Donnerstag, 28. August 2008

Heim in's russische Reich?

Nachdem es die Welt mit einem Vertrag über den Rückzug seines Millitärs aus Südossetien, den es unter immer neuen Vorwänden nicht erfüllt, zum Narren gehalten hat, erkennt Russland die Unabhängigkeit Südossetiens, und weil es gerade schon einmal dabei ist, gleich auch noch die Unabhängigkeit Abchasiens an. Dabei schert es die russische Regierung einen feuchten Kericht, wie der Rest der Welt darüber denkt. Der "Kölner Stadtanzeiger" meint, Georgiens Präsident Saakaschwili sei von Rusland in eine geschickt getarnte Kriegsfalle gelockt worden, die im Kreml seit Monaten vorbereitet worden sei.

Die EU verurteilt Russlands Vorgehen auf das schärfste und mahnt eine friedliche Lösung der Konflikte in Georgien an. Die staatliche Anerkennung der georgischen Provinzen stehe im Widerspruch zur Unabhängigkeit, Souverinität und territorialen Integrität Georgiens, sowie zur Charta der Vereinten Nationen, zur 1. Schlussakte der Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa und zu Resolutionen des UN-Sicherheitsrates.

Auf die Frage in einer russischen Nachrichtensendung, ob er eine Verschlechterung der Beziehungen zum Westen befürchte, antwortete der russische Präsident Medwedjew man habe "schon andere Zeiten überlebt. ... Wir haben vor nichts Angst, auch nicht vor der Aussicht auf einen Kalten Krieg". Waleri Galtschenko ("Kremlpartei Geeintes Rusland", Vorstandsmitglied) wurde nach seiner Meinung darüber befragt, wie der Westen auf eine Anerkennung der von Georgien abtrünnigen Provinzen reagieren werde, und antwortete: "Der Westen wird gar nichts machen. Und sollte er es doch versuchen, bekommt er selbst Sanktionen. Zum Beispiel werden wir das Gas abdrehen."

So ist das also.
Jetzt weiß die Welt, woran sie mit Russland ist!

Damit scheinen diejenigen Recht zu behalten, die schon früher vor der Abhängigkeit von russischen Energielieferungen gewarnt haben.

Und wie soll es jetzt weiter gehen? Fraglich ist aus meiner Sicht, wie zwei Staaten mit einer Bevölkerung von geschätzten 150.000 bis 200.000 (Abchasien) bzw. 50.000 bis 100.000 (Südossetien) Einwohnern aus eigener Kraft wirtschaftlich in der Welt bestehen will. Fakt ist, dass Russland mit dieser Aktion zwei Happen aus dem Territorium eines Souveränen Staates herausschneidet. Jedenfalls ist das aus russischer Sicht so. Der Rest der Welt betrachtet das Territorium Georgiens weiterhin als unverändert, und sagt, Russland versuche die georgische Landkarte widerrechtlich zu verändern.

Georgien kann es als souveräner Staat eigentlich nicht hinnehmen, dass Russland zwei große Stücke aus seinem Staatsgebiet herausschneidet, kann aber auch nichts dagegen unternehmen, wenn es nicht riskieren will, selbst mit einem weiteren militärischen Handstreich in Russland eingegliedert zu werden. Wenn es so weit käme, hätte es sich wahrscheinlich mit der staatlichen Unabhängigkeit Südossetiens, und möglicherweise auch mit der Abchasiens sehr schnell wieder erledigt.

Auch der Rest der Welt kann daran nichts ändern. Sanktionen gegen Russland werden mit hoher Wahrscheinlichkeit in einen neuen Kalten Krieg führen. Militärische Gewaltanwendung könnte die Welt in den Abgrund eines Dritten Weltkrieges manövrieren. Wenn Russland seinen Kurs nicht ändert, wird es zumindest im Kaukasus auf lange Sicht keine Aussicht auf Frieden geben.

Nach russischer Auffassung ist die staatliche Anerkennung der abtrünnigen georgischen Provinzen eine gerechte Reaktion auf die Anerkennung des Kosovos und die fortwährende Ignorierung russischer Interessen durch die NATO und die EU. Bezüglich der Aufrüstung Polens mit amerikanischen Raketen im Rahmen des sogenannten "Raketenschilds gegen Schurkenstaaten" kann ich die russische Sorge sogar nachvollziehen ... - besonders jetzt, wo es gerade auf dem besten Weg ist, sich selbst in diesen zweifelhaften Club aufzunehmen.

Die Annerkennung der Unabhängigkeit Kosovos mit derjenigen von Südossetien vergleichen zu wollen, halte ich allerdings für etwas abenteuerlich. Das ehemalige Jugoslawien gehörte einmal zum Einflussbereich der früheren Sowjetunion und war ein Gebilde aus vormals souveränen Staaten, die vom ursprünglichen Jugoslawien beherrscht wurden. Dieses Staatsgebilde ist nach dem Ende des kalten Krieges aufgrund der Unabhängigkeitsbestrebungen der vormals souveränen Staaten zerfallen, weil diese den jugoslawischen Führungsanspruch nicht mehr anerkennen wollten. Russland scheint zu vergessen, dass es nicht die Sowjetunion ist - die ist Vergangenheit -, und Kosowo ist ebensowenig ein Teil Russlands, wie die zum Staatsgebiet Georgiens gehörenden Provinzen Südossetien und Abchasien. Russlands Interessen richten sich somit in diesen Fällen gegen innere Angelegenheiten souveräner Staaten. Dass ich die Anwendung militärischer Gewalt innerhalb dieser Staaten gegen Bevölkerungsminderheiten verurteile steht dabei auf einem ganz anderen Blatt. Die gewalttätige Unterdrückung von Minderheiten hat bisher immer nur zu menschlichem Leid und Blutvergießen geführt. Dafür ist das ehemalige Jugoslawien ein gutes Beispiel, und ich fürchte, Georgien könnte das gleiche Schicksal bevorstehen.

Möglicherweise schneidet Russland sich mit seinem derzeitigen Vorgehen auf längere Sicht aber auch in's eigene Fleisch. Jedenfalls sieht es der georgische Justizminister Nika Gvaramia so. Er meint, Russland untergrabe durch die staatliche Anerkennung der georgischen Provinzen seine eigene Staatlichkeit, da der Separatismus auch innerhalb Russlands immer noch ein Problem sei. Aufgrund dessen sagt er Russland den totalen Kollaps voraus, "wenn nicht heute, dann sicher morgen". Damit erinnert er daran, dass - wie damals zum ehemaligen Staatengebilde "Jugoslawien" - auch zum Territorium des heutigen Russlands vormals souveräne Staaten gehören, deren Unabhängigkeitsbestrebungen Russland mit militärischen Mitteln zu unterdrücken versucht. Das bekannteste Beispiel dafür dürfte wohl der seit Jahren andauernde blutige Krieg in Tschetschenien sein.

Ich hoffe nur, dass Russland nicht neben Südossetien auch in anderen Staaten, die an Russlands Grenzen stoßen, noch weitere russische Landsleute entdeckt, die es heim in's Reich, bzw. zurück in den russischen Machtbereich zu holen gilt.

Lütte Sail 2008 eröffnet


Impressionen rund um die "Lütte Sail 2008"

Gestern um 15 Uhr wurde die "Lütte Sail" offiziell eröffnet. Die Gäste sind da, die Besucher auch - jetzt müsste nur das Wetter noch etwas besser werden. Gestern war es den ganzen Tag dicht bewölkt und es gab immer wieder Sprühregen.

Eigentlich ist die Bezeichnung "Lütte*) Sail" irgendwie irreführend. Die ist nämlich alles andere als klein. Die vielen Großsegler bieten jedenfalls ein imposantes Panorama im Alten Hafen.


*) Übersetzung für die Leser aus anderen Gegenden Deutschlands: lütt = klein

Mittwoch, 27. August 2008

Peking danach

Die Olympischen Spiele sind Vergangenheit.

Die Mächtigen Chinas haben erreicht was sie wollten. Sie hatten die volle Aufmerksamkeit der sportbegeisterten Menschen aller Nationen dieser Welt. Unter den Augen der kritischeren Weltöffenlichkeit hat der Hochglanzlack auf der Fassade der chinesischen Führung vielleicht einige zusätzliche Kratzer abbekommen. Mehr nicht.

Das IOC hat sich auf das Spiel der chinesischen Machthaber eingelassen - und dabei sein Gesicht verloren ... - und mir tun immer noch die vielen Sportler leid, die den wenigen Mitgliedern dieses elitären Zirkels als Vorwand für große Geschäfte dienen. Für den schnöden Mammon kann man scheinbar auch schon mal den naiven Trottel spielen, der gemeint hat, die Chinesen würden für die Ehre, die Olympischen Spiele ausrichten zu dürfen, plötzlich die Menschenrechte achten.

Ich habe es so kommen sehen und ich hätte mich gewundert, wenn es anders gekommen wäre.

Und ich fürchte, es wird noch einen großen Verlierer geben: Das chinesische Volk, die einfachen Leute, deren Häuser zusammen mit den alten Pekinger Vierteln für den schönen Glanz von Olympia beseitigt wurden. Es sind schon einfache Bürger von den chinesischen Autoritäten zu Krüppeln geschlagen worden, weil sie es gewagt hatten, um eine Entschädigung für die Zerstörung ihres Eigentums zu bitten. Die Welt blickt nicht mehr auf Peking. Die Weltöffentlichkeit wendet ihre Aufmerksamkeit wieder ihren Alltagsgeschäften zu. Aber die Mächtigen in China hatten schon immer ein gutes Gedächtnis, wenn es um chinesische Bürger ging, deren Meinungen von der offiziell vorgegebenen Linie abwich.

Ich wünsche mir, dass es auch in Zukunft Journalisten geben wird, die ihren Blick nicht von China abwenden, und der Welt weiterhin vom Alltag der Bevölkerung und anderen Ereignissen in China berichten.

