Dienstag, 31. Dezember 2013

Zum Jahresausklang

Blick von Bremerhaven über die Weser nach Blexen
Ein Jahr ist nichts, wenn man's verputzt,
ein Jahr ist viel, wenn man es nutzt.
Ein Jahr ist nichts; wenn man's verflacht;
ein Jahr war viel, wenn man es ganz durchdacht.

Ein Jahr war viel, wenn man es ganz gelebt;
in eigenem Sinn genossen und gestrebt.
Das Jahr war nichts, bei aller Freude tot,
das uns im Innern nicht ein Neues bot.

Das Jahr war viel, in allem Leide reich,
das uns getroffen mit des Geistes Streich.
Ein leeres Jahr war kurz, ein volles lang:
nur nach dem Vollen mißt des Lebens Gang,
ein leeres Jahr ist Wahn, ein volles wahr.
Sei jedem voll dies gute, neue Jahr.

Hanns Freiherr von Gumppenberg (1866 - 1928)


In diesem Sinne:
Einen "GutenRutsch" und alles Gute für euch im neuen Jahr 2014.
Macht was d'raus.

Sonntag, 29. Dezember 2013

Ein Eisbär-Baby im "Zoo am Meer"

Valeska und ihr Baby (27.12.2013, Buten un Binnen)

Im Bremerhavener "Zoo am Meer" gibt es seltenen Eisbär-Nachwuchs: Mutter Valeska kümmert sich hingebungsvoll um ihr Baby.

Nachdem die Eisbärin sich bereits seit längerer Zeit in ihre Wurfhöhle zurückgezogen hatte, kam der kleine Eisbär am 16.12.2013 in einem Nebenraum der Höhle zur Welt. Nach der Geburt brachte Valeska ihr winziges Baby vorsichtig in die Wurfhöhle. Am darauffolgenden Tag wurde ein zweites Eisbär-Baby entdeckt, dass jedoch tot war.

Auf der Internetseite des Zoos heißt es, die ersten Tage seien mit bangem Warten überstanden worden, denn es könne vorkommen, dass eine Eisbärin keine Milch hat. Sowohl die Bilder als auch die Töne aus der Wurfhöhle, die mit einer Videokamera überwacht wird, ließen jedoch auf einen gesunden, zufriedenen Säugling schließen.

In den nächsten Tagen und Wochen sei Ruhe das oberste Gebot. Besondere Sorge bereitet der Zoo-Leitung die Silvester-Knallerei. Diese könne die Eisbär-Mutter extrem irritieren, wodurch das Jungtier zu Schaden kommen könnte. Der Willy-Brandt-Platz auf der an den Zoo grenzenden Seebäderkaje ist deshalb seit dem 27.12.2013 bis zum 02.01.2014 für den Publikumsverkehr gesperrt.

Gemeinsam mit den Verantwortlichen der Stadt Bremerhaven, vertreten durch den Herrn Grantz (SPD, Oberbürgermeister), bittet die Zoo-Leitung die Bremerhavener Bevölkerung darum, in der Nähe des Zoos kein Silvester-Feuerwerk zu zünden (Zitat):
Bitte liebe Bremerhavener und „Umzu“ helfen Sie uns, in dem Sie in diesem Jahr auf die Knallerei am Deich verzichten, damit wir gemeinsam im nächsten Jahr viel Freude an unserem kleinen Eisbären haben.

Ich hoffe, die Feiernden werden so vernünftig sein, dieser drungenden Bitte nachzukommen. Mit Rücksicht auf alle anderen Zoo-Bewohner sollte es eigentlich ohnehin selbstverständlich sein, in der Nähe des Zoos auf unnötigen Lärm zu verzichten. Deshalb ist der Willy-Brandt-Platz aus meiner Sicht auch alles andere, als ein geeigneter Veranstaltungsort für Rock-Konzerte etc.


(Quellen: Zoo am Meer, Buten un Binnen vom 27.12.2013)

Die weite Welt im Rückspiegel

Das Jahr 2013 liegt in den letzten Zügen. Über den Jahreswechsel werde ich für ein paar Tage zu meiner Schwester fahren. Deshalb habe ich meinen alljährlichen Blick in den Rückspiegel dieses Mal etwas vorgezogen. Hier ist eine kleine Auswahl aus den Ereignissen, die mich im jetzt zu Ende gehenden Jahr beschäftigt haben.

Im Januar und im März ging es erneut um "Neonikotinoide", einer Gruppe vom Insektiziden, die im begründeten Verdacht stehen, zum inzwischen besorgniserregenden Massensterben von Bienenvölkern beizutragen. Bereits vor zwei Jahren wurde in den USA und in der EU über ein Verbot dieser Gifte debattiert. Mit Debatten allein wird sich das fortgesetzte weltweite stille Sterben der Bienen allerdings wohl kaum aufhalten lassen. Studien belegen die Störung der Orientierung kontaminierter Bienen.

Im Mai äußerte sich Herr Mandl (ehemaliger Koordinator der ARGE Bienenforschung an der Universität für Bodenkultur in Wien) gegenüber der östereichischen Zeitung "Der Standard" mit den Worten (Zitat): "Wissenschaftlich gibt es da überhaupt keinen Zweifel - die Giftigkeit ist längst bewiesen." Schließlich würden rund 50 Abhandlungen international renommierter Forscher existierten, mit denen die Gefährlichkeit von Neonicotinoiden - nicht nur für Bienen - bestätigt worden sei. Dort, wo diese Gifte zum Einsatz kommen, sei das gesamte Ökosystem in großer Gefahr.

Inzwischen hatte auch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa) vor der Gefährdung der Bienen durch die drei Insektizide Clothianidin, Imidacloprid und Thiamethoxam der Unternehmen Bayer und Syngenta gewarnt, woraufhin eine Mehrheit der EU-Staaten sich für ein befristetes Verbot aussprach. In den Ohren der Chemielobby verhallen diese Warnungen ungehört. Das Klingeln in den Kassen der Konzerne übertönt alles andere. Damit das so bleibt, haben die Chemiekonzerne Syngenta und Bayer jeweils eine Klage beim Gericht der Europäischen Union in Luxemburg gegen das am 01.12.2013 in Kraft getretene, vorerst zweijährige Verbot eingereicht ...


Im März wurde ich auf einen noch nicht fertiggestellten Film aufmerksam, der ein Thema ins Bewusstsein der Weltöffentlichkeit rücken will, dessen Tragweite mir bis dahin nicht bekannt war: Plastikmüll in den Weltmeeren.

Ein Teil dieser Hinterlassenschaften der Wohlstandsgesellschaften in den Industrienationen gelangt über die Flüsse in die Meere. Hinzu kommen die lange praktizierte "über Bord" Müllentsorgung in der Schifffahrt, Verluste von Kunststoffnetzen in der Fischerei, bei Schiffshavarien aus der Ladung freigesetztes Plastikmaterial, oder große Mengen Materials, dass infolge von Naturkatastrophen, wie Tsunamis oder Hurrikans in die Meere gelangt.

Der größte der mit der Strömung zirkulierende Kunststoff-Strudel ist der aus mehr als 100 Millionen Tonnen Plastikmüll bestehende "Great Pacific Ocean Garbage Patch" im Nordpazifik. Schätzungen gehen von einer Million Kunststoff-Teilchen pro Quadratkilometer aus. Darunter zu leiden haben unter anderem Fische und Seevögel. Aber auch für uns Menschen werden der Plastikkonsum und unsere Wegwerfmentalität zunehmend zu einem ernsthaften Problem ...


"Der Raubtierkapitalismus muss gefüttert werden. Die fünfhundert größten transnationalen Konzerne haben voriges Jahr 52,8 Prozent des Weltbruttosozialproduktes kontrolliert. Die haben eine Macht, wie kein König oder Kaiser sie je genossen hat. Wir leben unter der Weltdiktatur des globalisierten Finanzkapitals. Die Oligarchen scheffeln Reichtum, während sich in der dritten Welt die Leichenberge türmen. Das ist eine kannibalische Weltordnung, die müssen wir brechen."

Das sagte Jean Ziegler (von 2000 bis 2008 UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung; seit 2008 Vizepräsident des beratenden Ausschusses des UNO-Menschenrats) im Mai in einem Interview mit dem Magazin "The European" ... - Und weiter: "In den 122 Entwicklungsländern – in denen 4, 9 Milliarden Menschen leben – ist die Außenverschuldung erdrückend. Deshalb ist die Versuchung sehr groß, das Gemeinwesen, also zum Beispiel die Wasserversorgung, der Privatwirtschaft zu verkaufen ... " - Der Ausverkauf der Trinkwasservorräte beschränkt sich allerdings nicht nur auf mittellose Entwicklungsländer. Auch in den Industriestaaten greifen Weltkonzerne, allen voran Nestlé,  nach jeder Quelle, derer sie habhaft werden können und verkaufen billiges Leitungswasser, abgefüllt in Flaschen, teuer und unter phantasievollen Markennamen an diejenigen die es sich (noch) leisten können.

Einer meiner Lehrer hat bereits vor etwa 40 Jahren prophezeit, dass nach dem Ende der Konflikte um das Erdöl erbitterte Kriege um die Wasserreserven des Planeten geführt werden würden. Ich fürchte, erkönnte damit Recht behalten ...


Im Juli wurde in Bremerhaven im Rahmen der Anarktiskonferenz der "Kommission zur Erhaltung der lebenden Meeresschätze in der Antarktis" (Commission for the Conservation of Antarctic Marine Living Resources, CCAMLR) über die Einrichtung eines Meeresschutzgebiets geschachert und gefeilscht. Da einige der beteiligten Staaten wieder einmal primär ihre eigenen, wirtschaftlichen Interessen verfolgten, war das erneute Scheitern der Konferenz vorprogrammiert. Das war nicht nur eine schlechte Nachricht für das empfindliche Ökosystem der Antarktis, sondern auch für den Klimaschutz.


Ebenfalls im Juli gingen weltweit und in mehr als 30 deutschen Städten Menschen gegen die weltweite, kontinuierliche Verletzung ihrer Privatphäre durch Spionageprogramme wie PRISM, TEMPORA, etc. auf die Straße. Dabei demonstrierten sie unter anderem auch ihre Solidarität mit Edward Snowden, Bradley Manning und anderen Whistleblowern, ohne deren persönliches Opfer wir den ironischerweise demokratisch gewählten Verrätern unserer Interessen inzwischen noch mehr ausgeliefert wären, als es ohnehin schon der Fall ist.

Inzwischen verhandelt die Regierung der USA mit Staaten des Pazifischen Raums und der Europäischen Union gerade über zwei "Freihandelsabkommen", mit deren unsere Volksverkäufer und direkt den Fängen der Unternehmen und Konzerne ausliefern. Deren gegen die Rechte der Beschäftigten, gegen die Gesetzgebung zum Schutz der Umwelt un des Klimas etc. gerichtete Angriffe werden dann mit demokratischen Mehrheitsentscheidungen nicht mehr aufzuhalten sein.

Sofern wir uns dagegen nicht zur Wehr setzen, werden die Delegierten der beteiligten Staaten in ihren unter Ausschluss der Öffentlichkeit geführten Verhandlungen unsere grundlegenden demokratischen Werte zugunsten der kurzfristigen Gewinnmaximierung der Konzerne verschachern. Sollte es soweit kommen, dann könnte auch einer der "Global Player", der bisher vergeblich versucht hat, in Europa Fuß zu fassen, tun und lassen was er will: Monsanto. Uns stünden dann ähnliche Probleme ins Haus, wie diejenigen, unter denen die Menschen in Argentinien bereits heute zu leiden haben


Seit dem Regierungswechsel im Iran gibt es das erste Mal seit vielen Jahren wieder einen kleinen Hoffnungsschimmer bezüglich der Bedrohung durch Irans Atomprogramm. Auch die Töne gegenüber Israel wurden etwas moderater. Auf israelischer Seite sitzt das Misstrauen allerdings tief.

Einem Artikel in Hennings wunderbarer Webwelt zufolge könnte dieses Misstrauen allerdings auch nicht ganz unbegründet sein. Henning weist auf einen Film hin, der Irans Präsenz auf Seiten des Assad-Regimes in Syrien belegen soll.

Trotz alledem wäre es aus meiner Sicht zumindest eine Chance auf einen friedlicheren Nahen Osten, wenn Israels Regierung dem neuen Regime im Iran gegenüber etwas diplomatischer auftreten würde. Es ist ja nicht nur so, dass Israel sich durch Iran bedroht fühlt: Umgekehrt hat auch Irans Regierung allen Grund, den Hardlinern in der Regierung Israels gegenüber misstrauisch zu sein.


