Sonntag, 29. November 2009

Über den Dächern der Stadt


Bremerhaven: Wasserturm im Stadtpark Lehe

Dieser Blick bietet sich von der Aussichtsgallerie am Turm der Pauluskirche in 35 Metern Höhe. Als einer von drei ehrenamtlichen Turmführern habe ich dort oben schon viele schöne Momente erlebt. Im Vordergrund liegt der Stadtpark Lehe mit dem Leher Wasserturm. Dahinter geht der Blick weiter über den Leher Ortsteil Klushof. Links ist in Höhe des Horizonts die grüne Kirchturmspitze der Alten Kirche zu erkennen. In der Mitte überragt das Hochhaus an der Hans-Böckler-Straße im Stadtteil Leherheide den Horizont (zum vergrößern bitte auf das Foto klicken).

Der Blick vom Turm, gerade auch in diese Richtung, ist je nach Jahreszeit und Wetter immer wieder neu. Jetzt, im November, kann man durch die kahlen Bäume hindurch bis auf den Rasen blicken. Im Frühling und im Sommer zeigt sich das Laub der Bäume in verschiedenen Schattierungen von üppigem Grün, und im Herbst leuchtet einem von unten bei sonnigem Wetter ein buntes Farbenmeer entgegen.

Die Aussichtsgallerie der Pauluskirche ist übrigens der einzige Aussichtspunkt in Bremerhaven, zu dem man im Rahmen einer Turmführung gelangt. Damit auch weniger sportliche Gäste die 144 Stufen der Turmtreppen problemlos bewältigen können, legen wir auf jeder Turmebene eine kurze Pause ein und erzählen etwas über die Geschichte der Kirche und ihrer Umgebung im Bremerhavener Stadtteil Lehe.


Der weit über 150 Jahre alte Wasserturm im Stadtpark Lehe erinnert an die Frühzeit der Wasserversorgung in den Unterweserorten. 1852 begann Herr Melchior Schwoon mit der Errichtung des Wasserturms im heutigen Stadtpark Lehe. In der Nachbarschaft des neuen Turms stand damals der Wasserturm des Maurermeisters Eits, den dieser bereits seit 1838 betrieb.

Zu jener Zeit war Lehe ein eigenständiger Flecken. Im benachbarten Bremerhaven war es bis dahin nicht gelungen, einen eigenen Brunnen zu bohren. Wegen der Nähe zur Weser war man dort immer nur auf Brackwasser gestoßen. Deshalb hatten die Leher den Hafenort bis 1838 mit Wasser in Fässern versorgt, die mühseelig mit Pferdefuhrwerken von Lehe nach Bremerhaven transportiert wurden. Was die Pferde und die Spediteure damals geleistet haben, und was das Material der hölzernen Fuhrwerke aushalten musste, kann man sich sehr leicht vor Augen führen, wenn man bedenkt, dass ein Kubikmeter Wasser eine Tonne wiegt. Der Transportweg des Wassers für die Schiffe im Hafen der Bremer Exklave Bremerhaven war sogar noch erheblich länger. Die Schiffe wurden von einem Tankkahn mit Wasser aus Rönnebeck beliefert. Die bis 1866 noch zu Hannover, und danach zu Preußen gehörende Gemeinde Rönnebeck ist heute ein Ortsteil des Bremer Stadtteils Blumenthal in Bremen-Nord.

Der Wasserturm der Firma Eits war daher versorgungstechnisch eine überragende Verbesserung. Gemeinsam mit dem Spediteur Claussen verlegte Herr Eits die erste Wasserleitung vom Brunnen auf seinem Grundstück in Lehe nach Bremerhaven und nahm sie am 8. August 1838 in Betrieb. Das Wasser wurde mit Hilfe einer von Zugtieren betriebenen Pumpanlage in den Tank auf dem Wasserturm in 15 Metern Höhe befördert und von dort durch die neue Wasserleitung nach Bremerhaven gedrückt. Seit dem konnten sich die Bremerhavener Haushalte aus einer Zapfstelle am Ende der Wasserleitung versorgen. Für die Schiffe wurden zur Wasserentnahme bewegliche Röhren und Rinnen zum heutigen Alten Hafen gelegt. Von dort gelangte das Wasser durch einen Lederschlauch in die Schiffsfässer.

Durch die Eheschließung der Kinder der Familien Eits und Schwoon kam es 1870 zum Zusammenschluss der beiden Wasserversorger.

Die Wasserleitung wurde zu einem Leitungsnetz in Bremerhaven ausgebaut. An verschiedenen Straßenecken gab es Zapfstellen zur Versorgung der Haushalte in der Nachbarschaft. Für die Versorgung der Schiffe wurde ein Hydrant an der Ostseite des Alten Hafens installiert. Der Turm der Familie Eits, der an der Stelle stand, an der sich heute das Gebäude mit der Sparkasse befindet, und in dem bis vor kurzem auch die Leher Filiale der Post ihre Räume hatte, wurde später aufgegeben.

Um 1870 begann man mit der Installation von Wasserleitungen in den Bremerhavener Häusern. Der Leher Wasserturm war jetzt zu niedrig zur Erzeugung eines ausreichenden Wasserdrucks für die oberen Stockwerke der neuen, mehrstöckigen Gründerzeithäuser. Lehe erhöhte deshalb im Jahre 1902 gemeinsam mit der Fa. Schwoon den Wasserturm an der Hafenstraße auf seine jetzige Größe.


(Quelle: Harry Gabcke, Bremerhaven in 2 Jahrhunderten)

Die Weisen aus dem Morgenland


Die Weisen aus dem Morgenland (Pauluskirche Bremerhaven)

Diese mit Egli Figuren*) dargestellte Szene zeigt die verhängnisvolle Begegnung der drei Weisen aus dem Morgenland mit dem König Herodes, als sie ihn auf ihrer Suche nach dem gerade geborenen Jesus nach dem Weg fragten:

Als Jesus geboren war in Bethlehem in Judäa zur Zeit des Königs Herodes, siehe, da kamen Weise aus dem Morgenland nach Jerusalem und sprachen: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern gesehen im Morgenland und sind gekommen, ihn anzubeten.

Als das der König Herodes hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem, und er ließ zusammenkommen alle Hohenpriester und Schriftgelehrten des Volkes und erforschte von ihnen, wo der Christus geboren werden sollte. Und sie sagten ihm: In Bethlehem in Judäa; denn so steht geschrieben durch den Propheten: "Und du, Bethlehem im jüdischen Lande, bist keineswegs die kleinste unter den Städten in Juda; denn aus dir wird kommen der Fürst, der mein Volk Israel weiden soll!"

Da rief Herodes die Weisen heimlich zu sich und erkundete genau von ihnen, wann der Stern erschienen wäre, und schickte sie nach Bethlehem und sprach: Zieht hin und forscht fleißig nach dem Kindlein; und wenn ihr's findet, so sagt mir's wieder, daß auch ich komme und es anbete.

Als sie nun den König gehört hatten, zogen sie hin. Und siehe, der Stern, den sie im Morgenland gesehen hatten, ging vor ihnen her, bis er über dem Ort stand, wo das Kindlein war. Als sie den Stern sahen, wurden sie hoch erfreut und gingen in das Haus und fanden das Kindlein mit Maria, seiner Mutter, und fielen nieder und beteten es an und taten ihre Schätze auf und schenkten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe.

Und Gott befahl ihnen im Traum, nicht wieder zu Herodes zurückzukehren, und sie zogen auf einem andern Weg wieder in ihr Land.

(Bibel: Matthäus, Kapitel 2)


*) Mit diesen Erzählfiguren, die auch als Egli-Figuren bekannt sind, wird versucht, die Geschichten der Bibel anschaulich und begreifbar zu machen. Die plastisch beweglichen Figuren drücken Gefühle durch ihre Körpersprache aus. Damit diese nicht durch einen festgelegten Gesichtsausdruck gestört werden, haben die Figuren kein Gesicht.

Das letzte Jahr der Trauerweide


Bremerhaven: Lehe Saarpark (2009)

Eigentlich waren die Fotos von der Krone dieser alten Trauerweide im Saarpark für eine Jahreszeiten Collage gedacht. Es fehlte eigentlich nur noch ein Foto mit Schnee, oder zumindest Rauhreif, auf den winterlich kahlen Ästen und Zweigen. Jetzt wurde die Trauerweide gefällt, und anstelle der geplanten Darstellung eines Jahreszyklus im Leben dieses Baumes bleibt mir jetzt leider nur noch die Möglichkeit dieses Nachrufs auf das Ende eines stattlichen alten Baumes.

Samstag, 28. November 2009

Koch Rezept: Presse-Pürée

  • Grundgesetz Art. 5 Abs. 1, Pressefreiheit:
    Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei
    zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen
    Quellen ungehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit und die
    Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden
    gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt.
Das Rezept des Herrn Koch (CDU, Hessen, Ministerpräsident) zur Kontrolle eines im Sinne der CDU/CSU funktionierenden "Journalismus" scheint zu funktionieren: Der Vertrag von Herrn Brender (ZDF, Chefredakteur) wird nicht verlängert.

