Dienstag, 28. Februar 2012

Energie von der Sonne ...

... ist das etwas für mich?

Über diese und weitere Fragen rund um das Thema "Solar- und Photovoltaik" möchte die "Eigentümerstandortgemeinschaft Lehe" (ESG-Lehe e.V.) morgen Abend im Rahmen ihres ersten Modernisierungsstammtisches im schon nicht mehr ganz so neuen Jahr 2012 mit interessierten Gästen diskutieren.

Photovoltaik-Anlagen auf privaten Hausdächern sind auf dem besten Weg zu einem wichtigen Bestanddteil in einer zukünftigen dezentralen Energieversorgung zu werden. Leider bietet die Bundesregierung nicht gerade die besten Rahmenbedingungen für eine lanfristige Planungssicherheit bezüglich der Förderung neuer Installationen. Gegen den sogenannten "Solar-Kompromiss" der Herren Rösler (FDP, Bundeswirtschaftminister) und Röttgen (CDU, Bundesumweltminister) regt sich jedoch bereits Widerstand.

Unter anderem hat das demokratische Netzwerk Campact einen Appell an die Mitglieder des deutschen Bundestages initiiert, der auf der Internetseite des Netzwerks online unterzeichnet werden kann. Wie der Spiegel in einem Bericht vom 27.02.2012 treffent berichtet, nützt der "Solar-Kompromiss" einzig und allein den Konzernen. Er gefährdet die Zielstellung des deutschen Beitrags zum Schutz des Klimas und hemmt den Umbau der Energieversorgung in unserem Land.

Trotz alledem ziehen Hauseigentümer immer häufiger in Erwägung, ihr Gebäude im Zuge einer Hausmodernisierung mit einer Photovoltaikanlage oder Solarthermie auszurüsten. Leider fehlt es den vielen kleinen "Einzelkämpfern" für eine CO2-neutrale und atomenergiefreie Zukunft der Energieversorgung an einer starken Lobby, die es mit derjenigen der vier großen Energiekonzerne in Deutschland aufnehmen könnte. So fließen die Subventionen weiterhin in den Erhalt bzw. die Abwicklung von Atomkraftwerken und in Forschung und Entwicklung für fragwürdige Technologien, die den Weiterbetrieb und den Neubau von Kohlekraftwerken ermöglichen sollen, anstatt in die benötigten Technologien für die dringend notwendige Energiewende.

Der Modernisierungsstammstisch wird sich jedoch weniger mit den gesellschaftlich-/politischen Fragen, sondern mit konkreten Fragen zur Zukunftstechnologie Solar- und Photovoltaiktechnik befassen. Zum einen lohnt sich die Investition nach wie vor und zum anderen gräbt jede weitere private Anlage zur Energieerzeugung auf Grundlage regenerativer Energien den Quasi-Monopolisten ein Stück weit das Wasser ab. Wenn die Installation neuer Photovoltaik- oder Windenergieanlagen weiterhin so rasant fortschreitet wie bisher, dann werden die Atomkraftwerke und die fossil befeuerten Großkraftwerke schneller überflüssig sein, als es den Konzernen recht sein kann.


Die Zukunft gehört den Regenerativen Energiequellen. Dazu gehört auch die
  • Solar- und Photovoltaiktechnik

    Am 29.02.2012
    um 19.00 Uhr


    Goethestr. 23, Bremerhaven
    Seniorentreffpunkt "Kogge"

    Referentin:
    Sieke Martin (BUND, Solarexpertin)

Die Veranstaltung der ESG-Lehe wurde zusammen mit der Klimaschutzagentur Energiekonsens, Bremerhaven und Haus und Grund organisiert.

Im Anschluss an den Vortrag bleibt ausreichend Zeit für individuelle Fragen.


(Quellen: Spiegel vom 27.02.2012, ESG-Lehe)

Sonntag, 26. Februar 2012

Winterspaziergang am Wremer Tief

Nationalpark Wattenmeer: An der Grenze zur Schutzzone endet der Weg
Gestern Nachmittag hatte ich meiner Mutter beim Beziehen ihrer Betten geholfen und ihre Wäsche zum Trocknen aufgehängt. Nachdem das erledigt war, entschlossen wir uns, das sonnige Wetter auszunutzen und sind zum Wremer Tief gefahren.


Kutterhafen am Wremer Tief
Mit der Bezeichnung "Tief" sind in unserer Gegend natürliche oder künstliche Wasserläufe gemeint, die zur Entwässerung der Wurster Marsch genutzt werden. Das Wremer Tief mündet in der Nähe der nördlich von Bremerhaven gelegenen Ortschaft Wremen in die Weser. Im Bereich vor dem Deich wird es als Kutterhafen genutzt.


Granatkutter am Wremer Tief
Im Sommer gibt es am Kutterhafen eine "mobile Außengastronomie". Das Angebot reicht dann von Kaffee und Kuchen über fangfrische Granat direkt vom Kutter (selbstverständlich zum selbst auspulen) bis hin zu Fisch- und Imbisständen. Nördlich des Kutterhafens herrscht in der Saison reges Treiben auf dem direkt am Strand gelegenen Campingplatz.


Leuchtturm "Kleiner Preuße" an der Grenze zum Wattenmeer
Um diese Jahreszeit ist dort allerdings überhaupt nichts los. Während der Wintermonate mit ihren häufigen Stürmen herrscht vor dem Deich des öfteren "Land unter". Deshalb wird der Platz in jedem Jahr zum Ende des Herbstes komplett abgeräumt. Der kleine Leuchtturm ist der ist der 1906 als Quermarkenfeuer am Wremer Deich errichtete "Kleine Preuße". Nachdem er 1930 umziehen musste um als Bestandteil des Oberfeuers Imsum der Schifffahrt den Weg zu weisen, ist er 2005 nach Wremen zurückgekehrt.


Wintersonne über der Weser bei Wremen
Die Sonne täuschte leider darüber hinweg, dass es im Gegensatz zu den vorangegangenen Tagen bei stürmischem Wind aus Nordwest und einer Lufttemperatur von knapp sechs Grad doch recht kalt war. Vor dem Deich, direkt am Wasser, war die gefühlte Temeratur eher unter, als über dem Gefrierpunkt.


Surfen im Winter: Ein eiskaltes, oder eher ein zweifelhaftes Vergnügen?
So staunten wir nicht schlecht, als wir in Höhe des um diese Jahreszeit leeren Campingplatzes Wind- und Kite-Surfer auf dem Wasser ihre Runden drehen sahen. Es mag ja sein, dass die hohe Windgeschwindigkeit gestern ideal für ihren Sport war, sie rasten mit einer beachtlichen Geschwindigkeit über das Wasser, aber uns beiden wurde allein vom Zusehen gleich noch etwas kälter als zuvor.


(Quellen: Wikipedia, Kleiner Preusse)

Samstag, 25. Februar 2012

Klimawandel - (k)eine gute Nachricht

ZDF heute vom 23.02.2012

Das ZDF berichtete in seiner Nachrichtensendung "heute" vom 23.02.2012, Wissenschaftler des Hamburger Max Planck Instututs hätten mit ihren neuesten Forschungen zum Klimawandel herausgefunden, dass sich die schlimmsten Auswirkungen der drohenden Klimakatastrophe noch verhindern ließen.

Was sich in dem Fernsehbericht des ZDF zunächst wie eine sensationelle neue Erkenntnis anhörte, ist eigentlich alles schon seit fünf Jahren aus dem letzten Weltklimareport des "Intergovernmental Panel on Climate Change" (IPCC, Zwischenstaatlicher Ausschuss für Klimaänderungen) bekannt. In dem Bericht kam in einem Interview auch Herr Marotzke (Max Planck Institut für Meteorologie, Hamburg, Direktor) zu Wort. Er versetzte der guten Meldung der "heute" Nachrichten gleich einen kräftigen Dämpfer. Wenn es gelingen soll, die globale Katastrophe noch abzuwende, dann müsse der Anstieg der mittleren globalen Temperatur unterhalb der im IPCC-Klimareport 2007 genannten "plus 2 Grad" Marke zum Stillstand gebracht und stabilisiert werden.

In dem Interview wurde allerdings nicht angesprochen, dass die globale Temperatur seit dem bereits um ca. knapp ein Grad angestiegen ist. Das geht aus einem Beitrag des deutschlandfunks vom 24.02.2012 hervor. Demnach ist der verbleibende Spielraum zum Erreichen des "maximal plus 2 Grad" Ziels also bereits auf höchstens ein einziges weiteres Grad geschrumpft. Nach der Simulation des Max Planck Instituts auf Grundlage der ungünstigsten zu erwartenden Bedingungen würde die mittlere globale Temperatur bis zum Ende des Jahrhunderts um 4 Grad ansteigen. Nur die Simulation, der die günstigsten zu erwartenden Bedingungenzugrunde liegen, zeige, dass sich das Ziel noch erreichen ließe.

Wie Herr Marotzke in dem Fernsehbericht der ZDF-heute Nachrichten klarstellt, müssten dafür die Kohlendioxid (CO2) Emissionen aus fossilen Quellen (Kohle, Erdöl, Erdgas)  bis zum Jahre 2020 ihr Maximum erreicht haben und dann bis zum Ende des Jahrhunderts auf weniger als 10 Prozent der Emissionen zurückgehen, die im Jahre 2000 in die Atmosphäre gelangten. Das aber könne nur dann noch gelingen, wenn umgehend weltweit geeignete Maßnahmen zur drastischen Reduzierung der CO2-Emissionen ergriffen werden. Der Kommentator des Fernsehberichts brachte es auf den Punkt (Zitat): "Nur acht Jahre haben wir als noch Zeit, die Schornsteine und Auspuffrohre zu stopfen. Danach kann man das 'zwei Grad Ziel' vergessen".

Auch die Erkenntnis, dass mit jedem Jahr, das ungenutzt verstreichen wird, die notwendigen Maßnahmen drastischer ausfallen müssen, um das Ziel noch zu erreichen, ist keinesfalls neu. Und je länger es noch dauert, bis endlich weltweit gehandelt wird, desto schmerzhafter werden die Folgen der Maßnahmen für alle Menschen auf der Welt zu spüren sein. Recht anschaulich dargestellt ist dieser Effekt in einem Liniendiagramm im Beitrag "Wieviel CO2 ist zuviel?" im Blog "KlimaLouge" von Stefan Rahmstorf (Abb. 2: Beispiele für lineare Emissionsreduktion beginnend in unterschiedlichen Anfangsjahren ... )
    Bereits als der letzte IPCC-Klimareport im Jahre 2007 veröffentlicht worden war, wären nur noch 13 Jahre Zeit zum Handeln gewesen. Schon damals war diese Zeit außerst knapp gewesen. Fünf Jahre dieser Zeit sind inzwischen nahezu tatenlos verstrichen.


    Warnungen wurden ignoriert

    Der ZDF-heute Bericht ging auch noch einmal auf den dramatischen Rückgang der Eises im Nordpolarmeer und den Anstieg des Meeresspiegels ein. In der Vergangenheit sei das Licht der Sonne vom weißen Eis ungebrochen zurück ins Weltall reflektiert worden. Die dunklen, jetzt nicht mehr vom Eis bedeckten Flächen freien Wassers brechen das einfallende Licht. Anstelle des ursprünglich eingefallenen kurzwelligen Lichts reflektiert die dunklere Meeresoberfläche jetzt langwellige Wärmestrahlung, die von den klimarelevanten Gasen in der Athmosphäre zurück zur Erdoberfläche reflektiert wird. Dadurch nimmt die globale Temperatur weiter zu. Der Klimawandel verstärke sich selbst.

