Donnerstag, 10. Februar 2011

Das Geschwätz von gestern

Am 22. Mai 2011 finden in Bremerhaven die Wahlen zur Stadtverordnetenversammlung statt. Wenn man überlegt, welcher Partei und welchen Kandidaten man seine Setimme geben will, dann lohnt es sich immer, etwas in der jüngeren Vergangenheit zu wühlen. Ich werde jedenfalls keiner Partei meine Stimme geben, die den Interessen des Stadtteils, in dem ich lebe, schadet und deren Geschwätz von gestern sie heute nicht mehr kümmert. Ein "nettes Beispiel" dafür ist die politische Willkür rund um das Bremerhavener Fest- & Veranstaltungsgelände auf dem Wilhelm-Kaisen-Platz:
  • "... Für den Wilhelm-Kaisen-Platz ist eine Gestaltung zu entwickeln, die nicht nur die Funktionsfähigkeit des Areals stärkt, sondern auch die besondere Eingangssituation zum Stadtteil Lehe berücksichtigt. Auch nach der Umgestaltung des Platzes bleiben die traditionsreichen Freimärkte, die untrennbar mit dem Stadtteil Lehe verbunden sind, an diesem Standort erhalten. ..."

    SPD: "Für ein lebenswertes Lehe"
    (24.08.2004, aus den Unterlagen von Herrn Janßen,
    damals Sprecher der Stadtteilkonferenz Lehe)
  • "... Die CDU-Stadtverordnetenfraktion hat mehrfach erklärt, dass sie einer Bebauung des Wilhelm-Kaisen-Platzes nicht zustimmen wird. Der Platz wird auch weiterhein als zentraler Veranstaltungsort in Bremerhaven benötigt. Für das von der Politik zugesicherte Eisstadion und die Stadthalle müssen Stellplätze für bis zu 8000 Besucher vorgehalten werden. ..."

    Aus einer Pressemitteilung der CDU vom 27.02.2006
    (Herr Bödeker, CDU, Fraktionsvorsitzender)

Der Wilhelm-Kaisen-Platz wurde nicht umgestaltet. Er sieht heute noch genau so aus, wie vor 50 Jahren. Seine Funktion hat darunter jedoch nie gelitten.

Im Jahre 2006 gab es eine Anfrage des Baumarkts "Max Bahr", dessen Gelände sich gegenüber des Wilhelm-Kaisen-Platzes auf der östlichen Seite der Stresemannstraße befindet, die den Wunsch nach einem Umzug auf den Wilhelm-Kaisen-Platz zum Inhalt hatte. Bevor die Politik den Wunsch ablehnte, wurde im Zuge der Überlegungen bezüglich der Folgen eines solchen Umzugs darüber nachgedacht, das Festplatzgelände vom Wilhelm-Kaisen-Platz auf das nach dem Abriss des Werftbetriebs "Geeste Metallbau" frei gewordene Gelände zwischen der Stadthalle und dem Geesteufer zu verlegen. Schon damals wurde auf die damit verbundenen Kosten für die Befestigung des Geländes und die Bereitstellung der Infrastruktur (Strom, Wasser) verwiesen. Daran hat sich bis heute nichts geändert - auch wenn diese Variante jetzt erneut auf den Tisch gelegt und verworfen wurde:
Am 27. Mai 2009 berichtete die Nordsee-Zeitung, das Projekt der CDU, auf dem Phillips-Field einen Kaufland-Vollsortimenter anzusiedeln, sei zwar bis zum Ende der Legislaturperiode im Mai 2011 auf Eis gelegt. Trotzdem solle das Baurecht geändert werden, so dass nach der Wahl zur Stadtverordnetenversammlung im Mai 2011 doch noch ein Groß-Discounter auf dem Phillipsfield angesiedelt werden könne. Dafür habe der Bauausschuss mit den Stimmen von SPD und CDU grünes Licht gegeben. Diese Einigung wurde auf Grundlage eines - nicht nur aus meiner Sicht - faulen Kompromisses erreicht. In den folgenden Absätzen schrieb die Nordsee-Zeitung nämlich, der Investor Ten Brinke dürfe aufgrund der vorerst nicht möglichen Kaufland-Ansiedlung auf dem Phillips-Field direkt gegenüber auf dem Wilhelm-Kaisen-Platz einen OBI-Baumarkt errichten. Nach der Wahl würden die Karten dann neu gemischt.

Will heißen, Ten Brinke baut jetzt erst einmal "OBI" auf dem Wilhelm-Kaisen-Platz und - sofern es in der Macht der Bremerhavener CDU liegt - in den Jahren von 2011 bis 2015 außerdem auch noch "Kaufland" auf dem Phillips-Field. Auf der Strecke bleiben werden dabei das Bremerhavener Fest- und Veranstaltungsgelände, der Baumarkt "Max Bahr" in direkter Nachbarschaft zu einem flächenmäßig ungleich größeren "OBI"-Baumarkt mit Gartencenter, der unter anderem von Betriebssportgruppen genutzte Sportplatz "Phillips-Field", sowie der unter dem Konkurenzdruck eines "Kaufland" Vollsorimenters leidende Einzelhandel im der benachbarten Hafenstraße, die ich noch als lebendiges Geschäftszenrum im Süden Lehes in Erinnerung habe.

Ich möchte auch zukünftig die Hafenstraße für den Einkauf des täglichen Bedarfs nutzen können, und mir ist daran gelegen, dass auf dem Wilhelm-Kaisen-Platz weiterhin Zirkus-Gastspiele, Frühjahrs- und Freimarkt, sowie viele andere Veranstaltungen im gewohnten Umfang stattfinden können. Deshalb muss endlich Schluss sein mit der Großen Koalition aus SPD und CDU, und zumindest die CDU würde ich mitsamt ihren Super- und Baumarkt-Plänen gerne in der Opposition sehen. Vor allen Dingen muss aber endlich ein Schlussstrich unter den Wildwuchs der Discounter und Supermärkte in Bremerhaven gezogen werden, die in der Vergangenheit zum Ausbluten der gewachsenen Geschäftszentren in den Stadtteilen geführt haben. Wenn nach der Wahl und dem "Mischen der Karten" auch die bisherigen Oppositionsparteien FDP, die Linke und die Grünen stärker vertreten sein sollten, dann könnte ich mir gut vorstellen, dass es auch in den Stadtteilen Lehe und Geestemünde wieder aufwärts gehen wird.

Keine weiteren Märkte in Lehe!


(Quellen: Nordsee-Zeitung vom 27.05.2009, Presseerklärung der CDU vom 27.02.2006, "Für ein lebenswertes Lehe" vom 24.08.2004)

1 Kommentar:

Frau Momo hat gesagt…

Ich hab gerade vorhin meine 20 Kreuzchen für die Hamburg Wahl gemacht, aber wenn ich eine Partei nicht in der Bürgerschaft sehen will, dann ist es die FDP. Die halte ich generell so überflüssig wie einen Kropf.
In Hamburg ist der Wechsel wohl so gut wie beschlossen und ich tue meinen Teil dazu, das dieser unsägliche CDU Bürgermeister endlich zurück in seine Heimat, nach Heidelberg kann.

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