Samstag, 31. Oktober 2009

Die Nacht voller Schrecken

Halloween



Heute erwartet sie uns wieder:

Die Nacht voller Schrecken, in der Horden von Süßem sammelnder und Saurem verteilender Kinder und Jugendlicher die Abendruhe friedliebender Menschen stören ...



Wie heutzutage ja allgemein bekannt sein dürfte, handelt es sich bei "Halloween" im weitesten Sinne um so etwas wie einen irischen Export-Artikel, der in Amerika eine makabere Wandlung durchmachte und jetzt als Re-Import nicht nur auf den britischen Inseln, sondern auch auf dem europäischen Kontinent Angst und Schrecken verbreitet. Beispielhaft dafür stehen drei schauerlich-gruselige Geschichten, die sich einst möglicherweise in einer finsteren Halloween Nacht an irgendeinem nicht näher bekannten Ort in der irischen Grafschaft Limerick zugetragen haben sollen.
  • Ein geräuschempfindlicher Kellergeist

    Ein Geist mied meist abends den Keller:
    "wenn's dort nur nicht so grässlich laut wär!"
    Ein Poltergeist hauste in diesen
    tiefen, fiesen, dunklen Verliesen.
    Ich glaube, da kam wohl der Lärm her.

    © Jürgen Winkler

In dieser Nacht, in der selbst Kellergeister sich vor ihren artverwandten Untermietern fürchten, sollten auch die Lebenden den Kontakt zu den Toten tunlichst vermeiden - Selbst wenn diese Ihnen die tollsten Sachen versprechen.
  • Eine misslungene Abmagerungskur

    Ein Skelett unterhielt sich vorm Spiegel recht nett
    mit 'ner Dame, die glaubte sie sei viel zu fett.
    Es bot ihr an, mit speziellen Diäten,
    sie zu erlösen von all ihren Nöten.
    Bald schon sah sie im Spiegel ein weit'res Skelett.

    © Jürgen Winkler

Das kommt davon, wenn man dem Schlankheitswahn verfallen ist. Wenn man sich dann aber auch noch an Halloween von so einem superschlanken Knochenmann anbaggern lässt, dann hat man ganz schlechte Karten.

Man sollte sich aber auch vor unsinnigem Aberglauben hüten. Sonst kann man nämlich sogar dann noch zu Tode kommen, wenn man eigentlich schon lange tot ist.

  • Wie ein Gespenst sich zu Tode fürchtete

    Ein Gespenst einst angstvoll schon schlotterte,
    wenn's "Halloween" furchtsam nur stotterte.
    In dieser Nacht voller grausamer Schrecken
    verkroch es sich unter uralten Decken,
    bis dass es darunter verrotterte.

    © Jürgen Winkler

Aber auch für alle diejenigen, die noch nicht dem Halloween-Aberglauben anheimgefallen sind, geht von dieser Nacht eine sehr reale Gefahr in Form der eingangs erwähnten Horden Süßes sammelnder und Saures verteilender Kinder und Jugendlicher aus.

... Denkt desshalb besser daran, dass ihr euch heute unbedingt noch ausreichend mit Unmengen süßem Zeugs eindeckt. Sonst werdet ihr morgen früh möglicherweise wieder entdecken, dass ihr erst einmal eure Türklinken von Zahnpasta, Schuhcreme und ähnlich ärgerlichen Pasten oder ekligem Glibberkram befreien müsst.
Halloween

(Grafiken: MS Clipart)

Freitag, 30. Oktober 2009

Weltspartag



Na, auch schon ordentlich gespart
heute?


Immerhin ist heute ja Weltspartag.

Da trägt man doch traditionsgemäß
den Inhalt seines sein Sparschweins
zur Bank ... -


... da ist das sauerverdiente Geld immer noch am sichersten untergebracht. Banken sind seit jeher ein krisenfestes Gewerbe - meistens jedenfalls.

Die Banker hegen und pflegen das ganze Geld, so dass es sich immer schön vermehrt. Gedüngt wird mit mit Wachstumsverbesserern wie zum Beispiel "Spekulantis" oder "Magic Fonds". Das können die richtig gut, und am Ende gibt es dann immer richtig fette Zinsen für jeden, der sein Geld bei seiner Bank hegen und pflegen lassen hat. Manche Banken sind so gut darin, dass die nach Auszahlung der Zinsen an ihre "Kleinkunden" (das sind Leute wie du und ich) noch so viel Geld übrig haben, dass es für millionenschwere Boni für ihre Chef's reicht.

Und sollte es einmal doch nicht reichen, weil zum Beispiel völlig überraschend eine Krise die ansonsten so krisenfeste Bank fest im Griff hat, dann gibt es dafür Geld vom "Steuerzahler" (das sind Leute wie du und ich).



- Stellenunzeige -
Offer an all Workscheuen

When you are always the Gelackmeierte,
when you have es to nix gebracht of a green Zweig, come to

Giant Finanz Dienste Ltd. & K.O. KaGe
  • We are a young team and pensionsberechtigt.
  • We have a Betriebsklima like Florida.
  • We have the five-Stundenday and the twentyfive Stunden work-week.
  • We have 115 Feierdays in the year, 52 Sundays and genau so much Samsdays.
  • We have the world best GLEITZEIT:
     -  You can come and go when you Lust have  -
Na, is this nothing?
  • You are our man, when you can not so hart zupacken.
  • Take it easy when you are a little vorbestraft, that macht nix.
  • One Wermutsdrop:
      Very manchmal we must ein klein wenig little bit schaffen.
  • Last not least:
      You can selbständig work, da our Chef always on Tour is.
Also, lets come to

Giant Finanz Dienste Ltd. & K.O. KaGe

Our Clients Geld is waiting for Transfer into your eigene Tasche


PS:
When the money of our Bank is alle, no problem:
We will bekommen neues from the Bundesregierung.




Laut "Spiegel Online" steigt die Sparquote auf ein 15-Jahres-Hoch. Die "Welt Online" meinte am Tag darauf, der Weltspartag im Jahr eins nach der Finanzkrise wecke nostalgische Gefühle. Das Beben an den Börsen habe die deutschen Sparer offenbar um 20 Jahre zurückgeworfen. Nach einer aktuellen Studie des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes sei das eigentlich längst abgeschriebene Sparbuch plötzlich wieder die beliebteste Anlageform zur Altersvorsorge. Völlig zu unrecht, nach Meinung von Welt Online ...

Na, dann spart man alle schön fleißig heute.


(Quellen: Spiegel online vom 27.10.2009, Welt Online vom 28.10.2009)

Donnerstag, 29. Oktober 2009

17. Bremerhavener Hot-Jazz-Festival

17. Hot Jazz Festival

Traditionell steigt in der Fußgängerzone der "Bürger" am ersten November-Wochenende das "Hot-Jazz-Festival" - in desem Jahr bereits zum 17. Mal und zum 2. Mal auch im Mediterraneo.

Zu hören und zu sehen sind in diesem Jahr:
  • Appeltown Washboard Worms
  • Babs All Stars
  • Boogie Radio Orchestra
  • Buena Gente
  • Cochon Bleu
  • Dixie Company
  • Lamarotte
  • Pax Jazz Band
  • Rod Mason & His Hot Five
  • Supercharge



16. Hot Jazz Festival 2008: "Lamarotte" zieht durch das Columbus Center

Immer wieder hörens-, und vor allem auch sehenswert ist es, wenn drei der Bands musizierend mitten im Einkaufstrubel durch die Einkaufspassage das Columbus-Centers marschieren. Das ist Straßenmusik vom feinsten!
  • Den Anfang macht die "Pax Jazz Band", die ab 14.45 Uhr vor der Großen Kirche Kirche spielt und dann durch den Eingang zum Columbus-Center von 15.30 Uhr bis 15.45 Uhr in Richtung Süden zieht.
  • Die niederländische Band "Lamarotte" spielt ab 15.15 Uhr auf dem Theodor-Heuss-Platz und marschiert anschließend von 16.00 Uhr bis 16.15 Uhr nordwärts durch das Columbus-Center.
  • Zum Abschluss geht es dann noch einmal von 16.45 Uhr bis 17.00 Uhr mit der "Dixie Company", die vorher bei der Seehund-Gruppe spielt (Bürger, Ecke Preßburger Straße), südwärts durch das Columbus-Center.


Das komplette Programm der Veranstaltung am 31.10. und 01.11.2009 gibt es hier

Der Eintritt ist auch in diesem Jahr wieder frei.


Weitere Informationen und Fotos aus den vergangenen Jahren gibt es auf der Homepage des "Bremerhavener Jazz Festivals"

Asterix hat Geburtstag



Wi schrievt dat Johr 50 v. CHR. Heel Gallien is in röömische Hand ...

Heel Gallien? Nee! Dor gifft dat een Dörp vull mit opstaansche Mannslüüd un Froons, de sik wehrt un sik vun de Butenlanners nich ünnerkriegen laat. Un dat Leven is nich jüst licht för de röömischen Legionäre, de ehrn Deenst doot achter de Palisaden vun Babaorum, Aquarium, Laudanum un Lüttbonum ...

Das war Plattdeutsch.


Asterix, Obelix und und alle anderen Bewohner des kleinen, widerspenstigen Dorfes in Gallien feiern heute ihren 50. Geburtstag.

Herzlichen Glückwunsch!


Für mich gehören diese Comix mit ihren vielen Anspielungen auf die Geschichte zur Zeit des römischen Imperiums immer noch zu den Besten. Mein Vater lieh sich früher immer monatlich erscheinende Hobby-Hefte aus der Stadtbibliothek aus, in denen die Geschichten von Asterix und Obelix auf den letzten Seiten als Fortsetzungsgeschichte erschienen. Erst Jahre später habe ich den ersten Asterix Band lesen können. Und ich ziehe die Bücher immer noch den Filmen vor. Die Filme sind mir zu sehr auf Action und Klamauk angelegt. Die Feinheiten und Anspielungen werden erst in den Büchern deutlich.