Wenn der Ministerpräsident eines Bundeslandes seine Macht als stellvertretender Vorsitzender im - mehrheitlich mit seiner Partei nahestehenden Mitgliedern besetzten - Verwaltungsrat des ZDF dazu missbraucht, einen unbequemen Chefredakteur loszuwerden, und ihm außerdem bewusst ist, dass die ZDF-Gremien verfassungswidrig zusammengestzt sind, dann ist das der erste Schritt in Richtung "italienische Verhältnisse" à la Berlusconi in Deutschland.

Zitat aus einem Kommentar von Sebastian Loskant in der Bremerhavener Nordsee-Zeitung vom 28.11.2009:
".. Dass 35 Staatsrechtler die vom Grundgesetz garantierte Staatsfreiheit des öffentlich-rechtlichen Rundfunks verletzt sehen, scherte den Politiker nicht. Ob er wisse, dass die ZDF-Gremien verfassungswidrig zusammengesetzt seien, wurde er von Ex-"Tagesthemen"-Moderator Ulrich Wickert gefragt. Koch darauf: "Klar. Aber Sie können nicht dagegen klagen. .."

Der ZDF-Verwaltungsrat setzt sich derzeit aus einem 9 Mitglieder starken CDU/CSU- und einem 5 Mitglieder starken SPD-Lager zusammen. Herr Brender hat sich nie vor den Karren des einen oder des anderen Lagers spannen lassen. So hat er sich nie davor gescheut, auch Politiker zu kritisieren, die im ZDF-Verwaltungsrat sitzen, wie z.B. Herrn Stoiber (CSU, ehem. bayerischer Ministerpräsident). Unter anderem deshalb muss er jetzt gehen.

Wenn Journalisten, deren Aufgabe es ist, unabhängig Kritik an Politikern zu üben, der Willkür eben dieser Politiker ausgesetzt sind, indem sie fürchten müssen, ihren Job zu verlieren, dann ist die Pressefreiheit nicht mehr gewährleistet. Herr Koch meinte vielleicht, Herrn Wickert frech ins Gesicht sagen zu können, dieser könne nicht vor dem Bundesverfassungsgericht gegen die verfassungswidrige Zusammensetzung der ZDF-Gremien klagen - Herr Schächter (ZDF, Intendant) könnte das schon, hat aber laut Hamburger Abendblatt erklärt, dass er dies nicht tun wird. Herr Wickert sagte dazu in eieem Interview mit dem Stern: "Das würde dazu führen, dass er nicht mehr lange Intendant wäre."

Na, dann scheint das Rezept des Herrn Koch ja auch für diese Menü-Variante zu passen:

Presse-Pürée, schön weichgeKocht


(Quellen: Nordsee-Zeitung vom 28.11.2009, Deutsche Welle vom 27.11.2009, Hamburger Abendblatte vom 23.11.2009, Stern vom 25.11.2009 )

Freitag, 27. November 2009

Jobrotation

Auf neudeutsch nennt sich das - glaube ich - Jobrotation:
  • Herr Jung sieht ein, dass er sich endgültig ins Abseits katapultiert hat, gibt endlich seinen Widerstand gegen die Rücktrittsforderungen wegen seiner Vertuschungsversuche als ehemaliger Bundesverteidigungsminister auf, und macht Platz auf dem Stuhl des Bundesarbeitsministers.
  • Frau Köhler übernimmt das freigewordene Amt der Bundesfamilienministerin, nachdem sie bei der Bundestagswahl im September über ein Direktmandat in Wiesbaden in den Bundestag eingezogen war - eine beachtliche Karriere.

(Quelle: ARD Tagesschau)


In Deutschland herrscht Vollbeschäftigung

Haben wir nach den Vertuschungsversuchen und hohlen Phrasen aus dem Verteidigungsministerium ...
  • Die deutschen Soldaten sind in Afghanistan nicht in einen Krieg verwickelt. Sie helfen nur der afghanischen Bevölkerung, ihr Land wieder aufzubauen.
... bald die nächsten aus dem Arbeitsministerium zu erwarten?
  • In Deutschland herrscht Vollbeschäftigung. Die Wirtschaftskrise ist an der Bundesrepublik spurlos vorübergegangen.

Friedenstaube

Kein Interesse an der Wahrheit

Die Tagesschau berichtete gestern, der wegen des Vertuschungsvorwurfs im Zusammenhang mit dem Luftangriff auf zwei Tanklaster am 4. September bei Kundus unter Druck geratene Herr Jung (CDU, Arbeitsminister, ehem. Verteidigungsminister) bleibe dabei, dass er die Öffentlichkeit und das Parlament zu jeder Zeit korrekt über seinen Kenntnisstand informiert habe. Dass er die Öffentlichkeit und das Parlament über seinen Kenntnisstand informiert hat, ist wahrscheinlich nicht einmal gelogen. Herr Jung hat nämlich zugegeben, dass er zwar bereits Anfang Oktober 2009 von der Existenz eines Berichts der deutschen Militärpolizei über den Luftangriff wusste, den er jedoch nicht gelesen hatte - frei nach dem Motto
  • "Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß!" ?

Statt dessen habe er lediglich den damaligen Generalinspekteur Wolfang Schneiderhan angewiesen, den Bericht an die NATO weiterzuleiten.

Dem Bericht der Tagesschau ist zu entnehmen, dass es offensichtlich bereits kurz nach dem von der Bundeswehr angeforderten Luftangriff Informationen über zivile Opfer gegeben hatte und dass das Verteidigungsministerium ebenfalls Kenntnis davon gehabt habe, dass es vor dem Bombenabwurf nur eine unzureichende Aufklärung stattgefunden habe. Das deutsche Regionalkommando in Masar-i-Scharif habe bereits wenige Stunden nach dem Angriff an das Einsatzführungskommando in Potsdam gemeldet, im Krankenhaus in Kundus würden auch Opfer des Luftangriffs auf die Tanklaster im Alter zwischen zehn- und fünfzehn Jahren behandelt. Nach Natoangaben sind infolge des Luftangriffs bis zu 142 Menschen umgekommen und im Flammeninferno der Ladung der Tanklaster verbrannt.


Mit gespaltener Zunge

Weiterhin habe Herr Jung gesagt, es sei eine Tatsache, dass er von Anfang an (und auch beispielsweise am 6. September klar gesagt habe), dass zivile Opfer nicht auszuschließen seien. Dies hätten ihm die afghanischen Behörden bereits wenige Tage nach dem Luftschlag mitgeteilt.
  • Tage nach dem Angriff hat er auch gesagt, dass ausschließlich Taliban-Kämpfer getötet worden seien.

Diese präzisen, unmissverständlichen Aussagen konnte Herr Jung selbstverständlich nur deshalb von sich geben, weil er den Bericht der deutschen Militärpolizei ausführlichdrücklich nicht gelesen hatte.

Herr zu Guttenberg teilte gestern mit, Herr Schneiderhan (Generalinspekteur der Bundeswehr) und Herr Wichert (Staatssekretär) hätten die Verantwortung dafür übernommen, dass ihm bei seiner Amtsübernahme ein geheimer Untersuchungsbericht zu dem von der Bundeswehr angeforderten Bombardement mit vielen Opfern nicht vorgelegt worden sei. Die Herren Schneiderhan und Wichert seien deswegen von ihren Posten zurückgetreten. In diesem Zusammenhang kritisierte Herr zu Guttenberg auch, dass ihm außerdem auch andere Berichte und Meldungen aus der letzten Legislaturperiode vorenthalten worden seien.

Nach den beiden erledigten verbleibt noch mindestens eine unerledigte personelle Konsequenz. Ein Bundesminister, der öffentlich etwas behauptet, das er nach eigener Aussage gar nicht beurteilen konnte, ist in meinen Augen nicht länger tragbar. Da Herr Jung angekündigt hat, er wolle den Stuhl des Bundesarbeitsministers nicht räumen (schließlich habe er ja die Öffentlichkeit und das Parlament zu jeder Zeit korrekt über seinen Kenntnisstand informiert), sollte Frau Merkel (CDU, Bundeskanzlerin) dafür sorgen, dass jemand anders darauf Platz nehmen kann. Sonst könnte es uns möglicherweise tatsächlich irgendwann einmal passieren, dass in Deutschland Vollbeschäftigung herrscht - nur weil der Bundesarbeitsminister die Arbeitslosenstatistiken nicht gelesen hat.

Außerdem ist ein Bundesarbeitsminister, der in seinem früheren Leben als Bundesverteidigungsminister nach eigener Aussage seine Arbeit nicht vernünftig erledigt hat, aus meiner Sicht nicht gerade ein gutes Vorbild für das große Heer der angeblich durch die Bank arbeitsscheuen Hartz-IV Empfänger.


Ein Krieg ist ein Krieg
- auch wenn er formell nicht so heißen darf


Man kann Herrn zu Guttenberg ja mögen oder auch nicht und es gibt sicher das eine oder andere an ihm auszusetzen. Eines scheint man ihm in seinem neuen Amt bisher jedoch nicht vorwerfen zu können, nämlich dass er die Verschleierungs- und Vertuschungspolitik seines Vorgängers fortsetzt. Er hat gleich nach seiner Amtsübernahme klargestellt, dass sich die Bundeswehr in Afghanistan in einer "kriegsähnlichen Situation" befindet, und er zeigt jetzt, dass er dafür sorgt, das das deutsche Millitär kein ungesundes Eigenleben außerhalb der parlamentarischen Kontrolle entwickelt. Ich hoffe, dass wir diesbezüglich nicht eines Tages doch von ihm enttäuscht werden.