    Die physikalischen Abläufe in der Athmosphäre, die dafür sorgen, dass ein Teil des einfallenden Sonnenlichts in Form von Wärmestrahlung in der Athmosphäre zurückgehalten wird, und so für Temperaturen auf unserem Planeten sorgen, die das Leben erst möglich machen, waren bereits zwanzig Jahre vorher bekannt. Aufgrund des von Menschheit zusätzlich aus fossilen Quellen in die Athmoshäre eingebrachten Kohlendioxids ist dessen Konzentration dort immer mehr angestiegen. Der CO2-Haushalt unseres Planeten ist aus dem Gleichgewicht geraten.

    Seit gut einem viertel Jahrhundert warnen die Forschungsergebnisse von Wissenschaftlern vor den Folgen des auch damals schon absehbaren Klimawandels. Schon vor 25 Jahren hätten Maßnahmen dagegen ergriffen werden müssen. In all den Jahren ist jedoch nichts zur Eindämmung der globalen Erwärmung unternommen worden. Im Gegenteil: Die CO2-Emissionen haben seitdem Jahr für Jahr weiter zugenommen. Die ersten Folgen dieser weltweiten Ignoranz bekommen wir heute bereits zu spüren.


    Den Klimakillern zum Trotz

    Es nützt nichts, wenn einige Staaten alles in ihrer Macht stehende unternehmen, um den Anstieg der mittleren globalen Temperatur aufzuhalten, wenn die größten Emitenten klimarelevanter Gase diese physikalischen Gesetzmäßigkeiten weiterhin ignorieren. Solange Länder wie die USA noch ungebremst große Mengen fossiler Rohstoffe verfeuern, werden sie damit den Klimawandel beschleunigt vorantreiben.

    Es nützt aber auch nichts, wenn der Rest der Welt darauf wartet, dass die Klimakiller, allen voran die USA, vielleicht irgendwann endlich einmal aufwachen, und selbst erkennen, dass sie auf dem besten Wege sind, die Lebensgrundlagen auf der Erde für die nachfolgenden Generationen zu vernichten. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger Herrn Bush (USA, Republikaner, ehemaliger Präsident) ist sich Herr Obama (USA, Demokraten, Präsident) der Schuld seines Landes am Klimawandel durchaus bewusst. Er hatte seine Präsidentschaft daher unter anderem mit dem Ziel angetreten, dass sein Land sich dem Kampf der Menschheit gegen die drohende globale Klimakatastrophe anschließen würde. Die Lobby der Erdölkonzerne in Verbindung mit seinen innenpolitischen Gegnern in den Reihen der Republikaner haben das jedoch erfolgreich verhindern können.

    Um zumindest zu versuchen, das schlimmste noch zu verhindern, müssen alle anderen Staaten weiterhin daran arbeiten, den Anstieg der CO2-Konzentration in der Athmosphäre zu reduzieren und zum Stillstand zu bringen. Gleichzeitig müssen sie alles in ihrer Macht stehende unternehmen, um die Regierungen der Länder, die sich bisher verweigert haben, davon zu überzeugen, sich ihrem Kampf gegen den menschengemachten Klimawandel anzuschließen. Die Staaten, denen es gelingt, ihre Energieversorgung auf die Nutzung regenerativer Energiequellen unzustellen, werden mittel und langfristig die Nase vorn haben. Die Resourcen unseres Planeten an fossilen Rohstoffen oder Uran sind endlich. Je knapper diese Resourcen werden, desto mehr werden die Preise dafür ansteigen. Und: Je mehr davon noch ausgebeutet und verheizt wird, desto teurer wird die Raffgier der heute lebenden Generatonen den nachfolgende Generationen der Menschheit zus stehen kommen. Energie aus Sonne, Wasser, Wind oder nachwachsenden Rohstoffen wird jedoch immer zur Verfügung stehen.


    Politik - Wider besseres Wissen

    Nach der Veröffentlichung des IPCC Klimareports 2007 schien es so, als hätte Frau Merkel (CDU, Bundeskanzlerin) die Zeichen der Zeit erkannt. Als Physikerin dürfte ihr das eigentlich auch nicht schwer gefallen sein. Jedenfalls hatte sie damals meine volle Zustimmung bezüglich der von ihr aufgezählten Maßnahmen, die weltweit und umgehend gegen den Klimawandel hätten in die Wege geleitet werden müssen.

    Von ihrer Liste ist nicht mehr viel übrig geblieben. Unter dem Einfluss diverser Lobbys aus Industrie und Wirtschaft schmolz sie schneller dahin, als das Eis im Nordpolarmeer.

    Damit auch noch die letzten fossilen Energieträger ausgebeutet und vermeintlich ungestraft verheizt werden können, hat sich die Bundesregierung die blöde Idee aufschwatzen lassen, das dabei entstehende CO2 unter Druck in unterirdische Gesteinsformationen zu quetschen, um es dort zwischenzulagern. Sie nennen das zwar Endlager, aber niemand soll mir erzählen, er könne dafür garantieren, dass die Erde in Kooperation mit uns Menschen darauf verzichten würde, ihre geologischen Aktivitäten an genau den Stellen, an denen das CO2 eingelagert sein würde, für alle Ewigkeit einzustellen.

    Nirgendwo auf unserem Planeten gibt es einen Ort für ein "End"-Lager, an dem der von uns produzierte Müll garantiert bis in die Ewigkeit so von der Biosphäre isoliert werden könnte, dass er keine Gefahr mehr für das Leben und die Gesundheit unserer Nachkommen darstellen würde. - Das gilt ebenso für das von uns bei der Verbrennung fossiler Rohstoffe freigesetzte CO2, wie auch für unseren Atommüll!

    Daher ist es dringend erforderlich, die Energiewende voranzutreiben. Die Bundesregierung handelt diesbezüglich - entgegen ihrer eigenen Bekundungen - allerdings eher zögerlich. Anstatt vollständig auf den beschleunigten Ausbau einer dezentralen Stromerzeugung auf Grundlage regenerativer Energiequellen und auf die vorhandenen Einsparpotentiale beim Stromverbrauch zu setzten, behindert sie die dafür notwendigen Maßnahmen, indem sie den Energiekonzernen unterirdische CO2-Lager für ihre fossilen Großkraftwerke sowie die Genehmigung für neue Kohlekraftwerke in Aussicht stellt und außerdem auf grob fahrlässige Weise den Atomausstieg verzögert.

    Gleichzeitig bremst die Bundesregierung gerade den bisher erfreulich wachsenden Anteil dezentraler regenerativer Stromerzeuger in Form von Photovoltaik-Anlagen auf privaten Hausdächern indem sie die dafür notwendigen Anreize in Form von Zuschüssen für die Installation solcher Anlagen rigoros zusammenstreicht. Und wieder einmal ist es die FDP, die bei der Mehrheit der Bundesbürger keinerlei Rückhalt für ihre Forderungen mehr hat, die Herrn Röttgen (CDU, Bundeumweltminister) an der Nase herumführt. Es ist noch gar nicht lange her, Ende Januar ist das gewesen, da hatte Herr Röttgen den Forderungen Herrn Röslers noch eine klare Absage erteilt.

    Jetzt sind es die Bürger, die den beiden Herren (auch Herrn Röttgen!) eine klare Absage erteilen. Einer nichtrepräsentaven Umfrage der ARD zufolge hält eine klare Mehrheit von knapp 80 Prozent der abgegebenen Stimmen die Einschnitte bei der Solarförderung, die jetzt früher kommen und stärker ausfallen als bislang geplant, für falsch.

    Zuvor hatte die Bundesregierung mit der Änderung des "Erneuerbare Energien Gesetzes" (EEG) schon die Befreiung von der EEG-Umlage zur Förderung der erneuerbaren Energien für Anbieter, die mehr als 50 Prozent von kleinen und mittelständischen Erzeugern beziehen, auf 2 Cent pro Kilowattstunde begrenzt. Darüber hatte ich am 27. Januar schon einmal etwas geschrieben.

    Wenn die Bundesregierung so weitermacht wie bisher, dann wird Deutschland seine ohnehin schon recht knapp bemessenen Ziele im Kampf gegen den Klimawandel nicht erreichen. Anstatt das Aussterbenden der fossilen Kraftwerksdinosaurier und Atommüll-Produktionsanlagen der vier großen Energiekonzerne mit offenen und verteckten Subventionen künstlich hinauszuzögern, wäre das dafür verschwendete Geld sinnvoller investiert, wenn damit die vielen kleinen Initiativen von Privatleuten und Kommunen für den Umbau der Energieversorgung in Deutschland unterstützt werden würden.

    Wenn auch die Möglichkeiten jedes Einzelnen von uns beschränkt sind, so haben wir doch einige Möglichkeiten, dem Quasi-Monopol der vier großen Energiekonzerne etwas entgegenzusetzen. Jeder von uns kann nämlich frei wählen, welchen Stromanbieter er für den Strom bezahlen will, den er verbraucht. Neben vielen Anbietern, die zwar keinen Atomstrom beziehen, dafür aber immer noch - zum Teil versteckt unter dem Deckmantel von CO2-Zertifikaten - Strom aus Kohlekraftwerken in ihrem Energiemix haben, gibt es vier Anbieter, mit deren Energiemix ausschließlich Strom aus regenerativen Energiequellen finanziert wird. Ein kleiner Anteil des Strompreises investieren diese Anbieter in die Installation neuer kleiner, dezentraler Anlagen zur Nutzung regenerativer Energiequellen. Mehr darüber kann man hier nachlesen:




    • "Es ist für mich ein ziemliches Rätsel, warum Leute, die ganz offenkundig vom Klimageschehen nichts verstehen, so sicher zu sein glauben, dass der Klimawandel nicht stattfindet."

      Jochem Marotzke
      (Max Planck Institut für Meteorologie, Hamburg, Direktor)
      ZDF heute vom 23.02.2011

    • ".. Der jetzt vorgestellte rasante und radikale Umbau der Solarförderung ist de facto ein Ausstieg. Eine Kürzung von 20 bis 30 Prozent innerhalb von zwei Wochen trifft nicht nur jene Hausbesitzer und Investoren hart, die gerade eine Anlage installieren. Deren Kalkulation schmilzt nun wie Butter in der Sonne dahin. Die Anti-Solar-Koalition schlägt auch einer ganzen Branche ins Gesicht, die in den vergangenen Jahren einen enormen Beitrag zur Sicherung einer CO2-freien, dezentralen und preiswerten Energieversorgung geleistet hat.

      .. Die einzigen, die von dieser Entscheidung profitieren, sind RWE, E.ON, Vattenfall und Co.. Denn deren Großkraftwerke - ob mit Atom, Kohle oder Gas betrieben, verloren mit jeder neuen Solaranlage an Wert, weil das Gesetz über Erneuerbare Energien unter anderem vorschreibt, dass Wind- und Solarstrom Vorrang vor konventionellem Strom haben. Der Wertverfall und damit der Machtverlust der Energieriesen soll aufgehalten werden. Das ist wohl das eigentliche Motiv für Röslers und Röttgens "Energiewende rückwärts". Aber zum Glück haben energiepolitische Entscheidungen der schwarz-gelben Regierung manchmal eine recht kurze Halbwertzeit."


