Donnerstag, 31. März 2011

Dedesdorf

Dedesdorf: Die ehemalige Zufahrt zum Fähranleger vor dem Deich
Nachdem ich gestern unseren Keller von einigen nicht mehr benötigten Dingen befreit und diese zur Müllbeseitigungsanlage gefahren hatte, habe ich den Rest des ersten wirklichen Frühlingstags in Bremerhaven für einen Ausflug nach Dedesdorf genutzt.

Dort bin ich vor langer Zeit das letzte Mal gewesen, als die Fährverbindung nach Kleinensiel am gegenüberliegenden Ufer der Weser noch existierte.


Dedesdorf: Am gegenüberliegenden Ufer ist der Fähranleger Kleinensiel zu sehen
Nach der Fertigstellung des in Sichtweite südlich von Dedesdorf und Kleinensiel gelegenen Wesertunnels ließ sich der Fährbetrieb nicht mehr aufrechterhalten und wurde 2004 eingestellt. Die Zufahrt über den Deich wurde jetzt nicht mehr benötigt und später im Zuge von Deichbaumaßnahmen zurückgebaut. Der ehemalige Straßenabschnitt vor dem Deich und die Rampe des Anlegers sind jedoch noch vorhanden.


Blick von der Fähranlegestelle bei Kleinensiel über die Weser ...
... nach Dedesdorf mit seiner St.-Laurentius-Kirche
Auch die Anlegestelle am westlichen Ufer der Weser existiert noch. Wenn man vom Fähranleger Kleinensiel über die Weser nach Dedesdorf blickt, dann fällt sofort der Turm der St.-Laurentius-Kirche auf, die direkt hinter dem Deich steht.


Die St.-Laurentius-Kirche in Dedesdorf
Ausschnitt aus einer alten Grabplatte auf dem Kirchhof
An der gleichen Stelle wurde bereits um 1050 herum eine Kapelle errichtet, die ungefähr 100 Jahre später zur Pfarrkirche erhoben wurde. Seit dem 13. Jahrhundert ist Dedesdorf das einzige Kirchspiel der Oldenburger Kirche östlich der Weser. Im Jahre 1698 eine Orgel des berühmten Orgelbaumeisters Arp Schnittger in die Kirche eingebaut, die 1998 umfangreich restauriert wurde.


(Quellen: Infotafel an einer Tür der St.-Laurentius-Kirche, Wikipedia)

Dienstag, 29. März 2011

Propst Jürgen Bollmann (Fukushima mahnt ...)


Fukushima mahnt ... - Es spricht Propst Jürgen Bollmann (amt. Bischof in Hamburg)

Auch gestern Abend fand am dritten Montag in Folge vor der Bürgermeister-Smidt-Gedächtniskirche in Bremerhaven eine Mahnwache für die von der dreifachen Katastrophe betroffenen Menschen in Japan und gegen die unverantwortliche Atompolitik der Bundesregierung statt. Leider waren gestern jedoch nur knapp die Hälfte der Bremerhavener dabei, die noch in der letzten und vorletzten Woche den Weg zur Mahnwache gefunden hatten.

Eine Bekannte, die ich dort getroffen hatte, erzählte mir, sie habe in ihrem Bekanntenkreis für die Teilnahme an der Mahnwache geworben. Die Angesprochenen würden zwar alle mit den Japanern fühlen und sie seien auch durch die Bank alle dafür, dass die Atomkraftwerke besser noch Gestern als Morgen abgeschaltet werden, hätten aber gerade "etwas besseres" vor oder Bedenken an einer Mahnwache teilzunehmen.

Meine Bekannte ist 75 Jahre alt. Angenommen ihre Bekannten wären in etwa dem gleichen Alter, dann könnte es natürlich an deren "das gehört sich aber nicht" Erziehung liegen, wenn sie sich nicht so recht trauen, oder auch an der bereits mit der Muttermilch aufgesogenen Erfahrung, die ihnen sagt, dass "die da oben" ja doch machen was sie wollen, und dass sie als einzelner Mensch eh machtlos dagegen sind. In diesem Falle wäre es sehr schade, denn so verbauen sie sich selbst die Chance, "auf ihre alten Tage" noch um eine wichtige Erfahrung in ihrem Leben reicher zu werden.

Aber wie auch immer: Es ist natürlich genau dieses - wie soll ich sagen, gleichgültige? - Verhalten vieler Menschen in unserem Land, dass den Atomkonzernen und ihren politischen Handlangern das Gefühl der Macht gibt ... - das sie denken lässt, sie könnten tun und lassen was sie wollen: Der Deutsche Michel wird's schon dulden ...

Auch am nächsten Montag wird es in der Zeit von 18:00 bis 18:30 Uhr wieder eine Mahnwache geben. Vorher findet in der Kirche eine Andacht statt.


Fukushima mahnt:
Die Rede des Bischofs Propst Jürgen Bollmann


Im zweiten Teil meiner Impressionen von der Demonstration in Hamburg am 26. März 2011 ist die Rede des Bischofs Propst Jürgen Bollmann während der Abschlusskundgebung in Anschluss an den Demonstrationszug hören. Herr Bollmann ist amtierender Bischof in Hamburg. Seine Rede unterbrach er um 14:15 Uhr für eine Schweigeminute.

Nie vorher habe ich eine solche Menschenmenge, die einen Augenblick vorher noch laut protestiert hatte, plötzlich so still erlebt. In der Ferne hörte man die Glocken der Hamburger Kirchen läuten. Die Stille wurde nur von den entfernten "Abschalten" Rufen der Demonstranten in der Mönkebergstraße unterbrochen, die vom Geschehen auf dem überfüllten Rathausmarkt nichts mit bekamen. Zeitgleich schwiegen auch 120000 Menschen in Berlin, 40000 in München und 40000 in Köln.

Montag, 28. März 2011

Fukushima mahnt ...


Hamburg, 26.03.2011: Großdemonstration gegen Atomkraft, Fukushima mahnt ...

Gerechnet hatten die Organisatoren der Großdemonstration in Hamburg mit 10000 Menschen. Um nicht in überfüllten Zügen fahren zu müssen, sind wir so früh in Bremerhaven losgefahren, dass wir gegen 08:45 Uhr in Hamburg ankamen. Nachdem wir zum Auftakt des Tages in Hamburg den sonnigen Frühlingsmorgen an der Alster genossen hatten, machten wir uns auf den Weg zur Moorweide, wo wir ungefähr eine Stunde vor Veranstaltungsbeginn auf ein kleines Häufchen von vielleicht 100 bis 200 Atomkraftgegnern stießen. Eine halbe Stunde später waren es zwar schon etwas mehr geworden, aber an 10000 war überhaupt nicht zu denken.

Und dann kamen sie plötzlich von allen Seiten. Als die Moorweide schon recht gut gefüllt war hieß es seitens der Organisatoren, der Sonderzug aus Kiel sei rappelvoll, so dass viele Menschen auf die nachfolgenden Nahverkehrszüge ausweichen mussten. Als es im Anschluss an die Auftaktkundgebung los ging, ware nicht nur die Mooswiese voller Menschen, sondern auch die angrenzenden Straßen - so weit das Auge reichte! Da ich gleich im ersten Teil des Demonstrationszuges mitgegangen war, kam ich zusammen mit den ersten Leuten auf dem Rathausmarkt an. Als der Platz bereits voll war, also ungefähr die 10000 ursprünglich  erwarteten Demonstranten am Ziel waren, meldeten die Veranstalter, es seien immer noch Menschen auf der Moorwiese.

Am Ende waren lange nicht alle Atomkraftgegner auf dem Kundgebungsplatz angekommen, weil es auf der Strecke des Demonstrationszuges nicht mehr voran ging. Nachdem es anfangs hieß es seien ungefähr 20000 Atomkraftgegner in Hamburg, wurden die Zahlen immer wieder nach oben korrigiert und pendelten sich dann irgendwann bei 50000 ein.

Zeitgleich fanden ebenfalls große Demonstrationen in Berlin, München und Köln statt. Auch in anderen Städten gingen die Menschen an diesem Tag auf die Straße um gegen die unverantwortliche Atompolitik der Schwarz-Gelben Bundesregierung zu protestieren. Insgesamt waren gut eine viertel Million Menschen auf den Beinen.

Im ersten Teil meines Videos ist ein Ausschnitt aus einem Theaterstück der "Mütter gegen Atomkraft" zu sehen, das diese vor 25 Jahren das erste mal aus Anlass des Super-GAUs in Tschernobyl aufgeführt hatten. Für die Aufführung in Hamburg hatten sie es etwas an die aktuelle Situation angepasst. Im Demonstrationszug lief eine Gruppe mit, die, von einem Akkordeonspieler begleitet, das allseits bekannte "Laterne-Lied" mit einem "etwas anderen Text"*) sang. Und auch sonst hatten viele Leute ihrer Kreativität freien Lauf gelassen.

Am Schluss des Videos ist ein Ausschnitt aus der Rede von Jochen Stay zu hören, die dieser während der Kundgebung gehalten hatte. Herr Stay ist Sprecher der Anti-Atom-Organisation ".ausgestrahlt" und Mitorganisator der Demonstrationen am 26.03.2011. Alle Redebeiträge hätten leider den Rahmen meines Videos gesprengt, so dass ich mich erst einmal auf die Worte von Herrn Stay beschränken musste.

Spätestens nach diesem Wochenende ist eines klar geworden: Nicht - wie es vor einem Jahr vorschnell von der wespenfarbenen Bundesregierung angekündigt worden war - die Atomkraft hat eine Renaissance erlebt, sondern die Anti-Atomkraft-Bewegung. Den politischen Handlangern der Atomkonzerne bläst nach den Wahlergebnissen in Rheinland-Pfalz und Baden-Würtemberg vom vergangenen Wochenende der Wind der Erneuerung noch etwas rauher ins Gesicht.

Wir wollen eure lebensgefährlichen Atomkraftwerke hier nicht mehr haben. Es ist höchste Zeit für die Energiewende - bevor es zu spät ist!