Lütte Sail 2008



Gestern Mittag begann sich der Neue Hafen ja schon mit Schiffen zu füllen. Bis zum Abend waren noch viele weitere Segler eingetroffen. Wenn die Stimmung der Gäste auf den Schiffen so bleibt wie gestern abend, dann wird das ein tolles Fest. Es waren gestern auch schon viele Besucher am Hafen, die wie ich die "Ruhe vor dem Sturm" schon einmal für einen ungestörten Blick auf die Szenerie genutzt haben, bevor die "Lütte Sail 2008" heute Nachmittag um 15 Uhr offiziell eröffnet wird.

Dienstag, 26. August 2008

Große Ereignisse werfen die ersten Schiffe voraus



Von morgen bis Sonntag findet in Bremerhaven die "Lütte Sail 2008" statt. Das ist sozusagen eine "kleine nichtamtliche Extra Sail für zwischendurch" zwischen den beiden offiziellen Sail Veranstaltungen 2005 und 2010. Als erster Gast ist bereits am letzten Freitag die niederländische "Elegant" eingetroffen, und so langsam beginnt sich der Neue Hafen mit Schiffen zu füllen. Die Traditionsflotte der Schiffergilde ist in den Alten Hafen verlegt worden. Die besten Plätze stehen in den nächsten Tagen den Gästen zur Verfügung.

Leher Butjermarkt


Nachdem es am Samstag den ganzen Tag ohne Unterbrechung geregnet hatte, schien am Sonntag pünktlich zu Beginn des Butjermarktes auf der Hafenstraße in Lehe die Sonne. Vereine und Initiativen stellten sich vor, es gab ausreichend zu Essen und zu Trinken und an den zahlreichen Ständen gab es Flohmarktartikel, über Antiquitäten, Spielwaren, Haushaltsartikel, Kleidung und vieles mehr.


Sogar Autos konnte man zu "Butjerpreisen" erwerben - was immer damit auch gemeint sein sollte. Jedenfalls werden sich erstens bald ohnehin nicht mehr sehr viele Menschen ein Auto leisten können und zweitens finde ich den Verkauf von Neuwagen auf einem Straßenfest ziemlich fehl am Platze.


Das muss sich die Bremerhavener Greenpeace Gruppe auch gedacht haben. Jedenfalls haben die im Laufe des Tages erfolgreich ein "zu dickes schwarzes deutsches Auto" optisch in ein "rosa Klimaschwein" verwandelt :o)

Montag, 25. August 2008

Kaufland auf dem Phillips Field - Bürgerbeteiligung

Die Große Koalition in Bremerhaven will auf dem Phillips Field an der Melchior-Schwoon-Straße in Lehe einen 4500 Quadratmeter großen Kaufland Markt ansiedeln.

Das Projekt ist seit seinem Bekanntwerden Mitte letzten Jahres umstritten. Nachdem CDU und SPD sich anfangs einig darüber waren, kam es nach vorangegangenen Protesten aus der Leher Bevölkerung während des SPD Parteitags am 04.03.2008 zu einem Umdenken der SPD Basis. Der Parteitag beschloss die Einholung eines Einzelhandelsgutachtens, wie es schon seit 2007 von der Stadtteilkonferenz Lehe, den Leher Einzelhändlern und der IHK Bremerhaven gefordert wird. Herr Teiser (CDU, Bürgermeister) ging daraufhin so weit, dass er der SPD beabsichtigten Vertragsbruch vorwarf und mit der Aufkündigung der Koalition drohte, falls sie von der Ansiedlung des Kauflandmarktes auf dem Phillips Field Abstand nehmen sollte.


CDU ignoriert Bedenken

Während der Veranstaltung "Forum Nordsee-Zeitung" am 12.12.2007 trug der Podiumsteilnehmer Herr Aissen (Einzelhändler, Lange Straße) als Vertreter der IHK Bremerhaven die Bedenken des Leher Einzelhandels vor und bat die Herren Bödeker (CDU, Fraktionsvorsitzender) und Breuer (SPD, Fraktionsvorsitzender), die als Vertreter der Großen Koalition auf dem Podium saßen, dringend um ein gemeinsam von der Großen Koalition und der IHK in Auftrag zu gebendes Einzelhandelsgutachten für Bremerhaven. Mit einem solchen Gutachten würde sichergestellt werden, dass es nicht zu Fehlentwicklungen im Bremerhavener Einzelhandel käme. Es böte aufgrund des gemeinsam formulierten Auftrags keine Möglichkeit für gegenseitige Vorwürfe einer einseitig belasteten Ergebnisausrichtung, und wäre damit eine gute Diskussionsgrundlage, die alle Beteiligten anerkennen könnten. Die Antwort der Herren Bodeker und Breuer war eine klare Absage. CDU und SPD verstecken sich bis heute hinter ihrer Koalitionsvereinbarung, verweigern eine Beteiligung an einem gemeinsamen Einzelhandelsgutachten und beantworten Bedenken aus der Bevölkerung und Ängste der im Einzelhandel Beschäftigten Bürger um ihre Arbeitsplätze mit Schweigen und Ignoranz.


Bürgerbeteiligung

Nachdem in der Öffentlichkeit lange nichts über die Ansiedlung eines Kaufland Marktes auf dem Phillips Field zu hören war, hat die Stadt Bremerhaven jetzt Bebauungsplan dafür aufgestellt. Dazu ist sie aus rechtlichen Gründen verpflichtet. Die Bürger haben das Recht, dazu Anregungen und Bedenken zu äußern.

Das Stadtplanungsamt hat den Plan im Stadtplanungsamt, Fährstraße 20, Zimmer 109 ausgelegt. Der Plan kann dort vom 25.08. bis zum 24.09.2008 zu folgenden Zeiten eingesehen werden:
  • Mo. 09:00 bis 17:00 Uhr
  • Di. bis Do. 09:00 bis 15:00 Uhr
  • Fr. 09:00 bis 12:00 Uhr
Unter der folgenden Adresse ist der Bebauungsplan auch im Internet zu finden:
Über den Navigationsbereich links auf der Seite gelangt man zum Bebauungsplan: "Bebauungsplanung" ,"B-Plan Verfahren in der Öffentlichkeitsbeteiligung" ,"B-Planentwurf 423 'Melchior-Schwoon-Straße'".


Zum Nachlesen:
Artikel zu diesem Thema in "juwi's welt"


13. Dezember 2007
"Forum Nordsee-Zeitung" (12.12.2007, Theo, Podiumsdiskussion)
- Bedenken aus Publikum gegen Kaufland auf dem Phillips Field
- Große Koalition ignoriert Ängste der Bürger
- Alternatives Projekt für Kistner-Brache

18. Dezember 2007
Wieviel Ignoranz halten die Leher eigentlich noch aus?
- Herr Bödeker hält an Ansiedlung von Kaufland auf Phillips-Field fest.
- CDU-Obere sind einigermaßen verschreckt über "so viel Gegenwind".

19. Januar 2008
"Aus" für die Hafenstraße als Einkaufsstraße?
- Meinung aus einem Duskussionsforum

7. Februar 2008
Grundschul-Mathematik
- Investor rechnet mit eigenem Geld anders, als CDU mit öffentlichem
  Eigentum


13. Februar 2008
Grünhöfe solidarisch mit Lehe
- Das Vorgehen der Großen Koalition geht ganz Bremerhaven etwas an

18. Februar 2008
Stadtteilzentrum oder Discounter
Live Gespräch im Nordwestradio
- Streit um das richtige Projekt für den Bremerhavener Stadtteil Lehe

21. Februar 2008
Leher Bürger werden weiterhin ignoriert
- Zwei Drittel der Bürgerbedenken von Bauausschuss einfach "abgebügelt"

28. Februar 2008
Drohungen statt Argumente
- CDU Interessiert nur, ob SPD bei "Kaufland Ansiedlung" treu zum
  Koalitionsvertrag steht

- Drohung mit Aufkündigung der Koalition

3. März 2008
Die Bilder gleichen sich
- SPD in Sinzig hat andere Meinung zu dortiger Kaufland Ansiedlung als
  die CDU

- Im Unterschied zur Bremerhavener SPD steht sie aber auch dazu

5. März 2008
Ein Hoffnungsschimmer für Lehe
- NZ TED-Umfrage "Sind Sie dafür, dass anstelle des Phillips-Fields
  das Kistner Gelände entwickelt wird?"


17. März 2008
Es geht um die Zukunft unseres Stadtteils
- Ganzseitige Anzeige der CDU im Sonntags Journal
- CDU versucht Bevölkerungsgruppen gegeneinander auszuspielen

20. März 2008
Phillips Field ohne Investor?
- Standort ist "derzeit nicht aktuell" für die Immobilienfirma Ten Brinke
  (Investor).


19. Mai 2008
"Drei Säulenprogramm" der CDU für Lehe zusammengebrochen
- Endgültiges Aus für Nordsee-Museum auf Kistner-Brache
- CDU bleibt bei Kaufland und gegen Alternativplan für Kistner-Brache

30. Mai 2008
Eine kleine Geschichte der Ignoranz und Arroganz
Übersicht über bisherige Ereignisse
- Koalitionsvereinbarung
- Keine Diskussion: CDU wiederholt ständig gebetsmühlenartig die gleichen
  Behauptungen

- CDU: Phillips Field war nie ein Sportplatz (?!)

Sonntag, 24. August 2008

Neu im Juwiversum

Der nächste Abschnitt über die Rickmersstraße ist fertig (Fritz-Reuter-Platz bis Goethestraße). Neben dem jetzt letzten Gründerzeithaus auf der Nordseite der Rickmersstraße in diesem Abschnitt musste Anfang 2008 ein verwahrlostes Haus aus der Gründerzeit abgerissen werden. Mit einem Klick auf den Link im Text zu der Abrisslücke kann man es wieder auferstehen lassen.

