Dienstag, 30. Juni 2015

Island tötet vom Aussterben bedrohte Finnwale

Während Islands Walfänger sich darauf vorbereiten, die Jagd auf 150 der vom Aussterben bedrohten Finnwale zu eröffnen, will ihr Chef, Kristjan Loftsson, noch schnell die mehr als 1700 Tonnen Fleisch der im letzten Jahr getöteten Wale nach Japan verschiffen.

Island, Norwegen und Japan sind weltweit die einzigen Länder, die das Moratorium über kommerziellen Walfang von 1986 nicht ratifiziert haben und weiterhin Wale töten. Allein im vergangenen Jahr sind 134 Finnwale und 24 Zwergwale getötet worden. Während der letzten Sitzung der "Internationalen Walfangkommission" hat Island deswegen deutliche Kritik entgegen nehmen müssen.

Die 1700 Tonnen Walfleisch aus Island sind bereits auf dem unter der Flagge des Karibikstaats St. Kitts und Nevis fahrenden Frachters "Winter Bay" verladen worden. Aufgrund technischer Probleme hatte sich die Abfahrt des Schiffs aus Island um mehrere Tage verzögert. Inzwischen ist jedoch unterwegs. Einem Eintrag auf der Seite "Vesselfinder.com" zufolge liegt es derzeit im Hafen von Tromsø (Norwegen). Nach Angaben der internationalen Umweltschutzorganisation "Greenpeace" wird es dort noch bis zum 01.07.2015 bleiben.

Die bis zu 24 Meter langen Finnwale, die ein Gewicht von 40 bis 70 Tonnen erreichen können sind die zweitgrößten lebenden Säugetiere der Welt. Sie werden auf der der Roten Liste der Welttierschutzunion IUCN als bedrohte Art geführt.

Im Anhang I des Washingtoner Artenschutzabkommens (CITES) sind Finnwale ebenfalls als bedrohte Art gelistet. Der kommerzielle Handel mit den dort aufgeführten Tierarten ist international verboten. Drei der 181 CITES-Mitgliedsländer haben sich Sonderrechte vorbehalten, die es ihnen erlauben das Verbot zu ignorieren: Island, Norwegen und Japan.

Die Tatsache, dass in Island kaum Walfleisch gegessen wird, zwingt Herrn Loftson Jahr für Jahr dazu, zu versuchen, das Fleisch der getöteten Wale in Japan loszuwerden, dem einzigen Land, in dem noch Walfleisch in nennenswerten Mengen gegessen wird. Aber auch dort geht der Absatz immer mehr zurück.


Petition

Um den Walschlächtern doch noch einen Strich durch die Rechnung zu machen, hat das internationale demokratische Netzwerk "AVAAZ" eine Petition an St. Kitts und Nevis initiiert. Wenn der Karibikstaat dem Schiff seine Flagge entzöge, könnte es seine Fahr nicht fortsetzen. Jede Hafenbehörde müsste es an der Weiterfahrt hindern.

St. Kitts und Nevis lebt vom Tourismus. Wenn der Inselstaat als Unterstützer von Walfängern ins Licht der Öffentlichkeit gerückt werden würde, denn könnte sein guter Ruf bei den Touristen auf dem Spiel stehen. Ähnliche Überlegungen haben in der Vergangenheit schon einmal zum Erfolg geführt. Isländisches Walfleisch, das bei einem Zwischenstopp des Schiffes auf dem Weg nach Japan in den Niederlanden angekommen war, wurde nach Island zurückgeschickt.

Die Petition im Wortlaut:
An den Premierminister von St. Kitts und Nevis, Timothy Harris, und jegliche Regierungen, die den Walfang fördern:

Als Bürgerinnen und Bürger, die sich um den Schutz bedrohter Wale sorgen, fordern wir alle Länder dazu auf, jegliche Beteiligung am isländischen Walfang zu unterlassen. Wir rufen insbesondere St. Kitts und Nevis dazu auf, dem Schiff “Winter Bay” sofort seine Flagge zu entziehen. Dieses Schiff enthält 1.700 Tonnen Fleisch von bedrohten Finnwalen, das nach Japan transportiert werden soll. Wir fordern St. Kitts und Nevis außerdem dazu auf, Japans tödliche Forschungsaktivitäten im Südpolarmeer nicht mehr bei der Internationalen Walfangkommission zu unterstützen und stattdessen den Schutz der Wale zu fördern. Kein Land sollte sich an der Tötung dieser majestätischen Lebewesen beteiligen.


"Hier geht es um Tierschutz. Ein Tier von dieser Größe kann man einfach nicht schmerzlos töten."

Sigursteinn Másson
(Internationalen Tierschutzfonds - IFAW: Sprecher, Island) 

"Herr Loftsson scheint besessen davon zu sein, den internationalen Walfleischhandel wieder zum Leben erwecken zu wollen. Niemand will das Fleisch und die Lager sind voll davon. In Island wird kein Finnwalfleisch gegessen. Wir fordern Herrn Loftsson auf, mit dem sinnlosen und grausamen Schlachten aufzuhören und dieses Jahr keine Finnwale mehr zu jagen."

Patrick Ramage
(Internationaler Tierschutzfonds - IFAW: Kampagnenleiter Wale)



(Quellen: Whales.org vom 05.06.2015, The Guardian vom 05.06.2015 [engl.], Arte vom 25.05.2015, IFAW (International Fund for Animal Welfare - Internationaler Tierschutz-Fonds) vom 19.05.2015, Greenpeace international vom 16.06.2015 [engl.] )

Der Ansager einer Striptease Nummer gab nicht auf

Der Ansager einer Striptease Nummer (gespielt von Wolfgang Marten) ...
Alle Plätze in dem kleinen Raum vor der Bühne sind belegt. Das Publikum wartet auf die Darbietung einer Striptease Tänzerin. Der Ansager der bevorstehenden Striptease Nummer (gespielt von Wolfgang Marten) betritt die Szenerie, richtet hier ein nicht ganz gerade hängendes Bild an der Wand und dort eine nicht absolut perfekt ausgerichtete Requisite auf der Bühne. Nach einem Schluck aus seinem Whiskey Glas erklärt er dem gespannten Publikum, dass ihm gleich der letzten klassische Striptease in Deutschland dargeboten werden wird und beginnt mit der Erläuterung dessen, was das Publikium erwartet, sobald die Tänzerin Andrea auf der Bühne erscheinen wird.


... wartet vergeblich auf das Erscheinen der Tänzerin ...
Der Bühnentechnik sei Dank, hört man die sich aufbauende erotische Spannung förmlich knistern. Eigentlich wären die Worte: "Das Fernsehen ist der Tod des klassischen Striptease", das Stichwort für den Auftritt Andreas gewesen. Aber Andrea tritt nicht wie angekündigt hinter dem Vorhang hervor ... - und dem Ansager bleibt nichts anderes übrig, als zu improvisieren ...


und muss notgedrungen improvisieren.
  