Über die Begriffe "kriegsähnliche Situation" und "Krieg" kann man sicherlich ausgiebig streiten. Per Definition (Völkerrecht) ist ein richtiger Krieg nur zwischen den Armeen verfeindeter Staaten möglich. Da die Taliban in Afghanistan nicht mehr an der Macht sind, repräsentieren sie derzeit natürlich auch nicht den Staat Afghanistan. Andererseits verfolgen sie das Ziel, die derzeitige afghanische Regierung mit kriegerischen Mitteln zu stürzen um das Land wieder selbst regieren zu können. Sollte ihnen das irgendwann einmal gelingen, dann würden die deutschen Soldaten im nachhinein betrachtet möglicherweise in Afghanistan doch in einen "richtigen Krieg" verwickelt gewesen sein.

Nachtrag:
Soeben habe ich erfahren, dass Herr Jung von seinem Bundesministeramt zurückgetreten ist (Tagesschau vom 27.11.2009). Damit kann er jetzt glücklicherweise keinen weiteren Schaden mehr an unserem Gemeinwesen anrichten.


(Quellen: Tagesschau vom 26.11.2009 und vom 27.11.2009)

Mittwoch, 25. November 2009

Das hat was ...


Die letzte Kneipe vor New York (Zoom: Auf Foto klicken)

Gestern abend war ich mit den Sängern unserer Singgemeinschaft "Querbeet" in der letzten Kneipe vor New York. Abgesehen davon, das unser diesjähriges Weihnachtsessen etwas verfrüht war (immerhin hatten wir noch nicht einmal den 1. Advent) hat es allen sehr gut geschmeckt. Das besondere an dieser Gaststätte ist jedoch das maritime Ambiente. Nichts ist dort "extra angefertigte Plastik-Deko". Schiffsausrüstungsgegenstände, Fotos, Buddelschiffe, Reedereiwimpel, Schiffsmodelle, ... - alles ist authentisch. Man kommt sich ein wenig wie in einem maritimen Museum vor. Dazu gab es Live Musik von der Hausband.

Wenn es interessiert, wie die Gaststätte im Bremerhavener Kaiserhafen zu ihrem Namen kam, und warum Bremerhaven einmal als "Vorort von New York" bezeichnet wurde, der kann noch etwas weiterlesen.

Dienstag, 24. November 2009

Bremerhavener Weihnachtsmarkt eröffnet


Weihnachtsmarkt Bremerhaven (Theodor-Heuss-Platz)

Gestern öffnete der diesjährige Bremerhavener Weihnachtsmarkt seine Pforten. In der Mittagspause habe ich einen Rundgang unternommen. Mein Eindruck deckt sich in etwa mit dem des letzten Jahres. Wer den Bremerhavener Weihnachtsmarkt besucht, braucht jedenfalls auch in diesem Jahr keine Angst zu haben, dass er verhungern und verdursten könnte - das nötige Kleingeld natürlich vorausgesetzt.

Heute abend gehe ich mit den Sängern unserer Singgemeinschaft "Querbeet" in der "letzten Kneipe vor New York" essen. Es ist unser Weihnachtsessen. Dabei ist mir eigentlich überhaupt noch nicht nach Weihnachten.

Irgendwie kommt das alles viel zu früh: Weihnachtsartikel im August, Weihnachtsmarkt vor dem 1. Advent, und wenn es endlich soweit ist, dann ist es nichts besonderes mehr. Davon einmal ganz abgesehen geht mir der mit Weihnachten verbundene Kommerz von Jahr zu Jahr mehr auf die Nerven. Die Besinnlichkeit und der Sinn des Weihnachtsfestes bleiben dabei völlig auf der Strecke.

Montag, 23. November 2009

November an der Geeste


November-Stimmung an der Geeste

Die Geeste ist der letzte Nebenfluss der Weser vor ihrer Mündung in die Nordsee. In ihrem letzten Abschnitt vor ihrer Mündung in die Weser bei Bremerhaven mäandert sie in großen Schleifen zwischen den Stadtteilen Lehe, Mitte und Geestemünde durch das Bremerhavener Stadtgebiet. Flussaufwärts, zwischen der Autobahn und der Schiffdorfer Stauschleuse fließt sie zwischen Spaden im Norden und Schiffdorf im Süden durch eine Wiesenlandschaft. In diesem Abschnitt bietet die Geeste noch ein halbwegs natürliches Flussbild mit einer zum Teil recht üppigen Ufervegetation. Ab und zu gehe ich mit unserer Hündin Cleo dort spazieren. Da Cleo sich nach einer Operation noch etwas schonen muss, war ich am Samstag allein dort unterwegs.

Es war einer dieser typischen grauen, nebeligen Novembertage, die ich eigentlich gar nicht mag. Aber nach vier Wochen im Keller, musste ich einmal wieder etwas Natur um mich haben. Nachdem ich die (vorerst) letzte Fuhre ausgesonderter Sachen aus dem bisher genutzten Kellerraum an der Müllverbrennungsanlage abgeliefert hatte, bin ich deshalb ein Stück an der Geeste entlang gewandert. Bis auf eine Radfahrerin und einem Jogger bin ich während der ganzen Zeit niemandem begegnet. Im Sommer treten sich die Leute auf dem Geestewanderweg zur Schiffdorfer Stauschleuse tagsüber manchmal gegenseitig auf die Füße. Vielleicht sollte man des öfteren bei Schietwetter an der Geeste entlang gehen ...



An der Geeste im Mai 2009


Abgesehen von einem Vormittag war in der letzten Woche aus dem Bürofenster nur grauer Himmel zu sehen. Dazu gab es Regen, Nebel und Sturm. Anschließend ging es immer im Keller weiter. So richtig "schöne Momente im Herbst" sind mir bei alledem nicht begegnet. Da habe ich mich einmal wieder in die Erinnerungen des vergangenen Sommers geflüchtet. Eigentlich müsste Mein Beitrag zu Katinka's Projekt Schöne Momente im Herbst und Winter in dieser Woche deshalb eigentlich besser "Schöne Erinnerungen im Herbst und Winter" heißen ;o)

Sonntag, 22. November 2009

So, liebe Kinder, ...


Das Sandmänchenlied

... jetzt ist bald wieder Schlafenszeit. Doch bevor es heute ins
Bettchen geht, wollen wir noch einmal ordentlich Geburtstag
feiern: Das Sandmänchen wird heute nämlich 50 Jahre alt.



Und nun liebe Kinder, gebt fein acht. Ich hab' euch etwas mitgebracht:


Meine Schwester Klara und ich


Eines Tages fragten unsere Eltern, was wir lieber hätten: Ein Auto oder ein Fernsehgerät. Meine Schwester und ich entschieden uns spontan für das Fernsehgerät. Wenn ich so im nachhinein darüber nachdenke, dann hätte mein Vater damals möglicherweise lieber eine andere Antwort gehört, aber er hat sich nichts anmerken lassen, und die Entscheidung des Familienrats ohne zu murren akzeptiert.

So kam das große, schwere Schwarz-Weiß-Röhrengerät zu uns, das abgesehen von der einen oder anderen defekten Röhre, dreizehn Jahre lang treu seinen Dienst versah, bis eines Tages die Bildröhre ihren Geist aufgab. Mit dem Fernsehgerät konnte man alle beiden Fernsehprogramme empfangen. Anstelle einer Fernbedienung gab es viele Knöpfe am Gerät, mit denen noch mechanische Schalter betätigt wurden. Das Bild und die Lautstärke wurden noch mit richtigen Drehpotentiometern eingestellt.

Zum Umschalten musste man an der linken Seite an dem großen Knopf des Trommeltuners drehen. Wenn man abends - kurz vor dem zu Bett gehen - das erste Programm einschaltete, dann kam dort immer das Sandmännchen.

Ja, ja; so war das damals.

"Auf Wiederseh’n. Und schlaft recht schön."


(Quelle: Fernsehlexikon)

Freibrief für Raser?

Die Wirtschaftswoche berichtete am 20.11.2009, das Bundesver-
fassungsgericht habe erklärt, dass eine verdachtsunabhängige automatische Videoaufnahme gegen das Recht auf informationelle Selbstbestimmung verstoße. Deshalb sei das Bußgeld gegen einen Temposünder aufgehoben worden, der mit einer solchen Videoaufnahme überführt worden sei.


Daraufhin seien auch Temposünder freigesprochen worden, die durch das Foto von herkömmlichen, festinstallierten Radarmessgeräten überführt werden sollten, deren Kameras durch die überhöhte Geschwindigkeit vorbeifahrender Raser ausgelöst wurden. Diese Meldung verbreitete sich wie ein Lauffeuer unter den Autofahrern der Nation und großer Jubel breitete sich aus.


Viele Verkehrsregeln dienen der Sicherheit und dem Schutz aller Verkehrsteilnehmer und/oder der Anwohner von Straßen. Dazu gehören auch Geschwindigkeitsbegrenzungen. Das allgemeine Frohlocken über die mögliche Illegalität von "Blitzern" kann ich deshalb überhaupt nicht nachvollziehen. Wer sich an die Verkehrsregeln hält, der hat von einem "Blitzer" nichts zu befürchten. Alle anderen fürchten sie zu Recht.