Samstag, 23. August 2008

Regen



die ganze letzte Nacht: Regen
den ganzen heutigen Tag: Regen

Da mag man keinen Hund vor die Tür jagen - nicht bei diesem Wetter.
Muss aber mal sein - die Natur verlangt ihr Recht.
(sollte man meinen ...)

Ich, Cleo auf den Arm genommen und im Garten unter den Gartentisch gesetzt.
Cleo wuselt unter dem Gartentisch.
Cleo verlässt die trockene Deckung.
Cleo schnüffelt um den Gartentisch herum (zur Erinnerung: Es regnet!).
Cleo besucht ausgiebig jede noch so unbedeutende Ecke im Garten.
"Grrrr ..." (das war ich!)


Das war's

Das innere Drängen wird verdrängt.
Da hilft kein Drängen und kein Bitten meinerseits.
Bei diesem Wetter bleiben selbst dringende Geschäfte unerledigt.
Da kann die Natur lange auf ihrem Recht beharren!

Cleo ist nass bis auf die Haut - mitsamt dem ganzen Fell!

WARUM
habe ich diesen dummen Hund eigentlich
UNTER DEN GARTENTISCH
gesetzt?(!?)

Cleo will wieder in's Trockene - aber nicht unter den Gartentisch.
Um nichts in der Welt!
"Glaub bloß nicht, dass ich da bleibe (Ätsch!)."


Zweiter Versuch

Ich, Cleo auf den Arm genommen und ins Bad getragen.
Cleo notdürftig mit dem Hundehandtuch abgerubbelt.
(Die saut sonst die ganze Wohnung ein.)
"Cleo, wollen wir jetzt ausgehen?"
"Schon wieder raus? Da komm' ich doch grad erst her!"
Hundeaugen können einen so vorwurfsvoll ansehen!

Aber irgendwie habe ich doch Angst um Cleo's Blase - und um unsere Teppiche.

Ich mit Cleo im Schlepptau also auf die Straße.


Rückblende:
Früher gab's mal so kleine Spielzeughunde - aus Holz - auf einer Holzplatte mit Rädern und einem Bindfaden vorne dran, damit die Kinder diese Tierchen hinter sich herziehen und "Gassi gehen mit WauWau" spielen konnten.

Cleo ist heute so ein WauWau! Ein ganz nasser!
In einer Nebenrolle als Bindfaden: Die Hundeleine.
Meine Jacke lässt auch schon Wasser durch.
Cleo lässt das absolut kalt. Der Regen tut das seinige zu Cleo's Kühlung dazu.

Am Ende gewinnt die Natur aber doch noch ...


Wieder zu Hause.

Zweiter Durchgang mit dem Hundehandtuch.
"Schon wieder abrubbeln. Muss das sein? Das hatten wir doch gerade erst hinter uns"
"Cleo, das hätten wir beide auch einfacher haben können."
Cleo wirkt irgendwie desinteressiert: "Spricht da etwa gerade jemand mit mir?"

"Grrrr ..." (das war ich!)


Zum Beruhigen der Nerven, zum Schweifenlassen der Gedanken an diesem trüben Tag, habe ich hier noch ein Gedicht von Hermann Hesse.

Regen ...

Lauer Regen, Sommerregen
rauscht von Büschen, rauscht von Bäumen.
Oh, wie gut und voller Segen,
einmal wieder satt zu träumen!

War so lang im Hellen draußen,
ungewohnt ist mir dies Wogen:
In der eignen Seele hausen,
nirgends fremdwärts hingezogen.

Nichts begehr ich, nichts verlang ich,
summe leise Kindertöne,
und verwundert heim gelang ich
in der Träume warme Schöne.

Herz, wie bis Du wundgerissen,
und wie selig, blind zu wühlen,
nicht zu denken, nicht zu wissen,
nur zu fühlen, nur zu fühlen!


... da sieht die Welt doch gleich wieder ganz andes aus.

Ich wünsche euch einen schönen, heiteren Sonntag,
juwi

Eine Hanseflotte in Bremerhaven


Die Koggen "Ubena von Bremen", "Roland von Bremen" und die Kamper Kogge

Nachdem ich am letzten Wochenende das Koggentreffen in Bremerhaven verpasst hatte, habe ich heute die Gelegenheit genutzt, die kleine, aus vier Hanse-Schiffen bestehende Flotte vor ihrer Weiterfahrt nach Vegesack zur 650 Jahr Feier der Hanse in Bremen zu fotografieren. Die "Ubena von Bremen" hatte während der Woche an ihrem Liegeplatz im "Alten Hafen" gelegen. Leider lag die Lübecker Kraweel "Lisa von Lübeck etwas entfernt von den drei Koggen im Hafen beim Schaufenster Fischereihafen.


Die Rümpfe der Koggen "Ubena von Bremen", "Roland von Bremen" und die "Kamper Kogge" aus den Niederlanden sind Nachbauten der Hanskogge von 1380, die 9. Oktober 1962 beim Ausbaggern eines Hafenbeckens in Bremen gefunden wurde.

Das war damals ein sensationeller archäologischer Fund aus nassem Holz. Archäologen wissen, dass jahrhundertealtes, nasses Holz an der Luft bei der Austrocknung schrumpft, verzieht und reißt, selbst wenn es gut erhalten ist und nicht verändert zu sein scheint. Solche Funde müssen daher bei der Bergung und der wissenschaftlichen Untersuchung besonders sorgfältig behandelt werden. Die nass gelagerten Einzelteile der historischen Kogge wurden deshalb im Deutschen Schiffahrtsmuseum in Bremerhaven zusammengesetzt und während eines Zeitraumes von 19 Jahren in einem Tank mit einer speziellen Wachsart, die das Wasser in den Poren des Holzes ersetzen sollte, konserviert. Seitdem der Konservierungstank 1999 abgebaut wurde, ist die Kogge im Bremerhavener Schiffahrtsmuseum zu besichtigen.

Die "Ubena von Bremen" war der erste Versuch eines Nachbaus mit den Mitteln, wie sie den Schiffbauern im 12. Jahrhundert zur Verfügung standen. Dafür wurde in Bremerhaven eigens eine mittelalterliche Schiffbau-Werft ins Leben gerufen. Der Rumpf der Hanskogge von 1380 hatte schräg im Schlick gelegen. Alle Teile des Schiffes, die vom Schlamm umschlossen waren, sind bis hinauf zum Achterkastell auf der Steuerbordseite erhalten. Aufgrund der Schräglage fehlen viele Teile auf der Backbordseite der Kogge.

Trotz aller Sorgfalt bei der langwierigen Konservierung der Bremer Kogge wurden im Laufe der Jahre Verformungen festgestellt. Aus einer vom städtische Vermessungsamt durchgeführten Untersuchung geht hervor, an welchen Stellen des Schiffes Korrekturen nötig sind. Dass die Rückformung ohne zu erwartende Schäden am Holz möglich ist, wurde mit Versuchen zur Elastizität und Beweglichkeit des Holzes belegt. Zur Zeit wird eine, später von außen unsichtbare, Tragekonstruktion aus Stahl innerhalb des Rumpfes installiert. Außerhalb des Rumpfes angebrachte Druck-Konstruktionen werden später entfernt. Mit diesen Maßnahmen soll sichergestellt werden, dass die Kogge auch weiterhin in ihrer authentischen Form frei stehend präsentiert werden kann*).

Auf Grundlage der erhaltenen Teile der Hanskogge von 1380 konnte der Rumpf der "Ubena von Bremen" bis ins Detail rekonstruiert werden.

Über den Mast, das Rigg und das Segel einer Kogge war jedoch absolut nichts bekannt. Ebenso gab es seit hunderten von Jahren niemanden mehr, der etwas darüber hätte sagen können, wie sich eine Hansekogge segeln lässt. Diese Details sollten mit dem Nachbau der Bremer Kogge, der "Ubena von Bremen", in praktischen "Feldversuchen" erforscht werden. Solche Versuche auf Grundlage von Theorien, Indizien oder Funden mit bildnerischen Darstellungen werden als "experimentelle Archäologie" bezeichnet. Ein bekanntes Beispiel für die experimentelle maritime Archäologie sind zum Beispiel die Fahrten von Thor Heyerdahl mit ägyptischen Schilfbooten, mit denen er nachweisen wollte, dass bereits zur Zeit der Pharaonen Kontakte zwischen den Völkern der Kontinente Afrika und Amerika möglich gewesen sein könnten.


Bei der holländischen "Kamper Kogge" fällt sofort das von den beiden anderen Koggen abweichende Achterkastell auf: Es ist eine einfache auf vier Pfosten montierte Plattform mit hölzernen Seitenwänden. Ansonsten ist das von vorn bis achtern offene Deck der Kogge nicht mit dem Achterkastell verbunden. Die Achterkastells der beiden deutschen Koggen sind größer und voll verkleidet. Sie bilden damit einen geschlossenen Decksaufbau.



Die "Lisa von Lübeck" habe ich gestern zum ersten Mal gesehen. Im Gegensatz zur den Koggen kann ich über die Geschichte und die Authentität dieser dreimastigen Kraweel nichts sagen. ich kannte den Schiffstyp bisher nur von alten Bildern aus dem Mittelalter, und soweit mir bekannt ist, gibt es bisher keinen archäologischen Fund einer Kraweel.

*) Quelle: Jahresbericht 2006 des DSM, Seite 50

Freitag, 22. August 2008

Das Atommüll-Endlager Desaster

Die Nordsee-Zeitung berichtete am 15.08.2008, dass im Atommüll "Versuchsendlager Asse-II" schon weit vor der Einlagerung salzhaltige Lauge geflossen sei, und zitiert Herrn Jüttner (SPD, Fraktionschef Niedersachsen): "Augenscheinlich haben diejenigen, die die politische Verantwortung tragen, ihre Hausaufgaben bisher nicht gemacht, um einen Untersuchungsausschuss zu umgehen. ... Mein Eindruck ist, dass sich die Zahl der offenen Fragen in den letzten Wochen eher erhöht hat."

