Investoren schlagen Neubau mit Lebensmittel-Discounter und kleineren Läden vor
Zwei Millionen € bietet der Investor "Institut für Immobilien-Consulting (IIC)" der Stadt Bremerhaven für das Kistner-Gelände. Er will dort mit der "Immobilien Verwaltungs- und Management Gesellschaft (IVMG)" aus Haßfurt u.a. eine Markthalle mit einem Lebensmittelversorger und einem Mix aus kleineren Läden errichten. Realisieren ließe sich das aber nur, wenn auf dem Phillips-Field kein Kaufland-Markt angesiedelt wird.
Die Vision:
- Direkt an der Hafenstraße ein Neubau, der sich architektonisch in das gründerzeitliche Umfeld einpasst
- Lebensmittelmarkt mit einer Verkaufsfläche zwischen 1500 und 1700 m² als Ankermieter
- Ergänzend dazu örtliche Kaufleute und Handwerker mit ins Boot holen (Bäcker, Schlachter, Reisebüro, Apotheke und Biomarkt).
- Auf dem hinteren Gelände Hotel und Wohnhäuser direkt an der Geeste
Gestern Abend in der "Theo":
Impressionen von der NZ Podiumsdiskussion
Der Saal ist bis auf den letzten Platz voll.
Auf dem Podium sitzen
- Herr Hamann (Stadtteilkonferenz Lehe)
- Herr Stindt (Immobilien Unternehmer aus Lehe)
- Herr Vosskuhl (stellv. NZ Chefredakteur, Moderation)
- Herr Dr. Lübben (NZ Chefredakteur, Moderation)
- Herr Breuer (Fraktionsvorsitzender der SPD)
- Herr Aissen (als Vertreter der IHK)
- Herr Bödeker (Fraktionsvorsitzender der CDU)
Positionen
Herr Breuer:
Lässt durchblicken, dass die SPD das Kistner Gelände als Standort für Geschäfte favorisiert, da dieses in Lehe zentral gelegen sei. In Bezug auf die Hafenstraße sei das Pillips Field Randlage, und ein dort angesiedelter Supermarkt wäre kein Frequenzbringer.
Herr Bödecker:
Für Lehe muss etwas getan werden; deshalb 'glaube er ein Kaufland Markt auf dem Phillips Field sei die richtige Entscheidung'. Da Herr Bödecker in seinen Sätzen sehr oft den Ausdruck "Ich glaube ..." verwendet, werden später im Publikum Bemerkungen laut, Herr Bödecker glaube sehr viel, ohne jedoch ein konkretes Gesamtkonzept oder konkrete Zahlen für Lehe vorlegen zu können.
Herr Aissen:
Das Angebot der IHK für ein Gutachten über ein Gesamtkonzept für Lehe, das von allen Beteiligten finanziert und getragen wird, und an das sich dann auch alle halten, anstelle mit Schnellschüssen vollendete Tatsachen zu schaffen, die sich hinterher als Fehler herausstellen könnten, bestünde weiterhin. Herr Aissen bittet die CDU inständig darum, das Angebot der IHK anzunehmen.
Herr Stindt:
Der schwache Einzelhandel in der Hafenstraße sei nur eine Seite des Problems. Damit einher gingen Wohnungs- und Geschäftsraum Leerstände wegen des schlechten Images von Lehe. Die Leute würden in Lehe nicht in Immobilien investieren, obwohl die Wohnungen und die Infrastruktur hier besser seien als in anderen Stadtteilen.
Herr Hamann:
Das Alternativangebot mit Frischmarkt auf dem Kistnergelände ist ein Glücksfall für Lehe. Das Nordsee Museum auf dem Kistner Gelände wäre kein Frequenzbringer für die Läden der Hafenstraße. Ein Supermarkt auf dem Phillips Field auch nicht (Verweist auf die letzte Stadtteilkonferenz Lehe). Kaufland verfolge im übrigen die Strategie, ringsum alles plattzumachen.
Die Vertreter der Nordsee-Zeitung stellen Fragen an die Herren Bödecker, Breuer, Aissen, Stind und Haman. Nach ca. einer halben Stunde werden Fragen aus dem Publikum gestellt, Bedenken gegen einen Supermarkt wie Kaufland auf dem Phillips Field formuliert und Argumente für den Vorschlag der "Institut für Immobilien-Consulting (IIC)" vorgebracht.
Nach zwei Stunden wird die Veranstaltung beendet, ohne dass Herr Bödecker auch nur das geringste Anzeichen dafür zu erkennen gegeben hätte, das die CDU die vorgebrachten Argumente sowie die Sorgen und Bedenken aus dem Publikum berücksichtigen wird.
Diskussions-Schnipsel
Unter anderem mit der Entwicklung in Wulsdorf nach der Ansiedlung des Kaufland Marktes im Gewerbegebiet Bohmsiel begründete Existenzängste von im Einzelhandel Beschäftigten aus dem Publikum wehrt Herr Bödecker mit polemischen Bemerkungen ab oder ignoriert die gestellten Fragen in seinen "Antworten" völlig. Gleichzeitig wirft er Anfragen aus dem Publikum Polemik vor. Mit dieser Grundhaltung provoziert er sehr schnell eine aufgeheizte Stimmung im Publikum; nicht nur bei den Betroffenen Mitarbeitern des Einzelhandels.
In der letzten Stadtteilkonferenz Lehe soll ein Vertreter von Kaufland zugegeben haben, dass bei Kaufland 75% der Belegschaft 400,-€ Kräfte sind. Es handelt sich also überwiegend um Arbeitsplätze, die nicht sozialversichert sind und die keine Steuern in die Kasse bringen. Bei Real und Edeka sind dagegen Vollzeit Arbeitsplätze gefährdet. Damit scheint sich arbeitsmarktpolitisch also bereits jetzt ein Desaster anzudeuten.
