Montag, 31. Mai 2010

Die Geeste - Von der Franzosenbrücke zur Achgelisbrücke


Von der Franzosenbrücke zur Achgelisbrücke

Die vierte Etappe meines Pfingstspaziergangs führt von der Franzosenbrücke entlang der ersten von drei erhalten gebliebenen Geesteschleifen zur Achgelisbrücke.

Die Geesteschleifen, die es flussaufwärts einmal gegeben hat, sind im Laufe der Zeit Flussbegradigungen zum Opfer gefallen. Nur in der Feldmark am rechten Ufer der Geeste zwischen der Schiffdorfer Stauschleuse und der Autobahn sind noch die Reste einer ehemaligen Flussschleife zu erkennen. Die anderen ehemaligen Geesteschleifen sind nach und nach unter den Häusern und Straßen Bremerhavens verschwunden. Nachdem die Geeste die Franzosenbrücke passiert hat ist ihr Flusslauf jedoch noch ein typischer Mäander. In weiten Bögen schlängelt sich von hier aus zwischen den Stadtteilen Lehe, Geestemünde und Mitte durch die Stadt. Gleich hinter der Franzosenbrücke steht am linken Flussufer das Vereinshaus des Bremerhavener Rudervereins mit seinem in die Geeste hineinrageden Schwimmsteg.

Das Gelände am rechten Flussufer hinter der Franzosenbrücke ist ein ehemaliger Werftstandort. Die erste Werftgründung war im Jahre 1895 die "Delphin-Werft Riedemann & Co. GmbH", deren Ursprünge auf eine Bootswerft zurückgehen, die sich hier in den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts angesiedelt hatte. 1910 ging aus der Delphin Werft die "Schiffbau-Gesellschaft Unterweser mbH" hervor. Aufgrund der örtlichen Gegebenheiten baute man die Schiffe nicht wie sonst üblich auf einem Längshelgen, von dem die Neubauten mit dem Heck voran ins Wasser gleiten, sondern der Einfachheit halber auf einem Querhelgen von dem die Schiffe mit der Breitseite vom Stapel liefen. Zusätzlich zum Querhelgen wurde später jedoch flussaufwärts auch noch ein Längshelgen errichtet.

Nach dem Zweiten Weltkrieg konzentrierte sich die Werft auf den Bau von Fischtrawlern und Frachtschiffen. Mitte der sechziger Jahre des letzten Jahrhunderts kam der Bau von Fährschiffen hinzu. Für diese großen Schiffe reichte der Langshelgen nicht mehr aus. 1964 wurde er abgebrochen und die Querhelgen wurden verstärkt. Acht Jahre später fusionierte die "Schiffbau-Gesellschaft Unterweser" mit der "Schichau GmbH" zur "Schichau Unterweser AG" (SUAG). Neben Fährschiffen und Fischereifahrzeugen entstanden jetzt auch Spezialschiffe.

Der Stapellauf vom Querhelgen erzeugte jedesmal einen gigantischen Wasserschwall, der bis weit hinauf auf die Wiesen am gegenüberliegenden Geesteufer schwappte. Dieses Schauspiel zog immer viele Schaulustige an, die - wenn sie vor lauter Übermut etwas unvorsichtig waren - dabei auch schon mal nasse Füße bekamen.

Mit dem Bau immer größerer Schiffe wurde der unterhalb des Tidesperrwerks von Ebbe und Flut beeinflusste Wasserstand der Geeste immer mehr zu einem Problem. Der enge, mäandernde Fluss mit seiner manchmal gerade noch ausreichenden Wassertiefe ließ den Stapellauf und die Überführung der Neubauten nur noch bei Hochwasser zu. Das letzte komplette Schiff der SUAG lief im Jahre 1988 vom Stapel. Im selben Jahr schloss sich die SUAG mit der "Seebeckwerft AG" zur "Schichau Seebeckwerft AG" zusammen. Der Bau kompletter Schiffe fand ab jetzt nur noch auf Seebeck-Helgen im Fischereihafen statt. Auf dem Werftgelände an der Geeste entstand die "Geeste-Metallbau-GmbH". Dort wurden jetzt Schiffssektionen gebaut, die nach ihrer Fertigstellung mit Schleppern die Geeste hinab auf Pontons zur Montage in den Fischereihafen geschleppt wurden.

Mit dem Konkurs der "Bremer Vulkan Verbund AG, Gruppe Werften" der auch die Geeste-Metallbau angehörte schloss der letzte Schiffbaubetrieb an der Geeste im Jahre 1998 für immer seine Tore. Von den ehemaligen Werftanlagen sind nur noch die zu einem gepflasterten Platz umgestaltete Ausrüstungskaje und die Reste der Helgen erhalten geblieben, die bei Ebbe aus dem Schlick der Geeste herausragen.

Auf das ehemalige Werftgelände folgt am gleichen Ufer der Geeste das frühere Kalksandsteinwerk der Firma Kistner die hier einmal ihren Firmensitz hatte. Neben dem Kalksandsteinwerk und der Verwaltung betrieb Kistner auf dem Gelände auch einen Baustoffhandel und einen Bau- und Hobbymarkt. Das Landesamt für Denkmalschutz des Landes Bremen hat das ehemalige Kalksandsteinwerk als letztes Zeugnis ehemaliger Industriestandorte im Bremerhavener Stadtteil Lehe auf die Liste der erhaltenswerten Baudenkmäler gesetzt. Von der ehemaligen Ausrüstungskaje der Werft blickt man flussaufwärts auf die Umschlagkaje des Kalksandsteinwerks, an der früher einmal die Lastkähne mit dem Rohmaterial für die Kalksandsteinherstellung anlegten.

An dieser Stelle fließt die Geeste mit mit einer großen Linkskurve zurück in Richtung der Stresemannstraße. Über die von der Geesteschleife eingeschlossene Fläche verläuft von der Anschlusstelle der Autobahn die Grimsbystraße, die an ihrem Ende am Freigebiet auf die Lloydstraße trifft, und im weiteren Verlauf zu den Havenwelten am Alten- und Neuen Hafen führt. Kurz vor ihrem Ende überquert die Grimsbystraße auf einer Stahl-Drehbrücke die Geeste. Von der Brücke sieht man flussaufwärts noch einmal das Kistner-Gelände und linkerhand die Grundstücke entlang des Birkenwegs sowie die Rückseiten der Gründerzeithäuser an der Hafenstraße im Süden des Stadtteils Lehe. Flussabwärts erstreckt sich am rechten Flussufer ein Kleingartengebiet.

Zu der Zeit, als die Drehbrücke gebaut wurde, war das schnelle Ende der SUAG und ihrer Nachfolgerin Geeste-Metallbau noch nicht absehbar. Um den Werftstandort und die dortigen Arbeitsplätze nicht zu gefährden, war der Bau einer beweglichen Brücke notwendig. Rückblickend hätte es eigentlich auch eine kostengünstigere, feststehende Brücke getan. Das Ende für den Leher Werftstandort wäre dann nur wenige Jahre vorher besiegelt gewesen.

Kurz bevor die Geeste auf die Stresemannstraße treffen würde, verläuft das Flussbett in einem weiteren Schleife nach rechts. Auf Deich auf der linken Flusseite stehend hat man von der Flussbiegung einen weiten Blick über ein Schilffeld von der Brücke der Grimsbystraße über das Kleingartengebiet am gegenüberliegenden Ufer bis zu den Gebäuden auf dem Gelände der Marineschule zwischen dem linken Geesteufer und der Stresemannstraße. Im Hintergrund sind die Wohnhochhäuser des Columbus-Centers und der Sail City Turm in den Havenwelten zu sehen, deren Spitzen in der Hochnebeldecke verschwinden, die sich am Nachmittag zeitweise über der Stadt ausbreitete. In der letzten Szene des Videos ist im Hintergrund schon die Achgelisbrücke zu sehen, die für Radfahrer und Fußgänger eine schnelle Verbindung zwischen den Stadtteilen Geestemünde und Lehe darstellt.

Die Geeste

(Quelle "Delphin Werft": Lehe 06)

Samstag, 29. Mai 2010

Wegwerf-Handys - Wegwerf-Menschen

Leider steht ja nicht überall "China" drauf, wo China drin ist. Den Kauf von chinesischen Produkten zu vermeiden, die unter Arbeitsbedingungen wie denen hergestellt werden, über die jetzt in der Presse im Zusammenhang mit der Anhäufung von Selbstmorden bei Foxconn in Shenzhen (China) berichtet wurde, wird also kaum sehr effektiv sein. Zumal man wahrscheinlich kaum noch irgendetwas kaufen könnte, wenn tatsächlich überall "China" draufstehen würde, wo China drin steckt.

Westliche Hersteller, die in ihren Heimatländern Arbeitsplätze abbauen, und ihre Produkte dann im "Gelobten Billiglohnland" China produzieren lassen, sollten inzwischen eigentlich wissen, auf was sie sich einlassen, wenn sie Geschäfte mit China machen. Diese "Global Players" bluten die Wirtschaften in den Staaten der sogenannten ersten Welt - in denen die Wurzeln ihres Reichtums liegen - aus und schaffen dort Bedingungen, unter denen deren Bürger aufgrund hoher Arbeitslosigkeit und stagnierender Einkommen kaum noch die Chance haben, zwischen "Qualität" und "Billig" zu wählen. Das Motto "Geiz ist Geil" diktiert dort die Kaufentscheidung. Das funktioniert offenbar bestens auf dem Rücken der Bürger Chinas, deren einziges Mittel, den menschenunwürdigen Bedingungen, unter denen sie leben und arbeiten müssen, zu entkommen, der Freitod ist.

In den fünfziger und sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts entstand ein Klischee über China, das besagt, Chinas Stärke seien seine Menschenmassen, die das riesige feudale Kaiserreich voller Enthusiasmus mit Hacke und Spaten in eine kommunistische Volksrepublik verwandeln. Inzwischen hat die brutale Diktatur der kommunistischen Machthaber die Machtstrukturen der chinesischen Kaiser abgelöst und China steht wirtschaftlich auf der Schwelle von einem "Entwicklungsland" zu einem Land der "Ersten Welt". Das war nur deshalb möglich, weil die global operierenden Konzerne der "Ersten Welt" bei den chinesischen Machthabern um die Gunst buhlen, die Arbeitskraft der Menschenmassen Chinas ausbeuten zu dürfen. Die chinesischen Machthaber gewähren ihnen gerne diese Gunst, solange sie sich an die Bedingungen halten die ihnen von den Chinesen auferlegt werden. "Einmischung in innere Angelegenheiten" und Fragen nach der Einhaltung der Menschenrechte sind verboten.


Selbstmord ist verboten

Foxconn hat seinen Arbeitern irgendwann verboten, sich selbst das Leben zu nehmen. Dafür müssen sie einen Vertrag unterschreiben. Zu dieser Maßnahme haben sich die Foxconn-Manager nicht etwa deshalb entschlossen, weil sie um das Leben und die Gesundheit ihrer Arbeiter besorgt sind sondern weil sie einen Skandal befürchteten, falls die hohe Zahl der Selbstmorde irgendwann einmal publik werden würde. Zu dumm nur, dass die Arbeiter diese Verträge nicht einhalten, und trotzdem weiterhin aus den oberen Stockwerken der Foxconn-Wohnsilos in den Tod springen. Dagegen helfen nicht einmal Netze vor den Freitreppen und Balkonen, die das Foxconn-Management dort anbringen ließ.

