Mittwoch, 31. Dezember 2008

Das alte Jahr


Spuren im Schnee


Das alte Jahr geht bald zu Ende,
das Neue ist jetzt nicht mehr weit.
Geschafft! Wir reiben uns die Hände:
Es kommt für uns 'ne and're Zeit.

Ob's besser wird, das neue Jahr?
Wer kann denn das schon heute wissen?
Vergessen bald, was schlecht einst war.
Das Gute werden wir vermissen.

©2008, Jürgen Winkler


Ich wünsche allen Menschen und all unseren Mitbewohnern unseres Planeten Erde, dass die Menschheit sich schnellstmöglich auf ein effektives und zielgerichtetes Vorgehen beim Kampf gegen die Klimaerwärmung einigt, anstatt weiterhin so planlos durcheinander zu irren wie die Spuren auf dem Foto im Schnee. Sollte ihr das nicht gelingen, dann wird das Leben, so wie wir es kennen, bald von der Erde verschwinden wie die Spuren mit dem Schnee in der Sonne. Außerdem wünsche ich allen von Kriegen, Hunger und Unterdrückung gebeutelten Menschen auf der Welt, dass sie noch zu ihren Lebzeiten erfahren, wie sich ein Leben Frieden und Freiheit anfühlt, dass die Satten den Hunger auf der Welt bekämpfen, und dass die Unterdrückten die Kraft finden, sich mit friedlichen Mitteln ihrer Tyrannen zu entledigen.

Euch allen wünsche ich für das neue Jahr alles Gute. Möge euch alles gelingen, was ihr euch für die nächste Zeit vorgenommen habt. Treibt es heute Abend nicht zu schlimm (und seid vorsichtig mit dem Feuerwerk).

Guten Rutsch!

Da bin ich wieder

Unser PC fing an, mit den Lüftern zu rappeln. Ein neuer CPU Lüfter musste her. Die Palette der Antworten auf meine Frage an die Bremerhavener Fachhändler nach einen neuen Lüfter für einen "alten" Pentium 3 Prozessor reichte von "Pentium 3? Die gibt's doch gar nicht mehr!" über ein verständnislos, mitleidiges Lächeln bis zu "Da muss ich einmal schauen, ob wir dafür überhaupt noch einen passenden liegen haben ... - Das wäre der einzige, der noch passen wird." Da war ich aber froh, dass wir am Ende doch noch mit einem blauen Auge davon kommen würden. Wegen eines defekten simplen Lüfters im Wert von 15 Euro gleich einen kompletten neuen PC kaufen zu müssen, wäre ja wohl etwas unverhältnismäßig gewesen. Der alte PC ist zwar "schon" 8 Jahre alt, war bisher aber für den "Hausgebrauch" immer noch gut genug für uns gewesen. Aber ich sollte mich zu früh gefreut haben. Als ich die neue Lüfter-Rarität eingebaut hatte, machte die mehr Krach als der alte Lüfter mit dem defekten Motorlager. Ich bekam zwar anstandslos das Geld dafür zurück, aber mit einem funktionierenden Lüfter wäre mir besser geholfen gewesen. Bei den Umbauarbeiten stellte sich zu allem Überfluss außerdem auch noch heraus, dass sich hinter dem Gerappel des CPU-Lüfters noch ein etwas weniger lärmender Grafikplattenlüfter mit dem gleichen Krankheitssymptom verbarg.

Glücklicherweise haben wir jetzt von einem Kollegen meiner Frau einen "gut gebrauchten" neuen PC bekommen, dessen Tochter gerade einen neuen gekauft hatte. Der rappelt während einer kurzen Zeit nach dem Start zwar auch schon mit dem Grafikkartenlüfter, aber damit werden wir erst einmal immer noch günstiger wegkommen, als mit einem neuen PC.

Mit dem gesamten Inhalt der Festplatten unseres alten auf den neuen PC umzuziehen nimmt doch schon eine ziemlich lange Zeit in Anspruch. Ich arbeite ungern "ohne Netz und doppeltem Boden". Deshalb war vorher noch eine Kompltett-Sicherung des aktuellen Datenbestandes angesagt. Da wir uns das gute Stück mit einer vierköpfigen Familie teilen, sind das im Grunde genommen sogar vier Umzüge gewesen, die jetzt aber im wesentlichen abgeschlossen sind.

Das Stöckchen hatte ich noch mit unserem alten PC aufgefangen. Mit dem neuen werde ich mich gleich erst einmal auf Spurensuche nach den weitergereichten Stöckchen machen, und dann sind da im Laufe der nächsten Zeit mit Sicherheit noch einige Feinheiten zu erledigen. Einige davon stehen schon auf meiner Liste, und das eine oder andere kommt bestimmt während der täglichen Arbeit im Laufe der Zeit noch dazu. Schön, dass ich noch einige Tage Urlaub habe ...

Samstag, 27. Dezember 2008

Ein Stöckchen, ein Stöckchen, ...

Irgendwann musste es ja einmal so weit kommen: Der Herr Dr. No hat mich mit einem dieser offensichtlich allseits beliebten Stöckchen bedacht. Ich reiße mich zwar nicht gerade um diese Spielchen, aber ich bin auch kein Spielverderber. Hier sind also meine "Besten 2008"
- die Besten "wer oder was"? Egal! Hier sind sie:
  • juwi's welt, ...
    Mit dem Versuch, in Bremerhaven ein neues wirtschaftliches Standbein aufzubauen, indem mit einem imensen finanziellen und baulichen Aufwand im Zentrum der Stadt hinter dem Weserdeich mit den "Havenwelten" ein neues Tourismuszentrum geschaffen wurde, verbinden viele Bremerhavener die große Hoffnung auf den lange ersehnten Aufschwung in unserer Stadt. Die zentrale Attraktion, das Klimahaus, wird voraussichtlich Mitte 2009 fertiggestellt werden. Das Atlantik Sail City Hotel mit Kongress Centrum, sowie das Mediterraneo, ein Einkaufszentrum mit einer Innenarchitektur im Stil einer italienischen Kleinstadt, wurden bereits in diesem Jahr eröffnet. Dabei sind die Planer besonders vom Ansturm der Besucher auf die Aussichtsplattform des Hotel Turms überrascht worden. Auch wenn das Mediterraneo etwas besonderes ist, hätte ich mir an dieser zentralen Lage eher etwas vorstellen können, das auf die historische Identität dieses ehemaligen Hafenquartiers, dem Ursprung der Bremerhavener Häfen, hingewiesen hätte. Aufgrund dieser Einschränkung und vor dem Hintergrund der Vernachlässigung anderer Stadtviertel, verbunden mit bedrohlichen Fehlentwicklungen im Einzelhandel in den alten Geschäftsvierteln Lehe und Geestemünde, reicht es für die politisch Verantwortlichen in Bremerhaven jedoch gerade einmal für eine Bronzemedaille.
  • der Blick über den Tellerrand ...
    Das "Siberne Fähnchen im Wind" geht an Frau Merkel. Mit dem Klima Report der UNO wehte der Frau Merkel (das ist "noch" unsere Bundeskanzlerin) ein trockener, brennend heißer Wind ins Gesicht. Nachdem sie den ersten Schock verdaut hatte, nahm sie die Fahnenstange der Vernunft, drückte diese fest in die Arme von Mutter Erde und verkündete der Welt, sie werde alles tun, um die drohende Klimakatastrophe zu bekämpfen. Dafür setzte sie klare Ziele, die sie für notwendig und ausreichend hielt, um die Emissionen klimaschädigener Treibhausgase schnell und wirkungsvoll zurückzufahren. An der Spitze ihrer Fahnenstange flatterte lustig das Fähnchen der Erneuerung im Wind, der jetzt schon nicht mehr ganz so heiß erschien. Damit hätte sie es beinahe geschafft, dass ich möglicherweise den Gedanken in Erwägung gezogen hätte, beim nächsten Mal meine Stimme der CDU zu geben, damit dieser einmal eingeschlagenene Weg fortgesetzt wird. Nachdem die Lobbys der größten Produzenten schädlicher Klimagase diese Kunde vernommen hatten, brachen sie in einen Sturm der Entrüstung aus. Dieser prallte mit voller Wucht und Eiseskälte aus der entgegengesetzten Richtung auf die Fahnenstange. Das Fähnchen der Erneuerung, das gerade noch lustig im Wind flatterte, drehte sich augenblicklich erschrocken in die entgegengesetzte Richtung und erstarrte im eisigen Wind. Frau Merkel ließ das Klima, "Klima" sein, und versprach den Klimakillern ausgiebige Ausnahmen und schöne Schonfristen, damit diese auch weiterhin ihr schmutziges, ausnahmslos auf ihre eigene Gewinnmaximierung ausgerichtetes Geschäft auf Kosten der Zukunft unseres Planeten Erde betreiben können. Im neuen Jahr ist Bundestagswahl. Ich werde meine Stimme nicht an die Dinosauriern verschwenden, die weiterhin auf die Ausbeutung fossiler Energiequellen oder auf die noch für Generationen unserer Nachfahren lebensbedrohende Atomkraft setzen.
  • ... und in die Welt.
    Das "Internationale Olympische Kommitee" verschacherte die Seele der Olympischen Idee an die Machthaber in China. Den Preis dafür zahlten ethnische Minderheiten, wie z.B. die Tibeter, und die chinesischen Bürger, die für die Einhaltung der Menschenrechte in ihrem Land eintreten, mit dem Verlust ihrer Freiheit, ihrer Gesundheit und ihres Eigentums. Viele der traditionellen Pekinger Stadtviertel, die Hutongs, wurden platt gemacht, um den repräsentativeren Bauten für die Olympischen Spiele Platz zu machen. Mehr als eine Millionen Menschen sollen durch Zwangsumsiedlungen ihr Zuhause verloren haben, und die Stadt Peking büßte einen großen Teil ihrer historischen Identität ein. Für diese Meisterleistung im Anbiedern und Buckeln vor einem unmenschlichen System und dem damit verbundenen Verrat am olympischen Gedanken gebührt dem Internationalen Olympischen Kommitee der "Goldenen Buckel".
Nachdem ich das Stöckchen jetzt lange genug aufgehalten habe auf seinem Weg in die unendlichen Weiten des "World Wide Web", schicke ich es weiter auf die Reise zu Brigitte, Lucki, Heni, Elfe , den Meister der Romantik und Markus.