Mittwoch, 28. Oktober 2009

Finanzkompetenz


Neulich während einer Pressekonferenz ...

Herr Schäuble (CDU, ehemaliger Bundesinnenminister) wird
jetzt also unser neuer Finanzminister. In seiner vorherigen
Position hat er die Bundesrepublik unter dem Deckmäntelchen
der "Terrorismusbekämpfung" immer weiter in Richtung
Überwachungsstaat getrimmt.


Wer jetzt aber meint, auf seinem Posten könne er nicht mehr so viel Schaden anrichten, der möge sich doch bitte an die Schmiergeldaffäre der CDU erinnern, die letztlich mit dem damaligen Rücktritt Herrn Schäubles als CDU-Vorsitzender und Unionsfraktionschef endete.

Herr Schäuble hatte Anfang Dezember des Jahres 1999 erklärt, er habe den Waffenhändler Karl-Heinz Schreiber nur ein einziges Mal in einem Bonner Hotel gesehen. Daran, dass er bei einem weiteren Treffen mit Herrn Schreiber am Tag darauf einen Briefumschlag mit 100000 DM erhalten hatte, konnte er sich bei einer Befragung vor dem Deutschen Bundestag überhaupt nicht mehr erinnern. Irgendwie hatte er den Briefumschlag mit dem heißen Inhalt wohl in seiner Schreibtisch-Schublade vergessen. Da können wir uns wirklich glücklich schätzen, dass wir jetzt einen Finanzminister bekommen sollen, der während der nächsten vier Jahre bestens auf unsere Steuergelder aufpassen wird.

Fieserweise konfrontierte ein niederländischer Journalist Frau Merkel während einer Pressekonferenz mit dieser vermeintlich "längst vergessenen Sache", indem er Herrn Schäubles Integrität bezüglich seines zukünftigen Amtes bezweifelte. Schade eigentlich, dass solche Fragen nicht von deutschen Journalisten gestellt werden, damit jeder Bundesbürger beim Morgenkaffee, wenn er in seiner Zeitung blättert, wieder daran erinnert wird. Schade auch, dass solche Affären immer wieder so schnell in Vergessenheit geraten.

Leider geht es mir da manchmal nicht anders. Sonst hätte ich wohl vor der Bundestagswahl darüber geschrieben. Andererseits hätte ich einige Wochen Urlaub nehmen müssen, wenn ich in dieser Zeit alle Schandtaten hätte auflisten wollen, die in den letzten Jahren einmal öffentlich geworden waren. Mit den Themen Atomkraft und Bekämpfung der Klimakatastrophe war ich eigentlich schon voll ausgelastet (und bin es auch immer noch).

Zumindest eine deutsche Zeitung, die "Berliner Morgenpost", hat die aufschlussreiche Pressekonferenz in einem Interview mit Herrn Savelberg aufgegriffen. Dieser hatte Frau Merkel mit seiner Frage und penetrantem Nachhaken nach der Eignung Herrn Schäubles sichtlich genervt, und in einem Artikel der niederländischen Zeitung "De Telegraaf" über Frau Merkels Antwort berichtet. Danke dafür, Herr Savelberg.

Auch andere Minsiter der alten und neuen Bundesregierung kommen bei dem Journalisten aus den Niederlanden nicht gut weg. Herr Savelberg schreibt in seinem Artikel über
  • einen neuen Außenminister, der die englische Sprache nicht sicher beherrscht, und deshalb verlangt, dass seine ausländischen Gesprächspartner Deutsch mit ihm sprechen, und der bei Reisen in arabische Länder möglicherweise wegen seiner sexuellen Veranlagung anecken könnte
  • und einen stümperhaften Verteidigungsminister, der nie einräumte, dass sich sein Land in Afghanistan im Krieg befindet, und der sich jetzt als Arbeitsminister versuchen darf.
Diejenigen, die plattdeutsch und/oder Englisch verstehen, sollten mit dem Lesen eines niederländischen Textes eigentlich einigermaßen gut zurecht kommen. Der Artikel des Herrn Savelberg bietet einen aufschlussreichen Blick unserer europäischen Nachbarn auf die neue Bundesregierung (Link "De Telegraaf" unter "Quellen").


Zum Weiterlesen:

(Quellen: De Telegraaf vom 25.10.2009 (auf niederländisch) und eine deutsche Übersetzung des Artikels)

Politischer Kindergarten


Neues aus Loriot's "Badewanne":
In Bremerhaven gibt's das Live - in anderer Besetzung


Ich war ja nicht dabei, aber die Nordsee-Zeitung schreibt heute, Herr Schulz (SPD, Oberbürgermeister) und Herr Teiser (CDU, Bürgermeister und Kämmerer) seien sich im Aufsichtsrat der Wirtschaftsförderungsgesellschaft BIS anlässlich der Suche nach einem Tourismus-Chef fast an die Gurgel gegangen.

Die CDU wolle auf jeden Fall verhindern, dass sich Herr Schulz mit seinem Wunschkandidaten durchsetzt. Derzeit habe Herr Dr. Ralf Meyer, der das touristische Entwicklungsprogramm der kommenden Jahre erarbeitet hatte, das Pech, dieser Wunschkandidat des Herrn Schulz zu sein. Die Nordsee-Zeitung meint, selbst in der CDU würden viele die Arbeit des Leiters des Wirtschaftsreferats schätzen. Es würde sich jedoch niemand von ihnen für Herrn Meyer einsetzen - nur um Herrn Schulz damit zu ärgern.

Wenn es sich wirklich so verhält, wie die Nordsee-Zeitung es heute schildert, dann bewegen sich einige unserer Politiker sich inzwischen in peinlichster Weise auf tiefstem Kindergartenniveau! Wenn jemand anderer Meinung ist dann soll er entsprechend argumentieren und handeln. Wenn aber jemand gegen seine eigene Überzeugung handelt, nur weil ihm des anderen Nase nicht passt, dann ist das - nett ausgedrückt - einfach nur kindisch.

Nicht dass ich hier falsch verstanden werde: Ich bin längst nicht immer einer Meinung mit Herrn Schulz. Aber so wie es die Nordsee-Zeitung schildert, gibt es auch in der CDU Politiker die (zumindest in diesem Fall) eigentlich Herrn Schulz zustimmen würden - zumindest "hinter vorgehaltener Hand". Dann kann die Meinung von Herrn Schulz, dass Herr Meyer ein guter Tourismus-Chef wäre, ja so falsch nicht sein.

Hier geht es um Bremerhaven und sein neues Standbein "Tourismus", auf dem die größten Hoffnungen für die Entwicklung der Stadt und ihre zukünftige wirtschaftliche Erholung liegen, und nicht um das Quietsche-Entchen Herrn Teisers in der Badewanne des Herrn Schulz. Wenn die CDU nicht mehr fähig ist, sachlich zu handeln, dann wird es dringend Zeit, dass sie abgelöst wird.

Zum wiederaufrichten der Mundwinkel
bitte jetzt die Wiedergabetaste des Videos drücken


(Quelle: Nordsee-Zeitung vom 28.10.2009)


Montag, 26. Oktober 2009

Grad' versprochen, schon gebrochen

Vor der Bundestagswahl haben alle Parteien viel verprochen. Aber versprechen kann sich ja schließlich jeder einmal ...

Bereits vor der Bundestagswahl machte die FDP deutlich, dass sie plant, das Sozialsystem zu privatisieren und den Gesundheitsfonds abzuschaffen. Noch Ende August gab es über dieses Thema heftigen Streit zwischen den jetzigen Koalitionären, da Frau Merkel für die CDU versicherte, sie wolle am Gesundheitsfonds festhalten.


Vor der Wahl

Mit Verweis auf das Vorhaben der FDP wurde Frau Merkel am 18. September 2009 während einer Bundespressekonferenz von einem Pressevertreter gefragt: "Können Sie den Bürgern versichern, dass sich die FDP in diesen Punkten definitiv nicht durchsetzen wird?" Frau Merkel antwortete: "Ja, das kann ich". Im Regierungsprogramm stehe, was die CDU verändern wolle. Das, was darin nicht stehe, wolle die CDU auch nicht verändern. Darüber berichtete die TAZ am 24.10.2009.

Im Regierungsprogramm der CDU ist von einer Kopfpauschale à la FDP tatsächlich keine Rede. Dort heißt es auf Seite 36: "Unser Ziel ist es, die Finanzierbarkeit der gesundheitlichen Versorgung zu sichern und die gesetzliche Krankenversicherung mittelfristig auch im Hinblick auf mehr Generationengerechtigkeit konsequent weiterzuentwickeln ...".


Nach der Wahl ...


Armer kranker Michel: Schwarz-gelbe Stiche

... wurde die Katze aus dem Sack gelassen. Die schwarz-gelbe Wespenkoalition will den Arbeitgeberanteil einfrieren, und den Arbeitnehmeranteil zukünftig einkommensunabhängig berechnen. Mit Details halten sich CDU/CSU und FDP bisher lieber zurück (möglicherweise haben die ja selbst noch nicht wirklich darüber nachgedacht?). Die Randbedingungen "eingefrorener Arbeitgeberanteil" und "einkommensunabhängiger Arbeitnehmeranteil" lassen aus meiner Sicht aber nur einen Schluss zu:

Wenn jeder einkommensunabhängig den gleichen Betrag zahlen soll, das Geld in den Kassen aber nicht weniger werden soll, dann werden die diejenigen, die bisher aufgrund ihres geringen Einkommens weniger zahlten, in Zukunft mehr zahlen müssen. Das wären dann die Verlierer des angekündigten radikalen Systemwechsels. Diejenigen, die aufgrund ihres höheren Einkommens ohnehin schon auf der Sonnenseite stehen, werden dann weniger zahlen. Beide Arbeitnehmer-"Gruppen" werden jedoch zukünftig jede Kostensteigerung im Gesundheitswesen insgesamt allein tragen müssen, da die Beiträge der Arbeitgeber auf dem letzten Stand bis in alle Ewigkeit weiter gelten sollen.