Nach dem der Skandal jetzt trotz des Selbstmordverbots weltweit bekannt geworden ist, wird auch wieder einmal deutlich, dass Leben und Gesundheit einzelner Menschen in der "Volks"-Republik nach wie vor nichts wert sind. Die ARD-Tagesschau zitierte am 27.05.2010, einen jungen Foxconn-Arbeiter: "Die Vorarbeiter sind sehr unfreundlich. Sie beschimpfen uns ständig und schreien uns an, wir könnten ja gehen, wenn wir nicht gehorchten. Einer sagte zu mir, dass ich nur eines tun könne: Hart zu arbeiten, denn Foxconn habe genug Geld und Arbeiter. Auf einen weniger käme es da nicht an."


Der Wert der Arbeit

Der Wert der Produkte, die unter solchen Bedingungen entstehen, wird in Europa, den USA und anderen Ländern der "Ersten Welt" ebenso gering geschätzt, wie ein Menschenleben in China. Die von Foxconn Arbeitern produzierten Mobiltelefone bekommt man von den Mobilfunkanbietern für den symbolischen Preis von "1 Euro" geschenkt, wenn man dafür nur einen Mobilfunkvertrag unterschreibt. Bestandteil dieser Mobilfunkverträge ist in der Regel, dass man nach zwei Jahren ein neues Mobiltelefon bekommt. Der Funktionsumfang dieser kleinen, zu Wegwerfhandys degradierten "elektronischen Wunder" nimmt dabei jedesmal zu. Das man damit nebenbei auch noch telefonieren kann, ist den Mobilfunk-Anbietern eigentlich kaum noch eine Erwähnung wert. Die "alten" Mobiltelefone sind nach gerade einmal zwei Jahren in der Regel jedoch nur noch Elektronikschrott.

Und dafür sterben in China Menschen!



(Quelle: ARD Tagesschau vom 27.05.2010)

Freitag, 28. Mai 2010

Die Geeste - Von der Autobahn zur Franzosenbrücke


Entlang der Geeste von der Autobahn zur Franzosenbrücke

Auf der dritten Etappe entlang der Geeste geht es von der Autobahn A27 bis zur Franzosenbrücke in Bremerhaven.

Langsam wechselt die Umgebung jetzt vom ländlichen zu einem eher städtischen Charakter. Direkt an der Stadtgrenze steht an der Geeste die Bremerhavener Müllbeseitigungsanlage (MBA). Das für den Betrieb der Anlage notwendige Kühlwasser wird aus der Geeste entnommen. Südlich der Geeste folgt später ein Gewerbegebiet, das jedoch von dem Baum- und Buschgürtel entlang des Weges vor den Augen verborgen bleibt. Kurz vor dem Tidesperrwerk befinden sich am nördlichen Ufer die Steganlagen der ersten beiden Wassersportvereine an der Geeste auf Bremerhavener Gebiet.

Das Tidesperrwerk wurde im Sommer 1961 fertiggestellt und übernimmt seither die ehemaligen Aufgaben der Schiffdorfer Stauschleuse. Neben der erheblich kürzeren instandzuhaltenden Deichlinie entlang der Geeste, brachte die neue Anlage den Vorteil, dass sie neben den Tidesperrtoren eine richtige Kammerschleuse besitzt, die den ganztägigen Schiffsverkehr auf dem Fluss ermöglicht.

In Blickweite verläuft westlich des Tidesperrwerks die Bahnstrecke von Bremen nach Cuxhaven und von der Bahnstrecke ist auch schon die Franzosenbrücke zu sehen, an der dieser Abschnitt des Spaziergangs endet. Auf der Brücke überquert die Stresemannstraße die Geeste. Sie ist ein Abschnitt eines Straßenverlaufs, der in seinen aufeinander folgenden Abschnitten unterschiedliche Straßennamen trägt und in nord-südlicher Richtung das gesamte Stadtgebiet durchquert. Vor dem Bau der Autobahn war diese Bremerhavener Hauptverkehrsader ein Abschnitt der Bundestraße 6, die früher einmal in Cuxhaven endete.

Wenn ich sage, das Etappenziel sei dieses Mal die Franzosenbrücke, so ist das eigentlich nicht ganz richtig. Die ursprüngliche Franzosenbrücke überquerte die Geeste allerdings in etwa an der gleichen Stelle. Bremerhaven gab es damals noch nicht. Nördlich der Geeste lag der Flecken Lehe, der bis 1810 zum Kurfürstentum Hannover gehört hatte, welches im gleichen Jahr ein Teil des von Frankreich kontrollierten Königreichs Westphalen wurde. Lehe wurde Verwaltungssitz des französischen Arrondissements Bremerlehe. Im März 1813 begann in Lehe und dem am gegenüberliegenden Ufer der Weser gelegenen Blexen ein Aufstand gegen die französichen Besatzer. Die Franzosen gaben die Besetzung der Festungsanlage "Karlsstadt" an der Geestemündung auf. Den Aufstand der Leher schlugen sie jedoch in der Schlacht an der Geestebrücke nieder, die seit jener Zeit den Namen Franzosenbrücke trug. Die Zeit der französichen Besatzung endete aber schon bald darauf im November des gleichen Jahres.

Die Geeste

(Quelle "Franzosenbrücke": Wikipedia)

Die Wahrheit über Deutschlands Krieg in Afghanistan

FriedenstaubeIch hatte ihn bisher ja immer für einen besonnenen Mann gehalten. Was Herr Köhler (Bundespräsident) da aber am 21. Mai 2010 auf dem Rückflug von Afghanistan nach Berlin in einem Interview dem "Deutschlandradio" ausgeplaudert hat, das ist - salopp gesagt - "unter aller Sau"!

Die ARD-Tagesschau berichtete am 27.05.2010, es sei Herrn Köhler vor allem darum gegangen, dass eine Debatte in Deutschland angestoßen werden müsse, mit dem Ziel Respekt für die im Ausland eingesetzten Soldaten zu erzeugen. Im Gespräch mit deutschen Soldaten in Afghanistan habe er vorher über die Ziele des Einsatzes gesprochen. Dazu gehöre die Verteidigung der Sicherheit Deutschlands. In dem Radiointerview habe er anschließend eine gesellschaftliche Debatte angeregt. Wörtlich hatte er gesagt:

"Meine Einschätzung ist aber, dass insgesamt, wir auf dem Wege sind, doch auch in der Breite der Gesellschaft zu verstehen, dass ein Land unserer Größe mit dieser Außenhandelsorientierung und damit auch Außenhandelsabhängigkeit auch wissen muss, dass im Zweifel, im Notfall auch militärischer Einsatz notwendig ist, um unsere Interessen zu wahren, zum Beispiel freie Handelswege, zum Beispiel ganze regionale Instabilitäten zu verhindern, die mit Sicherheit dann auch auf unsere Chancen zurückschlagen negativ durch Handel, Arbeitsplätze und Einkommen. Alles das soll diskutiert werden und ich glaube wir sind auf einem nicht so schlechten Weg."


Im Klartext:
Die Bundesrepublik Deutschland beteiligt sich am Krieg in diesem fernen Land am Hindukusch, um ihre Wirtschafts- und Handelsinteressen zu wahren!

Vielleicht sollte jemand Herrn Köhler einmal darüber aufklären, dass der Kriegseinsatz Deutschlands in Afghanistan von der "Breite der Gesellschaft" abgelehnt wird. Das Ergebnis der ARD-Deutschlandtrend Umfrage für den Mai 2010 zeigt, dass weiterhin 70 Prozent der Befragten fordern, die Bundeswehr schnellstmöglich aus Afghanistan zurückzuholen. Eine gesellschaftliche Mehrheit für den Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan hat es demnach zumindest in den zurückliegenden drei Jahren nicht gegeben.

Falls wir wirklich einmal "insgesamt auf dem Wege" sein sollten, "in der Breite der Gesellschaft" Kriegseinsätze irgendwo im Ausland als geeignetes Mittel zur Wahrung unserer Wirtschafts- und Handelsinteressen zu akzeptieren, dann sind wir auf dem denkbar schlechtesten Weg, den ich mir überhaupt nur vorstellen kann!


Ob Herr Köhler sich da einfach nur verplappert und aus Versehen die Wahrheit ausgeplaudert hat, sei dahingestellt. Da er diese Gedanken aber in dem Interview geäußert hat, müssen die ja vorher schon irgendwie in seinem Kopf herumgeschwirrt sein. Das auf derartige "Unfälle" hochrangiger Persönlichkeiten hin ablaufende Schema ist ja inzwischen bestens bekannt. Nachdem die Mitglieder eines internen Krisenstabes sich fieberhaft Gedanken darüber gemacht haben, wie sie den Karren wieder aus dem Dreck ziehen können, heißt es am Ende immer, diejenige oder derjenige habe das alles ja gar nicht so gemeint. So auch dieses Mal: Herr Köhler habe natürlich nur die Piratenjagd vor der Küste Somalias gemeint. Gesagt hat er davon aber nichts. Und das "Deutschlandradio"-Interview stand eindeutig im Zusammenhang mit dem Kriegseinsatz der Bundeswehr in Afghanistan.

Und selbst wenn Herr Köhler tatsächlich über die Schiffe der Bundesmarine in den Gewässern vor Somalia gesprochen hätte, dann wäre dort immer noch die Bundeswehr im Einsatz, um nach seiner Aussage deutsche Wirtschafts- und Handelsinteressen zu wahren, aber nicht um - wie uns bisher immer weisgemacht wurde - als Mitglied eines internationalen Polizeieinsatzes dabei zu helfen, internationale Handelswege vor kriminellen Piraten zu schützen.

Nach dem Herumgeeiere des ehemaligen Verteidigungsministers, Herrn Jung, der alles tat, um im Zusammehang mit dem Krieg in Afghanistan ja nicht den Begriff "Krieg" in den Mund nehmen zu müssen, und nachdem jetzt nach Herrn zu Guttenberg (CSU, Bundesverteidigungsminister) auch der höchste Repräsentant der Bundesrepublik Deutschland endlich klare, ehrliche Worte gesprochen hat, sollte man die Bundeswehr auch ehrlicherweise in "Bundesarmee" und das Verteidigungsministerium in "Kriegsministerium" umbenennen. Der Bundesverteidigungsminister sollte dann aber ehrlicherweise auch den Titel "Bundeskriegsminister" führen.

Aus meiner Sicht, wäre es aber so langsam allerhöchste Zeit, kräftig zurückzurudern und das Aufgabengebiet der Bundeswehr wieder darauf zu beschränken, für das sie einmal gegründet wurde: Zur Verteidigung des Territoriums der Bundesrepublik Deutschland gegen den Angriff der Armee eines anderen Staates. Der Einsatz des Bundeswehr in einem Krieg zur Wahrung deutscher Wirtschafts- und Handelsinteressen ist nämlich, soweit mir bekannt ist, ein grober Verstoß gegen das Grundgesetz. Darin ist festgelegt, dass der Bund Streitkräfte zur Verteidigung aufstellt, und dass diese außer zur Verteidigung nur eingesetzt werden dürfen, soweit es das Grundgesetz ausdrücklich zulässt. Solche Ausnahmen sind zum Beispiel Hilfseinsätze bei Naturkatastrophen oder bei besonders schweren Unglücksfällen.
  • Das gesamte Interview mit Herrn Köhler ist auf der Deutschlandradio-Internetseite zu hören.