Donnerstag, 25. Dezember 2008

Traumbaum 2 - Die Rückkehr, Episode II

Am letzten Sonntag bin ich mich mit meiner Stichsäge im Notgepäck zu meiner Mutter gefahren, um ihren Weihnachtsbaum aufzustellen. Der junge Mann, der ihr den Baum verkaufte, hatte ihn zwar mit einer Kettensäge schon ganz gut unten angespitzt, aber: Man weiß ja nie - manchmal steckt der Teufel im Detail.

Rückblende:
Mein Vater hatte früher einmal auf der Werft, wo er als Maschinen- baukonstrukteur gearbeitet hatte, von seinen Arbeitskollegen einen selbstgeschweißten Weihnachtsbaumständer aus Altmetallresten be- kommen. Der war sehr massiv gearbeitet, sauschwer und hätte gut und gerne einen Viermeterbaum gehalten.

Nachdem mein Vater gestorben war, verkündete meine Mutter, sie wolle keinen Zwei- bis Zweieinhalbmeterbaum mehr haben. Für einen einmeterfünfziger Baum reiche auch ein weiniger massiver und damit für sie leichter zu handhabender Ständer aus. Daher haben wir vor einigen Jahren die Weihnachtsbaumständer getauscht. Wir hatten bis dahin immer eine Keramikschale gehabt, in welcher der eigentliche Weihnachtsbaumhalter, eine dreiarmige Metalldrahtkonstruktion, in deren Zentrum sich die Klemmvorrichtung befindet, eingeklemmt war. Seitdem ich den aus Schiffbaumetall geschweißten Weihnachts- baumständer meiner Mutter übernommen hatte, hat mich meine Frau zwar jedes Jahr wieder gefragt, warum ich mich immer auf's neue mit einem so schweren Monstrum abquäle, aber umgekippt ist uns noch keines unserer Einmeterfünfzigbäumchen.

Die Stichsäge habe ich nicht gebraucht. Der junge Mann hatte mit seiner Kettensäge ganze Arbeit geleistet. Als ich das gut zwei Meter hohe Prachtstück von Weihnachtsbaum aus dem Keller in das Wohnzimmer meiner Mutter transportiert hatte, machten wir uns auch gleich an die Arbeit. Ich hievte den Weihnachtsbaum über den Ständer. Meine Mutter bugsierte dem Stamm zentral über die Fixierspitze, und mit einer schnellen Abwärtsbewegung meiner Arme drang diese ein kleines Stück in die Schnittfläche des Stamms ein. Nachdem wir den Baum lotrecht ausgerichtet hatten, und meine Mutter ihn in dieser Position hielt, zog ich schnell noch die drei seitlichen Fixierschrauben an, und: Fertig - dachte ich jedenfalls.

Aber ich sollte mich zu früh gefreut haben. Als meine Mutter ihr traumhaft gewachsenes Prachtstück von Weihnachtsbaum los ließ, um es fortan für den kurzen Rest seines Lebens auf eigenem Fuß stehen zu lassen, neigte sich das gute Stück mit einem übel knirschenden Geräusch des Weih- nachtsbaumständers bedrohlich zur Seite. Als ich den Baum wieder in eine aufrechte Stellung bringen wollte, ertönte das hässliche Geräusch erneut. Die am Stamm des Baumes befestigte dreiarmige Metalldrahtkonstruktion mit der Klemmvorrichtung war mit dem Gewicht des Traumbaums schlicht überfordert. Sie versuchte sich verzweifelt an der Innenwand der Keramik- schale festzukeilen, was ihr auch in all den Jahren auch immer leidlich gelungen war, aber vor der diesjährigen Nordmanntanne musste sie leider kapitulieren. Um den zu groß geratenen Traumbaum vom letzten Jahr vor dem Kippen zu bewahren, hatte ich die Auflagefläche des Weihnachts- baumständers schon mit drei "Holzflügeln" vergrößert, die sich sich auf den Rand der Keramikschale stecken ließen. Aber da der Ständer dieses Mal in sich nachgab, war auch damit nichts mehr zu machen. So musste ich also unverrichteter Dinge wieder nach Hause fahren, und meine Mutter musste sich für die Zeit, die sie eigentlich fest für das Schmücken des Baums eingeplant hatte, etwas anderes ausdenken.

Am Montag habe ich für meine Mutter einen von diesen modernen Weihnachtsbaumständern mit einer Tretpedal-Klemmvorrichtung gekauft. Davon war ich so begeistert, dass ich für uns anschließend auch noch einen davon besorgt habe. Neben der wirklich praktischen Klemmmechanik haben diese Weihnachtsbaumständer auch noch den Vorteil, dass die Klemm-Klauen weit genug auseinander liegen, um auch dickere Stämme aufnehmen zu können. Das bedeutet für mich, dass ich mir in Zukunft die blöde Schnitzerei sparen kann. Da sehe ich der nächsten Weihnachts- baum-Aktion doch gleich viel gelassener entgegen. Und was die Höhe des Weihnachtsbaumes meiner Mutter angeht: Bei Zweimeterfünfzig ist Schluss. Mehr lässt die Raumhöhe des Wohnzimmers meiner Mutter definitiv nicht zu.


Traumbaum 2 - Die Rückkehr

Mittwoch, 24. Dezember 2008

Vision von einer friedlichen Welt


Die "Line Hinsch" im Fischereihafen von Bremerhaven

Ich weiß, dass viele Menschen auf der Welt etwas anderes in Jesus sehen, als den Sohn Gottes. Einige dieser Menschen bezeichnen die Christen als Ungläubige, weil sie selbst an etwas anderes glauben. Vielleicht glauben sie ja, dass Jesus nur ein Prediger war, oder einfach nur ein Mensch unter vielen Menschen, der eine Vision von einer friedlicheren Welt hatte, die in krassem Gegensatz zur damaligen Realität unter der Herrschaft des römischen Imperiums stand. An etwas zu glauben bedeutet jedoch nichts anderes, als dass es für das, woran man glaubt, keinen Beweis gibt. Wenn also jemand anders etwas anderes glaubt als ich, dann kann keiner von uns belegen, dass er selbst den richtigen Weg zum Ziel kennt, während der andere auf dem Holzweg ist.

Selbst wenn Jesus nur ein einfacher Mensch gewesen sein sollte, der vor ungefähr 2000 Jahren unter ärmlichsten Verhältnissen in einem Stall vor den Toren Bethlehems geboren wurde, dann hat er doch damit, dass er den Menschen in seinem kurzen Leben von seiner Vision einer friedlicheren Zukunft erzählte, die damalige Welt verändert. Die Welt ist während der letzten 2000 Jahre nicht friedlicher geworden, aber auch heute noch glauben viele Menschen daran, dass der Friede nur mit friedlichen Mitteln zu verwirklichen ist. Sie versuchen mehr oder weniger erfolgreich ihr Leben an den Idealen auszurichten, von denen Jesus gesprochen hat.

Ich wünsche euch allen Frieden und denen unter euch, die heute die Geburt Jesu feiern, eine gesegnete Weihnacht und ein Frohes Fest.

Dienstag, 23. Dezember 2008

Unchristliche Christen


Krippe auf dem Kölner Neumarkt

Der muss das ja wohl ernst gemeint haben, der Herr Volk (CDU, Vorstandsmitglied, Baden-Würtemberg), als er nur wenige Tage vor Weihnachten öffentlich verkündete, er sei dafür, nur Kirchensteuer- zahlern den Zutritt zu den Gottesdiensten am Heiligen Abend zu gewähren.


Entweder hat der Herr Volk die christliche Botschaft nicht verstanden, oder er ist ganz einfach in der falschen Partei. Die CDU weist schließlich schon mit ihrem Namen "Christlich Demokratische Partei" darauf hin, dass sie sich für die Umsetzung der christlichen Werte in unserer Gesellschaft zuständig fühlt. Allerdings habe ich mich schon so manches Mal gefragt, wann der Zeitpunkt gekommen sein wird, an dem die überwiegende Anzahl der CDU Mitglieder keine Ahnung mehr von christlichen Wertvorstellungen hat. Spätestens dann sollte die Parteiführung ernsthaft über die Streichung des "C" in ihrem Namen nachdenken. Alles andere wäre Etikettenschwindel.

Etwas gemäßigter ist da schon die Forderung von Herrn Lindner (FDP, Fraktionsvorsitzender in Berlin), der nur Kirchenmitgliedern einen Sitzplatz zubilligen will. Aber der Herr Lindner kann sich solche Forderungen ja auch leisten: Zumindest seine Partei nimmt ja nicht für sich in Anspruch, christliche Werte zu vertreten. Peinlich für ihn wäre es nur, wenn die Gänge und die Seitenschiffe bis direkt vor den Altar voller dichtgedrängt stehender Menschen wären, während die Kirchenbänke, von wenigen Ausnahmen einmal abgesehen, unbenutzt blieben.

Jesus, dessen Geburt vor über 2000 Jahren wir in der heiligen Nacht in den Gottesdiensten feiern, hat keinen Menschen abgewiesen der zu ihm kam. Wie kann da jemand, der von sich behauptet, er sei Christ, überhaupt auf die Idee kommen, die Menschen, die sich auf dem Weg zu Jesus befinden, am Weitergehen hindern zu dürfen. Ich bin froh darüber, dass die Verantwortlichen der beiden großen Kirchen das Ansinnen Herrn Volk's entschieden zurückgewiesen haben. Anderenfalls hätte ich ernsthaft über einen Austritt aus der Kirche nachdenken müssen.

Sonntag, 21. Dezember 2008

Weihnachtsmarkt in Köln


05:15 Uhr: Bahnhof Bremen, im Zug nach Wunstorf

Gestern morgen gegen vier Uhr haben meine Tochter, ihre Freundin und ich ein "Schönes Wochenende Ticket" gekauft, und sind damit nach Köln zum Weihnachtsmarkt gefahren. Das war zwar auch für mich noch sehr früh am Tag, aber die anderen beiden kamen damit weniger gut zurecht und haben während der ersten Stunden der Zugfahrt versucht, ihre unterbrochene Nachtruhe fortzusetzen.

