Donnerstag, 3. Dezember 2009

Vor der Flut ...

... gäbe es noch die Möglichkeit, Schutzmaßnahmen einzuleiten. Diese Erkenntnis führte im Laufe der letzten Jahrhunderte zu immer aufwändigeren Küstenschutzmaßnahmen an der Nordseeküste. Auf der Internetseite des Cuxhavener Deichverbandes kann man nachlesen, dass die Deiche in der Zeit von 1600 bis 1980 von 3 auf 6,10 Meter erhöht werden mussten.

Bei Wremen ist der Deich nach der letzten Erhöhung 8,30 Meter hoch. Die Deiche lassen sich jedoch nicht endlos erhöhen. Sie bieten nur solange Schutz, wie das Wasser nicht ständig an ihren seewärts gelegenen Böschungen steht. Wäre das der Fall, dann würde das Wasser langsam in den Deich eindringen und ihn aufweichen. Der Druck des Wassers würde das aufgeweichte Material dann einfach wegspülen. Dass dieser Fall einmal eintreten könnte ist gar nicht so abwegig.

Die großen Gletscher halten das Inlandeis von Grönland fest - noch! Wenn diese Gletscher stärker schmelzen als bisher, dann wird das Inlandeis Grönlands irgendwann buchstäblich herauszufließen und der Meeresspiegel wird höher ansteigen, als man bisher angenommen hat. Der sieben Kilometer breite und 700 Meter dicke Helmheim-Gletscher in Grönland gleitet heute mit 30 Metern pro Tag doppelt so schnell wie früher ins Meer. 1996 floss der Kangerdlugssuaq-Gletschers noch mit einer Geschwindigkeit von fünf Kilometer pro Jahr - jetzt sind es beinahe 14 Kilometer, die das Eis in der gleichen Zeit zurücklegt.

Neben höheren Lufttemperaturen sind es vor allem steigende Wassertemperaturen, die das schnellere Abschmelzen der Gletscher von unten rasant beschleunigen. Je mehr arktisches Eis schmilzt, desto weniger Fläche wird die Sonnenstrahlen reflektieren und die Wassertemperatur des Meeres wird entsprechend schneller ansteigen. Zusätzlich werden durch den Klimawandel warme subtropische Wassermassen nach Grönland gelangen. Der Kangerdlugssuaq- und der Helmheim-Gletscher sind nur zwei von vielen Beispielen für das zunehmend beschleunigte Abschmelzen der Gletscher infolge der globalen Erwärmung.

Lediglich wegen eines erhöhten Schneefalls in der Antarktis ist ein bedrohlicher Anstieg des Meeresspiegels bisher ausgeblieben. Aber schon bei einer weiteren Erderwärmung um drei Grad könnte der Schneefall in der Antarktis den Verlust arktischer Eismassen zum Ende dieses Jahrhunderts nicht mehr ausgleichen. Modellrechnungen zeigen, dass das Grönlandeis dann umumkehrbar rapide schmelzen würde. Wenn in Kopenhagen nicht die verbindliche Basis für eine drastische Verringerung der Treibhausgas-Emissionen gelegt wird, dann könnte dieser Prozess bereits zur Mitte dieses Jahrhunderts unwiderruflich in Gang gesetzt werden.

Die weltweiten Eisvorkommen reagieren sensibler auf die globale Klimaerwärmung als bisher angenommen. Sollte das System umkippen, und würden das grönländische Inlandeis und die antarktische Eiskappe völlig abschmelzen, dann würde der Meeresspiegel um etwa 70 Meter ansteigen. Deutschland würde bis zum Fuße der Mittelgebirge im Meer versinken. Große Teile der Niederlande oder pazifischer Staaten wie Bangladesh würden weitgehend von der Landkarte verschwinden. Aber auch bei 7 Meter würden die Küstengebiete Deutschlands und weite Teile der Niederlande schon aufgegeben werden müssen. Das lässt sich zum Beispiel mit der Online Simulation "Flood Maps" recht eindrücklich nachvollziehen. Bei 14 Metern wären die Niederlande von der Landkarte verschwunden.

Anstatt gemeinsam gegen die Bedrohung der Zukunft der gesamten Menschheit zu kämpfen, ringen die Vertreter der internationalen Gemeinschaft um ihre eigenen Vorteile und die verschiedener von ihnen vertretener klimagasproduzierender Lobbys. Der Kampf um vermeintliche wirtschaftliche Vorteile verhärtet die Herzen der Menschen und schaltet ihren Verstand aus.

Während des evangelischen Kirchentags im Frühjahr dieses Jahres, war bei einer Veranstaltung im Rahmen des "Kirchentags am Meer" an der Bremerhavener Seebäderkaje der Schamane Angaangaq aus Kallaalit Nunaq in Grönland zu Gast. Er sagte, damit der Kampf gegen die Klimakatastrophe gelingen könne, sei es nötig, dass die Menschen ihre Weisheit über ihre Profitgier stellen. Die Menschen haben die ganze Welt erobert sie sind sogar in den Weltraum vorgedrungen. Keine Entfernung schien den Menschen bisher zu weit. Aber die größte Entfernung, welche die Menschen noch zurückzulegen hätten, sei die Entfernung von ihrem Verstand zu ihren Herzen. Die Gier nach Macht und Reichtum mache ihre Herzen kalt wie Eis. Angaangaq hat es sich deshalb zur Aufgabe gemacht, das Eis in den Herzen der Menschen zu schmelzen.

"Melting the ice in the heart of man is harder
than melting the big ice of Greenland"*)


- Noch 9 Tage bis Kopenhagen -
tcktcktck - The World Wants a Real Deal


*) Es ist schwerer das Eis in den Herzen der Menschen zum schmelzen zu bringen, als das Inlandeis Grönlands.


Count-Down für das Leben auf dem Planeten Erde:
  • 9 Vor der Flut ...


(Quelle: 3Sat nano vom 05.11.2009, Deichverband Cuxhaven)

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