kräne zur Verfügung standen, um diese Felsbrocken zu transportieren und aufeinanderzutürmen. Erst dann wird einem bewusst, welche Mühen sie damals auf sich nahmen, um ihre Toten zu ehren. Wenn ich mich an diesem Ort befinde und mir dabei bewusst wird, dass 5000 Jahre oder mehr vergangen sind, seit unsere Vorfahren diese Felsbrocken dort hintranspotiert und so abgelegt haben wie ich sie heute noch vor mir sehe, dann frage ich mich manchmal, welches Erbe unsere Nachfahren in 5000 Jahren von unserem Leben vorfinden werden.


(Quelle: Wikipedia)

Mittwoch, 28. Juli 2010

Die Geier kreisen über Afghanistan

FriedenstaubeIn den schwer zugänglichen Gebirgsregionen des Hindukusch, lagern riesige Mengen an Bodenschätzen. Der "Focus" berichtete am 14.06.2010, Vertreter des US-Verteidigungsministeriums und US-Geologen seien in Afghanistan auf Rohstoffvorkommen im Wert von einer Billion Dollar gestoßen. Neben dem Bericht im "Focus" verbreitete sich Mitte Juni die "sensationelle Meldung" wie ein Lauffeuer auch über Beiträge in anderen Medien. Komisch ist nur, dass der "Spiegel" bereits am 19.12.2009 in seiner Online-Ausgabe über das Thema "Bodenschätze in Afghanistan" berichete. Haben die Spiegel Journalisten möglicherweise vielleicht hellseherische Fähigkeiten?

Vermutlich wird die Kenntnis darüber aber vorher lediglich mehr oder weniger erfolgreich vertuscht worden sein. Besser, die Menschen bleiben im Glauben, der Krieg in Afghanistan werde für den Frieden geführt. Jetzt berichtete auch der "Weltspiegel" in seiner Sendung vom 25.07.2010, allerdings aus der Perspektive der afghanischen Stammesgesellschaften, über ein breites Band aus Kupfer, Eisenerzen, Smaragden, Gold, Lithium und vielem mehr, das sich sich quer über den Hindukusch ziehe. Lithium ist der Rohstoff für die Produktion von Lithium-Akkus, die in Notebooks, Digitalkameras, Mobiltelefonen etc. zum Einsatz kommen. Der Focus schrieb in seinem Bericht, einer internen US-Ministeriumsnotiz zufolge könne Afghanistan für Lithium der Stellenwert zukommen, den Saudi-Arabien für Öl einnimmt. Die Erzvorkommen seien so riesig, dass das verarmte Land zu einem der weltgrößten Bergbauzentren aufsteigen und mit den Gewinnen aus dem Verkauf der Bodenschätze zu einem der reichsten Länder der Welt werden könnte.


Krieg um Rohstoffe

Schon die Soldaten der Sowjet-Armee starben offensichtlich nicht nicht für den Frieden in Afghanistan, sondern für die ganz gewöhnliche Gier nach dem schnellen Geld. Die "Entdeckung" der USA beruht auf Karten- und Datenmaterial sowjetischer Bergbauexperten, die, wie im Bericht des "Focus" zu lesen ist, noch aus der Zeit der sowjetischen Besatzung in den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts stammen, und die beim Rückzug der Sowjetarmee afghanischen Geologen in die Hände gefallen sind.

Als nach dem Rückzug der Sowjetunion aus Afghanistan die bis dahin vom Westen gegen die sowjetischen Besatzer unterstützten Taliban ihre Schreckensherrschaft etablierten, und die USA nach den Terroranschlägen vom 11. September auf das World-Trade-Center in New York nach Rache schrien, starben bald die Soldaten der anderen militärischen Weltmacht in Afghanistan. Anfangs angeblich, um den Drahtzieher der Terroranschläge in den USA Bin Laden aufzuspüren und zu verhaften ... - wenig später, um dem Land wieder einmal den Frieden zu bringen. Auf den Blitzkrieg aus der Luft folgten die Bodentruppen der US-Army und der "Koalition der Willigen".

Bin Laden und sein Terror-Netzwerk gibt es immer noch. Die Taliban wurden zwar in den Untergrund gedrängt, sind aber nach wie vor unbesiegt.

Die technisch hochgerüstete Armee der "Weltmacht USA", ebenso wie die inzwischen im Land stationierten, gleichfalls hochgerüsteten Armeen ihrer Verbündeten, haben keine Chance, diese aus dem Verborgenen heraus zuschlagenden Untergrundkämpfer zu besiegen. Diese schmerzhafte Lektion hatte vor ihnen schon die Sowjetunion lernen müssen, und so langsam dämmert es auch den Regierungen der westlichen Beteiligten am Afghanistankrieg, dass die Taliban mit militärischen Mitteln nicht zu besiegen sind.


Es geht um handfeste wirtschaftliche Interessen

Angeblich soll die vom Westen etablierte Regierung in Kabul ab 2014 in eigener Regie für den Frieden in Afghanistan sorgen. Das sei so beschlossen worden, berichteten die Medien in den vergangenen Tagen. Dass der regulären afghanischen Armee gelingt, woran zwei Weltmächte gescheitert sind, bezeifele ich. Sollte es ihr jedoch gelingen, dann hätte der Rest der Welt die Hände frei um sich auf die Schätze Afghanistans zu stürzen. Die Geier kreisen schon ...

Experten des US-Verteidigungsministeriums schüren derweil Hoffnungen auf mögliche billionenschwere Geschäfte mit den Schätzen Afghanistans. Das Bergbauministerium der afghanischen Regierung hält die amerikanischen Schätzungen allerdings für sehr zurückhaltend. Nach den eigenen Berechnungen betrage der Wert der afghanischen Bodenschätze das dreifache der Schätzungen der Amerikaner. Klar: Je größer der Wert, desto höher werden die Lizenzgebühren für die Schürfrechte ausfallen.

Herr Sharma (Chef der indischen Minenvereinigung) meint, es könne sein, dass nach den Sowjets auch die Amerikaner eigene Untersuchungen gemacht hätten, aber Indien müsse selbst nachforschen, um den Wert der Rohstoffvorkommen abschätzen zu können. Erst wenn man im Berg sei, und tatsächlich auf Rohstoffvorkommen stoße, kenne man den wahren Wert der Mineralien.

Auch China hat Interesse an der Ausbeutung der afghanischen Bodenschätze angemeldet. In zwei Jahren wollen sie tausende Tonnen Kupfer aus der Mine Aynak südlich von Kabul holen. Um an die gewinnversprechende Lizenz zu kommen, haben die Chinesen versprochen Schulen und Straßen zu bauen. Solche Versprechen kommen mir irgendwie bekannt vor. Folgen auf die deutschen "Aufbauhelfer in Uniform" die "Aufbauhelfer des chinesischen Neokapitalismus"? Nach den Vorstellungen Chinas sollen afghanische Arbeiter Jobs im Bergbau bekommen. Das Erfolgsmodell des chinesischen Wirtschaftswunders auf dem Rücken billiger Arbeitskräfte könnte mit der Ausbeutung afghanischer Bodenschätze und afghanischer Arbeitskräfte zum Exportschlager werden - vorausgesetzt, der Gewinn des chinesischen Bergbauunternehmens würde nicht durch Terroranschläge der Taliban geschmälert.

Bisher bauen die Menschen der Stämme in den Bergen Afghanistans die Smaragde in der stickigen Luft ihrer Minen tief im Berg traditionell mit Hammer und Meißel in eigener Regie ab. Manchmal helfen sie auch mit etwas Dynamit nach, das noch aus der sowjetischen Besatzungszeit stammt. Der Erlös aus dem Verkauf der Edelsteine sichert ihre Existenz. Selbst für geringe Mengen der grünen Steine bekommen sie auf dem Markt in Kabul so viel Geld, dass ein ganzes Dorf ein Jahr davon leben kann. Weder die Regierung in Kabul noch Aufständische aus der Region haben jemals Anspruch darauf erhoben. Die Menschen der afghanischen Stammesgesellschaften wollen unter sich bleiben. Sie wollen weiterhin so leben und arbeiten wie bisher.

Sollte die afghanische Regierung die Bergbaurechte an China verkaufen, dann wäre es vorbei mit dem Reichtum der Stämme aus ihren Minen und ihrer Arbeit in Freiheit. Noch ahnen sie nicht, dass ihre Mine bald von einer Firma aus Indien oder China ausgebeutet werden könnte. Sie haben keine Vorstellung davon, was die Regierung im fernen Kabul zusammen mit den ausländischen Firmen plant. Die nächsten Konflikte sind bereits vorprogrammiert, denn irgendwann werden sie dahinter kommen.

Indiens Sorge gilt bereits heute einem zu starken Einfluss Chinas in Afghanistan. Es sieht seine Interessen gefährdet und hofft auf das Interesse der USA an den afghanischen Bodenschätzen. Die Chinesen hätten zwar durch die gemeinsame Grenze mit Afghanistan den Vorteil, dass sie die Ausbeute gleich nach Hause transportieren könnten. Aber solange die USA Truppen in Afghanistan hätten, würden diese sicher dafür sorgen, dass sie selbst nicht zu kurz kämen.