Einen Tag später war in der Nordsee-Zeitung zu lesen, Herr Birkner (FDP, Umweltstaatssekretär Niedersachsen) habe gesagt, es gebe keine Anhaltspunkte dafür, dass von den Laugen Gefahr ausgehe. Die vom Atommülllager in andere Bergwerke transportierte Lauge sei nach Erkenntnissen des niedersächsischen Umweltministeriums nicht über die Grenzwerte hinaus radioaktiv belastet.
  • Hat das niedersächsischen Umweltministerium diese Erkenntnisse aus Messungen vor dem Abtransport der kontaminierten Salzlösung erlangt?
  • Wie sind die "Grenzwerte" definiert?
  • Wie hoch war die gemessene Radioaktivität?
  • Sind die Messwerte dokumentiert und von einer Aufsichtsbehörde gegengezeichnet worden?
Zuvor habe Herr Birkner Vertreter der Kommunen sowie der Landkreise Celle und Soltau-Fallingbostel über die umstrittenen Laugen-Transporte informiert. Ob er das wohl auch getan hätte, wenn die Transporte in das ehemalige Salzbergwerk "Maria-Glück" nicht bekannt geworden wären? Bisher ist das ja offensichtlich auch nicht für nötig gehalten worden.

Am 21.08.2008 gab Herr Birkner bekannt, die Radioaktivität der Lauge vor der Kammer 12 im Bergwerk stamme aus dem eingelagerten Abfällen. Das gehe aus einer Studie des Forschungszentrums Jülich und der Universität Clausthal im Auftrag des Bundesforschungsministeriums hervor. Nach dem Gutachten müsse die Salzlösung Kontakt mit dem Atommüll gehabt haben, Fässer in der verschlossenen Kammer sollen verrostet und Leck sein.

Die Meinung des Helmholtz-Zentrums München (Betreiber der Anlage), es werde sich wohl um Rückstände aus einem Unfall unter Tage beim Transport eines Fasses handeln, ist damit nicht mehr haltbar. Herr Haury (Helmholtz-Zentrums München, Sprecher) meinte, es müsse jetzt geprüft werden, welche Rolle die Erkenntnisse für den Langzeit-Sicherheitsnachweis spielen. Was soll es da denn jetzt wohl noch bezüglich des "Langzeit-Sicherheitsnachweises" zu prüfen geben? Wie soll die sichere Lagerung des Atommülls über unzählige Generationen unserer Nachkommen unfassende Zeiträume sichergestellt werden, wenn es bereits nach dieser geradezu lächerlich kurzen Zeit schon zu offenbar kaum noch lösbaren Problemen kommt?

Für mich stellt sich die Sachlage inzwischen folgendermaßen dar:
  1. Schon vor Beginn der Atommüll-Einlagerung ist entgegen früherer Behauptungen, der Salzstock sei trocken, Salz- lösung in die vorgesehenen Lagerstätten eingedrungen. Aufgrund dessen hätte mit der Einlagerung des Atommülls gar nicht erst begonnen werden dürfen.
  2. Erst wurde das Problem mit der eindringenden Salzlösung vom Helmholtz-Zentrum jahrelang verschwiegen, dann wurde versucht die Herkunft der radioaktive Lauge mit einem "denkbaren Transportunfall" zu verschleiern. Ein Nachweis für diese Theorie existiert nicht. Getan worden ist während all dieser Jahre nichts. Stattdessen wurde die lästige radioaktive Salzlösung heimlich in tiefer gelegene Stellen im "Versuchsendlager Asse-II" und in andere - bis dahin nicht radioaktiv kontaminierte - Bergwerke transportiert.
  3. Aufgrund des öffentlichen Drucks wurde endlich ein Gutachten in Auftrag gegeben, welches zu dem Schluss kommt, dass die radioaktiven Substanzen aus von der eingedrungenen Salzlösung zerfressenen Atommüllfässern stammt. Zu dieser Erkenntnis hätte man schon Jahre früher kommen können, wenn das Gutachten rechtzeitig in Auftrag gegeben worden wäre. Das ist nicht geschehen, weil damit schon vor Jahren klar gewesen wäre, dass das Salz- bergwerk Asse-II nicht als Atommüll-Endlager geeignet ist. Die Versuche mit dem "Versuchsendlager" hätten dann nämlich sofort abgebrochen, und der bereits eingelagerte Müll hätte geborgen werden müssen, um den Schaden zu begrenzen.
  4. Die Öffentlichkeit und die politischen Entscheidungsträger wurden getäuscht und in dem Glauben gehalten, die Einlagerung des Atommülls in einem Salzbergwerk sei über die für das Abklingen der Radioaktivität auf "ungefährliche" Werte notwendigen Zeiträume sicher. Die Atomkraftwerks- betreiber konnten unbehelligt weiter ihren strahlenden Abfall produzieren. Durch dieses unverantwortliche Taktieren wurde wertvolle Zeit verschwendet. Erkundungen alternativer Lager- stätten wurden deswegen nicht durchgeführt.

Alternativen scheitern unter anderem am Veto Bayerns

Die Koalitionsvereinbarung zwischen CDU/CSU und SPD verpflichtet die Bundesregierung eigentlich, Verfahrensfragen für die Endlagerung der abgebrannten Brennstäbe im Interesse kommender Generationen zu klären. Dazu hätten auch Gespräche über die Erkundung alternativer Endlagerstätten zu Gorleben und Asse-II gehört. Die Nordsee-Zeitung zitiert dazu Herrn Gabriel (SPD, Bundesumweltminister) in ihrer Ausgabe vom 21.08.2008: "Das ist am Veto von Bayern und Baden-Württemberg gescheitert. Ich glaube, dass das eine verpasste Chance war."

Erst kürzlich habe Herr Huber (CSU) im bayerischen Landtagswahlkampf die Forderung Herrn Gabriels zurückgewiesen, als Alternative zum niedersächsischen Salzlager Gorleben ein bayerisches Endlager vorzuschlagen. Die Union setze einzig auf Gorleben, und verweigere die Prüfung alternativer Gesteinsformationen.

Mit dem Atommüll will man in Bayern nichts zu tun haben. Fast ein Drittel der Atomkraftwerke in Deutschland stehen in Bayern. Das lässt die bayrische Steuerkasser klimpern. Um den Müll dürfen sich aber andere Bundesländer kümmern - am besten solche, die möglichst weit von den Grenzen Bayerns entfernt liegen.

Herr Gabriel sieht die Endlager-Frage gerade als Aufgabe derjenigen an, die über 2022 hinaus verlängerte AKW-Laufzeiten wollen und damit zugleich noch mehr atomaren Müll produzieren. Da stimme ich ihm uneingeschränkt zu! Schon Ende 2007 gab es lt. Herrn König rund 12500 Tonnen abgebrannte Brennelemente. Bei der im Atomkonsens vereinbarten Außerbetriebnahme der 17 Atomkraftwerke nach 2020 steigt diese Menge noch auf 17100 Tonnen an. Bei einer Verlängerung der Laufzeiten um zehn Jahre würden weitere 4400 Tonnen anfallen.

Der Betrieb der Atomkraftwerke erfordert über kurz oder lang ein Endlager für stark strahlenden Atommüll. Zur immer noch ungelösten Frage der Endlagerung zitiert die Nordsee-Zeitung Herrn König (Bundesamtes für Strahlenschutz BfS, Präsident) am 21.08.2008: "Dennoch drängt die Zeit. Selbst wenn wir heute die Erkundung weiterführen, wüssten wir erst mit einem Planfeststellungsbeschluss in 15 Jahren, ob der Salzstock von Gorleben wirklich geeignet ist."


Kosten in Milliardenhöhe

Die Ereignisse um das Bergwerk Asse bei Wolfsburg haben die Gefahren unzureichender Endlager-Sicherung vor Augen geführt. Die Regierung spricht von bisher und künftig zu erwartenden Kosten der öffentlichen Hand von rund 850 Millionen Euro. Auch mit dem atomaren Bergwerks-Erbe der DDR, Morsleben in Sachsen-Anhalt, gibt es Probleme. Schätzungen für die Sicherung dieses Bergwerks gehen von 2,2 bis 2,5 Milliarden Euro aus. Die Erkundungen in Gorleben sollen bisher 1,5 Milliarden Euro gekostet haben.

Das sind allein für diese drei Lager, deren Sicherheit offensichtlich - vorsichtig ausgedrückt - noch lange nicht geklärt ist, 4.850.000 Euro(!) aus Steuermitteln, die nur für die Erkundung von Endlagerstätten anfallen - mit bisher völlig offenem Ergebnis!

Herr Tschimpke (Naturschutzbund NABU) fordert, statt bei den Bürgern unberechtigte Hoffnungen auf niedrigere Energiepreise zu schüren, müssten die Atomkonzerne endlich die vollen Kosten für Sicherheit, Betrieb und Entsorgung übernehmen.

Dazu hätte ich nur noch ergänzend hinzuzufügen, dass die Atomkonzerne bei der Gelegenheit gleich dazu verpflichtet werden sollten, die Bürger endlich darüber aufzuklären, dass wir schon jetzt über unsere Steuern höhere Preise für den Atomstrom zahlen, als auf ihren Stromrechnungen ausgewiesen ist. An Tanksäulen wird ja schließlich auch immer auf den hohen Steueranteil an den Treibstoffkosten hingewiesen. Im Falle eines GAU kämen dann noch einmal horrende Summen aus Steuermitteln hinzu. Die Versicherungen für diesen Fall sind eine Farce, da die Deckungssummen die zu erwartenden Schäden bei weitem nicht abdecken würden.

(Quellen: Nordsee-Zeitung vom 15.08., 16.08., und 21.08.2008)

Mittwoch, 20. August 2008

Geschichte gut, Mathe mangelhaft

Jetzt weiß ich auch, warum unsere Region in der Pisa Studie so schlecht abgeschnitten hat.