(Quellen: ARD-Tagesschau vom 27.05.2010, Deutschlandradio vom 22.05.2010, ARD-Deutschlandtrend vom 28.04.2010)

Donnerstag, 27. Mai 2010

Die Geeste - Von der Schiffdorfer Stauschleuse zur Autobahn


Die Geeste zwischen der Schiffdorfer Stauschleuse und der Autobahn

In der zweiten Etappe meines virtuellen Pfingstspaziergangs entlang der Geeste geht es von der Schiffdorfer Stauschleuse bis zur Autobahn 27 kurz vor der östlichen Stadtgrenze Bremerhavens.

Ich hatte ja schon im ersten Teil meines Spaziergangs geschrieben, dass die Geeste mit einem Wanderweg als stadtnahes Erholungsgebiet erschlossen wurde. Dazu gehört neben viel Natur und Landschaft ungefähr auf halbem Wege zwischen der Stauschleuse und der Autobahn unter anderem auch ein öffentlicher Grillplatz.

Im Busch und Baumstreifen entlang des Weges und in den Büschen und Sträuchern am Flussufer tobt das pralle Vogelleben. Die wilden Stockenten lauern - im Gegensatz zu ihren Verwandten auf den Teichen in den städtischen Parks - nicht auf Weißbrot schleppende Spaziergänger, und wenn man Glück hat, dann kann man einen Reiher beobachten, der sich gerade seine Frühstücksportion Fische aus der Geeste fängt. Bis zu den Knien im Wasser stehend bewegt er nur ab und zu den Kopf und den Hals, um blitzschnell zuzustoßen, wenn sich einmal ein unvorsichtiger Fisch in die Reichweite seines Schnabels verirrt.

Kurz vor der Autobahn stehen zwei gigantische Windkraftanlagen. Vom Boden bis zur obersten Rotorblattspitze sind es ungefähr 190 Meter. Bei den beiden Windkraftwerken handelt es sich um Testanlagen. Solche Windkraftwerke sollen später einmal in den Offshore Windparks vor den Küsten in der Nordsee installiert werden. Zwei weitere Testanlagen eines weiteren Bremerhavener Herstellers sollen demnächst noch hinzukommen.

Nicht ganz so idyllisch ist der Anblick der Bremerhavener Müllbeseitigungsanlage, die am Ende der heutigen Etappe schon von weitem auf der anderen Seite der Autobahn zu sehen ist.

Die Geeste


Melkkühe gesucht

Das wurde auch Zeit. Mit dem angekündigten Abgang des Herrn Koch aus Hessen scheint das für die Zukunft unserer Gesellschaft schädliche Gerede vom Sparen in den Bereichen Bildung und Forschung innerhalb der Bundesregierung endlich vom Tisch zu sein. Bereiche wie Bildung, Forschung oder der Klimaschutz, die entscheidend für die Sicherung der Zukunft Deutschlands und der Erde sind, müssen als Melkkühe für Sparmaßnahmen tabu bleiben.

Beruhigenderweise berichtet die Nordsee-Zeitung in ihrer Ausgabe von gestern, Herr Kampeter (CDU, Finanz-Staatssekretär) habe gesagt, bei der Bildung werde die Regierung einen politischen Schwerpunkt setzen.

Das war's dann aber auch schon. Angesichts fast täglich neuer Hiobsbotschaften zur Lage der Weltwirtschaft fällt der schwarz-gelb gestreiften Wespenkoalition in Berlin wieder einmal nichts besseres ein, als den Rotstift genau bei denen anzusetzen, die schon für die letzten Sparmaßnahmen als Melkkühe der Nation herhalten mussten: Bei den Arbeitslosen und Hartz-IV Abhängigen. So kann man dem Artikel der Nordsee-Zeitung entnehmen, Herr Friedrich (CSU, Chef CSU-Landesgruppe im Bundestag) habe gefordert, die Zuschüsse des Bundes für die Arbeitsagentur auf null zu fahren. Auch Herr Schäuble (CDU, Bundesfinanzminister) halte den rund 143 Milliarden schweren Arbeits- und Sozialetat für eine fette Melkkuh. Die Arbeitslosen und Hartz-IV Abhängigen wird's freuen. Wenn der Staat die Sozialkassen leergesaugt hat, dann gibt es daraus kein Geld mehr zu verteilen. Die Arbeitslosen werden dann zwar mangels geeigneter Arbeitsplätze immer noch keine Arbeit haben, von der sie ihren Lebensunterhalt verdienen könnten, brauchen sich aber wenigstens nicht mehr vorwerfen zu lassen, sie lägen faul in der sozialen Hängematte. Wahrscheinlicher ist eher, dass sie dann untätig auf der Straße sitzen werden.


Klima Kuh

Woran aus meiner Sicht aber überhaupt nicht gespart werden darf ist der Klimaschutz. Während CDU, CSU und FDP neue Kohlekraftwerke bauen wollen, und Forschungsprojekte zur unterirdischen "Endlagerung" des bei deren Betrieb entstehenden Kohlendioxids (CO2) fördern, und aufgrund der angestrebten Laufzeitverlängerungen für die deutschen Atomkraftwerke auch dafür mit weiteren Subventionen zu rechnen ist, will die Bundesregierung bei der Förderung des Aufbaus der solaren Energieerzeugung sparen, indem sie die die Subventionierung dafür zurückfährt.

Dabei sollte auch den Berliner Wespen eigentlich so langsam dämmern, dass unser Planet, auf dessen Unversehrtheit die gesamte Menschheit einen Anspruch hat, keine geeignete Melkkuh ist. Man kann es nicht oft genug erwähnen: Wir haben nur den einen! Kraftwerke, die CO2-neutral mit nachwachsenden Rohstoffen oder Biogas, das in der Landwirtschaft eigentlich als unerwünschtes Abfallprodukt anfällt, befeuert werden, sowie Wind, Wasser und Sonne sind Energiequellen, deren Erschließung es trotz weltweiter Wirtschaftskrisen zu fördern gilt. Die Förderung der Energie-Dinosaurier Kohle, Öl und Atomkraft bindet die für die Subventionierung der erneuerbaren Energien dringend notwendigen Mittel, und gefährdet die Existenz von Firmen und deren Arbeitsplätze, die gerade dabei sind, den Energiesektor der Zukunft zu erschließen. Wenn es niemanden mehr gibt, der am Umbau der Energieversorgung der Zukunft arbeiten kann, dann war es das mit der Einhaltung des "maximal plus 2 Grad" Ziels. Außerdem ist weniger Arbeit gleichbedeutend mit mehr Arbeitslosen, die sich um den schrumpfenden Hartz-IV Trog drängeln werden.


Steuersenkungenerhöhungen

Und dann ist da ja auch noch die FDP mit ihrem Wahlversprechen, die Steuern zu senken. Dafür ist sie ja schließlich gewählt worden ... - obwohl eigentlich schon lange vor dem September 2009 klar war, dass die dafür verfügbaren Staatsfinanzen angesichts der andauernden Weltwirtschaftskrise nicht ausreichen würden. Die Lage ist seitdem nicht besser geworden. Das hat die FDP bisher nicht daran gehindert, gebetsmühlenartig auf ihrer Forderung nach Steuersenkungen zu bestehen. Mit der Neuverschuldung zu Beginn ihrer Legislaturperiode haben die Berliner Wespen den bisherigen Rekord gebrochen, und der drohende Staatsbankrott Griechenlands sowie die daraufhin beschlossenen Maßnahmen der EU waren das Sahnehäubchen auf dem sich abzeichnenden neuen Finanzdebakel.

Der Bruch des wichtigsten Wahlversprechens der FDP beginnt sich denn auch so langsam schon abzuzeichnen. Die Nordsee-Zeitung schrieb gestern, Herr Lindner (FDP, Generalsekretär) habe gesagt, die FDP habe ihre Prioritäten neu geordnet. Auch Steuererhöhungen seien nicht mehr tabu. Das wäre dann das glatte Gegenteil der verprochenen Steuersenkungen, und für die Wähler der FDP bliebe nichts als die bittere Erkenntis, dass sie den verlockenden Verprechungen dieser Partei aus reiner Geldgier auf den Leim gegangen sind, ohne die Frage zu stellen, wer dafür bluten muss.

Um noch einmal auf das oben genannte Sahnehäubchen zurückzukommen: Die finanzielle Lage Griechenlands scheint ja offensichtlich nicht das einzige Problem der EU zu sein. Die derzeitigen Nachrichten über die finanzielle Lage Spaniens lassen zum Beispiel ebenfalls nicht viel Raum für Optimismus. Immerhin will Spanien aber die Diäten seiner Parlamentarier um mindestens zehn Prozent senken. Auf Auslandsdienstreisen sollen diese künftig weitgehend verzichten. Auch bei den Bürgermeistern der Städte und Gemeinden will Spanien sparen. In Deutschland sind solche Melkkühe - im Gegensatz zu den Arbeitslosen und Hartz-IV Abhängigen - bisher jedoch tabu.

Wenn möglicherweise bald in Brüssel der nächste Klingelbeutel für Spanien oder andere EU-Staaten herumgereicht wird, dann werden es wohl hierzulande wieder die Arbeitslosen sein, die ihre letzten Hemden dort hineinwerfen müssen. Irgendwann wird nämlich auch bei denen nichts mehr zu holen sein.


Kampfkuh tabu

Viel Geld könnte die Bundesregierung einsparen, wenn sie endlich ihr unglückseeliges Afghanistan Abenteuer beenden würde, und die Bundeswehr wieder zu der Einrichtung machen würde, als die sie einmal gegründet wurde: Eine Armee zur Verteidigung des Territoriums der Bundesrepublik Deutschland gegen den Angriff der Armee eines anderen Staates. Wenn Herr zu Guttenberg (CSU, Bundesverteidigungsminister) verkündet, er wolle angesichts der prekären deutschen Wirtschaftslage 1 Milliarde Euro einsparen, dann ist das nicht viel mehr als eine nette Geste gegenüber seinen Kollegen.

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hat ausgerechnet, dass allein der Afghanistan-Krieg den Steuerzahlern insgesamt etwa 36 Milliarden Euro kosten wird. Dabei setzt es voraus, dass die derzeitige Truppenstärke nicht erhöht und der Kriegseinsatz 2013 beendet wird. Während die Regierung von einer Milliarde Euro pro Jahr spricht hat das DIW Kosten von rund drei Milliarden Euro pro Jahr für den Krieg in Afghanistan errechnet. Für das laufende Jahr 2010 beträgt der Bundeswehretat 31,11 Milliarden Euro. Aber bevor die Kampfkuh gemolken wird, würden die Politiker Deutschland lieber zuerst einmal bankrott sparen. In diesem Punkt sind sie sich - bis auf wenige Ausnahmen - über Parteigrenzen hinweg schon immer einig gewesen.


(Nordsee-Zeitung vom 26.05.2010, Welt online vom 05.02.2010 und vom 24.05.2010, Zeit online vom 12.05.2010, N24 vom 06.05.2010, BMU: Förderung erneuerbarer Energien im Vergleich zur Förderung der Atomenergie in Deutschland vom Juli 2007, SPD: Argumente zur Atomenergie vom März 2009, Spiegel vom 20.05.2010, BMV: Bundeswehr-Etat 2009)


Mittwoch, 26. Mai 2010

Ein Blog im Fernsehen

Wie?
ein Blog im Fernsehen?
Das geht doch gar nicht!

