Donnerstag, 31. Dezember 2015

Alfred's spezieller Sylvesterpunsch


Ein Herz und eine Seele: Sylvesterpunsch

Alfred's "Sylvesterpunsch" ist Kult und steht auch in diesen Jahr wieder auf meiner Wunschliste für das Abendprogramm. Allerdings weiß ich noch nicht, ob ich nachher zum Sendetermin zu Hause sein werde. Deshalb habe ich vorsichtshalber schon mal vorgeguckt.

Für alle unter euch, denen es ebenso geht wie mir, habe ich den Sylvesterpunsch hier mal eingebunden. Viel Spaß beim anschauen.
Ich wünsche Euch alles Gute im neuen Jahr
und uns allen ein - hoffentlich - friedliches Jahr 2016

Kommt gut rein ...

Donnerstag, 24. Dezember 2015

Ein Flüchtlingskind

Die kurze Zeit des Glücks in der Krippe: Auch Jesus war ein Flüchtlingskind

Heute Abend, in der heiligen Nacht, feiern die Christen die Geburt des Kindes, das vor mehr als 2000 Jahren in einem Stall bei Bethlehem zur Welt kam. Damit ist die Geschichte jedoch noch längst nicht zu Ende.

Viele derjenigen, die vorgeben die Werte des Christentums zu verteidigen, vergessen das leider allzu oft - oder sie wissen es nicht besser, weil sie die Bibel vielleicht eher vom Höhrensagen kennen:
Schon bald nach der Geburt ihres Kindes waren die Eltern mit ihrem kleinen Jesus auf der Flucht vor den Schergen des Königs Herodes, die auf dessen Befehl hin alle Kinder umbrachten, die um die gleiche Zeit herum geboren worden waren. Herodes hatte Angst vor einem kleinen Kind namens Jesus, das der christlichen Bibel zufolge den Menschen als der neu geborene König der Juden verkündet worden war ...

Wäre Jesus nicht vor mehr als zweitausend Jahren in Bethlehem, sondern in der heutigen Zeit in Homs oder in Aleppo zur Welt gekommen und wären seine Eltern mit ihm nicht vor Herodes und seiner Mörderbande nach Ägypten, sondern vor den Terrormilizen des IS zu uns nach Deutschland geflohen - wer weiß: Vielleicht wären das kleine "Jesuskind" und seine Eltern dann einem Brandanschlag rechtsextremer Fanatiker auf eine Flüchtlingsunterkunft zum Opfer gefallen - und nie hätte irgend jemand auch nur das Geringste über seine Existenz erfahren ...


Was sind uns die Werte und die Kultur des "christlichen Abendlandes" wert, wenn wir sie nicht leben? Gerade wenn es darauf ankommt, denen Hilfe zu leisten, die auf der Flucht sind vor Krieg und Verfolgung?

Welchen Stellenwert haben die christlichen Werte für diejenigen, die sie sich auf ihre Fahnen geschrieben haben - oder die sie in den Namen ihrer Parteien tragen?

Haben die Politiker in den Regierungen der östlichen Mitgliedsländer der EU schon vergessen, was sie der Solidarität der "alten" EU-Länder zu verdanken haben? Wie steht es jetzt im Gegenzug um ihre Solidarität mit den "alten" EU-Ländern, die sie um ihre Unterstützung und Hilfe bei der Unterbringung der in Not geratenen Menschen aus den Kriegsgebieten in Syrien oder dem Irak bitten? Was würde wohl der polnische Papst "Johannes Paul II." sagen, wenn er die Zurückweisung der Flüchtlinge durch die heutige Regierung Polens noch erlebt hätte?

Was verteidigen die Anhänger von Pegida und Co. wirklich, wenn sie gegen die Hilfesuchenden hetzen? Die Werte des christlichen Abendlandes jedenfalls nicht. Denn würden sie entsprechend christlicher Wertvorstellungen handeln, dann würden sie die notleidenden Flüchtlinge aus den Kriegsgebieten im Nahen Osten und den anderen Krisenherden dieser Welt mit offenen Armen aufnehmen, anstatt sie zurückzuweisen.
Wenn die Aktivisten vom äußerten rechten Rand der Gesellschaft und diejenigen, die ihnen hinterherlaufen, wie in diesen Tagen in Dresden geschehen, zu Tausenden ihre ausländerfeindlichen Parolen zum besten geben, gegen die Kirchen hetzen und das dann auch noch mit dem "Absingen christlicher Weihnachtslieder" garnieren, dann wissen sie nicht, was sie tun - oder sie treten die grundlegenden christlichen Werte bewusst mit Füßen.