So in etwa begann die Premiere des "Ansagers einer Striptease Nummer, der nicht aufgab" die am vergangenen Samstag im Rahmen des Leher Kultursommers 2015 aufgeführt wurde. Je mehr Zeit verging, desto mehr stellte sich unwillkürlich ein gewisses Mitleid mit dem Ansager ein, der die Situation allerdings souverän beherrschte. Für mich war dies das erste Solo-Theater Stück, das ich gesehen habe.

In der Gaststube des am Rande des Bremerhavener Rotlichtviertel gelegenen Hotels "Metropol" war das Publikum quasi ein Teil der Szenerie und der Aufführung. Ohne es zu merken, fand es sich streckenweise interaktiv in der Rolle des wartenden Striptease-Publikums wieder. Den Äußerungen und Kommentaren der anderen Besucher war zu entnehmen, dass Alle viel Spaß dabei hatten. Alles in allem war es eine rundum gelungene Premiere. Weitere Aufführungen gibt es am 1., 2., 9. und 12. Juli 2015. Mehr Details über das Stück, zu den Eintrittspreisen etc. sind  auf Seite 14 des Programmheftes des "Leher Kultursommers 2015" zu finden.

Montag, 29. Juni 2015

Schwarzes Licht und Schwarzer Kontinent

"Neon Design" in der Bremerhavener "Kulturinsel"
Im Rahmen des "Leher Kultursommers 2015" wird am Dienstag, 30.06.2015, in den Räumen des Vereins "Rückenwind für Leher Kinder e.V." die Ausstellung "Neon Design" der "Kulturinsel" mit Bildern von Kindern und Erwachsenen eröffnet.

Neon Design oder Schwarzlichtkunst sind Bilder, die komplett oder zum Teil mit fluoreszierenden Farben gemalt werden.

Schwarzlicht ist ein umgangssprachlicher Begriff für ultraviolettes Licht. Dieser Bereich des Lichtspektrums liegt im Wesentlichen oberhalb der Wellenlängen, die vom menschlichen Auge gerade noch wahrgenommen werden können. Sichtbar sind im ultravioletten Licht nur fluoreszierende (zum Leuchten im sichtbaren Bereich angeregte) Stoffe.

In einem abgedunkelten Raum, der nur mit "Schwarzlicht" ausgeleuchtet ist, leuchten die fluoreszierenden Farben der Schwarzlichtkunst-Bilder. Ich habe einmal ein Bild gesehen, das bei Tageslicht eine ganz normale Landschaft mit einem Haus an einem See zeigte. Im ultravioletten Licht erschien die Landschaft als nächtliche Szenerie. Am Horizont leuchtete noch das letzte, dunkle Abendrot. Das Haus und die Landschaft waren nur noch schemenhaft erkennbar. Nur die hellerleuchteten Fenster des Hauses waren deutlich zu sehen.


Carte de visite of David Livingstone (2)
David Livingston
(by Smithsonian Institution, United States [see page for license], via Wikimedia Commons)
Ebenfalls am Dienstag beginnt in der Buchhandlung "Mausbuch" eine dreiteilige Lesereihe, die den Spuren des schottischen Missionars, Forschers und Entdeckers David Livingstone folgt, der sich Mitte des 19. Jahrhunderts auf den Weg in den Süden des afrikanischen Kontinents machte.

Weltberühmt wurde er unter anderem mit der Entdeckung der Wasserfälle, die von den Einheimischen "Mosi-oa-Tunya" - Donnernder Rauch - genannt werden. Zu Ehren seiner Königin gab Livingston dem Donnernden Rauch den Namen "Viktoriafälle". In seinen Tagebüchern bezeichnete er sie als das Schönste, was er je gesehen habe - Szenen so lieblich, Engel müssen sie im Flug erblickt haben. Seine Reisen dokumentierte und kommentierte er in seinen umfangreichen Notizen "Reisen und Entdeckungen im südlichen Afrika. Von der Kalahari zu den Victoria-Fällen 1849-1856" ...

Damals, zu der Zeit, als David Livingstone auf dem "schwarzen Kontinent" unterwegs war, erlebte die noch junge Stadt Bremerhaven - damals nicht größer als einige Häuser rund um den noch neuen "Alten Hafen" - gerade einen rasanten Aufschwung. Von ihrem Wachstum profitierte auch der benachbarte Flecken Lehe ...

Im Programmheft des "Leher Kultursommers 2015" heißt es: Wir folgen Livingstone ins Unbekannte. Wir treffen eine Vielzahl von außergewöhnlichen Menschen, lernen das Leben unterschiedlicher Völker kennen und bewältigen große Herausforderungen. Ein Blick zurück nach vorn und ganz besondere Entdeckungen.

Ich wäre gerne dabei gewesen. Leider finden jedoch alle drei Lesungen an Dienstagen statt - und Dienstags ist der Probeabend unserer Singgemeinschaft "Querbeet".


Ausstellung
"Neon Design"
  • Vom: 30.06. bis zum 22.07.2015
  • Von: 16:00 bis 17:00 Uhr
bei "Rückenwind für Leher Kinder"
(Goethestraße 35)


David Livingstone:
Reisen und Entdeckungen im südlichen Afrika
  • Am: 30.06.2015
  • Um: 19:00 Uhr
im der Buchhandlung "Mausbuch"
(Hafenstraße 81)
Der Eintritt ist frei - Spenden für den "Leher Kultursommer" sind willkommen.


(Quellen: Die Zeit vom 19.03.2013, Süddeutsche Zeitung vom 19.03.2013, Kulturinsel, Wikipedia )

Sonntag, 28. Juni 2015

Tausend Jahre Schuld


Am Freitag berichteten die Medien rund um die Welt über drei Attentate innerhalb weniger Stunden in drei verschiedenen Ländern mit "islamistischem Hintergrund". Eines dieser Attentate galt den etwa zweitausend muslimischen Gläubigen, die sich in einer Moschee in Kuwait City zum Freitagsgebet versammelt hatten.

Bei dem Selbstmordanschlag seien Behördenangaben zufolge mindestens siebenundzwanzig Menschen ums Leben gekommen und mehr als Zweihundert verletzt worden. Zu der Tat habe sich der "islamische Staat" (IS) bekannt ...

Was sind das nur für Menschen, die sich unerkannt mit einem Sprengstoffgürtel um den Leib in ein Gotteshaus einschleichen um sich dort selbst in die Luft zu sprengen und dabei möglichst viele andere Muslime auf hinterhältige Weise mit sich in den Tod zu reißen? Glauben diese Massenmörder etwa, dass Gott sie dafür anschließend freudig an der Himmelspforte begrüßt, um sie in sein Paradies eintreten zulassen? - ... Nachdem sie unmittelbar zuvor hunderten oder gar tausenden anderen Menschen, die an ihn, an seine Weisheit und an seine Güte glauben, beziehungsweise glaubten, die Hölle auf Erden bereitet haben?

