Montag, 10. Mai 2010

Jahrmarkt und Deutsch-Amerikanisches Volksfest


Impressionen vom Bremerhavener Frühjahrsmarkt 2010

Was in anderen Gegenden Deutschlands Kirmes, Volksfest oder Rummel heißt, das nennt sich in Bremerhaven Jahrmarkt. Jahrmärkte gibt es hier zwei Mal im Jahr: Anfang des Jahres den Bremerhavener Fühjahrsmarkt und den Bremerhavener Freimarkt im Spätsommer. Der Jahrmarkt findet seit Jahrzehnten auf dem Bremerhavener Festplatz, dem Wilhelm-Kaisen-Platz, in Lehe statt. Das Video zeigt Impressionen vom diesjährigen Frühjahrsmarkt, der am letzten Wochenende zu Ende ging.


Erinnerungen an das Deutsch-Amerikanische Volksfest

Zur Zeit des Kalten Krieges, als die US-Army noch in Bremerhaven stationiert war, veranstalteten die Amerikaner während des Freimarkts auf dem gegenüberliegenden "Phillips-Field", dem Sportplatz der US-Army, zeitgleich in jedem Jahr das Deutsch-Amerikanische Volksfest.

Mitten auf dem Platz stand eine Tanzfläche, auf der die "Port Promenaders" amerikanischen Square Dance vorführten.

Am westlichen Ende des Rasens wurde der "Red Dog Saloon", das Festzelt der Amerikaner, aufgebaut. Darin herrschte regelmäßig großes Gedränge, und es gab Live Musik von örtlichen Rock, Pop und Soul Bands.

Entlang der Rennlaufbahn um das Phillips-Field waren Buden und Stände aufgebaut. Zu den alljährlich heiß begehrten kulinarischen Spezialitäten gehörten das amerikanische Fürst-Pückler-Eis und der Hamburger-Stand. Das Eis verkauften die Amerikaner - ohne es erst lange in Eiswaffeln oder Becher umzufüllen - in großen Papp-Verpackungen für einen "Appel und 'n Ei".

Der Hamburger-Stand auf dem Deutsch-Amerikanischen Volksfest war damals die einzige Möglichkeit in Bremerhaven, einmal im Jahr einen (oder mehrere) Hamburger zu essen. So etwas wie "das etwas andere Restaurant" mit dem großen gelben "M"-Logo war - zumindest in Bremerhaven - noch nicht erfunden, und die Hamburger die es dort und in in diversen anderen Hamburger-Restaurants heute zu kaufen gibt sind ohnehin nur ein müder Abklatsch von denen, die man bei den Amerikanern bekam.

Vor dem Genuss seines Hamburgers musste man allerdings erst einmal ein festgelegtes Ritual durchlaufen. Man stellte sich an das Ende der Menschenschlange und wartete geduldig, bis man endlich die Kasse an dem einen Ende des Hamburger-Stands erreichte. Dort angekommen erhielt man einen Pappteller mit einem dieser typisch amerikanischen weichen Brötchen darauf, auf deren einer Hälfte ein gigantischer, auf dem Grill zubereiteter Hamburger lag. Damit ging man dann weiter in der Schlange entlang des äußerst reichhaltigen Zutatenbuffets, und belegte seinen Hamburger phantasievoll entsprechend seines persönlichen Geschmacks. Mengenmäßig gab es - abgesehen von der Größe des Papptellers und dem Fassungsvermögen des Hamburgerbrötchens - keinerlei Limit.

Auch in den letzten Jahren des Deutsch-Amerikanischen Volksfestes, als die Hamburger-Restaurants in Mode gekommen waren, wurden die Schlangen am Hamburger-Stand nicht kürzer. Die Hamburger der Amerikaner waren eben konkurenzlos.