Ein Schelm der Böses dabei denkt?

Und welche Interessen - abgesehen vom Bau neuer Schulen und Straßen - verfolgen die Kriegsbefürworter des Landes, das nach Aussage seines ehemaligen Bundespräsidenten in Anbetracht seiner Außenhandelsabhängigkeit wissen muss, dass manchmal auch militärische Mittel zur Wahrung seiner wirtschaftlichen Interessen notwendig sind, wirklich in Afghanistan? Sterben und töten auch deutsche Soldaten in Wahrheit im Kampf um die Verteilung des fetten afghanischen Kuchens?

Herr Prof. Ratschbacher (Sächsische TU Bergakademie Freiberg) sagte der Tagesschau am 24.06.2010, die Vorarbeiten für die angeblich überraschenden Funde gigantischer Mengen an Bodenschätzen hätten Deutsche schon in den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts geleistet. Die Kenntnis über reiche Bodenschätze in Afghanistan war in Deutschland also schon seit ungefähr 40 Jahren vorhanden.

Und: Herr Karsai (Afghanistan, Präsident) sagte, sein Land sollte zuerst den Ländern Zugriff bei der Ausbeutung der am Hindukusch vermuteten Bodenschätze gewähren, die sein Land in den vergangenen Jahren massiv unterstützt haben.

Ein Schelm, der Böses dabei denkt?


(Quellen: Spiegel Online vom 19.12.2009, Focus online vom 14.06.2010, Stern online vom 14.06.2010, Der Standard vom 18.07.2010, Spiegel vom 18.07.2010, Focus vom 20.07.2010, Der Standard vom 20.07.2010, ARD-Tagesschau vom 24.06.2010, ARD-Weltspiegel vom 25.07.2010)

Dienstag, 27. Juli 2010

Wunden der Seele bluten im Verborgenen

FriedenstaubeDer Weltspiegel zeigte am Sonntag einen bemerkenswerten Beitrag über US-amerikanische Irakkriegs Veteranen. Einer von ihnen gilt in den Militärstatistiken der US-Army sicherlich als unverwundeter Soldat im Ruhezustand. Ein anderer hat sichtbare, körperliche Wunden davongetragen. Die schwersten Wunden beider ehemaligen Soldaten bluten jedoch im Verborgenen.

Dank der sogenannten G.I.-Bill, einem staatlichen Förderprogramm, studiert der 26 jährige Cameron Baker an der Columbia University im zweiten Semester.

Nach fünf Jahren Irak in ständiger Angst und Lebensgefahr lassen ihn die Erinnerungen daran nicht los. "Ich konnte eine Woche in Bagdad verbringen, ohne zu zucken. Hier muss ich mich umstellen: eine Straße entlang laufen oder mit Freunden im Restaurant essen, ohne an die eigene Sicherheit zu denken." sagt er in dem Beitrag des Weltspiegels. In der Vorlesung sucht er sich immer einen Platz möglichst weit vorn. Zu viele Feuergefechte und Explosionen haben sein Gehör geschädigt. Würde er nicht davon sprechen, würde niemand ihm diese Wunden ansehen. Er kam ja schließlich körperlich unbeschadet aus dem Krieg zurück. Auf die Frage, ob Columbia oder Bagdad für ihn härter sei, antwortet er, für ihn sei es Columbia. In seinem Kopf sei wohl etwas kaputt gegangen.

Vielen ehemaligen Soldaten sind ihre seelischen Verletzungen peinlich. Sie sprechen nicht darüber - überspielen sie - und gehen daran zu Grunde. Oft noch, nachdem der Krieg für sie in den Augen ihrer Mitmenschen schon lange zu Ende ist ...


Der andere ehemalige Soldat, Luis Montalvan kehrte schwerst verwundet aus dem Irak zurück. Nahe der syrischen Grenze stachen Männer mit Messern auf ihn ein. Mit 20 Tabletten täglich bekämpft er seine Schmerzen. Seine Wirbelsäule ist verletzt. Depressionen quälten ihn.

Treppen machen ihm Angst. Er verliert schnell das Gleichgewicht. Deshalb bekam er einen Servicehund, der schnell zu seinem engsten Vertrauten wurde. Sein Hund hebt für ihn die Dinge vom Boden auf, nach denen er sich nicht mehr bücken kann. Diese Wunden und Behinderungen sieht man ihm an. Aber seine schlimmsten Wunden bleiben dem flüchtigen Blick seiner Mitmenschen verborgen. Im Beitrag des Weltspiegels sagte er: "Ich denke nicht oft über die Vergangenheit nach. Der Hund hat mir geholfen, ins Leben zurück zu finden. Früher konnte ich meine Wohnung nicht verlassen, weil ich den Menschen nicht mehr traute. Warum war das so? Weil es im Irak sehr schwer ist, überhaupt jemandem zu trauen." Ich kann mir gut vorstellen, dass der Hund, den er eigentlich aufgrund seiner körperlichen Verletzungen bekam, vor allem seine seelischen Schmerzen lindert.

Jetzt steht Luis Montalvan kurz vor seinem Universitätsabschluss. Er will Journalist werden und das bekannte Bild des Krieges verändern: "Viele Reporter bekommen im Irak immer nur die Disneyland-Tour, die den Generälen gefällt. Ich würde gern Journalisten herumführen, mit einer fünf bis sechs Mann starken Truppe im Konvoi, und denen mal die echte Story zeigen.", sagt er.

Sollte er damit Erfolg haben, dann könnte er damit vielleich bewirken, dass die Akzeptanzschwelle viele seiner Mitmenschen für kriegerische Militäreinsätze sinkt, und dass den Falken in der Regierung der USA nach und nach der Boden entzogen wird, auf dem sie ihre Gewalt säen. Ich würde mir wünschen, dass seine journalistischen Arbeiten dann auch in Deutschland bekannt werden würden, und den Leuten auch hierzulande die Augen öffnen.

Wie viele Wunden äußerlich unversehrter deutscher Soldaten, die in Afghanistan den Krieg erlebten, wohl im Verborgenen bluten? Warum?



(Quelle: ARD Weltspiegel vom 25.07.2010)

Neu im Juviversum

Das Juwiversum

Lehe
"Goethestraße":
Die Potsdamer Straße
  • Update: Die Potsdamer Straße von der Frenssenstraße bis zur Rickmerstraße
Das fehlende Stück derPotsdamerstraße im Juviversum von der Frenssenstraße bis zur Kreuzung mit der Rickmerstraße ist jetzt fertiggestellt.

Im Abschnitt zwischen der Frenssenstraße und der Rickmersstraße steht seit 1995 die Merkez Camii Moschee und es gibt dort einige Gewerbebetriebe. Eine Halle eines dieser Gewerbebetriebe wurde später direkt an die nördliche Giebelwand der Moschee gebaut. Seit dem ist leider das schöne Wandgemälde mit dem Motiv einer großen Moschee, wie man sie aus dem Orient kennt, verdeckt. Nur die Spitzen der gemalten Minaretts sind noch oberhalb des Hallendaches an der Wand zu erkennen. Wenn es sich hier um eine Kirche gehandelt hätte, wäre der Bau einer Gewerbehalle sicher nur mit einem größeren Abstand zur Kirche genehmigt worden.


Die Navigation:

Die nach rechts und links zeigenden Pfeile unter den Fotos öffnen die nächste bzw. die vorhergehende Seite. Der Kreis zwischen den beiden Pfeilen öffnet das Inhaltsverzeichnis, von dem aus man direkt zu markanten Punkten im Quartier springen kann, ohne bei weiteren Besuchen den gesamten Weg noch einmal "ablaufen" zu müssen. Neu ist auf eingen Seiten ein "X" anstelle des Kreises. Mit einem Klick darauf kommt man von einen "Seitenweg" zu der Stelle zurück, an der man auf den Seitenweg abgebogen ist.

Hier gehts zum "Juwiversum", Bremerhaven, Lehe. Direkt zum Anfang des neuen Abschnitts der Potsdamer Straße gelangt man hier.


Montag, 26. Juli 2010

Neu im Juviversum

Das Juwiversum

Lehe
"Goethestraße":
Die Goethestraße
  • Update: Die Goethestraße von der Heinrichstraße bis zur Rickmerstraße
Das fehlende Stück der Goethestraße im Juviversum von der Heinrichstraße bis zu ihrem nördlichen Ende an der Rickmerstraße ist jetzt fertiggestellt.


Die Navigation:

Die nach rechts und links zeigenden Pfeile unter den Fotos öffnen die nächste bzw. die vorhergehende Seite. Der Kreis zwischen den beiden Pfeilen öffnet das Inhaltsverzeichnis, von dem aus man direkt zu markanten Punkten im Quartier springen kann, ohne bei weiteren Besuchen den gesamten Weg noch einmal "ablaufen" zu müssen. Neu ist auf eingen Seiten ein "X" anstelle des Kreises. Mit einem Klick darauf kommt man von einen "Seitenweg" zu der Stelle zurück, an der man auf den Seitenweg abgebogen ist.

Hier gehts zum "Juwiversum", Bremerhaven, Lehe. Direkt zum Anfang des neuen Abschnitts der Goethestraße gelangt man hier.