      Jürgen Döschner
      (WDR, ARD-Energieexperte)
      ARD-Tagesschau vom 23.02.2012,
      Kommentar zum "Solar-Kompromiss"



    (Quellen: Tagesschau vom 23.02.2012, ZDF-heute vom 23.02.2012, Deutschlandradio vom 24.02.2012, KlimaLounge vom 29.04.2009)

    Donnerstag, 23. Februar 2012

    Unfassbar!

    Heute Mittag gedachten die Menschen in Deutschland der Todesopfer des Nazi-Terrors und rechtsextremer Gewalttaten. Für eine Minute verharrte das Land stiller Andacht.

    Was ich da aber gerade in einem Artikel der Süddeutschen Zeitung von gestern gelesen habe, das führt das öffentliche Aufbegehren gegen den Rechtsextremismus in Deutschland ad Absurdum.

    Ein Neonazi war in drei Instanzen wegen Volksverhetzung verurteilt worden, weil er den Holocaust geleugnet hatte. Das Bundesverfassungsgericht hat diese Urteile wieder aufgehoben. Begründung: Der braune Kamerad dürfe sich auf das Grundrecht der Meinungsfreiheit berufen. Mit Meinungsfreiheit hat das in meinen Augen ungefähr so viel zu tun, wie wenn jemand einen anderen Menschen in irgendeiner Form wider besseres Wissen beleidigt oder verleumdet, der Angegriffene sich dagegen wehrt, indem er eine Unterlassungsklage mit Strafandrohung erwirkt und der Angreifer dann ohne Konsequenzen befürchten zu müssen mit seinen Verleumdungen fortfahren könnte.

    In der Regel beginnen Urteile der Gerichte mit der Floskel "Im Namen des Volkes". Ich denke es geht in diesem Falle nicht nur mir so, dass ich mich gegen die Behauptung verwehre, das Urteil sei in meinem Namen gefällt worden.

    Was nützt es denn noch, wenn das Strafgesetzbuch für die Billigung, die Leugnung, die Verharmlosung oder die Rechtfertigung der Verbrechen der Nationasozialisten zur Zeit der Hitler-Diktatur Strafen vorsieht, diese aber nicht angewandt werden? Was mag in den Köpfen der Überlebenden des Holocaust und denen ihrer Angehörigen vorgehen, wenn heute ein Neonazi behauptet, im Dritten Reich habe es keine Gaskammern gegeben, in denen Menschen quasi am Fließband industriell umgebracht wurden? Das sei wissenschaftlich erwiesen und der Holocaust sei nichts als eine Zwecklüge?

    Ich möchte lieber nicht wissen wie diese Menschen sich angesichts eines solchen Urteils fühlen. Für die Nazis ist es jedenfalls eine Aufforderung, mit der Verhöhnung der Opfer des Holocaust fortzufahren. Abgesehen von einem Freispruch haben sie ja nichts weiter zu befürchten.


    (Quelle: Süddeutsche Zeitung vom 22.02.2012)

    Dienstag, 21. Februar 2012

    "Ich denke, da muss ein Zeichen gesetzt werden"

    Vier Tage nachdem Herr Köhler am 31.05.2010 vom Amt des Bundespräsidenten zurückgetreten war hatten CDU, CSU und FDP Herrn Wulff (CDU, damals Ministerpräsident des Landes Niedersachsen) als ihren Kandidaten für das Amt des Bundespräsidenten vorgestellt.

    Im dritten Wahlgang wurde Herr Wulff am 30. Juni 2010 zum Bundespräsidenten gewählt. Unmittelbar darauf trat er von seinem Amt als niedersächsischer Ministerpräsident zurück.

    Im Vorfeld der Wahl hatte Herr Wulff am 21.06.2010 in der ZDF-Sendung "Was nun?" in einem Interview mit Herrn Frey (ZDF, Chefredakteur) und Herrn Hahne (ZDF, Politbarometer) unter anderem auch auf Fragen zum Thema "Ehrensold des Bundespräsidenten" geantwortet:
    Herr Frey :
    "Man spricht ja nicht gern über Geld, Herr Wulff. Aber ein Ehrensold von 200000 Euro im Jahr, der Ihnen dann zusteht, außerdem Büro, Dienstwagen, Referenten, das dann schon mit 56 oder 61, jenachdem ob Sie in eine zweite Amtszeit hineingehen oder nicht - passt das eigentlich in die Zeit, oder müssten Sie nicht ein Zeichen fürs Sparen setzen."

    Herr Wulff:
    "Ich denke, da muss ein Zeichen gesetzt werden. Das wird man verhindern müssen, aber diese Frage, die wird sozusagen, finde ich jedenfalls, berechtigt gestellt und sie muss auch beantwortet werden."

    Herr Frey :
    "Verändert werden müssen - in welche Richtung?"

    Herr Wulff:
    "Dass man dort Abstriche vornimmt."

    Herr Hahne:
    "Auch finanziell?"

    Herr Wulff:
    "Ja sicher."

    Ein Video mit einem Ausschnitt aus dem Interview ist in der Mediathek des ZDF zu sehen.

    Nachdem die Staatsanwaltschaft Hannover am 16. Februar 2012 beim Immunitätsausschuss des Bundestags wegen des Anfangsverdachts der Vorteilsnahme einen Antrag auf Aufhebung der Immunität des Bundespräsidenten gestellt hatte, erklärte Herr Wulff am Tag darauf seinen sofortigen Rücktritt. Damit endete seine Bundespräsidentschaft nach nur 598 Tagen.

    Und wie steht Herr Wulff heute zum Thema Ehrensold des Bundespräsidenten? Wird er auf der Zahlung bestehen? Oder wird er sich vielleicht an seine Worte vom Juni 2010 erinnern und auf einen Teil der knapp 200000 Euro verzichten? Oder zumindest solange, bis es zu einer Entscheidung der Staatsanwaltschaft bezüglich ihrer Ermittlungen gegen ihn gekommen ist?

    Darüber, ob Herr Wulff überhaupt ein Anrecht darauf hat, gehen die Ansichten selbst unter Juristen derzeit offenbar weit auseinander. Auf der Internetseite der ZDF-Nachrichtensendung "heute" war am 20.02.2012 zu lesen, der Wissenschaftliche Dienst des Bundestages sei in einer vertraulichen Expertise zu dem Schluss gekommen, dass Herrn Wulff der Ehrensold nicht zusteht.

    Grundsätzlich haben ehemalige Bundespräsidenten auch bei einem vorzeitigen Ausscheiden aus dem Amt ein Anrecht auf den Ehrensold. Vorausetzung dafür ist, dass für den Rücktritt "politische oder gesundheitliche Gründe" vorliegen. Politische Gründe wären der zuvor genannten Expertise zufolge tiefe Differenzen mit der Regierung über die Außen- und Innenpolitik. Die habe es im Fall Wulff jedoch nicht gegeben.

    Hochrangige Politiker der "etablierten" Parteien sehen das anders. Für Herrn Gröhe (CDU, Generalsekretär) ist es zum Beispiel selbstverstänlich, dass Herr Wulff den Ehrensold erhalten wird. Frau Nahles (SPD, Generalsekretärin) hält die Debatte darüber gar für "kleinlich". Na ja, es sind ja nicht ihre 200000 Euro, die dann Jahr für Jahr an Herrn Wulff überwiesen werden. Da kann man wohl ruhig großzügig sein. ich finde allerdings, wenn mit dem Geld zum Beispiel die Arbeitsstelle einer Pflegekraft, eines Lehrers oder einer Erzieherin finanziert werden würde, dann wäre es bedeutend sinnvoller angelegt.

    Auch Herr Degenhart (Staatsrechtler aus Leipzig) sieht keine Grundlage für eine Aberkennung des Ehrensolds, weil nach seiner Auffassung persönliche und politische Gründe kaum zu unterscheiden seien. Persönliche Gründe für einen Rücktritt seien in irgendeiner Weise letztlich auch immer politische Gründe. Darüber, inwiefern beispielsweise eine für den Begünstigten persönlich vorteilhafte Finanzierung eines Eigenheims oder diverse kostenlose Ferienaufenthalte politisch begründet sein sollten, will ich hier aber lieber nicht spekulieren. Entgegen der Ansicht Herrn Degenharts hatte Herr von Arnim (Verwaltungsrechtsprofessor) am 17.02.2012 in der Talkshow von Günther Jauch gesagt, Herr Wulff sei im Kern aus persönlichen Gründen zurückgetreten. Daher dürfe er den Ehrensold nicht bekommen.


    (Quellen: ZDF heute vom 20.02.2012, ARD-Tagesschau vom 18.02.2012, Dossier der Süddeutschen Zeitung "Christian Wulff - 598 Tage Bundespräsident", Wikipedia)

    Montag, 20. Februar 2012

    Die Jecken haben es auch nicht immer leicht ...

    ... Am Samstag vor dem Rosenmontag betritt ein Kunde eine Videothek im Rheinland und erkundigt sich nach einer DVD:

    "Ich suche diesen Klassiker 'Shining'. Wo kann ich den wohl finden?"

    "Den findense inne Karnevalsabteilung!", bekommt er von der mit einer knallroten Pappnase verzierten Dame hinter der Theke zur Antwort. Der Kunde, leicht irritiert, vergewissert sich, ob seine Frage auch richtig verstanden wurde: "Aber das ist doch wohl ein klassischer Horrorfilm, oder?"

    Die Pappnase überspielt, höflich wie sie nun einmal ist, die Unkenntnis des Kunden und klärt ihn geduldig über seinen Irrtum auf: "Ach wat denkense denn, der is doch mit Jeck Nickelsen."







    Gespannt bin ich bezüglich der Festwagen in den heutigen Karnevalsumzügen, die sich des Themas "Bundespräsident" angenommen haben. Die werden am vergangenen Wochenende unter Umständen alle Hände voll mit Umdekorieren zu tun gehabt haben.

    Gut, dass der Rosenmontag an der Nordseeküste in ganz normaler Arbeitstag ist. Da brauchen wir uns wenigstens nicht auch noch mit den Problemen auseinandersetzen, mit denen die Jecken sich in diesen Tagen so herumschlagen.
    Ahoi!

    Ein beinahe gemeinsamer Kandidat

    Kurzzeitig muss Frau Merkel (CDU, Bundeskanzlerin) gestern Abend ja ziemlich in Erklärungsnot geraten sein. Oder hatte sie es möglicherweise schon so kommen sehen und für den Notfall einen Text vorbereitet?

    Herr Gauck war ja bereits beim letzten Mal der bevorzugte Kandidat der SPD für das Amt des Bundespräsidenten gewesen. Wir erinnern uns: Frau Merkel, der CDU, der CSU und der FDP war es damals aber nach mehreren Anläufen doch noch gelungen Herrn Wulff in das Amt zu hieven. Unter allen weiteren zur Auswahl stehenden Kandidaten hätte nach dem Willen von Frau Merkel Herr Gauck auf gar keinen Fall Bundespräsident werden dürfen.