Henning schreibt, ohne die Hilfe der iranischen Revolutionsgarden wäre das Assad-Regime wohl nicht so erfolgreich im Kampf gegen die syrischen Regimegegner gewesen. Inzwischen kommt meines Wissens erschwerend hinzu, dass die Opposition in Syrien auch kein einheitliches Bild mehr bietet. In deren Reihen gibt es offensichtlich Gruppierungen, die nicht den Aufbau einer Demokratie, sondern den eines islamischen Gottesstaates anstreben.

Wie in allen Kriegen und Bürgerkriegen sind es auch in Syrien vor allem die unbeteiligten Zivilisten, die unter den Kriegsfolgen zu leiden haben. Ich fürchte, auf die Menschen dort wird noch so manche böse Überraschung warten.


Das gleiche könnte für die Menschen in Ägypten gelten, sofern die Armee ihre derzeitige Position zur Festigung ihrer eigenen Macht missbrauchen sollte. Dann würde es keinen allzu großen Unterschied mehr machen, ob die Ägypter unter der Diktatur der Militärs oder religiöser Fanatiker leben müssten. Ihr Kampf für ein demokratisches Ägypten wäre vorerst verloren.


Mit dem Tode Nelson Mandelas am 5. Dezember verlor die Weltgemeinschaft einen ganz besonderen Menschen. Als Freiheitskämpfer gegen die Apartheid in seiner Heimat Südafrika wurde er verfolgt, gefangen genommen und verurteilt. 27 Jahre seines 95 Jahre währenden Lebens musste er in einer kleinen Zelle auf der Gefängnisinsel Robben Island verbringen.

Dennoch überwand er seinen persönlichen Hass gegen das Apartheid-Regime. Das befähigte ihn später als demokratisch gewählter Präsident die Grundlage für die Überwindung der Rassenschranken in einem neuen Südafrika zu legen, in dem jeder Bürger seinen Platz finden können soll. Es gibt wohl nicht viele Menschen, die dazu in der Lage gewesen wären, wenn sie die gleichen Erfahrungen gemacht hätten, wie Nelson Mandela.


Als erster Konzern weltweit hatte "Gazprom" im September mit den Vorarbeiten zur Förderung von Erdöl in arktischen Gewässern begonnen. Dagegen hatten Aktivisten der internationalen Umweltschutzorganisation "Greenpeace" protestiert. Der russische Geheimdienst FSB kaperte daraufhin das Greenpeace Schiff "Arctic Sunrise", unterbrach die Kommunikationsverbindungen und nahm die Besatzung fest.

Das alles spielte sich außerhalb des russischen Hoheitsgebietes in internationalen Gewässern ab. Etwas später meldete Greenpeace, die "Arctic Sunrise" bewege sich in Richtung Murmansk.

Anfang Oktober wurden alle 28 Besatzungsmitglieder sowie zwei zwei Journalisten, die sich an Bord der "Arctic Sunrise" befunden hatten, wegen "Piraterie" angeklagt. Nachdem sich der absurde Vorwurf nicht länger aufrechterhalten ließ, wurde die Anklage in "Rowdytum" geändert.

Mitte November forderte der Internationale Seegerichtshof (ISGH) in Hamburg Russland auf, die Besatzung der "Arctic Sunrise" freizulassen und das gekaperte Schiff freizugeben. Die russische Regierung hatte sich jedoch bereits vorher dahingehend geäußert, dass sie die Entscheidung des ISGH nicht anerkennen werde.

Nachdem das russische Parlament einer von Präsident Wladimir Putin eingebrachten allgemeinen Amnestie für 'politische' Gefangene zugestimmt hatte, konnten am zweiten Weihnachtstag auch die ersten der festgehaltenen Besatzungsmitglieder der Arctic Sunrise" Russland verlassen.

Samstag, 28. Dezember 2013

Gazprom - Arktisches Öl für die Klimakatastrophe

Infolge der Ausbeutung und der Verbrennung der fossilen Energieträger steigt die mittlere globale Temperatur auf der Erde. In der Folge schmolzen Gletscher und das Eis des Arktischen Ozeans. Die Petro-Konzerne, die daran die unmittelbare Schuld tragen, haben darauf nur gewartet: Jetzt ist auch der Weg zu den Erdöllagerstätten unter den arktischen Gewässern frei.

Als erster Petro-Konzern überhaupt hat der russiche Konzern "Gazprom" in diesem Jahr damit begonnen, in arktischen Gewässern Erdöl zu fördern. Dagegen hatten Aktivisten der internationalen Umweltschutzorganisation "Greenpeace" protestiert.

Mit Schlauchbooten waren sie am 18.09.2013 vom Greenpeace-Schiff "Arctic Sunrise" zur Ölborplattform "Prirazlomnaya" übergesetzt und an der Außenhülle hinaufgeklettert, um damit ihrem Protest gegen Ölbohrungen in der Arktis weithin sichtbar Ausdruck zu verleihen. Mit an Bord waren zwei Journalisten, welche die Aktion dokumentieren und die drohende Zerstörung des fragilen Ökosystems des arktischen Ozeans weltweit in den Blick der Öffentlichkeit rücken wollten.

Schlauchboote der russischen Küstenwache rammten daraufhin die Greenpeace-Boote. Maskierte Beamte feuerten Warnschüsse ab, bedrohten die Aktivisten mit Schusswaffen und Messern und es kam zu ersten Festnahmen. Bald darauf wurde die "Arctic Sunrise" von einem Hubschrauber aus durch Angehörige des russischen Geheimdienstes FSB geentert, woraufhin die Kommunikation mit der Besatzung des Schiffes abbrach.

Das alles spielte sich außerhalb des russischen Hoheitsgebietes in internationalen Gewässern ab. Etwas später meldete Greenpeace, die "Arctic Sunrise" bewege sich in Richtung Murmansk.

Anfang Oktober wurden alle 28 Besatzungsmitglieder und die beiden Journalisten wegen "Piraterie" angeklagt. Damit drohten ihnen bis zu 15 Jahre Haft in russischen Gefängnissen oder Straflagern. Dagegen protestierten drei Millionen Menschen mit Protestmails an russische Botschaften ... - Am 23.10.2013 kündigte die russische Ermittlungsbehörde an, sie werde den Vorwurf "bandenmäßige Piraterie" nicht weiter aufrechterhalten. Die Anklage sprach jetzt von "Rowdytum".

Damit drohten den Aktivisten immer noch bis zu sieben Jahre Haft. Am 22.11.2013 forderte der Internationale Seegerichtshof (ISGH) in Hamburg Russland auf, die Besatzung der "Arctic Sunrise" freizulassen und das gekaperte Schiff freizugeben. Die russische Regierung hatte sich jedoch bereits vorher dahingehend geäußert, dass sie die Entscheidung des ISGH nicht anerkennen werde.

Nachdem das russische Parlament einer von Präsident Wladimir Putin eingebrachten allgemeinen Amnestie zugestimmt hatte, konnten neben anderen prominenten 'politischen' Gefangenen am zweiten Weihnachtstag auch die ersten der festgehaltenen Besatzungsmitglieder der "Arctic Sunrise" Russland verlassen.

Die Petition, mit der Greenpeace die Einrichtung eines Schutzgebiets für den arktischen Ozean fordert, ist inzwischen von knapp fünf Millonen Menschen mitgezeichnet worden. Wer die Petition ebenfalls unterstützen möchte, kann sie auf der Internetseite der Umweltschutzorganisation online unterzeichnen.

 
Meine Meinung:
Die Greenpeace-Aktivisten haben mit friedlichen Mitteln protestiert. Der absurde Vorwurf "Piraterie" ließ sich nicht einmal in "Putins Russland" aufrecht halten. Wenn irgend etwas im Zusammenhang mit den Ereignissen am 18. September in die Rubrik "Piraterie" einzuordnen gewesen wäre, dann doch wohl die Kaperung der "Arctic Sunrise" durch den FSB, sowie die Festnahme der Besatzung und der beiden mitreisenden Journalisten in internationalen Gewässern. Hinzu kommt noch die Weigerung der russischen Regierung, das Urteil des ISGH zu respektieren.

Das weitaus größere Verbrechen ist in meinen Augen allerdings die Ursache für diesen internationalen Zwischenfall: Die Ausbeutung der Erdölvorräte unter der Arktis, die den derzeitigen Weltbedarf an Öl gerade einmal für drei Jahre decken können.

Im Falle eines durch einen technischen Defekt oder/und menschliches Versagen ausgelösten Ölunfalls - wie beispielsweise bei der Explosion der "Deepwater Horizon" im Golf von Mexiko (2010) oder bei der Havarie der "Exxon Valdez" im Prinz-William-Sund (Alaska 1989) - wären Aufräumarbeiten unter den in der Arktis herrschenden Bedingungen nahezu unmöglich.


Jeder Tropfen Öl, der nicht in der Erde bleibt, sondern verbrannt wird, trägt zur weiteren Beschleunigung des Klimawandels und der globalen Erwärmung bei. Kann sich jemand ein größeres Verbrechen vorstellen, als die Zerstörung der Lebensgrundlagen aller kommenden Generationen die nach uns auf dem Planeten Erde leben wollen?

Mit ihrem Vorgehen gegen die Greenpeace-Aktivisten und ihrer Unterstützung der Gazprom-Aktivitäten in der Arktis hat sich die russische Regierung an diesem Verbrechen mitschuldig gemacht.


Zum Weiterlesen


(Quellen: Deutschlandfunk vom 23.03.2013, Greenpeace, CAU, Wikipedia)

Das war 2013 in juwi's welt

Das Jahr 2013 liegt in den letzten Zügen. Über den Jahreswechsel werde ich für ein paar Tage zu meiner Schwester fahren. Deshalb habe ich meinen alljährlichen persönlichen Jahresrückblick dieses Mal etwas vorgezogen. Hier ist eine kleine Auswahl aus den Ereignissen, die mich im jetzt zu Ende gehenden Jahr beschäftigt haben.

Die Vorstellung, dass bei jedem einzelnen Menschen auf der Welt alles schiefgeht, was überhaupt nur schiefgehen kann, weil alle unter dem Einfluss einer "bösen Zahl" stehen, ist natürlich albern. Aber in diesem Jahr - dem Jahr mit der "13" am Ende - kam mir zwei-, dreimal schon der Gedanke, als könnte möglicherweise doch etwas dran sein, an diesem weitverbreiteten Aberglauben ...


Im Februar musste ich Abschied nehmen von einem Weggefährten, der für mich nach den vielen Jahren, die ich ihn kannte, mehr, als nur ein guter Bekannter war. Für seine Famile und alle anderen, die Hans kannten, kam sein plötzlicher Tod völlig unerwartet. In den letzten Jahren war er mit seinem Ideenreichtum und seinem Wissen eine treibende Kraft für den Wandel in "seinem Goethe-Quartier". Ich vermisse sein heiteres Wesen, sowie die vielen Geschichten und Anekdoten, die er immer zu erzählen wusste. Ich vermisse Hans.

Im März, als ich eines Abends mit dem Fahrrad unterwegs war, hatte ich eine unliebsame Begegnung mit der Beifahrertür eines Taxis. Daraufhin ging erst einmal für mehrere Wochen gar nichts mehr. Aufgrund dieser schmerzhaften Erfahrung reagiere ich auf Fahrzeuge, die den verfügbaren Platz auf dem Radweg einschränken oder gar blockieren, inzwischen äußerst allergisch.


Aber es gab auch die schönen Momente, die einem über solche Erfahrungen und Erlebnisse hinweghelfen. Dazu gehörten unter anderem die Besuche bei meiner Tochter und meiner Schwester an der schleswig-holsteinischen Ostseeküste und die Kieler Woche, sowie der Besuch bei meiner anderen Tochter in Bochum.


"Integration" ist eines dieser Schlagwörter, die Politiker oftmals gerne als schmückendes Beiwerk in ihre Reden integrieren. Das wahre Leben, mit dem sich Migranten in den Behörden konfrontiert sehen, scheint den Rednern dagegen leider allzu oft fremd zu sein. Diejenigen Politiker, die wirklich dahinterstehen, dementsprechend handeln und sich für Gesetze einsetzen, die den Realitäten Lebens angepasst sind, findet man leider nicht sehr häufig. Daher liegen hier Wunsch und Wirklichkeit manchmal recht weit auseinander.

Die erfolgreiche Integration von Migranten ist vielen Bremerhavenern ein wichtiges Anliegen. So hatte der Verein "Rückenwind für Leher Kinder e.V.", der im Sommer auf zehn Jahre erfolgreicher Arbeit zurückblicken konnte, im Januar eine dringend benötigte Köchin einstellen wollen, die infolge ihres ehrenamtlichen Engagements für die Rückenwind-Kinder, insbesondere aber für die türkischen und die neu zugezogenen Kinder aus Bulgarien, bereits zu einer Vertrauensperson geworden war.