Trotz alledem

Ich wünsche allen, die heute und in der Zeit "zwischen den Jahren" hier vorbeischauen, ein Frohes Fest und ein friedvolles neues Jahr 2016.

Und uns allen in den Ländern des "christlichen Abendlandes" wünsche ich, dass der Friede, den der Gott der Juden, der Christen und der Muslime den Menschen mit der Geburt Jesu verkündet hat, die Kälte in den den Herzen vieler unserer Mitmenschen verdrängen wird. - Dann bestünde wirklich die Chance, dass Frau Merkel (CDU, Bundeskanzlerin) Recht behält, wenn sie sagt: "Wir schaffen das."


(Quelle: Tagesspiegel vom 22.12.2015, Wikipedia )

Sonntag, 20. Dezember 2015

Morgenrot in den Fenstern

Der Himmel am Morgen des 4. Advent (Bremerhaven, Zollinlandstraße)
Die Wünsche all derer, die auf eine "weiße Weihnacht" gehofft haben, kann ich leider nicht erfüllen. Aber der Blick am Morgen des Vierten Advent über die Dächer des Leher Goethe-Quartiers, als sich das erste Licht des Sonnenaufgangs in den Fenstern der Häuser spiegelte, bot auch ohne Schnee ein fazinierendes Bild.

Samstag, 19. Dezember 2015

Weihnacht im Frühling

Kaum zu glauben, dass es nur noch fünf Tage bis Weihnachten sind. Anstelle eines bitterkalten Ostwinds sorgen laue Winde aus südlichen Richtungen für frühlingshafte Temperaturen und wenn ich morgens zur Arbeit fahre, höre ich die Vögel singen, als sei es schon März oder April. Einen so warmen November und Dezember habe ich hier noch nicht erlebt.

Mir persönlich soll es recht sein. Ich mag es lieber warm als kalt. Aber ich habe so meine Zweifel, ob das alles so gut für das Leben in der Natur außerhalb der Mauern unserer Städte ist ...

Montag, 7. Dezember 2015

COP21: Kaum Grund für Optimismus zur Halbzeit


ARD-Monitor: Die Braunkohlelüge - Wie die Bundesregierung Klimakiller fördert

Wenn man, wie ich, selbst nicht dabei sein kann und seine Informationen deshalb aus den Medien entnehmen muss, dann bietet sich zur Halbzeit der Internationalen Klimakonferenz der Vereinten Nationen in Paris (COP21) ein diffuses Bild.

Wenn es nach der ersten Woche in Paris so etwas wie einen Hoffnungsschimmer gäbe, dann träfe das aus meiner Sicht am ehesten darauf zu, dass einige Industrieländer - wenn ich es richtig interpretiere - wohl bereit zu sein scheinen, den bereits jetzt am meisten vom Klimawandel betroffenen Ländern bezüglich ihrer Forderung, die globale Erwärmung unterhalb einer "maximal plus 1,5 Grad"-Marke bezogen auf das Niveau vor Beginn der Industrialisierung zu stabilisieren, entgegenzukommen - darunter auch Deutschland. Das war's dann aber auch schon, denn offiziell gilt weiterhin das Ziel, die Grenze von "maximal plus 2 Grad" nicht zu überschreiten - und selbst dieses Ziel wäre nur dann noch erreichbar, wenn die Bereitschaft zu einer weitaus drastischeren Reduzierung der CO2-Emissionen als bisher vorgesehen bestünde.

