Samstag, 30. November 2019

"Grün waschen" - kein Beitrag zum Klimaschutz

In diesem Jahr findet die internationale Klimaschutzkonferenz der Vereinten Nationen (Cop 25) vom 2. bis zum 13. Dezember in Madrid statt. In 158 Ländern und 2400 Städten rund um den Globus folgten Schüler, unterstützt von Erwachsenen, gestern erneut dem Aufruf der "Fridays for Future" Bewegung, um den Druck auf die Delegierten der Klimaschutzkonferenz zu erhöhen.

Die alarmierenden aktuellen Daten der Klimaforscher lassen keinen Zweifel zu: Ohne wirkungsvollere Maßnahmen gegen den Klimawandel ist weder das 1,5 Grad-, noch das 2 Grad Limit zu halten. Die Welt steuert dann stattdessen bis Ende des Jahrhunders auf eine durchschnittliche globale Temperatur von drei bis vier Grad gegenüber 1990 zu. Käme es dazu, dann würden weitere entscheidende Kipppunkte im Klimasystem ausgelöst werden. Die aus heutiger Sicht schlimmsten zu befürchtenden Folgen des dann ungebremsten Klimawandels wären mit menschlichen Mitteln nicht mehr aufzuhalten.

Fünf Jahre nachdem das Klimaschutzabkommen von Paris beschlossen wurde, soll es im kommenden Jahr endlich in Kraft treten. Im vergangenen Jahr hätte deshalb in Kattowitz (Polen, COP 24) das Regelwerk dafür verabschiedet werden sollen. Jedoch scheiterten die Verhandlungen über die Mechanismen für einen weltweiten Emissionshandel (Artikel 6 der Vereinbarung).

Wenn ein solcher Emissionshandel überhaupt etwas bewirken soll, dann muss zumindest sichergestellt sein, dass Emissionsrechte nicht mehrfach gezählt und gehandelt werden. In diesem Jahr sollen die Verhandlungen über das dafür notwendige Regelwerk, das keine Schlupflöcher enthalten und keine Manipulationen zulassen darf, fortgesetzt werden.

Insbesondere nach den Erfahrungen mit dem Emissionshandel in Deutschland und in Europa halte ich einen weltweiten Emissionshandel für kein geeignetes Mittel, die klimarelevanten Gasemissionen zu senken. Wenn ein Industrieland wie Deutschland seine Vorgaben zur Emissionsminderung nicht einhält, kann es sich einfach bei einem Entwicklungsland, das sein Emmissionskontingent problemlos unterschreitet, "freikaufen".

Indem Deutschland, China, die USA, Brasilien oder irgendein anderes Land seine Klimarelevanten Emissionen auf diese Weise grün wäscht, hält es seine Klimaschutz-Ziele "auf dem Papier" ein. Unter dem Strich tragen die fortgesetzten Emissionen jedoch zusätzlich zur Beschleunigung des Anstiegs der mittleren globalen Temperatur bei.

Angesichts des weitgehend wirkungslosen "Klimaschutz-Pakets" der Bundesregierung und den ebenfalls unzureichenden Anstrengungen anderer Länder, erscheinet ein international koordinierter, nachhaltiger Kampf gegen die Globale Erwärmung immer unwahrscheinlicher - trotz des international als "großer Durchbruch" gefeierten Klimaschutzabkommens von Paris. Ich denke, wenn man den Abschnitt "Emissionshandel" zum "Grün waschen" klimarelevanter Emissionen aus dem Abkommen einfach ersatzlos streichen würde, wären die Chancen für einen erfolgreichen Klimaschutz erheblich größer. Anstatt weitere wertvolle Zeit mit Diskussionen über Mechanismen für einen weltweiten Emissionshandel zu vergeuden, stünde diese Zeit dann für die Verabredung wirklich wichtiger Entscheidungen zur Verfügung.