Bei der Einstellung wollte allerdings dann die Ausländerbehörde nicht mitspielen. Erst der Druck der Öffentlichkeit hatte Bewegung in die Angelegenheit gebracht. Zu guter Letzt durfte "Rückenwind"die Köchin dann doch einstellen. Der Aufruf zu einer Protestkundgebung vor der Bremerhavener Stadtverwaltung war damit glücklicherweise gegenstandslos geworden.


Mitte Mai war der damalige Bremerhavener Baustadtrat in den Ruhestand verabschiedet worden. Die Stadtverordnetenversammlung hatte die freigewordene Stelle bundesweit zur Neubesetzung ausgeschrieben. Der Koalitionsvereinbarung entsprechend hatten die Grünen das Vorschlagsrecht, deren Auswahl aus der Liste der Bewerberinnen und Bewerber auf Frau Dr. Ehbauer fiel. Während der Sitzung der Stadtverordnetenversammlung vom 13.06.2013 wurde sie mit der Mehrheit der SPD und der Grünen in der Stadtverordnetenversammlung zur neuen Baustadträtin gewählt.

Zwei ihrer Mitbewerber hatten daraufhin vor dem Verwaltungsgericht geklagt, weil sie die Rechtmäßigkeit der Wahl anzweifeln. Aufgrund dessen konnte Frau Ehbauer ihr Amt nicht wie geplant zum 01.08.2013 antreten. Der Stadtverordnetenfraktion der Grünen liegt ein anonymer Brief vor, der - verbunden mit der Aufforderung, rechtliche Schritte einzuleiten - offensichtlich an die ungefähr dreißig unterlegenen Bewerberinnen und Bewerber übersandt worden war.

Ende Oktober hatten die Richter des Verwaltungsgerichts Bremen die Wahl Frau Ehbauers für rechtmäßig erklärt und die Klagen der beiden unterlegenen Bewerber zurückgewiesen. Bisher muss Bremerhaven jedoch weiterhin ohne Baustadträtin auskommen, da eine der beiden unterlegenen Mitbewerberin Beschwerde gegen den Beschluss des Verwaltungsgerichts eingelegt hat ...


Eine endlose - und darüberhinaus auch überflüssige - Geschichte sind auch die Planung und der Bau des Bremerhavener Hafentunnels, der sich eines Tages einmal als unnützes Millionengrab erweisen könnte. Die in die Zukunft projizierten Verkehrsprognosen aus der Anfangszeit der Planungsphase wurden zwischenzeitlich durch eine Verkehrszählung widerlegt: Willkommen in der Zukunft!

Die inzwischen nach oben korrigierten, aber durch Ausklammerung der Planungskosten kleingerechneten Gesamtkosten belaufen sich bereits vor Baubeginn auf 200 Millionen Euro. Damit ist die ursprünglich ohnehin schon knapp bemessene Wirtschaftlichkeit des zukünftigen Tunnels hinfällig. Da, wie bei solchen Angelegenheiten üblich, nicht sein wird, was nicht sein darf, wird es während der Bauphase selbstverständlich zu keinen weiteren Kostensteigerungen kommen (falls aber doch, dann um nicht mehr, als 40 Millionen Euro).

Praktische Erfahrungen mit Großprojekten belegen das Gegenteil. - Sofort nachdem der letzte verbliebene Kläger gegen das Projekt das Handtuch geworfen hatte, wurde das Bauschild aufgestellt. Inzwischen wurde gegenüber der zukünftigen Tunneleinfahrt ein Birkenwäldchen platt gemacht, um Platz für die Lagerung des Bodenaushubs zu schaffen ...


Zu den erfreulichen Dingen zählte der "Leher Kultursommer 2013". Im Rahmen der diesjährigen Veranstaltungsreihe geschah ein bemerkenswert skurriler Mord in der Rickmersstraße, mit den Aue-Piraten ging es auf Entdeckungsreise auf den Spuren eines verschwundenen Flusses und Terry Thun nahm uns mit ins "Nachtleben der Guten alten Zeit". Diese Zeit wurde auch bei einem historischen Straßenfest noch einmal lebendig. Ein weiteres "High Light" war auch in diesen Jahr wieder die Konzertveranstaltung Musik im Wohnzimmer. Wer in dieses Mal nicht dabeisein konnte, der sollte die nächste Gelegenheit zu einem Konzert-Besuch in Leher Wohnzimmern im Sommer 2015 nicht versäumen.


Nach Abschluss der Arbeiten zur Erhöhung des Deichabschnitts zwischen der Seebäderkaje und der Geestemündung, wurde im Mai der neugestaltete Weserdeich eröffnet und mit einer dreitägigen Feier eingeweiht. Seine Bewährungsprobe hat er bei zwei Sturmfluten - die Zweite hatte Anfang Dezember mehr als zwei Tage angedauert - gut überstanden. Leider hat sich die Aufstellung des restaurierten, historischen Wasserstandanzeigers erheblich verzögert. Das soll jetzt im nächsten Frühjahr nachgeholt werden.


Ein Blick über den Tellerrand

Die Kosten für den elektrischen Strom werden zum 1. Januar 2014 erneut steigen. Aber auch wenn die Saboteure der Energiewende aus den Reihen der dafür verantwortlichen wespenfarbenen Bundesregierung (2009-2013) uns etwas anderes weismachen wollen: Die Ursache dafür werden auch sie wohl kaum mit dem Ausbau der erneuerbaren Energiequellen begründen können. Angesichts dessen, was im Koalitionsvertrag der neuen schwarz-roten Bundesregierung steht, ist mit einer Besserung nicht zu rechnen.

Auf internationaler Ebene und im Rahmen der Klimakonferenz der Vereinten Nationen droht Deutschland langsam aber sicher in der Bedeutungslosigkeit zu versinken. Die einstmalige Vorreiterrolle ist von der ehemaligen Klima- und jetzigen Auto-Kanzlerin unter tatkräftiger Mithilfe der FDP leichtfertig verspielt worden. In der neuen Regierung wird ihr sicherlich die Frau Kohle-Kraft hilfreich zur Seite stehen, wenn es darum geht, die Energiewende weiterhin zu torpedieren.


Vor der Eisflut

Meinen Jahresrückblick zum Thema "Atomkraft" findet ihr hier: Ähnlich, wie schon seit etwa 2008 meine Artikel über die "friedliche" Nutzung der Atomkraft, wird so langsam auch der Themenkomplex "Klimawandel /Klimaschutz /Energiewende" in "juwi's welt" so umfangreich, dass man leicht den Überblick verlieren kann. Hinzu kommt, dass es immer häufiger zu Überschneidungen zwischen den Themen "Energiewende" und "Atomkraft" kommt. Ich werde meine extern angelegte Übersicht "juwi's gesammelte Atomkraft-Werke" deshalb schließen.

Stattdessen habe ich eine neue externe Übersicht mit dem Titel "Vor der Eisflut" angelegt. Die Inhalte aus "juwi's gesammelte Atomkraft-Werke" habe ich bereits übertragen. Im Abschnitt "Chronologie" werden "Klimawandel, Globale Erwärmung, ...", "Energiewende, fossile Energieträger, regenerative Energiequellen, ..." und "Atomkraft" jetzt gemeinsam fortgeführt ...

Freitag, 27. Dezember 2013

Die Frage ist nicht, "ob" der Tunnel teurer wird ...

Leipzig, City Tunnel (Foto: © Jan Ebert)
Bei Recherchen zu einem anderen Thema bin ich über einen Bericht des MDR gestolpert, in dem es um die Einweihung des neuen "City-Tunnels" am 14.12.2013 in Leipzig geht. Dort ist zu lesen, dass die Kosten für die 1,438 km langen Tunnelröhren im Laufe der zehnjährigen Bauzeit von den ursprünglich einmal kalkulierten 572 Millionen auf 960 Millionen Euro gestiegen waren.

Immerhin ist der Leipziger Tunnel aber nicht für klimaschädliche Lkw's, sondern für elektrisch betriebene S-Bahnen und Züge gebaut worden, damit diese Leipzig nicht mehr umfahren müssen. Dadurch soll eine Zeitersparnis von bis zu 40 Minuten erreicht werden.


In Bremerhaven wird jetzt mit dem Bau des Hafentunnels begonnen. Eine Überprüfung im Jahre 2010 ergab bereits eine Kostensteigerung von 160 Millionen auf 171,3 Millionen Euro. Hinzu kommen die bereits angefallenen Planungskosten in Höhe von knapp 30 Millionen Euro. Somit muss auf Grundlage der Zahlen aus dem Jahre 2010 jetzt also von Kosten in  Höhe von mindestens etwa 200 Millonen Euro für den Bau des dann 1,8 Kilometer langen Hafentunnels ausgegangen werden.

Sollte es in Bremerhaven zu einer ähnlichen Kostensteigerung kommen, wie in Leipzig, dann würden sich die Kosten für den Bau des Hafentunnels am Ende auf etwa 335 bis 336 Milionen Euro belaufen. Das erspart den Lkw's auf dem Weg zwischen der A27 und dem Hafen dann bis zu vier Stopps an Ampeln. Bei einer angenommenen Ampelphase von zwei Minuten betrüge die Zeitersparnis dann bis zu etwa acht Minuten.

Die Züge, die künfig durch den den City-Tunnel in Leipzig fahren, profitieren zusätzlich zur eingesparten Zeit auch von einer etwas kürzeren Wegstrecke. Davon kann für den Güterverkehr, der irgendwann einmal durch den parallel zur Cherbourger Straße verlaufenden Hafentunnel rollen soll, keine Rede sein.


Aufgrund der ursprünglich einmal kalkulierten Projektkosten (160 Millionen Euro), von denen 120 Millionen Euro vom Bund getragen werden, war von einem ohnehin schon nicht gerade üppigen Nutzen-/Kosten-Verhältnis in Höhe von 1,08 ausgegangen worden. Unter Einbeziehung der Planungskosten sank das Nutzen-/Kosten-Verhältnis infolge der Erkenntnisse aufgrund der Überprüfung im Jahre 2010 auf 0,8. Aber selbst wenn man die Planungskosten bei den Gesamtkosten unterschlagen würde, dann läge das Nutzen-/Kosten-Verhältnis mit 0,907 immer noch unter "1".

Bezüglich des des Zuschusses seitens der Bundesregierung wäre es allerdings möglich, dass der Rot-Grünen Regierungskoalition eine Kostensteigerung um weitere 40 Millionen auf dann 240 Millionen Euro gerade recht käme. Der Bremer "Weser-Kurier" zitierte in seiner Online-Ausgabe vom 22.12.2013 Herrn Behrens (Die Linke, Osterholz-Scharmbeck, Bundestagsabgeordneter) mit den Worten (Zitat): "Der Hafentunnel Bremerhaven ist ein verkehrstechnisch unsinniges Projekt, das 200 Millionen Euro ohne erkennbaren volkswirtschaftlichen Nutzen verschlingen soll." Herrn Behrens zufolge habe eine schriftliche Anfrage bei der Bundesregierung ergeben, dass Zuwendungen entsprechend der Richtlinien für Bundeszuschüsse nach dem Bundesfernstraßengesetz nur in Höhe von maximal der Hälfte der Kosten gewährt werden dürfen. Damit habe die ehemalige Bundesregierung gegen geltendes Recht verstoßen.

Falls es im Laufe der Bauzeit darüber hinaus zu einer ähnlichen Kostenexplosion kommen sollte, wie beim Bau des City-Tunnels in Leipzig, dann stünde wohl eher eine "5" hinter dem Komma. Von "wirtschaftlichem Nutzen" könnte dann wirklich keine Rede mehr sein.

Es ist eigentlich auch gar keine Frage, "ob" der Tunnel teuer werden wird, sondern vielmehr um welche Größenordnung es sich dabei handeln wird. Die Erfahrungen mit Großbauprojekten zeigt, dass zum Zeitpunkt der Fertigstellung grundsätzlich höhere Kosten anfallen, als vor Baubeginn kalkuliert wurde. - Aber selbst wenn die Kosten am Ende unter 168 Prozent (bezogen auf die Überprüfung im Jahre 2010) liegen sollten, kann man wohl bereits jetzt davon ausgehen, dass das von der rot-grünen Koalition politisch durchgedrückte Tunnelprojekt alles andere als wirtschaftlich sein wird.


Klimastadt Bremerhaven?