Im Gegensatz zum letzten Jahr verlief die Hinfahrt ganz nach Plan und ohne nennenswerte Vorkommnisse. Je näher wir unserem Ziel kamen, desto voller wurde der Zug. Bei der Ankunft in Köln prallte unsere aus dem Zug quellende, auf eine bereits auf dem Bahnsteig vorhandene Menschenmasse. Die so angewachsene Masse staute sich auf den Treppen und bewegte sich zähflüssig hinab und die Gänge entlang zum Ausgang des Bahnhofs. Hätten wir unter diesen Umständen innerhalb von fünf Minuten in einen anderen Zug umsteigen müssen, dann hätten wir auch gleich kapitulieren können.





im Kölner Dom

Beim Verlassen des trockenen Bahnhofgebäudes kamen wir in einen feinen, feuchten Nieselregen, und beschlossen deshalb, erst einmal in den trockenen Dom zu gehen. Meine Tochter versuchte an Texten in Fußbodenmosaiken und Tafeln, sowie Inschriften auf Sarkophagen, ihre inzwischen erworbenen Latein Kenntnisse anzuwenden, was ihr jedoch nicht gerade leicht fiel, da die eingemeißelten Buchstaben häufig sehr schlecht zu entziffern und auseinander zu halten waren.

Eine ungewöhnliche Krippenszene war am Ausgang des Doms aufgebaut. Maria, auf einem Esel reitend, und Josef waren noch unterwegs zum Stall. Ein Polizist aus der Gegenwart wachte auf einem Markt aus dem Mittelalter. Ein Steinmetz arbeitete vor seinem Haus an einer Turmspitze des Kölner Doms ...



Weihnachtsmarkt am Dom

Nach dem Dom Besuch stürzten wir uns in das Weihnachtsmarkt Getümmel neben dem Dom. Am längsten hielten wir uns dort an einer Bude auf, in der es Handpuppen in der Art der Muppet-Show Puppen zu kaufen gab. Jedenfalls war ich davon ausgegangen, dass die Puppen käuflich zu erwerben seien. Eine der Puppen machte mich allerdings augenblicklich entrüstet darauf aufmerksam, dass ich sie nicht kaufen könne. Schließlich sei es ja verboten, Kinder zu verkaufen. Das wäre ja ein ganz gemeinerKinderhandel. Wer aber für nett genug und ausreichend qualifiziert befunden werde, der könne gerne eine der Puppen adoptieren. Die junge Frau in der Bude, deren Hände in der Puppe steckten, die mich gerade über die Verwerflichkeit des Menschenhandels aufgeklärt hatte, bot meiner Tochter an, eine der anderen Puppen auszuprobieren. Die beiden Puppen haben sich prächtig miteinander amüsiert, indem sie versuchten, mit den vorübergehenden Passanten ins Gespräch zu kommen ...



eine ungewöhnliche Krippenszene im Kölner Dom

Vom Weihnachtmarkt am Dom ging es dann weiter zum Weihnachtsmarkt auf dem Heumarkt. Von der Atmosphäre her, gefiel es mir dort besser als am Dom, und es gab dort wieder sehr viel verschiedenes Kunsthandwerk zu sehen. Leider war aus dem feinen Nieselregen inzwischen richtiger Regen geworden.



Kölner Stadtkrippe beim Weihnachtsmarkt am Dom

Nach dem Heumarkt Rundgang gingen wir dann in das Café "Extrablatt" am Heumarkt um dort die nach Ansicht meiner Tochter weltbesten "Pom Fritz" zu essen. Am Nachbartisch saßen zwei Ehepaare im Rentenalter und aßen Hamburger mit den Fingern (also ohne Messer und Gabel). Meine Tochter meinte: "Deutsche sind das aber nicht. Leute in dem Alter essen keine Hamburger - schon gar nicht mit den Fingern." Meinen Einwand, wenn sie einmal Rentnerin sei würde sie sicherlich auch nicht auf Hamburger verzichten, ließ sie nicht gelten. Schließlich sei das ja eine völlig andere Generation. Sie sollte recht behalten. Später hörten wir, wie die vier sich auf Englisch mit amerikanischen Akzent unterhielten. Wahrscheinlich sind die froh gewesen, dass sie etwas Bekanntes auf der Speisekarte gefunden hatten.



Weihnachtsmarkt auf dem Neumarkt

Nach dem Essen hatte der Regen an Stärke zugenommen. Da wir aber noch weiter zum Neumarkt wollten, haben wir uns davon nicht abschrecken lassen. So richtig trocken waren wir ohnehin schon nicht mehr. Meine Tochter meinte aus der Erinnerung heraus, wir müssten uns etwas rechts halten und hätten ein Stück zu laufen, um dort hin zu kommen. Obwohl sie sich ein- oder zweimal nicht ganz sicher war, hat sie uns doch auf direktem Wege zum Neumarkt geführt.



Weihnachtsmarkt auf einem Schiff am Rheinufer

Es gab noch zwei weitere Weihnachtsmärkte in der Nähe, deren Besuch jedoch Eintritt gekostet hätte. Auf den Besuch des Weihnachtsmarkts auf dem Schiff haben wir deshalb verzichtet. Der mittelalterliche Weihnachtsmarkt beim Schokoladenmuseum hätte mich zwar trotz Eintritt noch reizen können, aber aufgrund der inzwischen schon fortgeschrittetnen Tageszeit und des schlechten Wetters machten wir uns von dort aus auf den Rückweg zum Bahnhof.

Der Bahnhof war genauso überfüllt wie bei unserer Ankunft, und im Zug waren alle Sitzplätze besetzt. So standen wir irgendwann im Gang zwischen den Sitzreihen. Erst als das Zugpersonal bekannt gab, dass auch die Wagen der Ersten Klasse benutzt werden dürfen, setzte sich die Menge wieder für kurze Zeit in Bewegung. Am Ende des Wagens ging dann aber garnichts mehr: Wir standen wo wir waren und konnten weder vor noch zurück.

Irgendwann ging hinter mir die Tür zum nächsten Wagen auf, und ein junger Mann mit kurz geschorenen schwarzen Haaren, die von einem blonden Irokesenkamm gekrönt waren, der vorher am Ende des Nachbarwagens gestanden hatte, meinte ich solle gefälligst Platz machen. Er müsse da jetzt augenblicklich durch. Meine Nachbarn und ich versuchten ihm klarzumachen, dass das zu diesem Zeitpunkt aufgrund der gegebenen Umstände unmöglich sei. Der Irokese bestand jedoch unter Zuhilfenahme diverser Schimpfwörter weiterhin darauf, dass wir ihn auf der Stelle durchzulassen hätten. Ein Fahrgast, der etwa zwei Meter weiter vorn zwischen seinen Nachbarn festgekeilt war, bot dem begriffsstutzigen Möchtegern Irokesen an, er könne ja einfach über uns hinwegfliegen, falls er des Fliegens mächtig sein sollte. Dieser Vorschlag trug augenblicklich zu einer wesentlichen Hebung der Stimmung unter den umstehenden Fahrgästen bei.

Obwohl die allgemeine Meinung unter meinen Mitfahrern inzwischen dahin tendierte, dass sich unter der ausgefallenen, zweifarbigen Frisur ein Hohlraum von unermesslicher Ausdehnung befinden müsse, hatte der flugunfähige Irokese wohl doch noch mitbekommen, dass sein Versuch, sein offenbar undurchführbares Ansinnen entgegen aller Gesetze der Naturwissenschaften durchzusetzen, für die allgemeine Heiterkeit verantwortlich war. Seine Antwort war eine weitere Auswahl lauthals vorgetragener Schimpfworte und ein heftiger Schlag in meinen glücklicherweise rucksackgepanzerten Rücken. Damit zog er jedoch augenblicklich den Zorn meiner Tochter, drohende Bemerkungen der gerade zuvor noch gutgelaunten Menschenmasse, sowie einige nicht mehr ganz so nette Worte meinerseits auf sich. Wenn er auch nicht gerade über einen besonders hohen IQ zu verfügen schien, so reichte die inzwischen offensichtlich gegen ihn gerichtete Stimmung trotzdem gerade noch dafür aus, ihn endlich zum Rückzug in den Nachbarwagen zu bewegen. Nachdem am nächsten Bahnhof einige Fahrgäste augestiegen waren, hätte der Irokese, ohne sein Kriegsbeil auszugraben, an uns vorbeigehen können. Er war jedoch nirgends mehr zu sehen. Möglicherweise hatte er inzwischen ja bemerkt, dass auch der Wagen, in dem er sich befand, über Ausgänge verfügte.

Bis Bremen hatten wir danach eine ruhige Fahrt. Als wir dort den Bahnsteig betraten, an dem unser Nahverkehrszug nach Bremerhaven hätte stehen sollen, stand dort ein ICE. Ein junger Mann kam uns entgegen, sprach mich an, und fragte mit Blick auf den ICE, ob ich auch nach Bremerhaven wolle. Ich hätte ja gerne gewollt, rechnete aber nicht wirklich damit, dass der ICE uns dorthin bringen würde. Der junge Mann sagte, der Zug vorher sei wegen eines technischen Defekts auch schon nicht gefahren.

So kurz vor dem Ziel. Zwei Minuten vor der planmäßigen Weiterfahrt nach Bremerhaven. Und dann diese Mitteilung und ein ICE, der dort eigentlich nicht stehen sollte ...

Nach der späteren Ausfahrt des ICE und noch späteren Einfahrt des Nahverkehrszuges, der vorher noch einen entgegenkommenden Zug vorüberlassen musste, ging es dann mit einer viertel Stunde Verspätung doch endlich weiter - bis Bremen Burg. Dort gab das Zugpersonal bekannt, es käme leider wegen eines technischen Defekts am Triebwagen zu einer weiteren Verzögerung ...

Am Ende kamen wir mit einer halben Stunde Verspätung in Bremerhaven an. In Anbetracht der möglichen Alternativen waren wir aber eigentlich ganz froh darüber, wieder zu Hause angekommen zu sein.

Der Azvenzkranz Zyklus - 4. Akt

1. Adventein poetisches Machwerk mit vier "Z" in 4 Akten



Der Azvenzkranzkerz
(Finale)

Dunkel wird's, zuend das Jahr.
Kerz im Azvenz
mag lieber Lenz,
wenn Vöglein singen wunderbar.

Im Dunkel haust die Menschenschar -
Ist ganz erpicht
schon auf ein Licht.
Singt: "Kerzen leuchten wunderbar"

"Oh weh! Mir deucht, es naht Gefahr!"
Ein Ratsch: "Verdammt!"
Das Holz entflammt.
"Jetzt geht's mir an den Kragen gar!"

Ein Feuer an dem Streichholz war:
"Ich armer Kerz,
welch garst'ger Scherz,
brennt lichterloh mein einz'ges Haar!"



© 2008, Jürgen Winkler

PS:
Das war's. Jetzt wird der Christbaum aufgestellt.