Im Gegensatz zu den Arbeitnehmern werden die Arbeitgeber weiterhin "einkommensabhängige" - oder besser gesagt "Lohnabhängige" - Beträge in das Gesundheitssystem einzahlen. Ein Gebäudereinigungsunternehmen, das heute niedrige Löhne zahlt, wird in Zukunft weiterhin weniger in das Gesundheitssystem einzahlen, als ein Hightech-Unternehmen mit hochqualifizierten, gut bezahlten Mitarbeitern. Für die Arbeitgeber scheint die Welt damit insgesamt aber in Ordnung zu sein. Von den zukünftigen Kostensteigerungen im Gesundheitswesen bleiben sie ja schließlich verschont.

Wenn entsprechend der Arbeitnehmer-Kopfpauschale wirklich "Gleichheit für alle" gelten sollte, dann müssten auch die Arbeitgeber zukünftig jeweils den gleichen Betrag zahlen. Dieser Posten steht jedoch nicht auf der Liste der noch zu erledigenden Arbeiten der FDP, denn ein solches Vorhaben würde jedem kleinen Unternehmen den Kopf kosten. Wie vielen Familien mit geringem Einkommen der Einheitsbrei "Kopfpauschale" zukünftig den Kopf kosten wird, ist der FDP - und jetzt nach der Bundestagswahl offensichtlich auch der CDU/CSU - völlig egal.

Oh, fast hätte ich es vergessen: Da gibt es ja noch das Versprechen, dass Härtefälle aus Steuermitteln abgefedert werden sollen. Das hört sich doch erst einmal gut an. Allerdings wird dabei mit viel Aufwand verschwiegen, dass dann über das Hinterstübchen "Steuer" viele Steuerzahler doppelt angeschmiert sein werden, denn schließlich zahlen ja auch Geringverdiener Steuern. Außerdem ist fraglich, wie solche Härtefälle definiert sein werden. Wenn dafür ähnliche Maßstäbe angesetzt werden sollten, wie für Hartz-IV, dann werden wir bald nicht mehr weit von den Verhältnissen in den USA entfernt sein. Es darf ja schließlich nicht so teuer werden. Für viele Amerikaner kann eine schwere Erkrankung der Beginn des Weges an den Rand der Gesellschaft sein. Viele Amerikaner können sich überhaupt keine Krankenversicherung leisten und müssen bei jeder Erkrankung ums Überleben kämpfen.


Und das alles will diese schwarz-gelbe Wespen-Koalition dem etwas tumben "Deutschen Michel" dann auch noch als sozial ausgewogen verkaufen. Um aber die Landtagswahlen im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen im Mai 2010 - und damit die Mehrheiten im Bundesrat - nicht zu gefährden, soll im nächsten Jahr noch alles beim Alten bleiben. Die Koalitionspartner denken wohl: "In einem halben Jahr werden sich die derzeitigen Aufgeregtheiten schon wieder gelegt haben."

Ich hoffe, sie irren sich. Ich nenne das "Täuschen und Vertuschen". Mit der geplanten Einführung der Kopfpauschale bricht Frau Merkel ein Versprechen, das sie noch kurz vor der Bundestagswahl abgegeben hatte. Wenn sie es ehrlich gemeint hätten, dann wären Frau Merkel und ihre CDU bei bei ihrer Aussage aus der Zeit vor der Bundestagswahl geblieben, hätten sich nicht von der FDP unter Druck setzen lassen und hätten sich nach anderen Partnern für eine andere Regierungskoalition umgesehen. Vielleicht hätte das ja die FDP dazu ermutigt, Kompromisse einzugehen.


(Quellen: Hamburger Abendblatt vom 28.08.2009, TAZ vom 24.10.2009, Regierungsprogramm der CDU, Der Westen vom 23.10.2009, Tagesschau vom 23.20.2009)

Frühlingsgedanken im Herbst


Schulhof der Geschwister-Scholl-Schule in Bremerhaven

Wenn Herbst die grünen Blätter färbt
in gelben, roten, braunen Tönen,
wenn rauher Wind die Haut mir gerbt,
ergreift mich bald ein tiefes Sehnen.

Wo sind die warmen Tage hin ... ?
Würd' gerne mit dem Vögeln fliegen,
mit ihnen in den Süden zieh'n
und in der warmen Sonne liegen.

Doch leider hab' ich Flügel nicht
und muss den Winter wohl ertragen.
Vorm Ofen, drin', bei Kerzenlicht,
werd' ich ihm schon ein Schnippchen schlagen.

Dann schau nach vorn ich in die Zeit
bis die Vogelschwärme heimwärts zieh'n,
und denk, der Frühling ist nicht weit ...
- Im Geiste seh' ich schon Kirschen blüh'n.

© Jürgen Winkler

Sonntag, 25. Oktober 2009

Wen der Teufel holt

Kann man als umweltbewusster Mensch, dessen oberste Priorität seit jeher der Schutz seiner Mitmenschen vor den Folgen der Atomkraft und die Erhaltung der Lebensbedingungen auf unserem Planeten ist, mit klimaschädlichen Autos, Erdgas-Pipelines und Atomkraftwerken sein Geld verdienen?

Wie: Das ist unmöglich? Schließlich hat man ja sein ganzes Leben lang die Atomkraft-Lobby und alle anderen Umweltverschnutzer verteufelt?

Falsch: Das geht sehr wohl!

Nicht unbedingt, indem man selbst solche Autos verkauft oder gar selbst Atomkraftwerke baut oder betreibt (obwohl: Eine Überlegung wär's ja vielleicht einmal wert). Aber sehr gut geht das, wenn man als ehemaliger Vorsitzender der Grünen sein grünes Gewissen für den schnöden Mammon an den Teufel verschachert, und sich bei einem Auto-Hersteller und einer Pipiline Gesellschaft engagiert, sowie einen Konzern, der unter anderem Atomkraftwerke herstellt, in außenpolitischen und unternehmensstrategischen Fragen berät.

Da hat der Herr Fischer von seinem Engagement in der APO (Außer Parlamentarische Opposition) über den Vorsitz bei den Grünen und den Bundesaußenminister zum Automobil- und Atom-Lobbyisten aber eine wirklich strahlende Karriere hingelegt.

Da werden sich jetzt wohl viele seiner ehemaligen Anhänger und
Mitstreiter - vorsichtig ausgedrückt - ziemlich veräppelt vorkommen.
Jahrzehntelang haben sie ihm dabei geholfen, Wasser zu predigen,
nur um jetzt dabei zusehen zu müssen, wie er ihre Ideale verrät
und Schampus säuft ...

Aber wie heißt es doch so schön:

"Wer seine Seele verkauft, den holt irgendwann der Teufel"


(Quelle: Focus online)

Schluss mit "Großer Bahnhof"


Hauptbahnhof Bremerhaven

Früher wurden die ankommenden Gäste beim Verlassen des Hauptbahnhofs mit einem Slogan empfangen, der oben an den Häusern gegenüber des Bahnhofs angebracht war:

"Seestadt Bremerhaven: Jung, Modern, Weltoffen"


Einige Zeit nachdem der Blick auf die dem Hauptbahnhof gegenüberliegenden Häuser infolge der Umgestaltung und Bebauung des Bahnhofsvorplatzes versperrt worden war, verschwand irgendwann auch dieser Slogan von den Häusern. Dabei würde er heute nach der Fertigstellung der Havenwelten, der Umgestaltung der Fußgängerzone und der im Wachstum begriffenen Windenergiebranche in Bremerhaven besser passen als je zuvor.

Nachdem die Deutsche Bahn die Bedienung des Hinterlandes und des ländlichen Raumes im Außenbereich des Schienennetzes zugunsten der Fernverkehrsstrecken und immer schnellerer ICE-Züge immer weiter einschränkte, und immer mehr kleinere Bahnhöfe in den Dörfern geschlossen wurden, waren die Leute auf dem Land gezwungen, auf das Auto umzusteigen. Dadurch nahm die Zahl der Bahnreisenden immer mehr ab. Inzwischen ist sie so weit zurückgegangen, dass, abgesehen von Sonderzügen für Großveranstaltungen wie die Sail, nur noch Regionalzüge den Hauptbahnhof von Bremerhaven anfahren.

Nachdem die Deutsche Bahn den Hauptbahnhof jahrelang vernachlässigt hat, will sie ihn jetzt sanieren - und die Länge der Bahnsteige halbieren. Vor der Verkürzung der Bahnsteige warnte u.a. der Fahrgastverband "Pro Bahn". Bremerhaven werde damit endgültig vom Fernverkehr abgekoppelt. Andere Städte haben sich erfolgreich gegen ähnliche Pläne der Deutschen Bahn gewehrt.

Die Bremerhavener Politik lässt hingegen die Deutsche Bahn gewähren. Darüber berichtete die Nordsee-Zeitung in ihrer Ausgabe vom 24.10.2009 in einem Artikel über eine Sitzung der Stadtverordnetenversammlung. Die Stadtverordneten seien mit den Sanierungsplänen der Deutschen Bahn für den Hauptbahnhof einverstanden. Das gelte auch für die Verkürzung der Bahnsteige von 400 auf 210 Meter. Stadtverordnetenvorsteher Arthur Beneken (SPD) habe deutlich gemacht, dass eine Verkürzung der Bahnsteige keinen Einfluss auf einen möglichen Intercityverkehr haben werde.