Auch unter klimapolitischen Gesichtspunkten sind die zu erwartenden Millionen-Kosten zum Fenster hinausgeworfene Steuergelder. Entgegen der Prognosen der Planer hat der Güterverkehr auf der Cherbourger Straße bisher nicht zu-, sondern abgenommen. Statt dessen wurden mehr Güter mit der Bahn transportiert. SPD und Grüne setzen jedoch weiterhin unbeirrt darauf, dass irgendwann - hoffentlich vielleicht doch einmal(?) - ein Vielfaches an Lkw's auf dem Weg über die Cherbourger Straße und durch den geplanten Tunnel massenweise CO2 in die Luft blasen wird. Wie passt das wohl zum angestrebten Label "Klimastadt"?

Der Personennahverkehr auf der Bahnstrecke zwischen Bremerhaven und Bremen weist in den letzten Jahren eine hohe Zahl von Verspätungen auf, weil den Güterzügen immer wieder Vorrang gewährt wird. Deshalb wäre es bedeutend sinnvoller gewesen, die derzeit für den Bau des Hafentunnels zu erwartenden zwei bis drei Millonen Euro zukunftsweisend in den drei- oder viergleisigen Ausbau der Bahnstrecke zu investieren, als sie in einem heute bereits unwirtschaftlichen Tunnelprojekt zu versenken.

Im Gegensatz zu den dieselschluckenden Lkw's wird die Bahn nämlich irgendwann einmal mit 100 Prozent Strom aus regenerativen Energiequellen fahren. In Anbetracht des rapide fortschreitenden Klimawandels bleibt nur zu hoffen, dass wir darauf nicht mehr allzulange warten müssen. - Und in Anbetracht der klammen Haushaltslage des Landes Bremen und der Stadt Bremerhaven bleibt zu hoffen, dass die Kosten für den sinnlosen Tunnel nicht allzusehr explodieren werden.



Das Foto aus dem City-Tunnel in Leipzig hat mir Gudrun (Blog "Spinnradgeschichten") vermittelt. Dafür noch einmal meinen herzlichen Dank.

(Quelle: Weser-Kurier vom 22.12.2013, MDR vom 12.12.2013 und vom 10.12.2013, klimastadt-bremerhaven info)

Mittwoch, 25. Dezember 2013

Schnucki

Als wir noch Kinder waren, spielten meine Schwester und einer unserer Onkel des öfteren ein Spiel. Es war beinahe so etwas wie ein Ritual, ein Spiel, das nur die beiden zusammen spielten.

Mein Onkel forderte meine Schwester auf: „Fass doch mal in meine Jackentasche. Ich glaub', da ist ein Mäuschen drin.“ Manchmal förderte meine Schwester dann eine Tafel Schokolade oder andere Leckereien zutage, die er für sie mitgebracht hatte. Manchmal machte unser Onkel aber auch ein knarzendes Geräusch, indem er Luft durch seinen Rachen presste, so dass meine Schwester sich erschrak. Es klang etwa wie: „Prrrck!“

Sie war natürlich darauf gefasst. Schließlich war es genau diese Variante, durch die das Spiel immer wieder spannend war. Da sie sich nie sicher sein konnte, ob eine Überraschung auf sie wartete, oder ob unserem Onkel mal wieder der Schalk im Nacken saß, war sie entsprechend vorsichtig und auf alles gefasst, bevor sie langsam die Hand in seine Tasche steckte. Eine Maus war aber natürlich nie darin.


Unser Onkel und unsere Tante hatten keine eigenen Kinder. So besuchten sie uns an jedem Heiligabend, um mit unseren Großeltern und uns zusammen Weihnachten zu feiern. Am frühen Abend gab es traditionsgemäß Kartoffelsalat mit Würstchen.

In jedem Jahr kam am Heiligen Abend, während wir zu Abend aßen, still und leise der Weihnachtsmann vorbei und legte für uns die Geschenke unter den Weihnachtsbaum. Meine Schwester und ich hatten keine Ahnung, wie er überhaupt in die Wohnung kam. Einen Kamin, wie er in amerikanischen Weihnachtsgeschichten immer wieder vorkommt, gab es in unserer Mietwohnung natürlich nicht und die Wohnungstür war auch immer verschlossen.

Nach dem Essen verkündete meine Mutter dann immer, sie habe gerade noch den Stiefel des Weihnachtsmanns gesehen, bevor dieser beim Hinausgehen die Wohnungstür hinter sich zuzog. Daraufhin ging es dann zur Bescherung ins Wohnzimmer. Endlich! Für uns Kinder war das natürlich immer der Höhepunkt des Tages, den wir bereits an den vorangegangenen Tagen voller Spannung herbeigesehnt hatten. Wenn wir anschließend alle gemütlich beisammen saßen, trieb es meinen Onkel regelmäßig irgendwann nach draußen: „Ich geh' dann mal eben Zigaretten holen.“

Und, wie es der Zufall so wollte: Immer genau dann, wenn mein Onkel gerade unterwegs zum Zigarettenautomaten war, klingelte es an der Tür und der Weihnachtsmann kam ein zweites Mal zu uns, um noch das eine oder andere Geschenk nachzuliefern, das er zuvor vergessen hatte, unter den Weihnachtsbaum zu legen. Vielleicht lag es aber auch gar nicht an der Vergesslichkeit des Weihnachtsmanns, sondern daran, dass meine Mutter ihn immer bei seiner Arbeit gestört hatte, so dass er regelmäßig die Flucht ergriff, woraufhin sie - wie zuvor schon erwähnt - immer nur gerade noch einen seiner Stiefel zu sehen bekommen hatte ...

Unser Onkel hatte es anfangs immer sehr bedauert, dass der Weihnachtsmann schon wieder gegangen war, bevor er mit seinen Zigaretten zurück kam. Irgendwann musste er sich aber wohl daran gewöhnt haben, dass er regelmäßig den Weihnachtsmann verpasste und schien sein Missgeschick fortan schicksalsergeben hinzunehmen. Alternativ hätte er ja auch aufs Rauchen verzichten können. (Möglicherweise hätten wir dann allerdings auch auf den Weihnachtsmann verzichten müssen.)


Einmal kam unser Onkel sogar auffallend gut gelaunt von seinem Ausflug zum Zigarettenautomaten zurück. Vermutlich hatte sich auf dem Rückweg wieder einmal unbemerkt der Schalk in seinem Nacken eingenistet. Jedenfalls sagte er zu meiner Schwester: „Fass doch mal in meine Jackentasche. Ich glaub', da ist ein Mäuschen drin.“

Vorsichtig, wie immer, wanderte die Hand meiner Schwester langsam in die Jackentasche unseres Onkels. Aber das befürchtete „prrrck!“ blieb aus. Trotzdem zog sie ihre Hand aber schnell wieder zurück: Irgendetwas war anders als sonst. In der Tasche hatte sich etwas bewegt: Ein Mäuschen?

Noch einmal wollte meine Schwester dann aber vorsichtshalber doch nicht in die Jackentasche greifen. Das war auch gar nicht mehr nötig, denn kurz darauf kam ein kleiner Kopf mit hell braunem Fell und schwarzen Knopfaugen im Gesicht zum Vorschein und blickte über den Rand der Jackentasche neugierig in die Runde.

So kam Schnucki zu uns, ein Goldhamster, den wir spontan begeistert in unsere Familie aufnahmen. Sein Pech war nur, dass sein Adoptiv-Clan einer tagaktiven Spezies angehörte, während Goldhamster ja bekanntlich nachtaktive Tiere sind. So kam es häufig vor, dass Schnucki tagsüber um seinen Schlaf gebracht wurde, nur weil wir Kinder ihm mal wieder etwas gutes tun wollten. Meine Schwester setzte ihn beispielsweise in ihre Puppenbadewanne - Wasser war natürlich nur so „als ob“ darin - oder ich weckte ihn, damit er das jeweils neueste Modell eines gerade fertiggestellten, ergonomisch hamstergerecht konstruierten Lego-Mobils ausprobieren konnte …

Ansonsten wohnte Schnucki nicht in einem der heute üblichen Drahtkäfige, sondern in einer Art Terrarium, das an drei Seiten mit Glaswänden ausgestattet war. Die vierte Wand bestand aus einem feinmaschigen Metalldrahtgeflecht, das in etwa einem der Fliegennetze ähnelte, die man am Fensterrahmen befestigt, um die kleinen, ungebetenen Plagegeister aus der Wohnung fernzuhalten.

Das Dach der Hamster-Behausung war mit den Rändern der Längsseiten in Metallschienen gelagert, die oberhalb der Glaswände angebracht waren, so dass man es zum Öffnen beiseite schieben konnte. Zusätzlich zur Bodeneinstreu, unter der er nach Hamsterart auch seine Nahrungsvorräte vergrub, war Schnuckis Unterkunft immer mit einer ausreichenden Menge Holzwolle ausgestattet. Daraus baute er sich ein Nest, in das er sich tagsüber zum Schlafen zurückzog.


Einmal wurde ich nachts von Geräuschen geweckt, die sich anhörten, als würde jemand  mein hölzernes Bettgestell mit einem kleinen Hammer traktieren. Ich stand auf, schaltete das Licht an und schaute unter mein Bett: Hinten an der Wand saß Schnucki und bearbeitete voller Eifer mein Bett mit seinen Nagezähnen.

Als er sich ertappt fühlte, machte Schnucki sich aus den Staub und verschwand zielstrebig hinter dem Kleiderschrank. Er hatte schnell herausgefunden, dass der Schrank sich ebenfalls als willkommenes Opfer für seine Nagezähne missbrauchen ließ. Bald war auch der Rest seines Adoptiv-Clans auf den Beinen. Mit vereinten Kräften gelang es uns erst nach längerer Zeit, unser kleines, pelziges Familienmitglied hinter dem Schrank hervorzulocken und zurück in sein Terrarium zu setzen, das es zuvor eigenmächtig verlassen hatte.

Schnucki hatte gelernt, mithilfe seiner Krallen am Drahtgitter seiner Unterkunft hinaufzuklettern. Irgendwann in jener Nacht, nachdem er wieder einmal am Gitter hinauf geklettert war, hatte er es geschafft, das Dach soweit beiseite zu schieben, dass er seinen Glaspalast durch den dabei zwischen dem Dach und der Drahtgitterwand entstandenen Spalt verlassen konnte. Das war die Nacht, in der Schnucki sich erfolgreich für ungezählte Schlafstörungen durch seine tagaktiven Clan-Mitglieder revanchiert hatte ...

Schnucki wurde etwa zwei Jahre alt. In der Literatur heißt es, diese possierlichen Tierchen hätten üblicherweise eine Lebenserwartung zwischen etwa 18 und 30 Monaten. Rückblickend bin ich froh, dass Schnucki trotz der häufigen Unterbrechung seiner Ruhepausen ein für Goldhamster normales Alter erreicht hat.

Nachdem er gestorben war, haben wir Schnucki in eine hölzerne Zigarrenschachtel gebettet und im Garten unseres Onkels beerdigt.

Dienstag, 24. Dezember 2013

Hoffnung für die Welt

Krippe auf dem Weihnachtsmarkt an Kölner Dom (2008)

Die Menschen sind unvernünftig,
irrational und egoistisch.

Liebe diese Menschen trotzdem.
Wenn du Gutes tust, werden dich die Menschen beschuldigen,
dabei selbstsüchtige Hintergedanken zu haben.

Tue trotzdem Gutes.
Wenn du erfolgreich bist,
gewinnst du falsche Freunde und wahre Feinde.

Sei trotzdem erfolgreich.
Das Gute, das du heute getan hast,
wird morgen schon vergessen sein.

Tue trotzdem Gutes.
Ehrlichkeit und Offenheit
machen dich verwundbar.

Sei trotzdem ehrlich und offen.
Die Menschen bemitleiden Verlierer,
doch sie folgen nur den Gewinnern.

Kämpfe trotzdem für ein paar von den Verlierern.
Woran du Jahre gebaut hast,
das mag über Nacht zerstört werden.

Baue trotzdem weiter.
Die Menschen brauchen wirklich Hilfe,
doch es kann sein, dass sie dich angreifen, wenn du ihnen hilfst.

Hilf diesen Menschen trotzdem.
Gib der Welt das Beste, was du hast,
und du wirst zum Dank dafür einen Tritt erhalten.

Gib der Welt trotzdem das Beste.
Letztendlich ist dann alles eine Angelegenheit
zwischen dir und Gott.
 

Sowieso war es nie eine Angelegenheit
zwischen dir und anderen.