Das geht nicht?
Klar geht das.

Fragt mal Brigitte. Die zeigt euch, wie das geht.

Irgendwann einmal haben die Leute von Radio Bremen ihren Blog "Cappuccino & Meer" in den endlosen Weiten des Internets entdeckt und Brigtte zu sich ins Studio eingeladen. Die Sendung ist hier auf der Internetseite von Radio Bremen zu sehen.

Die Geeste - An der Schiffdorfer Stauschleuse


An der Schiffdorfer Stauschleuse

Am Pfingstwochenende war ich mit der Kamera an der Geeste östlich von Bremerhaven unterwegs und bin ihrem Lauf bis zu ihrer Mündung in Bremerhaven gefolgt. Von der Schiffdorfer Stauschleuse bis zur alten Geestebrücke in Bremerhaven ist die Flusslandschaft in den letzten Jahren mit einem Wanderweg als städtisches Naherhohlungsgebiet erschlossen worden. In loser Folge lade ich euch ein, mich auf meinem Weg entlang der Geeste durch die anfangs landwirtschaftliche Umgebung auf ihrem Weg durch die städtische Flusslandschaft bis zur Mündung in die Weser zu begleiten.

Als letzter Nebenfluss der Weser, deren Wasserstand im Bereich von Bremerhaven, kurz vor der Mündung in die Nordsee, von der Tide beeinflusst wird, ist auch die Geeste tideabhängig. Das bedeutete früher einmal, dass bei Sturmflut auch das bewohnte und bewirtschaftete Hinterland der Seedeiche gefährdet war. Daher war es nötig, ebenfalls entlang der Geeste Deiche bis weit in das Hinterland hinein zu bauen. Absoluten Schutz vor Überschwemmungen war bei schweren Sturmfluten damit aber immer noch nicht gewährleistet.

Deshalb wurde zwischen den Ortschaften Spaden und Schiffdorf am Ende der Deiche entlang der Geeste eine Stauschleuse gebaut, die im Jahre 1892 fertiggestellt wurde. Bei hoch auflaufenden Fluten wurden die Tore geschlossen, und das Land wurde seit dem von den Geestedeichen und der Schiffdorfer Stauschleuse geschützt. Neben dem Hochwasserschutz diente die Stauschleuse auch der Regulierung des Wasserstands der Geeste. Von Nachteil war allerdings, dass Transportkähne die kammerlose Schleuse nur bei Pegelgleichstand passieren konnten. Im Laufe des letzten Jahrhunderts wurden weiter flussabwärts weitere Hochwasserschutzmaßnahmen realisiert. Dadurch hat die Schiffdorfer Stauschleuse inzwischen keine Funktion mehr. Im Jahre 1967 wurde sie außer Betrieb genommen. Seit 1985 ist sie ein maritimes Baudenkmal, das aufgrund seines nahezu unveränderten Anblicks einen hohen historischen Seltenheitswert hat. Das ehemalige Betriebsgebäude der Schiffdorfer Stauschleuse ist seit vielen Jahren ein beliebtes Ausflugslokal.

Im Video ist die "freie" Geeste oberhalb der Stauschleuse - eingebettet in einer weiten Wiesenlandschaft - zu sehen. Dann folgen einige Szenen, in denen die simple, aber wirkungsvolle Technik der Tore des Sperrwerks zu sehen ist. An Land sind Kurbelvorrichtungen mit Zahnrädern verankert, die über Zahnstangen mit den Toren der Stauschleuse verbunden sind. Die genieteten Stahltore sind auf der flussabwärts gerichteten Seite des Bauwerks eingebaut, und besitzen zur Weser hin eine Wölbung damit das Material dem Druck des auflaufenden Hochwassers standhalten konnte. Der Druck des Wassers presste die Tore außerdem fest gegen das Mauerwerk der Stauschleuse. Unterhalb der Schiffdorfer Stauschleuse ist die "gebändigte" Geeste zwischen ihren Deichen zu sehen, deren Höhe sich hier allerdings noch in Grenzen hält.

Die Geeste

(Quelle: Niedersächsische Agrarstrukturverwaltung - Die Schiffdorfer Stauschleuse)

Dienstag, 25. Mai 2010

Ein Koch weniger, der den Brei verdirbt

Manchmal gibt es ja doch noch gute Nachrichten: Herr Koch (CDU, Hessen, Ministerpräsident) will zum Jahresende alle politischen Ämter niederlegen. Auch als stellvertretender Vorsitzender der CDU im Bund wird er zurücktreten.

Beim Landesparteitag der CDU in Hessen am 12. Juni wird er nicht mehr für den Landesvorsitz kandidieren und am 31. August sein Amt als Ministerpräsident abgeben. Sein Landtagsmandat wird er ebenfalls niederlegen. Aus der Bundespolitik zieht er sich im November zurück.


Die schlechte Nachricht lautet, dass es mit dem Rückzug des Hardliners Koch, der gerne auf Kosten der Schwächsten der Gesellschaft Politik machte, nicht unbeding besser werden muss in Hessen: Gegen Herrn Bouffier (CDU, Hessen, Innenminister und langjähriger loyaler Stellvertreter Herrn Kochs), der als Nachfolger Herrn Kochs für das Amt des Ministerpräsidenten im Gespräch ist, läuft derzeit ein Untersuchungsausschuss des hessischen Landtags zu Vorwürfen, er habe sich bei der Berufung eines neuen Polizeipräsidenten für die Bereitschaftspolizei über ein Gerichtsurteil und das Beamtenrecht hinweggesetzt. Aufschlussreich sind in diesem Zusammenhang auch die Artikel der Frankfurter Rundschau vom 07. und vom 08.05.2010: Ein Innenminister, der gegen Recht und Gesetz sowie gegen gerichtliche Auflagen verstößt, und dann erklärt, das alles sei rechtmäßig, der jetzt als Nachfolger Herrn Kochs im Amt des Ministerpräsidenten gehandelt wird? Das kann ja wohl - hoffentlich! - nicht wahr sein.


(Quellen: hr online vom 25.05.2010, ARD-Tagesschau vom 25.05.2010, ZDF Heute vom 18.03.2010 und vom 25.05.2010, Frankfurter Rundschau vom 07.05.2010 und vom 08.05.2010)

Sonntag, 23. Mai 2010

Unsichtbare, tödliche Fallen

FriedenstaubeAuch 55 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs werden in Deutschland bei Bauarbeiten noch sogenannte Blindgänger gefunden - Bomben, die nach dem Abwurf aus den Flugzeugen der aliierten Bomberflotten nicht explodierten. Die Waffen der Großeltern und Eltern gefährden auch heute noch das Leben und das Eigentum ihrer Kinder und Enkel.

Ungleich heimtückischer als diese zentnerschweren, tödlichen Hinterlassenschaften des Zweiten Weltkriegs sind jedoch Landminen. Mit ihnen wurden in den Kriegen des 20. Jahrhunderts Todeszonen geschaffen, mit denen die Soldaten ihre Feinde an der Verfolgung hinderten, oder daran, in ihre Stellungen einzudringen. Da die Verfolger oder Eindringlinge die Todeszonen nach den ersten Opfern in ihren Reihen umgingen, liegen noch heute viele dieser heimtückischen Sprengfallen versteckt in den Böden von Ländern, in denen heute Frieden herrscht, und zerstören dort Monat für Monat das Leben unzähliger Menschen. Sie machen dabei keinen Unterschied zwischen Kriegsveteranen bei der Arbeit auf ihren Feldern oder spielenden Kindern, die erst lange nach dem Ende der Kriege in Ländern wie Kambodscha oder Vietnam geboren wurden ...


1999 belegten die Vereinten Nationen Landminen mit einem Bann. Inzwischen haben weltweit 156 Staaten das Abkommen zur Ächtung der Verwendung und Produktion von Landminen ratifiziert. Dadurch, und durch die stetig voranschreitende Minenräumung in den verseuchten Gebieten der ehemaligen Kriegsgebiete, wurde bereits eine beeindruckende Reduzierung der Opferzahlen erreicht.

Auch die USA verwenden seit 1991 keine Landminen mehr. 1992 setzten sie ein Exportverbot in Kraft und seit 1997 wurden dort keine mehr produziert.

So weit, so gut.

Doch gerade die USA, China und Russland weigern sich bisher, dem Abkommen beizutreten. Das internationale demokratische Netzwerk AVAAZ teilte jetzt mit, es habe in der letzten Woche endlich Anzeichen aus dem Senat der USA gegeben, dass diese der Unterzeichnung des Abkommens einen Schritt näher gekommen seien: 68 Senatoren haben in einem Brief an Herrn Obama (USA, Präsident) einen Kurswechsel in der Landminen-Politik gefordert. Damit sei ihm die zur Ratifizierung nötige Zweidrittel-Mehrheit sicher. Einflussreiche Militärberater würden unter dem fadenscheinigen Deckmäntelchen der "Nationalen Sicherheit" jedoch alles versuchen, um die Unterzeichnung der weltweiten Konvention zum Verbot von Landminen durch die USA zu verhindern.

Ohne einen Vorstoß USA besteht jedoch kaum Hoffnung auf eine weltumspannende Beseitigung dieser willkürlichen Killer. Um gegen militärische Bedenken anzukommen, braucht Herr Obama eine weltweite, öffentliche Welle der Unterstützung. Deshalb hat AVAAZ eine Petition verfasst, die ihm verdeutlichen soll, dass die Welt die Verzögerungen und Entschuldigungen der USA nicht länger hinnehmen will. Eine große, weltweite Forderung an Herrn Obama, das Abkommen endlich zu unterzeichnen, würde ihn ja vielleicht auch noch einmal daran erinnern, dass er Träger des Friedensnobelpreises ist, und dass er seine Präsidentschaft auch mit dem Ziel angetreten hat, die Welt sicherer zu machen.

Die Petition kann auf der Internetseite von AVAAZ online unterzeichnet werden.


(Quellen: AVAAZ, Yahoo Nachrichten vom 20.05.2010, Auswärtiges Amt, Brief der US-Senatoren an Herrn Obama [englisch])

Freitag, 21. Mai 2010

Nichts Neues von Herrn Neumann

Atomkraft? Nein Danke!Ich hatte eine E-Mail an Herrn Neumann (CDU, Bundestagsabgeordneter des Landes Bremen, Staatsminister für Kultur u. Medien) geschrieben, in dem ich ihm meine Bedenken bezüglich der von der Bundesregierung angestrebten Verlängerung der Laufzeiten für die deutschen Atomkraftwerke geschildert habe. Ich habe ihn auch gefragt, wie er sich bezüglich der Laufzeit Verlängerung im Bundestag verhalten wird.

Vorgestern habe ich eine Antwort erhalten. Ein Überdenken des aus meiner Sicht umweltpolitisch inzwischen arg überstrapazierten Begriffs "Brückentechnologie" und der damit gerechtfertigten energiepolitischen Fehlentwicklungen, lässt Herr Neumann nicht erkennen. Atomenergie ist für ihn offenbar weiterhin fester Bestandteil eines zukünfigen Energiemixes. Wie hoch deren Anteil daran sein werde, solle aufgrund eines Energiekonzepts festgelegt werden, an dem die Bundesregierung derzeit arbeite, und das sie noch noch in diesem Jahr vorlegen werde. Dieses Energiekonzept solle "szenarienbezogene Leitlinien für eine saubere, zuverlässige und bezahlbare Energieversorgung formulieren".