  • Ich glaube, dieser eine Gott, den gläubige Juden, Christen und Muslime als den Schöpfer der Welt und des Lebens verehren, wird unsagbar traurig sein und bittere Tränen weinen, angesichts der Unmengen Blutes friedlicher Männer, Frauen und Kinder, die in seinem Namen vergossen wurden - und wohl auch weiterhin noch vergossen werden.

"... Weißt du, Kamerad. Seit diesem Abend weiß ich, worum es unseren Obrigen und unserem geliebten Führer tatsächlich geht. Ums Töten. Sonst nichts. Die haben uns von Anfang an nur Geschichten erzählt. Nichts von alledem ist wahr. Das sind Unmenschen im Blutrausch. Schneckenfett und korrupt. Und wir haben munter mitgeholfen. Das ist unser tausendjähriges Reich! Tausend Jahre Schuld! Von dem Mist, den wir verzapft haben, werden noch viele Generationen was haben. Darauf kannste dich verlassen. ..."

(aus "Kupferbrot", Roman von Olaf Satzer,
 erschienen im Schardt Verlag, Oldenburg)


Samstag, 27. Juni 2015

Auch Italien stimmt gegen Staatsstreich der Konzerne

Staaten sind so gut wie chancenlos: Sieben von acht im Jahre 2013 abgeschlossene ISDS-Klagen wurden zugunsten von Konzernen entschieden (Grafik: BUND)
Es sind nicht die Bürger, die darauf aus sind, multinationalen Konzernen ihre grundlegenden demokratischen Rechte in den Rachen zu werfen: Mit Italien hat gerade eben das sechzehnte EU-Mitgliedsland sein Länderquorum für die selbstorganisierte Europäische Bürgerinitiative (sEBI) "Stop TTIP!" erreicht.

Das ist gut so. Jedes weitere EU-Mitgliedsland, das sein Länderquorum für "Stop TTIP!" bis zum Ende der Unterschriftensammlung Anfang Oktober 2015 noch erreicht, jede einzelne Stimme, die bis dahin noch hinzukommt, wird den politisch Verantwortlichen in Brüssel und den Regierungen der EU-Mitgliedsländer vor Augen führen, dass sie sich immer weiter von der Bevölkerung - deren Interessen sie zu vertreten haben(!) - entfernt.

Und es zeigt der EU-Kommission und den pro TTIP eingestellten Regierungen, dass die Bürger es sich nicht gefallen lassen werden, wenn ihre sogenannten Volksvertreter ihre grundlegenden demokratischen Rechte verraten, indem sie diese faktisch außer Kraft setzen. Was da noch auf uns zukommen könnte - sollten CETA und TTIP auf beiden Seiten des Atlantiks ratifiziert werden - droht hinter verschlossenen Türen bereits heute schleichend zur gängigen Praxis zu werden.


US-Chemikaliengesetzgebung:
"Das krasseste Beispiel für ineffektive Regulierung von Umweltschadstoffen"
(Grafik: BUND)
So schreibt beispielsweise die Organisation "Lobby Control" am 01.06.2015 auf ihrer Internetseite, derzeit tobe eine Debatte um den Einsatz von gesundheitsgefährdenden Chemikalien in der EU. Einer neuen Studie zufolge, an der auch "Corporate Europe Observatory" (CEO) - eine weitere Organisation, die den Lobbyismus in der EU beobachtet und dokumentiert - beteiligt war, kämen dabei vor allem die Stimmen der davon betroffenen Chemie-Industrie zu Wort. Bayer, BASF und zentrale europäische Chemieverbände würden sich mit Händen und Füßen gegen das Verbot bestimmter Chemikalien wehren. Verbündete fänden sie dabei in den Regierungen von EU-Mitgliedsländern, der EU-Kommission und den zuständigen Behörden. (Zitat):
"Die Industrie zieht dabei alle Register und fordert auf Regulierungen zu verzichten, um das TTIP-Freihandelsabkommen mit den USA nicht zu gefährden."


TTIP: Kosmetik - Freier Handel mit bleihaltigen Lippenstiften "Made in USA"
(Grafik: BUND)
Diese und alle anderen multinationalen Konzerne sind daran interessiert, dass sich an der Implementierung von internationalen Schiedsgerichten (ISDS) in TTIP - wie im bereits fertig ausgehandelten Handelsabkommen CETA bereits festgeschrieben - nichts ändert. Man kann davon ausgehen, dass ihre Lobbys hinter verschlossenen Türen auch dafür ständig ihren Druck auf die politischen Entscheidungsträger erhöhen.


Ein Staatsstreich durch die ISDS-Hintertür

Wenn diese Konzerne und ihre Lobbyisten bereits heute ungeniert verlangen, dass Richtlinien, Verordnungen und Gesetze, die dem Schutz des globalen Klimas, unserer Umwelt oder unserer Gesundheit dienen, außer Kraft gesetzt werden, 'weil sonst der Erfolg der TTIP-Verhandlungen auf dem Spiel stehen könnte', dann lässt sich erahnen, welche Flut von Klagen wir vor internationalen Schiedsgerichten (ISDS) im Falle der Ratifizierung von CETA und TTIP zu erwarten hätten, mit deren Hilfe sie solche Gesetze einfach außer Kraft setzen lassen könnten, indem sie schlicht und einfach darlegen, dass diese ihre Profite beeinträchtigen könnten.

Die Konzerne greifen nach der Macht, mit der sie demokratisch legitimierte Entscheidungen bisher noch souveräner Staaten für Null und Nichtig erklären lassen können. Ihr Einfluss auf die Politik und der dadurch angerichte Schaden sind bereits heute immens. Sollten sie damit durchkommen, dann wäre unsere Demokratie das Papier nicht mehr Wert, auf dem unsere Verfassungen und unsere Gesetze gedruckt sind. Die Demokratie würde schleichend zur Diktatur der Konzerne verkommen.

In meinen Augen sind diese Angriffe auf die grundlegenden Werte und Rechte unserer demokratischen Gesellschaften mit Waffen aus dem Neusprech-Vokabular so etwas wie ein schleichender Staatsstreich gegen unsere Regierungen unter dem Deckmantel des sogenannten "Freihandels". Demokratisch gewählte Parteien und Politiker - hierzulande sind das insbesondere die sogenannten "großen Volksparteien" - die das zulassen, gehören abgewählt und müssen dafür zur Rechenschaft gezogen werden.

Die Politiker der Bundesregierung leisten vor ihrem Amtsantritt einen Eid. darin heißt es unter anderem: "Ich schwöre, daß ich meine Kraft dem Wohle des deutschen Volkes widmen, .. (und) Schaden von ihm wenden, .. werde." Die Politiker, die den Handeslabkommen CETA und TTIP zustimmen wollen, sind sie meines Erachtens auf dem besten Wege, ihren Eid zu brechen.

  • Damit weiterer Schaden 'vom Volk abgewendet wird', dürfen TTIP und CETA nicht ratifiziert werden!