Ich hoffe, ihr wisst noch wo ihr die Kerzen hingelegt habt? Da ihr jetzt ja wisst, wie sensibel Kerzen sein können, behandelt sie bitte mit Respekt, und falls ihr elektrische Kerzen verwenden solltet, versucht bitte nicht, sie mit einem Feuerzeug anzuzünden. Das könnte zum Totalverlust des Weihnachtsbaums, der Wohnzimmereinrichtung und dem Rest eurer Wohnung führen.

Wer möchte, darf jetzt gerne applaudieren - ihr wisst ja: Der Applaus ist des Künstlers Brot. Wenn ihr mich nicht verhungern lasst, werde ich mal sehen, ob ich im nächsten Jahr wieder etwas so wunderbares für euch zu Papier bringen kann.

- Applaus -




(für "Applaus" bitte jetzt die Wiedergabetaste anklicken)

Ich bedanke mich recht herzlich bei allen, die zum Applaudieren auf die Wiedergabetaste geklickt haben. Alle anderen ...
Kunstbanausen !!!


Der Azvenzkranz Zyklus
- 1. Akt: Die abhanden gekommenen Azvenzkranzkerzen
- 2. Akt: Die verliebten Azvenzkranzkerzen
- 3. Akt: Die Azvenzkranzkerze, die keine war
- 4. Akt: Der Azvenzkranzkerz

Freitag, 19. Dezember 2008

Lichter im Hafen


Bremerhaven, Neuer Hafen

Das Licht kämpft dadurch gegen die Finsternis,
dass es leuchtet.


Meine Tochter und ich werden morgen früh zuerst einmal gegen die Müdigkeit zu kämpfen haben und erst anschließend, auf dem Weg zum Bahnhof, gegen die Finsternis. Wir haben nämlich vor, mit dem ersten Zug nach Köln zum Weihnachtsmarkt zu fahren.

Wie im letzten Jahr werden wir dazu wieder ein "Schönes Wochenende Ticket" kaufen, und hoffen, dass die Züge in diesem Jahr ihre Fahrpläne einhalten werden. Vorsichtshalber werden wir morgen aber wohl für die Rückfahrt nicht den vorletzten, sondern noch einen Zug früher nehmen. Dadurch haben wir dann zwar weniger Zeit in Köln, aber bevor wir in irgendeinem kleinen Ort bei bitterer Kälte in dunkler Nacht vor dem Bahnhof auf einer einsamen Sraßeninsel stranden ...

Wie auch immer: Wir werden morgen den ganzen Tag unterwegs sein. Deshalb wünsche ich euch schon heute einen schönen Vierten Advent und deshalb gibt's morgen auch nichts neues in "juwi's welt" zu lesen.

Am Sonntag, dem vierten Advent, geht es hier dann mit dem vierten und letzten Akt des "Azvenzkranz Zyklus" weiter (ihr wisst schon - mein kompletter poetischer Zyklus, in vier Akten, mit Reimen am Ende und allem, was sonst noch so dazugehört, ...). Für alle, die jetzt gerade überhaupt nicht wissen wovon die Rede ist: Zu den ersten drei Akten dieses dichterischen KunstMachwerks geht es hier :o)

Donnerstag, 18. Dezember 2008

Ein Leben für den Frieden

Wenn man als junger Mann mit einem Brief von Kreiswehrersatzamt in der Hand seinen Eltern erklärt, man beabsichtige die Teilnahme am Kriegs- dienst zu verweigern, und man bekommt dann zur Antwort: "Da kommst du ja doch nicht mit durch. Geh da man ruhig hin. Das hat noch niemandem geschadet.", dann ist man gezwungen fremde Menschen um Hilfe und Unterstützung zu bitten.

Auf diese Weise lernte ich damals Herrn Spohler kennen. Im Jahre 1957 hatte er die Bremerhavener Ortsgruppe der "Internationale der Kriegsdienstgegner" gegründet. Seit dem stand er zahlreichen jungen Männern als Berater bei der Verteidigung ihrer Rechte gegen den Zwang des Staates, sich gegen ihr Gewissen zur Anwendung von von Waffen für das Töten von Menschen und das Zerstören fremden Eigentums ausbilden zu lassen, zur Seite. Ich erhielt von ihm wichtige Hinweise auf mögliche Fallstricke und über die Gedankenwelt der Verhandlungsführer bei der mündlichen Anhörung zur Kriegsdienstverweigerung aus Gewissensgrün- den. Damit bewahrte er mich davor, dass ich völlig unvorbereitet von den Herren des "Prüfungsausschusses" überrumpelt werden konnte.

Davon abgesehen half Herr Spohler mir in meiner damaligen Situation aber auch schon allein dadurch, dass ich in ihm einen Menschen kennengelernt hatte, der sich die Zeit nahm, mir einfach nur zuhören, der mich ernst nahm, der mir aus seinem Leben und über seine Eindücke aus dem Zweiten Weltkrieg erzählte. Die Erlebnisse während des Bombenangriffs auf Bremerhaven im Jahre 1944 und vom Überleben in den Trümmern danach machten ihm bewusst, was der Einsatz von Kriegswaffen gegen Menschen bedeutet. Ähnliche Schilderungen von den Bombenangriffen des Jahres 1944 auf Bremerhaven kannte ich bereits aus Erzählungen meiner Mutter, die während dieses Kriegsjahres ihr "Pflichtjahr" auf einem Bauernhof in Sievern verbrachte. Es waren unter anderem auch die Erzählungen aus ihrer Kindheit und Jugend während der Nazi-Diktatur, die mich dazu veranlassten, den Antrag auf Anerkennung als Kriegsdienstverweiger aus Gewissensgründen zu stellen.

Die vielen Todesopfer in Bremerhaven und die Zerstörung seiner Heimat- stadt machten aus Herrn Spohler den überzeugten Pazifisten, den ich später kennen lernte. Als es nach dem Zweiten Weltkrieg im Jahre 1954
um die Wiederbewaffung Westdeutschlands ging, stellte er sich dem entgegen. Er vertrat öffentlich seinen Standpunkt, dass zur Abwendung der Gefahr neuer Kriege, die Grundlage der Kriege zerstört werden müsse.

Wie der folgende Leserbriefwechsel zeigt, machte Herr Spohler auch immer wieder die Leser der Bremerhavener Nordsee-Zeitung auf sein Anliegen aufmerksam:

Leserbrief in der Nordsee-Zeitung vom 15.10.1994:
Sind Soldaten Mörder?

Krieg ist meiner Ansicht nach großes Morden. Seine Opfer sind unschuldige Zivilpersonen und Soldaten. Selbstverständlich auch Soldaten: Denn das ist das eigentlich Unbegreifliche. Dass das größte Menschheitsverbrechen von grundanständigen, gutartigen Menschen ausgeführt wird. Diese sind durch Beeinflussung und Zwang zur aktiven Kriegsteilnahme getrieben worden. In der Kampfsituation: entweder du oder der andere, schießen sie aus Panik und Angst. Das militärische System bewirkt dann, dass der eigene Lebens- erhaltungswille zum Kampfantrieb wird, auf beiden Seiten, was eine Schutzfunktion des Schießens illusorisch macht. Gefallen, ein unzutreffendes Wort. Es wird absichtlich und gezielt getötet.

Die Tragik der Soldaten war immer wieder, zur aktiven Teilnahme am größten Menscheitsverbrechen missbraucht worden zu sein, verraten und verkauft. Das kann künftig nur verhindert werden, wenn sich die Menschen freihalten von militärischer Unterordnung und Waffenaus- bildung. Sie müssen sich ganz einfach gemäß der eigenen Natur verhalten, die in riesiger Überzahl frei ist vom Hang zu Mord und Totschlag. Mit den kläglichen Ausnahmen kann man keinen Krieg mehr machen.

Hugo Spohler


Leserbrief in der Nordsee-Zeitung vom 30.01.1995
Kritik eines Generals

Sind Soldaten Mörder? Doch wohl nicht alle. Schon gar nicht die Bundeswehrsoldaten. Allerdings könnten sie zum Töten gezwungen werden. Wodurch? Durch unser demokratisch gewähltes Parlament im Fall einer Verteidigung. Deshalb begrüße ich die sicher etwas überzogene öffentliche Stellungnahme zum Urteil des Verfassungs- gerichts, die Generalmajor Schultze Rhonhof in klare Worte gefasst hat. Höchste Gerichte aus der Nazizeit mit heute geltenden zu vergleichen, ist sicher unsinnig und wohl auch anders gemeint.

Der General ist vor allem auch moralisch für seine 23.000 Soldaten verantwortlich. Diese Verantwortung hat er lobenswerterweise ohne Rücksicht auf seine Person deutlich gemacht. Tucholskys Zitat: Soldaten sind Mörder, zeitkritisch von ihm geschrieben, führt zu Missverständnissen. Frust der Betroffenen ist das Ergebnis. Unser Sohn leistet wie viele andere seinen Wehrdienst in der Bundeswehr. Ihn möchten meine Frau und ich entschieden davor bewahren, irgendwann als Mörder bezeichnet zu werden. Bundeswehrwaffen sind keine Spielzeuge. Sie sind im ernsten Verteidigungsfall Tötungswerk- zeuge. Dennoch ist unsere Bundeswehr ein wichtiger Bestandteil mühsam erkämpfter Demokratie in unserem Land. Die Soldaten dieser Verteidigungseinheiten als Mörder anzusehen, ist daher mehr als absurd.

Fritz Bürckel


Leserbrief in der Nordsee-Zeitung vom 07.02.1995
Trick mit der Verteidigung

Der Leserbriefautor Kritik eines Generals verwahrte sich zu Recht dagegen, dass sein Sohn (Soldat) als Mörder bezeichnet wird. Er schreibt, die Bundeswehr Waffen seien Tötungswerkzeuge im Verteidigungsfall. Und daran liegt es: Überall gibt es nur Verteidi- gungsminister, alle verteidigen bzw. verteidigten nur, die Amerikaner in Vietnam, die Sowjets in Afghanistan, die Kroaten, die Serben, die Bosnier. Auch die Russen jetzt in Tschetschenien. Dort verteidigen sie nach Auffassung ihrer (Ver)Führer die Einheit Russlands. In Wahrheit töten, verbrennen und zerstören sie alle nur.