Mutter Teresa
(Anjezë Gonxha Bojaxhiu, 26.08.1910 - 05.09.1997)


Viele Menschen - einige bekannte aber auch ungezählte unbekannte - haben sich ihr Leben lang für hilfs- und schutzbedürftige Mitmenschen, den Erhalt ihrer Umwelt und andere grundlegende Werte eingesetzt. Einige von Ihnen sind an ihren Aufgaben gescheitert, viele waren damit aber auch erfolgreich.

Ohne dieses "Trotzdem" hätten wohl die meisten dieser Menschen, von denen viele - ebenso, wie auch Mutter Teresa - sicherlich immer wieder auch von Selbstzweifeln geplagt wurden, resigniert. Ohne dieses "Trotzdem" gäbe es keine Hoffnung für die Welt, in der wir leben.


In diesen Tagen feiern die Christen die Geburt eines Kindes, das der Überlieferung zufolge vor mehr als zweitausend Jahren in einem Stall zur Welt kam. Mit der Geburt Jesu keimte die Hoffnung auf eine gerechtere, lebenswertere Welt ... - Die ist auch zwei Jahrtausende später alles andere als perfekt. Aber solange es noch Menschen gibt, die sich trotz aller Widerstände uneigennützig für eine bessere Welt einsetzen, wird auch die Hoffnung nicht verloren sein ...


Ich wünsche allen, die hier vorbeischauen, ruhige und besinnliche Festtage ...

Montag, 23. Dezember 2013

AKW-Gundremmingen: Antrag zurückgezogen

Atomkraft? Nein Danke!Der Antrag auf Leistungserhöhung für die
Reaktorblöcke "B" und "C" des Atomkraftwerks
"Gundremmingen" ist vom Tisch. Aufgrund des
Drucks der Öffentlichkeit zogen die Betreiber
RWE und Eon den seit 1999 vorliegenden Antrag
Mitte Dezember zurück.


Auf den ersten Blick ist das ein schönes "Weihnachtsgeschenk" für die im Gefahrenbereich des Atomkraftwerks lebenden Menschen. Allerdings kommt das "Geschenk" wohl nicht wirklich von Herzen. In einer Pressemitteilung vom 19.12.2013 zitiert die SPD dazu Frau Kohnen (SPD, Bayern, energiepolitische Sprecherin) mit den Worten (Zitat):
"Das ist ein Erfolg der Bürger und Bürgerinnen Bayerns und ein Sieg der Vernunft über den Profit. .. Die CSU beugt sich jetzt zwar dem Bürgerwillen, die Staatsregierung hat aber im dritten Jahr der Energiewende immer noch keinen Plan für eine erfolgreiche Energiewende im Freistaat und setzt damit die wirtschaftliche Zukunft Bayerns aufs Spiel." 

Weil es sich also um ein unfreiwilliges Geschenk handelt, hält sich die Freude darüber in Grenzen. In Deutschland und Österreich hatten sich zigtausende Menschen der Forderung angeschlossen, die Genehmigung für die Erhöhung der Leistung der beiden letzten Siedewasserreaktoren in Deutschland zu verweigern:
  • Ab Frühjahr 2013 ...
    Atomkraftgegner sammeln 34.000 Unterschriften.
  • 12. November 2013:
    Herr Renneberg (Universität für Bodenkultur Wien, Institut für Sicherheits- und Risikowissenschaften) untermauert die Forderungen der Atomkraftgegner mit der Studie "Risiken des Betriebs des Kernkraftwerks Gundremmingen unter besonderer Berücksichtigung der beantragten Leistungserhöhung". Darin belegt er, dass der Antrag auf Genehmigung der Leistungserhöhung nach vorliegender Aktenlage nicht genehmigungsfähig ist.
  • Ab Anfang Dezember ...
    Die österreichische Umweltschutzorganisation Global 2000 sammelt bei einer Online-Aktion weitere 19.000 Unterschriften.
  • 10. Dezember 2013:
    Die Anti-Atom- und Umweltschutz Organisationen "umweltFAIRaendern" und "BUND" überreichen im bayerischen Landtag ihre Petitionen.
  • 11. Dezember 2013:
    Die bayerische Landesregierung distanziert sich offiziell von den RWE-/Eon-Plänen, die Leistung der beiden Atomreaktoren des Atomkraftwerks "Gundremmingen" zu erhöhen. Eine Leistungserhöhung für mehr Atomstrom passe nicht in die Zeit.
  • 13. Dezember 2013:
    Bürgerinitiativen fordern von den Betreibern, ihre Pläne aufzugeben und den Antrag auf Leistungserhöhung endlich zurückzuziehen.
  • 17. Dezember 2013:
    RWE und Eon kommen der Forderung nach.

Die Freude über das "Weihnachtsgeschenk" der Atomlobby hält sich vor allem auch aufgrund des Wissens um die weiterhin bestehenden Gefahren, die sich aus dem laufenden Betrieb der beiden Siedewasserreaktoren ergeben, in Grenzen. In einer Pressemitteilung der Grünen vom 19.12.2013 äußert sich Herr Stümpfig (Die Grünen, Bayerischer Landtag, energiepolitische Sprecher) dazu mit den Worten (Zitat):
".. Allerdings wurde der Antrag unter fadenscheinigen Begründungen zurückgezogen, angeblich aus ‚Respekt vor der Haltung der Staatsregierung‘. Damit sind die Betreiber womöglich einer Aufdeckung weiterer Mängel zuvorgekommen. Diese Sicherheitsmängel sind aber offenbar so dramatisch, dass es höchste Zeit wird, dass die Bayerische Atomaufsicht einschreitet und eine rasche Behebung veranlasst."

Die Vermutung Herrn Stümpfigs wird durch Aussagen Herrn Rennebergs verfestigt, der die Prüfmaßstäbe des zuständigen TÜV Süd und des bayerischen Umweltministeriums scharf kritisiert hatte. Demzufolge wurden die Auswirkungen der geplanten Leistungserhöhung auf betroffene Anlagenteile nicht nach dem heutigen Stand von Wissenschaft und Technik bewertet: Die erforderlichen Überprüfungen habe es in Gundremmingen nicht gegeben.

Bei dem selbsterstrittenen "Weihnachtsgeschenk" handelt es sich also erst einmal nur um einen "Etappensieg": Die zusätzliche Gefahr, die von einer Leistungserhöhung ausgegangen wäre, ist zwar abgewendet, aber die beiden letzten der ehemals zehn Seidewasserreaktoren auf deutschem Boden, die denen der in der japanischen Atomkraftanlage "Fukushima-I" (dai-ichi) havarierten Atomreaktoren entsprechen, sind weiterhin in Betrieb.

Heute wären diese Atomreaktoren hierzulande nicht mehr genehmigungsfähig. Grundsätzlich stellt Herr Renneberg in seiner Studie die Stabilität des Reaktordruckbehälters und der Einführungen für die Steuerstäbe infrage. Darüberhinaus fehlen die gesetzlich vorgeschriebenen Reserven an Not- und Nachkühlsystemen.

Nach dem Willen der wespenfarbenen Bundesregierung (2009 bis 2013) werden wir Bürger der vom Atomkraftwerk "Gundremmingen" ausgehenden Gefahr eines jederzeit möglichen Super-GAUs insgesamt noch acht weitere Jahre ausgesetzt sein. Sollte es beispielsweise 2018 im Block "C" zu einer solchen Atom-Katastrophe kommen, dann würde es keine Rolle mehr spielen, wenn der Block "B" - wie im "Atomausstieg" vorgesehen - im Jahre 2017 abgeschaltet worden wäre.

Die Mehrheit der Bürger Deutschlands fordert die deutliche Beschleunigung des Atomausstiegs. Der jetzt erstrittene Etappensieg belegt, dass es sich lohnt, weiterhin darum zu kämpfen. - Und er zeigt deutlich, dass die Zeit der Atomkonzerne in Deutschland abläuft, sobald der Filz zwischen der Atomlobby und ihren politischen Handlangern - in diesem Fall denen in der Regierung des Landes Bayern - zerreißt.

Es wird höchste Zeit, dass die politisch Verantwortlichen endlich ihrem geleisteten Eid nachkommen und den latent drohenden "Schaden vom deutschen Volk abzuwenden" ... - und zwar, bevor es zu spät ist! Der Schritt der bayerischen Landesregierung war diesbezüglich immerhin schon einmal ein Schritt in die richtige Richtung, dem aber weitere folgen müssen.


(Quellen: Bundespresseportal, Bayern, SPD, vom 19.12.2013, Bundespresseportal, Bayern, Die Grünen, vom 19.12.2013, umweltFAIRaendern vom 19.12.2013, Greenpeace vom 18.12.2012, contrAtom vom 18.12.2012, Handelsblatt vom 17.12.2013, Augsburger Allgemeine vom 14.11. und vom  13.11.2013, W. Renneberg - Studie vom 12.11.2013, TNS-Emnid - Umfrage vom Januar 2013, Global 2000)

Sonntag, 22. Dezember 2013

Solch einen kleinen Baum hatte ich noch nie

Gestern bin ich mit meiner Mutter zu ihrem inzwischen bevorzugten Weihnachtsbaumhändler in Leherheide gefahren. Im Laufe der letzten vier Jahre ist es mir mit beharrlicher Überzeugungsarbeit und unendlicher Geduld gelungen, die Weihnachtsbäume von Jahr zu Jahr immer wieder um ein weiteres, klitzekleines Stück schrumpfen zu lassen. Inzwischen sind wir bei etwa einem Meter und fünfzig Zentimetern angelangt ...

Rückblende:
In der Weihnachtsbausaison 2007 hatte sich meine Mutter nach langer Suche auf dem Verkaufsplatz ihres damals bevorzugten Weihnachtsbaumhändlers ihres Vertrauens durch das gesamte, insgesamt aber etwas dürftige Angebot gekämpft, sich dann aber letztlich doch für den ersten - ihren Traum Baum  - entschieden.

Leider war das gute Stück damals etwas zu groß ausgefallen. Der Baumständer war machtlos gegenüber der Zweigesfülle des stämmigen Traumbaums, der deshalb ständig zu kippen drohte. Ich konnte die Situation damals mit einer - meiner Meinung nach - genialen Erfindung retten: In der digitalen Welt hätte man meine Innovation wohl als Traumbaumständer-"AddOn" bezeichnet. Mit Hilfe dieses AddOn's ließ sich die Standfläche des - angesichts des massigen Traumbaums - gar nicht mehr standhaften Ständers so weit vergößern, dass das Gewicht der ausladenden Äste des Gut-2-Meter-Baums keinen Einfluss mehr hatte.


Nach gewonnenem Kampf mit dem Traumbaum war meine Mutter mit ihren Kräften völlig am Ende (und meine Nerven hatten auch etwas gelitten), so dass sie zu der Einsicht kam: "Das machen wir nächstes Jahr nicht noch einmal". Sollte heißen: Der Traumbaum ist der letzte Baum, mit dem ich mich zu Weihnachten abgequält habe.

Als der vormals traumhafte Baum gleich nach Sylvester nackt, ohne Spitze und ohne Kugeln, sowie all seines sonstigen Glitzerkrams beraubt, im Wohnzimmer auf seine Verabschiedung wartete, war meine Mutter schon wieder bedeutend besser drauf als nach der denkwürdigen Aufstellaktion. Ihr zurückgewonnenes Selbstvertrauen hatte sie damals dazu veranlasst, ihre Aussage vom Dezember etwas zu relativieren: "Beim nächsten Mal nehme ich wieder einen kleineren Baum".
Gute, wenn auch "etwas relativierte" Vorsätze, die erst nach der Sylvesternacht gefasst werden, halten offenbar leider längst nicht so lange vor, wie diejenigen, auf die sich die Leute leichtsinnigerweise während der dahinrasenden Sekunden zwischen den Jahren einlassen (ab Morgen ist Schluss mit Rauchen! Prosit Neujahr!), um sie gleich am darauffolgenden Morgen unter dem Einfluss des alljährlichen Neujahrskaters wieder zu vergessen ...

Rückblende:
Den "kleineren Baum" der Weihnachtsbaumsaison 2008 würde man in der digitalen Welt wohl am zutreffensten mit "Traumbaum 2.0" bezeichnen: Die Nordmanntanne - selbstverständlich erste Wahl - stand dem Traumbaum der vorangegangenen Saison nämlich in nichts nach. Im Gegenteil: Der Baumständer hatte selbst mit installiertem AddOn keine Chance gegen das massige Stück und protestierte so lange mit knirschenden Geräuschen, bis wir vor den Gesetzen der Physik kapitulierten.

Das Problem ließ sich nur noch mit der Investition in einen dieser neumodischen XXL-Tretpedalklemmständer aus dem Weg schaffen. Am Ende musste dann auch der Traumbaum 2.0 angesichts unserer Hartnäckigkeit klein beigeben.