Danach sieht es derzeit allerdings nicht aus. Das Gegenteil ist der Fall. Unsere eigene Bundesregierung unter Führung der ehemals als "Klimakanzlerin" bekannten Frau Merkel (CDU, Bundeskanzlerin) ist dafür ein gutes Beispiel. Einmal ganz davon abgesehen, dass er mit seinem Vorurteil pauschal alle Hartz-IV-Abhängigen diskriminiert, sagte ihr Vizekanzler Herr Gabriel (SPD, Bundeswirtschaftsminister) in einem Filmbeitrag, der ursprünglich eigentlich in der Sendung des ARD-Magazins "Monitor" vom 03.12.2015 hätte zu sehen sein sollen (Zitat): ".. so was wie Hartz IV für Kraftwerke. Nicht arbeiten aber Geld verdienen, das geht nicht."

Ursprünglich sollten die Energiekonzerne mithilfe einer Klimaabgabe dazu bewegt werden, sich von ihren mit Braunkohle befeuerten Kraftwerken zu trennen, um auf diese Weise CO2-Emissionen in Höhe von 22 Millionen Tonnen zu vermeiden. Als Verursacher sollten sie auch die Kosten für die Stilllegungsmaßnahmen übernehmen. Davon ist heute keine Rede mehr. Anstatt die Klimakiller vom Netz zu nehmen und stillzulegen, sollen sie jetzt als "Notfallreserve" zur Verfügung stehen. Mit der so genannten "Braunkohlereserve" werden die auf die Kohlekraftwerke zurückzuführenden CO2-Emissionen aber nur noch um 8 bis 12 Millionen Tonnen CO2 reduziert werden.

Das heißt, Deutschlands Beitrag zur Beschleunigung der gobalen Erwärmung auf Grundlage der Stromerzeugung, der eigentlich hätten vermieden werden können, wird somit bei 10 bis 14 Millionen Tonnen CO2 liegen. So wird das nichts mit der Einhaltung der in Paris geforderten "maximal plus 2 Grad"-Grenze.


Eigene Klimakiller subventionieren ...

Im Grunde genommen ist das wieder die gleiche Masche, die wir bereits im Zusammenhang mit der Atomkraft zur Genüge kennengelernt haben: Auch Atomkraftwerke sollten einmal als Reservekraftwerke für die Überbrückung von Energieengpässen dienen. Beide Kraftwerkstechnologien haben aber das gleiche Manko: Wenn sie für einige Zeit außer Betrieb waren, benötigt man für ihre Wiederinbetriebnahme so viel Zeit, dass sie im Falle eines Energieengpasses nicht "mal so eben" schnell wieder hochgefahren werden könnten. Das könnten nur Solar-, Wind- oder Gaskraftwerke mit Kraft-Wärme-Kopplung leisten. Frau Kemfert (Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung) kommentiert diese Tatsache, die eigentlich auch Herrn Gabriel bekannt sein sollte, im Film mit den Worten (Zitat): "Die Braunkohlereserve ist als Reserve nicht plausibel, weil die Kraftwerke viel zu behäbig sind. Sie brauchen ja zehn Tage, um hochzufahren."

Und dafür, dass die Energiekonzerne die als Notfallüberbrückung ungeeigneten Braunkohlekraftwerke als Reservekraftwerke vorhalten, bekommen sie auch noch jede Menge Geld - da Herr Gabriel nicht mal eben ein paar Milliarden Euro aus seinem Portemonaie zaubern können wird, also auf Kosten der Steuerzahler und der Stromkunden.

Im Klartext:
Nach Angaben des ARD-Magazins "Monitor" sollen die Energiekonzerne RWE, Vattenfall und MIBRAG nicht nur für die sinnlose Bereitstellung der Klimakiller kassieren. Um sie über einen Teil der ihnen entgangenen Gewinne hinwegzutrösten sollen sie mit 1,6 Milliarden Euro abgefunden werden. Obendrauf soll es noch eine Einmalzahlung in Höhe von ein bis zwei Milliarden Euro geben.

Das geht "Monitor" zufolge aus einer internen Berechnung des Bundeswirtschaftsministeriums hervor, die dem ARD-Magazin vorliegt. Darin fände sich unter "Kosten für Stromkunden bzw. Steuerzahler" eine zusätzliche Leistung in Höhe der besagten Einmalzahlung.