Anti-Atom-Demo am 26.03.2011


*) Liebe "Laterne"-Sänger: Falls ihr zufällig mein Video sehen solltet, schreibt mir doch bitte eine E-Mail (Adresse unter "Copyright und Kleingedrucktes") mit dem Namen eurer Gruppe, der mir leider wieder entfallen ist.

Ende einer Ära und Beginn einer Zeitenwende

Die Ära der Alleinherrschaft von König Kurt in Rheinland-Pfalz wurde gebrochen, ohne dass die dunkle Seite der Atommacht die Hoheit gewinnen konnte. Die eigentliche Sensation ereignete sich jedoch in Baden-Würtemberg: Nach mehr als einem halben Jahrhundert wurde dort gestern mit dem Ende der schwarz-gelben Herrschaft die Zeitenwende eingeläutet.

Mit dem Wahlergebnis in Rheinland-Pfalz ist dort ein Stück Demokratie in den politischen Alltag zurückgekehrt und gleichzeitig wurde der Atompolitik der Bundesregierung eine klare Absage erteilt.

Die Grünen und die SPD haben in Baden-Würtemberg jetzt die große Chance zu beweisen, wie ernst es ihnen mit ihrem Kampf für den Atomausstieg und dem Ende des fossilen Zeitalters sowie für die rasche Umsetzung der Energiewende ist. Wenn ihnen das in diesem Bundesland gelingt, dann könnte das auch Signalwirkung auf die zukünftige Energiepolitik im den Rest der Republik haben.

In den Atomkraftanlagen "Phillipsburg" und "Neckarwestheim" sind vier Atomreaktoren in Betrieb, mit deren Abschaltung die zukünftige Grün-Rote Landesregierung in Baden-Würtemberg mit gutem Beispiel vorangehen kann.

Sonntag, 27. März 2011

Kraniche gegen den Atomtod

Der Kranich - Das japanische Symbol gegen den Atomtod

Nach den Atombomben Abwürfen über den japanischen Städten Hiroshima und Nagasaki wurde der aus Papier gefaltete Kranich zum Symbol der Friedensbewegung und gegen den Atomtod. Anlass dafür war die Geschichte des an der Strahlenkrankheit leidenden Mädchens Sadako Sasaki, das - in der Hoffnung zu überleben - mehr als Tausend dieser Kraniche faltete.

Einer alten japanischen Legende zufolge hat derjenige, der Tausend Kraniche faltet, bei den Göttern einen Wunsch frei. Vielleicht sollten wir alle schon einmal damit anfangen, Tausend dieser Kraniche zu falten ...

Da mein Sonntag schon verplant ist, folgt mein Bericht über meine Eindrücke von der gestrigen Demonstration in Hamburg später an dieser Stelle ...

Anti-Atom-Demo am 26.03.2011


(Quellen: kleinstyle, Wikipedia)

Samstag, 26. März 2011

Die Wahrheit über die Unwahrheit

Atomkraft? Nein Danke! Manchmal klären sich die Dinge innerhalb erstaunlich kurzer Zeitspannen. Die Süddeutsche Zeitung berichtete gestern, ein Zeuge habe inzwischen bestätigt, dass Herr Brüderle (FDP, Bundeswirtschaftsminister) sich genau so in der BDI-Runde geäußert hatte, wie es in dem inzwischen bundesweit bekannt gewordenen Protokoll niedergeschrieben wurde. Der Wirtschaftsminister habe das Atommoratorium als wahlkampfmotiviert dargestellt.

Der BDI hatte anfangs versucht, das Gesagte als Protokollfehler zu verkaufen. Als Herr Brüderle das dann so im Bundestag darstellte, sorgte er damit für allgemeine Heiterkeit bei seinen Kollegen von der Opposition. Gestern wurde bekannt, dass Herr Schnappauf (BDI,Hauptgeschäftsführer) erstens seinen Hut und zweitens die Verantwortung für die "Indiskretion" übernommen hat. Danit ist das Märchen von dem angeblichen Protokollfehler vom Tisch. Jetzt stellt sich die Frage, wann denn endlich die gefährlichen politischen Handlanger der Atomkonzerne kollektiv dem Beispiel des Herrn Schnappauf folgen werden. Herr Brüderle könnte ja schon einmal den Anfang machen.

Gleich werde ich mich auf den Weg nach Hamburg machen. Zusammen mit vielen anderen Atomkraftgegnern werde ich "denen da oben" erneut sagen: Schaltet die Atomkraftwerke endlich ab, bevor der dritte Super-GAU das Ende der Bundesrepublik besiegelt. Wir wollen die hier in Deutschland nicht mehr haben!

Anti-Atom-Demo am 26.03.2011


(Quelle: Süddeutsche Zeitung vom 25.03.2011)

Freitag, 25. März 2011

Die Wahrlüge über das Atomatorium


Die Wahrlüge über das Atomatorium (Tagesthemen vom 24.03.2011, Ausschnitt)

Dem Protokoll einer Sitzung des "Bundesverbands der Deutschen Industrie e.V." (BDI) zufolge, an der unter anderem auch die Herren Großmann (RWE, Vorstandsvorsitzender) und Teyssen (E.ON, Vorstandsvorsitzender) teilnahmen, hatte der Herr Brüderle (FDP, Bundeswirtschaftsminister) gesagt, "... dass angesichts der bevorstehenden Landtagswahlen Druck auf der Politik laste und die Entscheidungen daher nicht immer rational seien".

Herr Keitel (BDI, Präsident) habe daraufhin nachgefragt, was der Herrn Brüderle damit genau aussagen wollte. Dem Protokoll zufolge habe Herr Brüderle versichert, er sei ein Befürworter der Kernenergie. Es könne daher keinen Weg geben, der die Branchen, die besonders viel Energie verbrauchten, "in ihrer Existenz gefährden."
Will heißen:
Moratorium hin oder her - das Ergebnis, das am Ende der drei Monate dabei herauskommen muss, kann nur die Zementierung der Machtposition der Atomkonzerne RWE, E.ON, EnBW und Vattenfall und die Sicherstellung möglichst langer Betriebszeiten für die deutschen Atomkraftwerke sein!

Dieser politische GAU der wespenfarbenen Bundesregierung ereignete sich - unter Ausschluss der Öffentlichkeit - am 14.03.2011, dem Tag, an dem die Bunderegierung der Öffentlichkeit ihr "Moratorium" zur dreimonatigen Aussetzung der "Laufzeitverlängerung" verkündet hatte. Damals ahnten die Wespenkönigin und ihre Gefolgschaft allerdings noch nicht, was da auf sie zukommen könnte ...
  • Dumm war nur, dass der damals ausgeschlossenen Öffentlichkeit, inzwischen bekannt wurde, was der Herr Brüderle da verkündet hatte.
  • Dumm ist das insbesondere natürlich für das Ansehen der um ihre Erfolge bei den anstehenden Landtagswahlen bemühten Parteien CDU und FDP, die ja bisher vehement bestritten hatten, dass das Moratorium lediglich der Täuschung der Wähler dient (obwohl: Geglaubt hat denen das wohl eh' kaum jemand)

Was dann folgte, waren die altbekannten Rituale:
Ein Dementi musste her ... - sozusagen zur Notkühlung für die aufgeheizte Stimmung im Volk, um die politische Kernschmelze vielleicht doch noch abwenden zu können.


In Wahrheit ist die Lüge die Wahrheit

Da hatte der Herr Wirtschaftsminister wenigsten ein einziges Mal in dieser Angelegenheit die Wahrheit gesagt, und anschließend behauptet er, das sei alles nur gelogen. Wer soll das denn nun wieder alles glauben?

Glauben kann man wohl getrost beides: Nämlich dass Herr Brüderle in der Sitzung des BDI die Wahrheit gesagt hat und dass er nicht die Wahrheit sagt, wenn er sagt, das entspreche nicht der Wahrheit.  Bei den Oppositionsparteien im Deutschen Bundestag kam der stümperhafte Versuch eines Dementis jedenfalls als äußerst erfolgreiche Lachnummer an.

Auch wenn die im Video festgehaltenen Szenen aus dem Bundestag und die Kommentare des Reporters mich im ersten Moment erheiterten, blieb mir anschließend das Lachen wieder einmal im Halse stecken. Aufgrund seiner Position in der Bundesregierung muss man den Herrn Brüderle nämlich leider - trotz alledem - sehr ernst nehmen!

Morgen geht es erst einmal nach Hamburg. Es hilft ja nichts: Solange die angeblichen Volksvertreter nicht auf die Mehrheit des Volkes hören wollen, müssen wir den Druck auf ihre Atompolitik eben aufrechterhalten. Irgendwann werden sie dem dann nicht mehr standhalten können:

Anti-Atom-Demo am 26.03.2011


(Quellen: Süddeutsche Zeitung vom 24.03.2010, Tagesschau vom 24.03.2010)

Donnerstag, 24. März 2011

Auf welchem Planeten leben die eigentlich?

Atomkraft? Nein Danke! 
Herr Kauder (CDU, Fraktionsvorsitzender) sagte gestern Abend in der Politrunde "Hart aber Fair" doch tatsächlich, Zitat: "Wir alle werden werden die Frage jetzt auch noch klären müssen, innerhalb des Moratoriums, dass ein Restrisiko, das wir für eine statistische Größe gehalten haben, dass das nun eingetreten ist."


Das glaub' ich einfach nicht:
Auf welchem Planeten lebt der eigentlich?


    Wenn die Statistiker irgendwann vielleicht einmal ausgerechnet haben, dass sich wahrscheinlich einmal in 100000 Jahren ein Super-GAU in einem Atomkraftwerk ereignen wird, dann geht Herr Kauder offenbar stumpf davon aus, dass er die Kraftwerke ruhig noch 99999 Jahre laufen lassen kann. Dass es nicht unbedingt bis zum Ablauf des errechneten Zeitraums dauern muss bis den Menschen das erste Atomkraftwerk um die Ohren fliegt, das war mir bereits Mitte der siebziger Jahre des letzten Jahrhunderts klar. Und rund zehn Jahre später, am 26.April 1986, musste ich schockiert feststellen, dass ich damit Recht gehabt hatte. Insgeheim hatte ich immer gehofft, es werde noch 100 Jahre oder so dauern, bis es soweit ist.