Die russischen Soldaten vor Grosny, von denen viele den mörderischen Einsatz mit ihrem Leben bezahlt haben, sind sicherlich auch deswegen kriegsmüde. Weil sie sich darauf besinnen, selber weiss Gott keine Mörder zu sein und doch zum Morden gezwungen zu werden. Und da ist die Hoffnung auf die Zukunft, daß sie frei sind von Mördereigenschaften und sich folglich weigern werden, am großen Morden des Krieges teilzunehmen.

Hugo Spohler

Für seinen langjährigen Einsatz für den Frieden überreichten die Bremer- havener Grünen Herrn Spohler im Jahre 1989 als erstem Preisträger den Harry-Bohnsack-Gedächtnispreis.

1987 wurde das Recht auf Kriegsdienstverweigerung durch die UNO-Voll- versammlung als internationales Menschenrecht anerkannt. Wie wir alle wissen, ist die Welt jedoch bis heute nicht friedlicher geworden. Wenn
aber wenigstens einige wenige winzige Maschen im weltumspannenden Friedensnetz geknüpft werden konnten, wenn die Menschen, denen er in ihrer Not zur Seite stand, ihre und seine Ideen zur Schaffung einer friedlicheren Welt weitertragen, dann ist das unter anderem auf den unermüdlichen Einsatz von Herrn Spohler zurückzuführen.

Gestern habe ich erfahren, dass Hugo Spohler am 12. Dezember 2008
im Alter von 81 Jahren gestorben ist.


(Quellen: Wikipedia, Bündnis 90 / Die Grünen Bremerhaven)

Mittwoch, 17. Dezember 2008

Gegen das Vergessen


Gedenktafel an der Hochschule Bremerhaven

Während der Zeit der NS-Herrschaft wurden in Deutschland nicht nur Juden verfolgt und umgebracht. Die Nazis verfolgten und töteten systematisch auch Angehörige anderer Volksgruppen. An die Opfer der Sinti und der Roma erinnert eine Bronzetafel an der Hochschule Bremerhaven:

Während des NS-Regimes wurden an diesem Ort, dem ehemaligen Gefängnis an der Karlsburg, am 16 Mai 1940 Bremerhavener Sinti und Roma interniert. Von hier aus wurden sie über Hamburg nach Osteuropa in die verschiedenen Konzentrationslager verschleppt.

Im März 1943 wurden Sinti und Roma aus unserer Stadt über das Sammellager im Bremer Schlachthof in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert.

Fast alle wurden ermordet. Mit ihnen fielen über 500000 Sinti und Roma dem nationalsozialistischen Rassenwahn zum Opfer.

Wir gedenken der Toten und mahnen die Lebenden, Unmenschlichkeit und Rassismus entgegenzutreten.

Während einer Gedenkfeier des Sinti und Roma Vereins wurden dort gestern Kränze niedergelegt. Jemand hat auf ein Blatt Papier die Zeilen

Seele, meine Seele.
Vergiss sie nicht
meine Seele,
Vergiss nicht die Toten.

geschrieben und links unten neben der Gedenktafel an der Wand befestigt.


Einige Schüler der Bremerhavener Humboldschule hatten während eines Besuchs der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora den Sinto Ewald Hanstein kennengelernt, der in diesem Konzentrazionslager, nur weil er Sinto ist, als Zwangsarbeiter eingesperrt war. Die Sinti sind eine Untergruppe der Roma. Die Roma wanderten vor langer Zeit nach Europa ein. Herr Hanstein schilderte den Schülern seine Erlebnisse in dem Lager. Der Kontakt zu ihm blieb bestehen, und irgendwann wurde die Idee zu einem Film geboren, der das Leben Ewald Hansteins, der neben Mittelbau-Dora einige weitere Konzentrationslager überlebt hat, schildert.

Gestern Abend war der Dokumentarfilm "Begegnung - Gegen das Vergessen" über das Leben Herrn Hansteins, den die Schüler in Zusammenarbeit mit der Filmemacherin Renate Venske gedreht haben, in der Humboldschule zu sehen.

(Quelle: Nordsee-Zeitung vom 16.12.2008, Wikipedia)

Dienstag, 16. Dezember 2008

WWWeihnachtliches


Umgebautes Bauernhaus im Bremerhaven-Wulsdorf

Wer noch etwas Training für seine Zunge braucht, der sollte seiner Familie oder/und seinen Freunden die Geschichte "Am Schneesee" hinter dem Türchen mit der Nummer 15 im LEO-Adventskalender vorlesen. Aber selbst beim einfachen, stillen Durchlesen der Geschichte hatte ich schon einige Probleme damit, derart kolossale Wortkonstruktionen wie zum Beispiel "Schneeseekleerehfeezehweh" durch meine Gehirnwindungen zu quälen. Wenn ihr auf den kleinen Löwen mit der Weihnachtsmannmütze rechts in der Seitenleiste klickt, gelangt ihr direkt zum LEO-Adventskalender 2008.

Für diejenigen unter euch, denen das zu anspruchsvoll sein sollte, habe ich noch einen Tipp, für den ihr lediglich die zum Surfen im Internet notwendigen Handgriffe beherrschen müsst. In Elfe's Blog "Flower Power" ist ein wirklich bemerkenswerter Weihnachtsbaum zu sehen - und zu hören: "The Singing Christmas Tree" (Der singende Weihnachtsbaum).

Der völkerrechtswidrige Krieg

Eine Untersuchung des US-Senats hat festgestellt, dass der frühere US-Verteidigungsminister, Herr Rumsfeld, direkt für die Misshandlung von Gefangenen in US-Obhut verantwortlich ist. Mit seiner Erlaubnis, aggressive Verhörmethoden bei den Häftlingen in Guantanamo anzuwenden, habe er die Misshandlungen ausgelöst und ähnliche Verfehlungen in Afghanistan und im Irak mit beeinflusst.

Damit ist in den USA erstmals offiziell die Verantwortung eines Mitglieds der Bush-Regierung im Zusammenhang mit rechtswidrigen Handlungen im Zusammenhang mit den Kriegen gegen Irak und Afghanistan festgestellt worden. Einige der Kleinen hat man ja schon verurteilt (z.B. die Soldatin Lynndie England). Werden die bisher laufengelassenen Großen jetzt auch vor Gericht gestellt?

Im Falle der Großen unter den Kleinen hat man das ja seitens der internationalen Gemeinschaft sehr konsequent verfolgt (Kriegsverbrecher Prozesse nach dem Jugoslawien-Krieg). Wird die internationalen Gemeinschaft bei den Großen aus dem Kreis der Großen jetzt ebenso zielstrebig vorgehen ("Koalition der Willigen" im Irak-Krieg)? Oder ist die Sache für Herrn Rumsfeld damit erledigt?

Und was ist mit den anderen Verantwortlichen in den USA und Großbritanien, die mit ihren Angriffen am 20. März 2003 den Krieg gegen den Irak begannen? Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig hat in seiner schriftlichen Begründung seines Grundsatzurteils vom 21. Juni 2005 festgehalten:
"Gegen den am 20. März 2003 von den USA und vom Vereinigten Königreich (UK) begonnenen Krieg gegen den Irak bestanden und bestehen gravierende rechtliche Bedenken im Hinblick auf das Gewaltverbot der UN-Charta und das sonstige geltende Völkerrecht. Für den Krieg konnten sich die Regierungen der USA und des UK weder auf sie ermächtigende Beschlüsse des UN-Sicherheitsrates noch auf das in Art. 51 UN-Charta gewährleistete Selbstverteidigungsrecht stützen"
(Leitsätze, Punkt 6).

In Großbritannien war die Bevölkerung laut Umfragen mehrheitlich gegen den Angriff auf Irak. Die Verantwortlichen der damaligen britischen Regierung haben also nicht nur gegen das Völkerrecht, das Gewaltverbot der UN-Charta, sondern auch gegen den mehrheitlichen Willen des eigenen Volkes gehandelt. Wer wird diese für die im Irak ums Leben gekommenen britischen Soldaten zur Verantwortung ziehen?

Der ebenfalls völkerechtliche irakische Einmarsch in Kuwait im Jahre 1990 und dessen Folgen, sowie die Verbrechen der ehemaligen irakischen Machthaber unter Saddam Hussein gegen die eigene Bevölkerung, sind nicht vergessen, aber der gemeinsame Angriff der USA und Großbritaniens gegen Irak war der Beginn eines völkerechtswidrigen Krieges gegen einen souveränen Staat. Wie die Welt inzwischen weiß, waren die Rechtfertigungen für diesen Krieg seitens der Bush-Regierung ohne Ausnahme erstunken und erlogen. Wer wird die US amerikanischen Betrüger und Kriegstreiber für die im Irak-Krieg ums Leben gekommenen amerikanischen Soldaten zur Rechenschaft ziehen?

Wer wird für die zahlreichen Opfer unter der irakischen Zivilbevölkerung oder die körperlichen und seelischen Verwundungen der überlebenden Soldaten zur Verantwortung gezogen? Ein US-Soldat hat in Deutschland politisches Asyl beantragt. André Shepherd desertierte im April 2007 weil er nicht an einem völkerrechtswidrigen Krieg teilnehmen wollte. Er ist jedoch kein Kriegsdienstverweigerer, da er nach eigener Aussage jederzeit bereit sei, sein Land gegen einen Angriff zu verteidigen. Herr Shepherd und sein Anwalt argumentieren, die EU-Staaten seien durch die Qualifikationsricht- linien dazu verpflichtet, Soldaten aufzunehmen, welche die Teilnahme an einem völkerrechtswidrigen Krieg verweigern. Dazu zähle der Irak-Feldzug. Dieser Fall ist bislang einzigartig. Sollte Herr Shepherd nicht als Asylant anerkannt werden, droht ihm in den USA die Todesstrafe ...

Zum Weiterlesen: Die Flucht des Soldaten (Spiegel Online)


(Quellen: Nordsee-Zeitung vom 13.12.2008, Wikipedia, Franfurter Rundschau Online)

Montag, 15. Dezember 2008

Gemutliche Weihnachtskerze

Nach dem Dilemma mit der dritten Advenzkranzkerze von gestern morgen, eignet sich die folgende Bedienungsanleitung für einen fünf Zentimeter grossen beleuchtbaren Anstecker in Weihnachtskerzen- form aus fernöstlicher Produktion mit dem sensationellen Namen "GWK 2002", die ich ich vor einigen Jahren einmal von einem ehe- maligen Arbeitskollegen erhalten habe, hervorragend als Vertiefung des Themas "Fachgerechter Umgang mit Advents- und Weihnachts- beleuchtung".