Wenn also die Braunkohlekraftwerke "als Reserve nicht plausibel" sind: Wofür sollen die Kohlekonzerne dann 2,6 bis 3,6 Milliarden Euro aus unseren Steuermitteln erhalten? - 2,6 bis 3,6 Milliarden Euro, die dann für den Ausbau der Erneuerbaren Energiequellen und der Stromnetze nicht mehr zur Verfügung stehen? Dafür, dass sie dann auch noch die oben genannten vermeidbaren 10 bis 14 Millionen Tonnen CO2 in die Atmosphäre blasen? Angebracht wäre stattdessen eine angemessene finanzielle Beteiligung der Kohlekonzerne an den notwendigen Maßnahmen für den Kampf gegen die drohende Klimakatastrophe in Höhe der von ihnen verursachten Schäden gewesen!


... aber von Anderen Kohle-Verzicht fordern. ...

Angesichts dieser Ungeheuerlichkeit dürfte es schwer fallen, Argumente zu finden, die Indien davon abhalten könnten, ebenfalls das Klima mit noch mehr Kohle aufzuheizen. Das mittlerweile zum drittgrößten CO2-Emittenten aufgestiegene Land pocht weiterhin auf seinen Status als "Entwicklungsland": Im auslaufenden Kyoto-Protokoll wurde bekanntlich zwischen Industrie- und Entwicklungsländern unterschieden. Die gesamte Last der CO2-Reduktion sollte von den Verursachern des Klimawandels, den Industrieländern, getragen werden. Die Entwicklungsländer blieben außen vor.

Indien ist zwar in vielen ländlichen Regionen immer noch ein Entwicklungsland, aber in Anbetracht seiner wachsenden Wirtschaft und der damit einhergehenden rapide steigenden CO2-Emissionen, wäre eine Aufrechterhaltung der Unterscheidung zwischen dem sogenannten Entwicklungs- bzw. Schwellenland Indien und den Industrieländern absurd. Das gleiche gilt für den weltweit größten CO2-Emittenten China. Beide Länder sind schon längst über das Stadium eines "Entwicklungslandes" hinausgewachsen. Andererseits ist es wohl bequemer, sich weiterhin hinter dem Begriff "Entwicklungsland" zu verstecken, anstatt Verantwortung für den eigenen Beitrag zur globalen Erwärmung zu übernehmen.

Andererseits bekommen beide Länder auch immer häufiger die Rechnung für ihre Umweltpolitik präsentiert: Smog. - Einem Bericht der Wiener Zeitung vom 07.12.2015 zufolge kostet die massive Luftverunreinigung und die Belastung mit PM 2,5 Feinstaub (Staubpartikel kleiner 2,5 Mikrometer) in China derzeit täglich 4000 Menschen das Leben!


... Das geht gar nicht.

Nein, Herr Gabriel - das geht wirlich nicht: Den Kohlekonzernen die von uns Steuerzahlern sauer erarbeiteten Milliarden in den Allerwertesten zu schieben, statt sie in die Erhaltung der Lebensgrundlagen unseres Planeten zu investieren, damit wir unseren Kindern und Kindeskindern - trotz alledem - noch eine halbwegs bewohnbare Erde hinterlassen können. Oder mit Ihren eigenen Worten (Zitat): ".. so was wie Hartz IV für Kraftwerke. Nicht arbeiten aber Geld verdienen, das geht nicht."


(Quellen: ZDF-Magazin Planet-e vom 07.12.2015, Wiener Zeitung vom 07.12.2015, taz vom 06.12.2015, Klinaretter Info vom 05.12.2015, Paris Protokoll vom 04.21.2015, ARD-Monitor vom 03.12.2015, Greenpeace Magazin  )

Samstag, 5. Dezember 2015

Wieviel CO2 passt noch rein in die Atmosphäre?

Die Weite der Wattenlandschaft im Gegenlicht: Kurz vor der Mündung der Weser
in die Nordsee scheinen die Schiffe über den Schlick zu gleiten.
Sozusagen vor meiner Haustür, an der deutschen Nordseeküste, liegt eine einzigartige Naturlandschaft, wie es sie auf der ganzen Welt kein zweites Mal gibt: Der "Nationalpark Wattenmeer". Im Sommer 2009 wurde das Wattenmeer vor den Küsten der Niederlande, Deutschlands und Dänemarks und damit auch der Nationalpark in die UNESCO-Liste "Welterbe der Menschheit" aufgenommen.