Dass die fünfzigprozentige Amputation der Bahnsteige keinen Einfluss auf den Fernverkehr haben soll, kann ich nicht so ganz nachvollziehen ... - es sei denn, ein 316 Meter langer Fernverkehrszug würde in Zukunft so in den Bahnhof einfahren, dass der erste Waggon am Ende des 210 Meter kurzen Bahnsteigs zum Stehen käme. Dann dürften die Fahrgäste der ersten vier Waggons aussteigen und neue Fahrgäste in diese Waggons einsteigen. Anschließend müsste der Zug so weit vorsetzen, dass das Ende des letzten Waggons am Anfang des Bahnsteigs zum Stehen käme. Dann hätten endlich auch die Fahrgäste des fünften bis achten Waggons die Möglichkeit, den Zug zu verlassen, und wenn noch genug Zeit bis zu Abfahrt bliebe, könnten sogar neue Fahrgäste noch schnell in die letzten vier Waggons einsteigen. Vielleicht denkt man ja auch daran, den Zug so halten zu lassen, dass der vierte und der fünfte Waggon auf halber Länge des Bahnsteigs zum Stehen kommen, nachdem die Fahrgäste rechtzeitig vor der Einfahrt in den Bremerhavener Hauptbahnhof vom Zugpersonal freundlich darum gebeten wurden, den Zug über diese beiden Waggons in der Mitte des Zuges zu verlassen.

Irgendwie sind wohl beide Varianten nicht wirklich praktikabel. Damit ist dann wohl endgültig Schluss mit "Großem Bahnhof" in Bremerhaven. Wer jedoch einmal das Gedränge in den Straßen der Stadt während der Sail miterlebt hat, und gesehen hat, wie selbst die unmöglichsten letzten Lücken noch zum Parkplatz umfunktioniert wurden, der würde sicher liebend gerne mit der Bahn zur "Sail 2010" anreisen. So wird der Deutschen Bahn dann wohl nichts anderes übrigbleiben, als die Regionalbahnen zwischen Bremen und Bremerhaven während der Sail im 15 Minuten Takt fahren zu lassen, damit die mit den Fernzügen in Bremen ankommenden Sail-Besucher trotzdem noch ohne allzulange Verzögerungen nach Bremerhaven weiterfahren können.


Zum Weiterlesen:


(Quellen: Nordsee-Zeitung vom 26.09.2009 und vom 24.10.2009)

Samstag, 24. Oktober 2009

Forschen für die Heilung?

Im Brigittes Blog "Cappuccino & Meer" bin ich auf eine unfassbare Sache aufmerksam geworden. Es gibt ein Medikament gegen Neurodermitis, mit dem unzähligen Menschen geholfen werden könnte - wenn diese es kaufen könnten. Große bekannte Pharmakonzerne setzen jedoch seit Jahren alles daran zu verhindern, dass dieses Medikament auf den Markt kommt.

Das Medikament, das ein Herr Klingelhöller mit einfachsten Mitteln entwickelt hat, ist eine Creme aus dem Vitamin B12 und Avocadoöl. Herr Klingelhöller es unter dem Namen "Regividerm" patentieren lassen. Medizinische Studien in Deutschland und den USA belegen die Wirksamkeit von Regividerm. Stickoxyde sind für die Hautveränderungen bei Neurodermitis verantwortlich und B12 ist ein Stickstoffmonoxyd-Fänger.

Im Gegensatz zu den erheblich teuereren kortisonhaltigen Mitteln und anderer Immunsuppressiva der Pharmakonzerne hat Regividerm keinerlei Nebenwirkungen. Das Medikament eines Pharmakonzerns gegen Neurodermitis begünstigt sogar die Entstehung von Hautkrebs. Ein Medikament, das sowohl preiswert wie auch wirksam, und dabei noch frei von Nebenwirkungen ist, lässt sich offensichtlich mit dem Selbstverständnis einiger Pharmakonzerne nicht vereinbaren. Beim Versuch, Regividerm in Zusammenarbeit mit großen Pharmakonzernen zu vermarkten, bot ein großer deutscher Konzern Herrn Klingelhöller 10 Millionen Euro für die Patentrechte, ließ aber keinen Zweifel daran, dass er diese dann im Tresor verschwinden lassen würde, ohne Regividerm auf den Markt zu bringen. Herr Klingelhöller ließ sich darauf jedoch nicht ein, da er den unter Neurodermitis leidenden Menschen mit seiner Erfindung helfen wollte.

Die Salbe des Herrn Klingelhöller ist scheinbar zu gut. Sie gefährdet das gute Geschäft der Konzerne mit den eigenen, viel teureren Mitteln. Obwohl man die B12-Creme nicht kaufen kann, gibt es jedoch die Möglichkeit, sie vom Arzt verschreiben und in der Apotheke anrühren zu lassen.

Der Versuch, Regividerm gegen den Willen der Pharmakonzerne in den Handel zu bringen, hat Herrn Klingelhöller in den Ruin und an den Rand des Wahnsins getrieben. Dabei verlor er die Rechte an Regividerm und erhielt statt dessen Morddrohungen.

Brigitte ist durch die Sendung "Heilung unerwünscht" am 18.10.2009 auf diese unfassbare Geschichte aufmerksam geworden. Die Sendung kann man nachträglich noch in der ARD-Mediathek ansehen.

Aus meiner Sicht entlarvt das schäbige Verhalten der in dem Beitrag genannten Pharmakonzerne deren Wertschätzung der von ihnen abhängigen Menschen: Sie nutzen kaltblütig die Not unzähliger Patienten aus. Diesen Konzernen geht es in Wirklichkeit offensichtlich nur um den großen Reibach. Wer fragt da schon nach Berufsethik, Mitgefühl und Forschung für die Heilung zum Wohl der Menschheit? Die bleiben dabei auf der Strecke.


Zum Weiterlesen:

Studien und Veröffentlichungen

(Quellen: ARD, WDR, Cappuccino & Meer, Medical Tribune)

Samoa nach der Katastrophe


Klimahaus Bremerhaven, Sonderausstellung zum Tsunami in Samoa

Nach dem Seebeben im Pazifik am 29. September 2009, das in
200 Kilometern Entfernung von den Samoa Inseln im Pazifik
einen für die auf den Inseln lebenden Menschen verheerenden
Tsunami auslöste, ist in der Presse kaum noch etwas über diese
Naturkatastrophe zu hören. Den Menschen auf den Inseln wird
es jedoch noch lange in Erinnerung bleiben.


Im Bremerhavener Klimahaus eröffnete eine Woche nach der Katastrophe eine Sonderausstellung, die in Zusammanarbeit des Klimahauses mit dem Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI), dem Deutschen GeoForschungszentrum in Potsdam (GFZ), der Beluga School for Life sowie weiteren Partnern über Ursachen und Folgen des Tsunamis und über die Not der betroffenen Samoaner informiert. In der Ausstellung werden auch Spenden für Hilfsprojekte gesammelt, mit denen die Menschen, die am stärksten in Mitleidenschaft gezogen worden sind, unterstützt werden. Die Sonderausstellung im Eingangsbereich des Klimahauses ist noch bis Ende Oktober täglich von 9 bis 19 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.

Beim Bau des Ausstellungsbereiches "Samoa" im Klimahaus hatten auch Samoaner mitgearbeitet. Zur Vorbereitung der Ausstellung führten Mitarbeiter des Klimahauses Interviews mit Menschen in Samoa. Dabei entwickelten sich Kontakte und Freundschaften. Viele Bremerhavener waren in den Stunden nach dem Beben in Sorge um die Samoaner, obwohl viele von ihnen die Menschen in Samoa eigentlich nur aus den Videos im Klimahaus kennen. Die Telefon- und Nachrichtenverbindungen zu den Inseln waren unterbrochen. Erst einen Tag später erhielten die Mitarbeiter des Klimahauses die erlösende Nachricht, dass die Freunde und Bekannten in Satitoa körperlich unversehrt waren. Satitoa liegt einige Kilometer nordöstlich von Lalomanu im Südosten der Insel Upolu. Lalomanu war besonders schwer vom Tsunami getroffen worden.

Mehrere Zehntausend Menschen, 20 Prozent der Bevölkerung, sind direkt von den Folgen des Tsunamis betroffen. Die Wasser- und Stromverorgung waren unterbrochen. Trotz ihrer eigenen Trauer um tote und vermisste Angehörige und Freunde mussten sie sich umgehend um die Versorgung der vielen Verletzten und Obdachlosen kümmern.

Langfristige Folgen wird die Katastrophe auch für die Landwirtschaft haben. Da die Wellen so weit in die tiefgelegenen Küstenbereiche eingedrungen war, hat das Meerwasser die Böden versalzen. Da der Tourismus zu den Haupteinnahmequellen der Inseln gehört, ist neben dem Wiederaufbau der zerstörten Dörfer auch die Wiederherstellung der Ferienressorts eine der vordringlichen Aufgaben für die nächste Zeit. Bis sie wieder zu einem "normalen" Leben zurückfinden können, benötigen die Menschen in Samoa dafür auch weiterhin noch Hilfe aus dem Ausland. Wer nicht die Möglichkeit zum Besuch der Sonderausstellung im Bremerhavener Klimahaus hat, aber trotzdem helfen möchte, findet im Internet viele Hinweise zu Spendenkonten der großen Hilfsorganisationen.

Andere Schäden lassen sich nicht mit Spenden beheben. Die Menschen auf den Samoa Inseln haben immer mit dem Meer gelebt. Sie kannten es bisher als Freund. Es hat sie ernährt. Die Angst vor Tsunamis ist jetzt jedoch bei vielen Betroffenen zu einem tiefsitzenden Trauma geworden. Viele Obdachlose wollen ihre neuen Häuser weiter landeinwärts bauen. Auf einer der Stelltafeln in der Sonderausstellung wird eine obdachlos gewordene Frau zitiert, die bei dem Tsunami ihre Mutter verloren hat, und mit ihrer Tochter zukünftig ebenfalls weiter landeinwärts leben will. Sie sagte: "Wir wollen den Ozean nicht mehr sehen."