Sonntag, 25. Juli 2010

Atompolitik: Eine grandiose Fehlleistung

Atomkraft? Nein Danke!
Herr Mappus (CDU, Baden-Württemberg, Ministerpräsident) bezeichnete den bisherigen Atomkurs der schwarz-gelben Bundesregierung als "grandiose Fehlleistung".

Darin stimme ich ihm uneingeschränkt zu!


Weiter geht die Übereinstimmung zwischen uns beiden denn aber doch nicht. Während ich den weiteren Betrieb der deutschen Atomkraftwerke aufgrund des unkalkulierbaren Betriebsrisikos und des gefährlichen, über Jahrmillionen strahlenden Atommülls strikt ablehne, wirft Herr Mappus Herrn Röttgen (CDU, Bundesumweltminister) erneut vor, dass dieser der sich dagegen sträubt, die Laufzeiten der Atomkraftwerke deutlich zu verlängern. Er hatte Herrn Röttgen deswegen vor einiger Zeit auch schon einmal den Rücktritt nahegelegt.

Herr Mappus meint, es könne nicht sein, dass ausgerechnet derjenige, "der dafür zuständig ist", ständig dagegen schießt. Vielleicht hat er da ja einiges falsch verstanden, der Herr Mappus. Herr Röttgen ist nämlich dafür zuständig, dass die Sicherheit beim Betrieb der Atomkraftwerke gewährleistet ist, und dafür dass der radioaktive Müll solange sicher gelagert wird, bis die Strahlung soweit abgenommen hat, dass sie keine Gefahr mehr für das Leben und die Gesundhaiet von Pflanzen, Tieren und Menschen darstellt. Herr Röttgen ist jedoch nicht dafür zuständig, koste es was es wolle dafür zu sorgen, dass die Atomkraftwerke bis zum St. Nimmerleinstag in Betrieb bleiben.

Da Herr Röttgen sich bisher jedoch nicht klar gegen den Weiterbetrieb der Atomkraftwerke ausgesprochen hat, lege auch ich ihm den Rücktritt nahe. Obwohl er es eigentlich besser wissen müsste, führt er die Öffentlichkeit nämlich auf gefährliche Weise an der Nase herum, wenn er ihr weiszumachen versucht, ein paar Jahre mehr - wenn auch nur ganz wenige - dürften es schon noch sein, und wenn er dabei so tut, als könne er die Sicherheit der Atomkraftwerke und die sichere Entsorgung des Atommülls tatsächlich gewährleisten. Weltweit gibt es kein einziges Endlager für Atommüll - geschweige denn ein sicheres - in welchem er seinen Atommüll tatsächlich verschwinden lassen könnte, und der Super-GAU von Tschernobyl hat der Welt auf drastische Weise vor Augen geführt, was von der Sicherheit und dem Restrisiko im Zusammenhang mit dem Betrieb von Atomkraftwerken zu halten ist.

Jeder Politiker, der die Menschen in Deutschland bewusst den Gefahren aussetzt, die vom Betrieb der Atomkraftwerke ausgehen, kann nicht wirklich darüber nachgedacht haben, was er in dem Moment gesagt hat, als er den Eid abgelegte, "... Schaden vom Deutschen Volke abzuwenden ...". Jeder, der diesen Eid ernst meint, muss alles dafür unternehmen, dass die Atomkraftwerke so schnell wie möglich für immer abgeschaltet werden.


(Quelle: Spiegel online vom 24.07.2010)

Freitag, 23. Juli 2010

Von Debstedt zur Königsbrücke


Auf dem Alten Postweg mit dem Fahrrad von Debstedt zur Königsbrücke

Ich hatte am letzten Sonntag das etwas kühlere Wetter für eine Fahrradtour durch die nördliche Umgebung Bremerhavens genutzt. Nachdem ich das Fehrmoor hinter mir gelassen hatte, ging es weiter nach Debstedt.

Als gesicherte geschichtliche Fakten gelten ja im allgemeinen Ereignisse und Urkunden im Zusammenhang mit Kirchen. Diesbezüglich nimmt Debstedt mit seiner St. Dionysiuskirche wohl eine Sonderstellung ein. Im Jahre 797 eroberte das Heer Karl des Großen das damalige "Wigmodien". Die heute vom Seedeich vor den Fluten geschützten, landwirtschaftlich genutzten Marschengebiete zwischen der hohen Lieth - einer Seitenmoräne von Gletschern aus der Eiszeit - und der Weser waren damals von schiffbaren Prielen und Flussläufen durchzogen und Debstedt war ein Hafenort. König Karl der Große ließ bei Debstedt eine Militärstation und einen Königshof einrichten. Auf dem ehemaligen sächsischen Thingplatz in Debstedt gründete er mit der St. Dionysiuskirche die erste Taufkirche in unserer Region. Die Anfänge von Vorgängersiedlungen des heutigen Ortes Debstedt reichen jedoch bis weit in die Steinzeit zurück.

Wie so oft in der Geschichte des Christentums ließen sich die Menschen auch hier von ihren neuen Herren davon überzeugen, dass die Welt nicht das Werk vieler Götter war, sondern das jenes einen Gottes mit dem die Eroberer sich gegen die Mächte ihrer Götter verbündet hatten. Dabei blieben sie jedoch weiterhin ihren alten Traditionen verbunden. So wurde auf dem Kirchhof noch bis ins 17.Jahrhundert hinein weltliches Recht gesprochen.

Das Kirchspiel der Debstedter Kirche reichte ursprünglich im Norden bis in das Gebiet südlich des heutigen Ortes Altenwalde heran. Im Osten gehörten die Gegenden um Bederkesa und Ringstedt herum dazu und im Süden markierte die Kirche in Lehe die Grenze des Einflussbereiches. Im Westen bildete die Weser die natürliche die Grenze des Debstedter Kirchspiels ...

Bei einem Großbrand im Jahre 1912 brannte auch die St. Dionysiuskirche völlig aus. Im Jahr darauf wurde sie vergrößert wieder aufgebaut und mit einem Gottesdienst am 4.Advent des Jahres 1913 wieder eingeweiht.

Heute ist Debstedt ein Teil der damaligen Samtgemeinde Langen, der es sich 1971 angeschlossen hatte. Aus der Samtgemeinde entstand mit der Gebietsreform von 1974 die neu gebildete Einheitsgemeinde Langen die seit 1990 "Stadt Langen" heißt.

In direkter Nachbarschaft der Kirche ist in einem niedersächsischen Bauernhaus das Heimatmuseum Debstedt untergebracht. Es zeigt mehr als 2000 Exponate der bäuerlichen Kultur und des ländlichen Handwerks. Immer wieder werden auch Veranstaltungen durchgeführt, mit denen der Alltag der Landbevölkerung in den vergangenen Jahrhundeten veranschaulicht wird.

Gut einen Kilometer westlich des Ortsausgangs von Debstedt stieß ich auf den Radwanderweg "Alter Postweg", den ich in meinem Artikel "Auf alten Wegen zu alten Zielen" schon einmal erwähnt hatte.

Nordöstlich von Bremerhaven verläuft der Weg an der Grenze der Hohen Lieth zur Marsch durch ein Gebiet mit sehr vielen Spuren der uralten Siedlungsgeschichte in unserer Region, die teilweise bis weit über die Anfänge des Christentums in die Vergangenheit zurück reichen. Eine Reihe von Wall- und Befestigungsanlagen sowie prähistorischen Grabstätten belegen die frühe kulturelle Bedeutung dieses alten Verkehrsweges.

Die erste dieser Spuren entlang des Alten Postwegs nördlich von Debstedt ist der nicht zu übersehende, zwischen zwischen Langen und Sievern gelegene Bullmersberg. Der von Eichen und Birken bewachsene sechs Meter hohe Ringwall mit einem Durchmesser von ungefähr 40 Metern ist heute ein Kulturdenkmal. Frühgeschichtliche Fundstücke von den umliegenden Ackerflächen weisen auf eine Besiedlung der Umgebung hin, die bis in die Zeit der jüngeren Steinzeit und der frühen Bronzezeit zurückreicht.

Bis die Marsch um 1000 n. Chr. herum eingedeicht wurde, führten, wie bereits erwähnt, schiffbare Priele und Flussläufe bis weit in das Land hinein. Entlang dieser Wasserläufe, sowie in tiefer liegenden Senken, sammelte sich Wasser, und im Laufe der Jahrhunderte bildeten sich Moore und Sümpfe. Dieses unwirtliche Gelände war vielerorts nur von wenigen Wegen erschlossen. In Höhe des Bulmersberges überquerte die alte Heerstraße - der spätere "Alte Postweg" - eine der nördlich von Langen verlaufenden Wasserrinnen und führte auf die höher gelegenen Geestflächen bei Sievern. Von der Wallkrone des Bullmersbergs in 16 Metern Höhe über dem Meeresspiegel ließ sich das umliegende Gelände und der Heerweg gut überwachen. Im neunten Jahrhundert sicherte Kaiser Otto III. von hier aus sein Territorium gegen die Überfälle der Normannen und Wikinger.