    Leider haben aber wohl die Berliner Politmarionetten der Atomkonzerne bis heute nicht mitbekommen, dass die "statistische Größe" in der Ukraine bereits vor 25 Jahren bittere Realität geworden war! Und jetzt stellt sich der Herr Kauder hin, und meint, es sei die Schuld der Grünen und der SPD, dass die Atomkraftwerke noch laufen: Weil sie die Dinger nicht abgeschaltet haben. Hallo? Zumindest hatten diese beiden Parteien während ihrer Regierungszeit mit dem Atomkonsens dafür gesorgt, dass die ältesten Atommeiler jetzt stillgelegt worden wären - Die Atomkraftwerke "Neckarwestheim 1" und "Biblis A" wären nämlich eigentlich im letzten Jahr schon Geschichte gewesen. "Isar 1" wäre in diesem Jahr abgeschaltet worden, und die Atomkraftwerke "Brunsbüttel", "Phillipsburg" und "Unterweser" wären im nächsten Jahr dran gewesen.

    Das Geschwafel des Herrn Kauder während der Sendung gestern Abend zeugte meines Erachtens hochgradig von einem kaum zu glaubenden Realitätsverlust: Schließlich waren es nicht die Grünen und die SPD, die dafür gesorgt haben, dass die Atommeiler "Neckarwestheim 1" und "Isar 1" mindestens noch bis 2019 und die AKW's "Biblis A", "Brunsbüttel", "Phillipsburg" und "Unterweser" sogar noch bis 2020 weiterlaufen sollen, sondern die CDU, die CSU und die FDP. Und ohne die Atomkatastrophe in Japan wäre der Herr Kauder mit Sicherheit im Traum nicht auf die Idee gekommen, die Uraltmeiler für drei Monate abzuschalten, um bei den nächsten Landtagswahlen zu retten, was noch zu retten ist.


    Es ist an der Zeit, dass die Atomkraftwerke
    in Deutschland endlich abgeschaltet werden.


    Es gibt nämlich keinerlei Garantie dafür, dass die statistische Größe noch einmal 25 Jahre abwartet, bis sie erneut eintritt. Fieserweise könnte die sich nämlich dazu entschließen, bereits am 14 Juni wieder in Erscheinung zu treten - zum Beispiel im derzeit zufälligerweise gerade nicht abgeschalteten Atomkraftwerk Grohnde: Mitten in Deutschland.
    Dort hatte es zum Beispiel erst am 24. Februar 2011 ein meldepflichtiges Ereignis gegeben. Bei Wartungsarbeiten war festgestellt worden, dass zur Füllstandsmessung eines Wasserbeckens ein Messumformer eingesetzt worden war, der für einen größeren Messbereich als erforderlich ausgelegt war. In einer Pressemitteilung hatte der Betrieber E.on verkündet: "Die Funktion der Füllstandsmessung war vollständig gegeben."

    Dass der Füllstandsmesser einwandfrei funktioniert hatte, kann ja sogar der Wahrheit entsprochen haben. Wenn ein Füllstandsmesser, zum Beispiel für ein Brennelementebecken, jedoch - um einfach eimmal eine Zahl zu nennen - eigentlich einen Messbereich von 0 bis 100 cm haben müsste, aus Versehen an der Stelle aber einer mit einem Messbereich von 0 bis 200 cm eingebaut gewesen wäre, dann hätte er bereits bei der Hälfte des notwendigen Wasserstands die Kühlwasserzufuhr abgeschaltet. Ich hoffe, der falsche Füllstandsmesser wird im Atomkraftwerk "Grohnde" in einem weniger kritischen Wasserbecken eingebaut gewesen sein. Was es bedeutet, wenn der Wasserstand in einem Wasserbecken mit Brennstäben zu niedrig ist, das wird der Welt nämlich in der Atomkraftanlage "Fukushima" gerade täglich vor Augen geführt.

    Anti-Atom-Demo am 26.03.2011


    (Quellen: "Hart aber fair" vom 23.03.2011, SAND)

    Mittwoch, 23. März 2011

    Volkes Wille


    Berlin, September 2010: Volkes Wille ...

    Das kommt davon, Frau Merkel: Wenn man immer nur das hören will, was die Atomkonzerne wollen, und wenn es einem nach langjährigem Training immer erfolgreicher gelingt, den Willen des Volkes zu ignorieren, dann weiß man am Ende gar nicht was das Volk will.

    Wenn dann das Volk angesichts des möglicherweise zweiten Super-GAUs innerhalb von 25 Jahren sagt, dass es sofort aus der Nutzung der Aromenergie aussteigen will, man das aber aufgrund des langjährigen Trainings nicht hören will, dann hört man das Volk zwar immer lauter meckern, aber man weiß eigentlich gar nicht was es damit sagen will.
    • Und was nun?
      Da muss ganz schnell ein Dolmetscher her!


    Gesagt getan: "Ethikrat" gegründet ...

     


    Dannenberg, November 2010: Volkes Wille ... (Klick öffnet Foto auf neuer Seite)

    ... - Der soll jetzt die Risiken bewerten die von den Atomkraftwerken und ihren strahlenden Hinterlassenschaften ausgehen und sie dann in diverse Schubladen einordnen. Die werden dann wahrscheinlich wieder mit den schon bekannten Aufklebern versehen: "Weniger gefährlich", "gefährlich", "ganz gefährlich", "ganz, ganz gefährlich", "tödlich", "sofort tödlich", "das ist aber viel zu teuer", ... - und dann wird wohl darüber diskutiert werden, was das Volk möglicherweise wollen könnte ...

    • Meine Meinung:

      Wenn die angeblichen Volksvertreter anstelle der Atomkonzerne tatsächlich das Volk vertreten würden, dann wären sie schon lange darüber im Bilde, was das Volk will. Seit der Verkündung der Laufzeitverlängerungen haben Sprecher des Volkes auf tausenden von Kundgebungen, Mahnwachen etc. verkündet, was das Volk von seinen Vertretern erwartet. Im Einzelnen hätten die angeblichen Vertreter des Volkes das übrigens auch auf unzähligen Schildern und Transparenten nachlesen können. Wenn sie es denn gewollt hätten! Diese Ethik-Kommission ist deshalb so überflüssig, wie die Atomkraftwerke in unserem Land.


    Diejenigen, die jetzt sagen, die Kosten für die Stromversorgung in Deutschland würden nach dem Abschalten der Atomkraftwerke steigen, die begründen das mit dem Aufbau des für die hundertprozentige Versorgung aus regenerativen Energiequellen notwendigen intelligenten Strom-Verteilernetzes. Gerne - und vielfach leider auch erfolgreich - wird in diesem Zusammenhang aber verschwiegen, dass die Instandhaltung und der Ausbau der Stromnetze seit mindestens 10 Jahren verschlampt wird. Weiterhin werden die Milliardensummen weiterer Subventionen für die Atomkonzerne unter den Tisch gekehrt, die bei einem frühzeitigen AUS für die deutschen Atomkraftwerke zukünftig entfallen und deshalb für eine schnellere Umsetzung der Energiewende zur Verfügung stehen würden.

    Eine von der internationalen Umweltschutzorganisation "Greenpeace" beim "Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft" in Auftrag gegebene Studie vom 03.09.2009 beziffert die Subventionen für die Atomenergie im Zeitraum von 1950 bis 2008 mit "mindestens 165 Milliarden Euro". Da die Studie vor der Bundestagswahl im September 2009 fertig gestellt wurde, sind die aufgrund der "Laufzeitverlängerueng" zu erwartenden zusätzlichen Subventionen in der Prognose natürlich noch gar nicht berücksichtigt. Aber bereits bei den im Atomkonsens vereinbarten Betriebszeiten der deutschen Atomkraftwerke geht die Studie von mindestens 92,5 Milliarden Euro aus, die künftig noch hinzukommen. Dem gegenüber stehen nach einer Studie des "Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft" (bdew) die Kosten für den Ausbau des Stromversorgungsnetzes in Höhe von "lediglich" bis zu 13 Milliarden Euro.


    Energieverbrauch in Europa und Afrika

    Dieser Globus im Bremerhavener
    Klimahaus 8°Ost zeigt den Blick auf die
    nächtliche Erde mit ihren beleuchteten
    ten Städten. Im oberen Drittel ist deutlich
    das hellerleuchtete Europa vom Atlantik
    bis zum Nahen Osten zu sehen. Im ge-
    samten unteren Bereich kann man den
      Kontinent Afrika nur zu erahnen. Die
    wenigen Lichter sind äußerst spärlich an den
    Küsten dieses - im Vergleich mit Europa -
    riesigen Kontinents verteilt. Dieser Globus
    zeigt deutlich, wo auf der Welt die Res-
    sourcen verbraucht werden, deren
    "Abfallprodukt" Kohlendioxid unter ander-
    em auch Afrika großen Schaden zufügt.
    Aber wie auch immer: Wir haben die Pflicht, unseren Beitrag dafür zu leisten, dass unsere Kinder und Kindeskinder auch nach vielen Generationen noch einen bewohnbaren Planeten vorfinden. Fakt ist, dass die Industriegesellschaften - und dazu gehört auch Deutschland! - jahrzehntelang weit über ihre Verhältnisse gelebt haben. Es waren sowohl die Generationen unserer Großeltern und Eltern wie auch unsere eigenen, die mit ihrem Lebensstil  dafür gesorgt haben, dass die Bedingungen für das Leben auf der Erde kurz vor dem Kollaps stehen.

    Wenn wir jetzt die Schulden dafür zu begleichen haben, dann werden wir auch damit leben müssen. Im Übrigen sind 72 Prozent der Deutschen sogar dazu bereit, mehr Geld für Strom auszugeben, wenn dafür vollständig auf Atomstrom verzichtet werden würde.