(Quelle: Klimahaus Bremerhaven)

Dienstag, 20. Oktober 2009

Das Atlantis der Zukunft



Als Bewohner der Nordseeküste, und im Wissen um den zu erwartenden weiter beschleunigten Anstieg des Meeresspiegels infolge der Klimaerwärmung, fühle ich mit den Bewohnern der Malediven, sowie aller anderen tiefliegenden Küstenregionen der Welt. Ich liebe den freien Blick über die Weite der Wasserfläche in der Wesermündung und über das Meer und die nur von Vogelrufen unterbrochene Stille bei Ebbe am Watt. Die Menschen an der Küste haben sich seit jeher vom Meer ernährt. Als es noch genug Fische in der Nordsee gab, war der Bremerhavener Fischereihafen einmal der bedeutendste an der deutschen Nordseeküste.

Ich kenne aber auch die andere Seite der See, wenn sie von orkanartigen Stürmen aufgewühlt bis an die Deichkrone brandet. Um für die nächsten Jahrzehnte die relative Sicherheit für das Land hinter den Deichen wieder herzustellen, wird bereits kräftig in den Küstenschutz investiert. Im letzten Jahr wurde der unter dem Namen Lohmanndeich bekannte Abschnitt des Weserdeiches vor Bremerhaven verstärkt. Nach der Sail 2010 sollen die Arbeiten im Abschnitt zwischen der Seebäderkaje und der Geeste fortgesetzt werden. Darüber, wie Bauwerke wie die Strandhalle oder der historische Wasserstandsanzeiger so in die Deichbaumaßnahmen integriert werden können, dass einerseits der Sturmflutschutz gewährleistet bleibt, andererseits aber auch die genannten Bauwerke an ihren angestammten Standorten erhalten werden können, zerbrechen sich die Planer bereits seit langem ihre Köpfe.

Inselstaaten, wie die flachen Malediven, oder vielarmige Flussdeltas wie das des Ganges, das sich über den gesamten Küstenbereich von Bangladesh erstreckt, lassen sich aber nicht in der Weise mit Deichen gegen den steigenden Meeresspiegel verteidigen, wie es bei uns gegen Sturmfluten (bisher noch!) möglich ist.

Die Deiche bieten nur solange Schutz, wie das Wasser nicht ständig an ihren seewärts gelegenen Böschungen steht. Wäre das der Fall, dann würde das Wasser langsam in den Deich eindringen und ihn aufweichen. Der Druck des Wassers würde das aufgeweichte Material dann einfach wegspülen. Wenn die Begrenzung der Auswirkungen des Klimawandels in dem laut IPCC-Klimabericht 2007 noch verbleibenden, sehr kurz bemessenen Zeitraum nicht gelingt, dann lässt sich jetzt schon ausrechnen, wann das Land hinter den Deichen, bis weit hinein in das bisherige Binnenland, aufgegeben werden muss!

Aus Protest gegen die zögerliche Haltung vieler Regierungen im Kampf gegen den Klimawandel tagte das Kabinett der Malediven am 17.10.2009 unter Wasser. Mit dieser spektakulären Sitzung machte die Regierung der Malediven darauf aufmerksam, dass Teile der Inselgruppe zu versinken drohen, wenn der Meeresspiegel noch weiter ansteigt. Schon jetzt sind die ersten Auswirkungen bemerkbar. Das Land versalzt, weil das höher stehende Wasser vom Meer her tiefer in das Erdreich der Inseln eindringt, als es früher der Fall war. Herr Nasheed (Malediven, Präsident) sagte im ZDF Heute Journal: "Wir werden die ersten Klimaflüchtlinge sein". Das Inselparadies der Malediven verdient gut am Tourismus. Einen großen Teil der Einnahmen legen die Bewohner auf die hohe Kante. Wenn die Malediven eines Tages das gleiche Schicksal wie das sagenumwobene Atlantis der Vorzeit erleiden werden, und sie ihre Heimat aufgeben müssen, dann wollen sie von dem Geld irgendwo in der Welt Land kaufen, um wenigstens einen Platz zu haben wo sie dann unterkommen können.

Meine Meinung: Das zukünftige Land für die Bewohner der Malediven sollte von den Industriestaaten Nordamerikas und Europas, sowie von China und den Zerstörern der tropischen Regenwälder gekauft werden, die Schuld daran sind, dass die Malediven eines Tages untergehen werden. Die Malediver werden ihr Geld noch bitter nötig haben, bis sie in ihrem zukünftigen Land eine funktionierende Infrastruktur aufgebaut haben und wirtschaftlich in eine gesicherte Zukunft blicken können.


Bezüglich der Anzahl der betroffenen Menschen ist die Situation zwar überhaupt nicht vergleichbar, aber bis zu den fernen Malediven brauchen wir in Norddeutschland eigentlich gar nicht zu blicken. Den direkt vor unserer Haustür liegenden Halligen im Wattenmeer vor der Küste Nordfrieslands droht das gleiche Schicksal. Das wird auch im Bremerhavener Klimahaus in der Ausstellung "Perspektiven" deutlich. Für alle Etappenziele auf der Reise entlang des 8. Längengrades gibt es dort kleine Pavillons, in denen die Lebensgeschichten der Bewohner fiktiv so weitergesponnen werden, wie sie sich zukünftig, abhängig von den jeweiligen Klimaveränderungen, ereignen könnten - Nur für das letzte Etappenziel bei der Rückkehr nach Deutschland, der Hallig Langeness, gibt es keinen solchen Pavillon: Für die Halligen gibt es keine Perspektive. Sie werden untergehen.


Zum Weiterlesen:


(Quellen: ZDF, TAZ vom 19.10.2009)

Das ist krank!

Als ich gestern abend zu später Stunde noch im Wohnzimmer saß, hörte ich von der Straße so etwas, wie schnell aufeinander folgende Schläge auf Metall oder ähnlichem. Ich schnappte meinen Wohnungsschlüssel, und war kurz darauf vor der Haustür, um zu sehen, was da los war. Ich hatte einen Einbruch in ein Auto vermutet, hörte dann aber gleichklingende Schläge aus dem Hauseingang zwei Häuser weiter. Dort stand eine Gestalt, die mir den Rücken zukehrte, so dass ich die Person leider nicht erkennen konnte. Als ich mich dem Nachbarhaus näherte, bemerkte sie mich und verschwand an der nächsten Ecke in einer Seitenstraße.

Als ich zurück kam, bemerkte ich ein Namenschild von unserer Klingelanlage auf dem Boden vor unserer Haustür. In der Nähe lagen die zertrümmerten Teile der Kunststoffabdeckung des Namenschilds. Damit war zumindest klar, dass es sich nicht um einen Autoeinbruch gehandelt hatte ...

Heute morgen schaute ich mir im Vorbeigehen die Klingelanlage des Nachbarhauses an. Dort ist nicht nur ein Namenschild zerstört. Die Schilder an der Anlage dort bestehen aus einem anderen Material als diejenigen an unserer Klingelanlage. Soweit ich es im Halbdunkel erkennen konnte, sind alle Schilder mehrfach durchlöchert worden! Dagegen hält sich der Schaden an unserer Klingelanlage wohl noch in Grenzen.

Abgesehen davon, dass diese sinnlose Zerstörung natürlich ärgerlich ist, weil die Reparatur unnötigerweise Geld kosten wird, tut mir dieser arme Mitmensch ganz furchtbar leid. Das muss man sich einmal richtig vorstellen: Der streift mitten in der Nacht einsam und ziellos durch die leeren Straßen der Stadt und prügelt mit einem harten Gegenstand auf wehrlosen Namenschildern herum. Wenn überhaupt etwas im Kopf dieser bedauernswerten Kreatur vorgeht, dann frage ich mich ernsthaft, was sie zu derart armseeligen Gewaltorgien antreibt.

Das ist doch krank!


Montag, 19. Oktober 2009

Fallobst


Finderglück beim herbstlichen Morgenspaziergang ...

Herbst: Das ist die Zeit, in der man frühmorgens beim ersten Sonntagsspaziergang des Tages das Obst auf der Straße finden kann. In diesem Fall war unsere Hündin Cleo die glückliche Finderin. Nachddem sie den Apfel von allen Seiten ausgiebig beschnuppert hatte, beschloss Cleo jedoch, dass man Äpfel nicht essen kann.

Von manchen Dingen haben Hunde eben keine Ahnung. Dass sie den Apfel verschmäht hat, liegt aber nicht daran, dass Hunde Fleischfresser sind. Sie sind vegetarischen Genüssen keinesfalls abgeneigt. Cleo besteht nämlich zum Beispiel jedesmal darauf, dass sie auch ein Stück Gurke vom Frühstück unseres Meerschweinchens abbekommt, wenn sie bemerkt dass wir mit der Futterschale in Richtung Meerschweinchen-Behausung unterwegs sind.

Sonntag, 18. Oktober 2009

Äpfel mit Birnen vergleichen



Am letzten Wochenende hatten wir Besuch von meiner Schwester und ihrer Famile, die in der Nähe von Kiel wohnt. Mit den Worten "Wir haben euch etwas Obst mitgebracht", drückte mein Schwager mir eine kleine Kiste mit Äpfeln in die Hand.

Wir verbrachten einen schönen Nachmittag bei Kaffee und Kuchen, hatten uns viel zu erzählen und bei Brettspielen und einer Runde Kniffeln ging die Zeit viel zu schnell vorbei ...

Am nächsten Tag schnitt ich mir dann einen von den Äpfeln auf. Er war sehr saftig; viel saftiger, als die Apfelsorten, die ich bisher kannte. Dann ging es an's Probieren. Der erste neugierige Biss ... - Überraschung: Der schmeckt ja gar nicht so richtig nach Apfel (... kauen, schmecken, ...); irgendwie eher ein wenig nach Birne ...

