Deutschlandweite Anteilnahme

Bremerhaven: Mahnwache für die Betroffenen der Atomkatastrophe in Japan

Heute Abend versammelten sich viele Bremerhavener vor der Großen Kirche (Bürgermeister-Smidt-Gedächtniskirche) in Bremerhaven zu einer Mahnwache. Auch in vielen anderen Städten Deutschlands fanden heute ähnliche Aktionen statt.

Wir können damit den von den Folgen des GAUs im Atomkraftwerk "Fukushima" betroffenen Menschen in Japan zwar nicht helfen, und wir haben auch keinen Einfluss darauf, welche Atomlügen andere Regierungen ihren Bürgern auftischen und welchen Gefahren sie diese damit aussetzen, aber wir sind in der glücklichen Situation, dass wir uns - bisher noch! - selbst helfen können. Da die politisch Verantwortlichen die Atommeiler nicht freiwillig stillegen, müssen wir so lange Druck auf sie ausüben, bis sie endlich zur Vernunft kommen.

Und wir können den Menschen in Japan zeigen, dass sie uns nicht egal sind und unsere Betroffenheit ausdrücken. Um die vielen Toten können wir nur noch trauern. Den Überlebenden können wir unsere Anteilnahme zeigen. Und so schrecklich die materiellen Folgen des Erdbebens und des Tsunamis auch sind: Sie sind zeitlich begrenzt und werden sich irgendwann reparieren lassen. Die Folgen einer weitreichenden radioaktiven Kontamination sind jedoch weitaus schlimmer. Sie betreffen nicht nur die jetzt lebende, sondern noch sehr viele folgende Generationen der dort lebenden Menschen.



Atomausstieg in die Hand nehmen: Impressionen von der Menschenkette am 12.03.2011

Es ist eine traurige Ironie des Schicksals, dass der Atom-GAU in Japan zeitlich mit der Menschnkette entlang des Neckars zusammenfiel. Eigentlich wollten wir ja hauptsächlich Druck auf die Landesregierung von Baden-Würtemberg und auf die wespenfarbene Regierung in Berlin ausüben. Aber vielleicht ist das ja ein erholsamer Schock für diejenigen Menschen in Deutschland, die den Atomkonzernen und ihren politischen Handlagern bisher eher schicksalsergeben und hilflos gegenüberstehen.

Wer sich nicht traut, an einer Demonstration teilzunehmen, der kann sich aber zum Beispiel an Petitionen und Unterschriftenlisten beteiligen. Das demokratische Netzwerk Campact hat eine Petition initiiert, mit der Frau Merkel (CDU, Bundeskanzlerin) aufgefordert wird, die Verlängerungen der Betriebsgenehmigungen für die deutschen Atomkraftwerke zu widerufen, und sie statt dessen abzuschalten. Der Text lautet

Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel,

wir sind fassungslos und entsetzt über die Reaktorkatastrophe von Fukushima. Ziehen Sie daraus Konsequenzen: Machen Sie die Laufzeitverlängerung rückgängig und schalten Sie Atomkraftwerke ab - jetzt und endgültig!

Mit freundlichen Grüßen

Die Petition kann auf der Internetseite von Campact online unterzeichnet werden.

• Drei Monate die "Laufzeitverlängerung ausseitzen" reicht nicht, Frau Merkel! Wir lassen uns nicht mehr veräppeln!

Gerade im ARD-Magazin Fakt gehört:
Frau Merkel meint, wenn sie der Meinung wäre, die Atomkraftwerke in Deutschland seien nicht sicher, dann würde sie ja ihren Amtseid brechen.

Ach ja?

Für alle unter euch, die es noch nicht wissen sollten: Die Frau Merkel hat Physik studiert und ist Doktor der Naturwissenschaften (Dr. rer. nat.). Ich frage mich so langsam, ob es da nicht vielleicht eventuell doch - man kann ja nie wissen - möglicherweise irgendwelche Parallelen zur Qualifikation des Dr. a.D. zu Guttenberg geben könnte, dessen uneigen-, dafür aber um so selbstnützigere Doktorarbeit sie ja nie wirklich auch nur mit einem Hauch von Kritik bedacht hat.

Nee: Scherz beiseite.

Irgendwie neige ich bei diesen Themen in der letzten Zeit zum Sarkasmuss. Die physikalischen Forschungen Frau Merkels wurden laut einem Bericht des "Spiegel" 31.01.2010 jedenfalls mit sehr gut bewertet.

Wäre das nicht der Fall gewesen, dann hätte man ihr immerhin noch zugute halten können, dass sie möglicherweise auf die Märchen der Atomindustrie hereingefallen ist. Als Physikerin müsste sie jedoch zumindest so viel über Atomphysik wissen, dass sie wissen sollte, dass die Kinder mit ihrem Schulwissen in Physik heutzutage offenbar schon mehr über die Gefahren der Atomkraft wissen als sie selbst. Anhand meines Schulwissens konnte ich mir damals anhand der Halbwertszeiten einiger Radionuklide jedenfalls schon ausrechnen, dass der Atommüll nach menschlichen Maßstäben "für die Ewigkeit" eine ständige Gefahr darstellen wird.

Dass das Schulwissen und eine unabhängige Presse aber durchaus Früchte tragen können, belegt auch die folgende Umfrage des "Deutschland Trends".

Die ARD-Tagesthemen berichteten am 14.03.2010, sie hätten das Meinungsforschungsinstitut Infratest dimap mit einer Meinungsumfrage beauftragt, für die heute im Laufe des Tages bundesweit 909 Wahlberechtigte befragt worden sind.

• Demnach treten 80 Prozent der Deutschen für die Rücknahme der Betriebsgenehmigungen für die deutschen Atomkraftwerke ein.

• 70 Prozent von ihnen halten einen Atomkraft Unfall wie in Japan auch in Deutschland für denkbar und 39 Prozent sorgen sich darum, dass Radioaktivität aus Japan auch nach Deutschland gelangen und hier Luft, Wasser und Lebensmittel verunreinigen könnte.

• Die angekündigte dreimonatige Aussetzung der Laufzeitverlängerung und Überprüfung aller deutschen Atomkraftwerke befürworten 80 Prozent der Deutschen.

• Ebenfalls 80 Prozent fordern, die geplanten Verlängerungen der Betriebsgenehmigungen für die Atomkraftwerke ganz zurückzunehmen.

• 72 Prozent der Deutschen unterstützen die Forderung, die sieben ältesten deutschen Atomkraftwerke sofort vom Netz zu nehmen

• Auch für die schnellstmögliche Stillegung aller deutschen Atomkraftwerke findet sich mit 53 Prozent eine Mehrheit.

Die Ergebnisse der Meinungsumfrage repräsentieren die Meinung der "Schweigenden Mehrheit", die Klaus der Geiger an Samstag Morgen im Stuttgarter Bahnhof besang (ziemlich zu Anfang meines Videos). Meiner Einschätzung nach sind es diese "schissigen" Mitbürger, die den Wespen in Berlin den Stachel ziehen könnten, wenn sie bei den folgenden Wahlen ihre Kreuzchen nicht wie gewohnt in die Felder für die CDU, die CSU oder die FDP setzen, sondern ausnahmsweise einmal in diejenigen irgendeiner anderen Partei ihres Vertrauens.


Update: 15.03.2011, 07:00 Uhr

(Quelle: Spiegel vom 31.01.2010, ARD-Tagesthemen - Deutschlandtrend Extra vom 14.03.2011, Wikipedia)