    Darauf, dass die Energieversorgung auch ohne Atomkraftwerke gesichert ist und die mittelfristige Stillegung der fossil befeuerten Kraftwerke beim gleichzeitigen Aufbau die vollständige Versorgung mit regenerativen Energiequellen erreicht werden kann, hatte die Süddeutsche Zeitung bereits vor zwei Jahren hingewiesen. Sie berief sich dabei unter anderem auf Gutachten des Prognos-Instituts und des Energiewissenschaftlichen Instituts der Universität Köln sowie auch auf eine Studie des Umweltbundesamtes. Die Berliner Polit-Marionetten der Atomkonzerne hätten also eigentlich nur einmal in ihren eigenen Unterlagen nachsehen müssen, um zu der Erkenntnis zu gelangen, dass die von ihnen ohne Not vorangetriebene "Laufzeitverlängerung" völliger Blödsinn ist.

    Dass die Energiewende schnell kommen muss, gebietet allein schon die Notwendigkeit, dass die globale Klimaerwärmung unterhalb der im IPCC-Klimabericht von 2007 genannten "maximal plus 2 Grad"-Marke stabilisiert werden muss. Fossil befeuerte Kraftwerke dürfen nur noch für kurze Zeit zur Überbrückung von Engpässen eingesetzt werden und müssen analog zum wachsenden Anteil der regenerativen Energiequellen nach und nach stillgelegt werden. Der Neubau fossil befeuerter Kraftwerke ist zu verbieten. Der Ausbau der Netze und der Auf- und Ausbau zahlreicher dezentraler regenerativer Energiequellen muss daher schnellstmöglich umgesetzt werden.

    Hamburg, München, Köln und Berlin - 26. März 2011: Volkes Wille!
    Anti-Atom-Demo am 26.03.2011


    (Quellen: ARD Tagesschau vom 22.03.2011 - "Stromnetzausbau" und "Atomgipfel", Süddeutsche Zeitung vom 11.03.2009, BMWi "Auch ohne Atomkraft bleibt es hell", BMU "Atomausstieg und Versorgungssicherheit", ARD Morgenmagazin vom 18.03.2011)

    Dienstag, 22. März 2011

    Ein Konterrevolutionäres Energiekonzept


    Hamburg, 21.03.2011: Kundgebung vor der Vattenfall-Zentrale (utopie-tv)

    Frau Merkel (CDU, Bundeskanzlerin) hatte ja im Zusammenhang mit der Verkündung der Verlängerung der Betriebsgenehmigungen für die deutschen Atomkraftwerke vollmundig von ihrem "revolutionären Energiekonzept" mit der Atomkraft als "Brückentechnologie" gesprochen. Wie inzwischen auch der Bundeskanzlerin klargeworden sein dürfte, haben die Bundesbürger jedoch sehr schnell begriffen, dass es sich bei diese "Revolution" um eine Revolution der Polit-Marionetten an den Fäden der Atomkonzerne handelt, die sich gegen die Sicherheit der Bürger, die ihrer Kinder und Kindeskinder sowie gegen den Willen der großen Mehrheit der Bevölkerung richtet.

    Was die Bürger von dem "revolutionären Energiekonzept" und dessen Kernpunkt "Laufzeitverlängerung" halten, gerade auch angesichts der aktuellen Ereignisse in der japanischen Atomalage "Fukushima", das haben mehr als 140000 Menschen, die sich bundesweit an 726 Mahnwachen beteiligten, die Bundesregierung auch gestern wieder wissen lassen.

    Die Uranvorräte der Erde sind endlich. Bei knapper werdenden Resourcen und steigender Nachfrage werden die Beschaffungskosten für den Rohstoff zum Betrieb unserer Atomkraftwerke schnell steigen und die Vorräte werden schneller aufgebraucht sein. Schon für den bisher angehäuften Atommüllberg gibt es keine Lösung zur sicheren Verwahrung. Nach menschlichen Maßstäben könnte man in diesem Zusammenhang fast von der Ewigkeit sprechen. Sollte es im Anschluss an das "Atom-Moratorium" der Bunderegierung und der Länder bei der "Laufzeitverlängerung" bleiben, würde der ohnehin schon vorhandene Atommüllberg zukünftig noch massiv anwachsen ... - der bereits angerichtete Schaden und alle damit zusammenhängenden Probleme würden zu Lasten der nachfolgenden Generationen noch um ein vielfaches verschärft werden.
    • Die Atomenergie ist deshalb keine Brücke, sondern eine Sackgasse!

    Insbesondere angesichts der besorgniserregenden Klimaerwärmung ist die Energiepolitik der wespenfarbenen Bundesregierung meines Erachtens keine Revolution, sondern eine höchst gefährliche "Konterrevolution".

    Die 165 Milliarden Euro die bisher schon an staatlichen Subventionen in die Atomenergie versenkt worden sind fehlen heute an allen Ecken und Enden für die aus Klimaschutzgründen notwendige Energiewende. Im Falle der Verlängerung der Betriebsgenehmigungen für die Atomkraftwerke und aufgrund staatlicher Zugeständnisse, die den Atomkonzernen - nicht nur von der aktuellen Bundesregierung - über die Köpfe der Bürger hinweggemacht wurden, werden noch weitere zig Milliarden unserer Steuergelder für die Subvention der vier Atomkonzerne E.on, EnBW, RWE und Vattenfall in Deutschland verloren gehen.

    Käme es in einem deutschen Atomkraftwerk zum Super-GAU, dann wären wir Bürger von dem Schaden betroffen, der durch die langjährigen Subventionen der Atomkraftwerke mit unseren Steuern überhaupt erst ermöglicht worden ist. Da die Atomkonzerne nicht einmal ansatzweise für die Begleichung der finanziellen und wirtschaftlichen Folgeschäden eines Super-GAUs versichert sind, müssten wir neben allem Leid und Elend, Siechtum und qualvollem Tod dann auch noch selbst für die finanziellen Folgen einer solchen Atomkatastrophe aufkommen.


    Ein gieriges Monster ...

    Bremerhaven, 21.03.2010: Mahnwache
    Die Milliarden-Subventitionen für die Atomkonzerne entpuppen sich so langsam als Super-GAU für die dringend notwendige, schnellstmögliche Umsetzung der Energiewende. Anstatt - wie es jetzt dringend notwendig wäre - den Aufbau eines intelligenten, bundesweiten Stromverteilernetzes subventionieren zu können, drohen von den Atomkonzernen, denen unsere Steuergelder jahrzehntelang haufenweise vorne und hinten reingestopft worden sind, jetzt auch noch Schadenersatzforderungen, falls die angekündigte Verlängerung der Betriebsgenehmigungen für die deutschen Atomkraftwerke nicht umgesetzt wird. Die auf Druck der Atomkonzerne ohnehin zeitlich begrenzte "Brennelementesteuer", die schon fest im derzeitigen Haushalt eingeplant war, entfällt in dem Falle natürlich ebenfalls.

    In meinen Augen ist das nicht nur bezüglich der angeblich "sicheren Atomkraftwerke", die (den Konzernen!) "billigen Strom garantieren" den wir seit eh und je teuer bezahlen, eine lange Reihe von Lügen und Vertuschungsversuchen, die sich derzeit vor unseren Augen auftut, sondern nebenbei auch noch ein krasser Fall von Misswirtschaft. Da wurde mit Geld geplant und gewirtschaftet, von dem in Wahrheit niemals sicher war, dass es überhaupt zur Verfügung stehen würde, während die sicheren, laufenden Einnahmen aus Steuermitteln im gierigen Rachen der Atomkonzerne verschwinden!


    ... frisst unsere Zukunft

    Während die Atomkonzerne ihren politischen Handlangern den Inhalt der Gesetze diktieren, reicht das Geld für überlebenswichtige Projekte hinten und vorne nicht. Moderne Heizungsanlagen und Gebäudedämmung stellen einen der größten Posten beim CO2-Einsparpotential dar. Private Hausbesitzer, die gerade einmal finanziell in der Lage sind, die laufenden Instandhaltungskosten für ihre Gebäude aufzubringen, bräuchten dringend weitreichende finanzielle Unterstützung, wenn die Klimaschutzziele rechtzeitig erreicht werden sollen. Der Schutz des Klimas ist keine Privatsache, sondern eine gesellschaftliche Aufgabe, die nur von uns allen gemeinsam bewältigt werden kann. Automobilhersteller, die konsequent die bisherigen mit fossilen Brennstoffen betriebenen Antriebe gegen CO2-neutrale und umweltschonende austauschen, müssen steuerlich gefördert werden, während alle anderen im gleichen Maße belastet werden müssen. Die Liste notwendiger, aber gerne aus dem Bewusstsein der Politiker ausgeblendeten Maßnahmen ließe sich noch endlos fortsetzen ...

    Statt dessen wird die Förderung neuer Solaranlagen ab dem ersten Juli 2011 um 24 Prozent sinken. Zum Jahreswechsel sind weitere Kürzungen geplant. Ursprünglich hätte die Förderung erst ab dem 1. Januar 2012 geringer ausfallen sollen. Bereits im vergangenen Jahr war die Solar-Förderung deutlich gekürzt worden. Es mag ja wahr sein, dass Wind- oder Wasserkraftanlagen effizienter sind, aber nach meiner Überzeugung ist es derzeit notwendig, jede nur denkbare, irgendwo zur Verfügung stehende regenerative Energiequelle zur Stromerzeugung zu nutzen, und gleichzeitig die Effizienz neuer elekrischer Geräte zu optimieren.
    • Während die Umlage zur Förderung der Erneuerbaren Energien derzeit gerade einmal etwa 2 Ct/kWh beträgt, würde die Atomenergie seit den 1950er Jahren durchschnittlich mit 4,3 Cent pro Kilowattstunde gefördert. Sollte es bei der Verlängerung der Betriebsgenehmigungen für die deutschen Atomkraftwerke bleiben, dann werden sich die Kosten für Atomenergie noch einmal deutlich erhöhen. Nachlesen kann man das in der zweiten Auflage einer Studie, die im letzten Jahr von der internationalen Umweltschutzorganisation Greenpeace in Auftrag gegeben worden war.