Von der ohnehin sinnlosen Idee meiner Mutter mit dem "guten Vorsatz fürs nächste Jahr" war inzwischen keine Rede mehr. Angesichts dessen, dass sie
sich zwischen Weihnachten und Sylvester - passend zu den Ausmaßen der beiden Traumbäume - eine neue Lichterkette mit 30 Lampen geleistet hatte, hätte ihr das ohnehin niemand mehr abgenommen. Aufgrund des neuen Baumständers blickte ich allerdings doch schon etwas gelassener in die inzwischen vergangene Zukunft, als noch im Jahr zuvor.
Wie eingangs bereits erwähnt, war es mir im Laufe der Jahre - dank meiner geduldigen Überredungskünste - gelungen, die Weihnachtsbaumträume meiner Mutter bis zur Weihnachtsbaumsaison 2012 auf etwa einen Meter und fünfzig Zentimeter zurückzustutzen. Ihr Kommentar: "Solch einen kleinen Weihnachtsbaum hatte ich ja noch nie." Allerdings hatten meine Bemühungen die traditionell ohnehin langwierige Prozedur ihrer Entscheidungsfindung von Jahr zu Jahr weiter verkompliziert. Aber wie auch immer: Im letzten Jahr konnte meine Mutter dem kleinsten Weihnachtsbäumchen aller Zeiten immerhin auch eine gute Seite abgewinnen. Heiligabend meinte sie zu uns: ".. Dafür habe ich aber auch keine Leiter mehr gebraucht, um den Baum zu schmücken."

Gestern griff der neuerdings bevorzugte Weihnachtsbaumhändler meiner Mutter, ohne lange zu überlegen, mitten in den an die Drahtumzäunug seines Verkaufsplatzes gelehnten Nordmanntannenwald und zog einen etwa zwei bis drei Meter hohen Baum hervor. Glücklicherweise reagierte meine Mutter spontan richtig: "Nee, der ist ja viel zu groß. Und außerdem ist der Abstand zwischen den Zweigen viel zu groß."

So ist nun mal der Lauf der Natur. Die Weihnachtsbäume können wachsen wie sie wollen: Irgendjemand hat immer etwas daran auszusetzen.

Der nächste aus dem abgeholzten Wald hervorgezauberte Weihnachtsbaum brachte es auf etwa einen Meter und fünfzig Zentimeter. Die Begutachtung meiner Mutter ließ mich hoffen: "Der ist schon besser. Die Länge ist in Ordnung und schön dicht ist er auch." Als sie nach dem Preis für einen Weihnachtsbaum in dieser Größe fragte, bekam sie zur Antwort: "45 Euro." "Nee!", sagte meine Mutter: "Das ist ja viel zu teuer."

Der Besitzer des seiner Wurzeln beraubten Nordmanntannenwalds gab sich deshalb jedoch noch längst nicht geschlagen: "Die Bäume sind aber alle frisch geschlagen und alles erste Wahl." Dafür müsse er schon 45 Euro nehmen. Damit stieß er bei meiner Mutter jedoch auf taube Ohren: "Nee: 45 Euro ist zu teuer. Das kann ich mir nicht leisten." Vermutlich wollte der erfahrene Weihnachtsbaumhändler nicht riskieren, seine Bäume wieder mit zurück nach Hause schleppen zu müssen: "Wieviel würden Sie denn ausgeben wollen?" Leider ohne lange darüber nachzudenken, sagte meine Mutter: "40 Euro ist die äußerste Grenze." Mehr würde sie auf gar keinen Fall investieren.

Daraufhin überschlugen sich plötzlich die Ereignisse. In dem Moment, als der Meister des Weihnachtsbaumhandels sagte: "Ok, dann bekommen Sie ihn für 40 Euro.", war der Baum auch schon durch die Blechröhre in das Transportnetz gerauscht. Meine Mutter war von der rasenden Entwicklung des Geschäfts völlig überrumpelt, so dass sie es - ohne lange darüber nachzudenken - mit zwei zwanzig Euro Scheinen, die sie aus ihrem Portemonaie zog, abschloss. Meine hastig eingeworfene Frage, ob sie genau diesen Baum denn auch tatsächlich haben wolle, nahm sie zwar zur Kenntnis, meinte aber nur, dass wir nun mit dem Baum zurück zu ihr nach Hause fahren könnten.

Na denn ... - Auf dem Weg zurück zu ihrer Wohnung meinte meine Mutter plötzlich, nachdem sie einige Zeit lang geschwiegen hatte: "Eigentlich habe ich mir den Baum ja gar nicht richtig angesehen. Hoffentlich ist der jetzt auch in Ordnung." - Ich hatte es ja kommen sehen ...

Als der Baum sich seiner neuen Besitzerin dann frisch aufgestellt in ihrem Wohnzimmer präsentierte, kam diese zu dem Schluss: "Das ist aber ein schöner Baum. - Auch wenn er noch kleiner ist, als der vom letzten Jahr ... - Solch einen kleinen Baum habe ich ja noch nie gehabt."

Ich bin fest davon überzeugt, dass dieser Baum kein Stück kleiner als der vorjährige ist. Der diesjährige Baum passte nämlich gerade mal so ins Auto ... - und: Größere Bäume konnte ich damit schon im letzten Jahr nicht transportieren ...


Da ich gerade einmal in Übung bin, werde ich nachher noch schnell unseren Baum aufstellen: Auch das ist natürlich eine Nordmanntanne - und selbstverständlich erste Wahl! Meine Tochter Jana meint, den Spruch lernen die Weihnachtsbaumhändler in der Weihnachtsbaumhändlerschule, bevor sie mit ihrer kurzlebigen Ware auf die weihnachtsstimmungssüchtige Kundschaft losgelassen werden.

Der vorweihnachtliche Trubel ist vorbei. Die letzte Arbeit ist für dieses Jahr erledigt. Heute Nachmittag werden wir zusammen mit unseren Kindern, die beide über die Weihnchtstage bleiben werden, in aller Ruhe Advent feiern und uns auf die Weihnachtstage einstimmen.

Ich wünsche auch euch einen geruhsamen vierten Advent.

Donnerstag, 19. Dezember 2013

Soja, Glyphosat und missgebildete Kinder

Die Gewinne des US-Amerikanischen Konzerns "Monsanto", des weltgrößten Herstellers genetisch veränderten Saatguts, steigen vor allem aufgrund der Expansion seiner Geschäfte in Lateinamerika. Darüber berichtete der Deutschlandfunk am 28.03.2013 in einem Online-Beitrag.

In Argentinien und den benachbarten Ländern rege sich jedoch zunehmend Protest gegen den Anbau der gentechnisch veränderten Sojapflanzen Monsantos. Siebzig Prozent der Menschen in Argentinien würden die Gen-Technik in der Landwirtschaft ablehnen.

So auch in einem Vorort der Provinzstadt Córdoba, wo der Konzern mit dem Bau einer Fabrik zur Herstellung von Saatgut für gentechnisch verändertem Mais begonnen hat. Während die Regierung das Projekt unterstützt, setzen sich Umweltschützer und die meisten Einwohner jedoch mit Nachdruck dagegen zur Wehr. Ende Februar stoppte ein Gericht den Neubau - vorerst.

In einer der vier Anlagen, die Monsanto bereits in Argentinien betreibt, wird das Allround-Herbizid Glyphosat hergestellt, das ohne Ausnahme alle Pflanzen tötet - bis auf Monsanto's gegen Glyphosat resistente, weil gentechnisch veränderte Pflanzen.
 
Im Agrarland Argentinien werden fast nur noch gentechnisch veränderte Pflanzen angebaut. Die argentinische Regierung hat sich für dieses Agrar-Modell entschieden. Die Folge ist die Intensivierung der Landwirtschaft und eine Konzentration der Anbauflächen in den Händen weniger. Aufgrund der hohen Gewinne, die mit den Soja-Monokulturen erwirtschaftet werden, sind die Preise für Agrarland so sehr gestiegen, dass kleine und mittlere Bauern verdrängt werden. Weil mit dem Anbau von Soja immer mehr Geld verdient wird, nimmt darüberhinaus die Rodung der Wälder immer größere Ausmaße an - obwohl dem eigentlich ein Gesetzes zum Schutz der Wälder entgegensteht.

Monsanto arbeitet zielstrebig daran, mithilfe seines gentechnisch veränderten Saatguts das weltweite Monopol auf Nahrungsmittel zu bekommen. Der Konzern unterhält fruchtbare Verbindungen zur Politik und der Wissenschaft. In den USA wurde Angaben des demokratischen Netzwerks AVAAZ zufolge sogar ein Gesetz verabschiedet, das es Richtern verbietet, eine Zurücknahme von Monsantos Produkten anzuordnen, selbst wenn dies im Sinne der öffentlichen Sicherheit erfolgt!

Immer wieder versucht der Konzern, genmanipuliertes Saatgut patentieren zu lassen. Bauern werden damit in die Abhängigkeit von Monsanto getrieben. Sie müssen ihr Saatgut jedes Jahr neu kaufen. Wenn sie es selbst vermehren würden, würden sie eine Patentverletzung begehen.

Die jüngsten Proteste richten sich daher auch nicht nur gegen die geplante Fabrik, sondern gegen die Gentechnik in der argentinischen Landwirtschaft insgesamt.


Soja für den Weltmarkt
- missgebildete Kinder für die Argentinier


Die Nachfrage nach Soja in Argentinien selbst ist eher gering. Gesundheiliche Bedenken gibt es daher aus Sicht der Verbraucher kaum. China und Europa sind die Hauptabnehmer für die zu Tierfutter und Biotreibstoff verarbeitete Soja-Ernte.

Immer mehr Menschen sind jedoch aufgrund der großen Mengen Glyphosat alarmiert, das über den Monokulturen versprüht wird. Anfang der neunziger Jahre des letzten Jahrhunderts begann der Glyphosat-Einsatz mit einer Million Liter pro Jahr - heute sind es bereits 200 Millionen Liter.

Mittlerweile haben die Bauern auch mit massiven Resistenzen zu kämpfen. Schädlinge und Unkräuter breiten sich wieder verstärkt aus. Dagegen sollen dann wirkungsvollere Chemikalien ins Feld geführt werden, die Monsantos gentechnisch angepassten Nutzpflanzen nichts anhaben können. Auch diese chemische Aufrüstung auf dem Acker sorgt wieder für Monsantos Profite.

In einem Online-Artikel vom 27.05.2013 zitiert die Deutsche Welle Frau Töwe (Greenpeace) dazu mit den Worten (Zitat):  "Es hat sich gezeigt, dass der Pestizid-Einsatz in den USA in den vergangenen Jahren massiv gestiegen ist, auch in Argentinien und Brasilien, wo Gen-Soja und Gen-Mais angepflanzt werden." Deshalb würden neue gentechnisch veränderte Pflanzen entwickelt, die noch stärkere Gifte aushalten. Dieser Kreislauf sei pervers. Frau Töwe: "Solche Pflanzen müssten wie Medikamente getestet werden, mit Tierversuchen. Wir haben genügend andere Kulturpflanzen, bei denen es solcher Tests nicht bedarf."

Dem Bericht des Deutschlandfunks zufolge hatte Herr Carrasco, Arzt an der Universität Buenos Aires einen Zusammenhang zwischen Glyphosat und Missbildungen bei Embryonen erkannt. Er bewies, dass Glyphosat bei Wirbeltieren Geburtsschäden verursachen kann. In einem Online-Artikel vom 11.11.2013 zitiert die Deutsche Welle Herrn Carrasco mit den Worten (Zitat): "In den meisten Fällen stirbt der Fötus aufgrund der Missbildungen bereits vor der Geburt. Die Einnahme des Pflanzenschutzmittels tötet den Embryo." 

Anwohner der Plantagen mit gentechnisch veränderten Sojapflanzen, die über die Zunahme von Krankheiten bis hin zu Krebs und Fehlgeburten klagen, werden jedoch in der Regel von den argentinischen Behörden ignoriert. Die Auswirkungen des Glyphosat-Einsatzes auf die Gesundheit der Menschen und die Umwelt werden in Argentinien von offizieller Seite nicht untersucht.

Am 11.11.2013 berichtete die Deutsche Welle über die Gentechnik-Gegnerin Sofía Gatica, die mit ihrer Familie nur 50 Meter von einem Feld mit genverändertem Soja entfernt lebte, das regelmäßig mithilfe von Flugzeugen aus der Luft mit Glyphosat besprüht wurde. Im Alter von vier Jahren sei der älteste Sohn schwer krank gewurden vorübergehend gelähmt gewesen. Die Ärzte im Krankenhaus seien ratlos gewesen. Sie hätten keine Ahnung gehabt, was dem Kind fehlte.