Kurz vor dem Beginn der Internationalen Klimaschutzkonferenz der Vereinten Nationen im Dezember 2009 in Kopenhagen (COP15) hatte ich darüber geschrieben. Bereits damals war klar: Das "Welterbe Wattenmeer" ist lediglich ein "Welterbe auf Zeit". Aufgrund des von den Menschen verursachten Klimawandels und der damit einhergehenden globalen Erwärmung schmilzt das vermeintlich "ewige Eis" in den Polarregionen unserer Erde. Infolge des dadurch immer schneller ansteigenden Meeresspiegels wird das "Welterbe Wattenmeer" irgendwann bei Ebbe nicht mehr aus den Fluten der Nordsee auftauchen.


Die Grenzen zwischen Land und Meer verlaufen hier fließend (Watt und Salzwiesen)
Die Prognosen zum Anstieg des Meeresspiegels mussten inzwischen nach oben korrigiert werden. Im 20. Jahrhundert ging man bis 1990 davon aus, dass der Meeresspiegel um 1,2 Millimeter pro Jahr steigt. Seit 1993 weiß man dass der Anstieg bei durchschnittlich 3,2 mm pro Jahr liegt. Im Fünften Sachstandsbericht des IPCC wird der durchschnittliche globale Meeresspiegelanstieg für den Zeitraum von 1901 bis 2010 mit "19 ± 2 cm" angegeben. Bei 3,2 mm pro Jahr ist bis zum Ende dieses Jahrhunderts mit weiteren 30 Zentimetern zu rechnen.

In dieser simplen Rechnung enthalten sind natürlich nur die bis heute vorhandenen Ursachen. Die Prognosen der Klimaforscher berücksichtigen darüberhinaus auch weitere zu erwartende Einflüsse aufgrund der fortgesetzten Emissionen klimarelevanter Gase. Einige Forschungsergebnisse deuten daher auf einen Meeresspiegelanstieg von 0,5 bis 1,4 Meter hin ("Advancing the Science of Climate Change" - America’s Climate Choices: Panel on Advancing the Science of Climate Change, published by "THE NATIONAL ACADEMIES PRESS" Washington, D.C. [www.nap.edu], Seite 244, FIGURE 7.6).


Was auf den ersten Blick wie eine öde Schlickwüste erscheint steckt voller Leben:
Spaziergang auf dem Meeresgrund zwischen Muscheln, Krabben und Wattwürmern.
Wenn die Klimaforscher mit ihren Prognosen Recht behalten sollten, dann werden die Urenkel meiner Generation das Wattenmeer nur noch aus alten Geschichten kennen. Für sie wird es dann wie ein "zweites Atlantis" sein, das unterging, weil die Menschen in den Industriestaaten nicht vernünftig genug waren, auf die Verbrennung fossiler "Energiequellen" zu verzichten, anstatt bereits in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts den zügigen Umbau der Energieversorgung - weg von Kohle, Erdöl und Erdgas, hin zu 100 Prozent regenerativen Energiequellen - einzuleiten. Mit ihren eigenen Augen werden sie das Wattenmeer nicht mehr sehen können.

Weit draußen vor der Küste liegen verstreut im holsteinischen Wattenmeer kleine bewohnte Inseln, die Halligen. Ihre Bewohner haben ihre Häuser zum Schutz vor Sturmfluten auf künstlichen Hügeln, den Wurten, errichtet. Auf den umliegenden Wiesen im Marschland der Halligen, weiden ihre Rinder. Wenn das Land infolge des ansteigenden Meeresspiegels anfangs immer häufiger und später ganz - und nicht mehr nur bei Sturmfluten - überflutet wird, dann werden die Menschen auf den Halligen ihre Existenzgrundlage und ihre Heimat verlieren.