    Obwohl es seitens der Schwarz-Gelb Gestreiften nach dem Rücktritt Herrn Wullfs hieß, der nächste Kandidat solle ein von der Regierungskoalition und der Opposition gemeinsam getragener Kandidat sein, hatte Frau Merkel auch jetzt Herrn Gauck, gleich nachdem er von der SPD erneut vorgeschlagen worden war, vehement abgelehnt. Als sie gestern erfuhr, dass sich die FDP dem Vorschlag der SPD angeschließen wollte, war es wohl gut für sie, dass in dem Moment nicht gerade eine Fernsehkamera zugegen war.

    Nachdem deswegen gestern Abend anfangs ein Bruch der Koalition nicht auszuschließen schien, hieß es dann später in der ARD Tagesschau, ein parteiübergreifender Kandidat sei gefunden worden. Herr Gauck solle neuer Bundespräsident werden. Nach zähem Ringen hätten die CDU und die CSU ihren Widerstand aufgegeben und dem Vorschlag von FDP, SPD und Grünen zugestimmt. Alle Vorsitzenden der CDU, der CSU, der FDP, der SPD und der Grünen seien zufrieden. Gauck selbst habe gesagt, er sei "überwältigt und verwirrt". Na, da wollen wir mal hoffen dass die Verwirrung nicht allzulange anhält. Nach dem vorausgegangenen Theater kann ich seine Emotionen aber ganz gut nachvollziehen.

    Frau Merkel gelang in einer gemeinsamen Pressekonferenz der an der Nominierung Herrn Gaucks beteiligten Parteien wieder einmal eine bemerkenswerte 180-Grad-Wende, als sie verkündete, Herr Gauck sei nach intensiven Abwägungen verschiedener Vorschläge nominiert worden. Mit Herrn Gauck verbinde sie vor allem die gemeinsame Vergangenheit in der DDR. (Daran lässt sich nachträglich allerdings wohl auch schwerlich noch etwas ändern.)

    Für Herrn Gauck habe sich der Weg von der Kirche in die Politik fast von selbst ergeben. Bei aller Verschiedenheit mit Herrn Gauck schätze sie persönlich, seinen Einsatz für die Idee von Freiheit und Verantwortung. Es zeichne ihn aus, dass er ein wahrer Demokratielehrer geworden sei.

    Herrscht jetzt also wieder Friede, Freude, Eierkuchen? - So ganz wohl doch nicht. Was die Sache mit dem "wahren Demokratielehrer" angeht, wäre es jedenfalls vielleicht keine schlechte Idee, wenn Frau Merkel ihn einmal um die Erteilung einiger Nachhilfestunden in diesem Fach bitten würde. Man kann ja von den Linken halten, was man will. Eine nicht zu übersehende Tatsache ist es jedoch, dass diese ebenfalls im Bundestag vertretene Partei bei den Bundesbürgern einen weitaus größeren Anteil an Unterstützung findet als die um ihr Überleben kämpfende FDP. Von der Nominierung des "gemeinsamen" Kandidaten für die Wahl des nächsten Bundespräsidenten war Die Linke jedoch von vornherein ausgeschlossen worden. Demokratie geht anders, Frau Merkel.

    Auch die Vorsitzenden der Linken hatten im Vorfeld deutlich gemacht, dass es nach dem vorzeitigen Aus des zweiten Bundespräsidenten, der mit der Mehrheit der scharz-gelben Regierungskoalition ins Amt gekommen war, wichtig sei, dass sich alle Parteien und Fraktionen im Deutschen Bundestag auf eine gemeinsame Kandidatin oder einen gemeinsamen Kandidaten verständigen.

    Dank der Arroganz der "etablierten Parteien" ist diese Chance gestern endgültig beerdigt worden. Ein nicht unerheblicher Teil der Bevölkerung wird sich jetzt erneut ausgeschlossen fühlen. Dabei hätten CDU und CSU von einer Beteiligung der Linken an den Gesprächen unter Umständen sogar zugunsten eines der von ihnen bevorzugten Kandidaten profitieren können. Da Herr Gauck auf die Linken ebenfalls nicht gut zu sprechen ist, hätte er ja möglicherweise auf eine Kandidatur verzichtet, wenn seine Nominierung mithilfe der Stimme der Linken zustande gekommen wäre.

    Aber wie auch immer: Auch wenn ich nicht unbedingt in allen Fällen seine Ansichten teile, so ist Herr Gauck unter den letztlich verbliebenen zur Auswahl stehenden Kandidaten für eine Nominierung zum Nachfolger Herrn Wulffs sicher nicht die schlechteste Wahl. Während seiner Zeit als Leiter der Stasi-Unterlagen-Behörde hat er jedenfalls unter Beweis gestellt, dass seine Handlungen seinen Worten entsprechen und aufgrund seiner persönlichen Vergangenheit könnte er im Ausland als glaubwürdiger Verfechter der Menschenrechte wahrgenommen werden.

    Nur für die Gestalter der Festwagen in den heutigen Umzügen in den Karnevalshochburgen dürfte die gestrige Nominierung Herrn Gaucks ein unüberwindliches Hindernis darstellen. Selbst wenn es ihnen (unwahrscheinlicherweise) gelungen sein sollte, die entsprechend thematisierten Wagen nach dem Rücktritt Herrn Wulffs innerhalb von zwei Tagen noch umzudekorieren, dann wird es ihnen unmöglich gewesen sein, die neuerliche Wende noch zu thematisieren.


    (Quellen: ARD-Tagesschau vom 19.02.2012, Die Linke vom 17.02.2012)

    Sonntag, 19. Februar 2012

    Strom-Zocker, -Importeure und -Exporteure

    Atomkraft? Nein Danke!Nicht die Abschaltung von acht Atomkarftwerken führte während der Frostperiode in den letzten Wochen mehrmals beinahe zum Zusammenbruch der Stromversorgung, dafür aber die Zockerei von Energiehändlern an den Strombörsen.

    Das geht Berichten in den Medien zufolge aus einem Schreiben der Bundesnetzagentur vom 13.02.2012 an die Energiehändler hervor, in dem sie ihnen scharfe Konsequenzen androht. Wie die Frankfurter Rundschau am 16.02.2012 berichtete sei darin davon die Rede, dass bei Fehlverhalten die Einleitung eines behördlichen Aufsichtsverfahrens möglich wäre. Herr Kurth (Bundesnetzagentur, Präsident), habe der Zeitung gegenüber bestätigt, dass der Brief an die Energiehändler versendet wurde. Der Sachverhalt solle jetzt mit Hochdruck aufgeklärt werden. Der Verdacht der illegalen Manipulation aus Profitgier seitens der Händler sei derzeit jedoch nicht beweisbar.

    Da in der Realität mehr Strom benötigt wurde, als aufgrund der Manipulationen der Händler zur Verfügung stand, mussten zwei konventionelle Kraftwerke in Betrieb genommen werden die eigentlich aufgrund der Abschaltung der acht deutschen Atomkraftwerke für diesen Winter als Reserve vorgehalten werden. Wäre es jetzt tatsächlich zu Engpässen aufgrund zu geringer Kraftwerkskapazitäten gekommen, dann hätten die als Notreserve vorgesehenen Kraftwerke nicht zur Verfügung gestanden.


    Frankreich importiert ...

    Einer der wichtigsten Gründe für den während der extremen Frostperiode knappen und dadurch teuren Strom in Europa war der Stromexport nach Frankreich. Dort wird so viel elektrische Energie in Elektroheizungen verbraten, dass die 58 Atomraktoren der "Grande Nation Nucléaire" an den Rand ihrer Kapatzität kamen. Die aufgrund der französichen Elektroheizungen während der Kältewelle stark gestiegenen Nachfrage trieb die Stompreise an der Börse nach oben.

    Aus meiner Sicht ist es der blanke Hohn, wenn in Europa die herkömmlichen Glühlampen - zu Recht - verboten werden, weil sie den Löwenanteil der Energie nicht in Licht, sondern in Wärme umsetzen, wenn gleichzeitig in der Atomnation Europas wertvolle elektrische Energie schlicht verheizt wird! Würde in Frankreich statt dessen, ebenso wie bei uns, auf Energieeffizienz, Gebäudedämmung, und regenerative Energiequellen gesetzt, dann wäre es auch dort innerhalb kurzer Zeit möglich, den größten Teil der vielfach in die Jahre gekommenen Atomkraftwerke stillzulegen.


    ... und Deutschland exportiert Strom

    Frankreich setzt voll und ganz auf seine große Anzahl an Atomkraftwerken weil es unabhängig von Energieimporten sein will. Während Frankreich aufgrund seiner ungeheueren Energieverschwendung Strom importieren musste, hat Deutschland allerdings - trotz der acht abgeschalteten Atomkraftwerke - auch im Jahre 2011 rund sechs Milliarden Kilowattstunden Strom mehr exportiert als importiert. Davon einmal abgesehen, ist Frankreich aber auch keineswegs unabhängig von Energieimporten: Schließlich stammt das Uran für Frankreichs Atommeiler nicht aus französischen Bergwerken.

    Jedenfalls ist die Behauptung der Atomkonzerne und ihrer politischen Handlanger, hierzulande würden - wenn auch nur ein Atomkraftwerk abgeschaltet werden würde - die Lichter ausgehen, jetzt wohl endgültig als geschäftsfördernde Panikmache entlarvt worden.Allen Unkenrufen zum Trotz, die Abschaltung deutscher Atomkraftwerke werde aufgrund des knapper gewordenen Angebots zu höheren Strompreisen führen, hat sich auch diese Vorhersage der Atomlobby als Unfug herausgestellt. An der Börse hatte sich nämlich sehr schnell die Erkenntnis durchgesetzt, dass auch nach der Abschaltung von acht Atomkraftwerken am deutschen Stromarkt kein Mangel absehbar ist.


    Am 11. März 2012 jährt sich zum ersten Mal die Atomkatasrophe im japanischen Fukushima. An diesem Tage werden auch in Deutschland wieder tausende Atomkraftgegner daran erinnern, dass Atomkraft nicht beherrschbar ist:

    Anti-Atom-Demos am 11.03.2012

    (Quellen: Berliner Zeitung vom 17.02.2012, Die Welt vom 17.02.2012, Spiegel vom 16.02.2012, Frankfurter Rundschau vom 16.02.2012, contrAtom vom 20.12.2011, .ausgestrahlt)

    Samstag, 18. Februar 2012

    Das Eis ist gebrochen

    Das Eis ist gebrochen (Bremerhaven, Fischereihafen)
    Aus dem noch vor wenigen Tagen geschlossenen Eisfeld in diesem Teil des Bremerhavener Fischereihafens ist inzwischen eine Ansammlung nebeneinander treibender Eisschollen entstanden. Sofern wir von einer erneuten Frostperiode verschont beiben sollten, werden auch die letzten Schollen bald verschwinden.

    Ich hätte jedenfalls nichts dagegen einzuwenden - auch wenn die vom Eis durchbrochenen Spiegelbilder der Schiffe im Wasser interessante Fotomotive bieten.

