Mittwoch, 8. Juli 2009

Die Uiguren - Eine unterdrückte Minderheit

Die Uiguren sind eine muslimische Minderheit in China von ungefähr zehn Millionen Menschen, von denen rund acht Millionen in der chinesischen Provinz Xingjiang - dem ehemaligen Ost-Turkestan - leben. Die Region Ost-Turkestan wurde 1955 von China mit militärischen Mitteln anektiert. China bezeichnet das angestammte Siedlungsgebiet der Uiguren zwar als "Autonome Region", aber infolge der massiven Ansiedlung von Chinesen sind die Uiguren inzwischen eine Minderheit im eigenen Land geworden, und der Begriff "Autonome Region" steht lediglich auf dem Papier. Seit der Besetzung ihrer Heimat durch China kämpfen die Uiguren im ehemaligen Ost-Turkestan für ihre Rechte. Menschenrechtsgruppen beschuldigen den chinesischen Staat, die Uiguren mithilfe von Folter, Massenverhaftungen und Todesurteilen zu unterdrücken.


Nachdem chinesische Fabrikarbeiter zwei ihrer Arbeitskollegen, Angehörige des Volks der Uiguren, nach Vergewaltigungs-Vorwürfen angegriffen und zu Tode geprügelt hatten, und die chinesischen Behörden nichts gegen die chinesischen Täter unternommen hatten, kam es in der chinesischen Provinz Xingjiang zu einer Demonstration von Uiguren. Während der anfangs friedlichen Kundgebung forderten sie die Untersuchung der Todesumstände der Arbeiter.

Für den anschließenden Ausbruch der Gewalt, die nach chinesischen Angaben 150 Todesopfer forderte, machen die chinesichen Machthaber in Peking im Exil lebende Uiguren und uigurische Separatisten in der Provinz Xingjiang verantwortlich. Die im amerikanischen Exil lebende Präsidentin des Uigurischen Weltkongresses, Rebiya Kadeer, wirft hingegen den Machthabern in China vor, sie hätten aufgrund der Untätigkeit ihrer Strafverfolgungsbehörde den Tod der Menschen zu verantworten und sagt: "Der Zwischenfall hätte verhindert werden können, wenn die chinesischen Behörden die Morde richtig untersucht hätten." Der Uigurische Weltkongress spricht von 400 getöteten Uiguren, die durch "Schüsse und Schläge" der Polizei ums Leben gekommen seien. Er beruft sich dabei auf eigene Quellen in der Provinz Xinjiang.

Frau Kadeer betont, trotz der gewalttätigen Unterdückung ihres Volkes in China komme Gewalt nicht in Frage. Der Kampf der Uiguren sei ein Kampf mit friedlichen Mitteln. Nur so könnten sie sich der Unterstützung der Weltgemeinschaft sicher sein. Außerdem würden die Chinesen ihr Volk ein für allemal auslöschen, wenn es wirklich zu den Waffen greifen würde. Sie erklärte auch jetzt wieder, sie lehne die Gewalt auf beiden Seiten ab und verurteile die maßlose Gewalt gegen Demonstranten ebenso wie die Übergriffe von Uiguren gegen Chinesen.

Vor diesem Hintergrund klingt es geradezu absurd, wenn die chinesischen Machthaber in Peking ihr vorwerfen, die Ausschreitungen angestiftet zu haben. Die Ereignisse im ehemaligen Ost-Turkestan zeigen erschreckende Parallelen zu denen in Tibet. Auch die Tibeter werden seit vielen Jahren gewaltsam unterdrückt und wurden durch die forcierte Ansiedlung von Chinesen in Tibet zur Minderheit im eigenen Land. Ebenso wie die Präsidentin des Uigurischen Weltkongresses wird auch der Dalai Lama, der auch Träger des Friedensnobelpreises ist, von den Chinas Machthabern immer wieder der Anstiftung zur Gewalt in Tibet bezichtigt.

China will mit gewaltsamer Unterdrückung verhindern, dass sich die ehemals souveränen Völker von China lossagen, und erreicht damit genau das Gegenteil. Dass sich Imperien nicht mit Gewalt zusammenhalten lassen, haben im Verlauf der Geschichte, bis in die jüngste Vergangenheit, schon viele mächtige Herrscher erfahren müssen. Es wäre klug, wenn Chinas Machthaber das noch rechtzeitig einsehen würden, bevor es dort zu weiteren Blutbädern mit noch mehr Toten kommt.

Es heißt, Chinas Kommunisten hätten der Welt zu ihrem diesjährigen 60. Jahrestag gerne das Bild einer "harmonischen Gesellschaft" präsentieren wollen. Einen solchen Blödsinn können sie vielleicht dem Teil ihrer Bevölkerung erzählen, der für ihre Propaganda noch empfänglich ist. Allen anderen, die das System aufgrund eigener leidvoller Erfahrungen durchschauen, können sie diesen Bären ebensowenig aufbinden, wie der Welt außerhalb ihrer Staatsgrenzen.


(Quellen: Tagesschau vom 06.07.2009, Rheinische Post vom 08.07.2009)

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