Sturmflut am 07.12.2013: Parkplätze am Ufer der Mündung der Geeste in die Weser
(Bremerhaven, Überflutung im Bereich vor dem Tidesperrwerk und dem Deich)
Die nächsten, die dann mit dem Verlust ihrer Heimat rechnen müssen, werden die Menschen sein, die in den tiefer gelegenen Küstenbereichen wohnen. Das Land hinter den Deichen an der Nordseeküste erhebt sich schon heute nur knapp über den Meeresspiegel. Ohne die ständige Anpassung der Deichhöhe an den steigenden Meeresspiegel hätten die Sturmfluten es bereits unbewohnbar gemacht. Städte, wie Wilhelmshaven, Husum, Cuxhaven, oder meine Heimatstadt Bremerhaven, würde es dann nicht geben.

Aber auch die Deiche werden einem Anstieg des Meeresspiegels um ein bis zwei Meter auf Dauer nicht mehr standhalten können. Sie bieten Schutz vor Sturmfluten, wenn der Pegel nach zwei bis drei Tiden wieder auf Normalnull sinkt. Würde das Wasser länger am Deichfuß stehen, dann würde es in den Deich einsickern, ihn von unten her aufweichen und wegspülen.


Exodus - Wo die Welt gerade untergeht ...

Einem ähnlichen Schicksal sehen sich viele Bewohner der flachen Atolle in den Inselstaaten des Pazifiks bereits heute ausgesetzt. Ihre Heimat verkraftet keinen Anstieg der golbale mittleren Temperatur auf zwei Grad Celsius über dem vorindustriellen Wert. Sie erleben, wie ihr Land zusehends kleiner und immer kleiner wird. Das und die Folgen für die Menschen schildert eindrucksvoll der multimediale Beitrag "Exodus - Wo die Welt gerade untergeht" der "Süddeutschen Zeitung" am Beispiel der Marshall-Inseln (hier ... - bitte nicht darüber wundern, dass immer nur die gleiche Filmschleife abläuft: Beim Herunterscrollen wird der Rest sichtbar).

Selbst wenn es gelänge, die globale Erwärmung unterhalb der "maximal plus 2 Grad"-Grenze zu stabilisieren, würde noch so viel Eis schmelzen, dass ihre Heimat im wahrsten Sinne des Wortes "untergehen" würde. Im dritten Kapitel mit dem Titel "Für immer verloren" gibt es eine Karte des dicht bebauten Majuro Atolls, auf dem sich die Hauptstadt der Marschall-Inseln befindet. Die rot markierten Flächen repräsentieren den Landverlust, wenn der Meeresspiegel um nur 63 cm steigen würde. Wenn man sich bewusst macht, was dann noch von der Insel übrig bleibt, kann es einem schon die Tränen in die Augen treiben ...

Die Regierungen einiger Länder, in denen die Auswirkungen des Klimawandels bereits jetzt schmerzhaft zu spüren sind, fordern deshalb dass die Menschheit sich anstelle an der bisher propagierten 2-Grad-Grenze an eine 1,5-Grad-Grenze orientiert. Ich denke, das ist eine vernünftige Forderung, denn auch alle anderen Länder wären damit auf der sichereren Seite:
  • Es gibt noch viel zu viele unkalkulierbare Risiken, die irgendwo auf der Erde einen Kipppunkt auslösen könnten, so dass der Klimawandel schneller voranschreiten würde, als die Prognosen bisher vermuten lassen.

Die 2-Grad Grenze "voll auszureizen" - frei nach dem Motto: "So viel CO2 passt noch rein in die Atmosphäre" - wäre ein fahrlässiges Spiel mit dem Feuer. Nicht zuletzt auch deshalb unterstütze ich die Forderung der Regierungen der Länder, die sich bezüglich der notwendigen Maßnahmen gegen den Anstieg der globalen mittleren Temperatur an der "maximal plus 1,5 Grad"-Grenze orientieren wollen.

Ich denke, die Frage aus dem Titel stellt sich inzwischen nicht mehr. Die Antwort lautet: "Nichts!" Die Zeit für den Ausstieg aus der Verbrennung fossiler "Energieträger" und den Einstieg ins Zeitalter der regenerativen Energien drängt. Je länger die Menschheit damit noch wartet, desto teurer wird uns die Profitgier der fossilen Industrie und die Trägheit der Entscheidungsträger stehen kommen.