Gedankenblitz: Vor längerer Zeit hatte meine Schwester mir einmal bei einem meiner Besuche ein Bäumchen in ihrem Vorgarten gezeigt, und gesagt, sie sei jetzt stolze Besitzerin einer Apfelbirne. Die Früchte hatte ich bisher jedoch nie gesehen. Unsere vermeintlichen Äpfel sind also in Wahrheit Birnen. Genauer gesagt: Japanische Birnen, die in ihrer Heimat "Nashi" heißen.
  • Und da soll mir noch einmal jemand sagen,
    man könne keine Apfel mit Birnen vergleichen.
    In Japan gibt es beides sogar als Kombination
    in einer einzigen Frucht.

Samstag, 17. Oktober 2009

Kartoffelgeschichten



Ebenso wie andere Familien, hatten auch wir früher eine Kartoffelkiste im Keller stehen. Meine Mutter ging im Herbst zum Wochenmarkt, und orderte zentnerweise Kartoffen als Wintervorrat. Die über das ganze Land verteilten Kartoffelkisten wurden so zum dezentralen Winterlager für die Kartoffelernte des Jahres. Heute hat wohl kaum noch jemand eine Kartoffelkiste im Keller stehen. In der Regel kaufen die Leute einige Kilogramm Kartoffeln als Wochenvorrat beim Obst- und Gemüsehändler oder im Supermarkt. Im Zeitalter der Agrarökonomie wird die Lagerhaltung für den Winter wenigen Spezialisten überlassen. Überhaupt geht das jetzt alles viel wissenschaftlicher zu als damals, wie auch die folgende These zu belegen scheint:
  • "Die Intelligenz des Agrarökonomen verhält
    sich reziprok zur Qualität seiner Hackfrüchte."

Ob diese, hochwissenschaftlich anmutende Erkenntnis, tatsächlich das Ergebnis einer agrarökonomischen Doktorarbeit ist, wage ich ernsthaft zu bezweifeln. Aus Volkes Mund ist diese Weisheit nämlich bereits aus dunkler Vorzeit von Generation zu Generation mündlich überliefert worden:
  • "Der dümmste Bauer hat die dicksten Kartoffeln."


Eine bäuerliche Liebeserklärung: Die Herzkartoffel

Das trifft auf den Bauern, der diesen Erdapfel geerntet hat, sicherlich nicht zu. Der war - glaub' ich - einfach nur verliebt in seine Bauersfrau. Irgendwie erinnert das rührend an die Geschichte mit dem Apfel aus dem Paradies - nur dass damals Eva ihren Adam vom Apfel naschen ließ. Da wollen wir mal alle hoffen, dass die Geschichte dieses Mal besser ausgeht.

Freitag, 16. Oktober 2009

Blog Action Day '09 - Nachtrag

Blog Action Day '09Zu den Blogs, die gestern morgen um auf der "Blog Action Day" Seite registriert waren, sind im Laufe der letzten 24 Stunden noch einmal rund 5000 Blogs hinzugekommen. Mehr als 13000 Menschen aus 155 Ländern haben bis zu diesem Zeitpunkt mit den Beiträgen in ihren Blogs an die für den Kampf gegen die Klimakatastrophe verantwortlichen Entscheidungsträger dieser Welt appelliert, alles dafür zu tun, dass die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels noch verhindert werden können. In anderen Ländern sind die Folgen des Klimawandels bereits jetzt deutlich zu spüren. Auch das wird in den Beiträgen der Blogs aus den betreffenden Ländern deutlich. 17,9 Mio. Menschen haben die Beiträge zum "Blog Action Day '09" bis heute morgen gelesen. "Blog Action Day" lag gestern an der Spitze der Suchbegriffe in der Google "Blog Suche".

Diese Zahlen und die Beiträge der Blog-Autoren machen deutlich, wie ernst es den Menschen weltweit mit der Sorge um die Zukunft unser Heimat, dem Planeten Erde, und mit der Forderung weltweit koordinierter Maßnahmen zum Kampf gegen die drohende Klimakatastrophe ist.


Einer der prominenten Schreiber unter den vielen Bloggern ist der englische Premierminister Gordon Brown. Er schreibt:

"Der Klimawandel ist die größte Bedrohung unserer gemeinsamen Zukunft. Er wird Folgen für jeden einzelnen Menschen, jede Familie, jede Gesellschaft, jede Wirtschaft und jedes Land haben. ...

In weniger als zwei Monaten werden sich in Kopenhagen Politiker treffen, um ein neues Abkommen zur Bekämpfung des Klimawandels zu schmieden.

Ich werde an den Gesprächen im Dezember teilnehmen, solange es absehbar sein wird, dass wir zu einer Einigung kommen werden und ich werde andere Führer drängen, sich mir anzuschließen. Es muss aber der Anfang von etwas sein, nicht das Ende.

Und es geht nicht nur darum, was die Regierungen unternehmen; wir alle haben uns unserer Verantwortung zu stellen, die Emissionen unserer Haushalte, unserer Autos und unserer Arbeitsplätze zu beschränken. ...

Wie alle Eltern, so möchte auch ich eine sichere intakte Welt für meine Kinder hinterlassen. Und ich möchte, dass es mir möglich sein wird, ihnen in die Augen zu schauen, weil unsere Generation sich für ihre Zukunft eingesetzt hat."



Ich werde Herrn Brown beim Wort nehmen und auch die führenden Politiker der zukünftigen Bundesregierung und der Oppositionsparteien auffordern, für die Zukunft des Planeten - und damit auch für unser Land und und die Zukunft unserer Gesellschaft - zu kämpfen.

Es ist höchste Zeit zu handeln. Die Zeit des Feilschens
und der ergebnislosen Reden muss endlich vorbei sein:

Der Menschheit rennt die Zeit davon!


Zum Weiterlesen:
  • "Natürlich hat unser Land große Probleme die angepackt werden müssen, aber die lösen sich in Luft auf, weil WIR uns auflösen werden wenn wir den Klimawandel nicht ernst nehmen und etwas dagegen unternehmen!"
  • klima:geist: Wer zieht für Deutschland die Strippen in Kopenhagen?
  • Oxfam: Geld und Celsius:
    Die Klimaverhandlungen sind kein Basar!
  • Oxfam: Climate Hearings – Klima-Anhörungen
  • tcktcktck: One day, 11221 voices on climate change
  • cnn: Bloggers unite on climate change

Blog Action Day '09:

Donnerstag, 15. Oktober 2009

Alternativer Nobelpreis 2009 für Klimaschützer (Blog Action Day)

Der "Alternative Nobelpreis" lenkt in diesem Jahr die Aufmerk-
samkeit der internationalen Öffentlichkeit auf zwei der drängendsten
Probleme der Menschheit: Die drohende Klimakatastrophe und die
anhaltende Not in den Staaten auf dem afrikanischen Kontinent.


Geehrt wurden mit der Preisvergabe am 13. Oktober 2009 René Ngongo, Biologe aus dem Kongo, der neuseeländische Friedensaktivist Alyn Ware und die in Äthiopien praktizierende Ärztin Catherine Hamlin.


Ehrenpreis für David Suzuki


David Suzuki
Foto: © Stephen Barnett
(Darwin, Australia)


Der Ehrenpreis ging an den dreiundsiebzigjährigen kanadischen Klimaexperten David Suzuki, der damit für sein Lebenswerk geehrt wird. Er engagiert sich bereits seit den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts für den Klimaschutz. 1990 rief er gemeinsam mit seiner Frau die "David Suzuki Foundation"ins Leben. Die Stiftung befasst sich mit Nachhaltigkeit, globaler Erwärmung, dem Schutz der Ozeane und erneuerbaren Energien. Sie fordert die Bürger auf, mit kleinen Änderungen am Alltagsleben zum Umweltschutz und zur Verbesserung ihrer Lebensqualität beizutragen. Die "David Suzuki Foundation" wird unter anderem auch von dem Musiker Sting und von der kanadischen Schriftstellerin Margaret Atwood unterstützt.



Severn Suzuki (1992, Rio de Janairo)

Im Jahre 1992 erregte die Tochter von David Suzuki Aufmerksamkeit während der Weltklimakonferenz in Rio de Janeiro. Das damals zwölfjährige Mädchen redete den erwachsenen Abgeordneten vieler Nationen ins Gewissen. Severn Suzuki machte ihnen deutlich, dass sie für ihre Zukunft und die Zukunft aller noch kommenden Generationen auf diesem Planeten kämpft. Was sie dort sagte, und vor allem, wie sie es sagte, war eine schallende Ohrfeige für alle "Klima-Ignoranten" unter den mächtigen Lobbyisten und Politikern dieser Welt. Das Video von ihrer Rede ist auch in der Austellung "Perspektiven" des Klimahauses in Bremerhaven in einer deutsch synchronisierten Fassung zu sehen.

15 Jahre ...
  • ... nach der Weltklimakonferenz in Rio de Janeiro führte die Veröffentlichung des IPCC-Klimaberichts 2007 dazu, dass inzwischen weltweit Einigkeit über die Erkenntnis besteht, dass die bereits fortschreitende drastische Klimaveränderung auf menschliche Einflüsse zurückzuführen ist. Die Erkenntnisse aus dem Klimabericht machen deutlich, dass schnellstens Maßnahmen ergriffen werden müssen, damit wenigstens die schlimmsten zu befürchtenden Auswirkungen der drohenden Klimakatastrophe noch verhindert werden können.
  • ... hat die Menschheit seit der Rede von Severn Suzuki bis 2007 untätig verstreichen lassen. In den beiden seither vergangenen Jahren ist es bisher immer noch nicht zu einer verbindlichen Einigung über Ziele und Maßnahmen zum Klimaschutz gekommen. Statt dessen wurde in vielen Konferenzen über jedes einzelne Milligramm Kohlendioxid gestritten, mit dem die Industrieländer weiterhin die Atmosphäre unseres Planeten vergiften wollen, um jeden Baum, den die Regenwald Staaten weiterhin abholzen und verschachern wollen, und darüber, wer zuerst etwas gegen die Klimaveränderung unternehmen soll "bevor ich selbst mich dazu herablasse, meinen Beitrag zum Kampf gegen die Klimakatastrophe zu leisten".