Da die Dimensionen der Ringwallanlage aufgrund des dichten Baumbewuchses auf Fotos nicht erkennbar sind, habe ich einige Abschnitte des Weges auf dem nach Westen hin offenen Ringwall mit der Videokamera aufgezeichnet. So bekommt ihr zumindest einen groben Eindruck. Richtig erfassen kann man das Gelände allerdings nur, wenn man es selbst erkundet.

Im Verlauf des Alten Postweges nach Norden fällt eine immer größere Dichte von Windkraftanlagen auf den Feldern auf. Ursprünglich gab es einmal große Widerstände gegen die Errichtung der Anlagen: Sie würden das Landschaftsbild verschandeln, hieß es. Heute sind sie ein Teil der Landschaft und eigentlich auch nicht mehr daraus wegzudenken. Über die wirklich hässlichen Hochspannungsfernleitungen, die von den Kohle- und Atomkraftwerken ausgehend das Land durchkreuzen, hat sich ja auch noch nie jemand aufgeregt. Es ist halt alles eine Sache der Gewohnheit, und in Anbetracht der dramatischen Entwicklung der globalen Klimaerwärmung kann man aus heutiger Sicht sagen: Nördlich von Bremerhaven hat die Zukunft schon begonnen.

Nördlich von Sievern überquert der "Alte Postweg" den Sieverner Bach auf der "Königsbrücke". Ich kann mich an einen Wandertag mit unserer Lehrerin Frau Schulz erinnern, die während der ersten drei Jahre meiner Schulzeit auf der Friedrich-Ebert-Schule im Bremerhavener Stadtteil Leherheide meine Klassenlehrerin war. Wir Knirpse sind mit ihr von Leherheide bis zur Pipinsburg und wieder zurück gelaufen. Als wir damals die Brücke überquerten, erzählte sie uns, ein König sei vor langer, langer Zeit einmal über diese Brücke gekommen und deshalb heiße sie heute "Königsbrücke". Keiner von uns Kindern konnte natürlich einschätzen, wieviel Zeit seitdem tatsächlich vergangen war, und welche Rolle König Karl zu seiner Zeit gespielt hatte, aber ich war jedenfalls tief beeindruckt davon, dass tatsächlich einmal ein waschechter König über diese Brücke gewandelt sein sollte. Geschichtlich belegt ist jedenfalls, dass Karl der Große im Verlauf der Sachsenkriege mit seinem Heer bis nach Altenwalde vordrang, wodurch der heutige "Alte Postweg" eine große Bedeutung als Heerweg gewann. Da also anzunehmen ist, dass er dabei dem Alten Postweg gefolgt ist, kann man wohl davon ausgehen, dass er damals tatsächlich an dieser Stelle den Sieverner Bach überquert hat.


(Quellen: Debstedt, Wikipedia, Sievern, Infotafel Nr. 12 des Alten Postwegs)

Donnerstag, 22. Juli 2010

Digitalwetter


Bremerhaven: Stoppelsteppe (Rasen am Deich beim Neuen Hafen)

Nach der langen Trockenperiode, nur unterbrochen durch gelegentliche kurze Gewitter, verwandeln sich die ehemals grünen Rasenflächen in der Stadt nach und nach in gelbbraune Stoppelsteppen. Es knistert und staubt, wenn der Fuß darauf tritt. Während meiner Radtour am letzten Sonntag habe ich Blaubeersträucher gesehen, an denen winzige vertrocknete blaue Beeren hingen. Im Speckenbütteler Park sind die Teiche an der Parkstraße beim Geestbauernhaus ausgetrocknet.

Digitalwetter:
  • eisige Kälte - knips: glühende Hitze
  • nasser Winter - knips: trockener Sommer

Nachdem man gerade noch eine warme Jacke brauchte, schwitzte man in der Woche darauf bei an die 30 °C Hitze. Unsere Freunde im Frankenwald beneiden uns derzeit wegen der "kühlen Temperaturen" an der Nordseeküste. In anderen Gegenden Deutschlands ist es 38 °C warm. Ich kann mich noch an Jahre erinnern, in denen es einen koninuierlichen Temperaturanstieg im Frühling und einen ebenso kontinuierlichen Rückgang der Temperaturen im Herbst gab. Ich kann nur nicht mehr mit Gewissheit sagen, wann ich das zum letzten Mal erlebt habe. Auf jeden Fall fehlt dem Wetter in diesem Jahr irgendwie das richtige Mittelmaß mit der richtigen Mischung von Sonne und Regen. Früher habe ich immer gesagt: "Was soll's. Das Wetter müssen wir so nehmen, wie es kommt. Ändern tun wir eh nichts daran."

Inzwischen bin ich mir da nicht mehr so ganz sicher. Jedenfalls ist es wohl nicht nur in unseren Regionen extrem heiß, sondern auch global gesehen bleibt es bei der steigenden Tendenz der letzten fünf Jahzehnte. In der Klima Lounge gibt es dazu einen interessanten Artikel, den Stefan Ramstorf am 14. Juli 2010 veröffentlicht hat: Heiß!

Am 23. Juni erschien dort auch ein lesenswerter Artikel über fehlerhafte Anschuldigungen gegen den IPCC-Klimareport von 2007, die über Pressberichte veröffenlicht worden waren, die sogenannten "Klimaskeptiker" beflügelt hatten, und starke Irritationen in der am Klimaschutz interessierten Öffentlichkeit verursacht hatten. Der Artikel "Sunday Times zieht 'Amazongate' zurück" berichtet über die Hintergründe, und darüber, dass bisher nur die von Forschern reklamierten und mit wissenschaftlichen Fakten widerlegten Anschuldigen zurückgezogen wurden. Daher kursieren noch genug Hirngespinnste in den Köpfen, um dringend notwendige Maßnahmen gegen die globale Klimaerwärmung in die Wege zu leiten.


(Quellen: Klimalounge)

Mittwoch, 21. Juli 2010

Ökologisches Altbau-Quartier Lehe/Mitte?

Unter dem Titel "Lehe soll Vorzeige-Stadtteil werden" schrieb die Nordsee-Zeitung am 20.07.2010 in ihrer Serie "Wo liegt Klimastadt?" über die Idee von einem Öko-Altbauviertel. Die Konzeptstudie "Klimastadt Bremerhaven" schlage vor, in Teilen der Stadtteile Lehe und Mitte einen ökologischen Altbaustadtteil zu entwickeln. Zentrale Themen dafür seien Energie, Wasser, Abfall und Mobilität.

So weit, so gut. Das war es dann aber auch schon. In dem Artikel steht irgendwie nicht wirklich das drin, was man anhand der Schlagzeile hätte erwarten können.

Gut die Hälfte des Textes ist nämlich ausschließlich den Skeptikern gewidmet, die wahrscheinlich wieder einmal viel Geld für die Studie ausgegeben haben - man will ja schließlich zeigen, dass man etwas dafür tut, um dem angestrebten Titel "Klimastadt" gerecht zu werden - aber die Ergebnisse am liebsten gleich in irgendeiner Schublade verschwinden lassen würden. Die Probleme im Leher Gründerzeitquartier sind aus einer Vielzahl aufreißerischer Negativ-Schlagzeilen der Boulevardpresse hinreichend bekannt. Wenn man es allerdings dabei belässt, oder wie mit dem Artikel in der Nordsee-Zeitung noch einmal kräftig in der eigenen Wunde bohrt, dann hat das mit Stadtentwicklung nicht viel zu tun. Wer die Probleme nicht offensiv angeht, der nimmt billigend in Kauf, dass ein bisheriges Problemviertel endgültig zu einem zukünftigen Slum-Viertel verkommt. Mit dem den in der Titelzeile des Artikels der Nordsee-Zeitung vollmundig angekündigten "Vorzeige-Stadtteil Lehe" wird es so jedenfalls nie etwas werden. Unter diesem Titel hätte ich eigentlich jede Menge gute Ideen und Lösungsansätze erwartet, mit denen aus Lehe in vielleicht 10 Jahren tatsächlich ein Vorzeige-Stadtteil entstehen könnte.

Abgesehen von der technischen Umsetzung, für die es aber Lösungen gibt, sowie dem Mangel an finanziellen Mitteln, beziehen sich die Bedenken im Kern auf die hohe Anzahl einzelner Eigentümer. Es sei sei schwierig, so viele Beteiligte für eine Idee zu gewinnen. Mit einer großen Eigentümer- oder Wohnungsbaugesellschaft sei so etwas leichter umsetzbar.

Dieser Einschätzung schließt sich Herr Bruns (Städtische Wohnungsgesellschaft Bremerhaven - Stäwog, Geschäftsführer) gerne an. Die Nordsee-Zeitung zitiert ihn mit den Worten: "Die Idee ist in Lehe unrealistisch. Das kriegt man nicht hin." Es fehle das Kapital zur ökologischen Sanierung. Bereits jetzt können oder wollen Eigentümer nicht investieren.

Klar: Das wird wohl schon so sein. Es hat aber auch niemand behauptet, dass "Stadtteilentwicklung in Lehe" der leichte Weg ist. Aber im Sinne der Zukunft Bremerhavens und der Bestandspflege in den Stadtteilen ist es ein notwendiger, wenn auch steiniger Weg.

