Sonntag, 23. Dezember 2007

Ein richtiger Weihnachtsmarkt und eines der letzten großen Abenteuer unserer Zeit




Gestern Morgen haben meine Tochter Jana, meine Frau und ich ein "Schönes Wochenende Ticket" gekauft, und sind mit dem Zug zum Weihnachtsmarkt nach Köln gefahren. Wir starteten um 07:30 Uhr im Dunkeln und es war saukalt.

Und Jana war viel zu früh aufgestanden.

Mit diesen Tickets darf man ja keine IC-Züge benutzen. Daher mussten wir mehrmals umsteigen. In Osnabrück hatten wir einen längeren Aufenthalt und nutzten die Gelegenheit für ein Frühstück. Während des Frühstücks wurde es draußen hell, und wir setzten die Fahrt bei Licht fort. Nach den letzten Tagen in Bremerhaven im ständigen Dämmerlicht unter einer massiven Hochnebeldecke versprachendie Sonne und die an den Fenstern des geheizten Zuges vorbeifliegende weiß angehauchte Landschaft einen schönen Tag in Köln.

Auf der Strecke zwischen Wuppertal und Solingen hörten wir aus den Lautsprechern der Kommunikationsanlage des Zuges eine bemerkenswerte Ansage, die einigen der Mitreisenden Fragezeichen in die Augen zauberte, und die ich euch hier auf gar keinen Fall vorenthalten möchte:
  • "Es folgt eine wichtige Durchsage für unsere Fahrgäste mit gültigem Fahrausweis. Aufgrund der Überholung eines qualitativ wichtigeren Zuges verzögert sich die Abfahrt in Solingen um ca. fünf Minuten".
Ich kam nach einer kurzen Zeit des Nachdenkens zu folgendem Schluss:
  1. Die Fahrgäste ohne gültigem Fahrausweis sind von der Verspätung nicht betroffen.
  2. Alle anderen Leute "dahinten auf den billigen Plätzen" müssen die Verspätung leider in Kauf nehmen.
Schade eigentlich, dass wir am Morgen, anstatt uns zum Schwarzfahren zu entschließen, das "Schönes Wochenende Ticket" gekauft hatten. Wir wären sonst geschlagene fünf Minuten früher in Köln angekommen, und hätten uns im Umkehrschluss zur Schlussfolgerung Nummer zwei außerdem auch noch für "Etwas Besseres" halten können.

Nach sechs Stunden Zugfahrt erreichten wir den Hauptbahnhof von Köln. Jana hat uns dann erst einmal ins "Extrablatt" (das könnt ihr euch wie ein riesengroßes Bistro über zwei Etagen vorstellen) gelotst, wo es die ihrer Meinung nach besten Pom Fritz der Welt gibt. Ich kann nicht behaupten ob es irgend wo auf der Welt vielleicht nicht doch noch bessere Pommes gibt, aber ansonsten kann ich meiner Tochter nur zustimmen. Die pommes frites heißen da übrigens wirklich "Pom Fritz" und nicht "Pommes"!. Nach dem Essen stand eine Stippvisite bei Tünnes und Schäl und daran anschließend der Weihnachtsmarkt auf dem Programm.

Tünnes und Schäl stehen als Bronze Skulptur an der Rückseite des Hauses in dem sich vorne zur Fußgängerzone hin das "Extrablatt" befindet. Jana meint es bringe Glück, wenn man Tünnes an der Nase krault. Man müsse aber fest daran glauben, damit das auch funktioniert. Aufgrund von Tünnes' glänzender Nase vermute ich, dass es jede Menge glückliche Leute geben muss.

Wenn jemand wie ich nur den Bremerhavener Weihnachtsmarkt kennt, dann kommt sie oder er auf dem Kölner Weihnachtsmarkt in eine völlig andere Welt. Die besteht da zwar im wesentlichen auch aus Marktbuden, aber das Angebot des Kölner Weihnachtsmarktes übertrifft den Rahmen aus "Fress- & Saufbuden" und "kitschiger Weihnachtsdeko" des Bremerhavener Marktes bei weitem. Es gibt dort überwiegend hochwertige Weihnachtsdeko, sowie ein sehr weitgestreutes Angebot des Kunsthandwerks: Es gibt dort Töpferwaren, Holzschnitzkunst, Leder, Wolltextilien, Metallspielzeug ... (um nur einiges zu nennen). Das ist genau das, was ich in Bremerhaven seit Jahren vermisse: Qualität bei der Auswahl des Angebots anstelle von Quantität bei den "Fress- & Saufbuden".

Zwischendurch musste Jana als "Köln-Fan" natürlich auch noch die Souvenirläden mit Köln Fan-Artikeln durchstöbern.

Als es wieder dunkel wurde spielte auf dem Dach eines Hauses gegenüber dem Dom eine Bläser Gruppe Weihnachtslieder. Ich vermute, die haben den Standort für ihre "Bühne" aus akustischen Gründen ausgewählt. Jedenfalls gab die Musik über dem Platz vor dem Dom der Szenerie einen ganz besonderen Rahmen - einfach großartig.

Ich war zwar schon mehrmals auf dem Turm des Doms, aber niemand von uns kannte den Dom eigentlich von innen. Als es draußen endgültig dunkel wurde, wollten wir das nachholen. Allerdings war es im Dom nicht sehr viel heller als draußen, und die Glasbilder der Fenster kann man natürlich auch nur richtig erkennen solange es draußen hell ist. Ein Dom-Besuch ist also noch einmal etwas für ein "nächstes Mal" in Köln.

Danach ging es zurück zum Bahnhof. Nachdem ich den größten Teil des Tages gefroren hatte, freute ich mich auf ein geheiztes Zugabteil. Meine Vorfreude wurde allerdings durch die Ansage auf dem Bahnsteig, der Zug habe 15 bis 20 Minuten Verspätung, sofort wieder getrübt. Weitere fünf Minuten Verspätung kamen während der Fahrt noch einmal dazu, weil unser Zug einen IC überholen lassen musste. Dadurch erreichten wir in Minden unseren Anschlusszug nicht, und durften dort auf dem Bahnsteig fierend auf die Ankunft eines späteren Zuges zu unserem nächsten Etappenziel Hannover warten, wo wir dann aufgrund einer weiteren Verspätung noch einmal warten und frieren durften. Nachdem der Zug in Hannover mit fünf Minuten Verspätung abfuhr, sahen wir uns schon in Bremen auf der Parkbank übernachten, da die Zeit von der Ankunft unseres Zuges in Bremen bis zur Abfahrt des letzten Zuges nach Bremerhaven denkbar knapp bemessen war.

Ich hätte da eine Idee für einen einprägsamen Werbeslogan für die Deutsche Bahn:
  • Bahnreisen in Deutschland
    - Eines der letzten großen Abenteuer unserer Zeit
Glücklicherweise erreichten wir den Zug nach Bremerhaven dann aber doch noch ...

... Irgendetwas muss wohl dran sein,
an der Sache mit Tünnes' glänzender Nase.

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