Raser, die andere Verkehrsteilnehmer und Unbeteiligte in Lebensgefahr bringen, handeln kriminell. In meinen Augen überwiegt der Schutz der Allgemeinheit gegenüber dem Recht auf informelle Selbstbestimmung von Rasern, die mit ihrem Verhalten die Beschädigung fremden Eigentums, sowie Verletzungen oder den Tod anderer Verkehrsteilnehmer billigend in Kauf nehmen. Wenn die für alle Verkehrsteilnehmer gültigen Verkehrsregeln nicht überwacht werden, sind sie wirkungslos und das Papier nicht wert, auf dem sie gedruckt wurden. "Blitzer", also Messgeräte, welche die Geschwindigkeit vorbeifahrender Fahrzeuge messen, und deren Fotokameras von zu schnell fahrenden Fahrzeugen ausgelöst werden, um so das Fahrzeug und den Fahrzeugführer identifizieren zu können, sind geeignete Mittel, um verantwortungslose Raser für ihr gefährliches Verhalten zu bestrafen. Wer "Blitzer" für illegal erklärt, der kann auch gleich einen großen Teil der Straßenverkehrsordnung außer Kraft setzen, da Geschwindigkeitsbeschränkungen dann nur noch mit erheblichen personellen Aufwand feststellbar wären.

Ich wundere mich im Zusammenhang mit von der Polizei vereinzelt durchgeführten Geschwindigkeitskontrollen schon eher darüber, dass es nicht illegal ist, wenn davor im Rundfunk und in der Presse gewarnt wird. Es gibt sogar Sender, die daraus ein fröhliches "Blitzer-Flitzer-Meldespiel" machen. Die chronischen Raser gehen anschließend kurz vor der Kontrollstelle mal eben kurz vom Gas, um sofort wieder zu beschleunigen, sobald sie den Kontrollpunkt passiert haben.

Aufnahmen von Videokameras, die "verdachtsunabhängig" pauschal jedes vorüberfahrende Fahrzeug erfassen, lassen sich auch für andere Zwecke missbrauchen. Daher kann ich den diesbezüglichen Standpunkt der Richter gut nachvollziehen. Allerdings können sie dann auch gleich alle anderen verdachtsunabhängigen, bildbasierten Überwachungsanlagen für illegal erklären (Videoüberwachung zur Auflärung von Ladendiebstahl, Überwachungskameras an Geldautomaten zur Identifizierung von EC-Karten-Dieben und -Fälschern, allgemeine Videoüberwachung öffentlicher Plätze etc.).


(Quelle: wiwo.de vom 20.11.2009)

Der Tag der Ahnen


Bremerhaven, Friedhof Lehe III

Totensonntag

Als ich durchschritt das Tor zur Welt,
da habt ihr freudig mich empfangen.
Gemeinsam unterm Himmelszelt
sind wir ein Stück des Weg's gegangen.

Dann aber hieß es Abschied nehmen
als euer Weg zu Ende war.
Die Trauer wollt' das Herz mir lähmen -
doch sie verblasst von Jahr zu Jahr.

Vorbei die Zeit mit euch, ihr Ahnen.
Schon lange seid ihr hier nicht mehr.
Ihr folgtet euren Lebensbahnen. -
So lange Jahre ist das her.

Jetzt ruht ihr hier an diesem Ort.
Ich aber wand're durch die Zeit.
Ein Teil von euch lebt in mir fort:
Das ist der Lauf der Ewigkeit.

© Jürgen Winkler


Dieser Sonntag ...
  • ... gehört den Ahnen.
    Wir befreien ihre Gräber von den herbstlichen Resten des vergangenen Sommers und schmücken sie für den Winter.
  • ... markiert das Ende des Kirchenjahres.
    Das Licht verlischt. Was bleibt ist die Gewissheit auf einen Neubeginn. Mitten in der dunklen Jahreszeit entzünden wir am darauffolgenden Sonntag die erste Kerze des Advent und erwarten voller neuer Hoffnung die Ankunft des Lichts der Welt.
  • ... erinnert uns an unsere eigene Vergänglichkeit,
    die bereits mit unserer Geburt begann. Voller Freude wurden wir von unseren Eltern begrüßt. Solange wir für die Zeit unseres Lebens auf der Erde zu Gast sind, gehen wir unseren Weg durch unser Leben - zuerst gemeinsam mit unseren Eltern und später mehr und mehr auf eigenen Pfaden. Wenn wir eines Tages am Ende unseres eigenen Pfades angekommen sein werden, dann wird ein ein Teil von uns, ein Teil unserer Eltern sowie ein Teil aller unserer Vorfahren in unseren Kindern weiterleben.
  • ... symbolisiert für die evangelischen Christen die Grenze zwischen dem Ende und dem Anfang - und die Hoffnung auf das ewige Leben.
Dieser Sonntag ist der Tag der Ewigkeit.


Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen. Und der auf dem Thron saß, sprach: Siehe, ich mache alles neu! Und er spricht: Schreibe; denn diese Worte sind wahrhaftig und gewiß!

Die Offenbarung des Johannes, Kapitel 21


Freitag, 20. November 2009

Fassadensanierung historischer Gebäude

ESG-Lehe

Der Leher Ortsteil "Goethestraße" ist Bremerhavens städtebauliches Juwel aus der Gründerzeit. Zahlreiche Gebäude stehen dort unter Denkmalschutz bzw. besitzen historische Bedeutung. Gleichzeitig besteht die Notwendigkeit, die über 100 Jahre alten Gebäude zu sanieren, um sie den heutigen Wohnstandards anzupassen und damit vermietbar zu halten. Viele Eigentümer in Bremerhaven, insbesondere in Lehe, stellen sich die Frage, wie sie ihre Altbauten sanieren und gleichzeitig die historischen Fassaden erhalten können.

Die Eigentümerstandortgemeinschaft Lehe (ESG-Lehe) lädt daher zu einer Informationsveranstaltung ein, in der Aspekte des Denkmalschutzes einschließlich Förderbedingungen erläutert und anschauliche Beispiele der Gebäudesanierung vorgestellt werden.


Folgende Referenten haben zugesagt:
  • Uwe Schwartz und Ottmar Struwe
    vom Landesamt für Denkmalpflege in Bremen erläutern die historische Bedeutung der Gebäude in Lehe, stellen Sanierungsbeispiele vor und geben Hinweise auf finanzielle Förderung.
  • Sieghard Lückehe
    technischer Leiter der städtischen Wohnungsbaugesellschaft STÄWOG, erläutert u.a. am Beispiel der Sanierung eines Gebäudes in der Goethestraße Aspekte des Denkmalschutzes und der historischen Fassadensanierung.
  • Prof. Dr. Peter Ritzenhoff
    Konrektor der Hochschule Bremerhaven und Prof. für Gebäudetechnik, Gebäudeautomation, Energie- und Facility- Management, berichtet über seine Erfahrungen der umfassenden (insbesondere auch energetischen) Sanierung seines eigenen Altbaus in Bremen.

Informationsveranstaltung
"Fassadensanierung historischer Gebäude"
  • am 24.11.2009
    um 19.00 Uhr
  • in der "theo"
    Lutherstraße 7
    (im ehemaligen Musiksaal)


Ansprechpartner der ESG-Lehe: Herr Janßen

Donnerstag, 19. November 2009

Toiletten für die Welt













Gefährliches Örtchen

Auch in unserer mit Toiletten gesegneten Zivilisation lauert so manche versteckte Gefahr. Ich möchte nicht wissen, wie oft schon jemand die Türklinke ins Kreuz bekam, während er dort stand.



"Eine saubere Toilette ..., eine reibungslos funktionierende Spülung,
fließendes Wasser und duftende Seife zum Händewaschen – das ist
in vielen Teilen der Welt undenkbar.“ Das schrieb der Hersteller des
bekannten, schnellen Papiertaschentuchs, dessen Produktpalette
u.a. auch wohlig weiches Klopapier beinhaltet, in einer Pressemit-
teilung anlässlich des heutigen
Welttoilettentags.

Das wäre wahrlich ein weites Expansionsfeld für diese Wegwerfpapierwaren produzierende Firma. Sie könnte zum Beispiel die Bewohner der Sahel Zone mit den Segnungen dieser Fäkalien fressenden Errungenschaft der westlichen Industriegesellschaften verwöhnen. Wenn sie ihr weiches Papier für den Popo der Nomaden vor Ort in Lizenz herstellen lassen würde, dann könnten die Einheimischen dort auch einmal etwas anderes machen, als immer nur Ziegen und Kamele hüten. Zwar sind die als Rohstofflieferanten notwendigen Bäume dort etwas rar gesät, aber die ließen sich ja reichlich durch Abholzen der Reste des tropischen Regenwaldes auf dem afrikanischen Kontinent beschaffen. Das Transportproblem wird sich auch schon irgendwie lösen lassen.

Es könnte jedoch auf die Dauer etwas anstrengend werden, nach jeder Sitzung einen Eimer Wasser aus einem 70 Meter tiefen Brunnen zuerst ans Tageslicht, und dann in das Wasserclosett zu kippen. Wenn anschließend auch noch die Kinder quaken, weil sie in der sengenden Sonne am Rande der Sahara kein Wasser mehr zu trinken bekommen, nur weil die Frau vom Dorfcheff wieder einmal Durchfall hatte, dann ist das weiche Popopapier samt der dazugehörigen duftenden Seife plötzlich mehr als zweitrangig. Auch der Anschluss an die nächste, möglicherweise einige hundert Kilometer entfernte Abwasserleitung dürfte sich etwas schwierig gestalten.