Nebenbei tönten die ganze Zeit die Rufe der Betreiber einer Glücksspielbude über das Phillips-Field: "Chuck a Luck, Chuck a Luck, Chuck-a-Chuck-a-Chuck a Luck". Ich habe dort nie mitgespielt, sondern immer nur zugeschaut, wie die Leute ihre Münzen auf eine große Holzplatte warfen, und ab und zu eine Handvoll Münzen zurück erhielten.

Eine Kuriosität unter den Buden war jene, die den Namen "Dunk the Victim in the Water" trug. Ins deutsche übersetzt verbirgt sich dahinter die Aufforderung, "das Opfer im Wasser zu versenken". Das "Opfer" war ein US-Soldat, der auf einem Ende einer Wippe saß. Das andere Ende der Wippe war mit der Mechanik einer Zielscheibe verbunden und unter dem "Opfer" befand sich ein hoher Swimming Pool. Die Leute kauften Bälle, die sie möglichst kraftvoll gegen die Zielscheibe warfen, um damit die Arretierung des Endes der Wippe auf der Seite der Zielscheibe zu lösen. Während die Ballwerfer, oft vergeblich, versuchten das "Opfer" zu versenken, begleitete dieses die Fehlwürfe seiner "Henker" mit mit lautem Hohn und Spott. Gelang es jemandem, das "Opfer" im Swimmingpool zu versenken, dann folgten Spott und lautes Gejohle aus der Menge der umstehenden Ballwerfer.

Ich habe die armen "Opfer" oft bedauert, wenn sie an kühleren Tagen nach einer Versenkung nass und nur mit einer Badehose bekleidet frierend auf ihrem Ende der Wippe saßen und auf den nächsten erfolgreichen Treffer warteten.

Ich weine den Zeiten des Kalten Krieges bestimmt keine Träne nach, aber das Deutsch-Amerikanische Volksfest war Kult.

4 Kommentare:

kelly hat gesagt…

anscheinend hab ich was verpasst *ggg*, mein verhältnis zu uniformen hat mich von der seite der festivität ferngehalten.
aber gut, nun hab ich es lesen können als information, ohne zugeständnisse.
lg kelly

Unknown hat gesagt…

hello hier ist der sohn von Chuck a Luck man. Ich hab mit mein vater von 1964 bis 1976 mit geholfen. ich bin am weg nach Bremerhaven um ein event zu organsiern. wer mit machen will bitte mich kontaktern. sorry wegen mein deutsch .... eventiveness@gmx.net ... alles klar ... ich suche alle die mich gekannt hab ... ich war in ein fussball team, ees lager haus (roten sand), high school am phillips field, la gondola restaurant, wohnte am hafen str., quiet sky bank (rock n roll), atlantic bar, roxy bar, quincy, quinte music store (HBhnHof) Moustache, Bistro, Michey Mouse, Stephan Paul (BMW R61S), City Bowling (Sony Childs), Johnny Nave, Soul City, Paulis Bowling, Teen Club, und und und .... bis bald ...

Anonym hat gesagt…

Ja, ja, die 70er, das Fest war wirklich kulitg. Als Österreicher, der vor etwa 43 Jahren in Bremerhaven geboren wurde und seit 42 Jahren in Salzburg lebt, denke ich oft an die viele Jahre in denen ich die Sommerferien in Bremerhaven verbringen durfte gerne zurück.
Liebe Grüße aus Salzburg

Martin

Anonym hat gesagt…

Ich bin in Bremerhaven geboren und das Deutsch-Amerikanische Volksfest war immer DAS Highlight des Jahres!!!
Aber ganz wichtige Dinge davon hast du vergessen!
1. die Bimmelbahn, mit der man einmal um das Phillips-Field gefahren ist. Ein MUSS für jedes Kind!
2. das salzige Popcorn in den braunen Tüten. Sowas gab es damals nicht, und als ich meine erste Tüte Popcorn dort bekam, und dieses salzig war--gruselig :-)

Am schönsten war es, auf dem Phillips-Field zu liegen und über sich das Feuerwerk zu sehen. Tja, Kindheitserinnerungen...

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