Weitere Bedenken kommen aus dem Stadtplanungsamt:
  • Lehe ist ein Problemstadtteil
  • Hoher Immobilien Leerstand
  • Schlechte Gebäudesubstanz
  • Problematische Mieterstruktur
  • Geringe Investitionsbereitschaft
  • Vielfalt der Fassaden ist prägend für Leher Grunderzeitviertel
    • d.h., Schmuckfassaden dürfen nicht "kaputtgedämmt" werden
      Möglichkeiten gibt es aber bei Keller, Dach, Fenster, Heizung
In dem Artikel der Nordsee-Zeitung werden bezüglich der Dämmung von Gründerzeithäusern beispielhaft erfolgreich umgesetzte Maßnahmen der Stäwog in Geestemünde und Wulsdorf genannt. Außerdem ist dem Artikel ein Foto des Vorzeige-Gründerzeithauses in der Goethestraße 43 abgebildet, das sich ebenfalls im Besitz der Stäwog befindet, und im Rahmen eines Wohnprojektes saniert wurde. Ökologische Sanierung von Gründerzeithäusern ist also machbar. Damit finanzschwache Immobilieneigentümer sich daran beteiligen können, fehlt es also nur noch am politischem Willen, ihnen dabei hilfreich unter die Arme zu greifen

Wer mit offenen Augen durch den Leher Ortsteil Goethestraße geht, der sieht sowohl die genannten Schattenseiten wie auch die vielen von ihren Eigentümern liebevoll instand gehaltenen Gründerzeithäuser. Diese großen, privaten finanziellen Anstrengungen sind in Anbetracht der überwiegend negativen und damit abschreckenden Berichterstattung in der Presse, die neben anderen Faktoren ebenfalls zu den geringen Miteinnahmen beiträgt, besonders hervorzuheben.

Die in Bremerhaven tätigen Wohnungsbaugesellschaften wurden in der Vergangenheit mit finanziellen Mitteln unterstützt, die aus öffentlichen Töpfen akquiriert wurden (z.B. für Rückbaumaßnahmen in Leherheide, Grünhöfe etc.).
  • Könnten solche Mittel nicht auch zur Unterstützung für die ökologische Sanierung privater Immobilien in einem ausgeweisenen "Öko-Altbau-Quartier Lehe/Mitte" akquiriert werden?

Den großen Wohnungsbaugesellschaften, die es bei der großen Anzahl ihrer Mieter auch schon mal verschmerzen können, wenn sich einige säumige Zahler darunter befinden, ist schon sehr mit öffentlichen Geldern geholfen worden. Das Gebäude eines privaten Immobilieneigentümers kann jedoch leicht zur Ruine verkommen, wenn es auch nur einen säumigen Zahler unter den Mietern gibt, oder wenn sich darunter ein Mietnomade befindet, der plötzlich verschwindet, und die Wohnung in total verwahrlostem Zusatend hinterlässt. Auch den einen oder anderen Leerstand können die Wohnungsbaugesellschaften leichter verkraften, als ein privater Immobilieneigentümer, in dessen Haus die Hälfte der Wohnungen nicht belegt ist.

"Eigentum verpflichtet", heißt es. Geschädigten Eigentümern fehlt aber schlicht und einfach das Geld aus den Miet-Einnahmen, um ihre Häuser auch nur notdürfig instandzuhalten oder gar zu sanieren. Ihnen pauschal vorzuwerfen, sie würden ihre Häuser aus reinem Desinteresse verkommen lassen, ist zu kurz gegriffen. Fortschreitende Verwahrlosung führt dann irgendwann zum Auszug der noch verbliebenen Mieter, die mit den sich verschlechternden Zuständen immer unzufriedener werden. Die Immobilie verkommt immer mehr. An eine Neuvermietung ist dann irgendwann gar nicht zu denken. Ein gesundes Quartier lebt von der Vielfalt seiner Bewohner aus allen sozialen Schichten unserer Gesellschaft. Wer aber unter dem beschriebenen Druck "billig" vermietet, der trägt damit dazu bei, die Basis für die vom Stadtplanungsamt genannte "Problematische Mieterstruktur" zu legen und zu fördern. Darunter leidet dann auch das Umfeld des verfallenden Gebäudes. Wer - abgesehen von denen, die keine andere Wahl mehr haben - wohnt schon gerne in direkter Nachbarschaft zu einer verwahrlosten Ruine?

Wenn private Immobilienbesitzer aufgrund derartiger Probleme in finanzielle Schieflage geraten, dann wäre es unter dem Gesichtspunkt der Gleichberechtigung fair, wenn diese, ebenso wie die Wohnungsbaugesellschaften, auf öffentliche finanzielle Unterstützung zurückgreifen könnten. Die Immobilien würden nicht verwahrlosen, und sanierte Wohnungen, die in gutem Zustand sind, lassen sich auch für angemessene Mietpreise wieder vermieten. Das würde sich dann auf die Dauer auch in einer höheren Wohnqualität niederschlagen. So manches Gründerzeithaus, das aufgrund von Schädigungen der Eigentümer durch zahlungsunwillige bzw. zahlungsunfähige Mieter oder durch Immobilienspekulationen inzwischen auf der "roten Liste" des Stadtplanungsamtes steht, und das jetzt nicht mehr zu retten ist, wäre erhalten geblieben, wenn die Immobilieneigentümer mit den unverschuldeten Problemen nicht jahrelang allein gelassen worden wären.

Die Probleme vor Augen zu haben, aber die Hände in den Schoß zu legen, und zu sagen: "Lehe ist eh nicht mehr zu helfen.", löst die Probleme nicht! Ebenso kontraproduktiv ist es, wenn ständig nur die Schattenseiten des Quartiers in der Öffentlichkeit breitgetreten werden. Trotz nicht zu übersehender Probleme ist das Leben im Leher Ortsteil "Goethestraße" lebenswert!


Eigentümerstandortgemeinschaft Lehe

Seit dem 1. September 2009 gibt es im Leher Ortsteil "Goethestraße" die "Eigentümerstandortgemeinschaft Lehe" (ESG-Lehe). Diese wird über die Idee "Öko-Altbau-Quartier" mit Sicherheit diskutieren. In den zehn Monaten ihres Bestehens haben die Mitglieder der ESG-Lehe schon einige öffentliche Veranstaltungen zu Themen rund um die Instandhaltung und Sanierung von Altbauten abgehalten. Arbeitsgruppen beschäftigen sich mit verschiedenen Themen, die irgendwann einmal zur Aufwertung des Viertels beitragen sollen.

Eines der am weitesten gediehenen Starter-Projekte der ESG-Lehe ist die Einrichtung eines Altstadtrundweges, der dabei helfen soll, nicht im Ortsteil ansässigen Mitbürgern und Gästen aus anderen Gegenden Deutschlands auch die schönen und die interessanten Seiten des Quartiers nahezubringen. Für die Entwicklung des Viertels ist es wichtig, dass die Leute wissen, was von den Negativ-Schlagzeilen in der Presse zu halten ist.

Am 17. September wird die ESG-Lehe zur Einführung ein Auftaktfest entlang des zukünftigen Altstadtrundweges veranstalten.

Nach dem baldigen Abschluss der Planungsphase werden die vorgesehenen Installationen nach und nach verwirklicht werden.


Viele kleine Schritte führen auch zum Ziel

Ebenso, wie die ESG-Lehe ihre Projekte aufgrund beschränkter Resourcen nur Schritt für Schritt voranbringen kann, könnte auch die Stadt Bremerhaven mit kleinen Schritten nach und nach die ökologische Sanierung der bisherigen Problemstadtteile hin zu einem intakten und angesagten "Öko-Altbau-Quartier Lehe/Mitte" unterstützen und fördern. Wenn sich der Erfolg erster Maßnahmen herumsprechen würde, ehemals leerstehende, hochwertig sanierte Wohnungen wieder vermietet würden und wieder Geld ins Quartier flösse, dann würde die öffentliche finanzielle Unterstützung mit Sicherheit irgendwann nicht mehr notwendig sein.

Dass Bedarf für hochwertigen Wohnraum in Altbauquartieren vorhanden ist, wird in dem Artikel der Nordsee-Zeitung als positiver Aspekt für die Entwicklung der Altbauquartiere hervorgehoben.

Vor allem höhere Bildungsschichten würden Altbauten bevorzugen, die deren ökologischen Bewusstsein entsprächen. Wenn allerdings die Windenergiebranche, die Hochschule, das Alfred-Wegener-Institut und andere wissenschaftlich/technische Institutionen weiter wüchsen dann hätte Bremerhaven dafür kein entsprechendes Wohnungsangebot vorzuweisen. Allein aus diesem Grund wäre es unvernünftig, das Leher Gründerzeitviertel weiterhin dem Siechtum preiszugeben.