Wie lautet das Ergebnis der Rechenaufgabe "2008 - 100"? Richtig:
  • 2008 - 100 = 1908

Oder etwa doch nicht? Sollten wir uns hier etwa grundlegend verrechnet haben? Die Nordsee-Zeitung kam nämlich gestern zu einem völlig anderen Ergebnis:
  • 2008 - 100 = 1918

Die Nordsee-Zeitung schrieb gestern über den einhundertsten Geburtstag einer Bremerhavenerin, sie sei 1918 geboren, und das sei das Jahr gewesen, in dem der 1. Weltkrieg zu Ende ging. Mit Taschenrechner wäre das sicher nicht passiert.

Aber wenigstens im Fach Geschichte hat da jemand aufgepasst.

Dienstag, 19. August 2008

Schönberger Strand



Von Freitag bis gestern waren wir zu Besuch bei meiner Schwester in Probsteierhagen (Geburtstag feiern und so weiter). Probsteierhagen? Das kennt wahrscheinlich niemand. Als meine Schwester dort hingezogen war, meinte mein Schwager, "Probsteierhagen" habe so viele Buchstaben wie es dort Häuser gäbe. Inzwischen weiß ich es aber besser: Es gibt dort deutlich mehr Häuser als Buchstaben im Ortsnamen, eine schöne, alte Kirche mit barrocker Einrichtung, ein Schloss in einem weitgehend naturbelassenen Wald, durch den ein Bach (die "Au") fließt, eine ehemalige Wassermühle, die früher vom Wasser der Au angetrieben wurde (das Wasserrad ist allerdings irgendwann einmal abgebaut worden) und vieles mehr.


Außerdem kann man von Probsteierhagen aus viele schöne Tagesausflüge unternehmen - mein Schwager sagt: "Wir wohnen da, wo andere Leute Urlaub machen". So waren wir am Samstag zum Beispiel am Schönberger Strand.


An diesem Tag fand gerade ein "Strandmarkt" statt. An den verschiedenen Ständen konnten die Touristen sich mit den für einen Strandurlaub unbedingt notewendigen, aber leider zu Hause vergessenen, Strandutensilien eindecken, andere Leute fanden beim stöbern vielleicht das eine oder andere Zauberputzmittel, magische Bürsten oder Schrubber, Unmengen von Wespen, die unter vorn offenen Kunststoffhauben über Landschaften aus Kräuter-, Sahne-, Lakritz,- und ähnlichen Bonbons herumtobten und was das Touristenherz sonst noch so begehrt.

Entgegen dem Trend vieler anderer Touristen fand Cleo den Strandmarkt allerdings wohl eher langweilig und nervig: "Die Tische an den Ständen sind viel zu hoch für normale Hunde. Wie soll man denn da sehen, was es da zu kaufen gibt? Wollen die etwa nichts verkaufen? Und ständig muss man den blinden Füßen am Ende der blöden Touristenbeine ausweichen!".


Cleo genießt das Strandleben

Aber als wir endlich an ihrem Hundestrand ankamen war die Welt für Cleo wieder in Ordnung ...

Mondfinsternis


Partielle Mondfinsternis am 16.08.2008

Am Wochenende war ich bei meiner Schwester in Schleswig-Holstein an der Ostsee. Dort hatte ich das Glück, bei sternenklarem Himmel am Samstag auf einem Feld außerhalb von Störlichtquellen die partielle Monfinsternis fotografieren zu können. Das Foto habe ich um 23:28 Uhr - kurz nach max. Bedeckung - mit einer Kodak EasyShare Z1275 aufgenommen (12 x Optischer Zoom bei 12 Megapixel)

So eine Digitalkamera mit Zoomobjektiv ist natürlich nichts gegen eine Aufnahme durch ein Spiegelteleskop, aber auch damit ließ sich die Mondfinsternis im Bild festhalten. Im Erdschatten lässt sich die Kraterlandschaft auf der Mondoberfläche immerhin erahnen. Je dunkler es wurde, desto mehr Sterne waren am Himmel zu sehen - das war schon ein beeindruckendes Bild. Selbst bei klarem Himmel sieht man in der Stadt aufgrund der hellen Umgebung nur einen Bruchteil davon.

Freitag, 15. August 2008

Zaubertrick: Radioaktive Salz-Lauge verschwinden lassen

Als wenn die schlechten Nachrichten über das "Versuchsendlager Asse-II" nicht schon schlimm genug wären: Seit vorgestern deutet offensichtlich einiges darauf hin, dass das Problem mit der radioaktiven Salzlauge in dem ehemaligen Salzbergwerk möglicherweise bereits über weite Teile der Bundesrepublik verteilt worden ist.

Die Nordsee-Zeitung berichtete in ihrer Ausgabe vom 13.08.2008, Herr Gabriel (SPD, Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit) habe am 12.08.2008 am Rande einer umweltpolitischen Sommertour in Niederbayern mitgeteilt, die Betreiber des Atommüll-Endlagers Asse in Niedersachsen hätten bereits seit Jahren mit Tritium sowie Uran 235 und 238 kontaminiertes Wasser aus dem "Atommüll Versuchsendlager" Asse-II in die Grube "Maria Glück" bei Celle transportiert, ohne dass Buch darüber geführt worden sei.

Der Betreiber des "Versuchsendlagers", das Helmholtz-Zentrum in München, habe der Darstellung von Herrn Gabriel widersprochen. Es sei zwar über einen Zeitraum von etwa zwölf Jahren Lauge aus der Anlage "Asse-II" an andere Orte gebracht worden, die jedoch nicht radioaktiv belastet gewesen sei. Das Landesumweltministerium in Hannover habe Herrn Gabriel deshalb "unverantwortliche Panikmache" vorgeworfen.

Da laut Nordsee-Zeitung darüber keine Buchführung vorliegt, und die Betreiber der Darstellung von Herrn Gabriel widersprechen, habe ich ihn in einem Schreiben gefragt, welche Verdachtsmomente auf die Verbringung von radioaktiv-verseuchtem Material aus Asse-II in die Grube "Maria Glück" bei Celle hinweisen. Für meine Anfrage habe ich gestern eine Eingangsbestätigung erhalten. Darin wird mir vom Leiter des Büros von Herrn Gabriel in Berlin mitgeteilt, er habe meine Nachricht an das Bundesumweltministerium weitergeleitet.

Jede Nachricht an Herrn Gabriel werde von ihm persönlich oder einem Mitarbeiter bzw. einer Mitarbeiterin gelesen. Mein Schreiben würde Herrn Gabriel also in jedem Fall erreichen. Der Leiter des Büros von Herrn Gabriel bittet mich um Verständnis, dass Herr Gabriel aufgrund der Vielzahl der täglich eingehenden Post nicht alle Schreiben persönlich beantworten kann. Meine Anregungen und Hinweise würden auf alle Fälle in die tägliche politische Arbeit von Herrn Gabriel einfließen. Ich möge Verständnis dafür haben, wenn die Beantwortung meines Anliegens aufgrund des hohen Anfrageaufkommens etwas mehr Zeit in Anspruch nähme als gewöhnlich.

Dass bei einem hohen Schriftverkehr-Aufkommen die Antworten manchmal etwas länger auf sich warten lassen, weiß ich aus meiner eigenen täglichen Arbeit. Also werde ich mal einige Zeit abwarten, und hoffe auf eine einfache Antwort auf meine Frage, ob in der Grube "Maria Glück" im Bereich der Lauge aus Asse-II Radioaktivität gemessen wurde, oder ob in Proben der Lauge in "Maria Glück" Tritium sowie Uran 235 und 238 analytisch nachgewiesen worden sind.


Am 14.08.2008 war in einem weiteren Artikel der Nordsee-Zeitung zu lesen, die Entsorgung der Salz-Lauge aus dem "Versuchsendlager" Asse-II in der Grube "Maria Glück" schüre das Misstrauen im Landkreis Gelle. Trotz der Aussage des niedersächsischen Umweltministeriums, es läge keinerlei Gefährdung vor, habe das Entsorgen der Lauge aus dem Atommülllager "Asse-II" in dem Bergwerk im Landkreis Celle viele skeptische Fragen aufgeworfen. Der darüber bis zu der Mitteilung von Herrn Gabriel am 13.08.2008 nicht informierte Landkreis Gelle dränge auf schnelle Unterrichtung. Herr Gruse (SPD, Bürgermeister der Gemeinde Höfer) sagte zu den Äußerungen des Ministeriums, er sei „da misstrauisch".

Das alte Salzbergwerk "Maria Glück" liegt in der Gemeinde Höfer bei Eschede. Es gehört dem Konzern K+S AG und ist 1977 stillgelegt worden. Seit 2001 wurde die Grube für eine endgültige Schließung geflutet. Nach Auskunft des niedersächsischen Umweltministeriums sind die Tritium- und Uranmengen in der Lauge, die zur Flutung in die Grube Mariaglückk kam, unbedenklich und liegen unterhalb der Freigabe Werte. Bisher wurden dort nach Unternehmensangaben 1,45 Millionen Kubikmeter Flüssigkeit eingebracht, davon 8800 Tonnen Lauge aus dem Atommülllager "Asse-II".

Zur gesundheitlichen "Unbedenklichkeit" im Umgang mit radioaktiven Stoffen bei Einhaltung von Grenzwerten gibt es inzwischen auch andere Erkenntnisse(Konrad Lorenz, Strahlentelex). Bestenfalls könnte man in diesem Zusammenhang von "Wahrscheinlichkeiten aufgrund statistischer Erfahrungswerte" sprechen.
  • Wenn das Niedersächsische Umweltministeruim am 14.08.2008 davon spricht, dass die Tritium- und Uranmengen in der Lauge aus der Asse-II, die zur Flutung in die Grube Mariaglück kam unbedenklich seien, dann bestätigt diese Aussage die Mitteilung von Herrn Gabriel vom 13.08.2008.
  • Die Aussage der Betreiber, die Salzlauge aus dem "Versuchsendlager", die in die Grube "Maria Glück" verbracht worden sei, sei nicht radioaktiv belastet gewesen (NZ, 13.08.2008), wird damit ebenfalls widerlegt.