Und wie ist es bei uns um dieses Thema bestellt? Tag für Tag werden bei uns Unmengen klares, aufwändig aufbereitetes Wasser in Trinkwasserqualität durch die Toiletten der Nation gespült und dabei mit unseren unappetitlichen Hinterlassenschaften verquirlt, während in anderen Gegenden der Welt das genießbare Süßwasser immer knapper wird, und schwere Konflikte um die letzten Süßwasserreserven in manchen Gegenden der Welt nicht mehr auszuschließen sind. So gerät zum Beispiel die Türkei international unter Druck, weil sie mit einem gigantischen Staudamm- und Bewässerungsprojekt am Oberlauf des Euphrat dem einstigen Garten Eden im Zweistromland Mesopotanien das Wasser abgräbt. Wenn am Unterlauf immer weniger Wasser ankommt, dann werden die Felder im Irak irgendwann vertrocknen.

Ich denke, der Weltwassertag, der seit 1993 jedes Jahr am 22. März stattfindet ist ein wichtigerer Tag, als der "Welttoilettentag" und weiches Klopapier, denn kaum jemand ist sich des Problems der knapper werdenden Süßwasserreserven bewusst. Bei fortschreitender Klimaerwärmung und damit fortschreitende Versteppung und Ausbreitung der Wüsten wird sich die Wasserknappheit noch verschärfen. Wir gehen mit unserem Trinkwasser so verschwenderisch um, als sei es unendlich verfügbar. In anderen Teilen der Welt, wo Süßwasser ein knappes Gut ist, wird man es lieber trinken anstatt es für die Klospülung zu missbrauchen oder für das Händewaschen zu verschwenden.

Weitere Artikel zum Thema finden sich auch bei Luckilucki und in Carls Weblog


(Quelle: Wikipedia, Bayerischer Rundfunk)

Von Brücken und Tunneln


Brücke am Fehrmoor über die Große Beek (Mai 2009)

Im Mai sind wir noch todesmutig auf dieser Brücke über die Große Beek gewandert. "Belastung: Max 4 Personen" warnte das Schild die abenteuerlustigen Wanderer auf ihrem Weg von Bremerhaven nach Debstedter Büttel. Das war wohl ein wenig übertrieben. Auch bei der Belastung mit neun Personen und einem Bollerwagen schwankte die Brücke, über die früher auch Autos fuhren, nicht im geringsten.

Kurze Zeit darauf wurde die Brücke, ohne Aussicht auf Ersatz, vollständig gesperrt. Die Feldmark zwischen Debstedt und Leherheide in Nordosten Bremerhavens ist ein beliebtes Naherholungsgebiet. Der Fehrmorweg führt entlang des Fehrmoores vom Bremerhavener Stadtteil Leherheide zum zur Stadt Langen gehörenden Debstedter Büttel. Der Verlust der Brücke war vor allem für Radfahrer ein tiefer Einschnitt, die in Richtung Debstedt, Wehden oder Drangstedt unterwegs waren.

Am letzten Samstag berichtete die Nordsee-Zeitung, die Nachbarstädte Bremerhaven und Langen hätten sich darauf geeinigt, sich die Kosten in Höhe von 80000 Euro für eine neue Fahrradbrücke zu teilen.

In kleinen Dingen klappt es ja offensichtlich doch gelegentlich mit der Zusammenarbeit zwischen der Stadt Bremerhaven und der im Norden angrenzenden Nachbarstadt Langen. Das muss man dann ja auch einmal lobend erwähnen.


Schön, und für die Entwicklung beider Städte von Vorteil wäre es gewesen, wenn es auch in der Frage einer nördlich der beiden Gemeinden verlaufenden Hafenanbindung an die Autobahn zu einer gemeinsamen Lösung gekommen wäre. Stattdessen wird es jetzt einen erheblich teueren Tunnel unter der mit dem täglichen Containerverkehr völlig überlasteten Cherbourger Straße geben. Dabei ist bereits jetzt abzusehen, dass dieser in Anbetracht des prognostizierten Anstiegs des Container- und Autoumschlags bereits einige Jahre nach seiner Fertigstellung schon nicht mehr ausreichen wird. Die Frage der Nordumgehung wird also irgendwann wieder aktuell sein. Wahrscheinlich wäre in dieser Beziehung vieles einfacher, wenn Bremerhaven nicht als winzige landbremische Insel inmitten des großen Landes Niedersachsen liegen würde.


(Quelle: Nordsee-Zeitung vom 14.11.2009)

Mittwoch, 18. November 2009

Die zornige Meerjungfrau



Die Bürger demokratischer Staaten haben die Vertreter ihrer Interessen in die Regierungen ihrer Staaten gewählt? Diese handeln beim kommenden Klimagipfel im Sinne des Wohles ihrer Wähler und unseres Planeten?

Falsch!


Bestenfalls ist das jedenfalls die halbe Wahrheit, denn im Vorfeld der Verhandlungen in Kopenhagen im Dezember ziehen schon die Lobbyisten kräftig an den Fäden, um ein neues Klimaabkommen zu verhindern. Und im Moment sieht es immer mehr danach aus, als sei ihnen das wieder einmal prächtig gelungen, denn über der Herrschaft der demokratischen Völker steht noch die Diktatur des Geldes der mächtigen Wirtschaftsverbände. Diese untergraben den demokratischen Willen der Völker, um den Erfolg der Klimaverhandlungen zum Wohle ihrer Göttin, der Gewinnmaximierung, zu sabotieren.

Der hervorragendste dieser Klimaschutzsaboteure soll jetzt mit dem "Angry-Mermaid-Award" ausgezeichnet werden. Acht Organisationen und Unternehmen, die sich durch ihre besonders destruktive Lobbyarbeit gegen Klimaschutzmaßnahmen auszeichnen, stehen zur Wahl.

Unter ihnen ist zum Beispiel der Verband der europäischen chemischen Industrie (CEFIC) zu finden, der dafür sorgte, dass die chemische Industrie vom europäischen Emissionshandel verschont blieb. Auch die amerikanische Öl- und Kohleindustrie ist in diesem erlauchten Kreise vertreten. Sie gab Millionen für Lobbyarbeit aus, um stärkere Klimaschutzgesetze zu verhindern. Sie schreckte nicht einmal vor derart hinterhältigen Mitteln wie Schein-Bürgerinitiativen und gefälschten Briefen an Kongressabgeordnete zurück. Das ist mit Sicherheit einer der Gründe dafür, dass Herr Obama seine Kräfte derzeit damit vergeuden muss, im eigenen Hause gegen Windmühlen zu kämpfen, statt sie für den für uns alle überlebenswichtigen Kampf gegen die Klimakatastrophe einsetzen zu können.


Die sonst immer nur still hinter den Kulissen der Regierungen operierenden Lobbyisten sollen jetzt öffentlich für ihre Arbeit mit dem "Angry-Mermaid-Award" belohnt werden:




(Quelle: LobbyControl)

Dienstag, 17. November 2009

Was machbar ist ...

Die Staaten des asiatisch-pazifischen Wirtschaftsforums APEC haben sich für den Klimagipfel im Dezember 2009 in Kopenhagen lediglich auf eine Absichtserklärung verständigen können. Das Ziel, den Ausstoß von Treibhausgasen bis 2050 zu halbieren, wurde aus dem Entwurf des APEC-Abschlussdokuments gestrichen. Was bleibt ist die hohle Floskel, man wolle für ein "ehrgeiziges Ergebnis" des Treffens in Kopenhagen arbeiten.

Damit ist das Ziel, auf dem UN-Klimagipfel vom 7. bis 19. Dezember ein Nachfolgeabkommen für das 2012 auslaufende Kyoto-Protokoll zu beschließen, nicht mehr haltbar.

Wohl um zu retten, was noch zu retten ist, fuhr Herr Rasmussen (Dänemark, Ministerpräsident) zum APEC-Gipfel nach Singapur. Dort schlug er vor, in Kopenhagen zuerst einmal eine juristisch nicht bindende fünf- bis achtseitige politische Vereinbarung mit konkreten Klimaschutzzielen zu verabschieden. Bei weiteren Verhandlungen solle dann eine Einigung über einen bindenden Vertrag erreicht werden.

Die Teilnehmer des APEC-Gipfels wird die "konstruktive Initiative" des Herrn Rasmussen sicher erfreut haben. Übereinstimmend verkündeten sie, ein rechtlich verbindliches internationales Abkommen als Ergebnis des Klimagipfels in Kopenhagen sei unrealistisch. Die Tagesschau berichtete am 15.11.2009, Herr Rasmussen habe bei einem Frühstück mit Herrn Obama (USA, Präsident), Herrn Jintao (China, Präsident) und anderen 17 Staats- und Regierungschefs gesagt: "Wir sollten uns darauf konzentrieren, was machbar ist, und uns nicht davon ablenken lassen, was nicht machbar ist."


Sind diese Staats- und Regierungschefs etwa die Hoffnungsträger, die Kriegshäuptlinge, die der Menschheit den richtigen Weg im Kampf gegen die drohende Klimakatastrophe aufzeigen?
  • Mir kommen sie eher wie "Don Quichotte"-Klone vor, die in ihren Ländern im Kampf gegen reaktionäre Repräsentantenhäuser, international vernetzte Automobilhersteller und -Energiekonzerne aufgerieben werden. Andere geben sich als Marionetten eines hemmungslosen Wirtschaftswachstums zu erkennen - oder sie geben als kurzsichtige, selbstsüchtige Diktatoren in ihren Ländern sogar selbst die Richtung in den Untergang vor.