Das hört sich zwar alles sehr schick an, ist aber überhaupt nichts neues, hat keinerlei Bezug zu meiner Kritik am von der Regierungskoalition angestrebten Weiterbetrieb der Atomkraftwerke und beantwortet auch nicht meine Frage, ob Herr Neumann von der Bundesregierung einen Verzicht auf längere Laufzeiten für die Atomkraftwerke verlangen und ggf. im Bundestag dagegen stimmen wird. Satt dessen wiederholt er die schwarz-gelbe Litanei von der "Einhaltung der strengen deutschen und internationalen Sicherheitsstandards", die auch weiterhin Grundlage für eine Verlängerung der Laufzeiten der Atomkraftwerke sein werde.


Im Klartext:

Es bleibt alles beim Alten!

Neu ist für mich nur, dass wir auch nach Ansicht von Herrn Neumann noch auf unbestimmte Zeit mit der Bedrohung durch die deutschen Atomkraftwerke leben werden müssen, und dass auch er damit billigend in Kauf nimmt, dass sich das damit verbundene ungelöste Atommüllproblem noch erheblich verschärfen wird.


Zum Weiterlesen:
Der Inhalt des Briefwechsels im Wortlaut

Mittwoch, 19. Mai 2010

Kalter Mai

Wenn nass im Mai der Regen fällt
vom kalten grauen Himmel,
wenn man mehr Sturm und Winde zählt
als Maikäfergewimmel,

dann ist der Mai wohl nicht so toll
wie man ihn gerne hätte,
und mancher denkt am Morgen wohl:
"Ich bliebe gern im Bette."

© Jürgen Winkler


... Aber was will man schon machen, wenn die Arbeit ruft. Ich weiß ja nicht, wie ihr darüber denkt, aber von mir aus könnte es draußen so langsam einmal wärmer werden. Außerdem "is veel to veel Wind mang de Luft".

Nachdem mir ständig die Kette vom Ritzel gesprungen war, weil das Tretlager meines Fahrrades defekt ist, die Pedalen und der Sattel hätten erneuert werden müssen und das Material des Rahmens an einer Stelle durch Korrosion aufgrund unterschiedlicher Materialien (Rahmen Aluminium, Schutzblech Stahl) in Verbindung mit dem Streusalz sehr vieler Winter schon arg dünn geworden ist, hatte ich mich nach langem Hin- und Herüberlegen zum Kauf eines neuen Fahrrades durchgerungen. Jetzt juckt es mir natürlich in den Knochen, eine Feierabendtour in der Umgebung von Bremerhaven zu unternehmen.

Bei den derzeitigen Wetterverhältnissen an der Nordseeküste macht das jedoch nicht gerade viel Freude. Aber wenigstens brauche ich jetzt schon mal nicht mehr mit dem Bus zur Arbeit fahren ...

Das neue Bremerhavener Wahlrecht - Nachtrag

Ein anonymer Schreiber hat einen Kommentar zu meinem Artikel "Das neue Bremerhavener Wahlrecht" vom 12. Mai 2010 geschrieben - leider wieder einmal ohne einen Namen anzugeben. Da viele interessierte Bremerhavener Bürger, mich eingeschlossen, möglicherweise keine Gelegenheit hatten, die Stadtteilkonferenz Lehe im "Weser TV" zu besuchen, ist der Kommentar aber vielleicht ganz interessant. Ich gebe ihn deshalb (ohne Gewähr für die Richtigkeit!) hier im Wortlaut wieder:

"Die Sendung wird vom Weser TV (Ehemals "Offener Kanal") am 29.05.2010 um 20:15 ausgestrahlt, wer nicht dabei sein konnte. Alternativ kann die Sendung auch im Internet via Stream verfolgt werden, www.radioweser.tv."


Dienstag, 18. Mai 2010

Atomausstieg von unten

Atomkraft? Nein Danke!Seit dem letzten Wochenende steht fest: Die Bundesregierung wird ihre Pläne, die Laufzeiten der Atomkraftwerke in Deutschland auf 60 Jahre und mehr zu verlängern, festhalten - nicht nur gegen den Willen der Mehrheit der Bundesbürger, sondern auch unter der Umgehung des Bundesrates, in dem sie seit der Wahl in Nordrhein-Westfahlen keine Mehrheit mehr hat.

Herr Pofalla (CDU, Kanzleramtsminister), Herr Koch (CDU, Hessen, Ministerpräsident), Herr Mappus (CDU, Baden-Württemberg, Ministerpräsident) und andere Politiker der CDU sind der Meinung, der Atomkonsens sei ebenfalls ohne den Bundesret verabschiedet worden. Da werde man schon Mittel und Wege finden, ihn auch ohne den Bundesrat wieder zu kündigen.

Herr Mappus hat Herrn Röttgen (CDU, Bundesumweltminister), der die Zustimmung des Bundesrates zu einer Verlängerung der AKW-Laufzeiten für notwändig hält, sogar den Rücktritt nahegelegt. Was die schwarzen Winkeladvokaten verschweigen: Der Atomkonsens bedeutet für die Bundesländer mittelfristig eine Kostenersparnis. Dagegen werden sich die Länder wohl kaum gewehrt haben. Eine Laufzeitverlängerung auf unbestimmte Zeit wird jedoch zusätzliche Kosten für die Bundesländer verursachen - ebenfalls auf unbestimmte Zeit - die ihnen für landespolitische Projekte an andren Stellen fehlen werden.

Wie Politiker aus Nordrhein-Westfahlen und der Bundesregierung noch am Wahlabend zugaben, ist die Niederlage der Wespankoalition in Nordrhein-Westfahlen auch auf die Politik der Bundesregierung zurückzuführen. Herr Westerwelle hatte gleich mehrmals gesagt, das Wahlergebnis sei ein Warnschuss - auch für die Bundesregierung. Dieser sei gehört worden.

Ich hatte schon in dem Moment, als er das zum ersten Mal sagte, meine Zweifel, ob er das auch tatsächlich so meinte. Durch die jetzt angekündigten neuen juristischen Winkelzüge der Bundesregierung haben sich meine Zweifel bestätigt. Diese Bundesregierung wird mit allen Mitteln weiterhin gegen die Mehrheit der Bürger regieren. Dabei ist es ihr offensichtlich völlig egal, ob sie uns alle in unverantwortlicher Weise weiterhin den - wie der Super-GAU von Tschernobyl gezeigt hat - unkalkulierbaren Gefahren dieser hochriskanten Technologie aussetzt, und unsere Nachkommen über millionen von Jahren mit einem strahlenden Erbe belastet, das - wie die Vorfälle im Salzstock des ehemaligen "Versuchsatomlagers" Asse-II zeigen - schon nach 40 Jahren nicht mehr beherrschbar ist. An diesen Tatsachen kann keine, noch so ausgeklügelte juristische Trickserei, mit dem Ziel, den Bundesrat zu umgehen, etwas ändern!

Aber daran, dass der Atomausstieg durch die von den Berliner Wespen geplante Umgehung des Bundesrates außer Kraft gesetzt wird, können wir Verbraucher sehr wohl etwas ändern. Wir können "den Atomausstieg selber machen", indem wir von Stromanbietern, die Atom- und Kohlestrom verkaufen, zu Anbietern wechseln, die CO2- neutral- und atomkraftfrei erzeugten Strom anbieten. In einem Artikel mit dem Titel "Fragen und Antworten zum Ökostrom - Wie grüner Strom die Steckdosen erobert" informiert die ARD-Tagesschau über die Möglichkeiten und Hintergründe, und darüber, wie man als Verbraucher "die Spreu (Mogelpackungen) vom Weizen (Gütesiegel) trennen" kann.


(Quellen: ARD-Tagesschau vom 16.05.2010, Die Welt vom 18.o5.2010, Süddeutsche Zeitung vom 17.05.2010, Atomaustieg selber machen, Ausgestrahlt, Hamburger Abendblatt vom 10.2009)

Montag, 17. Mai 2010

Die Schwarze Pest des 20. Jahrhunderts

In der Vorstellung der Menschen in den westlichen Industrienationen ist "Land" etwas, das einen materiellen Wert hat. Man kauft und verkauft es für Geld. Wenn man Land gekauft hat, dann besitzt man es. Die Landbesitzer bestimmen, was mit ihrem Besitz geschieht. In der Vorstellung vieler Naturvölker, die von den Menschen der sogenannten "Ersten Welt" auch heute noch oft geringschätzig "Wilde" genannt werden, ist die Erde die Mutter aller Lebewesen - auch die der Menschen. Die Vorstellung Land zu besitzen, es zu kaufen oder zu verkaufen, ist ihnen fremd. Wer käme schon auf die Idee, seine Mutter zu verkaufen?

In den Industrienationen der "Ersten Welt" besitzen die Menschen nicht nur das Land, das sie gekauft haben, sondern auch die "Schätze" in der Erde darunter. Wer Land besitzt, unter dem sich wertvolle Erze oder gar Erdöl befinden, der beutet die Bodenschätze aus, verkauft sie, bekommt dafür sehr viel Geld und wird dabei sehr schnell reich. Besonders die Besitzer von Erdölquellen steigen im Verlauf des letzten Jahrhunderts zu den reichsten Menschen der Welt auf.

Die Kehrseite des Öl-Reichtums kristallisierte sich erst in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts langsam heraus: Verbrennungsprodukte aus dem Öl, das die Menschen aus dem Schoß der Erde saugen, heizen das Klima der Erde auf. Rohes Erdöl tötet das Leben im Meer - nicht zum erstem Mal. Als schwerste Olkatastrophe galt bisher die Havarie der "Exxon Valdez" im März 1989. Die Region und deren Bewohner haben sich bis heute nicht von den Folgen erholt. Damals war es ein Öltanker, dessen Ladung aus einem begrenzten Volumen Öl bestand, das aus einem Leck in das arktische Meer mit seinem empfindlichen Ökosystem vor der Küste Alaskas floss. Dieses Mal strömt es ohne Unterlass direkt aus einer künstlichen Quelle am Grunde der Karibik. Es gibt dort unten noch sehr viel mehr Öl, ungleich mehr, als die "Exxon Valdez" vor 21 Jahren an Bord hatte ...

Es gibt Menschen, die nennen das Erdöl "Schwarzes Gold".
Ich nenne es die "Schwarze Pest" des 20. Jahrhunderts.

Manche Menschen sagen jetzt, Mutter Erde wehre sich. Vielleicht tut sie das ja tatsächlich. Aber zu was für einen Preis! Zuerst sterben ihre Kinder im Ozean an der neuen schwarzen Pest. Der Ozean ist die Wiege des Lebens.

Die Menschen auf dem Festland werden die neue Katastrophe überleben. Es ist nicht ihr Leben, das bedroht ist - nur ihr Vermögen. Sie werden keine Fische mehr essen können, die sie bisher aus dem jetzt ölverseuchten Meer gefischt haben. Stattdessen werden sie dann eben Fische essen, die irgendwo anders aus dem Meer geholt, und mit Schiffen, mit dem Zug, mit dem Flugzeug oder mit Lkw's über weite Strecken zu ihnen hin transportiert werden. Die Fischer werden ihre Kutter verkaufen müssen, weil sie aufgrund der ausbleibenden Einnahmen aus der Fischerei die laufenden Kosten ihrer jetzt nutzlosen Fischereifahrzeuge nicht mehr bezahlen können. Sie werden sich neue Erwerbsquellen suchen müssen. Vielleicht finden sie ja irgendwo Arbeit in irgendeiner Fabrik. Zum Ruin der Existenz kommt dann noch der Verlust der Heimat hinzu. Den Menschen, die bisher von den Touristen lebten, die jeden Sommer an den jetzt ölverschmierten Stränden der Karibik und des Golfs von Mexiko ihren Urlaub verbrachten, wird es nicht anders ergehen. Sie alle werden zu Umwelt- und Wirtschaftsflüchtlingen im eigenen Land. Aber abgesehen von ein paar finanziellen Kratzern, wird auf dem Lack der Vereinigten Staaten von Nordamerika wohl kein wirklicher Schaden zurückbleiben.