    Die vielen kleinen Energiequellen, müssen über ein intelligentes Stromverteilungsnetz miteinander verbunden sein, so dass jederzeit an jedem Ort genau der Strom zur Verfügung steht, wo er gerade gebraucht wird. Der Aufbau eines solchen Netzes hätte über einen längeren Zeitraum nach und nach finanziert und realisiert werden können, wenn damit rechtzeitig begonnen worden wäre. Je länger wir aber damit warten, desto weniger Zeit bleibt für den Aufbau, desto mehr Geld muss dafür kurzfristig zur Verfügung gestellt werden und desto wahrscheinlicher ist es, dass sich der Aufbau nur mit Einschränkungen bei der Stromversorgung durchführen lassen wird.


    Für ein Revolutionäres Energiekonzept ...

    Bremerhaven, 21.03.2010: Mahnwache
    Ein "revolutionäres" Energiekonzept ist eines, das fossile Energieträger belastet, die daraus abgeschöpften Mittel in die Erschließung regenerativer Energiequellen investiert. Das ist ein Konzept, das Atomkraftwerke zügig außer Betrieb nimmt und abreißt, und die Mittel, die sonst in die Subvention der Atomkraft geflossen wären, in die Subvention der regenerativen Energiequellen und den Aufbau des dafür notwendigen Verteilernetzes investiert. Dazu gehört dann aber endlich auch die konsequente Umsetzung des sonst überall geltenden Verursacherprinzips: Die Atomkonzerne müssen für die Finanzierung der sicheren Verwahrung des von ihnen erzeugten Atommülls aufkommen, damit die von der Gesellschaft aufgebrachten Mittel in den Aufbau der Energieerzeugung der Zukunft investiert werden können. Und sie müssen selbst für die Abriss- und Entsorgungskosten aufkommen.

    Weiterhin müssen fossil befeuerte Kraftwerke in dem Maße, in dem der Anteil der regenerativen Energiequellen an der Stromversorgung wächst, Stück für Stück stillgelegt werden. Die unterirdische Speicherung des aus dem Abgas von fossil befeuerten Kraftwerken muss per Gesetz unterbunden werden. Den radioaktiven Bestandteilen des Atommülls kann man immerhin noch zu gute halten, dass die von ihnen ausgehende Gefahr aufgrund ihrer Halbwertzeiten in soundso vielen Milliarden Jahren vorbei sein wird. Unterirdisch gespeichertes CO2 bleibt aber immer gleich gefährlich. Sobald es irgendwann aufgrund geologischer Prozesse zeitlich verzögert in die Atmosphäre gelangt, tritt die Klimakatastrophe eben entsprechend später ein.

    Ein "revolutionäres Energiekonzept" geht völlig neue Wege.
    • Jeder Versuch ein Energiekonzept umzusetzen, das die Fehler der fossilen Epoche und das Ende des Atomzeitalters bis zum bitteren Ende hinauszögert, ist eine energiepolitische Konterrevolution und ein Verbrechen an den nachfolgenden Generationen.

    ... gegen den Super-GAU in Deutschland

    Am Samstag, 26.03.2011, werden in den Städten Hamburg, München Köln und Berlin Großdemonstrationen gegen die Atompolitik der Bundesregierung stattfinden.

    Im Aufruf der neun Organisatoren "Arbeitsgemeinschaft Schacht Konrad", "attac", ".ausgestrahlt", "BUND", "Campact", "contrAtom", "NaturFreunde Deutschlands", "Netzwerk Friedenskooperative" und "Robin Wood" heißt es dazu:
    "Die schrecklichen Ereignisse in Japan machen uns fassungslos und betroffen. Die Reaktorkatastrophe in Fukushima führt uns auf erschütternde Weise vor Augen: Es gibt keinen Schutz vor dem nuklearen Restrisiko – die Natur hält sich nicht an vorherige Berechnungen, Technik oder Menschen können auch in hochentwickelten Ländern versagen. Unter dem Eindruck der Reaktorkatastrophe von Fukushima sagen wir deutlich: Wir können uns das Risiko einer nuklearen Katastrophe nicht länger leisten!

    Vor wenigen Monaten hat die Bundesregierung eine Laufzeitverlängerung aller AKW beschlossen – nun rudert sie ein Stückchen zurück: Der Betrieb der sieben ältesten deutschen Atomkraftwerke soll für drei Monaten ausgesetzt werden. Das ist nicht genug – alle AKW müssen sofort stillgelegt werden und zwar endgültig.

    Weg mit der Risikotechnologie Atomkraft – hin zu Erneuerbaren Energien, Energiesparen und Energieeffizienz!"

    Anti-Atom-Demo am 26.03.2011


    (Quellen: ZDF Heute vom 18.03.2011, Greenpeace Uran Report 2006, Der Westen vom 11.09.2009, .ausgestrahlt, contratom, Anti-Atom-Demo)

    Montag, 21. März 2011

    Frühling


     Hoch oben von dem Eichenast
    Eine bunte Meise läutet
    Ein frohes Lied, ein helles Lied,
    Ich weiß auch, was es bedeutet.

    Es schmilzt der Schnee, es kommt das Gras,
    Die Blumen werden blühen;
    Es wird die ganze weite Welt
    In Frühlingsfarben glühen.

    Die Meise läutet den Frühling ein,
    Ich hab' es schon lange vernommen;
    Er ist zu mir bei Eis und Schnee
    Mit Singen und Klingen gekommen.

    Hermann Löns (1866 - 1914)


    Heute ist der Tag der Frühjahrs Tag- und Nachtgleiche, der Beginn der hellen Jahreszeit: Frühlingsanfang.

    Ab morgen werden die Tage wieder länger als die Nächte sein. Trotz all der schrecklichen Ereignisse in Japan, Nordafrika, dem Nahen Osten und anderswo auf der Welt, dürfen wir uns darüber freuen, dass der Jahreskreis des Lebens wieder neu beginnt. Wir dürfen dabei aber nicht vergessen, alles in unserer Macht stehende dafür zu tun, dass auch unsere Kinder und Kindeskinder sich noch an diesem ewigen Zyklus des Lebens erfreuen können.

    Ethik ist ins Grenzenlose erweiterte Verantwortung
    gegenüber allem, was lebt.

    Albert Schweizer


    Sonntag, 20. März 2011

    Sicherheitsdefizite


    ARD Magazin "Kontraste" vom 17.03.2011 zur Sicherheit deutscher Atomkraftwerke

    Die Meldungen der Medien zur Situation in der Atomkraftanlage "Fukushima" vermittelten heute Morgen einen verhaltenen Optimismus. Nachdem eine Stromleitung zur provisorischen Versorgung der Anlage gelegt worden war, wird der Eingangsbereich des Atomkraftwerks nach Angaben des Betreibers Tepco wieder mit Strom versorgt.

    Die Stromversorgung für die zentralen Kontrollräume der Atomreaktorblöcke 1 und 2 soll heute im Laufe des Tages wiederhergestellt werden. Zunächst wolle man die Beleuchtung in Gang zu setzen. Nach einer Überprüfung der vom Erdbeben und dem Tsunami zerstörten elektrischen Anlagen, mit der sichergestellt werden soll, dass Funken zu keiner neuen Wasserstoff Explosion führen können, wolle man versuchen, das Kühlsystem der Abklingbecken der beiden Atomreaktorblöcke in Betrieb zu nehmen.

    Nachdem es gestern zunächst so aussah, als müsse aufgrund des ansteigenden Drucks im Atomreaktor des Reaktorblocks 3 radioaktives Gas abgelassen werden, sei es den Technikern aber gelungen, den Druck zu stabilisieren. Daher habe man erst einmal entschieden, keinen Druck aus dem beschädigten Atomreaktor abzulassen.

    Der aufgrund von Wartungsarbeiten bereits vor dem Erdbeben abgeschaltete Atomreaktorblock 4 war für einige Zeit mit Wasser bespritzt worden, um den Wasserstand des Abklingbeckens zu erhöhen. Die Strahlung sei anschließend am Rand der Anlage um rund 25 Prozent zurück gegangen. Die Temperatur im Abklingbecken für abgebrannte Brennstäbe des Atomreaktors 5 sei gesunken und die Wasserpumpe für die Kühlung des Beckens funktioniere wieder. Auch das Kühlsystem des Atomreaktors 6 sei seit der Wiederhergestellung der Stromversorgung wieder in Betrieb. Anschließend sei die Temperatur in einem überhitzten Kühlbecken deutlich gesunken.


    Anhaltende Proteste gegen Atomkraft

    Währenddessen nehmen die Proteste der Bürger gegen die Atompolitik der Bundesregierung weiter zu. Das liegt mit Sicherheit auch nicht zuletzt daran, dass seit dem 11. März immer mehr Details über die Sicherheitsdefizite der deutschen Atomkraftwerke bekannt werden. Auch ein Interner Sicherheits-Katalog des Bundesumweltministeriums, der am 17. März 2011 vom ARD-Magazin Kontraste veröffentlicht wurde, gibt dazu neuen Anlass.

    So demonstrierten zum Beispiel gestern 10000 Menschen auf den Opernplatz in Hannover für die Stilllegung der deutschen Atomkraftwerke. Das waren mehr als doppelt so viele Teilnehmer, wie die Organisatoren erwartet hatten.

    Mit einem Demonstrationszug vom Vattenfall Kundenzentrum bis vor das Rathaus protestierten gestern 2000 Menschen in Hamburg und forderten die sofortige weltweite Stilllegung aller Atomanlagen. Im Aufruf zur Hamburger Demonstration hieß es unter anderem, die "Laufzeitverlängerung" lediglich auszusetzen, oder die Rückkehr zum Atomkonsens sei angesichts der schrecklichen Katastrophe in Fukushima keine Lösung. Alles andere als ein weltweiter Sofortausstieg aus der Atomenergienutzung sei inakzeptabel. Es gäbe schlicht keine Rechtfertigung für den Atomwahn und kein Recht auf Profit mit dieser destruktiven Technologie. Deshalb halte man es mit dem alten Leitspruch der Umweltbewegung: Global denken, lokal handeln!