Allmählich sei der gesamte Vorort erkrankt und Kinder seien mit Fehlbildungen geboren worden: Babys mit sechs Fingern, ohne Kieferknochen, mit einem fehlenden Schädelknochen, mit Nierenmissbildungen oder ohne After und viele ihrer Eltern seien an Krebs erkrankt.

1999 sei das vierte Kind der Familie Gatica, ein Mädchen, drei Tage nach der Geburt an Nierenversagen gestorben. Der Tod ihrer Tochter veranlasste Frau Gatica zum Handeln: Sie wollte herausfinden, was in ihrer Nachbarschaft los war.


Morddrohungen und Prügel für Umweltschützer

Gemeinsam mit anderen Müttern präsentierte Frau Gatica das Ergebnis ihrer Recherchen der Regierung. Die Mütter forderten eine sofortige Untersuchung. Drei Jahre später stimmte die Regierung zu. Die Untersuchung ergab, dass die Wasservorräte der Region verseucht waren und im Blut von 80 Prozent der Kinder aus dem dem Stadtteil fanden sich Pflanzenschutzmittel.

Aufgrund ihrer anhaltenden Proteste gegen gentechnisch veränderte Pflanzen und die dazugehörigen Pestizide erhielt Frau Gatica Morddrohungen, die sich auch gehen ihre Familie richteten: Am Telefon drohten unbekannte Anrufer damit, dass aus drei Kindern schnell zwei werden könnten. In einem Artikel der taz vom 25.11.2013 ist zu lesen, dass Frau Gatica von zwei jungen Männern geschlagen wurde. Es gebe zwar keine Bestätigung ihrer Darstellung, aber in Südamerika komme es immer wieder zu Angriffen auf Umweltaktivisten.

Die industrielle Landwirtschaft im Verbund mit der Gentechnik setzen unsere Erde einem radikalen Wandel aus. Die Regierungen stehen unter dem übermäßigen Einfluss des amerikanischen Megakonzerns, der dabei eine zentrale Rolle spielt und der auf dem besten Weg ist, die Kontrolle über die globale Lebensmittelversorgung zu übernehmen.

In einer E-Mail an den Verteiler schreibt das internationale demokratische Netzwerk AVAAZ, die Drohungen und die Prügel, unter denen  Frau Sofía und ihre Mitstreiter zu leiden hätten, seien der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt.

Frau Kirchner (Argentinien, Präsidentin) stehe derzeit in der Kritik und könne es sich deshalb nicht leisten, die Profite von Monsanto vor die Interessen ihrer eigenen Bürger zu stellen. AVAAZ wendet sich daher mit einer Petition an Frau Kirchner, sowie an die lokale Politik und ihre Behörden. Die Petition lautet (Zitat):
An die Präsidentin Cristina Kirchner, den Bürgermeister von Malvinas und die Behörden in Córdoba:

Als besorgte Bürger aus aller Welt fordern wir Sie auf, Monsantos Pläne für den Bau eines riesigen Gensaat-Labors in Córdoba umgehend zu stoppen und sich mit der Ortsgemeinschaft zu beraten. Die Fabrik und die Pestizide, die dort zum Einsatz kommen, könnten ernste Gesundheitsrisiken für die örtliche Bevölkerung bergen und untergraben das Recht der Bürger, zu entscheiden welche Lebensmittel in ihrem Ort hergestellt und verzehrt werden. Die Regierung muss sicherstellen, dass Entscheidungen zur Gentechnik in Argentinien dem Willen der Bürger entsprechen.

Auch die Europäische Union war wiederholt das Ziel agressiver Versuche Monsantos, seine Produkte in Europa zuzulassen. Da der Konzern weltweit agiert, kann man ihm auch nur weltweit wirkungsvoll begegnen. Sollte das Handelsabkommen TTIP zwischen der EU und den USA Realität werden, dann wäre auch Monsanto in Europa nicht mehr aufzuhalten.


Mehr erfahren:


Zum Weiterlesen:
juwi's welt


(Quellen: taz vom 25.11.2013, Deutsche Welle vom 11.11.2013 und vom 27.05.2013, Deutschlandfunk vom 28.03.2013, AVAAZ, Wikipedia - Monsanto und Mit Gift und Genen, YouTube)

Mittwoch, 18. Dezember 2013

Erstes Konzert eines interessanten Chor-Projekts

Mitglieder des "Bürgervereins Lehe e.V." betreuen seit längerer Zeit sehr erfolgreich den "Pausenhof Lehe", auf dem Gelände der ehemaligen Deichschule im Ortsteil "Goethestraße". Zusammen mit Jugendlichen, die sich dort in ihrer Freizeit treffen, haben sie den "Jugendchor Leher Pausenhof" gegründet, der morgen Abend sein erstes öffentliches Konzert gibt.

Bürgerverein Lehe e.V. lädt ein zum Chorkonzert
  • Am 19.12.2013
  • Um 19:00In der Aula der "Theo"
    (Lutherstraße 7)
- Der Eintritt ist frei -

Montag, 16. Dezember 2013

Atomangriff auf die Energiewende aus Bayern

Atomkraft? Nein Danke!Mit dem Atomkraftwerk "Grafenrheinfeld" soll in Bayern entsprechend der bisherigen Planung des wespenfarbenen "Atomausstiegs" Ende 2015 das  einzige Atomkraftwerk in der aktuellen Legislaturperiode stillgelegt werden. - Eigentlich: Denn inzwischen ist selbst das nicht mehr sicher. Darüber berichtete das Anti-Atomkraft-Netzwerk ".ausgestrahlt" in einer E-Mail an den Verteiler.

Auslöser für den wenig überraschenden Atomangriff aus Bayern sind die energiepolitischen Beschlüsse der großen Koalition, mit denen sie den Ausbau der Windkraft - insbesondere im Süden Deutschlands - ausbremsen will.

Die Süddeutsche Zeitung berichtete am 13.11.2013, Frau Aigner (CSU, Bayern, Wirtschaftsministerin), wolle deshalb das nach dem Super-GAU in der japanischen Atomkraftanlage "Fukushima-I" (Dai-ichi) entwickelte Energiekonzept Bayerns grundlegend überarbeiten:
  • Dabei stelle sie explizit den bisherigen Fahrplan des "Atomausstiegs" in Frage.
Prompt habe sich daraufhin Herr Gaffal (Vereinigung der bayerischen Wirtschaft - vbw, Präsident) zu Wort gemeldet, und sich öffentlich Gedanken darüber gemacht, die Betriebsgenehmigung für das Atomkraftwerk "Grafenrheinfeld" über das Jahr 2015 hinaus zu verlängern. Die geplante Stilllegung des Atomkraftwerks "Grafenrheinfeld" gefährde die bayerische Versorgungssicherheit. Da müsse man schon als Plan B eine Verlängerung der Laufzeit einkalkulieren. Der Stromverbrauch in Bayern sei schon jetzt "ziemlich an der Kante".

Das Umweltinstitut München schrieb in einer E-Mail an den Verteiler, Herr Seehofer (CSU, Bayern, Ministerpräsident) habe sich verärgert über den Vorstoß geäußert und auch Frau Aigner habe dem umgehend widersprochen. Dabei muss sie wohl übersehen haben, dass sie den Stein mit ihren Äußerungen in der Süddeutschen Zeitung selbst ins rollen gebracht hat. Und auch Herr Seehofer ist längst nicht so unschuldig an der für die politischen Handlanger der Atomkonzerne peinlichen Situation: Schließlich war er es, der das radikale Abwürgen der Windkraft in Bayern durchgesetzt hat.

In der Öffentlichkeit sprechen Politiker allerdings nicht so gerne über ihre Unterstützung für die Atomkonzerne. Das gefährdet nur den Erfolg der heimlichen Arbeit an einer neuen "Laufzeitverlängerung".
  • Dazu passt dann auch das Beharren der bayerischen Landesregierung auf der Genehmigung für die geplante Leistungserhöhung des Atomkraftwerks "Gundremmingen",
denn die Investition in ein teures Leistungs-Tuning für einige wenige Jahre "Restlaufzeit" würde sich wirtschaftlich wohl kaum rechnen.


AKW "Gundremmingen": Besonders gefährlich
 
Die beiden Reaktorblöcke B und C des  Atomkraftwerks "Gundremmingen" sind die letzten hierzulande noch laufenden Siedewasserreaktoren. Dabei handelt es sich um den gleichen Reaktor-Typ, wie in der havarierten Atomanlage "Fukushima-I", der im Vergleich mit den heute üblichen Druckwasserreaktoren als besonders gefährlich gilt. Dessen Mängel zeigten sich auch beim Reaktorblock A des Atomkraftwerks "Gundremmingen", der seit einem schweren Unfall im Jahre 1977 außer Betrieb ist und seit 1983 - inzwischen also seit 30 Jahren(!) - zurückgebaut wird.

Aufgrund von Eisregen und Raureif waren die die Isolatoren einer Hochspannungsleitung gebrochen. Als der Reaktor daraufhin abgeschaltet werden musste, kam zu einem Kurzschluss. Obwohl die Schnellabschaltung wie geplant erfolgte, stieg der Druck im Reaktorkern. Als deswegen die Sicherheitsventile öffneten, strömten 200000 Liter radioaktiver Dampf in das Reaktorgebäude und setzen es drei Meter hoch unter Wasser. Infolge des Unfalls wurde der Reaktorkern schwer beschädigt.

Nachdem das radioaktive Wasser abgepumpt und die kontaminierten Teile gereinigt worden waren, entdeckte der TÜV feine Risse an den Rohren des Kühlkreislaufs. Die Betreiber (damals die Bayernwerke und RWE) sollten Teile des Reaktors austauschen und ein verbessertes Sicherheitskonzept vorlegen. Stattdessen enschieden sie sich jedoch dafür, den Reaktorblock A aus wirtschaftlichen Gründen stillzulegen.

Gegen die geplante Leistungserhöhung des Atomkraftwerks "Gundremmingen" gibt es nicht nur Widerstand von regionalen Atomkraftgegnern, sondern auch aus Österreich, wo die Umweltschutzorganisation "Global 2000" eine Petition initiiert hat. Diese argumentiert damit, dass die Leistungserhöhung zulasten der Sicherheitsreserven gehen würde, wodurch die Gefahr eines schweren Unfalls vervielfacht werden würde.


Billigende Inkaufnahme großer Opferzahlen

Bei einer Entfernung zum Standort des Atomkraftwerks von 110 und 155 Kilometern liegen Bregenz und Innsbruck innerhalb der 170 km Zone, innerhalb der es laut einer Studie des Bundesamts für Strahlenschutz (BfS)  notwendig werden könnte, die dort lebenden Menschen "permanent umzusiedeln" ("Analyse der Vorkehrungen für den anlagenexternen Notfallschutz für deutsche Kernkraftwerke basierend auf den Erfahrungen aus dem Unfall in Fukushima", Seite 33, Tabelle 6.6). Auf dieses Ergebnis der Studie verweisen auch die "Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges" (IPPNW) in einer Pressemitteilung vom 06.11.2013. Sie begrüßen es, "dass die Strahlenschutzkommission bereit ist, den Katastrophenschutz um Atomkraftwerke auszubauen".

Es sei jedoch inakzeptabel, dass dauerhafte Evakuierungen nur aus Gebieten durchgeführt werden sollen, in denen die Menschen nach einem Atomunfall mit einer jährlichen Strahlendosis von mindestens 50 Millisievert belastet sind. Damit nehme man billigend in Kauf, dass es nach einem Super-GAU zu großen Opferzahlen kommt.

In Japan würden Gebiete mit einer Belastung von 20 Millisievert pro Jahr als unbewohnbar gelten. Und selbst diesen Grenzwert würden viele Strahlenschützer noch als zu gefährlich ansehen.
  • Inzwischen erkenne auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) an, dass es keinen Schwellenwert gibt, unterhalb dessen Radioaktivität medizinisch unbedenklich wäre.

Deutsche Städte wie Stuttgart, München oder Nürnberg wären von einem Super-GAU im Atomkraftwerk "Gundremmingen" ebenso betroffen, wie die genannten Städte in Österreich. Das sollte auch aus deutscher Sicht eigentlich Grund genug dafür sein, die Petition von Global 2000 zu unterstützen.