TTIP-Demo


Europäische Bürgerinitiative gegen TTIP und CETA


(Quellen: Lobby Control vom 01.06.2015, BUND, Wikipedia, Gesetze im Internet )

Erzähl mir Lehe

Kultursommer 2014 - Die Geschichtenerzählerin Julia Klein
Im letzten Jahr, während der Veranstaltung "Orte und Worte" im Rahmen des "Leher Kultursommers 2014", habe ich zum ersten Mal erlebt, wie lebendig die erzählten Geschichten aus dem Mund von professionellen Erzählkünstlern wirken.

Diese Lebendigkeit liegt wohl - neben dem Können der Erzähler - auch in der Natur erzählter Geschichten selbst. Sie verändern sich mit jedem Erzähler, der sie von einem Anderen gehört hat und anschließend weitererzählt. Die gehörten Geschichten lassen in den Köpfen jedes einzelnen Zuhörers Bilder mit jeweils individuellen Nuancen entstehen. Beim Weitererzählen entwickeln die Geschichten auf diese Weise ihre eigene Dynamik.

Eine der Erzählerinen, Julia Klein, hatte im letzten Sommer die Geschichte vom Mond erzählt, der gehört hatte, dass die Bewohner der Erde ihren Planeten für "das größte Werk Gottes im Universum" halten, sich aber selbst für den Größten im Universum hielt. Am Ende ihrer Geschichte stellte sich aber heraus, dass diese Ehre eigentlich dem Publikum der Geschichtenerzäher gebührt ... - Die Leiterin des Erzählfestivals "Feuerspuren", hat für dieses Jahr erzählerische Begegnungen mit den Dichtern konzipiert, denen die Straßen im Leher Goethe-Quartier ihre Namen verdanken. Dort trifft man auf Joseph von Eichendorff, Theodor Körner, Gotthold Ephraim Lessing, Martin Luther, Theodor Storm, Ludwig Uhland und natürlich Johann Wolfgang von Goethe.

Das sei Grund genug, den Dichtern und ihren Straßen Gehör zu verschaffen, meint Erpho Bell, der künstlerische Leiter des "Leher Kultursommers". Begleitet von der deutsch-türkischen Erzählerin Selma Scheele, dem Erzähler Raymond den Boestert aus Utrecht (Niederlande) und der bereits erwähnten Erzählerin Julia Klein folgen die Zuhörer den Geschichten entlang der Straßen des Dichter-und-Denker-Viertels.


Willi Schwarz bei "Orte und Worte" in der "Alten Kirche" (Leher Kultursommer 2014)
Mit von der Partie ist auch wieder der - wie es im Programmheft des "Leher Kultursommers 2015" heißt - "musikalische Nomade" Willy Schwarz, der schon den Orten und Worten des letzten Jahres mit seinem vielfältigen musikalischen Repertoire aus aller Welt einen ganz besonderen Rahmen gegeben hatte. Ich denke, mit "Erzähl mir Lehe" werden wir uns auch in diesem Jahr wieder auf einen kurzweiligen und unterhaltsamen Sonntag Nachmittag freuen können.



Erzähl mir Lehe 
Ein Erzählnachmittag entlang der Dichterstraßen im Goethe-Quartier
  • Am: 28.06.2015
  • Von 15:00 bis 18:00 Uhr

    Treffpunkt: Pausenhof Lehe
    (Ecke Eupener Straße / Potsdamer Straße)

    Teilnahmekarten: 12,– Euro, ermäßigt 8,– Euro


(Quellen: Leher Kultursommer 2015, Geschichtenhändlerin, Märzeit, Vertel Academie, Willy Schwarz )

Freitag, 26. Juni 2015

Buntes, grünes und Striptease zum Wochenende

"Rückenwind für Leher Kinder" mit dem schönsten Zaun von Lehe
Im Rahmen des "Leher Kultursommers 2015" lädt des Verein "Rückenwind für Leher Kinder e.V." heute zum Baumpatenfest ein. Dabei soll auch der "schönste Zaun von Lehe" eingeweiht werden.

Die Rückenwind-Kinder haben jede einzelne Latte des bunten Zauns liebevoll und künstlerisch mit einem individuellen Motiv gestaltet - ein echter "Hingucker"! Außerdem gibt es eine Kaffee- und Limo-Tafel, sowie Spiele und Quatsch rund um den Baum vorm "Rückenwind".


Der Stadtpark Lehe im Leher Ortsteil Klushof
Unter dem Motto "Grünes aus dem Klushof" lädt die "Eigentümerstandortgemeinschaft Klushof" (ESG-Klushof) Morgen, Samstag, 27.06.2015 zu Begegnungen mit besonderen Gewächsen, blühenden Texten, lauschiger Musik, schönen Sämereien und inspirierenden Gesprächen in den Leher Stadtpark und zeigt bei einem Tag der offenen Tür im benachbarten "Familienzentrum Neuelandstraße" eine Foto-Ausstellung mit dem Titel "Die Kinderwelt im Klushof".


Theatersolo mit Wolfgang Marten am 26.06., 01.07., 02.07., 09.07. und 12.07.2015
Ebenfalls am Samstag findet abends im "Hotel Metropol" die Premiere des Theatersolos "Der Ansager einer Stripteasenummer gibt nicht auf" von Bodo Kirchhoff statt. Im Programmheft zum "Leher Kultursommer 2015" heißt es (Zitat):
Ein Abend mit klassischem Striptease, so wie er früher überall im Lande stattfand. Der klassische Striptease: die Kunst sich auf der Bühne so auszuziehen, als wäre kein Publikum zugegen - als fühlte sich die Akteurin unbeobachtet. Diese Kunst wird vorbereitet und begleitet durch einen Ansager, der die Bühne und das Publikum für dieses besondere Ereignis vorbereitet. Und natürlich darf die Künstlerin erst auftreten, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist. So lange gehört die Bühne dem Ansager.

Das Theatersolo "Der Ansager einer Stripteasenummer gibt nicht auf" von Bodo Kirchhoff lässt den Ansager in der Zeit des Wartens auf die Künstlerin, nicht nur über die Kunst des klassischen Striptease erzählen. Der Ansager stellt vielmehr die Frage, wie sich die Gesellschaft selbst und der Umgang mit Menschen untereinander verändert haben und weiter verändern. Und dabei geht es ums Ganze! Das Hotel Metropol ist der ideale Spielort für dieses Theatersolo. Es hat den Charme der sechziger Jahre bewahrt. Gleichzeitig spielt sich vor der Tür des Metropols ein rasanter Wechsel und ein Wandel rund um das Rotlicht-Viertel ab.