(Quelle: Nordsee-Zeitung vom 20.07.2010)

Dienstag, 20. Juli 2010

Das wilde Moor meiner Kindheit


Weg ins Fehrmoor auf der Leherheider Seite

Am westlichen Stadtrand Bremerhavens gibt es einige Moorgebiete, die allerdings aufgrund der Urbarmachung durch den Menschen, durch den Torfabbau und die damit einhergehende Trockenlegung teilweise kaum noch als solche zu erkennen sind. Interessant zu wissen ist es diesem Zusammenhang vielleicht, dass man auf der Autobahn A27 im Abschnitt zwischen den Abfahrten Bremerhaven Mitte und Bremerhaven Überseehäfen auf einer Brücke, der Moorbrücke, fährt. Diese steht auf Brückenpfeilern, die im Sandboden unter dem Moor gegründet sind. Auch im Süden Bremerhavens gibt es einen auf Pfählen gegründeten Abschnitt der A27.



Der Weg durch das Fehrmoor ...


Das überwiegend von Birken bewachsene Moorgebiet zwischen dem Bremerhavener Stadtteil Leherheide und Spaden war der Spielplatz meiner Kindheit. Zwischen den Birken hatten in der Vergangenheit Landwirte immer wieder mal Bäume für die eine oder andere Wiese gerodet. Als meine Eltern mit uns Kindern von der Hafenstraße in Lehe aus einer Zwei-"Zimmer" Dachmansarde in die geräumige Dreizimmer-Wohnung eines gerade fertiggestellten Neubaus nach Leherheide in den Surhörenweg zogen, gab es dort neben den drei ersten Wohnblocks der Gewoba im Surhörenweg (der heutigen Kurt-Schumacher-Straße) und drei baugleichen Wohnblocks in der Louise-Schröder-Straße nur Wiesen, das Moor, eine Abdeckerei (dort, wo heute das Einkaufszentrum ist) und die Siedlungshäuser der alteingesessenen Leherheider.



... wird von einer großen Vielfalt an Wildblumen gesäumt ...

Einkaufsmöglichkeiten gab es - zumindest in meiner kindlichen Wahrnehmung der damals immer noch ziemlich großen Welt der Erwachsenen - erst "eine Weltreise entfernt" an der Einmündung des Debstedter Wegs in die Langener Landstraße. Ansonsten kam in regelmäßigen Abständen ein zu einem rollenden Lebensmittelladen umgebauter ehemaliger Reisebus vorbei. Wenn wir seine Glocke läuten hörten, schickte mich meine Mutter manchmal mit einem Einkaufszettel und unserer Milchkanne nach unten. Im Bus gab es ein Milchfass mit einer Handpumpe darauf, mit der die fahrenden Lebensmittelhändler die Milchkannen ihrer damals noch am Rande der Zivilisation hausenden Kunden füllten. Die Milchkannen sind inzwischen ausgestorben. Heutzutage einen Liter Milch zu kaufen, ohne dabei den üblichen Beitrag zur Versorgung der heimischen Müllverbrennungsanlage mit Brennmaterial zu leisten, ist schier undenkbar. Mit Zivilisation hat das aus meiner Sicht allerdings auch nichts zu tun ...



... die ihrerseits von einer großen Anzahl an Insekten bevölkert werden

Ich muss damals so ungefähr 6 Jahre alt gewesen sein, als ein älterer Spielkammerad meinte, wir könnten ja einmal ins Moor gehen. Ich, das Leher "Großstadtkind", war augenblicklich fasziniert von der neuen Welt, die sich da vor meinen Augen ausbreitete. Wir Kinder haben aus getrockneten Grasbüscheln und herumliegenden Zweigen und Ästen Heuhütten gebaut, oder Blindschleichen, Kaninchen, Ringelnattern, Schnecken, Eidechsen oder Rehe beobachtet.


Mikrokosmos im Moor: Biene und Spinne auf der Suche nach Nahrung

Neben "Mutter und Kind", vorzugsweise wenn die Mädchen mitspielten, war "Cowboy und Indianer" ein beliebtes Spiel - ihr wisst schon: Das Spiel, bei dem sich die friedliebenden Cowboys immer gegen die fiesen Rothäute zur Wehr setzen müssen, und bei dem die Indianer immer den kürzeren ziehen. Da ich noch nie Interesse daran hatte, anderen zu beweisen, was für ein starker Kerl ich bin, war ich meistens der "Dok", der in der Strohütte, die als Saloon ausgeguckt worden war, die imaginären Pfeile aus den realen Armen und Beinen der "nur so als ob" verwundeten Cowboys herauszog. Wenn der rothäutige Medizinmann, der es allerdings eher mit imaginären Bleikugeln zu tun hatte, und ich einen guten Tag hatten, dann konnte das Spiel ewig dauern. - Mein Interesse an "Cowboy und Indianer" erlosch allerdings ziemlich bald, nachdem ich den ersten Band von Karl May's "Winnetou" Trilogie verschlungen hatte: Mein bis dahin gefestigtes Bild von der fiesen Rothaut bekam Risse und begann sich zu wandeln.



Die Birke mit ihrer weißen Rinde: Ein typischer Baum im Hochmoor

Großen Respekt hatten wir vor der heimlichen Anwesenheit der giftigen Kreuzottern. Wir haben nur selten eine von ihnen zu Gesicht bekommen. Meistens machten sie sich rechtzeitig aus den Staub, wenn wir den weichen Torfboden mit unseren Schritten zum Schwanken brachten. Kreuzottern sind da sehr sensibel und gegenüber dem Menschen äußerst scheu. Dafür musste so mancher Frosch unfreiwillig als unser Spielgefährte herhalten (es ist aber nie einer dabei ernsthaft zu Schaden gekommen). Nachdem meine Schwester und ich "zur Freude unserer Mutter" die Laichballen unserer unfreiwilligen Spielgefährten zu Hause in einem improvisierten Aquaruim gehütet und gepflegt hatten, schwammen kurz darauf süße, winzige Kaulquappen darin herum, die bald darauf zu richtigen kleinen Fröschen mutierten. Angesichts der freundlichen, aber unmissverständlichen Aufforderung unserer Mutter, hieß es dann aber tränenreichen Abschied nehmen von unseren zahlreichen kleinen Lieblingen, die irgendwann begonnen hatten über den Rand des "Aquaruims" zu springen, und sich daran machten die große, weite Welt unserer Wohnung zu entdecken. Im Alter von fünfzehn oder sechzehn Jahren, in dem die Kinder heutzutage eher an "Spielkonsole", "Jugenddisko" oder "Shoppen" denken, als an aufregende Abenteuer in der Natur, habe ich noch immer gelegentliche Streifzüge durch das Moor unternommen. Erst in dieser Zeit begannen wir uns so nach und nach auch für andere Freizeitaktivitäten zu intressieren.



Fehrmoor: Moorwiesenlandschaft in der Nähe von Debstedterbüttel

Meine ersten Schritte auf dem Weg zum Naturschützer machte ich übrigens so mit ungefähr 12 Jahren, als Bauarbeiter damit begannen, zur Vorbereitung für den Bau einer Straße, eine Schneise durch "mein Moor" zu schlagen. Ich war deswegen damals ziemlich sauer auf diese Blödmänner, die offensichtlich keinen blassen Schimmer davon hatten, welchen Schaden sie da anrichteten. Selbstgemalte Holzschilder, mit Bindedraht an den Bäumen befestigt, sollten ihnen ins Gewissen reden und sie von ihren üblen Machenschaften abhalten. Allerdings waren diese Bauarbeiter entweder des Lesens nicht mächtig, oder es handelte sich bei ihnen tatsächlich um gewissenlose, skrupellose Strolche ... - Das kurze Stück Straße, das in Verlängerung der Hans-Böckler-Straße zum heutigen Gewerbegebiet an der Fritz-Erler Straße führt war allerdings erst der Anfang vom Ende. Heute durchqueren die Autobahn und der Autobahnzubringer Cherbourger Straße mit der Anschlussstelle Freihäfen "das Wilde Moor meiner Kindheit". Auf dem letzten Rest des Moor-Geländes zwischen der Kurt-Schumacher-Straße und dem Zubringer entstand später ein nett angelegter "Abenteuer-Spielplatz" für die Kinder des Stadtteils Leherheide.



Sandweg am Rande des Fehrmoors bei Debstedterbüttel

Es hat danach aber nicht mehr sehr lange gedauert, bis ich mir darüber klar wurde, dass man schon öffentlichkeitswirksam als Gruppe auftreten muss, wenn man etwas für den Umweltschutz erreichen will. David McTaggert's "Segeltörns zum Moruroa-Atoll", auf dem die Franzosen damals oberirdisch Atombomben testeten, und die ersten Versuche der aus diesen Aktionen hervorgegangenen, damals noch kaum bekannten Umweltschutzgruppe "Greenpeace", Wale vor den Harpunen ihrer Henker zu retten, wurden wenige Jahre später zu meinen Vorbildern. In den Augen der meisten Menschen in meiner Umgebung waren diese Versuche damals mindestens ebenso naiv, wie meine einige Jahre zuvor mit Bindedraht an Bäumen befestigten Holzschilder. Aber die Franzosen haben aufgrund weltweiter Proteste damit aufgehört, auf Moruroa ihre Atombomben zu testen. Und irgendwann wird auch der Kampf um das Überleben der großen Wale endgültig gewonnen sein ...


Durch das Fehrmoor


Zwischen Leherheide & Debstedt: Gesperrte Brücke über die Große Beek ...