    Dafür, dass uns in Bremerhaven auch im Sommer das Eis nicht ausgeht, sorgt die Bremerhavener Eisfabrik, die hinter dem Kutter an Land zu sehen ist. Über die Verbindung zwischen der Fabrik und der grauen Verladeanlage wird das zu Splittern verarbeitete Eis in die Laderäume der Fischereifahrzeuge transportiert. Darin wird der Fisch während der Zeit zwischen dem Fang und der Anlandung frisch gehalten.

    In der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts war das an Land hergestellte Eis die einzige Möglichkeit, um den Fang frisch zu halten. Später wurden auf den größeren Trawler-Neubauten die ersten Kühlmaschinen installiert. Die heutigen großen Hecktrawler, die immer weitere Reisen bis zu den Fanggründen unternehmen müssen, sind schwimmende Fabriken: Die Fische werden direkt nach dem Fang unter Deck zu Filets verarbeitet und dann tiefgefroren.

    Freitag, 17. Februar 2012

    Schloss Bellevue ist wieder zu haben

    Ein Bundespräsident, gegen den die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der Vorteilsannahme ermitteln will und deshalb die Aufhebung seiner Immunität beantragt, passt wohl kaum noch in den Rahmen des Bildes, dass die meisten Bundesbürger bisher vom höchsten Amt im Staate hatten.

    Die vorgebliche Sorge um die Beschädigung dieses Amtes war das meist missbrauchte Totschlagsargument derer, denen wir Herrn Wulff (CDU) in diesem Amt zu verdanken hatten. Es ist ihnen damit jedoch trotzdem nicht gelungen, seine Kritiker mundtot zu machen.

    Schon aufgrund seines Angriffs auf die Pressefreiheit, mit dem er die Veröffentlichung eines Zeitungsberichts verhindern, oder zumindest zu seinen Gunsten "korrigieren" wollte, hat Herr Wulff dem Ansehen seines Amts höchstpersönlich erheblichen Schaden zugefügt. Spätestens seitdem dieser Skandal über - zugegebenermaßen etwas merkwürdige Kanäle - öffentlich bekannt wurde, war auch das Ansehen des Bundespräsidenten selbst irreparabel beschädigt.

    Der Erfolg seiner "Offenheitskampagne", bei der er weiterhin immer gerade nur das zugab, von dem er ausgehen musste, dass es ohnehin schon bekannt war, blieb aus. Ähnlich wie ich sieht das auch die Süddeutsche Zeitung. Auf ihrer Internetseite schreibt sie heute, Herr Wulff sei weder ehrlich zu sich noch zum Volk gewesen. Die ganze Affäre zeige, dass er nie hätte Bundespräsident werden dürfen.

    Selbst Frau Merkel (CDU, Bundeskanzlerin), die Herrn Wulff bis zuletzt immer den Rücken gestärkt hatte, konnte nichts am Vertrauensverlust der Bürger in den Bundespräsidenten ändern. Sollte sich der Anfangsverdacht der Staatsanwaltschaft bestätigen, dann könnte das unter Umständen wohl auch ihre Position schwächen.

    Der repräsentativen Umfrage des ARD-Deutschlandtrends vom 02.02.2012 zufolge halten nur noch 16 Prozent der Befragten Herrn Wulff für ehrlich. Die Frankfurter Rundschau zitiert die "Hannoversche Allgemeine Zeitung" (HAZ) in ihrer Presseschau zum Thema mit den Worten: "Ein Bundespräsident muss, ohne dass jemand kichert, ans Podium treten und zum Beispiel vor einer Gesellschaft warnen können, in der jeder immer nur an seinen eigenen Vorteil denkt."

    Mit dem Vorhaben der Staatsanwaltschaft ist Herrn Wulff aber auf jeden Fall ein Kapitel in den Geschichtsbüchern sicher. Einen Antrag zur Aufhebung der Immunität des Bundespräsidenten ist bisher jedenfalls einmalig.

    Heute hat Herr Wulff sich nun endlich dazu durchgerungen, seinen Hut zu nehmen. Das Schloss Bellevue ist wieder zu haben.


    (Quellen: Frankfurter Rundschau vom 17.02.2012, Süddeutsche Zeitung vom 17.02.2012 Bericht 1 und Bericht 2, FAZ vom 16.02.2012, TAZ vom 16.02.2012, ARD Deutschlandtrend vom 02.02.2012)

    Dienstag, 14. Februar 2012

    Yellow Cake - Die Lüge von der sauberen Energie

    Yellow Cake - Die Lüge von der sauberen Energie (Trailer)

    Der Stoff, aus dem die Energie der Atomkraftwerke stammt, ist das Uran. Ebenso, wie die Milch nicht aus der Tüte kommt, so sind auch die "Brennstäbe" in den Atommeilern nämlich nicht, wie viele Menschen glauben, der Ursprung der "sauberen, CO2-freien Energie".

    Seit Beginn des Atomzeitalters vor etwa 65 Jahren sind Geheimhaltung und Desinformation die Grundlage unserer Unkenntnis über den Uranabbau und die Verdummungspolitik der Atomkonzerne und ihrer politischen Handlanger. Bis heute spielen die verheerenden Folgen des Uranerzbergbaus in der Politik hierzulande und weltweit keine Rolle. In der Öffentlichkeit findet eine Diskussion darüber nicht statt.

    Uranerz enthält bis zu 0,1% Uranoxid. In der ersten Verarbeitungsstufe wird es aus dem Erz herausgetrennt. Das Ergebnis ist "Yellowcake" (Gelber Kuchen), ein gelbes, pulverförmiges Gemisch von Uranverbindungen.

    "Yellow Cake" ist auch der Titel eines Films, der heute bei ARTE zu sehen ist. Er klärt darüber auf, dass nicht erst Super-GAUs wie in Tschernobyl und Fukushima oder der Atommüll die Atomenergie zu einer unbeherrschbaren Technologie machen, sondern dass bereits die Urangewinnung viele Risiken birgt und strahlende Altlasten hinterlässt.

    Über die Folgen des Uranabbaus lassen uns die Atomkraftbefürworter gerne im Dunkeln. Es wäre schließlich schlecht für das Geschäft, wenn zu viele Menschen darüber Bescheid wüssten. Deshalb ist "Yellow Cake" ein wichtiger Film. Schlecht ist allerdings leider die Sendezeit. Ich hoffe, dass trotzdem viele Menschen den Film sehen werden.



    Yellow Cake
    - Die Lüge von der sauberen Energie -

    (Quellen: ARTTE, Wikipedia)

    Montag, 13. Februar 2012

    Polens Atomkraftpläne: Nachtrag

    Atomkraft? Nein Danke!Ende des letzten Jahres waren in Deutschland insgesamt mehr als 50000 Stellungnahmen gegen den Plan Polens zum Einstieg in die Nutzung der Atomkraft zusammengekommen. Ebenso wie die Bundesregierung hatten auch einige Bundesländer - darunter Brandenburg, Berlin, Rheinland-Pfalz, Saarland und Sachsen - kritisch Stellung zum polnischen Atomprogramm bezogen.

    Darüber hatte das Umweltinstitut München am 4. Januar in einer Pressemitteilung berichtet. Polen hat inzwischen einen Nachtrag zu seinem Atomkraftprogramm veröffentlicht. Die darin enthaltenen möglichen, direkt an der Ostsee gelegenen Standorte für neue Atomkraftwerke liegen nicht weiter als 100 bis 300 km von der deutschen Grenze entfernt.

    Das gibt zusätzlichen Anlass für die Befürchtung, Deutschland könnte im Falle radioaktiver Freisetzungen direkt von deren Auswirkungen betroffen sein. Wie seit den Super-GAUs in Tschernobyl und in Fukushima eigentlich jedem bekannt sein dürfte, sind nach derartigen Ereignissen noch über deutlich weitere Distanzen hohe radioaktive Kontaminierungen und die Gefährdung der Gesundheit und des Lebens von Menschen zu erwarten.

    Zwei der im Nachtrag genannten Standorte liegen innerhalb eines Landschaftsschutzgebietes. In direkter Nachbarschaft zu allen drei Standorten gibt es Naturschutzgebiete, Landschaftsparks sowie Vogelschutzgebiete und hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf Flora und Fauna werden alle drei Standorte nach Angaben des Umweltinstitut München sogar von den Autoren des polnischen Nachtrags zur Umweltverträglichkeitsstudie als "riskant" bezeichnet.

    Wie das Umweltinstitut München weiter mitteilt, könne eine Kontaminierung der Gewässer nicht ausgeschlossen werden. Umliegende landwirtschaftliche Flächen und Ferieneinrichtungen wie Campingplätze und Badestrände in dem touristischen Gebiet könnten bereits im Normalbetrieb von radioaktiven Freisetzungen betroffen sein. Bei Revisionen sei darüberhinaus mit Spitzenwerten zu zu rechnen, die bis zu 500 Mal über dem Normalwert liegen könnten.

    Statt des teuren und gefährlichen Einstiegs in die Atomenergie, solle Polen die Chance nutzen, sofort ein nachhaltiges Energieprogramm aufzulegen und den Ausbau der erneuerbaren Energien voranzutreiben. Bereits Im Rahmen ihrer SUP-Stellungnahme gegen die Atompläne Polens hatte die Bundesregierung Polen diesbezüglich eine Zusammenarbeit vorgeschlagen und Hilfe beim Einstieg in die Stromversorgung auf Grundlage regenerativer Energien angeboten.


    Stellungnahme zum Nachtrag

    Aufgrund des polnischen Nachtrags ist es ab sofort und bis zum 27.Februar wieder möglich, im Rahmen des Grenzüberschreitenden Strategischen Umweltprüfungsverfahrens (SUP) Stellungnahmen zum polnischen Atomprogramm einzureichen. Je mehr Menschen in Europa sich daran beteiligen, desto größer ist sie Aussicht auf Erfolg.

    Das Umweltinstitut München hat dafür wieder einen Mustertext für eine E-Mail an die verantwortlichen Institutionen in Polen verfasst der so formuliert ist, dass sich auch diejenigen erneut beteiligen können, die bereits eine Stellungnahme abgegeben haben. Der Mustertext, der auch individuell ergänzt bzw. geändert werden kann, lautet:
    An
    Hanna Trojanowska
    Government's Plenipotentiary for Polish Nuclear Power Engineering Issues
    Undersecretary of State
    MINISTRY OF ECONOMY
    Plac Trzech Krzyzy 3/5
    00-507 Warszawa
    POLEN
    Fax + 48 22 693 40 46 - 48, E-mail: Andrzej.Chwas@mg.gov.pl

    Kopie an:
    Michal Kielsznia
    General Director for Environmental Protection
    ul. Wawelska 52/54
    00-922 Warszawa
    POLEN
    Fax +48 22 57 92 126, E-mail: dorota.szumanska@gdos.gov.pl.

    Sehr geehrte Frau Trojanowska,
    sehr geehrte Damen und Herren,

    im Rahmen des Grenzüberschreitenden Strategischen Umweltprüfungsverfahrens (SUP) zur Änderung des Polnischen Kernenergieprogramms (Nachtrag vom Dezember 2011) nehme ich wie folgt Stellung, bzw. ergänze ich meine bereits eingereichte Stellungnahme und schließe mich der Stellungnahme des Umweltinstitut München e.V. vom 22.12.2011 sowie der aktuellen Stellungnahme des Umweltinstitut München zum Nachtrag der Umweltverträglichkeitsstudie voll umfänglich an.