Herr Rasmussen meint, wir sollten uns darauf konzentrieren, was machbar ist?
  • Ich denke, wir sind nicht mehr in der Position zu entscheiden "was machbar ist".
  • Die Klimaerwärmung diktiert die Regeln in diesem Krieg. Sie schreibt uns vor, "was gemacht werden muss"!
Die Zeit für Kompromisse ist abgelaufen. Wenn die internationale Gemeinschaft jetzt nicht alles daran setzt, den Temperaturanstieg möglichst weit unterhalb der "plus 2 Grad"-Marke zu stoppen, dann ist der Kampf um die Zukunft der Menschheit bereits endgültig verloren, bevor er überhaupt begonnen hat.


(Quelle: Tagesschau vom 15.11.2009)

Montag, 16. November 2009

Ein angenehmer Traditionsbruch


Der letzte Eimer voll Laub - vorläufig zumindest ...

"Traditionell" wird in unserer Familie seit jeher am Wochenende vor dem Totensonntag das Familengrab für den Winter geschmückt. "Traditionell" regnet es an diesem Wochenende in Strömen und ebenso "traditionell" frieren mir dabei auch regelmäßig die Hände ein. Meistens bin ich allein dort, um das Grab zu pflegen. Dann genieße ich die Ruhe und zwangsläufig gehen mir immer wieder Erinnerungen an die Zeit durch den Kopf, als wir alle noch beisammen waren. Aber das Wochenende vor dem Totensonntag auf dem Friedhof habe ich nie gemocht. Es hat mich immer Überwindung gekostet, trotzdem dort hinzugehen.

In diesem Jahr war jedoch alles anders. Der Himmel war nur leicht bewölkt, bei zweistelligen Temperaturen hatten die Hände keine Chance einzufrieren und auch für die Erinnerungen an frühere Zeiten blieb noch Zeit und Raum. Es war das erste Mal, dass mir am Wochenende vor dem Totensonntag auf dem Friedhof warm wurde. Diese Stunden waren für mich bisher eindeutig die schönsten Momente des diesjährigen Novembers.

Dafür war noch jede Menge Laub auf den Bäumen, so dass ich in diesem Jahr eigentlich mindestens eine Woche zu früh dran war. Möglicherweise haben sich aber auch nur die Blätter verspätet. Noch während ich am Laub fegen war, gaben sich bereits neue Ankömmlinge dieser lästigen Nachzügler zusammen mit den braunen Nadeln der Lärchen aus der Nachbarschaft ein fröhliches Stelldichein auf dem Grab. Wenn sie sich verspätet haben, dann hatten die Blätter es jetzt aber sehr eilig, die frisch gefegte Fläche wieder zu besetzen. Vielleicht haben die ja auch nur gewartet, bis ich fertig war mit Laub fegen. Aber das konnte mir die Laune auch nicht mehr verderben.

In Lehe tut sich was: ESG-Lehe

ESG-Lehe

Heute Abend findet im Lehe-Treff wieder ein Arbeitstreffen der Eigentümerstandortgemeinschaft Lehe (ESG-Lehe) statt. Die ESG-Lehe bekommt Besuch von der Forschungsagentur "empirica", die das ExWoSt-Forschungsfeld "Eigentümerstandortgemeinschaften im Stadtumbau" wissenschaftlich begleitet. Nach einem Austausch mit den Vertretern von "empirica" gibt es einen Bericht über das Gespräch der ESG-Lehe mit Vertretern der Politik, das Anfang November 2009 stattgefunden hat. Für den Fall, dass es bereits konkrete Fortschritte im Projekt "Altstadtrundgang" geben sollte, werden Herr Wenzel (1. Vorsitzender) und Herr Janßen (stellv. Vorsitzender) darüber berichten.

Am 24. November wird die ESG eine öffentliche Veranstaltung zum Thema "Fassadensanierung" durchführen. Dabei wird es sowohl um bauphysikalische wie auch um gestalterische Aspekte gehen. Im Zusammenhang mit der - in Anbetracht der fortschreitenden Klimaerwärmung - wichtigen Wärmedämmung ist im gründerzeitlich geprägten Leher Ortsteil "Goethestraße" der Schutz der historischen Gründerzeitfassaden ein wichtiger Gesichtspunkt. Auch für Eigentümer und Eigentümergemeinschaften in einzelnen Gründerzeithäusern anderer Bremerhavener Stadtteile dürfte das ein wichtiges Thema sein.


Arbeitstreffen der ESG-Lehe
  • am 16. November 2009
  • um 19:00 Uhr
  • im "Lehe- Treff"
    Eupener Str. 3b
    27576 Bremerhaven

Die ESG-Lehe im Internet: www.esg-lehe.de
Ansprechpartner der ESG-Lehe: Herr Janßen

Sonntag, 15. November 2009

Volkstrauertag


Ausländische Kriegstote auf dem Friedhof Lehe (Bremerhaven)

Nach den bitteren Erfahrungen zweier verheernder Weltkriege trauern deutsche Familen schon wieder um ihre Söhne und Väter. Deutsche Soldaten wurden nach Afghanistan geschickt, um den Menschen dort beim Wiederaufbau ihres in Jahrzehnten des Krieges zerstörten Landes zu helfen. Nachdem die "Aufbauhelfer in Uniform" dort schleichend in einen Krieg verwickelt wurden, ist diese Voraussetzung für ihren Aufenthalt in Afghanistan ist nicht mehr gegeben. Herr Jung (CDU, ehemaliger Verteidigungsminister) hatte bis zuletzt geleugnet, dass die deutschen Soldaten in Afghanistan in einen Krieg verwickelt sind. Herr zu Guttenberg (CSU, Verteidigungsminister) hat die peinlichen Verschleierungsversuche jetzt richtig gestellt, und spricht davon, dass die Bundeswehr sich in Afghanistan in einem "kriegesähnlichen Zustand" befindet.

Wenn der Verteidigungsminister nicht ebenso schleichend zum Kriegsminister werden will, wie aus "Aufbauhelfern in Uniform" in kriegerische Auseinandersetzungen verwickelte Soldaten wurden, dann muss er dafür sorgen, dass die Bundeswehr aus Afghanistan abgezogen wird. Was nützt denn ein Volkstrauertag, an dem der Toten vergangener Kriege gedacht wird, wenn jede Generation immer wieder die Fehler ihrer Eltern und Großeltern wiederholt? Wenn der Volkstrauertag nicht bewirken kann, dass Kriege der Vergangenheit angehören, dann wäre es ehrlicher, wenn man ihn abschaffen würde.

Samstag, 14. November 2009

Wer zahlt die Zeche?



Nach Auskunft von "GermanWatch" werden jährlich
  • 0,2 Tonnen CO2 in Mosambik,
  • 0,3 Tonnen CO2 in Bangladesch,
  • 1,1 Tonnen CO2 in Indien und
  • 10,0 Tonnen CO2 in Deutschland
pro Person in die Atmosphäre emittiert. Als weltweiter Zielwert zur Abwendung der Klimakatastrophe müsse im Jahr 2050 ein Wert von weniger als 1,5 Tonnen CO2 pro Person erreicht werden. Heute würden weltweit jedes Jahr etwa 4,4 Tonnen CO2 pro Person in die Atmosphäre geblasen. Dabei seien die Menschen in den 100 am meisten vom Klimawandel betroffenen Entwicklungsländern nur mit etwa 3 Prozent an den weltweiten Emissionen an Treibhausgasen beteiligt.

Das zeigt, dass Staaten wie Deutschland nach dem Verursacherprinzip einen erheblich höheren Beitrag zur Bekämpfung des Klimawandels leisten müssen, als andere. Der Wohlstand und der Lebensstil der reichen Industrienationen gründet sich auf Technologien, die für die Klimagas Emissionen verantwortlich sind. Sie müssen die armen Staaten deshalb finanziell unterstützen, damit diese in die Lage versetzt werden, ihren Beitrag zum gemeinsamen Kampf der Menschheit gegen die Klimakatastrophe zu leisten. Abgesehen von mündlichen Willensbekundungen gibt es bisher jedoch nichts konkretes vorzuweisen. Die Treffen zur Vorbereitung des Klimagipfels in Kopenhagen im Dezember 2009 lassen auch sonst bisher nicht Gutes erahnen. Derzeit sieht es eher so aus, als würde es nicht zu viel mehr als unverbindlichen politischen Willensbekundungen reichen.

Wenn es in Kopenhagen aber nicht zu verbindlichen Abkommen kommt, dann werden die Jahre wieder untätig verstreichen, die Temperatur auf der Erde wird weiter ansteigen, ... - und die nachfolgenden Generationen werden aufgrund der Bequemlichkeit der heute auf der Erde lebenden Generationen die Zeche zu zahlen haben.





- Klimagipfel im Dezember in Kopenhagen -
tcktcktck - The World Wants a Real Deal


Count-Down für das Leben auf dem Planeten Erde:
  • 7 Wer zahlt die Zeche?