Das erste Etappenziel meiner Radtour am letzten Wochenende war das zwischen Leherheide und Debstedt gelegene Fehrmoor. Es war unter anderem durch die in der Lokalpresse bekanntgegebene Vollsperrung der Brücke über die Große Beek in den Blickpunkt meines Interesses gerückt. Seit der Sperrung ist der von Fußgängern und Radfahrern genutzte Weg von Leherheide nach Debstedt blockiert. Ich bin zwar kein Brückenfachmann, aber im Gegensatz zu anderen gesperrten Brücken in Bremerhaven kann ich nicht erkennen, warum diese Brücke für Fußgänger oder Radfahrer eine Gefahr darstellen sollte. Wäre die Gitterkonstruktion der Brücke bei der Alten Luneschleuse in der gleichen Verfassung, wie die fünf stählernen Doppel-T-Träger unter den Planken der Brücke über die Große Beek, dann würde sie meines Erachtens noch einmal 100 Jahre überstehen.



... mit 5 Doppel-T-Trägern: Gefahr für Fußgänger und Radfahrer?

Während ich mir die Brücke ansah, kam aus Richtung Leherheide ein Ehepaar mittleren Alters auf Fahrrädern angefahren. Die beiden hielten vor der Absperrung an, hoben ihre Fahrräder darüber hinweg, überquerten die Brücke, wiederholten die Prozedur mit den Rädern an der gegenüberliegenden Absperrung, und fuhren weiter ihres Weges in Richtung Debstedt. Die Brücke hat dabei übrigens keinen sichtbaren Schaden davongetragen. Wir drei haben kurz über die Vollsperrung der Brücke gesprochen. Die beiden meinten, es sei beschämend, dass die Stadt Millionen für eine gläserne Brücke über den Alten Hafen ausgibt, aber angeblich kein Geld für die Instandsetzung der im Vergleich damit geradezu primitiven Brücke über die Große Beek vorhanden sei.



Brücke Marke Eigenbau über die Große Beek im Fehrmoor

Ich bin dann aber ein paar Meter zurückgefahren, und wie geplant in den Weg durch das Fehrmoor abgebogen. Auch auf diesem Weg gab es früher einmal eine Brücke über die Große Beek, die aber wohl irgendwann einmal abgerissen worden sein muss. Bis auf den asphaltierten Weg, der zu beiden Seiten des Baches quasi im Nirgendwo endet, erinnert nicht mehr sehr viel daran. Irgend jemand hat später aus aufeinandergestapelten Gehwegplatten als Brückenpfeiler und ein paar darauf gelegten Holzplanken eine ziemlich abenteuerliche Brücke Marke Eigenbau gebastelt, die ich mühelos mit meinem Fahrrad überqueren konnte. Allerdings habe ich das Fahrad dabei geschoben. Fahren erschien mir aufgrund der äußerst geringen Breite der Brücke und des scharfen Knicks vor dem anderen Ufer dann doch "etwas" zu gewagt.



Im Fehrmoor: Die Große Beek

Entlang des Weges durch das Moor sind im Laufe vieler Jahre immer mehr Wochenendgrundstücke angelegt worden, Gartenpflanzen und moorfremde Bäume, wie z.B. Nadelbäume, die von den Grundstückseigentümern angepflanzt wurden, haben die für ein Hochmoor eher typischen Birken aber noch nicht ganz verdrängen können. Einige der Wochenendgrundstücke wurden offensichtlich irgendwann aufgegeben und werden jetzt von der Natur zurückerobert. Der Wegrand wird von einer großen Vielfalt an Wildblumen gesäumt, die wiederum von einer mindestens ebenso großen Anzahl an Insekten bevölkert werden. Auch wenn die wilde Blütenpracht nicht zu übersehen ist, entdeckt man diesen Mikrokosmos jedoch nicht im Vorüberfahren. Dazu muss man schon einmal anhalten und die Umgebung auf sich und seine Sinne wirken lassen. Vom Weg aus betrachtet sieht es im Fehrmoor zwar nicht im geringsten so aus, wie in der Wildnis meiner Jugend, aber die typische Mischung sommerlicher Düfte aus Torf, feuchtwarmen Gräsern, Kräutern und vermoderndernden Pflanzenresten, die summenden und zirpenden Geräusche der Insekten, der Gesang der Vögel und der Anblick in der Sonne tanzender Schmetterlinge weckten doch wieder die Erinnerungen an meine Kindheit im Moor.



Verwilderte Einfahrt zu einem ehemaligen Wochenendgrundstück

Am Ende des Weges durch das Fehrmoor findet man sich auf der Debstedter Seite dann plötzlich auf dem Sandboden der Ausläufer der Hohen Lieth wieder. Die "Hohe Lieth" ist die Seitenmoräne eines Gletschers aus der Eiszeit, die sich östlich der Weser in Richtung Norden bis nach Cuxhaven hinzieht. Auch der größte Teil des "alten" Leherheide liegt auf Ausläufern der Hohen Lieth. Mit ca. 11 Metern über n.N. liegt dort auf dieser eiszeitlichen Hinterlassenschaft auch die höchste Erhebung Bremerhavens.


(Quelle: Wikipedia)

Montag, 19. Juli 2010

Auto, Auto






Bremerhaven: Zahlreiche Autozüge warten auf die Entladung ...

Überraschender Weise boomt es im Hafen auf dem Bremerhavener Auto-Terminal plötzlich wie schon seit langem nicht mehr. Gestern war ich den ganzen Tag bei - trotz überwiegend sonnigem Wetter - angenehmen, sommerlichen Temperaturen mit dem Fahrrad unterwegs. Auf dem Rückweg bin ich durch das Freihafengebiet gefahren, und konnte mich selbst vom Autostau im Hafen überzeugen. Dort, wo vor kurzem noch mehr Asphalt als Blech zu sehen war, stehen die Autos wieder dicht an dicht und die Richtung Bremerhaven rollenden Autozüge sorgen derzeit unablässig für Nachschub.

Der Grund dafür sei, dass die Autohersteller kurz vor den Werksferien die Produktion noch einmal hochgefahren hätten, war am 15.07.2010 in der Nordsee-Zeitung zu lesen. Allein in dieser Woche seien 47000 Autos zu entladen und auf die Schiffe zu fahren. Schon zu normalen Zeiten vor Beginn der Weltwirtschaftskrise war der Platz auf den Abstellflächen und in den "Parkhäusern" manchmal knapp. Wenn unsere Freunde aus dem Frankenwald bei uns zu Besuch sind, dann sind sie jedesmal auf neue tief beeindruckt von der unübersehbaren Menge von Neuwagen, und jedes Mal stellen sie die gleiche Frage: "Wer soll die ganzen Autos nur alle kaufen?"







... und haushohe Autofrachter warten auf die rollende Fracht

Der Umschlagsanstieg sei in dieser Form nicht absehbar gewesen, berichtete die Nordsee-Zeitung, da die Autohersteller in ihren Ankündigungen bisher eher vorsichtig gewesen seien. Jetzt könne es ihnen gar nicht schnell genug gehen. Falls die Verladung in Bremerhaven nicht schnell genug abgewickelt werden könne, hätten einige von ihnen schon gedroht, in Konkurrenzhäfen auszuweichen. Die Bremer Lagerhaus Gesellschaft (BLG) gehe davon aus, dass auch in den kommenden Wochen und Monaten mehr Fahrer gebraucht werden würden. Die Autobranche sei – auch über die Werksferien hinaus - wieder optimistischer. Der positive Trend verfestige sich.

Auch beim Gesamthafenbetriebsverein (GHB) wird die Lage laut Nordsee-Zeitung ähnlich eingeschätzt. Der GHB ist eine Art "Leiharbeitsfirma", die Hafenarbeiter jeweils dort einsetzt, wo sie gerade gebraucht werden. Als der Autoumschlag im Verlauf der Weltwirtschaftskrise immer weiter zusammenbrach, hatte der GHB im vergangenen Jahr knapp 100 Hafenarbeiter entlassen und 200 tariflich vom Hafen- zum Lagerarbeiter herabgestuft. Jetzt würden ungefähr 150 weitere Hafenarbeiter benötigt, die der GHB aber nicht kurzfristig zur Verfügung stellen könne. Der GHB gehe davon aus, dass 100 Fahrer wieder fest eingestellt werden könnten. Dazu wolle der GHB bevorzugt die entlassenen Mitarbeiter mit den meisten Punkten gemäß Sozialauswahl wieder eingestellen. Dabei könnte es jedoch noch zu Problemen kommen: Wegen des umstrittenen Sozialplans hatten zahlreiche GHB-Mitarbeiter haben gegen ihre Kündigung geklagt und in erster Instanz vor den Arbeitsgerichten gewonnen. Das Landesarbeitsgericht wird darüber aber erst im nächsten Frühjahr entscheiden.


(Quelle: Nordsee-Zeitung vom 15.07.2010)

Sonntag, 18. Juli 2010

Happy Birthday, Rolihlahla


Die Nationalhymne Südafrikas *)

Mgdala Mandela aus dem Königshaus der Thembu, die dem Volk der Xhosa angehören war ein stellvertretender Führer des Thembulands. Am 18. Juli 1918 brachte seine Frau im Dorf Mvezo einen Sohn zur Welt. Mvezo liegt am Ufer des Mbashe in der Nähe von Umtata (Südafrika). Der Vater gab seinem Sohn den Namen Rolihlahla. Wörtlich bedeutet der Name "Am Ast eines Baumes ziehen". Frei übersetzt würde man den Begriff auf liebevolle Art für einen "Unruhestifter" verwenden.