    Bundesweite Mahnwachen am Montag

    Wie bereits am letzten Montag, als bundesweit an 450 Orten Mahnwachen mit mehr als 110000 Teilnehmern stattfanden, so werden sich auch Morgen wieder überall in Deutschland die Menschen zu Mahnwachen versammeln.Sie gedenken damit der Opfer des Erdbebens und des Tsunamis in Japan, erinnern an die weiterhin bestehende Gefahr durch die havarierte Atomanlage "Fukushima" in Japan und fordern die zügige Abschaltung der deutschen Atomkraftwerke, bevor es auch in Deutshland aufgrund unvorhersehbarer Vorfälle oder eines Terroranschlags zu einer ähnlichen Atomkatastrophe wie in den Atomkraftwerken "Tschernobyl" und "Fukushima" kommen kann.
    • Auch in Bremerhaven wird es am Montag, 21. März 2011 in der Zeit zwischen 18:00 und 18:30 Uhr wieder eine Mahnwache vor der Bürgermeister-Smidt-Gedächtniskirche (Große Kirche) geben.

    Mitglieder der Umweltschutzorganisation Greenpeace werden während dieser Zeit ein Kondolenzbuch für die Opfer der Naturkatastrophe in Japan auslegen. Bis zum nächsten Wochenende stellt die internationale Umweltschutzorganisation solche "Bücher der Anteilnahme" bundesweit zur Verfügung, um den Menschen die Möglichkeit zu geben, ihre Anteilnahme, ihr Mitgefühl, ihre Sorgen und Ängste sowie ihre Hoffnungen und Wünsche für Japan auszudrücken. Anschließend wird Greenpeace die Kondolenzbücher der Japanischen Botschaft in Berlin überreichen.

    Zum Weiterlesen


    (Quellen: ARD Tagesschau vom 20.03.2011, ZDF Heute vom 20.03.2011, Contratom vom 19.03.2011 - Demonstrationen in Hannover und Hamburg, ARD Kontraste vom 17.03.2011, .ausgestrahlt)

    Samstag, 19. März 2011

    Wilhelm-Kaisen-Platz wird bebaut


    Ignoriert: Bedenken und Existenzängste Bremerhavener Bürger

    Der Widerstand der Bremerhavener Bürger und Verbände gegen die Entscheidung der beiden OBI-Parteien, die sich in Bremerhaven seit knapp vier Jahren als Große Koalition über den Willen der Bürger hinwegsetzen, anstatt sich mit ihnen auseinander zusetzen, war am Ende erfolglos.

    Die SPD, die sich - wie in der Ausgabe der Nordsee-Zeitung vom 17.03.2011 zu lesen war - in einer internen Abstimmung zuvor noch mit klarer Mehrheit gegen die Zustimmung ausgesprochen hatte machte in der Sitzung der Stadtverordnetenversammlung am 17. März 2011 den Weg frei für die Ansiedlung des "OBI-Baumarkts mit Gartencenter", die abzusehende Vernichtung bestehender Arbeitsplätze in den beiden benachbarten Baumärkten "Max Bahr" und "Bauhaus" mit seinem Gartencenter, Die Gefährdung von Einzelhändlern in der benachbarten Hafenstraße, die Vertreibung von Gärtnereien vom Leher Wochenmarkt auf dem benachbarten Ernst-Reuter-Platz und für die Abwertung des Stadtbilds im Süden Lehes. Der Stimmungswandel am Vortag der Sitzung sei auf die eindringliche Einschwörung der Abgeordneten durch den Parteivorstand zurückzuführen.

    Herr Tsartilidis (SPD, Fraktionsvorsitzender) erklärte, unterm Strich sei man zu dem Schluss gekommen, der "OBI-Baumarkt" werde den Stadtteil Lehe stärken. Scheinbar hat er das im Zusammenhang mit der Projektplanung angefertigte Verträglichkeitsgutachten für die Hafenstraße nicht gelesen. Darin heißt es, Einbußen unter 10 Prozent seien von den dort ansässigen Einzelhändlern zu akzeptieren, und dass Umsatzeinbußen in Höhe von 8 Prozent zu erwarten sind. Falls Herr Tsartilidis das Gutachten aber doch gelesen haben sollte, dann würde das bedeuten, dass er bewusst die Schädigung der Einzelhändler der Hafenstraße, die Bedrohung von Existenzen, Ladenleerstände und den Verlust bestehender Arbeitsplätze in Kauf nimmt. Wie Herr Tsartilidis dann trotzdem unter dem Strich zu dem Schluss kommen konnte, seine Entscheidung stärke Lehe, das soll er dann später einmal den Familien erklären, die ihren Lebensunterhalt nach dem Verlust ihrer Arbeitsplätze mit Hartz-IV Mitteln bestreiten müssen!


    Zukünftige Bürgernähe

    Aber schön zu hören, dass Herr Tsartilidis sich für die Zukunft angeblich "einen ordentlichen Schlag mehr Bürgernähe" wünscht. Hätte er das ernst gemeint, dann wäre die Sitzung der Stadtverordnetenversammlung am 17. März genau der richtige Ort und die richtige Zeit dafür gewesen, um den Beweis dafür vorzulegen. Die Chance hat er mit der eindringlichen Einschwörung der Abgeordneten seiner Partei leider gründlich versaut. Und welchen Wert "mehr Bürgernähe" für die OBI-Parteien "in der Zukunft" hat, das haben wir in der Vergangenheit mehr als oft genug erfahren.


    Planlose Planer

    Die Nordsee-Zeitung berichtete weiterhin, Herr Bödeker (CDU, Fraktionsvorsitzender) sei der Ansicht, die Einwände von Bürgern und Architekten bezüglich der "schlechten Architektur", die dürfe man an dieser Stelle nicht so genau nehmen. Will heißen: Anstatt den Süden des Stadtteils Lehe städtebaulich aufzuwerten kann man - wie schon ein bis zwei Kilometer weiter südlich in Geestemünde praktiziert - auch hier ruhig noch alles mit hässlichen Baumärkten, Discountern und Supermärkten vollstopfen. Die Bremerhavener werden's schon schlucken.

    Auch auf die Frage, wie auf dem verbleibenden Drittel des ehemaligen Bremerhavener Festgeländes zukünftig der Freimarkt noch funktionieren soll, meint Herr Bödeker eine Antwort zu haben. Das passe schon. Die Schausteller müssten ihren Fuhrpark ja nicht auf dem Festgelände parken. Hallo? Wo denn sonst? Auf dem nicht vorhandenen Seitenstreifen der Stresemannstraße vielleicht? Oder mitten auf der Melchior-Schwoon-Straße? Und der Platz zwischen den Marktbuden und Fahrgeschäften, wo die Zugmaschinen und Wohnwagen der Schausteller bisher standen? Bleibt der dann ungenutzt?

    Darüber, dass es in Bremerhaven zukünftig keine Open-Air-Konzerte mehr geben wird, weil der verbleibende Rest des ehemaligen Veranstaltungsgeländes Wilhelm-Kaisen-Platz dafür zu klein sein wird, macht sich Herr Bödeker ebenfalls keine Sorgen. Die seien auf der Seebäderkaje sowieso besser aufgehoben.

    Wie bitte? Wenn Herr Bödeker sich auf der Seebäderkaje stehend einmal umsehen würde, dann würde er gewiss auch die hohe Mauer an der östlichen Grenze der Seebäderkaje nicht übersehen können, die den dahinterliegenden "Zoo am Meer" gegen Sturmfluten schützen soll. Und wenn er sich dann vielleicht einmal mit Tierschützern über seine grandiose Idee unterhalten würde, dann würden die ihm sicher so einiges darüber erzählen, was der vom Lärm eines Rock-Konzerts erzeugte Stress für die Gesundheit der daneben lebenden Tiere bedeutet.


    Ignorierter Protest

    Immerhin hat die Demonstration vor den Türen der Stadtverordnetenversammlung am 17. März den OBI-Parteien aber gezeigt, dass es bedeutend mehr Vertreter derjenigen Menschen in Bremerhaven gibt, die den Sch.. OBI-Baumarkt auf dem Wilhelm-Kaisen-Platz nicht haben wollen, als es Stadtverordnete und Parteibonzen gibt, die sich darüber hinwegsetzen. Und das, obwohl die Mehrheit derjenigen, die gerne an der Demonstration teilgenommen hätten, mitten in der Woche und mitten am Tag aus beruflichen Gründen keine Gelegenheit dazu hatten. Außerdem hat die Demonstration gezeigt, dass das genannte Mengenverhältnis auch dafür steht, dass die Bürger von den beiden OBI-Parteien die Nase voll haben. Und es ist völlig egal, wieviele Demonstranten dort waren: Auch 500 oder 1000 hätten nichts geändert, weil das alles von vornherein ein abgekartetes Spiel war!


    Wehrloser Tanzbär

    Hinzu kommt, dass die Zustimmung der SPD zu den "Wünschen" der CDU sich innerhalb der SPD scheinbar überwiegend auf die paar Leute an der Spitze der Partei beschränkt, während ein großer Teil der Parteibasis eigentlich nichts davon hält. Das hat schon der Kampf um das Phillips-Field gezeigt, und auch Informationen über die Diskussion innerhalb der SPD, über die vorgestern in der Nordsee-Zeitung berichtet wurde, und die in krassem Beispiel zur Zustimmung ihrer Stadtverordneten zu OBI auf dem Wilhelm-Kaisen-Platz steht, spricht Bände.

    Die SPD hatte ja unter den Wahlberechtigten "traditionell" eigentlich immer eine recht solide Basis in Bremerhaven. Ob das immer noch so ist, kann ich schlecht beurteilen. Während der letzten Legislaturperiode hat sie jedenfalls alles in ihrer Macht stehende dafür getan, ihre Position zu schwächen. Ob ihr das gelungen ist, wird sich bei der Wahl zur Stadtverordnetenversammlung am 22. Mai 2011 zeigen. Als Partei mit den meisten Sitzen in der Stadtverordnetenversammlung (16 von insgesamt 48 Sitzen) hat sie sich von der CDU (12 von insgesamt 48 Sitzen) wie ein wehrloser Tanzbär gehörig an der Nase herumführen lassen.


    Keine weiteren Märkte in Lehe!


