Dass die wespenfarbene Bundesregierung dem Herrn Mappus in Baden-Würtemberg jetzt hilfreich unter die Arme greift, indem sie den strahlenden Schiet aus Karlsruhe den Menschen an der Ostseeküste Mecklenburg-Vorpommerns zum Fraß vorsetzt, lassen sich die Atomkraftgegner entlang der Transportstrecke und an vielen anderen Orten Deutschlands auch zwei Monate nach der ersten Atommüll-Schieberei im Dezember 2010 nicht kommentarlos gefallen. Diejenigen, die sich die radioaktive Suppe eingebrockt haben, sollen sie gefälligst auch selbst auslöffeln.
Das sahen wohl auch die zehn Greenpeace Aktivisten so, die sich in der Nacht von Montag auf Dienstag direkt hinter dem Zaun außerhalb des Geländes der ehemaligen Wiederaufbereitungsanlage Karlsruhe (WAK) an die Gleise ketteten und so seit Dienstagmorgen die Strecke für den Castor-Transport blockierten. Dabei waren sie so gründlich vorgegangen, dass es der Polizei nicht gelang, sie einfach so loszuschneiden. Den Polizisten blieb am Ende nichts anderes übrig, als die Gleise durchzutrennen und die Aktivisten mitsamt den Schienen abzutransportieren. Anschließend wurden die Gleise auf einer Länge von zehn Metern wieder verschweißt und festgeschraubt.
Greenpeace zitiert auf seiner Seite Herrn Smital (Greenpeace, Atomexperte) mit den Worten: "Ministerpräsident Mappus muss beim Thema Atommüll endlich Verantwortung übernehmen. Er muss seine Verweigerungshaltung endlich aufgeben und dafür sorgen, dass der Atomabfall aus Karlsruhe auch in Baden-Württemberg gelagert wird. Die hochstrahlende Plutoniumsuppe aus Karlsruhe hat in Lubmin nichts zu suchen." Recht hat er, denn das Atommüll-"Zwischen"-Lager Nord war eigentlich ausschließlich für die Aufnahme radioaktiver Abfälle aus dem Rückbau der ostdeutschen Atomkraftwerke Greifswald und Rheinsberg sowie den dort angefallenen Atommüll angelegt worden.
Insgesamt gelang es Greenpeace, die Blockade an der ehemaligemn WAK neun Stunden lang aufrecht zu erhalten.
Nachttanzblockade
Kurz nach 21 Uhr begann in Karlsruhe-Neureut dann die "Nachttanzblockade". Aus Anfangs ungefähr 150 Menschen war die Menge der Tanzenden eineinhalb Stunden später bereits auf 400 Personen angewachsen, und es kamen immer noch weitere ihnzu. Gegen 23 Uhr bewegte sich die Menge in Richtung der Schienen, auf denen später der Castor-Transport rollen sollte. Eine halbe Stunde darauf waren "gezählte 700 Leute" auf den Gleisen in Karlsruhe-Neureut und es kamen immernoch laufend weitere Demonstranten dazu. Am Mittwoch Morgen forderte die Polizei die Blockierer kurz nach ein Uhr auf, die Gleise zu verlassen. Um halb zwei Uhr begann sie dann damit, die Gleise zu räumen. Während der Räumung kam es im Polizeikessel zu Auseinandersetzungen. Die Atomkraftgegner warfen den Beamten später vor, Pfefferspray eingesetzt zu haben. Mehrere Personen seien dabei verletzt worden. Gegen drei Uhr war die Strecke wieder frei.
Die Atomsuppe ist unterwegs
Etwas später verließ der Zug mit den fünf Castor-Behältern das Gelände der ehemaligen WAK. In den Castoren befinden sich 140 Edelstahlbehälter, die ein radioaktives Glasgemisch enthalten. In dem Glas sind 60000 Liter der so genannten Atomsuppe aus der stillgelegten WAK eingeschmolzen worden, die zwischen 1971 und Ende 1990 bei der Aufbereitung rund 207 Tonnen abgebrannter Atombrennstäbe angefallen waren.
Zu Beginn des Transports führte die Strecke von der ehemaligen WAK im Norden der Stadt auf Straßenbahnschienen mitten durch Eggenstein-Leopoldshafen und weitere Karlsruher Vororte durch die Stadt bis zum Hauptbahnhof, wo die Castoren auf die Gleise der regulären Bahnstrecke umgesetzt wurden.
Nach Angaben von Greenpeace stammt der Atommüll in Karlsruhe ursprünglich zu drei Vierteln aus industriellen Atomanlagen in Baden-Württemberg. Über die Verarbeitung in der WAK des ehemaligen Atomforschungszentrums Karlsruhe wurde der hochradioaktive kommerzielle Atommüll still und heimlich zu Forschungsmüll umdeklariert. Die inzwischen verglasten flüssigen Abfälle aus dem Aufarbeitungsprozess haben eine Aktivität von 700 Billiarden Becquerel. Das ist um einge Hundert mal mehr, als die derzeitige Aktivität des gesamten im ehemaligen Salzbergwerk Asse-II gelagerten Atommülls.
Nach Ansicht von Herrn Smital müsse bei der Lagerung dieser Abfälle das Verursacherprinzip gelten. Daher müsse der Atommüll in Baden-Würtemberg bleiben. Für die Lagerung sei zum Beispiel das nur wenige Kilometer von Karlsruhe entfernt gelegene Zwischenlager beim Atomkraftwerk Philippsburg geeignet.
Um die Mittagszeit passierte der Zug mit den fünf Castoren Fulda. Eineinhalb Stunden später formierte sich eine Menschenblockade auf den Gleisen zwischen Ronshausen und Hönebach. Bevor der Zug die Blockade erreicht hatte gelang es der Polizei jedoch recht schnell, die Demonstranten neben dem Bahngleis einzukesseln, so dass der Transport die Blockadestelle gegen 14 Uhr passieren konnte. Eine halbe Stunde darauf gelang es 12 AktivistInnen jedoch, den Castor-Zug in Leina vor Gotha für 5 Minuten aufzuhalten.
Um 16:30 Uhr musste der Zug mit der unverdaulichen Suppe im Gepäck erneut seine Fahrt unterbrechen. Bei Schkopau, zwischen Merseburg und Halle an der Saale, blockierten zwei Aktivisten von "Robin Wood" eine Brücke. Kurz vor 17:00 Uhr meldete der Castor-Ticker: "Offenbar hängen die Kletternden von Robin Wood an den Gleisen fest gemacht unter der Brücke. Die Polizei scheint recht ratlos."
Nun: Ganz so ratlos waren die Beamten dann wohl leider doch nicht. Nach einer halben Stunde hatten sie den ersten Kletteraktivisten abgeseilt, und zwanzig Minuten später war auch der zweite Aktivist wieder auf dem Boden. Trotzdem dauerte es mehr als eine Stunde, bis der Castor-Transport sich um 17:45 Uhr wieder in Bewegung setzte.
(Quellen: SWR Video und -Nachrichten vom 15.02.2011, Castor Ticker, Greenpeace,)
1 Kommentar:
Inzwischen ist der Zug lt. Ticker kurz vor seinem Ziel. Ich bin gespannt, ob da noch jemand was im Köcher hat und es zumindest noch zu einer Verzögerung kommt.
Leider konnten wir diesmal beide nicht hinfahren und die Proteste vor Ort unterstützen.
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