Die Verdünnung macht's

Wenn 8800 Tonnen radioaktiver Salzlauge aus der Anlage "Asse-II" mit 1,45 Millionen Kubikmeter unbelasteter Flüssigkeit verdünnt wurden, dann will ich wohl gerne glauben, dass die Radioaktivität unterhalb der Freigabe Werte liegen wird, wenn man dort Messungen durchführen würde. Ein Kubikmeter Wasser wiegt eine Tonne. Ich kenne das spezifische Gewicht der Salzlauge nicht. Wenn man allerdings die 8800 Tonnen Salzlauge aus Asse-II mit 8800 Kubikmetern gleichsetzt, und vermutet, dass die 1,45 Millionen Kubikmeter unbelasteter Flüssigkeit in dem ehemaligen Salzbergwerk ebenfalls salzhaltig sind, dann kommt man ungefähr auf eine Vedünnung von 1 : 0,006.

Anders ausgedrückt:
Die ursprüngliche Radioaktivität eines Kubikmeters der SalzlLauge aus dem Atommüllager Asse-II ist in einem Kubikmeter "Flüssigkeit" im Bergwerk "Maria Glück" auf etwa 0,6% "verdünnt" worden!

Hellhörig werde ich auch bei der Formulierung des Helmholtz-Zentrums, "Es sei zwar über einen Zeitraum von etwa zwölf Jahren Lauge aus der Anlage "Asse-II" an andere Orte gebracht worden ...". Da stellt sich mir die Frage: "An welche anderen Orte ist denn noch mehr von dem strahlenden Zeug verschwunden?".


Die Nordsee-Zeitung berichtete, das Umweltministerium sehe keine Versäumnisse bei der Informationspflicht. Frau Kremer-Heye (Sprecherin des Ministeriums) habe am 14.08.2008 in Hannover gesagt, der Kreis sei nicht unterrichtet worden, "weil es eine ganz normale Angelegenheit ist". Es sei nicht ungewöhnlich, dass "solche Lauge" in einem Bergwerk entsorgt werde. Anfang dieses Monats sei das Bundesumweltministerium davon informiert worden.

Aha! Das ist ja sehr interessant!

Radioaktives Material seit 12 Jahren in irgendwelchen anderen Bergwerken oder sonstigen dunklen Ecken verschwinden zu lassen "ist nicht ungewöhnlich". Wahrscheinlich ist es auch deshalb nicht notwendig gewesen, das Bundesumweltministerium bereits vor Ablauf von 12 Jahren ("Anfang dieses Monats ...") darüber zu informieren! Für mich sieht das mehr nach "Angriff ist die beste Verteidigung" aus (da soll doch noch mal jemand sagen, man hätte das Bundesumweltministerium nicht informiert). Das sieht dann immerhin noch etwas besser aus, als wenn andere bei ihren Recherchen auf diese Ungereimtheiten gestoßen wären.


Herr Gruse (Bürgermeister der Gemeinde Höfer) kritisierte mangelnde „Transparenz". Die Nordsee-Zeitung zitiert ihn zur Reaktion des niedersächsischen Umweltministeriums: „Man wollte seine Ruhe haben und Fragen vermeiden." Herr Gruse hat im Umweltministerium "schnellstmöglich" um einen Gesprächstermin gebeten. Außerdem will er die Bevölkerung informieren. Viele Bürger seien beunruhigt.

  • Das kann ich gut verstehen!
    Wer kann denn bei den Praktiken, die da so langsam an's Tageslicht kommen, schon mit Sicherheit sagen, ob nicht möglicherweise auch in der Nordsee die eine oder andere Transportladung aus dem "Versuchsendlager Asse-II" probeweise verklappt worden ist?
(Quelle: Nordsee-Zeitung vom 13. und 14.08.2008)


Donnerstag, 14. August 2008

Der Birkenweg in Lehe


Wenn man die Hafenstraße vom Leher Tor aus auf der rechten Seite in nördlicher Richtung entlanggeht, dann kommt man gleich nach dem nächsten Haus nach der Tankstelle an die Abzweigung des Birkenwegs. Dort, mit Blick zur Geeste, bildet der u-förmig zur Hafenstraße zurückführende Birkenweg eine kleine Oase abseits der Hauptstraße.


Auf einem der zur Geeste hin gelegenen Grundstücke mit einem großen Garten steht diese "verwunschene" Häuschen.

Mittwoch, 13. August 2008

Zensierte Internetseiten in China veröffentlicht



Zur Eröffnung der olympischen Spiele in Peking startete das NDR Magazin "extra 3" eine Aktion zur Unterstützung der Pressefreiheit in China. Über die Homepage der Sendung gelangen seit Mittwoch, 6. August, 16.00 Uhr, Informationen von Menschenrechtsorganisationen in die Volksrepublik. Die Seiten von "extra 3" sind in China zur Zeit nicht gesperrt - im Gegensatz zu den Netz-Angeboten der Gesellschaft für bedrohte Völker, der International Campaign for Tibet und Amnesty International - und geben daher chinesischen Bürgern die Möglichkeit, sich frei zu informieren."

Sie haben Bekannte in China, die das Internet nicht so nutzen können, wie sie es gern würden? Dann geben Sie einfach den untenstehenden Link zu "Extra 3 bypasses Chinese Censorship" weiter und helfen Sie, die Zensur der chinesischen Regierung zu umgehen.
  • www.xdrei.de



For the opening of the Olympic Games in Beijing the German TV-show Extra 3 started a campaign supporting freedom of speech in China. Since Wednessday, 6th of August, censored pages of Human Rights Organisations such as Amnesty International, the Society For Threatened Peoples and the International Campaign For Tibet are published through this site. This page is not censored by Chinese authorities at the moment and therefore gives Chinese people the opportunity, to gather oppressed information as well as means to bypass censorship.

Do you know anybody living in China suffering from censorship? Then send them the link below: "Extra 3 bypasses Chinese Censorship" and help to promote our campaign.
  • www.xdrei.de
... und hier gibt's die Extra 3 Olympia Logos


Exportschlager Atomstrom

Die Nordsee-Zeitung berichtete am 11.08.2008 in einem unscheinbaren dreiundzwanzigzeiligen Artikel ganz unten links - aber immerhin auf der Titelseite - dass die deutschen Energieversorger 2008 voraussichtlich mehr Strom ins Ausland exportieren werden als je zuvor. Der Exportüberschuss belaufe sich allein im ersten Halbjahr auf 14,4 Terawattstunden. Das entspreche ungefähr der Jahresleistung von zwei Atomkraftwerken. Hochgerechnet werde damit voraussichtlich der Rekord von 19,8 Terawattstunden im Jahre 2006 übertroffen werden, obwohl in den Jahren 2007 und 2008 mehrere Atomkraftwerke wegen technischer Probleme nicht oder nur zeitweise in Betrieb gewesen seien.


     Was können wir daraus lernen?
  1. Offensichtlich wird in Deutschland nicht zu wenig, sondern zu viel Atomstrom produziert.
  2. Damit keine Atomkraftwerke aufgrund zu geringer Auslastung außer Betrieb genommen werden müssen, wird der Atomstrom gewinnbringend im Ausland verschachert.
  3. Weil der angeblich so billige und klimafreundliche Atomstrom nicht in Deutschland verbraucht, sondern ins Ausland exportiert wird, ist der Strom in Deutschland für Otto Normalverbraucher bald nicht mehr finanzierbar, da hier auf die teueren, klimaschädigenden fossilen Brennstoffe zur Stromerzeugung zurückgegriffen wird.
  4. Weil in Deutschland zu viel Strom auf Basis der teueren, klimaschädigenden fossilen Brennstoffe produziert wird, müssen die Laufzeiten der angeblich so billigen und klimafreundlichen Atomkraftwerke mindestens noch bis zum St. Nimmerleinstag verlängert werden, damit noch möglichst viel von dem angeblich so billigen und klimafreundlichen Atomstrom in Deutschland produziert werden kann. Da es davon eh schon zu viel in Deutschland gibt, kann der ja dann wieder gewinnbringend im Ausland verschachert werden.*)
  5. Weil der angeblich so billige und klimafreundliche Atomstrom aber weiterhin nicht in Deutschland verbraucht, sondern wie bisher ins Ausland exportiert wird, ist der Strom in Deutschland für Otto Normalverbraucher nicht mehr finanzierbar, da hier auf die teueren, klimaschädigenden fossilen Brennstoffe zur Stromerzeugung zurückgegriffen wird. Deshalb müssen in Deutschland unbedingt noch ganz, ganz viele von diesen angeblich so billigen und klimafreundlichen Atomkraftwerken gebaut werden - am besten alle in Bayern. Wenn man dann noch die ganzen Täler zwischen den vielen Bergen in Bayern mit dem beim Betrieb der angeblich so billigen und klimafreundlichen Atomkraftwerke anfallenden Atommüll vollkippt, dann kann die Atomlobby sich in freudiger Erwartung einer strahlenden Zukunft schon einmal kräftig die Hände reiben. An die lästigen Probleme mit den undankbaren Bewohnern des Wendlands brauchen die dann keinen Gedanken mehr verschwenden, und auch die Geheimnisse im Dunkel der Asse werden nach und nach aus der Erinnerung gelöscht.
  6. Weil die bayrischen Befürworter der Atomkraft ja sicher nicht wollen, dass der in die ganzen Täler zwischen den vielen Bergen gekippte Atommüll bis weit über den St. Nimmerleinstag hinaus oberirdisch vor sich hinstrahlt, kommt da zum Schluss noch ein Deckel aus Muttererde oben drauf. Dann lagert das Zeugs wieder vorschriftsmäßig unter der Erde, der bayrische Wähler ist wieder schön zufrieden, und die bayrischen Befürworter der Atomkraft können weiterhin ihr strahlendes Lächeln zu Schau tragen. Die Bäume, die dann auf dem Deckel aus Muttererde wachsen, sind übrigens weder bayrische Tannen noch deutsche Eichen, sondern nur mutierte, etwas zu groß geratene Farne und Schachtelhalme.
  7. Wer bis hierher noch nicht gemerkt hat, wie die deutsche Bevölkerung von der Atomlobby verschaukelt wird, der möge sich doch bitte an die Experten der Atomkraftgegner wenden, um sich weitere Informationen zum Thema "Atommüllendlager Gorleben", "Versuchsendlager Asse-II", "Super-GAU in Tschernobyl 1986" sowie "Vertuschungsversuche von Störfällen in Atomkraftwerken und Beinahe-Katastrophen" einzuholen.
*) Vorsicht: Ab hier wird's satirisch

Dienstag, 12. August 2008

Eine Zeitreise in die Vergangenheit

Am Sonntag habe ich das "Museum der 50er Jahre" besucht. Unter vielen anderen Ausstellungsstücken habe ich dort auch die "Ramelow Familie" wiedergefunden. Das war eine Leuchttreklame im Stil der 1950er Jahre an der Wand über dem Eingang des Ramelow Gebäudes an der Ecke Hafen- /Rickmersstraße in Lehe.