Donnerstag, 12. November 2009

Über das Glück, ein fallendes Herbstblatt zu fotografieren



Einige von euch haben mich gefragt, wie mir das Foto mit dem einzelnen, fallenden Herbstblatt gelungen ist. Da ich während der letzten Tage überwiegend im Keller beschäftigt war, hatte ich verprochen, in dieser Woche den Trick zu verraten, mit dem ein solches Foto gelingen kann.

Ich muss allerdings zugeben, dass nicht allein das Können des Fotografen oder die technischen Fähigkeiten seiner Kamera zum Erfolg geführt haben. Ich hatte vielmehr während eines Spaziergangs mit unserer Hündin Cleo das Glück, gerade zur rechten Zeit in die richtige Richtung zu blicken, im Vorübergehen mit dem "inneren Auge" dieses geniale Fotomotiv zu erkennen und außerdem auch noch meine Kamera dabeizuhaben. Das Foto mit dem "in der Luft schwebenden" Herbstblatt wäre mir ohne die tatkräftige Unterstützung einer kleinen, mir unbekannten Spinne, jedoch niemals gelungen.

Wenn man das Foto in meinem Beitrag zu Katinka's "Schöne Momente im Herbst und Winter" von letzter Woche mit der Maus anklickt, dann wird es vergrößert angezeigt. Vor dem dunkleren Hintergrund der Blätter am Baum ganz oben im Bild, oberhalb des "fallenden" Blattes, kann man dann den feinen Faden erkennen, mit dem die Spinne das Blatt in der Luft fixiert hatte. Somit hatte ich also ausreichend Zeit, das Blatt aus mehreren Blickwinkeln zu fotografieren, und konnte mir anschließend das schönste Motiv davon auszusuchen.

Wer jetzt noch einmal behauptet, diese kleinen, nützlichen, achtbeinigen Tierchen seien ekelig, und ihre überall herumhängenden Spinnweben zu nichts nütze, der hat noch nie versucht, im Herbst ein fallendes Blatt zu fotografieren. Spinne, ich danke dir.

Mittwoch, 11. November 2009

Es ist soweit

Die Narren sind los:

* Heute,
am elften elften um 11 Uhr 11,
begann in den Hochburgen des Karnevals
wieder die fünfte Jahreszeit.

Der "Teutsche Michel" in der Bütt



Steuern runter, die Taschen auf:
Der Guido schenkt uns jetzt zuhauf
die ganze Kohle auf die Schnelle.
Wir lieben ihn, den Westerwelle.

Der will so die Bürger zähmen.
Doch woher den Zaster nehmen?
Schnell zeigt sich des Denker's Klasse,
das isses: Eine Schattenkasse.*)

Und wo wir grad beim Schenken sind,
gibt's zwanzig Euro für das Kind.**)
Keiner merkt, dass wir's nicht haben.
(Niemand wird im Schatten graben.)

Reichen kommt es teuer zu stehen,
wenn sie mal zum Doktor gehen.
Gegen solche Seelenqualen
hilft nur, dass sie wenig zahlen.

Die Armen zahl'n dann eben mehr.
Sonst sind ja bald die Kassen leer.***)
Den Armen fehlt das Geld für's Brot?
Der Steuertopf bringt's schnell in's Lot.

Der ist zwar schon mehr leer als voll,
doch weil das keiner merken soll,
nehmen wir, was wir nicht hatten,
aus der Kasse in dem Schatten.

Dank Guidos gelber FDP
ist "Krankenkasse" bald passé
für Vater's Kinder und die Frau:
Birgit schraubt am Supergau ****).

Für Familien wird das teuer,
doch zum Glück gibt's ja die Steuer.
Die Schattenkasse wird's schon richten,
im Steuertopf dies Loch zu dichten.

Wie weiland Dagobert die Ente
in Dollars schwamm, wenn sie nicht pennte,
schwimmt Deutschland bald im Euro-See,
dank CDU und FDP:

"Reichen nehmen, Armen schenken -
das ist dummes, linkes Denken.
Die Linken woll'n damit nur prahlen,
doch könnten Sie das nie bezahlen.

Zu geben, was sie selbst nicht haben,
versprechen nur die roten Schaben."
- Die Wespen fangen's schlauer an:
Sie schenken Steuern, dann und wann.

Und sonnen sich im Dank der Masse
dank ihrer tollen Schattenkasse.
Dieser Coup ist wirklich neu,
Vom Michel dafür ein ...

... Ahoi !!!

© Jürgen Winkler, 11.11.2009

Aus juwi's karnevalistischer Mottenkiste:
  • 2011: Elfter Elfter Elf Elf Uhr Elf
  • 2011: Peter Struwel in der Bütt
  • 2010: Der Röttgen und der Mappus
  • 2009: Der "Teutsche Michel" in der Bütt
  • 2008: Die fünfte Jahreszeit in Bremerhaven
*) Schäbiger Trick
**)
Wachstumsbeschleunigungsgesetz

***)
Erster Wortbruch

****)
FDP denkt über Abschaffung der Familienversicherung nach

Montag, 9. November 2009

Nebelgeister


Bremerhaven, Lehe: Frenssenstraße (Ortsteil Goethestraße)

Heut' zogen Nebelgeister durch die Straßen
die kalt und grau das Licht der Sonne fraßen.
Die Sonne brannte heiß und kräftig.
Die Nebel kämpften still und heftig,
doch mussten sie die Schleier fallen lassen.

© Jürgen Winkler



Bremerhaven, Lehe: Frenssenstraße (Ortsteil Goethestraße)


Wenn die Welt morgens noch klein und grau war, und im Laufe des Vormittags die Sonne mit ihrer Wärme den Nebel vertrieben hat, dann kommt mir das jedesmal wie ein Geschenk des Himmels vor. Jede Menge weitere schöne Herbstfotos und Texte findet ihr bei den Teilnehmern an Katinka's Projekt "Schöne Momente im Herbst und Winter".

Sonntag, 8. November 2009

Heute vor 71 Jahren ...

... begann mit der Reichspogromnacht die Verfolgung der Juden in Deutschland.


Erinnerung an die Zerstörung der Bremerhavener Synagoge

Die Verzweiflungstat eines einzelnen Jugendlichen jüdischen Glaubens nutzten die damals in Deuschland regierenden Nationalsozialisten am 9. November 1938 als Vorwand für den Beginn der gewaltsamen Verfolgung aller Juden in Deutschland und den während des zweiten Weltkriegs annektierten Staaten.

In der Nacht vom 9. auf den 10. November plünderten und zerstörten die örtlichen Funktionäre der NSDAP in ganz Deutschland die Geschäfte jüdischer Mitbürger. Jüdische Gotteshäuser gingen in Flammen auf. Am Morgen des 10. Novembers 1938 waren die Straßen übersät mit den Scherben der Schaufenster jüdischer Geschäftsleute.

Auch die Synagoge der jüdischen Gemeinde in der Schulstraße 5 in Bremerhaven wurde ein Raub der Flammen. Daran erinnert heute ein Gedenkstein vor dem Grundstück auf dem die Synagoge damals stand.



Die neue Synagoge am Kleinen Blink

Erst 62 Jahre später fand die kleine jüdische Gemeinde in Bremerhaven eine neue Heimat im Gebäude der ehemaligen Kirche der amerikanischen Streitkräfte am Kleinen Blink. Am 27. November 2000 wurde die neue Synagoge mit der Übergabe der Thora-Rollen eingeweiht.


Zum Weiterlesen:

(Quelle: Wikipedia)

Donnerstag, 5. November 2009

Blutdiamanten

Ein Diamant ist ein Symbol für die Ewigkeit, die Reinheit und eine der teuersten Liebeserklärungen, die wohlhabende Männer ihren Frauen machen können.


An vielen Diamanten klebt jedoch Blut ...

Die Menschenrechtsorganisation "Human Rights Watch" (HRW) fordert den Kimberley Interessenverbund der Diamant-fördernden Länder, (Kimberley Process Certification Scheme, KPCS) in einer schriftlichen Erklärung auf, er solle Simbabwe umgehend aus dem KPCS auszuschließen, da es beim Handel mit Diamanten gegen die vorgegebenen Richtlinien dieser Organisation verstoße. Der KPCS bescheinigt den Abnehmern von Rohdiamanten, dass diese aus einem konfliktfreien Land kommen, und dass der Verkaufserlös nicht zur Finanzierung von Kriegen verwendet wird. Er kontrolliert den Diamanthandel, bekämpft das illegale Geschäft mit den sogenannten "Blutdiamanten" und versucht den Diamantschmuggel einzudämmen.

"Human Rights Watch" berichtet in seiner Veröffentlichung "Diamonds in the Rough" von Juni 2009, Zimbabwes Militär sei für Zwangsarbeit von Kindern und Erwachsenen sowie Folterungen und Misshandlungen an Dorfbewohnern auf den Diamatenfeldern im Marange-Distrikt im Osten des Landes verantwortlich. Das Militär habe bei der gewaltsamen Übernahme der Diamantenfelder Ende 2008 mehr als 200 Menschen ermordet, und es zwinge die auf den Marange-Diamantfeldern ansässigen Bewohner zum Diamantschmuggel. Die östereichische Tageszeitung "Die Presse" berichtete am 30.10.2009, unter der Regierung von Herrn Mugabe (Simbabwe, Präsident) sei die Wirtschaft Simbabwes auf ein Sechstel zusammengebrochen. "Human Rights Watch" schreibt, 23 Personen, die im direkten Zusammenhang mit den Diamantfeldern stehen, hätten mehrere Verstöße gegen die Mindestanforderungen des KPCS bestätigt. Repressalien gegen die die Bevölkerung und die Finanzierung des Militärs würden aus den Einnahmen der Marange-Diamantenfelder finanziert.