Es ist nicht zu erkennen, dass die CDU die Möglichkeit in Erwägung ziehen könnte, sich vor einer Entscheidung zugunsten des Phillips Fields an einem Gutachten für ein Einzelhandelsgutachten zu beteiligen. Dafür werde zu viel Zeit benötigt, die man in Bezug auf einen Verkauf des Phillips Fields nicht habe. Argumenten aus dem Publikum für eine Nutzung des Kistner Geländes in einer vom "Institut für Immobilien-Consulting (IIC)" vorgeschlagenen Weise erteilt Herr Bödecker erst einmal eine Absage: Von diesem Vorschlag habe er auch jetzt erst etwas erfahren, und dieser müsse erst sorgfältig geprüft werden. In diesem Zusammenhang fällt im Publikum die offensichtliche Eile der CDU auf, mit der Ansiedlung von Kaufland auf dem Phillips Field vollendete Tatsachen schaffen zu wollen, während gleichzeitig der Eindruck entsteht, dass die offensichtliche Alternative von vornherein abgewertet und verzögert werden soll.
Referenzen für den Investor stellt Herr Bödecker in Frage. Das sei eine zwei Personen Firma, von der keiner der Personen etwas gehört habe, mit denen er deswegen gesprochen habe. Die Vertreter der Nordsee-Zeitung berichten daraufhin eingehend über die diesbezüglichen Recherchen ihres Kollegen, die zu einem völlig anderen Ergebnis kommen.
Aus dem Publikum wird von einem Einzelhändler angemerkt, ein Frequenzbringer für die Hafenstraße wäre ein 1000 m² Frischmarkt auf dem Kistnergelände. Ein 4000 m² Supermarkt, wie der geplante Kaufland Markt, sei dagegen das genaue Gegenteil - auch wenn dieser auf dem Kistnergelände angesiedelt werden würde. Ein Markt in dieser Größenordnung wäre ein Ziel, zu dem die Kunden mit dem Auto zum Einkaufen fahren würden, und das diese nach ihrem Einkauf auf dem gleichen Wege direkt anschließend wieder verlassen würden. Es wäre ein fataler Fehler und das Ende der letzten in der Hafenstraße ansässigen Geschäfte, wenn in Lehe mit dem von der CDU favorisierten Projekt für das Phillips Field im Schnellverfahren ein Feldversuch gestartet würde, der sich hinterher als Irrtum herausstellen würde.
Herr Aissen wiederholt das Angebot der IHK bzgl. eines Einzelhandelsgutachtens und merkt an, für die CDU wäre das kein Gesichtsverlust, sondern ein Signal an die betroffenen Bürger, deren Bedenken ernst zu nehmen.
Herr Bödecker stellt die Frage in den Raum, was denn für Lehe so schlimm sei, wenn sich später heraustellen würde, dass das Kauflandprojekt nicht funktioniert habe. Man müsse manchmal auch unpopuläre Ideen durchsetzen. Das sei besser als gar nichts zu tun. Das Publikum reagiert gereizt, weil Herr Bödecker bisher offensichtlich nicht zugehört hat, gebetsmühlenartig seinen Standpunkt wiederholt und die vorangegangenen Argumente schlicht und einfach ignoriert.
Herr Breuer lässt auf Anfragen aus dem Publikum nicht erkennen, dass die SPD im Zweifelsfalle entgegen die Koalitionsvereinbarung bzgl. der Kaufland Ansiedlung auf dem Phillips Field zugunsten der Leher und des Kistnergeländes entscheiden würde: Er "werde hier jetzt nicht den Koalitionsvertrag brechen". Die SPD werde mit dem Koalitionspartner sprechen um auszuloten, ob ein Kompromiss zugunsten des Kistnergeländes verhandelbar sei. Dazu eine Anmerkung aus dem Publikum: Der Koalitionsvertrag sei in dieser Angelegenheit bereits von der CDU gebrochen worden, da im Vertrag ebenfalls eine intensive Bürgerbeteiligung festgeschrieben sei. Bereits fixierte Tatsachen gegen den Willen der Anwohner durchzuboxen ohne auf deren Argumente einzugehen sei keine Bürgerbeteiligung. Daher brauche die SPD sich hier auch nicht länger zurückhalten.
Die Politiker seien in erster Linie den Bürgern verantwortlich und nicht dem Koalitionspartner.
Ich stelle dar, dass schon aufgrund der Verkehrswege ein Supermarkt auf dem Phillips kein ein Frequenzbringer sein kann. Die Lange Straße und die Columbus-/Lloydstraße sind nicht die üblichen Zufahrtswege aus den anderen Stadtteilen bzw. dem Umland nach Lehe. Eine Ansiedlung eines Supermarktes auf dem Phillips Field finge die von der Stresemannstraße kommenden Kunden bereits auf dem Zufahrtsweg "Melchior-Schwoon-Straße" nach Lehe ab, ohne dass diese überhaupt bis zur Hafenstraße kommen würden. Kein Kommentar der Politiker, aber Beifall aus dem Publikum.
Meine Bedenken hinsichtlich der Ansiedlung eines Supermarktes auf dem Phillips Field wurden, insbesondere aufgrund der Haltung von Herrn Bödecker, in keinster Weise entkräftet!
Wer nach dem Artikel in der Nordsee-Zeitung vom Morgen gedacht hatte, das Thema Kaufland auf dem Phillipsfield sei damit Geschichte, wurde am Abend in der "Theo" von Herrn Bödecker eines besseren belehrt.
Es ist noch nicht zu Ende!
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