    Die vorgelegten Änderungen des Atomprogramms stellen aus meiner Sicht nur eine Verschärfung der Bedrohung durch radioaktive Verseuchung dar. Insbesondere weil die zusätzlichen Standorte in der Nähe schützenswerter Naturräume und Tourismusregionen liegen. Ich bitte die polnische Regierung nachdrücklich sich von ihren Atomplänen zu verabschieden und die Chance für eine Umstellung der Energieversorgung auf regenerative Energien zu nutzen, sowie das Angebot der deutschen Bundesregierung auf Unterstützung beim Aufbau anzunehmen.

    Mit freundlichen Grüßen

    Hier geht es zum Eingabeformular auf der Internetseite des Umweltinstitut München.



    Zum Weiterlesen:


    (Quellen: Der Westen vom 07.02.2012, BMU Pressemitteilung vom 06.02.2012, Deutschlandradio vom 04.01.2012, Umweltinstitut München e.V., Umweltbundesamt Östereich, Bundesministerium für Umwelt Naturschutz und Reaktorsicherheit)

    Sonntag, 12. Februar 2012

    ad ACTA - vorerst zumindest

    Gestern gingen in 150 Ländern tausende Menschen auf die Straße, um gegen das umstrittene Handelsabkommen ACTA zu demonstrieren. Bereits am Tag zuvor hatte die Bundesregierung verkündet, sie werde das Abkommen "vorerst" nicht unterzeichnen. 

    Das Computer-Fachmagazin CHIP berichtete daraufhin in einem Artikel vom 10.02.2012, aus Regierungskreisen habe es geheißen, eine Unterzeichnung des Abkommens sei ohnehin nicht nötig. Alle relevanten Forderungen seien in Deutschland längst Gesetz. So sei das unberechtigte Kopieren urheberrechtlich geschützter Werke in Deutschland bereits seit 1966 strafbar.

    Kritisiert wird auf politischer Ebene vor allem auch, das die Verhandlungen über das Abkommen im Geheimen und ohne die notwendige Transparentz stattgefunden haben. Herr Schulz (FDP, Bundestagsabgeordneter) habe gesagt, das sei inakzeptabel.

    Auf den Punkt brachte es die "Zeit" in einem Artikel vom 10.02.2012 (Zitat): "Politiker, die Regeln für das Internet unter sich ausmachen, haben Protest verdient." Sie seien so vorgegangen, als hätten sie im politischen Lehrbuch unter "Wie mache ich aus meinen Bürgern ein paar anständige Wutbürger?" nachgeschlagen. Wörtlich heißt es in der "Zeit" (Zitat): ".. Wer Menschen ignoriert, schätzt sie gering und macht sie eben – wütend. .."

    Und weiter (Zitat): ".. Dass Acta am Ende scheitert, ist wahrscheinlich, weil nicht nur Netzaktivisten außen vor blieben, sondern es manchen Politikern nicht viel besser erging, beispielsweise den Parlamentariern in Straßburg. .." Wer versuche, "nicht" zu kommunizieren, der müsse mit einem solchen Ergebnis rechnen.

    Ich mag diesbezüglich bisher noch keine Prognosen abgeben. Der Kritik in der "Zeit" stimme ich jedoch zu. Darüberhinaus halte ich den Titel des Abkommens (ACTA steht für "Anti-Counterfeiting Trade Agreement", "Handelsabkommen gegen Produktpiraterie") für einen dreisten Etikettenschwindel. Wer ein internationales Abkommen gegen Urheberrechtsverletzungen will, der soll es gefälligst auch so nennen. Deshalb müssten die Politiker, wenn ihre Kritik bezüglich der Intranzparenz ernst gemeint ist, "ACTA" nach der vorläufigen Absage jetzt auch endgültig ad acta legen.

    Die Schaffung wirksamer Rechtsgrundlagen für die internationale Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen sind sicher ebenso notwendig wie solche, die eine internationale Verfolgung von Produktpiraterie ermöglichen würden. Die Spam-Filter sortieren weltweit Tag für Tag mehr als genug E-Mails mit entsprechenden Replikat-Angeboten aus. Davon kann sicher jeder von uns ein Lied singen.

    Wenn ein solches Abkommen gegen Urheberrechtsverletzungen aber darüberhinaus der Zensur im Internet Tür und Tor öffnen würde, dann würde es allerdings auf den scharfen Widerstand der Bürger in vielen Ländern der Welt stoßen. Ebenso würde aber auch ein Gesetz gegen Produktpiraterie auf erheblichen Widerstand stoßen, wenn es zum Beispiel einem großen Pharmakonzern die Möglichkeit gäbe, den Verkauf eines preisgünstigen Medikaments gegen eine zum Beispiel in Entwicklungsländern typische Krankheit eines anderen Herstellers zu verbieten, nur weil dieses vielleicht zufällig die gleichen Wirkstoffe enhält, wie ein teures Medikament des großen Pharmakonzerns.


    (Quellen: Tagesschau vom 12.02.2012 und vom 11.02.2012, Süddeutsche Zeitung vom 11.02.2012, FAZ vom 11.02.2012 , Die Zeit vom 11.02.2012 und vom 10.02.2012, Chip vom 10.02.2012)

    Freitag, 10. Februar 2012

    Herr Nasheed, der Putsch und der Klimawandel

    Nach Protesten von Anhängern der Opposition auf den Malediven und einer Meuterei revoltierender Polizisten wurde Herr Mohamed Rasheed (Malediven, bis dahin Präsident) zum Rücktritt gezwungen.

    Bei einer von der Opposition organisierten Protestkundgebung hatten zahlreiche Bewohner der Malediven Ende letzten Jahres ein Ende "antiislamischer" Aktivitäten gefordert. Herrn Nasheed wurde vorgeworfen, er untergrabe die Prinzipien des Islams, der auf den Malediven die einzige zugelassene Religion ist. Die Regierung der Malediven hatte daraufhin Ende Dezember 2011 die Schließung der Wellness-Center in hunderten von Luxushotels angeordnet.

    Nachdem im Januar 2012 ein Richter festgenommen worden war, der die Freilassung eines inhaftierten Oppositionspolitikers angeordnet hatte, waren die Spannungen zwischen der Regierung und Anhängern des früheren Präsidenten Maumoon Abdul Gayoom eskaliert. Herr Gayoom, der 30 Jahre lang autokratisch geherrscht hatte verlor im Jahre 2008 die Wahl, aus der Herr Nasheed, der unter Herrn Gayoom als politischer Gefangener inhaftiert war, als Gewinner hervorgegangen war.

    Menschenrechtsgruppen hatten die Regierung der Malediven während der Präsidentschaft Herrn Nasheeds dafür kritisiert, dass sich an der Diskriminierung anderer Religionen auf den Malediven nichts geändert hatte. Nach dem Putsch wird sich daran mit Sicherheit auch weiterhin nichts ändern. Für die Demokratie im Inselstaat ist die Entwicklung der letzten Tage jedoch ein herber Rückschlag. Mit Herrn Rasheed in seiner Funktion als Präsident der Republik Malediven verliert außerdem auch die weltweite Bewegung im Kampf gegen die drohende Klimakatastrophe einen ihrer stärksten Vorkämpfer. Manchmal ist eben doch nicht alles einfach schwarz oder weiß.


    Eine kurze Geschichte der Demokratie

    Herr Nasheed war der erste demokratisch gewählte Präsident in der Geschichte des im Pazifik gelegenen Inselstaats der bis 1963 unter britischem Protektorat stand. Seit 1942 hatte Großbritanien mehrere Militärflugplätze auf den Inseln angelegt. 1956 gewährten die Briten den Malediven die innere Autonomie. Nachdem Großbritannien die Inseln im Jahre 1963 aufgegeben hatte, behielt es jedoch weiterhin das Nutzungsrecht an den Militärflugplätzen. 1965 wurden die Malediven unabhängig, aber erst nachdem die Nutzungszeit der Militärflugplätze abgelaufen war verließen die Briten das Land im Jahre 1976 endgültig.

    Dem Eintrag "Malediven" bei Wikipedia zufolge waren die Bewohner der Malediven im Jahre 1153 von einem arabischen Reisenden zum Islam bekehrt und seitdem von Sultanen und Sultaninnen regiert worden. Sultan Mohammed Shamsudeen III gab dem Inselstaat im Jahre 1932 seine erste Verfassung. 1953 wurde auf den Inseln die Republik ausgerufen und ein Verwandter des Sultans übernahm das Präsidentenamt.

    Aber bereits ein Jahr darauf kam es infolge einer Volksabstimmung zur Wiedereinführung des Sultanats. Mit der Verfassungsänderung von 1968 und der erneuten Umwandlung des Sultanats in eine Republik endete die über 250 Jahre währende Herrschaft der Sultane aus der Dynastie der Didi. 1982 traten die Malediven dem Commonwealth of Nations bei.

    Im Juni 2005 stimmten die Abgeordneten einstimmig für einen Antrag, der die Etablierung eines Mehrparteiensystems zum Inhalt hatte. In der Folge duldete Herr Gayoom neben seiner eigenen Partei DRP vier weitere Parteien. Insbesondere die Mitglieder der "Maldivian Democratic Party" (MDP), allen voran Herr Nasheed (MDP, damals Geschäftsführer) sahen sich zum Teil erheblichen Repressionen und Einschränkungen im Zusammenhang mit ihrer politischen Arbeit ausgesetzt.

    Im Oktober 2008 fanden die ersten demokratischen Wahlen auf den Malediven statt. Wahlsieger war die MDP und Herr Rascheed wurde der neue Präsident der Malediven. Mit dem Putsch gegen die Regierung unter der Präsidentschaft Herrn Nasheeds vom 07. Februar 2012 findet die kurze Geschichte der Demokratie auf den Malediven - zumindest vorerst - ein jähes Ende.


    Gegen die Folgen des Klimawandels

    Nachdem er vier Monate im Amt war, hatte Herr Nasheed im März 2009 verkündet, die Regierung der Malediven arbeite an Plänen, um die Malediven innerhalb eines Jahrzehnts zum ersten CO2-neutralen Land der Welt zu machen. Bereits 1989 hatte in der Hauptstadt Malé schon eine internationale Konferenz stattgefunden, mit der die Bedrohung der abgelegenen Inseln im Pazifik durch den infolge der Klimaveränderung steigenden Meeresspiegel in das Licht der Weltöffentlichkeit gerückt werden sollte. Internationales Aufsehen erregte allerdings erst eine Sitzung des Parlaments, die im Vorfeld der Klimakonferenz in Kopenhagen von 2009 demonstrativ auf den Meeresboden vor einer der Inseln verlegt worden war.

    Auch das internationale Netzwerk im Kampf gegen den Klimawandel "350.org" ist vom Putsch auf den Malediven betroffen, denn Herr Nasheed ist einer seiner prominentesten Botschafter. 350.org hat deshalb eine internationale Petition verfasst, mit der die Sicherheit Herrn Nasheeds und eine friedliche Lösung des Konflikts gefordert wird. Wer sich der Petition anschließen möchte, kann diese auf der Internetseite des Netzwerks online unterzeichnen. Die an die Regierungen der Unterzeichner gerichtete, in Englisch verfasste Petition lautet:
    "We are deeply concerned about the recent coup that forced Maldives President Mohamed Nasheed from office. President Nasheed was the first democratically elected leader of his country and a global voice for action to address the climate crisis. He needs your support to ensure his safety.