Baumpatenfest
Einweihung des schönsten Zauns von Lehe

Die ESG-Klushof lädt zur Begegnung in den Stadtpark

Grünes aus dem Klushof
  • Am: 27.06.2015
  • Ab: 10:00 Uhr

    im Stadtpark Lehe
     

Foto-Ausstellung
Die Kinderwelt im Klushof  + Tag der offenen Tür
  • Am: 27.06.2015
  • Ab: 10:00 Uhr

    im Familienzentrum Neuelandstraße
    (Neuelandstraße 71)
     

Premiere
Der Ansager einer Stripteasenummer
gibt nicht auf

Theatersolo von Bodo Kirchhoff
  • Am: 27.06.2015
  • Um: 20.00 Uhr

    im Hotel Metropol
    (Potsdamer Straße 45)

    Eintritt: 12,– Euro, ermäßigt 8,– Euro

    Weitere Aufführungen des Stücks gibt es
    am 1., am 2., am 9. und am 12. Juli 2015
     


(Quellen: Rückenwind für Leher Kinder e.V., Leher Kultursommer )

Donnerstag, 25. Juni 2015

Klein- und mittelständische Unternehmen gegen TTIP


Klein- und mittelständische Unternehmen (KMU) aus Österreich rufen zum Widerstand gegen TTIP auf. Sie sind (Zitat): "der festen Überzeugung, dass gerade KMU, die einen Großteil der österreichischen Wertschöpfung und Arbeitsplätze sichern, aufgrund einer radikalen Öffnung des Marktes für international agierende Unternehmen massiv unter den Folgen des Abkommens leiden würden."

Den Initiatoren des Aufrufs zufolge beteiligen sich weniger als neunzig Prozent der österreichischen Wirtschaft am atlantischen Handel. "Eine Schwächung des europäischen Handelsraums zugunsten des Handels mit den USA würde schwerwiegende negative Auswirkungen auf das Rückgrat der österreichischen Wirtschaft haben."

(zum Vergrößern bitte auf die Grafik klicken)
Der kürzlich erschienene Bericht der EU-Kommission über KMU und den transatlantischen Handel mit den USA zeichne ein ähnliches Bild. Wie es auf Seite 3 der Broschüre der "Arbeitsgemeinschaft KMU gegen TTIP" heißt, exportieren europaweit nur etwa 150.000 KMU in die USA. Das entspräche einem Anteil von nur 28 Prozent der Wertschöpfung des gesamten Exports aus der Europäischen Union in die USA, während gerade einmal 19.000 europäische Großunternehmen von 72 Prozent des europäischen Exportgeschäfts mit den USA profitieren.


Die "Transparenzoffensive" der EU-Kommission

Ich habe in der Vergangenheit bereits bei verschiedenen Gelegenheiten angemerkt, dass die sogenannte "Transparenzoffensive" von Frau Malmström und der EU-Kommission nichts weiter als ein weiteres Ablenkungsmanöver ist. Zwangsweise zugegeben wird immer gerade nur soviel, wie aufgrund "durchgesickerter" Dokumente ohnehin jeweils schon bekannt geworden ist.

Es freut mich daher, dass diese Tatsache so langsam auch den Verantwortlichen in den Unternehmen bewusst wird, die wohl eher auf der Verliererseite der Handelsabkommen CETA und TTIP stehen würden. Die "Arbeitsgemeinschaft KMU gegen TTIP" schreibt dazu auf ihrer Internetseite (Zitat):
.. Während die EU-Kommission lediglich Daten und Fakten über die propagierten Vorteile vorwiegend für jene KMU veröffentlicht, die bereits in die USA oder nach Kanada exportieren, werden die möglichen negativen Auswirkungen für den Großteil der auf den europäischen Markt konzentrierten KMU weder thematisiert noch erhoben. Die generelle Intransparenz rund um die Verhandlungen und die zaghafte Veröffentlichung von wenigen Dokumenten aufgrund massiven Widerstands in der Bevölkerung widersprechen demokratischen Grundprinzipien. ..

Die KMUs fordern, das hohe Niveau europäischer Sozial- und Umweltstandards sowie der demokratischen Mitbestimmung zu erhalten, anstatt sie den Interessen einzelner Konzerne beiderseits des Atlantiks zu opfern. Vertragsbestandteile wie der Investorenschutz (Stichwort: "Internationale Schiedsgerichte" - ISDS), die weitere Öffnung der öffentlichen Auftragsvergabe oder die Angleichung hart erarbeiteter Umwelt- und Sozialgesetze ließen jedoch gerade die Bevorzugung von Konzernen bei gleichzeitiger Benachteiligung der KMU erwarten. Erfahrungen mit anderen "Frei"-Handelsabkommen würden diese Befürchtungen bestätigen.

Die "Arbeitsgemeinschaft KMU gegen TTIP" fordert deshalb die österreichische Bundesregierung, den Nationalrat und das EU-Parlament auf, die TTIP-Verhandlungen sofort zu stoppen.
  • KMUs, die sich dem Aufruf anschließen möchten, können ihn auf der Internetseite der Arbeitsgemeinschaft online unterzeichnen.


Zum Weiterlesen
Arbeitsgemeinschaft KMU gegen TTIP:


  • "Malmströms Transparenzoffensive ist ein Fake. Ihre Empörung zeigt, dass die Angebote der Kommission an die Amerikaner teilweise skandalös sind. Es hat einen Grund, warum sie nicht will, dass das öffentlich wird." Eigentlich sollte es selbstverständlich sein, dass Dokumente, die der US-Seite seit einem Jahr vorliegen, "der eigenen Bevölkerung zugänglich gemacht werden".

    Michel Reimon
    (Österreich, Mitglied der Fraktion der Grünen im EU-Parlament)
      
  • Mehr Transparenz ist nur machbar, "wenn wir und unsere Verhandlungspartner sicher sein können, dass die Vertraulichkeit respektiert wird".

    Cecilia Malmström
    (EU-Kommission, Handelskommissarin)
    "Transparenz" und "Vertraulichkeit" - sprich: "Geheimhaltung" - schließen sich nach meinem Verständnis gegenseitig aus. Irgendwie hat Frau Malmström ein merkwürdiges Verständnis bezüglich der versprochenen "Transparenz" im Zusammenhang mit den TTIP-Verhandlungen - in einem Brief an Herrn Schulz (EU-Parlament, Präsident) und Herrn Lange (EU-Parlament, Handelsausschuss, Vorsitzender) hatte sie sich darüber empört, dass 'ein Abgeordneter unlängst den Inhalt eines geheimen TTIP-Dokumentes veröffentlicht' habe.


(Quellen: Heise Telepolis vom 08.04.2015, Kurier vom 13.02.2015, Arbeitsgemeinschaft KMU gegen TTIP )

Dienstag, 23. Juni 2015

Der Regen kam pünktlich ...

Start der mobilen Auftaktveranstaltung zum "Leher Kultursommer 2015"

... zum Auftakt des "Leher Kultursommers 2015". Aber Gäste und Akteure hatten vorausschauend für die passende Kleidung gesorgt. Mit Regenschirm und -jacke, Ostfriesennerz und Südwester waren sie auf den warmen Sommerregen bestens vorbereitet und strahlten mit der Sonne um die Wette, die über den Wolken schien, denen sie die verschiedensten Schattierungen aus dem großen Repertoire der Grautöne entlockte.