Ramelow war einmal ein großes, in ganz Bremerhaven bekanntes Bekleidungshaus. Nachdem Ramelow das Geschäft aufgegeben hatte, und das Gebäude während einer langen Zeit mit einer kurzen Unterbrechung leer stand, sollte in die oberen Etage ein Hotel einziehen. Auch für das Erdgeschoss waren zwei neue Mieter gefunden worden. Deshalb wurde die Leuchtreklame eines Tages abmontiert. An der Wand über dem Eingang sind noch die Schmutzspuren zu erkennen, die nach dem Abbau der Ramelow Initiale und der "Ramelow Familie" sichtbar wurden. Irgendjemand muss es wohl versäumt haben, die Wand anschließend zu reinigen. Der Plan mit dem Hotel ist nie verwirklicht worden.

Viele Leher waren der Meinung, die "Ramelow Familie" sollte als fester Bestandteil des 50er-Jahre-Gebäudedesigns erhalten bleiben. Obwohl diejenigen, welche die markante Leuchtreklame aus dem Straßenbild verschwinden lassen wollten, sich am Ende durchgesetzt haben, ist ihnen das offensichtlich doch nicht so ganz gelungen. Der einzige Unterschied ist eigentlich nur, dass das ganze vorher etwas dekorativer aussah, als die jetzt verbliebenen Zeugen einer glanzvolleren Vergangenheit in Form dieser Schmutzränder.

Aber es ist schön, dass die nach der "Zwangsräumung" von der Fassade des Ramelow Gebäudes obdachlose "Ramelow Familie" eine neue Bleibe gefunden hat. Das Museum ist in der ehemaligen Kirche auf dem Gelände der früheren Carl-Schurz-Kaserne der US-Armee an der Wurster Straße untergebacht.


Auf dem "Wirtschaftswunderweg" gibt das "Museum der 50er Jahre" anhand einer Unmenge von Gebrauchs- und Deko-Gegenständen, Möbeln, kompletten Ladeneinrichtungen, einer Arzt- und einer Zahnarztpraxis und vielem mehr, einen Einblick in den Alltag und das Lebensgefühl der Zeit von 1950 bis zur Mitte der 1960er Jahre. Gleich zu Beginn des Rundwegs erfährt man, dass sich der Kunststil dieser Jahre zur Darstellung von Menschen, wie er für Dekorationen und in der Werbung verwendet wurde, auf wenige, Linien zur Andeutung von Konturen und große farbige Flächen beschränkte - so wie auch beim Design der Ramelow Familie.


Für die Generationen, die in den Jahren nach dem 2. Weltkrieg ihre Familien gegründet haben und deren Kinder, ist der Besuch des Museums eine Zeitreise zurück in ihre eigene Vergangenheit mit zum Teil kurios wirkenden Wiedererkennungseffekten - aus meiner Sicht unbedingt empfehlenswert.

Montag, 11. August 2008

Tibet - Jenseits der Propaganda



Im Mai 2008 lud die chinesische Regierung eine kleine Gruppe ausländischer Journalisten zu einer Propaganda -uups- Pressereise durch Tibet ein. Nach den Unruhen in Tibet im März 2008 sollte die Welt sehen, dass China die Lage im Griff hat. In einer Fahrzeugkolonne, begleitet von Regierungsangestellten, kamen die rund 30 Reporter in die Nähe der tibetischen Hauptstadt. Sie hätten gerne einen Zwischenstopp in einem Dorf eingelegt, um mit Tibetern in Kontakt zu kommen. Dieser Wunsch wurde ihnen jedoch von den mitreisenden chinesischen Beamten verwehrt.

Die ARD-Korrespondentin Nicole Boelhoff bereiste Monate später die Stationen der organisierten Pressetour erneut. Jenseits staatlicher Ablenkungsmanöver bot sich ihr ein anderes Bild.
  • Hier gehts zum Video über diese gefährliche Recherchereise, auf der die Lage der Tibeter jenseits der chinesischen Propaganda sichtbar wurde.

In einer Pressekonferenz mit dem Vizechef der tibetischen Regierung, Palma Trily, wurde deutlich wie ernst es China mit dem Dialog mit dem Dalai Lama wirklich ist: "Der Dalai Lama will Tibet wieder zu einer Feudalherrschaft machen. Das haben seine Taten in der Vergangenheit eindeutig bewiesen. Er hat Tibet noch nie etwas Gutes gebracht und das wird er auch in Zukunft nicht."

Das widerspricht allem, was der Dalai Lama selbst mehrfach öffentlich dazu gesagt hat. Er tritt für eine echte Autonomie ein - nicht für die Abspaltung Tibets von China.

Während der Unruhen in Tibet im Frühjahr diesen Jahres warf ihm chinesische Regierung vor, er sei für die Proteste verantwortlich. Der Friedensnobelpreisträger widersprach dieser Darstellung und sagte, er habe keinen Einfluss auf die protestierenden Menschen in seiner Heimat und drohte im Falle einer Gewalteskalation in Tibet mit dem Rücktritt von seinen politischen Ämtern.

Auch die Grußbotschaft des Dalai Lama zur Eröffung der Olympischen Spiele in Peking vom 05.08.2008 ist alles andere als aufrührerisch. Er entbietet darin der Volksrepublik China, den Organisatoren und den an den kommenden Olympischen Spielen in Peking teilnehmenden Athleten seine Grüße. Seit Beginn der Vergabe der Olympischen Spiele an China, habe er das Recht Chinas, die Spiele auszutragen, unterstützt. Dies sei ein Moment der die 1,3 Milliarden Chinesischen Bürger mit großem Stolz erfülle. Diese Spiele sollten einen Beitrag zur Förderung des Olympischen Geistes in Freundschaft, Offenheit und Frieden leisten.

Solange China nicht gewillt ist, ernsthafte Gespräche mit Vertretern Tibets über eine friedliche Lösung der bestehenden Probleme zu verhandeln, und statt dessen weiterhin auf die Unterdrückung der tibetischen Bevölkerung und ihrer Religion mit Drohungen und Gewalt setzt, wird sich die Lage dort ständig weiter verschärfen. Es ist daher wichtig, dass Politiker aller Nationen China immer wieder auf diese Tatsache hinweisen. Direkt nach den Olympischen Spielen in Peking wäre sicher ein guter Zeitpunkt damit anzufangen. China müsste dann nicht das Gefühl haben, mit den Olympischen Spielen erpressbar zu sein, und könnte der Welt zeigen , ob es bereit ist, ernsthaft an alternativen Lösungansätzen zur Beendigung des schwelenden Konflikts zu arbeiten.


(Quellen: ARD Tagesschau vom 27.03.2008, ARD Sendung ZAPP vom 06.06.2008, Homepage des Dalai Lama, TAZ vom 19.03.2008)

... und hier gibt's die Extra 3 Olympia Logos

Sonntag, 10. August 2008

Kaufland Monolog

Herr Teiser (CDU, Bürgermeister und Kämmerer) äußerte sich in der Sendung "Nachgehakt" des Bürgerrundfunks zum Thema Kauflandansiedlung auf dem Phillipsfield. Er machte in einem knapp 14 Minuten langen Monolog Werbung für das Kaufland-Projekt auf dem Phillips Field und kritisierte den Inhalt der Berichterstattung in den Medien. Vieles davon sei nicht richtig gewesen.

Das Sontagsjournal schreibt in seiner Ausgabe vom 10.08.2008, es sei kein Geheimnis, dass Herr Teiser, ein befreundeter Investor und seine Partei zu den Befürwortern des Projekts zählen.

Der Stadtteilkonferenz Lehe habe in dem von Herrn Teiser vorgetragenen Monolog einen Verstoß- gegen das Bremische Landesmediengesetz vermutet und die Landesmedienanstalt eingeschaltet. Dabei habe sie sich auf den Paragrafen 40 berufen, welcher kommunalen Stellen und Parteien die Nutzung des Bürgerrundfunks untersagt. Zudem habe die Stadtteilkonferenz Lehe bemängelt, dass "Beiträge von Politikern zu einem umstrittenen Bauprojekt laufend wiederholt würden, eine Wiederholung eines Beitrags über die Haltung der Stadtteilkonferenz Lehe jedoch verwehrt werde.

Die Bremische Landesmedienanstalt wies den Protest zurück. Der Beitrag "Nachgehakt" richte sich nach den Regeln des Offenen Kanals. Das steht im Landesmediengesetz besagt, dass kommunale Stellen und Parteien den Bürgerrundfunk nicht nutzen dürfen. In diesen Fall sei Teiser nicht "Nutzer" des Senders, sondern "Interviewter". Als Nutzer des Bürgerrundfunks produzierte Herr Rüdiger Axel Rahn den Beitrag.