Zum Weiterlesen:


(Quellen: Nationalpark Wattenmeer, Welterbe der Menschheit "Wattenmeer", Wikipedia, Advancing the Science of Climate Change )

Donnerstag, 3. Dezember 2015

COP21: Wir könnten unsere Heimat verlieren


Alexander Gerst (Astronaut und Geophysiker) über Klimaschutz

Es ist schon erstaunlich was man manchmal auf den Internetseiten der Bundesregierung findet. Da gibt es im "BundesUmweltPortal" dieses Video, in dem Herr Gerst (deutscher Astronaut und Geophysiker) seine Eindrücke über die Verletzlichkeit unserer Erde schildert.

Der Blick aus dem Weltraum auf die Erde zeigt, wie dünn die Atmosphäre unseres Planeten eigentlich ist, in der sich das Klimageschehen abspielt und die von der Menschheit bedenkenlos als vermeintlich grenzenlose Müllhalde für fossiles Kohlendioxid missbraucht wird.

Herr Gerst sagt im Video, wenn man die Atmosphäre aus dem Weltraum sieht (Zitat) ".. erschrickt man, wie dünn die ist. Da wird einem das erst mal klar. Das ist ein kleiner Schleier, der unseren Planeten umgibt, der völlig zerbrechlich ist. Das sieht man. Das sieht so aus, als wenn man den einfach wegpusten könnte. das gibt einem so 'ne Gänsehaut. .. Wir konnten .. Raketen fliegen sehen, Bomben einschlagen sehen. .. Wie würde das wirken, wenn es tatsächlich intelligentes Leben in diesem Universum gibt, das uns besuchen kommt? Das ist das erste, was die von uns sehen würden: Wie wir uns gegenseitig umbringen und unsere Umwelt zerstören. Was würden die wohl von uns denken?"

Ich denke, für besonders intelligent, für "die Krone der Schöpfung", würden die uns jedenfalls nicht gerade halten. Dieser Eindruck spiegelt sich leider auch gerade bei den Verhandlungen auf der internationalen Klimaschutzkonferenz in Paris (COP21) wieder.

Herr Bubu Pateh Jallow (Gambia, Klimatologe und einer der Chefunterhändler der "Least Developed Countries", der am wenigsten entwickelten Staaten) sagte in einem Interview mit "Klimaretter.Info", die Verhandlungen zum neuen Klimavertrag in Paris seien festgefahren, weil die Industriestaaten sich weigern aufzuzeigen, wie sie die zugesagten 100 Milliarden Dollar aufbringen wollen, die ab 2020 jährlich in den globalen Süden transferiert werden müssen. Dort werde dieses Geld gebraucht, damit sich die Menschen dort an die Folgen des Klimawandels anpassen können, den sie schließlich nicht verursacht hätten.

Länder wie China, Brasilien oder Südafrika würden sich auf Paragraf 4.2 der Klimarahmenkonvention berufen. Darin sei festgelegt, dass sie als Entwicklungsländer keine Pflichten haben. Dieser Paragraf sei aber mehr als 20 Jahre alt, und da diese - inzwischen zu den Industriestaaten aufgeschlossenen - Länder mittlerweile selbst erheblich zum Problem beitrügen, würden sie sich auch an der Lösung beteiligen müssen.

Einer Studie der OECD zufolge transferieren die Industrieländer bereits jährlich rund 60 Milliarden US-Dollar in den Süden. Darauf angesprochen antwortete Herr Jallow (Zitat): "Ich kenne diese sehr ärgerliche Studie. Die OECD hat offensichtlich alles in den Topf geworfen, was ihr an Zahlungen in den Süden eingefallen ist. Beschlusslage im Standing Committee on Finance ist aber, dass die Mittel 'zusätzlich' zur üblichen Entwicklungshilfe aufgebracht werden sollen. Und selbst wenn unter diesen 60 Milliarden ein Teil zusätzliches Klimageld wäre, bei uns in Gambia ist davon noch nichts angekommen."