Und wir? Wir füllen die Tanks unserer Autos, als sei nichts geschehen. Der Golf von Mexiko, die Karibik, das alles ist weit weg ... - bestenfalls steigende Kraftstoffpreise können uns hier in Europa gelegentlich noch etwas aus der Ruhe bringen. Aber wir fahren trotzdem wieder zur Tankstelle und füllen unsere Tanks - leise über die Preise murrend - mit der schwarzen Pest des 20. Jahrhunderts.

"Was die Erde befällt, befällt auch die Söhne der Erde; was immer den Tieren geschieht - geschieht bald auch dem Menschen. Alle Dinge sind miteinander verbunden. Was der Mensch der Erde antut, tut er sich selbst an."


Dieses Zitat wird einer Rede von Seattle, einem Häuptling des Volkes der Duwamish, das früher einmal im heutigen Bundesstaat Washington der USA lebte, zugeschrieben. Dass er diese Rede im Jahre 1855 gehalten hat ist historisch belegt. Dafür, dass er seine Worte genau so formuliert hat, gibt es jedoch keinen Beleg. Aber wenn er es auch nur sinngemäß so gesagt hat: Hätten die europäischen Einwanderer damals auf die Worte der seit Jahrtausenden mit dem Land verwurzelten "native Amerikans" gehört, und hätten sie von Seattle gelernt, dann wäre der Welt im letzten Jahrhundert viel erspart geblieben, und wir könnten heute etwas entspannter in die Zukunft blicken.

Ich weiß inzwischen: Viele Menschen lernen, und beginnen zu verstehen, dass wir unsere "Mutter Erde" schützen und pflegen müssen, wenn es noch eine Zukunft für unsere Nachkommen und unsere Mitgeschöpfe auf unserem gemeinsamen Heimatplaneten geben soll. Es müssen nur noch viel mehr werden, denen das bewusst wird. Und ihre Zahl muss schnell zunehmen, denn sonst läuft uns die Zeit davon, die der Menschheit noch zum Handeln bleibt. Aber noch habe ich die Hoffnung nicht aufgegeben ...


Nach der Havarie der Bohrinsel "Deepwater Horizon" im Golf von Mexiko unternahm der Erdölkonzern BP, dem die Bohranlage gehörte zwei Versuche mit Stahlglocken, die - über die sprudelnde Ölquelle am Meeresgrund gestülpt - den unkontrollierten Austritt des Öls ins Meer weitgehend verhindern sollten. Bis zu 85 Prozent der rund 800000 Liter Eröl, die täglich unkontrolliert aus dem Bohrloch ins Meer gelangen, sollten über eine Leitung aus der Glocke abgesaugt werden.

Gestern berichtete die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ), im Kampf gegen das austretende Öl habe der BP-Konzern erstmals einen Teilerfolg erzielt. Fachleuten sei es gelungen, ein Rohr in die zerstörte Steigleitung zu setzen, um das hervorsprudelnde Öl in einen Tanker abzupumpen. Bis dahin waren alle Versuche, die Katastrophe zumindest einzudämmen, kläglich gescheitert. Die (FAZ) zitiert in ihrem Bericht von gestern eine Frau Joye (Meereswissenschaftlerin) mit den Worten: "Es könnte Jahre, wenn nicht Jahrzehnte dauern, bis sich das System von der Einleitung solch großer Mengen Öl und Gas erholt." - Nach den Erfahrungen mit den Folgen der "Exxon Valdez" würde ich eher von Jahrzehnten ausgehen, als von Jahren ... - von sehr vielen Jahrzehnten.


Die Katastrophe ...

Vor der Katastrophe kündigten US-Präsident Obama und Kongressabgeordnete zusätzliche Ölbohrungen in den Küstengebieten der USA an.

Nach der Katastrophe droht den Menschen und Tieren an der Küste jetzt eine Umweltkatastrophe ungeahnten Ausmaßes. Erste Ausläufer des gewaltigen Ölteppichs haben die Küste der USA erreicht und verseuchen das älteste Naturschutzgebiet der USA. Aus Angst vor den Auswirkungen wollen die Behörden mit allen Mitteln verhindern, dass noch mehr Öl die Küsten erreicht. Durch Abbrennen des auf der Oberfläche treibenden Öls und mit giftigen Chemikalien, die das Öl unter Wasser auflösen sollen wollen sie die Katastrophe beherrschen ... - mit unbekannten Folgen und Risiken für das empfindliche Ökosystem im Meer.

Inzwischen fahren die Öl-Konzerne weiterhin saftige Gewinne ein. Nach Angaben des Spiegel vom 27.04.2010 verdoppelte der BP-Konzern seinen Gewinn im ersten Quartal auf 5,6 Milliarden US-Dollar.


... nach der Katastrophe

Man mag es kaum glauben:
Auch nach der Explosion und dem Untergang der "Deepwater Horizon" und der sich gerade erst anbahnenden Katastrophe, deren verheerende Auswirkungen noch gar nicht absehbar sind, aber für die marine Umwelt bereits jetzt das schlimmste befürchten lassen, halten die dafür politisch Verantwortlichen in den Vereinigten Staaten von Nordamerika noch immer unbeirrt an ihren Plänen fest, die Ölbohrungen vor der Küste auszuweiten.

Und die Macht der Erdöl-Lobby scheint ungebrochen. Die FAZ berichtete am 16.05.2010 über ein Interview der BBC mit Herrn Hayward (BP-Chef). Dieser habe gesagt, trotz der Umweltkatastrophe werde es auch in Zukunft Ölbohrungen in großen Meerestiefen geben. Genauso wenig wie das Unglück von Apollo 13 zum Ende der Raumfahrt geführt habe oder schwere Flugzeugunglücke die Menschen abgehalten hätten, weiter zu fliegen, werde das Ölleck zum Ende der Suche nach Ölfeldern in tiefen Gewässern führen.

Beim Unglück der Apollo 13 kamen 3 Menschen ums Leben. Bei Flugzeug-Unglücken sterben oft hunderte von Menschen. Bei einer Ölpest vom Ausmaß der von BP zu verantwortenden Katastrophe kommt es jedoch zu nachhaltigen Schäden, die für Millionen von Küstenbewohnern den Verlust der wirtschaftlichen Existenz bedeuten, und die wertvolle marine Ökosysteme vernichten. Angesichts der weltweiten Überfischung der Meere durch die Fangflotten der Industrienationen, bedeutet jeder einzelne Verlust weiterer Fischfanggebiete letztlich auch den Verlust einer wichtigen Nahrungsquelle für die Ernähung der Weltbevölkerung.

DAS sind die eigentlichen Katastrophen:

Die neue Ölpest stellt die Energiepolitik der USA jedoch erneut ernsthaft in Frage. Das erkennen inzwischen nicht nur die Küstenbewohner in den Staaten am Golf von Mexiko. Auch dem historisch größten Klimasünder der Welt müsste es jetzt so langsam eigentlich selbst dämmern, dass es dringend notwändig ist, seinen Energiehunger auf Energiequellen umzustellen, die unschädlich für das Klima sind und die keine Risiken für Zukunft seiner nachfolgenden Generationen in sich bergen. Seit Jahren fordert die Welt von den USA, dass sie den Klimaschutz endlich ernst nehmen. Doch bisher halten nicht nur die Ölkonzerne, sondern die gesamte US-amerikanische "CO2-Lobby" die Politiker in Washington fest im Griff, und anstelle von Investitionen in erneuerbare Energien, steht weiterhin die Ausweitung der Ölbohrungen auf deren Programm.


Das muss sich schnellstens ändern!

Herr Nelson (USA, Florida, Senator) hat jetzt ein neues Gesetz vorgestellt, dass den Ausbau der Bohrungen vor der Küste einschränkt. Das internationale demokratische Netzwerk AVAAZ hat daraufhin eine Petition verfasst, um Herrn Nelson dabei mit einem weltweiten Proteststurm zu unterstützen.

Die Petition, die Herrn Obama (USA, Präsident) und die Abgeordneten im Kongress auffordert auf Ölbohrungen zu verzichten und stattdessen die USA und die Welt in eine saubere Zukunft zu führen, kann auf der Internetseite von AVAAZ online unterzeichnet werden.

Sobald 500000 Unterschriften zusammengekommen sind, wird AVAAZ die Petition an das Weisse Haus in Washington übergeben.


(Quellen: Frankfurter Allgemeine vom 16.05.2010, Süddeutsche Zeitung vom 03.05.2010, Die Zeit vom 06.05.2010, Der Spiegel vom 07.05.2010, vom 27.04.2010, und vom 31.03.2010)

Sonntag, 16. Mai 2010

Ein Frühlingsspaziergang in Lehe


Ein Frühlingsspaziergang im südlichen Lehe

Heute lade ich euch zu einem Sonntagsspaziergang durch mein Viertel, an das nahegelegene Ufer der Geeste und durch die aus dem Winterschlaf erwachenden Parkanlagen im Süden des Bremerhavener Stadtteils Lehe ein.

Nach der ungewöhnlich langen Schneeperiode der vergangenen dunklen Jahreszeit sehnte sich wohl jeder nach dem Frühling. Mit den Tagen des ersten grünen Schimmers an den Bäumen und den ersten bunten Tupfern am Boden kamen auch die ersten wärmeren Tage dieses Jahres. Überwiegend war es in Bremerhaven bisher aber immer noch so kalt, dass ich meine Winterjacke noch nicht endgültig wieder zuück in den Schrank hängen konnte.

Ich liebe den Frühling, wenn die Natur aus ihrer winterlichen Starre erwacht, wenn die Tage wieder länger werden, so dass man sich auch abends noch draußen aufhalten kann und wenn die Bäume explosionsartig ihre Blüten öffnen. Explosionsereignisse umfassen jedoch nur eine kurze Zeitspanne. Das gilt leider auch für den Farbenrausch in den Kronen der Bäume, der jedesmal so schnell wieder vorüber ist, wie er begonnen hatte.

Ich habe diese "bunten Tage" im Freien genutzt und mit der Kamera einige Frühlings-Impressionen aus dem Süden Lehes festgehalten, die ich in diesem Video zu einem kurzen "virtuellen Spaziergang" zusammengefügt habe.


Samstag, 15. Mai 2010

Ein Strohhalm für Karstädte


Bremerhaven, Nov. 2008: Vor Karstadt im Columbus-Center

Nachdem ich des Öfteren schon die ablehnende Haltung der Bremerhavener CDU gegen ein von den Bremerhavener Einzelhändlern und der IHK gefordertes Einzelhandelsgutachten für den Bremerhavener Einzelhandel und ihre Weigerung, etwas gegen den Wildwuchs der Supermärkte zu unternehmen, kritisiert habe, muss ich jetzt zur Abwechslung wohl einmal ein Lob aussprechen.