Gemutliche Weihnachtskerze GWK 2002

Herzlichst Gluckwuensch zu gemutlicher Weihnachtskerze Kauf.

Mit sensazionell Modell GWK 2002. Sie bekomen nicht teutonische Gemutlichkeit fuer trautes Heim nur, auch Erfolg als moderner Mensch bei anderes Geschleckt nach Weihnachtsganz aufgegessen und laenger, weil Batterie viel Zeit gut lange.

Zu erreischen Gluckseligkeit unter finstrem Tann, ganz einfach Handbedienung von GWK 2002:
  1. Auspack und freu.
  2. Slippel A kaum abbiegen und verklappen in Gegenstippel B fuer Illumination von GWK 2002.
  3. Mit Klamer C in Sacco oder Jacke von Lebenspartner einfraesen und laecheln fuer Erfolg mit GWK 2002.
  4. Fuer eigens Weihnachtsfeierung GWK 2002 setzen auf Tisch.
  5. Fuer kaput oder Batterie mehr zu Gemutlichkeit beschweren an: wir, Bismarckstrasse.
  6. Fuer neue Batterie alt Batterie zurueck fuer Sauberwelt in deutscher Wald.

Sonntag, 14. Dezember 2008

Der Azvenzkranz Zyklus - 3. Akt

1. Adventein poetisches Machwerk mit vier "Z" in 4 Akten



Die Azvenzkranzkerze, die keine war
(ein unromantisches Drama)

Die Kerze hatte unbedacht
auf 'nem Azvenzkranz haltgemacht
auf ihrem Weg nach Hause.
Sie brauchte mal 'ne Pause
und plötzlich war es beinah acht.

"So spät schon? Jetzt wird's aber Zeit."
Doch die Kerze kam nicht weit:
Saß fest in einem Kerzenhalter.
Da kam auch schon der schlaue Walter
mit einem Feuerzeug hereingeschneit.

Doch Licht war nicht der Mühe Lohn.
Die Kerze trotzte Stunden schon!
Walter wollte Kerzenlicht!!
Die Kerze wollte brennen nicht:
Sie brannte nur mit Wechselstrom.

© 2008, Jürgen Winkler

PS:
Allen technisch weniger versierten Benutzern wertvoller Bienenwachskerzen sei vor dem Gebrauch ausdrücklich empfohlen, sorgfältig die Bedienungs- anleitung zu lesen. Damit wird eine ebenso langwierige, wie auch vergeb- liche Suche nach einem ohnehin an diesem Kerzentyp nicht vorhandenem Stromkabel vermieden. Die herkömmlichen Stearinkerzen sind in der Regel im oberen Bereich mit einem Docht ausgestattet, welchen man unter Zu- hilfenahme eines Feuerzeuges entzünden, und damit zum Leuchten brin- gen kann. Romantiker verwenden anstelle eines Feuerzeuges gern auch die klassischen Streich-, bzw. Zündhölzer.

Ach ja - Ihr könnt's euch sicher ja schon denken:
Am Vierten Advent, im vierten Akt, gibt's dann vier KataStrophen, und ... -
Nee! Mehr verrat' ich jetzt noch nicht!



Der Azvenzkranz Zyklus
- 1. Akt: Die abhanden gekommenen Azvenzkranzkerzen
- 2. Akt: Die verliebten Azvenzkranzkerzen
- 3. Akt: Die Azvenzkranzkerze, die keine war
- 4. Akt: Der Azvenzkranzkerz

Samstag, 13. Dezember 2008

Traum Baum 2 - Die Rückkehr, Episode I

Kalt ist es in Bremerhaven! Das war eine blöde Idee, bei der Kälte heute einen Weihnachtsbaum kaufen zu wollen. Aber das war ja auch nicht meine Idee. Darauf hatte ich mich ja nur meiner Mutter zuliebe eingelassen. Das ist übrigens immer noch die gleiche Mutter, die nach der Traumbaum- Zurechtschnitz-und-Aufstellaktion im Dezember letzten Jahres unter dem Einfluss heftiger Rückenschmerzen meinte:

Vielleicht hätte sie diesen Entschluss besser in der Sylvesternacht treffen sollen. Möglicherweise hätte der feste Vorsatz dann etwas länger vorgehalten. Als sie sich gleich nach Neujahr von ihrem Traumbaum verabschiedete, hatte sie die endgültige Entscheidung vom Dezember des vergangenen Jahres bereits etwas relativiert:

Der all die Jahre von meiner Mutter bevorzugte Traumbaum-Händler auf dem Leherheider Wochenmarkt, ist dort in diesem Jahr nicht mehr aufgetaucht. Möglicherweise plagen ihn Skrupel bei dem Gedanken, den finanz- und wirtschaftskrisengeschüttelten Leuten, bei den in dieser Saison üblichen Preisen, zu erklären, dass ein laufender Meter Weihnachtsbaum zwanzig Euro kostet. Mindestens! Erste-Wahl-Traumbäume werden nämlich zusätzlich noch mit einem Aufschlag von fünf Euro "Verhandlungsbasis- zugunsten-des-Weihnachtsbaumhändlers-Festigungs-Gebühr" belegt.

Es war zwar ein anderer Weihnachtsbaumhändler auf dem Wochenmarkt, aber der kam für meine Mutter nicht in Frage: "Der hatte schon im letzten Jahr keine schönen Bäume." - Na gut, dann eben nicht ...

Meine Mutter ließ sich durch die Abwesenheit ihres Traumbaum-Händlers jedoch nicht beirren: "Dann lass uns zu dem Supermarkt im Debstedter Weg fahren. Da werden ja auch immer Weihnachtsbäume verkauft".

Immer: Nur nicht in diesem Jahr.

Meine Mutter hatte aber gleich das nächste Ziel vor Augen: "Wenn es Leherheide keine Bäume zu kaufen gibt, dann müssen wir wohl nach Lehe in die Hafenstraße fahren. An der Ecke Batteriestraße werden ja auch immer Weihnachtsbäume verkauft." Immer? (... Die Hoffnung stirbt zuletzt!)

Auf dem Weg nach Lehe kamen wir an einem Gartenfachmarkt vorbei. Dort wurden auch Weihnachtsbäume zum Kauf angeboten. Ich wendete kurzentschlossen bei der nächsten Gelegenheit. Dabei entdeckte ich dann aus dem Augenwinkel in Vorbeifahren einen weiteren Weihnachtsbaum- händler auf der anderen Straßenseite. Das Angebot beim Gartenfachmarkt entsprach nicht im mindesten den Ansprüchen meiner Mutter. Ich hätte ihr aber auch nicht ernsthaft eine jener traurigen, verwachsenen Krüppel- koniferen empfehlen mögen. Also zurück ins warme Auto (saukalt war das heute!) und weiter zu meiner aus-dem-Augenwinkel Entdeckung. Der Verkaufsplatz mit den Weihnachtsbäumen war zwar verschlossen, aber es kam uns sofort ein junger Mann entgegen, der uns versicherte, sein Kollege mit dem Schlüssel sei bereits auf dem Weg, und müsse "gleich so um die Ecke kommen" (wenn es bloß nicht so kalt wäre ...). Nachdem der junge Mann seinen Kollegen per Mobiltelefon den Ernst der Lage klargemacht hatte (drohender Verlust der ersten Kunden durch Erfrieren), kam dieser dann auch, zwar nicht "gleich so ...", aber immerhin irgendwann "um die Ecke".

Meine Mutter hatte sich währenddessen schon in einen am Zaun stehenden Traumbaum verknallt: "Der ist perfekt. Den können wir gleich mitnehmen". Es war vielleicht etwas ungeschickt, so etwas im Beisein des jungen Mannes zu sagen. Ich erinnerte meine Mutter vorsichtshalber noch einmal daran, dass sie zwar nicht "keinen", jedoch nur noch noch einen kleinen Baum kaufen wollte. Das Prachtstück, dass sie sich ausgesucht hatte, war nämlich gut und gerne wieder zwei Meter hoch.

Sie ließ sich aber nicht von ihrem einmal gefassten Vorsatz, ausgerechnet diesen Baum zu kaufen, abbringen: "So groß, wie der vom letzten Jahr ist dieser aber nicht". Es half auch nichts, dass der junge Mann meiner Mutter versicherte, der Baum sei zwei Meter hoch. Erst als sie nach dem Preis fragte, und der Junge Mann "fünfundvierzig Euro" sagte, geriet das Fundament ihres festen Entschlusses schlagartig ins Wanken: "Nee, ich geb' doch nicht so viel Geld für einen Weihnachtsbaum aus! Fünfundvierzig Euro für die paar Tage. Komm, lass uns zur Hafenstraße fahren."

Mit dieser Kaltblütigkeit hatte der junge Mann wohl doch nicht gerechnet, und irgendwie musste er wohl auch seine Ausgaben für das Mobiltelefongespräch, dass er vorhin mit seinem Schlüsselmeister geführt hatte, kompensieren. Jedenfalls rief er kurzentschlossen meiner davoneilenden Mutter nach, das sei ja schließlich ein Erste-Wahl-Baum, und er habe ja schließlich auch seine Kosten, bot ihr aber an, ihr zuliebe auf seine fünf Euro "Verhandlungsbasis-zugunsten-des-Weihnachtsbaum- händlers-Festigungs-Gebühr" zu verzichten.

So kam meine Mutter dann doch noch zu ihrem diesjährigen Traumbaum. Mir kam das sehr gelegen: Hatte ich eigentlich schon erwähnt, dass es heute saukalt war in Bremerhaven?

Aber noch steht das gut zwei Meter hohe Prachtstück nicht in ihrem Wohnzimmer ...


Traumbaum 2 - Die Rückkehr

Rodelparadies Bremerhaven


Weihnachtsmarkt: Rodelbahn (Theodor-Heuss-Platz)

Wenn Urlauber aus den südlicheren Gegenden Deutschlands in Bremerhaven zu Besuch sind, dann bekomme ich oft so etwas in der Art zu hören wie: "Ist ja ganz schön bei euch hier, so nah am Strand, die vielen großen Schiffe, und der Blick über das weite Meer bis zum Horizont (staunender Blick). Euer Bremerhaven gefällt mir auch sehr gut: Aber irgendwie fehlen bei euch die Berge (der Blick schweift ab und nimmt instinktiv einen suchenden Ausdruck an). Ihr könnt ja im Winter nicht einmal rodeln oder gar Ski fahren (unverholen mitleidiger Blick)."