Das Sonntagsjournal schreibt, es bleibe der Verdacht, Herr Rahn habe auf Anweisung der CDU und/oder Herrn Teisers den Monolog angefertigt. Beweise dafür gäbe es aber nicht. Außerdem sei in diesem Fall das Thema der Sendung "Nachgehakt" verfehlt worden, da der Monolog von Herrn Teiser an keiner Stelle durch Nachfragen unterbrochen worden sei.

Zu einem Dialog mit den Leher Bürgern, den Leher Kaufleuten und der IHK-Bremerhaven ist es übrigens bis heute nicht gekommen. Bürgerbeteiligung? Fehlanzeige!

Kriegsrecht?

Kriegsrecht in Georgien

ist heute in großen Buchstaben über einem Artikel auf der ersten Seite des Sonntagsjournals zu lesen. Dazu zeigt ein Foto eine auf dem Boden liegende "verletzte, georgische Frau in den Trümmern ihres Hauses".
Hinter ihr lodern Flammen.


Foto: Sonntagsjournal vom 10.08.2008
  • Kriegsrecht?
  • Ist dieser Frau Recht geschehen?
  • Ist ihr Haus rechtmäßig dem Boden gleichgemacht worden?

In Kriegen wird das Eigentum, werden ein Leben lang aufgebaute Existenzen unschuldiger Zivilisten innerhalb weniger Augenblicke vernichtet - wenn sie Glück haben. Wenn sie Pech haben, erleiden sie außerdem Verletzungen oder sie werden umgebracht. Die Überlebenden leiden ein Leben lang - selbst wenn ihren Körpern irgendwann äußerlich keine Schäden mehr anzusehen sind: Die Verletzungen der Seele heilen nie.
  • Der Begriff "Kriegsrecht" ist einfach Absurd!
Krieg ist Unrecht.
"Krieg" und "Recht" schließen einander gegenseitig aus.



Krieg um Südossetien - Hintergründe

Die südlich des Kaukasus-Hauptkamms gelegene, gebirgige Region Südossetien liegt auf einer Höhe von 1.000 bis 4.000 Metern über dem Meeresspiegel und ist völkerrechtlich Bestandteil des Staates Georgien. Nach einem Krieg gegen Georgien erklärte sich Südossetien 1990 als Republik für staatlich unabhängig. Die Unabhängigkeit wird jedoch völkerrechtlich bisher von keinem Staat anerkannt anerkannt.

Nördlich des Kaukasus-Hauptkamms grenzt das auf russischem Territorium gelegene Nordossetien an das georgische Südossietien. Die Hauptstadt Südossetiens ist Zchinwali.

Die Osseten sind direkte Nachfahren der Alanen, die in der Antike aus Gebieten südlich des Don in den Kaukasus einwanderten. Das Siedlungsgebiet der Osseten lag nördlich des Kaukasus. Im 4. bis 5. Jahrhundert wanderten die Osseten auch in südlichere Gebiete des Kaukasus ein. Im 5. Jahrhundert sicherte Georgien den Darielpass mit einer Festung, um Angriffen der Osseten vorzubeugen. Das Siedlungsgebiet der Südosseten gehörte vom Mittelalter bis Anfang des 19. Jahrhundert überwiegend zum georgischen Machtbereich. 1774 trat Alanien (Nordossetien) auf eigenem Wunsch dem Russischen Reich bei.

1842 wurde die russische Verwaltungseinheit "Okrug Ossetien" gegründet. 1918 bis 1921 war Südossetien Teil der von Russland unabhängigen Demokratischen Republik Georgien. 1920 proklamierten die Bolschewiki eine südossetische Sowjetrepublik. 1922 wurde es als "Südossetischer Autonomer Oblast" ein Bezirk Georgiens in der Sowjetunion.

Im November 1989 beschloss der Oberste Sowjet des südossetischen autonomen Oblast die Gründung einer Südossetischen Autonomen Sowjetrepublik, die von der Sowjetunion wieder abgeschafft wurde. Georgische Nationalisten belagerten daraufhin die südossetische Stadt Zchinwali. Truppen des sowjetischen Innenministeriums versuchten, die verfeindeten Seiten zu trennen. Die Auseinandersetzungen dauerten der bis zum Januar 1990. Bereits am 20. September des gleichen Jahres erklärte sich Südossetien als Demokratische Sowjetrepublik erneut als unabhängig. Es kam zu gewalttätigen Auseinandersetzungen um die Region Südossetien zwischen georgischen Milizen und russischen Truppen, die auf Seiten der Osseten in die Kämpfe eingriffen. Im Dezember 1990 wurde der Ausnahmezustand über Südossetien verhängt. Am 1. September 1991 benannte sich das Gebiet in Republik Südossetien um. Fünf Tage später brach Georgien die offiziellen Beziehungen zur Sowjetunion ab.

Zwei Monate später hob der georgische Oberste Sowjet den Ausnahmezustand über Südossetien auf und am 28. November 1991 erklärte sich Südossetien erneut für unabhängig.

Die Bevölkerung Südossetiens bestand zu dieser Zeit zu 66 Prozent aus Osseten und zu 29 Prozent aus Georgiern. In einem Referendum über das Autonome Gebiet Südossetien sprachen sich am 19. Januar 1992 über 90 Prozent der Teilnehmer für die Unabhängigkeit von Georgien und den Anschluss an das zu Russland gehörende Nordossetien aus.

Nach dem Abzug der ehemaligen Sondertruppen des sowjetischen Innenministeriums im Frühjahr 1992 kam es erneut zu heftigen Kämpfen zwischen südossetischen und georgischen Einheiten.

Am 24. Juni 1992 unterzeichneten der russische Präsident Boris Jelzin und Georgiens Präsident Eduard Schewardnadse ein Waffenstillstandsabkommen und die Aufstellung einer Friedenstruppe aus Russen, Osseten und Georgiern. Georgien zog daraufhin seine Truppen aus Südossetien ab.

Am 15. Mai 1993 unterzeichneten Russland und Georgien ein Abkommen über den vollständigen Abzug der russischen Truppen aus Georgien bis Ende 1995. Allerdings sicherten russische Truppen auf Bitten der georgischen Regierung unter Schewardnadse wichtige Bahn- und Hafenanlagen gegen Aufständische des ehemaligen Präsidenten Gamsachurdia in Westgeorgien und erhielten in einer Vereinbarung vom 3. Februar 1994 die Erlaubnis zur Errichtung von drei Militärstützpunkten in Georgien mit rund 20.000 Soldaten, die auch nach dem auslaufenden Abkommen stationiert bleiben konnten. Am 27. August 1996 unterschrieben Georgiens Präsident Schewardnadse und der Präsident Südossetiens eine Vereinbarung über den künftigen Status des Gebiets.

Trotz aller Verträge und Abkommen kam es immer wieder zu gewalttätigen Auseinandersetzungen um Südossetien, das, unterstützt durch die in der Region verbliebenen russischen Friedenstruppen, weiterhin auf seiner Unabhängigkeit bestand. Im Jahre 2006 unternahmen die USA einen Vermittlungsversuch. Sie bedrängten Russland, die südossetische Regierung nicht länger zu unterstützen. Gegenüber Georgien stellten sie gleichzeitig klar, dass sie eine Gewalteskalation in Südossetien nicht mittragen würden.


Anfang Juli 2008 zittierten russische Medien Vertreter Südossietiens, nach deren Angaben Georgien die Hauptstadt Südossetiens, Zchinvali, unter Beschuss genommen habe. Die Vertreter Südossietiens hätten deswegen mit schweren Vergeltungsschlägen gedroht. Georgien erklärte, seine Einheiten hätten gezwungenermaßen auf einen Angriff südossetischer Seperatisten reagiert.

Nach der massiven Militäroffensive, mit der Georgien vor einigen Tagen große Teile seiner abtrünnigen Region Südossetien unter seine Kontrolle gebracht hatte, droht im Kaukasus ein Krieg größeren Ausmaßes. Augenzeugen berichteten von verheerenden Zerstörungen in Zchinwali. Krankenhäuser, Verwaltungsgebäude und Einrichtungen der Friedenstruppen seien in Schutt und Asche gelegt worden. Zunächst war unklar, wie viele Menschen bei den Gefechten ums Leben kamen oder verletzt wurden.

Als Südossetien Russland offiziell um ein militärisches Eingreifen ersucht hatte, reagierte die ossetenfreundliche russische Führung, als wäre das eigene Staatsgebiet angegriffen worden, mit einer unverhohlenen Kriegsdrohung.

Auch wenn ich das militärische Vorgehen Georgiens gegen die eigene Bevölkerung verurteile, liegt die Region Südossietien auf georgischem Staatsgebiet: Nicht in Russland! Nachdem Russland den Großteil der Einwohner Südossetiens in den vergangenen Jahren mit russischen Pässen ausgestattet hatte, warf Georgien Russland vor, das völkerrechtlich zu Georgien gehörende Südossetien annektieren zu wollen.

Die Tagesschau berichtete am 09.08.2008 über einen Angriff russischer Kriegsflugzeuge auf zivile Ziele in der georgischen Stadt Gori südlich der Region Südossetien. Russland hatte zuvor Medienberichte aus Georgien, nach denen russische Kampfjets mit der Bombardierung von Zielen in Georgien begonnen hätten, dementiert.

Georgien forderte Russland eindringlich auf, sich aus dem Konflikt herauszuhalten. Der georgische Präsident Saakaschwili ordnete die allgemeine Mobilmachung im Land an und warf Südossetien vor, die Waffenruhe gebrochen zu haben.

(Quellen: Wikipedia, Tagesanzeiger vom 04.07.2008, Süddeutsche vom 08.08.2008, Tagesschau vom 09.08.2008)