Das Einzelhandelsgutachten, das Herr Teiser (CDU, Bürgermeister und Kämmerer) seit Jahren blockiert hat, ist auch seit langem eine Forderung von Karstadt. Karstadt braucht verlässliche Aussagen der Politik, auf deren Grundlage über den Erhalt oder über die Aufgabe des Standorts Bremerhaven entschieden werden kann. Die Bremerhavener Karstadt-Filiale im Columbus-Center stand trotz der prekären Lage des Mutterkonzerns ursprünglich nicht zur Disposition. Angesichts der in den letzten Jahren explosionsartig steigenden Anzahl neuer Discounter und Supermärkte in Bremerhaven nahm jedoch die Zuversicht Karstadts in die Zukunft seines Standorts Bremerhaven ab.

Als es jetzt aber darum ging, dem Insolvenzplan des Insolvenzverwalters zum Erfolg zu verhelfen, war die CDU wohl sofort bereit, auf Einnahmen aus der Gewerbesteuer von Karstadt zu verzichten. Die Nordsee-Zeitung zitiert Herrn Teiser in ihrer Ausgabe vom 12.05.2010 mit den Worten: "Wir haben unsere Zustimmung seinerzeit sofort signalisiert." Ein entsprechender Beschluss sei vom Magistrat gefasst worden. "Es geht bei uns schließlich um mehr als 100 Arbeitsplätze in der Innenstadt." Ebenso wie Bremerhaven haben auch 79 weitere Städte einem befristeten Verzicht auf Gewerbesteuereinnahmen zugestimmt, um ihren Karstadt Filialen eine Chance zur Überwindung der Insolvenz zu ermöglichen. Zumindest in Bremerhaven geht es dabei eigentlich um noch viel mehr, als um den Erhalt der Arbeitsplätze. Eine so große leerstehende Ladenfläche direkt am Weg zwischen der Fußgängerzone und der "Glasbrücke" über den Alten Hafen zu den Havenwelten böte ein trostloses Bild in der direkten Nachbarschaft des touristischen Zentrums von Bremerhaven.

Es wäre schön, wenn Herr Teiser und die CDU zukünftig auch die Existenzsorgen um die bestehenden Arbeitsplätze im Bremerhavener Einzelhandel in den Stadtteilen ernst nähme, und ernsthafte Maßnahmen für deren Erhalt in Angriff nähme. Weitere neue Supermärkte sind diesbezüglich eher kontraproduktiv. Darüber hinaus gilt es, die beginnende Verödung der bis in die zweite Hälfte des vorigen Jahrhunderts hinein lebendigen Einkaufs und Geschäftszentren in Lehe und in Geestemünde aufzuhalten, bevor dort irreparable Schäden erstehen. Mit dem Wegfall von Einkaufsmöglichkeiten in direkter Nachbarschaft der Wohngebiete ginge dort nämlich auch ein Teil der Wohnqualität verloren, was in der Folge zu Wohnraum-Leerständen führen könnte.

Da 14 Städte bis zum 12. Mai ihre Zustimmung zum befristeten Verzicht auf Gewerbesteuereinnahmen noch verweigert hatten, war es bis dahin jedoch noch nicht sicher, ob die Zustimmung der 80 Städte ausreichen wird, um Karstadt aus der Bredouille zu helfen. Die Nordsee-Zeitung berichtete, es müsse eine 98-prozentige Zustimmung geben, damit der Insolvenzplan in Kraft treten kann. Auch diesen 14 Städten müsste doch eigentlich daran gelegen sein, großflächige Leerstände in ihren Zentren zu vermeiden. Mit ihrer Weigerung, ihren Karstadt-Filialen eine Zukunftsaussicht zu ermöglichen, in dem sie für einen überschaubaren Zeitraum auf Steuereinnahmen verzichten, riskieren sie den endgültigen Ausfall dieser Einnahmequelle und den Wegfall einer großen Zahl von Arbeitsplätzen. Gleichzeitig entreißen sie anderen Städten mit Karstadt Kaufhäusern den letzten Strohhalm, an den sich diese sich noch klammern können, um dem gleichen Schicksal zu entgehen.


(Quelle: Nordsee-Zeitung vom 12.05.2010)

Freitag, 14. Mai 2010

Zwischennutzung statt Leerstand


Bremerhaven: Abriss des Hauses Bremerhavener Straße 3

Mit den Häusern Heinrichstraße 40 und Bremerhavener Straße 3 wurden jetzt die ersten beiden verwahrlosten Immobilien im Leher Ortsteil "Goethestraße" abgerissen, deren Verfall so weit fortgeschritten war, dass sie nicht mehr zu retten waren. Jetzt geht es darum, die entstandenen Lücken sinnvoll so mit Leben zu füllen, dass diese am Ende keinen schlimmeren Anblick bieten, als vorher die verfallenden Gebäude.

Abrissmaßnahmen im Leher Gründerzeitviertel "Goethestraße" müssen aber einzelne Notmaßnahmen bleiben. Es geht hier um nichts weniger, als um den den Erhalt des Stadtbildes im letzen Viertel Bremerhavens mit großflächigen komplett erhaltenen Blockrandbebauungen aus der Gründerzeit, welche die Bombenangriffe der alliierten Bomberflotten im Jahre 1944 nahezu unbeschadet überstanden haben. Gefragt sind daher Ideen für Konzepte, mit denen rechtzeitig Maßnahmen ergriffen werden können, mit denen die leerstehenden Immobilien auf kreative Weise wieder mit Leben gefüllt werden, auch wenn die Nachfrage regulärer Mieter oder Käufer hinter dem Angebot der leerstehenden Wohnungen zurückbleibt.

Um Wege aufzuzeigen, mit denen dies erreicht werden kann führen das Kultubüro Lehe und das Kulturpädagogische Netzwerk gemeinsam mit der Eigentümergemeinschaft Lehe e.V. (ESG-Lehe) am Mittwoch, dem 19. Mai, die öffentliche Veranstaltung "Beispiele für nachhaltige Gestaltung des städtischen Wandels durch Zwischennutzung" durch.

Mitglieder der "ZwischenZeitZentrale" (ZZZ) aus Bremen werden über temporäre Zwischennutzungsprojekte referieren, die ein ZZZ-Team seit mehreren Jahren in Bremen durchführt. Außerdem werden sie über die Tagung "2nd hand spaces: nachhaltige Gestaltung des städtischen Wandels durch Zwischennutzung" berichten, die bereits am 5. und am 6. Mai 2010 in Bremen stattgefunden hat.


Das Konzept der ZZZ

Leerstände und Brachflächen sind Möglichkeitsräume für Eigentümer und NutzerInnen und bieten Entwicklungspotentiale für das gesamte Quartier. Zwischennutzungen aktivieren Nischen im Stadtgefüge nach dem Prinzip „vergünstigter Raum gegen befristete Nutzung" und schaffen so ideale Bedingungen für kleine Unternehmen, Initiativen und Vereine. Die erschwingliche Miete verringert das finanzielle Risiko der Nutzer und vergrößert ihren Mut neue Ideen auszuprobieren.

Die Zahlungsarten von Zwischennutzern sind vielfältig: neben Mietzahlungen bringen sie ihre Arbeitskraft, Kreativität, ihre kulturellen Fertigkeiten und sozialen Netzwerke mit ein. Die Eigentümer erhalten wieder Einnahmen, ihre Immobilie wird gepflegt und bekommt eine neue positive Ausstrahlung.

Das gesamte Quartier wird durch das neue Angebot bereichert. Es werden weitere Projekte angezogen und eine Offenheit für Umnutzungen geschaffen. Häufig entstehen aus Zwischennutzungen nachhaltige Nutzungsperspektiven und die befristeten Nutzungsvereinbarungen werden in normale Mietverträge überführt.

Ungenutzte Flächen haben dagegen eine negative Ausstrahlungskraft, ziehen Vandalismus an und verursachen Kosten.


Veranstaltung
  • Beispiele für nachhaltige Gestaltung des städtischen Wandels durch Zwischennutzung

    am 19. Mai
    um 19 Uhr
    in der "Theo"
    Lutherstraße 7


Mittwoch, 12. Mai 2010

Das neue Bremerhavener Wahlrecht

Am Montag, 17. Mai 2010, findet um 18 Uhr die nächste Stadtteilkonferenz Lehe statt - dieses Mal in den Räumlichkeiten des Bürgersenders "Weser TV" in derHafenstraße 156.

Vor ca. 2 Jahren haben ungefähr 65000 Bürger und Bürgerinnen in einem Volksbegehren eine Wahlrechtsänderung gefordert. Im nächsten Jahr werden wir in Bremerhaven unsere neue Stadtverordnetenversammlung auf Grundlage des geänderten Wahlrechts wählen.


In der Sendung des "Weser TV" wird die Stadtteilkonferenz Lehe mit den Gästen
  • Tim Weber
    Referent des Vereins „MEHR DEMOKRATIE“ e.V
  • Artur Beneken (SPD)
    Vorsteher der Stadtverordnetenversammlung (STVV),
  • Paul Bödeker (CDU)
    Fraktionssprecher in der STVV und Bürgerschaftsabgeordneter
  • Dr. Ulf Eversberg (Bündnis 90/ Die Grünen)
    Fraktionssprecher in der STVV
  • Mark Ella (FDP)
    Fraktionssprecher in der STVV und Bürgerschaftsabgeordneter

über die Änderungen, Ursachen und mögliche Auswirkungen des neuen Wahlrechts diskutieren.


(Quelle: Einladungsschreiben der Stadtteilkonferenz Lehe vom 10.05.2010)

Montag, 10. Mai 2010

Jahrmarkt und Deutsch-Amerikanisches Volksfest


Impressionen vom Bremerhavener Frühjahrsmarkt 2010

Was in anderen Gegenden Deutschlands Kirmes, Volksfest oder Rummel heißt, das nennt sich in Bremerhaven Jahrmarkt. Jahrmärkte gibt es hier zwei Mal im Jahr: Anfang des Jahres den Bremerhavener Fühjahrsmarkt und den Bremerhavener Freimarkt im Spätsommer. Der Jahrmarkt findet seit Jahrzehnten auf dem Bremerhavener Festplatz, dem Wilhelm-Kaisen-Platz, in Lehe statt. Das Video zeigt Impressionen vom diesjährigen Frühjahrsmarkt, der am letzten Wochenende zu Ende ging.


Erinnerungen an das Deutsch-Amerikanische Volksfest

Zur Zeit des Kalten Krieges, als die US-Army noch in Bremerhaven stationiert war, veranstalteten die Amerikaner während des Freimarkts auf dem gegenüberliegenden "Phillips-Field", dem Sportplatz der US-Army, zeitgleich in jedem Jahr das Deutsch-Amerikanische Volksfest.

Mitten auf dem Platz stand eine Tanzfläche, auf der die "Port Promenaders" amerikanischen Square Dance vorführten.

Am westlichen Ende des Rasens wurde der "Red Dog Saloon", das Festzelt der Amerikaner, aufgebaut. Darin herrschte regelmäßig großes Gedränge, und es gab Live Musik von örtlichen Rock, Pop und Soul Bands.

Entlang der Rennlaufbahn um das Phillips-Field waren Buden und Stände aufgebaut. Zu den alljährlich heiß begehrten kulinarischen Spezialitäten gehörten das amerikanische Fürst-Pückler-Eis und der Hamburger-Stand. Das Eis verkauften die Amerikaner - ohne es erst lange in Eiswaffeln oder Becher umzufüllen - in großen Papp-Verpackungen für einen "Appel und 'n Ei".