Am Start auf dem Ernst-Reuter-Platz versammelte sich die kulturelle Prominenz auf dem Festwagen. Dabei durfte natürlich auch der Schirmherr des "Leher Kultursommers 2015", Herr Frost (Schul- und Kulturdezernent), nicht fehlen. Auf dem Foto oben ist er noch ohne Regenschirm zu sehen.

Auf dem Ernst-Reuter-Platz beginnen die Stadtteilführungen "Der Altstadtrundweg" mit der ESG-Lehe (08.07.2015) und "Wildes Lehe" mit Schülern und Schülerinnen der Schule am Ernst-Reuter-Platz (09.07.2015).


Erpho Bell (künstlerischer Leiter) liest aus Goethe's "Faust" (oben links)

Der auf der gegenüberliegenden Seite der Hafenstraße gelegene Leher Ortsteil verdankt seinen Namen dem wohl bekanntesten Dichter Deutschlands: Johann-Wolfgang von Goethe. Nach der Rezitation einiger Zeilen aus  seinem wohl berühmtesten Werk, dem "Faust", ging es los in Richtung Stadtpark Lehe.


Im Leher Stadtpark
Dort wartete bereits eine Delegation der Eigentümerstandortgemeinschaft "Klushof" (ESG Klushof) auf den kleinen "Festzug" der mit den Versen aus einem an den Sommer angepassten Frühlingsgedicht empfangen wurde. Die "ESG Klushof" ist seit dem September letzten Jahres als Verein organisiert und will mit ihren Aktivitäten die Attraktivität des Leher Ortsteils "Klushof" als Wohnstandort stärken.

Bei einer Begegnung im Stadtpark wird die ESG-Klushof "Grünes aus dem Klushof" präsentieren und im Familienzentrum Neuelandstraße wird beim Tag der offenen Tür die Foto-Ausstellung "Die Kinderwelt im Klushof" zu sehen sein.


Impressionen vom Auftakt des Leher Kultursommers vor der "Theo"

Vom Leher Stadtpark aus machte sich der "Mini Festzug" auf den Weg ins Viertel der großen "Dichter und Denker", dem Leher Goethe-Quartier. Das erste Etappenziel dort war die an der Kreuzung Lutherstraße/Stormstraße gelegene "Theo", die ehemalige Theodor-Storm-Schule. Neben den afrikanischen Klängen einer Trommelgruppe durfte an dieser Stelle natürlich auch eines der - wie ich finde - schönsten Gedichte Theodor Storms nicht fehlen - eine Liebeserklärung an seine "graue Stadt am Meer" (Husum):

Am grauen Strand, am grauen Meer
Und seitab liegt die Stadt;
Der Nebel drückt die Dächer schwer,
Und durch die Stille braust das Meer
Eintönig um die Stadt.

Es rauscht kein Wald, es schlägt im Mai
Kein Vogel ohn Unterlaß;
Die Wandergans mit hartem Schrei
Nur fliegt in Herbstesnacht vorbei,
Am Strande weht das Gras.

Doch hängt mein ganzes Herz an dir,
Du graue Stadt am Meer;
Der Jugend Zauber für und für
Ruht lächeld doch auf dir, auf dir,
Du graue Stadt am Meer.


In der "Theo" werden unter anderem die Lesung eines Bremerhavener Autors und die "Geschmackssachen" der Schreibverrückten - passend zu kulinarischen Spezialitäten aus der griechischen Küche - zu erleben sein.



Pause auf dem "Pausenhof Lehe"
Nachdem sich das Festkommitee wieder auf den Weg gemacht hatte, legte es auf dem "Pausenhof Lehe" die nächste Pause ein. Dort wurde der Festwagen von einer Schar Kinder mit bunt schillernden Seifenblasen in Empfang genommen. Vor der Weiterfahrt revanchierten sich die Akteure der Auftaktveranstaltung mit einem bunten Salut aus der Konfettikanone.

Auf dem Pausenhof Lehe startet am 28.06.2015 der Erzählnachmittag "Erzähl mir Lehe"  entlang der Dichterstraßen im Goethequartier und am 03.07.2015 werden dort die Karten für die "Musik im Wohnzimmer" ausgegeben. Am 05.07.2015 folgt an dieser Stelle ein Flohmarkt mit Kultur und am 19.07.2015 das "Fest der Kulturen". Außerdem beginnen hier die beiden Stadtteilführungen unter dem Motto "Kunst-Geh_schichten im Goethequartier" mit Schülern und Schülerinnen der Astrid-Lindgren-Schule (09. und 16.07.2015).


Vorbei an den Gründerzeitfassaden des Goethe-Quartiers ging es dann weiter zum Ziel der Auftaktveranstaltung, ...


Abschluss der Auftaktveranstaltung vor der Quartiersmeisterei Lehe

... die Quartiersmeisterei in der Uhlandstraße. Dort werden am 17. Juli 'Sinti und Roma Einblicke in die Lebenswelt ihrer allgegenwärtigen Minderheit' geben. Ein letzter Schuss aus der Konfettikanone markierte das Ende der ersten Veranstaltung des "Leher Kultursommers 2015".


Weiter im Programm geht es am kommenden Donnerstag mit drei Veranstaltungen. Um 16 Uhr eröffnet die Ausstellung "Aus junger Perspektive" in der "Goethe 45" und ab 19 Uhr folgen die "Geschmackssachen" der Schreibverrückten und Lesungen aus "Lenin und die Hühner", sowie "Kupferbrot" in der "Theo".


Ausstellung
"Aus junger Perspektive"
Anhand zeitgenössischer Positionen aus dem Kunstmuseum Bremerhaven haben Kinder die Werke berühmter Künstler auf ihre eigene Art neu interpretiert und eigene Bilder geschaffen.
  • Am: 25.06.2015
  • Um: 16:00 Uhr

    im Zwischennutzungsprojekt "Goethe 45"
    (Goethestraße 45, Ecke Uhlandstraße)

Tischlesungen zum Abendessen
"Geschmackssachen"
Die "Schreibverrückten" lesen aus ihrem neuen Buch: "Geschmackssachen – hochprozentig schreibverrückt. Texte zum Essen und Trinken" – mal pikant, mal deftig, gut abgewogen oder scharf abgeschmeckt, mal zuckersüß oder mit einer gehörigen Prise Humor und Ironie gewürzt. Die Texte kommen - passend zum Essen - als Tischlesung beim Menü!
  • Am: 25.06.2015
  • Um: 19:00 Uhr

    in der "Theo", Restaurant "Storms Soeben"
    (Lutherstraße 7, Ecke Stormstraße)
    in Zusammenarbeit mit dem Team vom "Olympischen Feuer"