Klar ist Bremerhaven eine tolle Stadt. Die Seebäder mit ihren Stränden liegen allerdings alle nördlich von Bremerhaven. Bis nach Wremen, oder auch bis Dorum kommt man noch ganz gut mit dem Fahrrad. Um zu den Seebädern nach Sahlenburg und Duhnen bei Cuxhaven zu fahren, braucht man dann aber doch schon das Auto. Der Blick vom Deich in Richtung Außenweser geht zwar über's Wasser bis zum Horizont, aber das "weite Meer" fängt eigentlich auch gerade erst da an, wo der Blick endet. Aber für die Touristen aus den Bergen ist das alles sicher sehr beeindruckend. Was soll ich sagen? Wohnen, wo andere Urlaub machen: Was will man mehr?

Einen kleinen Sandstrand gibt es allerdings im Weserbad. In diesem Bad ist das baden zwar nicht erlaubt, aber man kann dort sehr schön am Strand liegen, und auf der Weser die Schiffe vorbeifahren sehen. Da eine große Menge Sand in jedem Jahr den Herbst- und Frühjahrsstürmen zum Opfer fällt, wird der fortgespülte in jedem Frühjahr durch frischen Sand ersetzt.

Ohne Schiffe kann ich mir Bremerhaven eigentlich überhaupt nicht vorstellen, und viele Urlauber haben Verständnisprobleme damit, dass ein Stahlkolloss in der Größe eines dreistöckigen Mehrfamilienhauses überhaupt schwimmen kann. Aber zumindest in Bezug auf die vielen Schiffe, die in Bremerhaven gebaut worden sind, kann ich mit Sicherheit sagen, dass die bisher noch immer geschwommen haben. Einige davon waren so gut, dass die richtig berühmt geworden sind.

Was aber die fehlenden Berge angeht, sind wir Küstenbewohner ja auch nicht auf den Kopf gefallen. Die Leute aus den südlicheren Bundesländern nehmen die Berge, so wie sie sind, als gottgegeben hin. Wir hingegen bauen die selbst. Unser selbstgebauter, ganzjährig verfügbarer Berg ist zwar nicht so hoch wie der Brocken, dafür aber erheblich länger, und weil der Name "Brocken" schon vergeben war, haben wir ihm den etwas eleganter klingenden Namen "Deich" gegeben. Höre ich da einen Einwand? Unser Deich tauge nicht zum Rodeln?

Einmal davon abgesehen, dass es sich am Deich bei Weddewarden auch ganz gut rodeln lässt, haben wir Bremerhavener aber auch dafür eine "etwas näherliegendere" technische Lösung gefunden: Die Rodelbahn auf dem Weihnachtsmarkt. Sie ist insgesamt ungefähr fünfundvierzig Meter lang. Da die Schräge bis ungefähr zu Mitte reicht, werden das so ungefähr 20 Meter Abfahrtstrecke sein. Der Gipfel liegt ungefähr auf acht bis neun Metern über dem Meeresspiegel. Gerodelt wird auf so einer Art Autoreifenschlauch, auf den zum Sitzen eine Plane oder ein Netz gespannt ist (so genau und aus der Nähe habe ich mir diese "Fahrzeuge" noch nicht angesehen). Da es so selten schneit in Bremerhaven, stellen wir auch den Schnee, bzw. das Eis, für die Rodelbahn selbst her. Seit der Herr Busse, der Gründer der Deutschen Hochseefischerei, Anfang des letzten Jahrhunderts seine ersten Eishäuser im Bremerhavener Fischereihafen gebaut hatte, können wir diesbezüglich auf eine lange Erfahrung zurückgreifen.

Freitag, 12. Dezember 2008

Vorsitzender des chinesischen Pen-Clubs inhaftiert

Am Tag vor dem 60. Jahrestag der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte wurde der Autor und Vorsitzende des chinesischen Pen-Clubs unabhängiger Schriftsteller, Liu Xiaobo, wegen "Untergrabung der Staatsgewalt" inhaftiert.

Darüber berichtete die Nordsee-Zeitung in ihrer Ausgabe vom 11.12.2008. Die Festnahme des Autors, der auch einer der wichtigsten Köpfe der chinesischen Demokratiebewegung ist, sei international auf scharfe Kritik gestoßen. Hintergrund für die Festnahme sei ein "Charta 2008" genannter Appell für Demokratie und Freiheit in China, den Liu Xiabo und 300 andere Bürgerrechtler zum 60. Jahrestag der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte veröffentlicht hatten.

Wenn die chinesischen Machthaber die Aufforderung zur Einhaltung der Menschenrechte als Untergrabung der Staatsgewalt interpretieren, dann zeigt mir das wieder einmal, was die tatsächlich von den Menschenrechten halten!

Klimaschutz-Bremse Deutschland


Die UNO-Klimaverhandlungen treten heute in die entscheidende Phase, doch Europa's Führungsrolle ist Schnee von gestern. Noch vor eineinhalb Jahren inszenierte sich Frau Merkel als Klima-Kanzlerin, doch jetzt mutiert sie vor dem Augen der Weltöffentlichkeit zur Klimaschutz-Bremse.

Das, was sie uns neuerdings als Klima-Politik verkaufen will, steht im krassen Gegensatz zum Willen der Bundesbürger. Mit dem alten Klischee von der drohenden Arbeitsplatzvernichtung durch Umweltschutzauflagen versucht sie die Bevölkerung in die Irre zu führen, und gibt wieder einmal den kurzsichtigen Interessen der Konzerne den Vorrang, anstatt die Interessen des deutschen Volkes zu vertreten.

AVAAZ berichtet von einer Meinungsumfrage, welche von der Organisation in der letzten Woche in Auftrag gegeben wurde, und die zwischen dem 5. und 9. Dezember 2008 in Deutschland durchgeführt worden ist. Das Ergebnis der Umfrage zeige, dass 85% der deutschen Bürgerinnen und Bürger eine Führungsrolle Deutschlands bei der Sicherstellung eines starken europäischen Klima-Abkommens befürworten. 86% der Befragten in Deutschland hätten angeben, eine starke ambitionierte Antwort auf den Klimawandel wäre hilfreich für eine Markterholung von der Wirtschaftskrise.

Im Gegensatz dazu bedient Frau Merkel jetzt wieder die Interessen der Industrievertreter, indem sie sich daran beteiligt, Ängste um Arbeitsplätze zu schüren. Mit diesem Rückfall in überholte Denkmuster fördert sie das grundlegende Missverständnis, das im Zusammenhang zwischen Klimaschutz und Wirtschaftkrise kursiert: Der Klimaschutz koste Arbeitsplätze und schade der Konjunktur. Deutschland hat jedoch eine lange Tradition in der Entwicklung und Anwendung innovativer Technologien und hätte die besten Voraussetzungen dafür, erneut eine weltweit führende Rolle bei der Entwicklung der Energieerzeugung aus erneuerbaren Rohstoffen und der Nutzung von Wind, Sonne, Wasser etc. einzunehmen. Erfolgreiche Unternehmen haben längst festgestellt, dass Deutschland mit der Entwicklung innovativer, energiesparender und umweltschonender Technik besser für die Zukunft gerüstet wäre, als mit der Bewahrung alter Industriestrukturen. Im Gegensatz zu diesen für Deutschland, Europa und die Welt zukunftsweisenden Möglichkeiten, kostet die Ignoranz gegenüber der Notwendigkeit, der drohenden Klimakatastrophe entgegenzuwirken, die Zukunft der Lebensgrundlage für die Menschheit und aller anderen Lebewesen auf unserem Planeten Erde. Darauf hat auch der UN-Generalsekretär Ban Ki Moon während der Weltklimakonferenz hingewiesen: "Die Finanzkrise ist ernst. Doch wenn es zum Klimawandel kommt, steht viel mehr auf dem Spiel."

Unsere Bundeskanzlerin, Frau Merkel, ist jedoch gerade dabei, Deutschlands Vorreiterrolle beim Klimaschutz zu gefährden. Außerdem gehört sie mittlerweile zu jenen Staatschefs, die auch Europas Führungsrolle in der Klima-Frage gefährden. Ein globales Klima-Abkommen wäre damit zum Scheitern verurteilt. Deutschland wurde deshalb gestern wegen der "katastrophalen Verschlechterung" seiner Standpunkte mit dem Negativ-Preis "Fossil des Tages" ausgezeichnet.

Um Frau Merkel jetzt zu zeigen, dass die Augen Deutschlands auf sie gerichtet sind, und sie die deutschen Bürger in der Klima-Frage nicht enttäuschen darf, hat AVAAZ die folgende Petition verfasst:

Petition an Bundeskanzlerin Angela Merkel und die deutschen Abgeordneten im EU-Parlament

85% des deutschen Volkes fordern eine Führungsrolle Deutschlands bei der Sicherstellung eines starken Klima-Abkommens trotz der Konjunkturschwäche. Bitte repräsentieren sie den Willen des deutschen Volkes und nützen sie das grosse Potential einer zukunftsweisenden Klima-Politik. Deutschland muss erneut eine Führungsrolle in der Entwicklung grüner Technologien einnehmen, denn nur so können nachhaltige wirtschaftliche Stabilität und die Erhaltung unseres Planeten garantiert werden.


AVAAZ bittet dafür um die Unterschriften für die Petition, und wird diese noch vor dem Ende der Verhandlungen an Frau Merkel und die deutschen Abgeordneten im EU-Parlament übergeben. Hier gehts zur Unterzeichnung der Petition.



Zum weiterlesen:
Aufstieg und Fall der Klimakanzlerin
Posen droht zu einer verlorenen Sache zu werden


(Quellen: AVAAZ.org, Spiegel Online, Deutsche Welle, Financial Times, Tagesschau)

Donnerstag, 11. Dezember 2008

Klima: Keine konjunkturpolitische Verfügungsmasse

Unter dem Deckmantel "Wirtschaftskrise" bedient die Bundesregierung die Forderungen der Wirtschaft. Die notwendigen Klimaschutzziele drohen dabei auf der Strecke zu bleiben.

Interessenvertreter der Wirtschaft sitzen auch in der Bundesregierung. Sie haben das Denken der Bundeskanzlerin und der Regierung erfolgreich in Muster zurückgelenkt, wie sie bis in die 1980er Jahren in den Köpfen verankert waren. Die ohnehin noch zu niedrig angesetzten Ziele zur Reduzierung der Treibhausgase drohen durch Ausnahmen für die Stahl-, Chemie- und Zement-Industrie völlig aufgeweicht zu werden. In einem Interview des Deutschlandfunks spricht Jürgen Maier (Forum Umwelt und Entwicklung, Sprecher der Klima-Allianz) über Hintergründe und kritisiert die Klimapolitik von Frau Merkel.