... Wenn der KPCS unter seinen Mitgliedern Länder duldet, die gegen seine Regeln verstoßen, dann macht er sich unglaubwürdig. Ein Zertifikat des KPCS, das dem Käufer eines Diamanten bescheinigt, dass kein Blut daran klebt, ist dann nicht mehr das Papier wert, auf dem es gedruckt wurde. Heute findet in Swakopmund (Namibia) eine Plenarsitzung der Mitgliedsstaaten des KPCS statt. Dort wird auch über Verstöße gegen das Regelwerk des KPCS gesprochen.
  • Das internationale demokratische Netzwerk AVAAZ unterstützt die Forderung von "Human Rights Watch" mit einer Online-Petition an den KPCS, um der Forderung von HWS international Nachdruck zu verleihen. Wer möchte, kann die Petition auf der Internetseite von AVAAZ unterzeichnen.


Zum Weiterlesen:
  • TAZ:
    Die Rückkehr der Blutdiamanten
  • AZ online (älteste Tageszeitung Nabibias):
    Verstoß gegen Diamanthandel
  • Die Presse:
    Simbabwe - Ein Land vor dem völligen Kollaps

(Quellen: Human Rights Watch, TAZ vom 02.11.2009, AZ online vom 02.11.2009, Die Presse.com vom 30.10.2009, AVAAZ)

Dienstag, 3. November 2009

Novembermorgen


Bremerhaven: Novembermond über der Astrid-Lindgren-Schule

Auf dem Weg zur Arbeit bin ich heute Morgen etwas früher mit einem kleinen Umweg am Weserdeich entlang gefahren.

Es war noch dunkel und sehr nebelig. Als ich losfuhr tauchte der Vollmond noch hin und wieder hinter den vorbeiziehenden Dunstschwaden auf. Am Deich war er dann endgültig hinter der Nebelwand verschwunden. Von der Deichkrone aus konnte man nicht einmal mehr das Ufer erkennen. Vom Wasser her waren vom Nebel gedämpft ununterbrochen die Nebelsignale der Schiffe zu hören.



Bremerhaven, Weserdeich: Blick durch den Nebel zum alten Lloyd-Dock

Der Blick von der Deichkrone in Richtung Neuer Hafen verlor sich ebenfalls im Dunst des Nebels. Normalerweise sind hier die blaue Hafenrand-Beleuchtung, das Hafenbecken, und dahinter die Lichter der Stadt zu sehen.

Nebel am Wasser hat etwas Magisches an sich. Die Dunkelheit verstärkt diese eigenartige Stimmung noch um ein vielfaches. Die Welt sieht anders aus als man sie kennt ... - und kleiner. Der Blick in die Ferne sucht vergeblich nach dem Horizont und verliert sich im Nirgendwo ...


Montag, 2. November 2009

Das Blatt


Bremerhaven, Fichtestraße: Laubfall in der Stadt

Das Blatt am Baum,
geboren aus dem Saft der Erde:
Man sah es kaum
inmitten seiner Blätterherde.

Es schenkte Baum und Tieren Leben
einen ganzen Sommer lang.
Jetzt sieht man's braun zu Boden schweben
als des Jahres Abgesang.

Schließt sich der Kreis mit diesem Sterben
dann ruht im Winter still die Welt.
Des Frühlings Leben wird bald erben
was jetzt vom Baum zur Erde fällt.

© Jürgen Winkler


Vom Gefühl her ist der November für mich der unerfreulichste Monat des Jahres. Der Herbst geht zu Ende, draußen wird es immer kälter, der Himmel ist oft grau in grau und die Tage werden merklich kürzer. Auf meiner Baustelle im Keller werde ich davon in diesem Jahr allerdings glücklicherweise nicht so viel mitbekommen. So hat alles seine guten und schlechten Seiten :o)

Ich wünsche euch allen eine schöne Woche ...

Sonntag, 1. November 2009

Keller Kuddelmuddel

Als wir unsere Wohnung kauften zeigte man uns natürlich auch, welcher Keller dazu gehört. Vor zwei Jahren wurde eine Wohnung im Haus verkauft. Nachdem er ungefähr ein Jahr in seiner neuen Wohnung gewohnt hatte, fand der neue Nachbar heraus, dass sein Keller gar nicht sein Keller ist.

Lange vor unserer Zeit hatten die Vorbesitzer von drei Wohnungen in unserem Haus untereinander die Kellerräume getauscht. Einige Jahre nachdem das geschehen war, ist das irgendwann auch einmal im Protokoll einer Eigentümerversammlung festgehalten worden. Die damaligen Besitzer der Wohnungen beschlossen, die Nutzung der Kellerräume so beizubehalten. Das alles geschah lange bevor die jetzigen Besitzer (zu denen auch wir gehören) ihre Wohnungen kauften.

Der neue Nachbar besteht jetzt darauf, dass er den Keller nutzen kann, der ihm eigentlich zusteht. Der Kellerumzug ist für mich mit einem erheblichem Aufwand verbunden. Da der Umzug - neben meiner täglichen Arbeit - in den nächsten Wochen meine Hauptbeschäftigung sein wird, gibt es hier in der nächsten Zeit unter Umständen nicht unbedingt täglich etwas neues zu lesen. Ich hoffe, dass wir den Kuddelmuddel im Keller bis zu Ende des Jahres weitestgehend beheben können.

Damit ich "dort unten" nicht irgendwann komplett von der Außenwelt abgeschnitten bin, werde ich zwischendurch aber weiterhin den einen oder anderen Blog-Streifzug unternehmen und die Dinge, die mir am Herzen liegen, weiter verfolgen. Neben den Entwicklungen der internationalen Klimapolitik bis zum Klimagipfel im Dezember, werden das wohl die Energie- und Atompolitik der neuen Bundesregierung und gesellschaftspolitische Entwicklungen sein.

Ich wünsche euch noch einen schönen - hoffentlich nicht allzu verregneten - Sonntag. Ich verschwinde dann mal wieder nach unten ...

Stürzt der Gipfel ins Tal?

Die Europäische Union wird ohne konkrete Finanzzusagen am Weltklimagipfel in Kopenhagen teilnehmen. Unverbindlich hieß es nur, die EU werde "einen fairen Anteil" der Kosten übernehmen. Frau Merkel sprach in diesem Zusammenhang von "etwa einem Drittel". Ansonsten haben sich die Staats- und Regierungschefs der EU bei ihrem Treffen in Brüssel jedoch lediglich auf eine Verhandlungsposition verständigen können.

Sie gehen davon aus, dass zur Unterstützung der armen Länder ab 2020 weltweit öffentliche Mittel im Umfang von 22 bis 50 Milliarden Euro aufgebracht werden müssen. Mit welchem Anteil die EU sich daran beteiligen will habe Herr Reinfeldt (amtierender EU-Ratspräsident, Schweden) aber offengelassen.
  • Ich fürchte, damit wird der Gipfel in Kopenhagen
    als Lawinenabgang im Tal enden!

Wenn Herr Barroso (EU-Kommissionspräsident) unverbindlich verlauten lässt, Die EU werde "einen fairen Anteil" an der Hilfe für die armen Staaten übernehmen, Frau Merkel das aus ihrer Sicht mit "etwa ein Drittel der Kosten" beziffert, die gemeinsame Gipfel-Erklärung aber keine derartige Festlegung enthält, dann ist das nichts weiter als heiße Luft.
  • Als es darum ging, Maßnahmen gegen die Wirtschafskrise zu unternehmen, wurde schnell und entschieden gehandelt. Egal wie lange so eine Krise dauert: Es handelt sich in jedem Fall um ein vorübergehendes Ereignis, nach dem es irgendwann auch wieder aufwärts geht.
  • Wenn die Menschheit den Kampf gegen die Klimakatastrophe verliert, weil ihr der finanzielle Aufwand dafür nur einen Bruchteil von dem Wert ist, was für die Bekämpfung der Wirtschaftskrise ausgegeben wurde, dann ist das eine endgültige Niederlage. Danach werden sich die Lebensbedingungen auf der Erde unumkehrbar so verändern, dass für uns Menschen und unzählige weitere Tier- und Pflanzenarten kein Platz mehr auf diesem Planeten sein wird. Wenn es erst so weit gekommen sein wird, dann wird es nie wieder aufwärts gehen - dann geht es nur noch bergab!

Ich gebe aber trotzdem die Hoffnung nicht auf, dass Frau Merkel bei ihrem Besuch in der nächsten Woche in Washington die Amerikaner zu den notwendigen Eingeständnissen für die Verhandlungen im Dezember bewegen kann, und dass die chinesische Regierung ihren Worten Taten folgen lassen wird. Trotz aller Bedenken, dass sich die ärmeren Nationen dieser Welt angsichts der peinlichen Geplänkel in und zwischen den reichen "westlichen" Industiestaaten auf keine eigenen Zugeständnisse einlassen werden, hoffe ich weiterhin, dass es im Dezember zu erfolgversprechenden Ergebnissen für einen internationalen Kampf um die gemeinsame Zukunft aller Nationen der Welt kommen wird.


(Quellen: ARD Tagesschau vom 30.10.2009, ZDF Heute vom 31.10.2009)