An seinem ersten Schultag erhielt der junge Rolihlahla von seinen Lehrern den britischen Namen "Nelson". Unter diesem Namen, Nelson Mandela, wurde er später in der ganzen Welt bekannt. Dabei hat er dem Namen, den sein Vater ihm gegeben hatte, alle Ehre gemacht. Die Unruhe, die er stiftete, brachte sie im Laufe vieler Jahrzehnte das unmenschliche politische System des Apartheid-Regimes in seinem Heimatland Südafrika ins Wanken und später zum Einsturz.

Für seine Aktivitäten klagte man ihn des Hochverrats an und verurteilte ihn später zu lebenslanger Haft. Im Gefängnis wurde Nelson Mandela, der vorher eine führende Persönlichkeit im ANC gewesen war, zur Symbolfigur des Widerstands der unterdrückten Schwarzen Bevölkerung gegen die herrschende weiße Minderheit Südafrikas. Das änderte sich erst unter der Regierung Frederik Willem de Klerks, der 1990 bei der Eröffnungsrede des Parlaments verküdete, dass alle politischen Gefangenen freigelassen werden sollen, und dass das Verbot des ANC, sowie 32 weiterer politischer Organisationen aufgehoben werde. Am 11. Februar 1990 kam so auch Nelson Mandela nach 27 Jahren Haft aus dem Gefängnis frei.

Nach seiner Haftentlassung setzte sich Nelson Mandela unermüdlich für die Aussöhnung und die rechtliche Gleichstellung aller weißen und Schwarzen Südafrikaner ein.

Unter widrigen Umständen erreichten der ANC und die National Party unter der Führung von Nelson Mandela und Frederik Willem de Klerk einen Kompromiss für eine Übergangsverfassung, die vorerst für eine begrenzte Zeit die Teilnahme aller Rassen an der Regierung festlegte. Für ihren Mut, unter schwierigen Bedingungen einen neuen, gemeinsamen Weg zu gehen, wurden Frederik Willem de Klerk und Nelson Mandela im Jahre 1993 mit dem Friedensnobelpreis geehrt. Im April des folgenden Jahres fanden die ersten demokratischen Wahlen statt, an der alle Südafrikaner teilnehmen konnten. Der ANC ging als klarer Sieger aus den Wahlen hervor, und am 10. Mai 1994 wurde Nelson Mandela als Präsident der Republik Südafrika vereidigt ...
  • Heute feiert Nelson Rolihlahla Mandela seinen 92. Geburtstag. Ich wünsche dem "Unruhestifter", der den größten Teil seines Lebens dem Kampf gegen die Rassentrennung und für die rechtliche Gleichstellung aller Menschen in seinem Land geopfert hat, von Herzen, dass ihm noch einige Jahre der Ruhe und des Friedens vergönnt sein werden.


Zum Weiterlesen:

Medien:
  • Nelson Mandela - Eine Jahrhundert-Legende
    • Filmdokumentation über das Leben Nelson Mandelas



*) "Nkosi Sikelel’ iAfrika (Gott segne Afrika)" ist ein südafrikanisches Kirchenlied, das auch auf politischen Versammlungen gesungen und zu einem Zeichen des Widerstandes gegen die Apartheid wurde. Die ersten beiden Strophen der heutigen Nationalhymne Südafrikas sind ein Teil aus "Nkosi Sikelel’ iAfrika". Der zweite Teil beinhaltet Teile der alten Nationalhymne "Die Stem van Suid-Afrika". Es bleibt zu hoffen, dass die Gesellschaft Südafrikas die Wunden der Vergangenheit überwinden und ebenso zusammenwachsen wird, wie die Teile ihrer Nationalhymne.


(Quellen: Deutsche Schule Kapstadt, Wikipedia - Nelson Mandela, Wikipedia - Nkosi Sikelel’ iAfrika, Wikipedia - ANC)

Samstag, 17. Juli 2010

Die Windmühlenflügel sind besiegt

Don Quixote
Nachdem der fast aussichtslose Kampf der Bremerhavener Bürger gegen die Windmühlenflügel der (Nicht)Zuständigkeiten der Ämter, Behörden und der Politik bezüglich der vergessenen Möblierung der "Guten Stube" Bremerhavens bis an den Urlaubsort von Herrn Schulz (SPD, Oberbürgermeister) vorgedrungen ist, hat dieser aus dem Urlaub ein Machtwort gesprochen.


Don Quixote
© Public Domain

Darüber berichtete die Nordsee-Zeitung in ihrer Ausgabe von gestern. Dass die Bürger Bremerhavens die Fundamente der Bänke am Lohmanndeich mit privaten Spenden finanzieren wollten, war ihm - im Gegensatz zur Mehrheit seiner Kollegen in der Großen Koalition - dann wohl doch zu peinlich. Auch wenn er für vieles, was während seiner Amtszeit infolge seines persönlichen Engagements in dieser Stadt veranlasst wurde heftige Kritik einstecken musste, wird ihm der Dank der Bremerhavener in diesem Fall sicher sein. Meinen hat er: Danke, Herr Schulz.

Jetzt kommt die Stadt ihren Verpflichtungen nach und stellt die für die Bankfundamente benötigten 16800 Euro als Soforthilfe zur Verfügung. Die Nordsee-Zeitung zitiert Herrn Schulz mit den Worten: "Die Bänke gehören da hin, das ist kein Thema für das Sommerloch. Da wir das sowieso machen werden, können wir auch in Vorleistung gehen." Niemand wolle den Bürgern und den Besuchern der Stadt die Bänke am Weserdeich verweigern.


Mir zeigt der Verlauf dieser Provinzposse wieder einmal, dass hin und wieder auch ein aussichtslos erscheinenender Feldzug gegen einen erscheinbar unveränderbaren Zustand durchaus von Erfolg gekrönt sein kann. Ein einzelner "Don Quixote" kann den Kampf gegen die Windmühlenflügel bekanntermaßen nicht gewinnen - der öffentliche Protest einer ausreichend großen Zahl von Bürgern aber offenbar schon. Also, immer schön am Ball bleiben:

Da die privaten Spenden jetzt nicht mehr gebraucht werden, wird die Nordsee-Zeitung das auf dem von ihr eingerichteten Spendenkonto für die Finanzierung der Fundamente eingegangene Geld an die Spender zurück überwiesen.


(Quelle: Nordsee-Zeitung vom 16.07.2010, TAZ vom 31.05.2010, Landesamt für Denkmalpflege Bremen, Bürgerinitiative Keine Erweiterung Grauer Wall)

Freitag, 16. Juli 2010

Spender für Bänke gesucht


Der Lohmanndeich nach der Deicherhöhung

Im Zusammenhang mit den Deichbaumaßnahmen am Lohmanndeich waren die Bänke entfernt, aber anschließend nicht wieder aufgestellt worden. Dafür sei kein Geld vorhanden hieß es anfangs ganz allgemein. Der Protest der Bremerhavener Bürger ließ daraufhin nicht lange auf sich warten: Es hagelte erboste Leserbriefe in der Nordsee-Zeitung.

Inzwischen wurde bekannt, dass die Betonfundamente für die eingelagerten Bänke nicht von dem Geld bezahlt werden dürfen, das Bund und Land für die dem Küstenschutz dienende Deicherhöhung bereitgestellt haben. Die Nordsee-Zeitung schrieb am 15.07.2010, die Stadt habe versäumt sich rechtzeitig um die Beantragung der finanziellen Mittel für die Bänke, Papierkörbe etc. zu kümmern, und die Politik habe das nötige Geld aus dem Haushalt für neue Fundamente der Bänke nicht rechtzeitig freigegeben. Aufgrund der hartnäckigen Proteste und eines Startbetrags für eine von der Nordsee-Zeitung initiierten Spendenaktion seien die Behörden jetzt doch noch "aus den Puschen gekommen". Mit Chance sei es jetzt doch noch möglich, dass die Bänke bis zum Beginn der Sail 2010 wieder aufgestellt werden.

Weitere Informationen zum Spendenkonto gibt es auf der Internetseite der Nordsee-Zeitung. Schön wäre es, wenn bei der Erhöhung des Deichabschnitts zwischen der Strandhalle und der Geestemole etwas mehr Rücksicht auf die Wünsche der Bürger Bremerhavens genommen würde, und solche "Nebensächlichkeiten", wie die Wiederaufstellung der Bänke, von vornherein in der zeitlichen Planung berücksichtigt würden.

Nachtrag:
  • Da die privaten Spenden nach dem "Machtwort" von Herrn Schulz (SPD, Oberbürgermeister) nicht mehr gebraucht werden, wird die Nordsee-Zeitung das auf dem von ihr eingerichteten Spendenkonto für die Finanzierung der Fundamente eingegangene Geld an die Spender zurück überwiesen.

(Quelle: Nordsee-Zeitung vom 15.07.2010)