Olaf Satzer und Gäste lesen aus
"Lenin und die Hühner" und "Kupferbrot"
Bei dieser Lesung der speziellen Art, wird nicht nur der Bremerhavener Autor Olaf Satzer aus seinen Romanen lesen. Wie es im Programmheft des Leher Kultursommers 2015 heißt, gibt es auch bekannte, virtuelle Überraschungsgäste, die den Zuhörern per Videoeinspielung Passagen aus den Büchern vortragen und sogar Romanfiguren werden zum Leben erweckt und persönlich zugegen sein, um aus einer der Geschichten zu lesen. Für die musikalische Begleitung der Veranstaltung sorgt der gemischte Chor "HEY NOW". Eingetrommelt wird die Lesung von der Trommelgruppe "Nimba" unter der Leitung von Ronald Böckmann.
  • Am: 25.06.2015
  • Um: 19:30 Uhr

    in der "Theo"
    (Lutherstraße 7, Ecke Stormstraße)
    Eintrommeln ab 19:00 Uhr


(Quellen: Bremerhaven.de, Die Theo, Projekt Gutenberg, Facebook-Auftritt des Pausenhofs Lehe, Leher Kultursommer 2015, Olaf Satzer )

Montag, 22. Juni 2015

Der Regen kam später

Musikfest im Bürgerpark, Collage
Impressionen vom Musikfest im Bremerhavener Bürgerpark 2015
Die Wettervorhersagen für gestern hörten sich eher nass als trocken an. Trotzdem haben wir mit dem Wetter beim Musikfest im Bürgerpark 2015 viel Glück gehabt. Bei den letzten Konzerten des Tages dürften die Zuhörer allerdings trotzdem noch nass geworden sein. So bei 19 Uhr herum, als ich gerade wieder zu Hause war, fing es doch noch richtig an zu regnen.

Neben der Musik gab es auch einiges an Kleinkunst zu sehen. Auf der Bühne am Bootshaus stellte eine Erzähl-Künstlerin beispielsweise ihr "Kamishibai", ein japanisches Tischtheater, vor. Die Kinder waren begeistert und auch viele Erwachsene fühlten werden sich wohl in ihre Kinheit zurückversetzt gefühlt haben, als ihre Eltern ihnen das Märchen von den Bremer Stadtmusikanten vorgelesen haben.

Gut gefallen ben mir auch ein Beitrag mit "plattdeutschen Texten und Liedern zum Zuhören und Mitsingen" und ein Konzert mit Liedern von Reinhard Mey auf der "Neuen Bühne". Dort war in den vorangegangenen Stunden richtig gut gecoverte Rockmusik zu hören gewesen. Unglücklich war allerdings, das die Bands auf der "Neuen Bühne" mit ihrer Lautstärke oftmals die leiseren Konzerte auf der benachbarten Bühne "Bismarkstraße" übertönten.

Von meinen Bekannten, die bei den "Blue Moon Gospel Singers" singen, habe ich gehört, dass sie sich sehr konzentrieren mussten, um sich von den schnellen Bässen der Rockbands nicht aus dem Takt bringen zu lassen. Missmutigen Äußerungen von Leuten, die gekommen waren, um den Chören auf der Bühne "Bismarkstraße" zuzuhören, war zu entnehmen, dass die herüberwehenden Rockklänge auch beim Publikum dort nicht gut ankamen.

Freitag, 19. Juni 2015

Die Maut ist "out" ...

... - vorerst jedenfalls. Nachdem mit der Unterzeichnung der Maut-Gesetze Herrn Dobrindts (CSU, Bundesverkehrsminister) durch Herrn Gauck (Bundespräsident) seit letzter Woche amtlich ist, was die EU-Kommission von Beginn an als nicht konform mit EU-Recht bemängelt, hat sie nun ein Vertragsverletzungsverfahren gegen die Bundesrepublik Deutschland eingeleitet. Damit droht Deutschland eine Klage vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH).

Ausländische Autofahrer abzukassieren, während deutsche Autofahrer ihr Geld über eine Kfz-Steuersenkung zurückbekommen sollen, ist nicht nur aus Sicht der EU-Kommission eine klare Benachteiligung ausländischer Autofahrer. Auch wenn öffentlich nicht so gerne darüber gesprochen wird, sehen die meisten Bundesbürger das wohl ähnlich. Die meisten Menschen hierzulande werden also geahnt haben, dass genau das passieren würde, was der Herr Verkehrsminister nie wahrhaben wollte.

Herr Dobrindt erwartet nun langwierige Rechtsstreitigkeiten. Da bis zu einem Urteil zwei Jahre vergehen könnten, wäre der ursprünglich geplante Starttermin für seine Maut im kommenden Jahr nicht mehr zu halten. Deshalb gab Herr Dobrindt gestern bekannt, dass die Einführung seiner umstrittenen "Infrastrukturabgabe" auf unbestimmte Zeit verschoben werden soll.

Die Vorbereitungen für die Einführung werde er jedoch wie geplant weiter vorantreiben. Die Auswahl eines Betreibers für das vorerst ausgebremste Maut-System könne jedoch erst nach einem Urteil des Europäischen Gerichtshofes erfolgen.

Herr Dobrindt hält die EU weiterhin für nicht zuständig. Die Tagesschau zitiert ihn dazu auf ihrer Internetseite in einem Artikel vom 18.06.2015 mit den Worten (Zitat): "Was wir mit der Kfz-Steuer machen, ist ausschließlich nationale Hoheit, Brüssel hat da keine Kompetenzen. .. Von unserem Kurs, mehr Gerechtigkeit auf der Straße zu schaffen, lassen wir uns nicht abbringen." Die Bundesregierung habe eindeutig nachgewiesen, dass die Maut-Gesetze EU-konform seien.


Wenn ...
... die Rechtslage tatsächlich so eindeutig wäre, dann hätte die EU-Kommission jetzt wohl kaum das Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland eingeleitet und Herr Dobrindt hätte jetzt nicht die Reißleine ziehen müssen. Daran, dass deutsche Autofahrer über die im Rahmen der Maut-Gesetze geplante Senkung der Kfz-Steuer schadlos gehalten werden sollten, ist wohl kaum ein Zweifel möglich. Schließlich hat Herr Dobrindt mit genau diesem Argument erreicht, dass es hierzulande keinen allzu lautstarken Protest gegen seine Maut-Pläne gibt.

... Herr Dobrindt - wie von ihm angekündigt - an den Vorbereitungen für die Einführung einer Pkw-Maut festhält, die Umsetzung nach einem Urteil des EuGH aber nur möglich wäre, wenn er auch die deutschen Autofahrer zur Kasse bitten würde, dann würde er sein vor der Bundestagswahl den Wählern gegenüber abgegebenes Versprechen brechen. - Bleibt zu hoffen, das in diesem Falle auf "aufgeschoben" ausnahmsweise mal "aufgehoben" folgt, indem der EuGH dem verkehrspolitischen Irrsinn ein Ende setzt.