Im Dezember steht der Klimagipfel in Kopenhagen bevor.

Wenn es dort nicht zu entscheidenden Einigungen und Verpflichtungen aller Nationen der Erde kommt, dann könnte es für wirkungsvolle Maßnahmen zu spät sein. In den verbleibenden elf der dreizehn Jahre, die der Klimareport 2007 der Menschheit noch zum Handeln einräumt, muss die Weltgemeinschaft eine vielfach größere Anstrengung bewältigen, als es der Fall gewesen wäre, wenn sie vor 17 Jahren auf das zwölfjährige Mädchen Severn Suzuki gehört, und bereits damals wirksame Maßnahmen gegen den Klimawandel ergriffen hätte.

Das Gegenteil war der Fall, ...

... und die Ignoranz der Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft setzt sich bis heute unvermindert fort. CDU/CSU und FDP haben vor der Bundestagswahl keinen Zweifel daran gelassen, dass sie den Bau neuer Kohlekraftwerke genehmigen und den Atomkonsens über den Ausstieg aus der Atomkraft in Deutschland aufkündigen wollen. Trotzdem erhielten diese Parteien den größten Anteil der abgegebenen Stimmen bei der Bundestagswahl am 27. September 2009.

Jetzt streiten sie sich in den Koalitionsverhandlungen erbittert über Details zu Themen, die angesichts der drohenden Klimakatastrophe völlig nebensächlich sind. Selbst wenn sie untereinander irgendwann zu Kompromissen für die vielen strittigen Fragen finden werden, ignorieren sie die Tatsache, dass mit dem Klima noch ein weiterer Gesprächspartner am Verhandlungstisch sitzt. Mit dem Klima kann man jedoch nicht verhandeln. Das Klima lässt sich auf keine Kompromisse ein. Es folgt seinen eigenen Naturgesetzen, die niemand ungestraft verletzten darf!

Es geht nicht darum, dass die Atomkraftwerke noch möglichst lange radioaktiven Müll erzeugen, damit wir erst mal in Ruhe so weiter machen können wie bisher. Für den täglich wachsenden Atommüllberg, der eine dauernde Gefährdung für unsere Nachfahren darstellt, gibt es keine "Endlösung"! Es gibt weltweit kein einziges "Endlager", in dem der gefährliche, strahlende Atommüll aus den Atomkraftwerken Millionen von Jahren sicher von der Welt der Lebenden isoliert werden könnte.

Es geht auch nicht darum, wie das Kohlendioxid (CO2) aus den fossilen Energiequellen neuer Kohle- oder Gaskraftwerke unter die Erde kommt, sondern darum, dass es aufgrund möglicher geologischer Änderungen in der Struktur der Erdkruste unwahrscheinlich ist, dass es dort ewig bleiben wird. Wahrscheinlich ist eher, dass schon unter normalen Umständen CO2 aus unterirdischen Lagern an die Oberfläche zurückgelangen könnte. Ein Teil des eingelagerten Kohlendioxids könnte sich nach Auffassung von Wissenschaftlern mit dem in den Lagerstätten vorhandenem Wasser zu Kohlensäure verbinden, die wiederum chemische Verbindungen des Kohlenstoffs mit kalkhaltigem Gestein eingehen würde. Zur Zeit finden bei Ketzin in einem unterirdischen "Laborversuch" Forschungen statt, die Aufschluss darüber geben sollen, wieviel des CO2 möglicherweise im Gestein unterirdischer Lager gebunden werden könnte, und wie sich das in die Hohlräume im Gestein gepresste Gas in den unterirdischen Schichten ausbreitet. Wenn ich es richtig verstanden habe, dann wird in diesem Zusammenhang zur Zeit jedoch ebenfalls über "akzeptable Leckageraten" zwischen 0,01% und 0,001% der eingelagerten Gasmenge diskutiert, da es kein unterirdisches Gaslager gibt, das absolut dicht ist.

Der Begriff "Endlager" ist deshalb aus meiner Sicht nichts weiter, als ein weiterer Selbstbetrug auf der langen Liste unserer westlichen industriellen Wohlstandsgesellschaften. Allein aufgrund der Möglichkeit, dass unterirdisch gelagertes CO2, oder auch nur ein Teil davon, wieder an die Erdoberfläche gelangen könnte, ist es unverantwortlich, neue Kohlekraftwerke zu bauen, die viele weitere Tonnen CO2 erzeugen würden.

Interessant ist auch, dass die Wissenschaftler noch forschen, während ein großer deutscher Energiekonzern schon vollmundig verkündet, er werde bis 2015 ein Kraftwerk mit CO2-Abtrennung fertiggestellt haben, das dann "dauerhaft unterirdisch gelagert" werde.

Hinzu kommt, dass auch der wirkungsvollste Filter niemals 100% des entstehenden CO2 aus dem Abgas herausfiltern kann. Es wird also ein Teil des entstehenden CO2 weiterhin direkt in die Atmosphäre gelangen. Außerdem vermindert die CO2-Abscheidung den Wirkungsgrad der Kraftwerke. Um die gleiche Menge Strom erzeugen zu können muss mehr Kohle verfeuert werden, was wiederum zu einem Anstieg der entstehenden CO2 Menge führt.

Es wäre aus meiner Sicht ein fataler Fehler zu denken: "Bis zu einer mittleren globalen Temperaturerhöhung um 2 Grad können wir ja unbesorgt noch soundsoviel CO2 in die Atmosphäre emittieren", wenn gleichzeitig davon ausgegangen wird, dass kein CO2 aus unterirdischen Lagern entweichen wird. Wenn die Atmosphäre bis zum "Umkipp-Punkt" mit CO2 gesättigt wäre, dann würde jede zusätzliche Anreicherung der Atmosphäre mit CO2 den Punkt überschreiten, ab dem nach Ausage des IPCC-Klimareports 2007 eine rapide fortschreitende Erwärmung der mittleren Temperatur auf der Erde nicht mehr zu verhindern sein würde. Aufgrund dieser, und weiterer Unwägbarkeiten erscheint es mir ohnehin verantwortungslos, den rechnerischen Spielraum bis zur "plus 2 Grad" Grenze voll ausnutzen zu wollen. Eine der weiteren Unwägbarkeiten sind zum Beispiel Meldungen in der Presse aus den letzten Wochen, die besagen, es sei festgestellt worden, dass die Klimaerwärmung jetzt schon schneller fortschreite, als es im IPCC-Klimabericht 2007 noch vorhergesehen worden war.


Vision für die Energieversorgung der Zukunft

Nach meiner Überzeugung ist die Zeit gigantischer Großkraftwerke abgelaufen. Diese fossile Brennstoffe verschlingenden und Kohlendioxid ausscheidenden Dinosaurier aus der Frühzeit der Industriealisierung müssen so schnell wie möglich aussterben. An ihre Stelle muss innerhalb kürzester Zeit ein Netzwerk aus einer großen Vielfalt kleiner, dezentraler Kraftwerke treten, die ihre Energie aus erneuerbaren Energiequellen beziehen. Das können Windkraftwerke, Wasserkraftwerke, Fotovoltaik-Module und Warmwasser-Solarmodule auf Hausdächern, Biogas-Kraftwerke in landwirtschaftlichen Regionen, die ihre Energie aus nachwachsenden Rohstoffen beziehen, Geothermie oder auch völlig neuartige Kraftwerke sein die bisher unbekannte, klimaneutrale Energiequellen erschließen. Jedes der kleinen über die gesamte Bundesrepublik verstreuten Kraftwerke speist seine Energie in ein gemeinsames Stromverorgungsnetz ein. Die Abwärme von Biogasmotoren wird in Fernwärmenetzen für die Heizung von Wohngebäuden genutzt.

Ausfälle einzelner, kleiner Kraftwerke hätten nicht so drastische Auswirkungen wie Versorgungsengpässe bei den importabhängigen Kohle- und Atomkraftwerken. Großkraftwerke sind außerdem vorrangige Ziele für Luftangriffe im Kriegsfall oder für terroristische Angriffe. Große Teile von Industie und Wirtschaft, sowie das zivile Alltagsleben können bereits mit wenigen Angriffen schnell zum Erliegen gebracht werden. Ein Netzwerk aus vielen kleinen Kraftwerken lässt sich nicht so leicht außer Kraft setzen.

Wäre es politischer Konsens, dann könnte sofort mit dem Aufbau eines solchen Versorgungsnetzwerks begonnen werden. Das sollte in ungefähr zwanzig bis dreißig Jahren, in denen gleichzeitig kontinuierlich die veraltete, klimaschädliche Technik außer Betrieb genommen wird, zu schaffen sein. Laufzeitverlängerungen für Atomkraftwerke und neue Kohlekraftwerke nehmen den Druck, von der Notwendigkeit, das Energieerzeugungssystem schnellst möglichst komplett umzubauen, und sind deshalb kontraproduktiv. Das alles bindet Ressourcen, die dringend für die Entwicklung und den Aufbau eines klimaneutralen Energienetzes benötigt werden.


Es ist höchste Zeit für Veränderungen


Sowohl die Energieerzeugung aus fossilen Energieträgern, wie auch diejenige mit Atomkraftwerken gefährden die Sicherheit und die Lebensgrundlagen aller nachfolgenden Generationen auf diesem Planeten. Schuld daran sind ebenso die Generationen unserer Eltern und Großeltern, wie auch unsere Generationen.

Dass wir auf der Erde leben können, verdanken wir der Tatsache, dass alle Generationen davor uns die Erde mit einer intakten Umwelt hinterlassen haben. Wir sind es unseren Nachkommen schuldig, alles in unserer Macht stehende zu unternehmen, dass sie ebenfalls eine Welt mit einer lebenswerten Umwelt vorfinden. Mit der Geburt eines Menschen ist absehbar, dass dessen individuelle Zukunft einen Zeitraum von maximal 70 bis 80 Jahren umfassen wird. Unsere gemeinsame Zukunft, die Zukunft der Menschheit, ist die Zukunft unserer Kinder und aller nachfolgenden Generationen.

Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren. Uns bleiben nur noch wenige Jahre zum Handeln, damit die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels noch verhindert werden können. Deshalb bleibt uns gar nichts anderes übrig, als die atomar und fossil befeuerten Großkraftwerke schnellstens abzuschalten und jede nur mögliche kleine regenerative Energiequelle zu einem schnell wachsenden Verbundnetz zusammenzuschließen.


Da wir in den Industriestaaten lebenden Menschen die Erde mit unserem verschwenderischen Lebensstil an den Rand des Verderbens gebracht haben, ist es unsere verdammte Pflicht, unsere Art zu leben (falls notwendig, auch radikal) zu ändern – auch wenn das mit Einschränkungen und Kosten verbunden sein sollte. Wenn wir das nicht aus eigener Einsicht machen, dann wird die Klimaveränderung das Leben auf der Erde noch viel radikaler ändern – mit unabsehbaren Folgen für die Zukunft der gesamten Menschheit und allen anderen Lebens auf der Erde.


Was kann ein einzelner Mensch schon an dermaßen überwältigenden globalen Problemen ändern?

Allein nicht viel. Wenn er sich mit Gleichgesinnten zusammenschließt kann er seiner Stimme jedoch innerhalb einer großen Gemeinschaft Verhör schaffen. In Deutschland bietet dafür zum Beispiel das demokratische Netzwerk "Campact" mit Online-Unterschriftensammlungen und -Petitionen sowie der Organisation von Demonstrationen eine gute Möglichkeit. International konnte sich das Netzwerk AVAAZ.org mit seinen Online Petitionen schon mehrmals deutlich Verhör schaffen. Beide Netzwerke engagieren sich unter anderem auch für den Klimaschutz.


Zum Weiterlesen:
  • Buch: "Der Kampf um den Regenwald"
    Jean-Pierre Dutilleux und Sting
    Goldmann, München, 1989.
    ISBN/ISSN: 3442097088
    (ISBN13: 9783442097081)
Auf der Seite "Blog Action Day 2009" gibt es eine lange Liste von mehr als 8000 (Stand: 15.10.09, 07:30 Uhr) teilnehmenden Blogs aus 140 Ländern dieser Welt.

Blog Action Day '09:

(Quellen: Spiegel online, Bayrischer Rundfunk, Right Livelihood Award)

Dienstag, 13. Oktober 2009

Es tut sich was in Lehe ...


Fassadenrenovierung: Vorher ...

Nach den vielen Berichten der Nordsee-Zeitung in der letzten Zeit über die kriminellen Machenschaften der Immobilienspekulanten und deren verwahrloste Häuser im Leher Ortsteil Goethestraße, tut es wieder gut zu sehen, dass andere Eigentümer ihre Gebäude mit viel Liebe zum Detail und großem finanziellen Aufwand in Schuss halten.

Eigentlich hatte dieses Haus aus dem Jahre 1905 noch gar nicht so schlecht ausgesehen. Vor der Renovierung (Bild oben, links) war die Fassade dieses Gründerzeithauses in Gelb-, Beige- und Braun-Tönen gestrichen gewesen.




... und nachher.

Der Aufwand hat sich jedoch gelohnt. Die neuen, deutlicher voneinander zu unterscheidenden Grautöne lassen die Fassadenornamente jetzt plastischer hervortreten, als es bei der Ton-in-Ton Bemalung vorher der Fall gewesen war. Auch die verklinkerten Teile der Fassade heben sich deutlicher von den verputzten Teilen und den Ornamenten der Fassade ab, so dass der wohl ursprünglich beabsichtigte Kontrast der verwendeten Materialien wieder deutlicher zu sehen ist.


(Mehr Eindrücke aus dem Leher Gründerzeitviertel gibt es im Juwiversum zu sehen.)

Montag, 12. Oktober 2009

Letzte helle Tage in der Stadt


Herbst in der Goethestraße im Bremerhavener Stadtteil Lehe

Gedanken hängen noch an warmen Tagen.
Auf den Straßen weht schon buntes Laub.
Die Apfelbäume haben schwer zu tragen.
Welker Farbenrausch bedeckt den Staub.

Heiter wirkt die Stadt - und irgendwie beschwingt.
Plaudernd sitzen Menschen im Café;
kaum bemerkend, dass die Sonne früh versinkt.
Laternen erleuchten in der Näh'.

Noch streichen zärtlich letzte Sonnenstrahlen
den Menschen liebkosend durch's Gesicht ...
Man ahnt, das helle Licht wird bald zum fahlen,
wenn's erst kalt durch graue Nebel bricht.


© Jürgen Winkler

(Beitrag zu Katinka's "Schöne Momente")

Sonntag, 11. Oktober 2009

Zeitung in neuem Gewand

NZ-Kopfzeile
NZ: Neue "Kopfzeile" ...

Die Bremerhavener Lokalzeitung präsentiert sich seit einer Woche in einem völlig neuen Layout. Mein erster Eindruck war: "Die ist ja gar nicht wiederzuerkennen".

Das fing schon beim Namen der Zeitung oben auf der ersten Seite an. Das blaue Band unterhalb des Namens, das diesen optisch deutlich vom Inhalt der Seite abgehoben hatte, ist ersatzlos gestrichen worden. Dafür verdecken jetzt oft Teile von "aus Fotos ausgeschnittenen Bildern" Teile des Namens. Es heißt zwar oft, Stillstand sei Rückschritt. Ob aber Veränderungen, die dazu führen, dass eine Zeitung nicht wiederzuerkennen ist unbedingt als Fortschritt zu werten sind, wird sich im Falle der Nordsee-Zeitung erst noch zeigen müssen.

Ein gutes Layout hat eine klare Struktur. Das Layout einer Zeitung ist aus meiner Sicht dann gut, wenn man beim ersten Blick auf die Seite einen Überblick über deren Inhalte erhält, und wenn vielleicht außerdem auf der ersten Seite eines Abschnitts eine kurze Inhaltsangabe zu den Schwerpunkten der folgenden Seiten des Abschnitts zu finden ist. Diesbezüglich gefiel mir das bisherige Gewand der Nordsee-Zeitung sehr gut. Auch wenn man sich an ein neues Layout erst einmal gewöhnen muss, und ich durchaus eine täglich wiederkehrende Grundstruktur bezüglich der Anordnung der Abschnitte wie Politik, Sport etc. erkennen kann, vermisse ich weiterhin den "klaren Überblick beim ersten Blick" auf die Seiten.

Mein bisheriger Eindruck: Viele kleine Texte, deren Gehalt oft nicht viel mehr als dem einer Schlagzeile entspricht, lenken leicht von wichtigeren Artikeln ab. Zu diesen vielen kleinen Texten gehört auch die Spalte "2 bis X Dinge, die man heute in Bremerhaven wissen muss". Zuerst hatte ich diese Aufzählung für eine Inhaltsangabe zum Abschnitt "Bremerhaven" gehalten, dann aber keine weiteren Informationen auf den folgenden Seiten dazu gefunden. Wenn in einer dieser Aufzählungen von Dingen "die man heute in Bremerhaven wissen muss", z.B. eine Behauptung aufgestellt wird, die auf einer gesetztlichen Regelung beruht, dann würde es mich schon interessieren, in welchem Paragraphen welchen Gesetzes ich das nachlesen kann. Anderenfalls nützt mir eine solche Behauptung überhaupt nichts.

"Aus Fotos ausgeschnittene Bilder" mitten in einem Text machen das neue Layout ebenfalls "nicht gerade übersichtlicher". Das ist ein Stilmittel, das die Macher der Nordsee-Zeitung meines Erachtens besser jenem deutschlandweit erhältlichen Tagesblatt überlassen hätten, dessen Schwerpunkt schon immer auf vielen BILDern und überdimensional fettgedruckten Titeln lag.

Ein Foto oder eine Grafik zur Ergänzung des Inhalts eines Artikels kann durchaus hilfreich sein oder zusätzliche Informationen zum Text liefern. Wenn diese Bilder dann auch noch von guter Qualität sind, um so besser. Von einer Zeitung erwarte ich jedoch vor allen Dingen objektive und informative Inhalte. Umfang und Qualität der Texte sollten deshalb immer Vorrang vor der Anzahl und den Abmessungen der grafischen Elemente auf einer Zeitungsseite haben.

Da der Zeitungsverlag, der auch die Nordsee-Zeitung herausgibt, nicht nur in Bremerhaven, sondern ebenfalls in den umliegenden Regionen des Landkreises Cuxhaven quasi das Monopol der regionalen Berichterstattung innehat, ist die Nordsee-Zeitung leider oft die einzige verfügbare Informationsquelle zu Bremerhavener Themen. Ich hoffe daher sehr, dass wenigstens das journalistische Niveau nicht irgendwann auf das des vorher erwähnten täglichen Bilderblattes sinken wird. Diesbezügliche "Fortschritte" wären möglicherweise wichtiger gewesen als ein neues Layout.

Das alles ist mein persönlicher erster Eindruck, dem ich jetzt eine Woche Zeit gegeben habe, sich zu entwickeln. In der Nordsee-Zeitung waren bereits in den ersten Tagen sehr viele überschwenglich-positive Meinungen über das neue Gewand der Zeitung zu lesen. Wahrscheinlich ist die optische Aufmachung aber auch in erster Linie eine Frage des persönlichen Geschmacks. Ich erhebe deshalb selbstverständlich nicht den Anspruch, dass alle anderen Leser der Nordsee-Zeitung mit mir einer Meinung darüber sein müssen, kann mir aber andererseits auch nicht vorstellen, dass ich der einzige bin, der zu einzelnen Details eine andere Ansicht vertritt.