    Please put diplomatic pressure on the leaders of this coup to avoid violence and to work for a peaceful, democratic solution to their conflict.

    Signed,
    (your name)"


    Für diejenigen, deren Schulenglisch vielleicht nicht ganz ausreichen sollte, habe ich den Text übersetzt:
    'Wir sind tief besorgt über den gerade erfolgten Staatsstreich, mit dem der Präsident der Malediven, Mohamed Nasheed, aus dem Amt gedrängt wurde. Präsident Nasheed war der erste demokratisch gewählte Führer seines Landes und seine Hinweise auf die Folgen des Klimawandels fanden international Gehör. Um seine Sicherheit sicherzustellen, braucht er Ihre Unterstützung.

    Üben Sie bitte diplomatischen Druck auf die Führer des Staatsstreichs aus, damit diese auf Gewalt verzichten und an einer friedlichen, demokratischen Lösung des Konflikts arbeiten.

    Unterzeichnet,
    (Ihr Name)'


    Die "magische" 350

    Für alle, die mit der Zahl 350 im Namen des internationalen Klima-Netzweks "350.org" nichts anfangen können, versuche ich einmal kurz zu erklären, was es damit auf sich hat.

    Wenn ich bisher über den Punkt geschrieben habe, ab dem der globale Temperaturanstieg infolge des Klimawandels außer Kontrolle geraten wird, dann habe ich mich immer auf die im IPCC-Klimareport von 2007 genannte "maximal plus 2 Grad"-Marke bezogen. Wie die Regierungen der meisten Staaten, so haben sich auch die Europäische Union und die Bundesregierung zum Ziel gesetzt, ihren Teil dazu beizutragen, der einen darüber hinausgehenden Temperaturanstieg verhindern soll. (Das die Bundesregierung dieses Ziel gelegentlich zugunsten wirtschaftlicher interessen diverser Lobbys aus dem Blick verliert, steht wieder auf einem anderen Blatt!)

    350 ppm (ppm: Parts Per Million = Teile pro Million) ist nach Ansicht vieler Wissenschaftler die gerade noch sichere Obergrenze für die CO2-Konzentration in der Atmosphäre. 350 ppm CO2 bedeutet, dass von einer Million Moleküle verschiedener Gase in der Atmosphäre 350 der Moleküle CO2 sind. Die bereits festzustellenden Auswirkungen des Klimawandels lassen darauf schließen, dass wir uns, mit zurzeit 391.57 ppm CO2 in der Atmosphäre (Quelle: CO2now.org) bereits oberhalb des noch sicheren Levels befinden. Sollte es der Menschheit nicht schnell gelingen auf eine geringere Konzentration als 350 ppm CO2 zurückkehren, könnten die Folgen des Klimawandels unumkehrbar werden.

    Während der gesamten Menschheitsgeschichte, bis vor ungefähr 200 Jahren, betrug die globale CO2-Konzentration im Durchschnitt 275 ppm. Diese Konzentration ist notwendig, denn ohne CO2 und weitere Gase, die dafür sorgen, dass die Wärmestrahlung zur Erdoberfläche zurückreflektiert wird, wäre es so kalt, dass Leben auf unserem Planeten nicht möglich wäre. Wer mehr darüber erfahren möchte, der kann auf der Seite von 350.org weiterlesen ...

    Auch wenn die hemmungslose Ausbeutung und Verbrennung fossiler Energieträger wohl die maßgebliche Ursache für den übermäßigen Anstieg der globalen mittleren Temperatur ist, halte ich die ausschließliche Betrachtung der CO2-Konzentration für nicht ausreichend. Nach Ansicht von Wissenschaftlern ist zum Beispiel der Effekt, den Methan auf den Anstieg der globalen mittleren Temperatur hat, mit demjenigen von CO2 mindestens gleichzusetzen. Sollte die globale Erwärmung zum großflächigen Auftauen der Permafrostböden in den Tundren rund um den Polarkreis und in Sibirien führen, dann würden sich diese Gebiete in gigantische Sumpfgebiete verwandeln aus denen dann - zusätzlich zum CO2 - soviel Methan emittiert werden würde, dass sich die Geschwindigkeit des Temperaturanstiegs auf unserem Planeten vervielfachen würde und die schlimmsten zu befürchtenden Folgen des Klimawandels nicht mehr aufzuhalten wären. Derartige Überschreitungen von Grenzen, die weitere verheerende Prozesse in Gang setzen, werden auch als Kipppunkte bezeichnet. Neben dem Einsetzen des Auftauens der Permafrostböden unseres Planeten gibt es noch einige weitere solcher Kipppunkte.

    Mehr darüber gibt es auf der Internetseite der östereichischen Umweltorganisation "Gobal 2000", sowie in den Artikeln "Kippelemente im Klimasystem der Erde" und "Kipppunkte im Klimawandel werden absehbar" auf den Internetseiten des "Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung" (PIK) zu lesen.

    Und noch eins sollte man immer im Auge behalten, je länger die notwendigen Maßnahmen gegen die drohende Klimakatasrophe noch hinausgezögert werden, desto schmerzhafter werden sie uns treffen. Die Abbildung 2 im Abschnitt "Die einfache "bottom line" des Artikels "Wie viel CO2 ist zu viel?" auf den Internetseiten der KlimaLounge verdeutlicht das recht anschaulich.

    "People around the world must unite and pressure their leaders to reduce carbon dioxide levels to 350 ppm. Dramatic climate change action is possible. The Maldives will play its part by becoming the world's first carbon neutral nation within 10 years."

    Mohamed Nasheed

    • 'Die Menschen überall auf der Welt müssen sich vereinigen und ihre Regierungen dazu auffordern, die die CO2-Konzentration in der Atmosphäre auf 350 ppm zu vermindern. Drastische Maßnahmen gegen den Klimawandel sind möglich. Die Malediven werden ihren Teil dazu beitragen, indem sie innerhalb von 10 Jahren die erste CO2-neutrale Nation der Welt sein werden.'

      Mohamed Nasheed


    (Quellen: 350.org, Greenpeace Magazin vom 09.02.2012, Neue Züricher Zeitung vom 09.02.2012 und vom 07.02.2011, TAZ vom 08.02.2012, Berliner Tagesspiegel vom 08.02.2012, New York Times vom 08.02.2012 - "The Island President Deposed" [englisch] und "The Dregs of Dictatorship" by Mohamed Nasheed [ebenfalls englisch], Focus vom 08.02.2012 und vom 07.02.2012, TAZ vom 19.10.2009 und vom 04.09.2009, KlimaLounge vom 10.07.2009 und vom 29.04.2009, Global 2000, PIK, Wikipedia)

    Donnerstag, 9. Februar 2012

    Die Geeste steiht

    Abendstimmung an der zugefrorenen Geeste
    Gestern hatte ich einen Tag Urlaub genommen, um nachmittags an einer Stadtteilführung unter Leitung von Herrn Bickelmann (Stadtarchivar) mit anschließendem Grünkohlessen teilnehmen zu können.

    Glücklicherweise war es nicht mehr ganz so kalt, wie an den vergangenen Tagen. Organisiert worden war die Veranstaltung von der Eigentümerstandortgemeinschaft Lehe (ESG-Lehe), der Stadtteilkonferenz Lehe und dem Bürgerverein Lehe. Auch wenn ich im Laufe der Jahre schon sehr viel selbst über die Entwicklung im Süden des Stadteils Lehe herausfinden konnte, so habe ich von Herrn Bickelmann doch noch wieder einige interessante Details erfahren, die mir bisher nicht bekannt waren.

    Der Weg zum Restaurant führte uns entlang der Geeste, die in diesem Bereich aufgrund ihrer Mündung in die Weser unter dem Einfluss von Ebbe und Flut steht. Trotzdem ist der Fluss nach dem Frost der letzten Tage komplett zugefroren. In der Regel verbleibt im Winter in der Flussmitte eine Rinne freien Wassers, in der die beim Ablaufen des Wassers brechenden Eisschollen mit der Strömung in Richtung Weser treiben. Nur einige Schollen liegen dann im Schlick entlang der Ufer.

    In diesem Jahr ist das anders. Würde es in Bremerhaven an der Geeste eine Eiswette geben, wie sie seit 1829 in Bremen traditionell am Dreikönigstag ausgetragen wird, und fände diese in diesen Tagen statt, dann hätte derjenige wohl die Wette gewonnen, der prophezeit hätte, "dat de Geeste steiht".

    Mittwoch, 8. Februar 2012

    Eine schwimmende Kleinstadt

    Die "Disney Fantasy", eine schwimmende Kleinstadt
    Auch wenn es am Montag Abend leider etwas diesig war, bot das Ende letzten Jahres auf der  "Meyer Werft" in Papenburg fertiggestellte Kreuzfahrtschiff "Disney Fantasy", das zur Zeit noch zur Ausrüstung an der Bremerhavener Columbuskaje liegt, vom Turm der Pauluskirche aus betrachtet ein beeindruckendes Bild.

    Aus der Höhe der Aussichtsgallerie werden die Dimensionen des für 4000 Passagiere ausgelegten Schiffes eigentlich erst richtig deutlich. Um diese Anzahl von Menschen unterbringen zu können, stehen 1250 Kabinen zur Verfügung. Auf Wohnhäuser übertragen wären ungefähr 100 bis 200 Häuser von der Größe des Altbaus notwendig, in dem ich wohne, um all diesen Menschen eine Unterkunft geben zu können - zumal noch die 1457 Menschen zählende Besatzung hinzukommt.

    Die "Disney Fantasy" überragt deutlich ebenso die mehrstöckigen Wohnhäuser der Stadt, wie auch das gut sechs Stockwerke hohe Kreuzfahrtterminal, das unterhalb des hinteren Schornsteins zu sehen ist.Auf dem 340 Meter langen und 37 Meter breiten Schiff gibt es sechs Restaurants, verschiedene Bars, Sport- und Freizeitanlagen, eine riesige Wasserrutschbahn, Kinos und vieles mehr. Das Schiff ist so etwas wie eine schwimmende Kleinstadt. Einen Eindruck davon vermitteln die Bilder, die Deckpläne und eine Videoanimation von der Wasserrutschbahn auf der Internetseite der "Disney Cruise Line".

    Winterliche Impressionen aus Probsteierhagen

    Winterliche Impressionen aus Probsteierhagen (Schleswig-Holstein, Nähe Kiel)

    Zum Abschluss des Wochenendbesuchs bei meiner Schwester habe ich mich am letzten Sonntagmorgen trotz der klirrenden Kälte noch einmal auf den Weg gemacht, um einige winterliche Impressionen mit der Kamera einzufangen.

    Zu sehen sind Videoaufnahmen von der Hagener Au im Park vom Schloss Hagen, vom Schloss, aus der Ortsmitte von Probsteierhagen, sowie von der Hagener Au, wie sie neben der ehemaligen Wassermühle hinter einem erstarrten "Eisfall" als "tosender Wasserfall" über die Staustufen des Wehrs zu Tal rauscht, in dem früher einmal die Wasserräder für den Betrieb der Mühle eingebaut waren. Auf der anderen Straßenseite, gegenüber der ehemaligen Wassermühle, fließt die Au dann wieder als ruhiger Bach weiter in Richtung Ostsee.