Derzeit folgt COP21 also dem gleichen Muster wie ihre Vorgängerinnen: Die Verursacher in den "reichen" Industriestaaten versuchen die Opfer in den "am wenigsten entwickelten Staaten" über den Tisch zu ziehen. Am Ende wird aber niemand gewinnen.

Wir alle - die gesamte Menschheit - wird verlieren. Wir werden unsere Heimat verlieren: Unseren Lebensraum auf dem Planete Erde.
  • Denn dieser von einem kleinen, völlig zerbrechlichen Schleier umgebene Planet ist unsere einzig mögliche Heimat im gesamten Universum.


(Quelle: BundesUmweltPortal, Klimaretter.Info vom 03.12.2015 )

Dienstag, 1. Dezember 2015

Kohle contra Klimaschutz

Fossil gebundenes CO2: Wiedergeboren im Feuer - wie Phönix aus der Asche
Emaile-Werbeschild gesehen im Deutschen Bergbaumuseum, Bochum
(Montage: © J. Winkler)
In Paris warb Frau Merkel gestern für ein ambitioniertes, umfassendes, faires und verbindliches Abkommen zum Schutz des Klimas (Zitat):
".. Es geht um die Grundlagen des Lebens der Generationen, die nach uns kommen. Wir wissen: Wir müssen heute handeln. Das muss der Anspruch dieser Konferenz sein. Das muss das Ergebnis auszeichnen, das wir in wenigen Tagen erreichen müssen. .. Seit langem haben wir zum ersten Mal die Chance, unser Ziel, das Ziel eines Abkommens, zu erreichen. Nüchtern ausgedrückt heißt dieses Ziel nicht mehr und nicht weniger, als den globalen Temperaturanstieg unter zwei Grad, bezogen auf die Temperaturen zu Beginn der Industrialisierung, zu halten. Das ist ein notwendiges Ziel. Wir wissen aber mit Blick auf kleine Inselstaaten: Das ist immer noch kein ausreichendes Ziel. Daher brauchen wir ein UN-Abkommen, das ambitioniert ist, das umfassend ist, das fair und das verbindlich ist. .." 

Im eigenen Land haben sie und ihr Koalitionspartner, die SPD, es bisher leider versäumt, die Ursachen für den von Deutschland verursachten Beitrag zur globalen Erwärmung abzuschalten. Das Gegenteil ist der Fall: RWE, Vattenfall + Co. verwüsten mit ihren Braunkohletagebauen weiterhin ganze Landstriche. Felder, Wälder, Dörfer und Städte fallen ihren gefräßigen Baggern zum Opfer. Mit der Verbrennung der Braunkohle in ihren Kohlekraftwerken tragen sie zur weiteren Beschleunigung des Anstiegs der mittleren globalen Temperatur auf unserem Planeten bei. Parallel dazu wird der Ausbau der regenerativen Energiequellen seit Jahren künstlich ausgebremst.

Jeder normal denkende Mensch müsste doch eigentlich alles daran setzen, zumindest die schlimmsten zu erwartenden Auswirkungen des menschengemachten Klimawandels zu verhindern, anstatt auch noch das letzte Stückchen Kohle aus der Erde zu graben um es dann zu verbrennen. Bei den Verantwortlichen in den Chefetagen der Kohle-Industrie wird das Denken allerdings durch die Aussicht auf die noch erwarteten Profite aus dem Braunkohlegeschäft blockiert.

Der Klimawandel und wie die Welt unserer Kinder und Kindeskinder aussehen wird, ist den Konzernen sch..egal. Unterstützt wird ihr Geschäftsmodell - das auf die Dauer einem kollektiven Selbstmord gleichkommt - von ihren politischen Handlangern, deren Job es eigentlich wäre, den Willen der Bürger - denen daran gelegen ist, ihren Kindern und Kindeskindern einen bewohnbaren Planeten Erde zu hinterlassen - in die Tat umzusetzen. Solange sich hierzulande am verhängnisvollen Filz zwischen Politik und den Konzernen der fossilen- und der Automobilindustrie nichts ändert, bleiben die vollmundigen Reden auf der internationalen Klimakonferenz in Paris (COP21) nichts als heiße Luft.


Zum Weiterlesen:


(Quelle: bundeskanzlerin.de )