Herr Töpfer (CDU, ehemaliger UN-Umweltdirektor und ehemaliger Bundesumweltminister) sieht die Notwendigkeit zu schnellem und entschlossenem Handeln zur Einstellung von Treibhausgasemissionen eben so wie ich: "Klimapolitik ist keine konjunkturpolitische Verfügungsmasse". Er nennt das Einknicken von Frau Merkel vor den kurzsichtigen Interessen der Wirtschaft "eine Enttäuschung für diejenigen, die mit Merkel eine klare und zukunftsorientierte Position für den Klimaschutz verbunden haben".

Recht hat er!

Es ist nicht zu fassen, aber die Politiker Europas und der Welt sind in Brüssel und in Polen gerade auf dem besten Wege, die Zukunft der Menschheit und des Lebens auf unserem Planeten Erde auf's Spiel zu setzen, während den Dinosauriern in den Chefetagen der Industrie das Klima Sch..ßegal ist. Die denken nur an ihren Profit, und daran, dass sie es ja nicht mehr erleben werden, wenn die Katastrophe einritt:

Helle Nächte in der Möwenstraße


Möwenstraße

Die Möwenstraße, eine der vier Nebenstraßen der Rickmersstraße in der Nähe vom Roten Sand, ist bei vielen Bremerhavenern berühmt für ihre Weihnachtsbeleuchtung.


Möwenstraße

Die Bewohner dieser Reihenhaussiedlung stellen sich Jahr für Jahr der großen gemeinsamen nachbarschaftlichen Herausforderung, die dunklen Dezembernächte mit einer technisch ausgefeilten Weihnachtsbeleuchtung taghell zu beleuchten.


Am Eck, eine Parallelstraße zur Mövenstraße

Ich kann nicht sagen, ob die Wohngebiete, in denen früher die Angehörigen der US-Army wohnten, für die Weihnachtsbeleuchtung in der Möwenstraße als Vorbild dienten, aber dort gab es vor vielen Jahren schon ähnlich aufwändige Weihnachtsdekorationen. Damals leuchteten in den Fenstern der deutschen Bevölkerung noch fast ausschließlich weihnachtliche Schwippbögen.


Möwenstraße

Vielleicht bin ich da ja etwas konservativ, aber mir gefällt ein Schwippbogen als vorweihnachtliche Fensterdekoration immer noch besser, als die beleuchtungstechnisch hochgerüsteten, wild blinkenden "Disco"-Beleuchtungen, die von Jahr zu Jahr vermehrt auch in den Fenstern vieler Bremerhavener Bürger auftauchen. Wenn ich vier Wochen lang Abend für Abend in meinem Wohnzimmer einem dieser Blitzgewitter ausgesetzt wäre, dann hätte meine bis dahin aufgrund des ständigen Lichtgeflackers stetig angestiegene Nervosität am Heiligen Abend wahrscheinlich einen Level erreicht, auf dem für "besinnliche Weihnachtsstimmung" absolut kein Platz mehr wäre.


Möwenstraße

Meine Vorliebe für herkömmliche Weihnachtsbeleuchtung im Wohnzimmer hat aber nichts mit der Weihnachtsbeleuchtung in der Möwenstraße zu tun. Die ist schon etwas besonderes, und durchaus sehenswert. Dass viele Bremerhavener das ähnlich sehen, konnte ich an dem Abend, als ich dort fotografiert habe, selbst beobachten. Immer wieder fuhren Autos im Schritttempo in die Straße hinein und wieder heraus, und mehrere nächtliche Besuchergruppen bummelten auf ihrem Abendspaziergang durch die Straße.


Hinweis: Für eine größere Ansicht bitte auf die Fotos klicken.

Mittwoch, 10. Dezember 2008

60 Jahre Allgemeine Erklärung der Menschenrechte

AI: Ich seh das Anders

Heute vor 60 Jahren wurde die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte im Pariser Palais de Chaillot von der Generalversammlung der UNO angenommen. Einiges ist im Laufe dieser 60 Jahre erreicht worden. Aber: Noch immer werden fundamentale Grundrechte an vielen Orten in der Welt mit den Füßen getreten. Nicht nur in Afrika, Asien oder Südamerika, sondern auch Nordamerika oder auf unserem Kontinent, mitten in Europa.

Es bleibt noch viel zu tun,
bis die Vision der UNO von 1948 Wirklichkeit wird.

Frau Lochbihler (Amnesty International Deutschland, Generalsekretärin) weist unter anderem auf die dramatische Lage der der Menschen im Kongo und in Dafur hin, wo bereits Millionen von Menschen zu Opfern von Krieg und Vertreibung wurden. Es gäbe viele Menschen, die sich unter hohem persönlichen Einsatz für die Menschenrechte einsetzen, aber es fehle viel zu oft der politische Wille.

Beschämend fand ich in diesem Zusammenhang, wie die Machthaber in China mit den eigenen Bürgern umgingen, nur um die Welt während der Olympischen Spiele in Peking mit einer schönen, glänzenden Fassade zu blenden. Wer aber etwas genauer hingesehen hatte, dem waren schon im Vorfeld der Olympischen Spiele 2008 die vielen unschönen Kratzer auf der Fassade aufgefallen. Das hielt die führenden Politiker der Regierungen der freien Welt jedoch nicht davon ab, die Kröten zu schlucken, welche die chinesischen Gastgeber ihnen vorsetzten. Schließlich hatte man ja auch noch die Interessen der jeweiligen Wirtschaftslobbys zu vertreten, die mit großen, gewinnbringenden Geschäften in China spekulieren. Als es um den schnöden Mammon ging, wurden die eigenen Ideale von Recht und Freiheit wieder einmal verraten. Währenddessen standen chinesische Bürger, die sich für die Einhaltung der Menschenrechte in ihrem Land einsetzten unter Hausarrest, oder wurden nach fadenscheinigen Verhandlungen zu langjährigen Gefängnisstrafen verurteilt. In meinen Augen war das ganze nichts anderes als eine peinliche Farce.

Nachtrag: Zum Thema 60. Jahrestag der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte und Tibet gibt's bei Elfe noch etwas zu weiterlesen ...

Zum Weiterlesen

Amnesty International:
  Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte wird 60

Sonderheft (PDF-Dokument):
  Eine große Idee feiert Geburtstag.

(Quellen: Nordsee-Zeitung vom 09.12.2008, Amnesty International)

Dienstag, 9. Dezember 2008

Dat Johr geit to End


... un de Schip fohrt mit‘n Dannboom no See
(Die "Hansa" im Fischereihafen Bremerhaven)


Klock veer ward all düster, de Wind weiht von Ost,
de Luft schmeckt all bannig no Schnee.
De Straaten sünd schmückt und de Lüd speelt verrückt,
un de Schip fohrt mit‘n Dannboom no See.

Dat Johr geit to End, un de Lichter verbrennt.
Man, de Tied stickt een Licht an in di.
Dat Johr geit to End, un de Lichter verbrennt.
Man, de Tied stickt een Licht an in di.

Un wenn du so markst, nu is Wiehnacht nich wiet,
dor ward di ganz anners tomoot.
Du denkst still bi di: wedder een Johr vörbi,
un wat wür, wür dat schlecht oder good?

Un kümmt denn de Obend, un blinkt denn de Stuv,
denn lücht de lütt Oogen so hill.
Dat Geld nich allens is mookt de Kinner uns wiss,
un in manch een rick Hus ward dat still.


Ich kenne dieses Lied seit einigen Jahren, habe aber keine Ahnung wer
der Verfasser des Textes ist. Inzwischen habe ich herausgefunden, dass Rolf Zuckowski das Lied mit einen ähnlichen hochdeutschen Text komponiert hat. Da er als Komponist und Textautor genannt wird, vermute ich, dass diese plattdeutsche Version in Anlehnung an den Text von Rolf Zuckowski entstanden ist.

Nachtrag:
Im November 2009 erhielt ich eine E-Mail von einer Leserin, die beim Suchen nach dem Text des Liedes hier gelandet war. Sie schreibt, "Dat Johr geit to End" sei von Rolf Zuckowski für die Finkwarder Speeldeel auf Platt geschrieben worden. Die Weihnachts-CD der Speeldeel "Advent an de Waterkant" von 1979, auf der das Lied zu hören gewesen sei, könne man aber leider nicht mehr kaufen.




Übersetzung für "Nicht-Küstenbewohner":

Um vier wird's schon dunkel, der Wind weht aus Osten,
die Luft schmeckt schon sehr*) nach Schnee.
Die Straßen sind geschmückt und die Menschen spielen verrückt,
und die Schiffe fahren mit einem Tannenbaum zur See.

Das Jahr geht zu Ende, und die Kerzen verbrennen.
diese Zeit zündet ein Licht in dir an ...

Und wenn du merkst, dass es nicht mehr lange hin ist bis Weihnachten,
dann wird dir ganz anders zumute.
Du denkst still bei dir: Wieder ein Jahr vorbei,
und wie war es, war es schlecht oder gut?

Und wenn der Abend dann kommt, und die Stube glänzt,
dann leuchten die kleinen Augen so hell.
Dass Geld nicht alles ist, wird uns durch die Kinder bewusst,
und in so manchem reichen Haus wird es still.


*) Platt für Anfänger: bannig

Lea: Du sag mal, Gerd, was heißt eigentlich bannig?
Gerd: Ohh, das Wort gebrauchen die Plattdeutschen sehr gerne, denn mit mit bannig kann man alles noch 'n büschen größer, stärker, schlimmer oder besser machen. Zum Beispiel: Dat mookt bannig Spoß ...
Lea: Ganz doll Spaß.
Gerd: Jo, oder de is ja bannig groot, oder bannig dösig, he hett bannig Glück hadd, se kann bannig goot seiln, dat deit bannig weh oder auch: Ick bün bannig knapp mit Geld.
Lea: Bannig ist ja wohl so 'n Allerweltswort.
Gerd: Stimmt, und wenn wir das nicht hätten, denn seeg dat bannig slecht ut. So, Lea, nu weeßt Bescheed.
Lea: Jo, nu weet ick Bescheed.

(Diese nette Erklärung habe ich auf der Seite vom NDR Hamburg gefunden)