    (Quelle: Nordsee-Zeitung vom 17.03.2011)

    Freitag, 18. März 2011

    Atomkraftwerke abschalten

    Atomkraft? Nein Danke!Wenn in den Medien über den Kampf der letzten 50 Menschen gesprochen wird, die weiterhin alles in ihrer Macht stehende versuchen, um die massive Freisetzung radioaktiver Partikel aus der havarierten Atomanlage "Fukushima" in die Umwelt zu verhindern oder zumindest hinauszuzögern, bis sich vielleicht eine Lösung finden könnte, dann heißt es auch immer wieder, diese Menschen seien schon so gut wie tot. Sie würden sich für ihre Mitmenschen opfern.

    Nach den Erfahrungen aus der Reaktorkatastrophe im Atomkraftwerk "Tschernobyl" und den Informationen, die inzwischen über die Situation in der Atomanlage in Japan bekannt sind, muss man wohl davon ausgehen, dass den meisten von ihnen Krankheit und ein früher Tod bevorstehen.


    Erschreckende Parallelen

    Auch wenn die Ereignisse nicht die gleichen Ursachen haben, so sind die Parallelen zwischen "Tschernobyl" und "Fukushima" im weiteren Verlauf erschreckend. Herr Rosen (Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkriegs) sagte gestern Nachmittag in der ARD-Tagesschau, von den 800000 jungen Menschen, die in Tschernobyl - quasi im Zwangsdienst - versuchten die Folgen des Super-GAUs zu bekämpfen, seien mehrere 10000 - vielleicht 100000 - bereits verstorben. Diese Menschen wurden damals von den Behörden der Sowjetunion über das wahre Potential der von der Strahlung ausgehenden Gefahren im Unklaren gelassen. - Sie wurden quasi "verheizt".

    So gesehen scheint sich der Betreiber der Atomkraftanlage "Fukushima" gegenüber seinen Mitarbeitern, die sich im Gegensatz zu ihren sowjetischen Kollegen über das Schicksal, das sie erwartet, wahrscheinlich im klaren sein werden, verantwortungsvoller zu verhalten. Die sich daraus ergebenden Folgen für das um ein vielfaches dichter besiedelte Japan und seine Bevölkerung könnten sich aber noch als weitaus verheerender erweisen.

    Herr Pflugbeil (Gesellschaft für Strahlenschutz, Präsident) sagte gestern Nachmittag in der ARD-Tagesschau, der kritische Punkt in der Atomkraftanlage "Fukushima" sei das Abklingbecken des Atomreaktorblocks 4. Es enthalte offensichtlich kein Wasser mehr, so dass die darin gelagerten Brennelemente aus mehreren Jahren trocken liegen. Diese müssten dringend gekühlt werden. Anderenfalls würden die Brennelementehüllen bersten und der ganze "radioaktive Dreck" gelange in die Umwelt. Dann könne niemand mehr dort arbeiten, und aufgrund der ausgefallenen Kühlung werde ein Atomreaktor der Anlage nach dem anderen "schlimm enden" - und das radioaktive Potential in der Atomkraftanlage sei gigantisch.

    In Tschernobyl dauerte es bis zum 3. Mai 1986, bevor nach den Einwohnern der nahe am explodierten Atomreaktor gelegenen Stadt Prypjat weitere Menschen aus einem Umkreis von 10 km um das Atomkraftwerk herum evakuiert worden waren. Am 4. Mai 1986 wurden dann weitere 116000 Menschen aus einem 30 Kilometer Radius evakuiert. Hinzu kamen 210000 Menschen, die in den darauf folgenden Jahren noch umgesiedelt wurden. Heute umfasst die Sperrzone eine Fläche von 4300 Quadratkilometern.

    Im Umkreis der Atomkraftanlage "Fukushima" galt Anfangs ein Evakuierungsradius von 10 Kilometern. 60000 Menschen wurden aufgefordert, diese Zone zu verlassen. Die Menschen in einem 30 Kilometer Radius sollten in ihren Häusern bleiben. Inzwischen wurde die Evakuierungszone in Japan auf 30 Kilometer um die havarierten Atomreaktoren erweitert. In der ARD-Tagesschau war gestern Abend zu sehen, wie der Direktor der US-Atomaufsicht vor einem Kongressausschuss die Vermutung äußerte, die japanische Betreiberfirma (Tepco) der Atomkraftanlage "Fukushima" verheimliche den Ernst der Situation. Im Abklingbecken des Reaktorblocks 4 sei kein Wasser mehr vorhanden. Die Strahlung sei daher dort extrem hoch und beeinträchtige die Arbeiten zur Eindämmung der Folgen der Atomreaktor Havarien auf dem Gelände der Anlage. Die Strahlendosis, der die Arbeiter vor Ort ausgesetzt sind, sei in einem relativ kurzem Zeitraum potentiell tödlich und er halte einen deutlich größeren Evakuierungsradius von 80 Kilometern für erforderlich ...


    Ein Fall von Kindesmissbrauch

    Wenn ich sehe, in welche Lage die wespenfarbene Bundesregierung uns mit der Aufkündigung des Atomkonsens gebracht hat, auch bezüglich der mit ihrem Deal mit den Atomkonzernen verbundenen juristischen Fallstricke, dann platzt mir der Kragen! Da sitzen sie jetzt - die Damen und Herren Politiker von der CDU, der CSU und der FDP - in den verschiedensten Talk-Runden der ARD, des ZDF und einiger privater Fernsehsender, und verteidigen "ihre Atompolitik" mit dem gewohnten bla-bla-bla gegen die Kollegen der Opposition und die Vertreter von Umweltverbänden etc.

    Wie sie sich winden, wenn sie nicht sagen wollen, dass sie die Risiken nicht sehen wollen und dass sie beabsichtigen, uns weiterhin den Gefahren auszusetzen, die vom Betrieb ihrer Atomkraftwerke ausgehen, und wie sie deshalb versuchen, ihre Botschaft nett in leere Worthülsen zu verpacken. So wie Herr Teyssen (Eon, Vorstand) gestern Abend in der ZDF-Sendung "Maybrit ILLNER" ... - als er von seinen Kindern sprach, die für ihn das wichtigste auf der Welt seien. Gleich zu Beginn der Sendung stellte Frau Illner Herrn Teyssen die Frage: "Sind und bleiben sie ein überzeugter Befürworter der Kernenergie?"

    Nach einleitenden Worten über die Naturkatastrophe in Japan, über Energiearten im allgemeinen, und seiner Verantwortung für die Sicherheit der Kraftwerke im besonderen, fuhr er fort: "... Für mich ist das auch eine ganz menschliche, eine ganz private Frage. Ich habe vier Kinder. Das ist das Wichtigste was ich habe, die wohnen 20 Kilometer von einem Kernkraftwerk entfernt. Und sie können sicher sein, dass ich ab Freitag kein Kernkraftwerk zugelassen hätte, zu betreiben, wenn ich an dessen aktueller Sicherheit irgendeinen Zweifel hätte. Dazu brauchen wir keine behördliche Anordnung und keine Regierung. Wir haben uns vergewissert, aber, es kann nicht einfach alles sein wie vorher, wir müssen die Konsequenzen abwägen, wir müssen genau verstehen was passiert ist, und das kann Änderungen bedingen, nur, äh, wir müssen prüfen ..." An diese Stelle wurde er von Frau Illner unterbrochen, die das Wort an einen anderen Gast ihrer Gesprächsrunde weitergab.

    Und das war gut so, weil ich merkte, wie wieder einmal - wie schon so oft in den letzten Tagen - die Übelkeit in mir aufstieg.

    Seit Freitag, dem Tag der Naturkatastrophe und der ersten Probleme in den Atomkraftwerken in Japan, hätte Herr Teyssen also "kein Kernkraftwerk zugelassen .., zu betreiben" wenn er "an dessen aktueller Sicherheit irgendeinen Zweifel hätte." Und wie hielt er es vorher damit, wenn er jetzt die Betonung auf seit Freitag legt? Wenn er seit dem 26. April 1986 etwas dazu gelernt hätte, dann hätte Herr Teyssen sich längst nach einem anderen Job umgesehen. Der Lernerfolg seit dem dem letzten Freitag war allerdings auch gleich Null: "... wir müssen genau verstehen was passiert ist, und das kann Änderungen bedingen ..." Hallo?

    Die Ursache zu verstehen sollte ja wohl nicht allzu schwer sein: Aufgrund eines Erdbebens mit anschließendem Tsunami wurden für den Betrieb der Atomkraftanlage wichtige Teile, unter anderem Teile der Kühlsysteme zerstört, und die für die Aufrechterhaltung der Sicherheit benötigte Notstromversorgung funktionierte nur bedingt und nicht lange genug. Es ist unwahrscheinlich, dass ein Atomkraftwerk in Deutschland durch ein Erdbeben mit anschließendem Tsunami beschädigt wird. Wenn es aber aufgrund irgendeiner anderen Ursache zum Ausfall der Kühlung und der Sicherheitseinrichtungen in einem Atomkraftwerk in Deutschland kommen sollte, dann werden die Folgen die gleichen sein, wie in den Atomkraftwerken "Tschernobyl" und "Fukushima". Auf die Frage, welche Änderungen das gegebenenfalls bedingen könnte, gibt es nur eine einzige Antwort:

    Atomkraftwerke abschalten!

    Wer sagt, seine Kinder, die 20 Kilometer von einem Atomkraftwerk entfernt wohnen, seien das wichtigste für ihn, und angesichts der Situation in der Atomanlage "Fukushima" nicht dafür sorgt, dass der Atommeiler in der Nachbarschaft seiner Kinder umgehend vom Netz geht ... - aber das kann man ja eigentlich schlecht machen, weil man sich mit seinen Atomkraftwerken schließlich schon so manche goldene Nase verdient hat ... - der missbraucht seine Kinder zur Durchsetzung seiner Geschäftsinteressen!


    Tschernobyl, Fukushima, ... - Grohnde?