Der Hamburger-Stand auf dem Deutsch-Amerikanischen Volksfest war damals die einzige Möglichkeit in Bremerhaven, einmal im Jahr einen (oder mehrere) Hamburger zu essen. So etwas wie "das etwas andere Restaurant" mit dem großen gelben "M"-Logo war - zumindest in Bremerhaven - noch nicht erfunden, und die Hamburger die es dort und in in diversen anderen Hamburger-Restaurants heute zu kaufen gibt sind ohnehin nur ein müder Abklatsch von denen, die man bei den Amerikanern bekam.

Vor dem Genuss seines Hamburgers musste man allerdings erst einmal ein festgelegtes Ritual durchlaufen. Man stellte sich an das Ende der Menschenschlange und wartete geduldig, bis man endlich die Kasse an dem einen Ende des Hamburger-Stands erreichte. Dort angekommen erhielt man einen Pappteller mit einem dieser typisch amerikanischen weichen Brötchen darauf, auf deren einer Hälfte ein gigantischer, auf dem Grill zubereiteter Hamburger lag. Damit ging man dann weiter in der Schlange entlang des äußerst reichhaltigen Zutatenbuffets, und belegte seinen Hamburger phantasievoll entsprechend seines persönlichen Geschmacks. Mengenmäßig gab es - abgesehen von der Größe des Papptellers und dem Fassungsvermögen des Hamburgerbrötchens - keinerlei Limit.

Auch in den letzten Jahren des Deutsch-Amerikanischen Volksfestes, als die Hamburger-Restaurants in Mode gekommen waren, wurden die Schlangen am Hamburger-Stand nicht kürzer. Die Hamburger der Amerikaner waren eben konkurenzlos.

Nebenbei tönten die ganze Zeit die Rufe der Betreiber einer Glücksspielbude über das Phillips-Field: "Chuck a Luck, Chuck a Luck, Chuck-a-Chuck-a-Chuck a Luck". Ich habe dort nie mitgespielt, sondern immer nur zugeschaut, wie die Leute ihre Münzen auf eine große Holzplatte warfen, und ab und zu eine Handvoll Münzen zurück erhielten.

Eine Kuriosität unter den Buden war jene, die den Namen "Dunk the Victim in the Water" trug. Ins deutsche übersetzt verbirgt sich dahinter die Aufforderung, "das Opfer im Wasser zu versenken". Das "Opfer" war ein US-Soldat, der auf einem Ende einer Wippe saß. Das andere Ende der Wippe war mit der Mechanik einer Zielscheibe verbunden und unter dem "Opfer" befand sich ein hoher Swimming Pool. Die Leute kauften Bälle, die sie möglichst kraftvoll gegen die Zielscheibe warfen, um damit die Arretierung des Endes der Wippe auf der Seite der Zielscheibe zu lösen. Während die Ballwerfer, oft vergeblich, versuchten das "Opfer" zu versenken, begleitete dieses die Fehlwürfe seiner "Henker" mit mit lautem Hohn und Spott. Gelang es jemandem, das "Opfer" im Swimmingpool zu versenken, dann folgten Spott und lautes Gejohle aus der Menge der umstehenden Ballwerfer.

Ich habe die armen "Opfer" oft bedauert, wenn sie an kühleren Tagen nach einer Versenkung nass und nur mit einer Badehose bekleidet frierend auf ihrem Ende der Wippe saßen und auf den nächsten erfolgreichen Treffer warteten.

Ich weine den Zeiten des Kalten Krieges bestimmt keine Träne nach, aber das Deutsch-Amerikanische Volksfest war Kult.

Sonntag, 9. Mai 2010

Katerstimmung im Wespennest

Seit gestern abend ist die Episode der scharz-gelben Herrschaft der Wespenkoalition in Nordrhein-Westfahlen Vergangenheit. Die Bürger haben zurückgestochen. Auch damit, dass im Bundesrat alles so einfach durchgewinkt werden kann, ist es jetzt erst einmal wieder vorbei.

  • Das macht Hoffnung:
    Der klimaschädliche Bau neuer Kohlekraftwerke, der Irrsinn, die deutschen Atomkraftwerke mindestens weitere 30 Jahre lang zu betreiben, der steuerpolitische Blindflug der FDP und die u.a. auch daraus resultierende Überlastung der Städte und Gemeinden - all das bedarf in der nächsten Zeit in vielen Fällen der Zustimmung der Oppositionsparteien im Bundesrat.

Gestern Abend antwortete Herr Westerwelle auf die Frage, ob das schlechte Abschneiden der FDP bei den Landtagswahlen nicht auch seine Niederlage sei, man gewinne gemeinsam, und man verlöre gemeinsam. Damit hat er zwar ohne Zweifel recht, doch beantwortete das in keiner Weise die an ihn gestellte Frage. Bisher trat er in der Öffentlichkeit immer sehr dominant auf. Die Kritik der Bürger an seinem atompolitischen Kurs oder seiner Steuerpolitik in Zeiten leerer Kassen, die Begünstigungspolitik gegenüber seiner Partei wohlgesonnenen Gruppierungen und Teilen der Wirtschaft oder seine Diffamierungskampagnen gegen die schwächsten unserer Gesellschaft, scherten ihn herzlich wenig.

Da hat Herr Westerwelle es doch richtig gut, wenn er sich jetzt hinter seiner Partei und der gesamten Bundesregierung verstecken kann.

Das Wahlergebnis sei ein Warnschuss - auch für die Bundesregierung, verkündete Herr Westerwelle gestern Abend gleich mehrmals. Dieser sei gehört worden. - Allerdings ließ Herr Westerwelle nicht wirklich erkennen, dass er auch meinte, was er da sagte. Ich hatte eher den Eindruck, er sei vielleicht etwas irritiert. Die wichtigste Aufgabe der FDP sei es jetzt, das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger zurückzugewinnen.

Ich habe zu wenig Informationen darüber, mit welchem landespolitischen Programm die FDP zu Wahl angetreten war. Aber zumindest auf bundespolitischer Ebene war doch eigentlich bereits lange vor dem gestrigen Wahltag klar zu erkennen, dass Herr Westerwelle und seine Partei das Vertrauen der Bundesbürger schon längst verspielt hatten. Die monatlichen Umfragen von ARD und ZDF belegen diesen Trend. Es wäre also Zeit genug gewesen, auf die Bürger zu hören, und den bundespolitischen Kurs der FDP zu korrigieren.

Angesichts der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise beharrt die FDP jedoch wie ein trotzköpfiges kleines Kind auf ihren Steuersenkungen. Gegen den deutlich erkennbaren Willen der Bürger hält sie ebenfalls an ihrem radikalen Umbau der Gesundheit und längeren Laufzeiten für Atomkraftwerke fest. Für all dies steht seit der letzten Bundestagswahl insbesondere Herr Westerwelle. Sollte die FDP tatsächlich die Absicht haben, "das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger zurückzugewinnen", dann sollte sie neben Korrekturen an wesentlichen Teilen ihres Regierungsprogramms vielleicht auch ernsthaft über einen neuen Parteivorsitzenden nachdenken.


Vorläufiges amtliches Wahlergebnis

Die FDP kann zwar in Nordrhein-Westfahlen mit 6,7 Prozent eine leichte Verbesserung ihres Stimmenanteils verzeichnen, bleibt damit aber deutlich hinter ihren Zugewinnen bei der Bundestagswahl zurück. Ihr Ziel, ein zweistelliges Ergebnis zu erreichen, konnte sie nicht erreichen. Im künftigen Landtag wird sie mit 13 Sitzen vertreten sein. Für ihren ehemaligen Koalitionspartner CDU ist das Ergebnis der Landtagswahl ein verheerender Erdrutsch. Sie verlor 10% gegenüber dem Ergebnis der vorhergehenden Landtagswahl, und damit ihr schlechtestes Wahlergebnis in Nordrhein-Westfahlen überhaupt.

Frau Kraft (SPD, Spitzenkandidatin) war gestern Abend anfangs zwar noch guter Hoffnung, dass sie zusammen mit den Grünen die zukünftige Regierung in Nordrhein-Westfahlen stellen könne, doch nach dem Ergebnis des vorläufigen amtlichen Wahlergebnisses, fehlt der SPD und den Grünen dafür ein Sitz im Landtag. Auch die SPD musste Verluste an ihrem Stimmenanteil hinnehmen. Mit jeweils 67 Sitzen werden SPD und CDU im gleich stark im neuen Landtag vertreten sein.

Die eigentlichen Gewinner der Landtagswahl in Nordrhein-Westfahlen sind aber die Grünen, deren Stimmenanteil sich von 6,2 auf 12,1 Prozent nahezu verdoppelte. Mit ihrem besten Wahlergebnis, das sie bisher dort erreichen konnten, errangen die Grünen 23 Sitze im neuen Landtag.

Mit 5,6 Prozent und 11 Sitzen ist seit gestern Abend auch die Linkspartei im Landtag von Nordrhein-Westfalen vertreten.


Konstellationen

Sowohl die Vertreter der Grünen, als auch diejenigen der SPD hatten noch gestern Abend erkennen lassen, dass sie am liebsten eine Rot-Grüne Landesregierung bilden würden. Dafür reicht es jetzt nicht mehr. Beide ließen erkennen, dass ihnen an einem wirklichen Politikwechsel in Nordrhein-Westfahlen gelegen ist. Das werden sie jedoch wohl nur erreichen, wenn sie sich auf Gespräche mit der Linken einlassen. Diese Partei ist den meisten "etablierten" Politikern aller anderen Parteien zwar irgendwie lästig, aber "ignorieren" geht wohl auch nicht mehr. Die anderen Parteien werden sich also wohl oder übel aktiv mit der Linken auseinandersetzen müssen. Dazu gehören auch Sondierungsgespräche, wenn es um die Bildung neuer Regierungskoalitionen geht. Angesichts wachsender Stimmenanteile der Linken wird man diese jedenfalls künftig ebenso zu Kenntnis nehmen müssen, wie die FDP.

Auch einer schwarz-grünen Koalition würde ein Sitz im Landtag fehlen. Der von den Grünen angestrebte Politikwechsel wäre damit allerdings wohl kaum möglich. Allerdings fehlt einer solchen Anfangskonstellation ohnehin die dritte Partei im Bunde. Die FDP als Mehrheitsbeschaffer kommt für die Grünen nicht in Frage und die Linken sind der CDU ein Dorn im Auge.

Denkbar wäre natürlich auch eine Große Koalition aus SPD und CDU. Aufgrund des gleichen Anzahl der Sitze im neuen Landtag wäre der Streit darüber, ob es künftig eine Ministerpräsidentin Kraft oder weiterhin einen Ministerpräsidenten Rüttgers in Nordrhein-Westfahlen geben soll, wohl schon vorprogrammiert. Auch scheint es weitere landespolitische Differenzen zwischen SPD und CDU zu geben, und die Mehrheit im Bundesrat gewönne die CDU mit einer Großen Koalition in Nordrhein-Westfahlen auch nicht zurück. Bei Meinungsverschiedenheiten müssten sich die Vertreter der Landesregierung im Bundesrat der Stimme enthalten.

Wie auch immer: Es bleibt wohl noch für einige Zeit spannend in Nordrhein-Westfahlen.


(Quelle: ARD-Tagesschau vom 10.05.2010)