(Quellen: Main-Post vom 04.12.2013, Süddeutsche Zeitung vom 13.11.2013, IPPNW - Pressemitteilung vom 06.11.2013, Deutschlandradio vom 13.01.2012, atomkraftwerkePlag, Global 2000, BfS-Studie)

Sonntag, 15. Dezember 2013

TTIP: Vorrang für Profite gegenüber der Demokratie

Hinter verschlossenen Türen und unter Ausschluss der Öffentlichkeit verhandeln die USA seit einiger Zeit über zwei großräumige Freihandelsabkommen. Dabei handelt es sich um das Transpazifische Freihandelsabkommen (TPP) und um das Transatlantische Freihandels- und Investitionsabkommen (TTIP).

Das TPP ist ein streng geheimes  and weitreichendes Freihandelsankommen zwischen den USA und zwölf Pazifik Anreinerstaaten, inklusive Kanada, Mexico, Neuseeland und Australien. Durchgesickerte Texte lassen erkennen, dass das TPP Unternehmen und Konzerne dazu ermächtigen würde, auf direktem Wege vor nichtöffentlichen und intransparenten Handesltribunalen gegen Regierungen zu klagen, wenn deren Gesetze und Verordnungen  ihre Profite schmälern könnten.

Wir Europäer würden direkt von den Folgen des TTIP betroffen sein, das seit Juli zwischen der Europäischen Union und den USA verhandelt wird - wie es heißt, um "Handelshemmnisse" dies- und jenseits des Atlantiks abzubauen.

In der EU haben weder die Mitgliedsstaaten noch die nicht an den Verhandlungen beteiligten EU-Kommissare oder gar die Abgeordneten des Europäischen Parlaments und der  nationalen Parlamente Einblick in die Verhandlungsdokumente.

Andererseits haben einige hundert Industrielobbyisten exklusiven Zugang und die Möglichkeit, ihre Interessen direkt in den Vertrag zu diktieren. Ziel der Verhandlungs-Elite ist es, die Verhandlungen geheim abzuschließen und den demokratisch gewählten Vertretungen der Bürger/innen dann nur noch die Wahl zwischen der Zustimmung und der Ablehnung zu lassen.

Bei den Verhandlungen um das TTIP geht es - ebenso, wie beim TPP - nicht um ein klassisches Freihandelsabkommen, das die Abschaffung von Zöllen und Handelsschranken zum Ziel hätte. Statt dessen sollen so genannte "nichttarifäre Handelshemmnisse" abgebaut werden. Als "Handelshemmnis" können die Vertragspartner alles definieren, was der freien Entfaltung der Unternehmen und Konzerne im Weg steht:
  • Verbraucherschutz
  • Kennzeichnungspflicht für genmanipulierte Lebensmittel
  • Datenschutz
  • Arbeitnehmerrechte
  • ... 

Unternehmen, Konzerne und Exporteure könnten Staaten vor Schiedsgerichten verklagen, wenn sie ihre Gewinnaussichten durch deren Gesetze und Verordnungen verletzt sehen würden. Damit hätten sie die Macht, Gesetze für den Verbraucher-, Klima- oder Umweltschutz etc. per Klage außer Kraft zu setzen. Wenn mit dem TTIP alle Schranken fallen würden. dann wäre das gleichbedeutend mit dem Ende der freiheitlichen Selbstbestimmung der demokratischen Gesellschaften Europas!

Somit lassen allein die bisher bekannt gewordenen Inhalte des Abkommens bereits das Schlimmste befürchten. Das TTIP hätte, soweit bisher bekannt, fundamentale Auswirkungen
  • auf unsere Verbraucherschutz- und Gesundheitsstandards,
  • auf unsere Klima- und Umweltschutzauflagen,
  • auf unsere Landwirtschaft,
  • sowie auf viele andere Bereiche.
Einige der Auswirkungen würden beispielsweise dazu führen, dass
  • mit Chlor desinfizierte Hühnchen, 
  • Klon- oder Hormonfleisch, 
  • Milch von genmanipulierten Turbokühen
  • oder gentechnisch veränderte Tiere und Pflanzen
völlig legal per Import aus den USA auf unseren Tellern landen würden. US-Produkte müssten nicht mehr europäische Verbraucherschutz- und Tierschutzstandards einhalten, um in der EU verkauft zu werden. Um EU-Unternehmen nicht zu benachteiligen, müssten in der Folge hierzulande die Standards gesenkt werden.

Darüberhinaus  würde
  • der durch das Abkommen ausgelöste Preiskampf bei Lebensmitteln auf beiden Seiten des Atlantiks naturschonend wirtschaftende Bauernhöfe massenweise zur Aufgabe zwingen. Dumpingpreise für landwirtschaftliche Produkte aus der industriellen Landwirtschaft in den USA würden die kleinbäuerlichen Strukturen in Europa endgültig ruinieren.
  • die durch die EU-Chemikalienverordnung REACH vorgeschriebene Gefahrenprüfung vor der Markteinführung von Substanzen umgehbar werden: Ein Konzern müsste nur ein Produkt in den USA anbieten – und schon könnte er es auch in Europa verkaufen.
  • es eine Welle an Privatisierungen geben, wenn - wie es die Pläne bisher vorsehen - öffentliche Dienstleistungen als Märkte interpretiert werden würden.
  • es im Bereich des so genannten "geistigen Eigentums" zu Verschärfungen mit weniger Rechten für Internetnutzer und zu einem lascheren Datenschutz kommen.

Im Koalitionsvertrag hat die zukünftige schwarz-rote Regierungskoalition sich ausdrücklich einen "erfolgreichen Abschluss" der transatlantischen Verhandlungen zum Ziel gesetzt. Sollte es tatsächlich dazu kommen, dann würde sie unsere demokratischen Rechte der Gier der Konzerne zum Fraß vorwerfen! Das muss auf jeden Fall verhindert werden!


Internationaler Widerstand gegen TPP und TTIP

In den USA gibt es bereits zunehmenden Widerstand gegen den geplanten, sogenannten "Fast Track" Prozess, mit dem der US-Administration die Genehmigung erteilt werden würde, die Verhandlungen ohne Beteiligung des Kongresses zu führen. Inzwischen ist auch der internationale Widerstand der Bürger in den vom TPP und dem TTIP betroffenen Staaten erwacht.

Das internationale Netzwerk im Kampf gegen den Klimawandel 350.org, die weltweite Bewegung für eine bessere globale Ökonomie SumOfUs, das Umweltinstitut München, das demokratische Netzwerk Campact und das internationale demokratische Netzwerk AVAAZ haben Petitionen initiiert, die sich gegen die Inhalte des TTP und des TTIP wenden, welche unter anderem die Abschaffung demokratischer Grundwerte, die weltweite Freisetzung genetisch manipulierter Organismen, die Senkung der Standards für die Lebensmittelsicherheit und im Umweltschutz etc. zur Folge haben werden.


Hier sind die Inhalte der fünf Petitionen im Wortlaut:

(Die Inhalte der beiden englischen Petitionen habe ich für diejenigen unter euch, die des englischen nicht so mächtig sind, übersetzt.)

350.org:

The Trans-Pacific Partnership (TPP) will massively boost corporate power at the expense of our climate and environment, human and workers’ rights, sovereignty and democracy. We strongly urge you to publish the text of the TPP as it stands now, reject proposals that would undermine your regulatory power and oppose this corporate power-grab
Das Trans-Pazifische Partnerschaftsabkommen (TPP) wird die Macht der Konzerne auf Kosten des Klimas, unserer Umwelt, der Menschenrechte, der Arbeitnehmerrechte, die Souveränität und der Demokratie massiv ausweiten. Wir forden Sie dringend auf, den Text des TPP in der derzeitigen Fassung zu veröffentlichen, Vorschläge zurückzuweisen, die Ihre gesetzgeberische Macht unterminieren und sich dieser Machtergreifung durch die Konzerne zu widersetzen.

SumOfUs:

Promise to protect our democracies from corporate lawsuits, and stop the secret TPP and TTIP trade pacts.
Versprechen Sie uns, dass Sie unsere Demokratie vor Klagewellen durch Konzerne bewahren und die geheimen Handelsabkommen TTP und TTIP stoppen werden.

Umweltinstitut München:

Wir wollen:
  • Die mühsam erkämpften europäische Verbraucherschutz und Gesundheitsstandards erhalten
  • Eine kleinbäuerliche und ökologische Landwirtschaft erhalten und schützen
  • Klima- und Umweltschutzauflagen sowie das Vorsorge- und Verursacherprinzip in Europa und in Deutschland aufrechterhalten
  • Dienstleistungen der Daseinsvorsorge wie Trinkwasserversorgung oder Bildung sollen in demokratisch legitimierter öffentlicher Hand bleiben
  • Unser Grundgesetz und Rechtssystem vor intransparenten Schiedsgerichten ohne Berufung oder Revision und demokratische Kontrolle schützen.
Deshalb wollen wir diese gravierenden Eingriffe für Verbraucher und Konsumenten verhindern und fordern daher einen STOPP der Freihandels-Verhandlungen!


Campact:

TTIP: Verkauft nicht unsere Zukunft!

Das geplante Freihandels-Abkommen TTIP zwischen der EU und den USA dient den Interessen der Konzerne und nicht uns Bürger/innen:
  • TTIP höhlt Demokratie und Rechtsstaat aus: Ausländische Konzerne können Staaten künftig vor nicht öffentlich tagenden Schiedsgerichten auf hohe Schadenersatzzahlungen verklagen, wenn sie Gesetze verabschieden, die ihre Gewinne schmälern.
  • TTIP öffnet Privatisierungen Tür und Tor: Das Abkommen soll es Konzernen erleichtern, auf Kosten der Allgemeinheit Profite bei Wasserversorgung, Gesundheit und Bildung zu machen.
  • TTIP gefährdet unsere Gesundheit: Was in den USA erlaubt ist, würde auch in der EU legal – so wäre der Weg frei für Fracking, Gen-Essen und Hormonfleisch. Die bäuerliche Landwirtschaft wird geschwächt und die Agrarindustrie erhält noch mehr Macht.
  • TTIP untergräbt die Freiheit: Es droht noch umfassendere Überwachung und Gängelung von Internetnutzern. Exzessive Urheberrechte erschweren den Zugang zu Kultur, Bildung und Wissenschaft.
  • TTIP ist praktisch unumkehrbar: Einmal beschlossen, sind die Verträge für gewählte Politiker nicht mehr zu ändern. Denn bei jeder Änderung müssen alle Vertragspartner zustimmen. Deutschland allein könnte aus dem Vertrag auch nicht aussteigen, da die EU den Vertrag abschließt.
Daher fordere ich: Beenden Sie die Verhandlungen über das TTIP-Abkommen!

AVAAZ:

Als besorgte Bürger aus aller Welt fordern wir Sie auf, den Verhandlungsprozess der Transpazifischen Partnerschaft (TPP) für alle transparent und nachvollziehbar zu gestalten. Wir rufen Sie auf, jegliche Pläne abzulehnen, die unsere Regierungen in ihrer Fähigkeit einschränken, im öffentlichen Interesse zu walten. Die TPP ist eine Gefahr für die Demokratie, sie untergräbt die staatliche Souveränität, die Rechte der Arbeitnehmer, den Umweltschutz und die Internetfreiheit. Bitte verhindern Sie dringend, dass Unternehmen soviel Macht ergattern.



Nach Einschätzung von Campact müssen das Europaparlament und die Europäischen Regierungen dem Vertrag wohl auf jeden Fall zustimmen. Außerdem müsste der Vertrag in jedem einzelnen Mitgliedsstaat "ratifiziert" werden. In der Regel wird das Parlament darüber abstimmen. Möglich wären aber auch Volksentscheide in einzelnen Mitgliedsländern. Würde der Vertrag von nur einem Mitgliedsstaat der EU nicht ratifiziert werden, so wäre er gescheitert.

Der Kampf um unsere demokratischen Rechte, den Verbraucherschutz, den Schutz unserer Umwelt und des Klimas, gegen Privatisierungen der Trinkwasserversorgung und anderer öffentlicher Dienstleistungen, gegen Fracking, genmanipulierte Lebensmittel, Hormonfleisch etc. ist also nicht aussichtslos.

Während sich die Petition von SumOfUs gegen beide Freihandelsabkommen richtet, wenden sich die Petitionen von AVAAZ und 350.org sich nur gegen das TPP, diejenigen von  Campact und des Umweltinstituts München nur gegen das TTIP. Ich finde es wichtig, beide Vorhaben zu verhindern, da sie die gleichen, Ziele verfolgen: Die Untergrabung der demokratischen Selbstbestimmung in den betroffenen Staaten!


Zum Weiterlesen:


Update: 16.12.2013, Petition AVAAZ

(Quellen: 350.org, SumOfUs, Umweltinstitut München, Campact, AVAAZ, Wikipedia)