    Was muss noch alles passieren, bevor Phrasen wie "wir müssen prüfen", "wir müssen verstehen", "sichere Kernkraftwerke" oder "CO2 freie Brückentechnologie" endlich aus dem Vokabular der Atomkonzerne und ihrer politischen Handlanger verschwinden?

    Muss es dafür zuerst zu einem Super-GAU in einem der deutschen Atomkraftwerke kommen? Vielleicht in Grohnde? Mitten in Deutschland?
    • Würde das vielleicht ausreichen, um die von den geldgierigen Atomkonzernen ferngesteuerten Polit-Marionetten dazu zu bewegen, wenigstens etwas ernsthafter die Möglichkeit ins Auge zu fassen, dass es vielleicht doch keine so schlechte Idee wäre, die Atommeiler auf der Stelle abzuschalten?

    Die infolge des Super-GAUs von 1986 im Atomkraftwerk Tschernobyl verstrahlte Fläche in der Ukraine, Belarus und Russland ist fast 150000 Quadratkilometer groß. Das entspricht etwas weniger als der dreifachen Fläche der Schweiz (41285 Quadratkilometer). Vor einem Jahr hatte ich mir einmal die Mühe gemacht, dreimal die Fläche der Schweiz mit dem Atomkraftwerk "Grohnde" im Zentrum auf das Territorium der Bundesrepublik zu projizieren. Es braucht wohl nicht viel Phantasie, um sich auszumalen, was ein Super-GAU mitten in Deutschland für unsere Gesellschaft bedeuten würde.

    Was der Beginn einer zusammenbrechenden Infrastruktur in einer hochtechnisierten Industriegesellschaft bedeutet, kann man zur Zeit jeden Tag in den Nachrichten über das von der dreifachen Katastrophe gebeutelte Japan beobachten. Die Leute frieren bei winterlichen Temperaturen, die Ärzte in den Krankenhäusern sind gezwungen die Patienten auszuwählen, bei denen die Chancen auf Heilung am größten sind und die anderen warten zu lassen - oder wegzuschicken. Strom wird rationalisert und steht nur stundenweise zur Verfügung ...

    Wenn es nach mir ginge, wäre es besser, wir würden uns jetzt etwas einschränken, um weniger Strom zu verbrauchen, als dass wir eines Tages in einer Strahlenwüste vor dem Nichts stehen. Noch ist es für uns nicht zu spät. Noch haben wir die Gelegenheit zu handeln. Noch können wir die Atomkraftwerke in Deutschland abschalten. Anschließend müssen wir uns dann aber auch um diejenigen in der Schweiz, in Frankreich, in Belgien, in den Niederlanden und in Tschechien kümmern.


    Atomausstieg in die eigenen Hände nehmen

    Jetzt, wo die Atomkonzerne in Deutschland plötzlich ihre Felle davonschwimmen sehen, drohen sie mit teuerem Strom und Schadenersatzansprüchen. Dabei sind sie nicht einmal ansatzweise ausreichend versichert, um im Falle eines Super-GAUs auch nur einen Hauch von Schadenersatz an die Bürger der Bundesrepublik zahlen zu können. Von den offiziellen und versteckten Subventionen für Forschung und Entwicklung sowie für den Betrieb der Atomkraftwerke und die gigantischen Kosten und Probleme, die im Zusammenhang mit der sicheren Verwahrung des Atommülls schon angefallen sind und mit denen noch unzählige Generationen unserer Nachfahren belastest sein werden, einmal ganz abgesehen. Wenn hier in diesem Zusammenhang irgendjemand das Recht hat, Schadenersatz zu fordern, dann sind es die kommenden Generationen, denen die heute lebenden Generationen zu Schadenersatz verpflichtet sind. Da das nicht möglich ist, stehen wir ihnen gegenüber in der Pflicht, den Schaden der schon angerichtet ist, wenigstens zu begrenzen. Die Lösung dafür lautet:

    Atomkraftwerke abschalten!


    Aber wenn die Betreiber ihre Atomkraftwerke heute nicht freiwillig abschalten, dann überlegen sie es sich vielleicht ja doch noch einmal, wenn niemand mehr ihren Atomstrom haben will. Die Tagesschau berichtete gestern Nachmittag, ein Online Vergleichsportal habe einen starken Zuwachs bei Nachfragen nach einem Wechsel zu Ökostrom-Anbietern verzeichnet, die keinen Vertrag mit Atomkraftwerksbetreibern für den Bezug ihres Stroms abgeschlossen haben: In den letzten Tagen sei die Nachfrage bei Ökostromanbietern um 60 Prozent gestiegen. Allerdings ist dort, wo "Öko" drauf steht, nicht unbedingt ausschließlich "Öko" drin.

    Zum einen ist daran der Handel mit den CO2-Zertifikaten schuld. Unter dem Deckmantel zugekaufter CO2-Zertifikate kann schon leicht die eine oder andere Kohlekraft-Kilowattstunde grün gewaschen werden. Zum anderen sollte man sich auch die Bezugsquellen und die Investitionspolitik der Anbieter von Strom aus regenerativen Energiequellen etwas genauer ansehen.

    Einen guten Anbieter erkennt man an seinen Investitionen in den Ausbau neuer regenerativer Energiequellen. Dazu sagte Herr Krawinkel (Verbraucherzentrale, Bundesverband) im Filmbeitrag der Tagesschau, viele Ökostromanbieter würden es sich zu einfach machen. Sie würden lediglich den ohnehin vorhandenen Wasserkraftstrom aus Norwegen oder Österreich importierten. Da die Kapazität der Stromerzeugung jedoch gleich bleibe, sei das nichts weiter als eine Umverteilung. Wenn mehr Strom aus Norwegen oder Österreich nach Deutschland exportiert würde, dann müssten die Versorgungslücken in diesen Ländern durch "schmutzigen" Strom ergänzt werden.


    (Quellen: Maybrit Illner vom 17.03.2011, Tagesschau vom 17.03.2011, Tagesthemen vom 17.03.2011)

    Donnerstag, 17. März 2011

    Bürgerprotest gegen Baumarkt



    Allen Unkenrufen der Politiker der Großen Koalition zum Trotz:
    Es herrschte dichtes Gedränge vor dem Saal der Volkshochschule
    Bremerhaven, in dem heute die Sitzung der Stadtverordneten-
    versammlung stattfand, in der über die Bebauung des Wilhelm-Kaisen-Platzes zu entscheiden.


    In einer Pressemitteilung der FDP-Fraktion vom 17.03.2011 hieß es dazu: Anlässlich der heutigen Sitzung der Stadtverordnetenversammlung fordert die FDP-Fraktion den Magistrat auf, die Beschlussvorlage zur Bebauung des Wilhelm-Kaisen-Platzes auszusetzen. "Die Verkaufsflächenentwicklung in der Seestadt ist nicht nachvollziehbar und erfolgt über die Köpfe der Bürgerinnen und Bürger hinweg", so der baupolitische Sprecher Bernd Schomaker, der im Vorhaben nach wie vor ein Kompensationsgeschäft für die geplatzte Supermarktansiedlung auf dem Phillips-Field sieht.






    Dass viele Bremerhavener Bürger das auch so sehen, beweist die große Zahl der Demonstranten. Den Transparenten und Schildern waren viele weitere Kritikpunkte an dem Projekt "OBI-Baumarkt auf dem Willhelm-Kaisen-Platz" zu entnehmen, das die Große Koalition vor der Wahl zur Stadtverordnetenversammlung am 22. Mai "noch mal eben schnell" und über die Köpfe der betroffenen Bürger hinweg durchpeitschen will. Da der Zeitrahmen meiner Mittagpause begrenzt ist, konnte ich mir leider nicht anhören, wie in der Sitzung der Stadtverordnetenversammlung mit dem Thema und mit dem Protest der Bürger umgegangen wurde.

    Aber ich befürchte, das wird ohnehin eine reine Durchwink-Zeremonie gewesen sein. Darauf weist auch der Inhalt der Pressemitteilung der FDP hin: "Angesichts der Tatsache, dass der zukünftige Baumarktbetreiber bereits eine Stellenanzeige geschaltet hat, gerät die Beschlussfassung in der Stadtverordnetenversammlung zur Farce", empört sich Schomaker. "CDU und SPD haben bereits entschieden, aber dabei leider vergessen, dass die Politik in Bremerhaven nicht für die Parteien, sondern für die Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt da sein sollte."




    Auf den Schildern kam auch immer wieder die Angst der Menschen um ihre Arbeitsplätze zum Ausdruck, und die Wut der Menschen über abzusehende neue Leerstände in den Geschäfts- und Einkaufsstraßen der Stadtteile ist nahezu spürbar. Vor diesem Hintergrund sind die Stellenanzeigen des zukünftigen OBI-Baumarkts und die arrogante Ignoranz der Großen Koalition gegenüber den Betroffenen selbst für mich unerträglich, obwohl ich nicht im Einzelhandel oder gar in einem der beiden benachbarten Baumärkte beschäftigt bin.

    Wohl auch diesen Umständen ist es zu verdanken, dass so viele gekommen waren, um ihrem Protest Ausdruck zu verleihen. Zu einer anderen Tageszeit, oder an einem Wochenende hätten sich die Menschen mit Sicherheit bis auf die Straße gedrängt. Ich konnte zum Beispiel auch nur deshalb kurz dort sein, weil ich zufällig in der Nähe arbeite. Weil ich außerdem keine festen Pausenzeiten habe konnte ich meine halbe Stunde Mittagspause dafür nutzen.






    Als sie sich auf ihrem Weg in den Sitzungssaal durch die Menge drängen mussten, werden die Stadtverordneten werden es  wohl schon registriert haben, dass deutlich mehr als "nur eine Handvoll Leute" den Weg zur Demonstration "gefunden" hatten. Und wer von den Damen und Herren des Lesens mächtig ist, der wird es kaum übersehen haben, warum die ganzen Leute dort im Weg herumstanden. Herr Teiser und einige seiner CDU-Kollegen wurden außerdem mit lauten Pfiffen und Buh-Rufen empfangen.


    Keine weiteren Märkte in Lehe!


    Zum Vergrößern bitte auf die Fotos klicken
    (Foto wird in einem neuen Fenster geöffnet)