    In der Ortsmitte ist vieles aus der über siebenhundertjährigen Geschichte Probsteierhagens erhalten geblieben und auch die ehemalige Anlage des Guts Hagen ist noch gut zu erkennen. Wenn man die angrenzenden Neubauten ausgrenzt, dann könnte man den Eindruck gewinnen, vor ungefähr einhundert Jahren sei die Zeit dort stehen geblieben.

    Der Betrieb der 1866 fertiggestellten Wassermühle wurde genau einhundert Jahre später aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt. In einem angrenzenden Gebäude betrieb das Gut Hagen in der Zeit von 1911 bis 1930 ein Elektrizitätswerk. Die Stilllegung und der spätere Abriss des kleinen Wasserkraftwerks erfolgten, nachdem die Schleswag im Jahre 1922 mit der Elektrifizierung der Probstei begonnen hatte.


    Das 1649 fertiggestellte Schloss Hagen ist in den letzten Jahren aufwändig saniert worden und wird jetzt für Veranstaltungen, Tagungen etc. genutzt. Wen es interessiert, der kann sich bei einem vituellen Rundgang im Schloss umsehen.

    Die im Video kurz zu sehende "St. Katharinen-Kirche zu Probsteierhagen" wurde im Jahre 1259 erstmals urkundlich erwähnt. Sie wird seit einiger Zeit ebenfalls umfassend saniert. Interessantes zur Geschichte der Kirche und Fotos mit Innenansichten sind auf der Internetseite der Fördervereins zu finden, der sich für den Erhalt der Kirche einsetzt.


    (Quellen: Wikipedia - Hagener Au und Schloss Hagen, Internetseite Schloss Hagen, Verein für den Erhalt der St. Katharinen-Kirche zu Probsteierhagen e.V., Historischer Pfad Probsteierhagen)

    Zahnloser Tiger

    Die Lage in Syrien gerät immer mehr außer Kontrolle. Dem anfangs friedlichen Protest großer Teile der Bevölkerung Syriens gegen das Regime des Herrn Assad begegnete dieser zuerst mit polizeilicher und bald darauf mit militärischer Gewalt. Inzwischen ist in den Medien immer öfter von bürgerkriegsähnlichen Zuständen die Rede.

    Eine offizielle Berichterstattung unabhängiger Medien aus Syrien ist seitdem kaum noch möglich. Dass aber Panzer wahllos auf Wohngebiete in syrischen Städten schießen, in denen die Menschen gegen das Regime auf die Straße gehen, das ist in zahlreichen Videoaufnahmen zu sehen, die Bürger Syriens mit in Mobiltelefonen eingebauten Kameras aufgenommen haben.

    Mehr als 400 Menschen wurden seit Beginn der Demonstrationen gegen das Regime Herrn Assads in Syrien umgebracht. Die Beobachter-Mission der Arabischen Liga, deren Mitglieder der Welt berichten sollten, dass das syrische Miltär seine Gewalt gegen die Opposition beendet, mussten das Gegenteil feststellen. Die Versuche der Arabischen Liga, das Syrische Regime zur Abkehr von der Gewalt zu bewegen misslangen und die Beobachter wurden konsequenterweise wieder abgezogen.


    Gegen den Rest der Welt:

    Eine wirksame Resolution der UNO, die das Regime in Syrien mithilfe von Sanktionen hätte empfindlich treffen können, wurde jetzt mit dem Veto von Russland und von China verhindert. Dass die "Demokratielenker" Russlands und die Diktatoren in China Verständnis dafür haben, wenn das Regime des Herrn Assad mit "Panzer-Kanonen auf Spatzen schießen lässt" und er für diese Maßnahmen imaginäre "ausländische Terroristen" verantwortlich macht, wundert mich überhaupt nicht.


    Russland ...

    Seit der Zeiten der Sowjetunion (UDSSR), deren Machtzentrale de facto immer in der russischen Hauptstadt Moskau angesiedelt war, gibt es dort die unschöne Tradition, zivilen Protest der Bevölkerung in einzelnen Staaten der "Union" mithilfe des Militärs niederzubomben. Daran hat sich auch nach dem Zerfall der UDSSR in der Russischen Föderation nichts geändert. Erinnert sei in diesem Zusammenhang zum Beispiel an die Trümmerwüste, die nach dem Bombardement durch die russische Armee von der tschetschenischen Hauptstadt Grosny übriggeblieben war. Versuche Tschetscheniens oder Georgiens, sich aus dem Machtbereich der "Föderation" in die Unabhängigkeit zu verabschieden wurden mit massiver militärischer Gewalt unterdrückt.

    Russland geht jetzt sogar so weit, Herrn Assad direkt nach seinem Veto gegen die UN-Resolution demonstrativ mit einen Besuch Herr Lawrows (Russland, Außenminister) zu beehren. Herr Lawrow sagte gestern in Damaskus, Herr Assad sei bereit weitere Beobachter der Arabischen Liga ins Land zu lasssen. Na toll: Das ist an Zynismus ja wohl kaum noch zu überbieten. Die Beobachter können dann nämlich, weiterhin ohne den geringsten Einfluss auf ein Ende der Gewalt, über Militäreinsätze des Regimes gegen die Zivilbevölkerung berichten - sofern Herr Assad ihnen tatsächlich die Gelegenheit dazu geben sollte, diese Einsätze zu beobachten.

    In den Nachrichten hieß es dazu gestern, Herr Lawrow habe der Welt mitgeteilt, Syrien werde die Gewalt gegen das Regime mit eigenen Mitteln und ohne ausländische Intervention beenden. Herr Assad sei sich seiner Verantwortung bewusst, die ein Führer für sein Land habe. (Führer, habe ich das nicht schon einmal irgendwo gehört?.) Derartige Äußerungen eines hochrangigen Vertreters Russlands zeigen deutlich, was die Regierung in Russland von Demokratie hält, seit Herr Putin (Russland, Präsident) dort das Sagen hat.

    Auf welche Weise Herr Assad seiner "Verantwortung" gerecht zu werden gedenkt, ist in den bereits erwähnten Videoberichten syrischer Demonstranten inzwischen vielfach dokumentiert worden. Oder glaubt etwa irgend jemand, Herr Assad und seine Anhänger würden ihr Vorgehen gegen die Zivilbevölkerung ändern, solange Russland und China deren Methoden gegen den Rest der Welt decken? Noch während Herr Lawrow sein Statement vor den Kameras des syrischen Fernsehens abgab schoss das Militär wieder einmal auf die Zivilbevölkerung in der syrischen Stadt Homs.


    ... und China

    Auch die Diktatoren in Peking können sich nur deshalb noch an der Macht halten, weil sie seit Jahrzehnten immer wieder auf militärische Gewalt gegen die eigene Bevölkerung und die der annektierten Völker (Tibeter, Uiguren, ...) am Rand des Riesenreichs zurückgreifen, weil ihr geheimpolizeilich organisierter Machtapparat bisher perfekt funktioniert und der Rest der Welt die permanenten Menschenrechtsverletzungen in China um des schnöden Mammons willen beharrlich ignoriert.

    Erst kürzlich hatte auch Frau Merkel (CDU, Bundeskanzlerin) das wieder einmal zu spüren bekommen. Diese hatte in Peking zwar mit Vertretern des Regimes über Menschenrechtsverletzung sprechen wollen - ein Ansinnen, das diese sich in der Regel mit deutlichen Worten verbitten - und eigentlich hatte sie auch vorgehabt, mit chinesischen Oppositionellen zu sprechen, war daran aber von ihren chinesischen "Gastgebern" erfolgreich gehindert worden. Diese Brüskierung konnte sie und die in ihrem Gefolge mitgereisten Vertreter deutscher Unternehmen aber nicht davon abhalten, mit Chinas Machthabern erneut über profitable Geschäfte zu verhandeln. Deutlicher konnte Frau Merkel wohl kaum demonstrieren, wo die Prioritäten der Bundesregierung liegen.


    Keine Sicherheit im Exil

    Seitdem gestern außerdem auch noch offiziell bekannt gegeben wurde, dass Syrien mit geheimdienstlichen Methoden im Ausland gegen syrische Oppositionelle vorgeht, haben die Methoden des Herrn Assad und seines Regimes zusätzlich an Brisanz gewonnen. Zwei mutmaßliche syrische Spione seien gestern in Berlin festgenommen worden.

    Der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe zufolge hätten die 34 und 47 Jahre alten Männern in Deutschland jahrelang syrische Oppositionelle ausgeforscht. Wie die Tagesschau gestern berichtete, erfolgten die Festnahmen aufgrund von Erkenntnissen des Bundesamts für Verfassungsschutz.

    Sechs weitere Beschuldigte sollen den Festgenommenen bei den Spionagetätigkeiten behilflich gewesen sein. Herr Westerwelle (FDP, Außenminister) hatte deshalb gestern den syrischen Botschafter in Deutschland einbestellen lassen. Dem Botschafter sei mit deutlichen Worten klargemacht worden, dass die Bundesregierung ein etwaiges Vorgehen Syriens gegen in Deutschland lebende Syrer, die dem Regime in Damaskus kritisch gegenüberstehen, auf keinen Fall akzeptieren wird.

    In der Tagesschau der ARD hieß es gestern, unter den mehr als 32000 in Deutschland lebenden Syrern gebe es viele Oppositionelle, die den Widerstand in ihrer Heimat aus der Ferne unterstützen. Sie seien immer wieder Schikanen ausgesetzt. So sei auch Herr Ahma, der seit 1996 in Berlin lebe, im Dezember 2011 von zwei Unbekannten in seiner Wohnung angegriffen worden. Er werte den Vorfall als einen Einschüchterungsversuch im Auftrag von Schergen des Regimes. Herr Ahma ist Mitglied der Grünen und seit Oktober des letzten Jahres Mitglied des von Syrien nicht anerkannten oppositionellen Syrischen Nationalrats.


    Der große zahnlose Tiger

    Es ist gut, dass die Bundesregierung und deutsche Behörden gegen die Verfolgung hier lebender Immigranten durch geheimdienstliche Organisationen der Regierungen ihrer Herkunftsländer vorgehen und dazu öffentlich Stellung beziehen. Damit hat Deutschland dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen (UN) einiges voraus. Solange dort nämlich die Vertreter einzelner Staaten den demokratischen Willen der Vertreter der Mehrheit der Menschheit mit ihrem Veto blockieren können, wird die Organisation der Vereinten Nationen (UNO) immer nur ein zahnloser Tiger sein, den kein gewalttätiger Tyrann, der "sein Volk" brutal zusammenschießen lässt, zu fürchten baucht. Das macht gerade im Falle Syriens wieder einmal deutlich, dass eine Reform der Verfassung der UNO längst überfällig ist.


    (Quellen: Nordsee-Zeitung vom 08.02.2012, Süddeutsche Zeitung vom 07.02.2012, ARD-Tagesschau vom 07.02.2012, TAZ vom 07.02.2012, Neue Züricher Zeitung vom 07.02.2012, Focus vom 06.02.2012, Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 04.02.2012, Spiegel vom 04.02.2012)