... Herr Dobrindt tatsächlich die Absicht gehabt hätte, "Gerechtigkeit auf der Straße zu schaffen", dann hätte er seine "Infrastrukturabgabe" in Form eines prozentualen Aufschlags auf die Treibstoffpreise erhoben, dessen Erträge ausschließlich an die Instandhaltung und ggf. den Ausbau der Verkehrswege gebunden gewesen wären. Dann wäre nähmlich jeder Autofahrer genau in dem Maße belastet worden, in dem er tatsächlich an der Nutzung der Straßen beteiligt gewesen wäre. Das Geld wäre von der Tanksäule via Finanzamt direkt in die dafür vorgesehene Infrastrukturkasse geflossen. Ein teures, durch eine private Firma betriebenes Mautsystem, sowie den damit verbundenen erheblichen Verwaltungsaufwand, hätte er sich und uns damit ersparen können.


Klima-Maut statt Ausländer-Abzocke

Eine Überlegung, die in diesem Zusammenhang überhaupt nicht zur Sprache kommt, sind die auch verkehrsbedingt nach wie vor steigenden CO2-Emissionen und die damit verbundene Beschleunigung des globalen Klimawandels. Eine zukunftsorientierte Verkehrspolitik würde deshalb darauf hinwirken, die mit fossilen Kraftstoffen betriebenen Fahrzeuge schnellstmöglich von unseren Straßen zu verbannen.

Die Erhebung einer europaweiten "Klima-Maut", die ausschließlich für den aus Gründen des Klimaschutzes notwendigen Umbau der Verkehrssysteme eingeführt werden würde, ließe sich den Menschen gegenüber plausibel darstellen und daher wohl erheblich leichter "verkaufen", als eine deutsche Maut, die einzig darauf ausgelegt ist, ausländische Autofahrer abzuzocken.

Eine wirklich nachhaltige Infrastrukturmaßnahme wäre deshalb - insbesondere in den Städten - der flächendeckende Ausbau eines Steckdosennetzes für das Laden der Akkus von Elektrofahrzeugen. Wenn alle heute mit Otto- und Dieselmotoren betriebenen Fahrzeuge durch Elekrtofahrzeuge ersetzt werden sollen, dann muss jeder die Möglichkeit haben, jederzeit an jeder Straße und auf jedem Parkplatz die Akkus seines Fahrzeugs zu laden. Das ist jedoch - zur Zeit jedenfalls noch - völlig utopisch.

Schneller zu realisieren wäre wohl die flächendeckende Elektrifizierung des Schienenverkehrs und die weitestgehende Verlagerung des Verkehrs von der Straße auf die Schiene - eine Forderung an die Politik, die bereits seit den achtziger- und neunziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts immer wieder gestellt wird.

In der Realität passiert jedoch seit geraumer Zeit das absolute Gegenteil. Solange noch Verkehrsminister, die der guten alten Zeit gummibereifter Statussymbole nachtrauern, versuchen, die Richtung vorzugeben, und solange Automobilhersteller auf "Wunsch" ihrer Lobbyisten noch mit tonnenschweren, fossil betriebenen PS-Monstern protzen können, mit deren Hilfe Straßen-Machos glauben, ihre Männlichkeit demonstrieren zu müssen, wird sich daran aber so schnell wohl auch nichts ändern.


(Quellen: Der Spiegel vom 18.06.2015, Deutsche Wirtschafts Nachrichten vom 18.06.2015, Der Tagesspiegel vom 18.06.2015, Frankfurter Rundschau vom 18.06.2015, Handelsblatt vom 18.06.2015, Süddeutsche Zeitung vom 18.06.2015, Die Zeit vom 18.06.2015)

Mittwoch, 17. Juni 2015

10. Musikfest im Bürgerpark

Bürgerpark Musikfest 2009, Bühne im Bauerngarten
Wenn es auf den Wiesen und an den Wegrändern im Bremerhavener Bürgerpark und auf den vielen Bühnen wieder singt und klingt, dann feiern die Bremerhavener ihr "Musikfest im Bürgerpark".

Das alle zwei Jahre stattfindende musikalische Ereignis steigt in diesem Jahr bereits zum zehnten Mal. So gesehen gibt es zwei Jubiläen zu feiern: Das zehnte Musikfest und das zwanzigjährige Bestehen. Wie immer hält das reichhaltige Programm für jeden etwas bereit. Von Klassik bis Rock und Pop, von Folk bis Gospel, von traditionellen Chorgesängen bis zu Chansons und Caféhaus-Musik ist alles dabei und auch Folk-, Blues- oder Jazz-Anhänger kommen auf ihre Kosten.

Auch unsere Singgemeinschaft "Querbeet" ist wieder dabei. In diesem Jahr gibt es eine Premiere: Unseren ersten Auftritt mit Midi-Begleitung. Ende letzten Jahres haben wir damit begonnen unseren beiden Instrumentalisten diverse virtuelle Kollegen zur Seite zu stellen.

Dienstag, 16. Juni 2015

Kultursommer startet mit mobiler Auftaktveranstaltung

(Foto und Grafik: ©Leher Kultursommer)
Mit einer mobilen Auftaktveranstaltung startet am kommenden Montag der "Leher Kultursommer" in die fünfte Runde. Die Route führt entlang einiger der vielen Veranstaltungsorte im Stadtteil.

Dabei gibt es Begegnungen mit dem Programm der kommenden Wochen und Einladungen direkt vor Ort. Mit dabei sind in diesem Jahr wieder die Konzerte im Wohnzimmer und an anderen ungewöhnlichen Räumen.

Ein weiterer Höhepunkt dürfte der "Ami-Markt" auf dem Phillips-Field werden. Die Organisatoren wollen damit an das "German-American Volksfest" erinnern, das bis zum Abzug der US-Army aus Bremerhaven alljährlich im Herbst zusammen mit dem Bremerhavener Freimarkt auf dem gegenüberliegenden Wilhelm-Kaisen-Platz gefeiert wurde.

Das komplette Veranstaltungsprogramm des "Leher Kultursommers 2015" gibt es hier als PDF-Dokument ...


Leher Kultursommer 2015
Mobile Auftaktveranstaltung
mit vielen Überraschungen

  • Am: 22.06.2015
  • Um: 17:00 Uhr

    Treffpunkt: Ernst-Reuter-Platz
    Hafenstraße, Ecke Melchior-Schwoon-Straße

Samstag, 13. Juni 2015

TTIP: Kroatien erreicht sein Länderquorum



Über Nacht hat Kroatien als fünfzehntes EU-Mitgliedsland sein Länderquorum für die selbstorganisierte Europäische Bürgerinitiative (sEBI) "Stop TTIP!" erreicht. Damit erfüllen jetzt mehr als die Hälfte aller EU-Mitgliedsländer das zweite Kriterium für den Erfolg einer registrierten Europäischen Bürgerinitiative.

Wer jetzt noch behauptet, nur die Deutschen und die Österreicher würden gegen Schiedsgerichte (ISDS) in TTIP und CETA auf die Barrikaden gehen, der versucht die Realität schön zu reden - frei nach dem Motto: "Es ist nicht, was nicht sein darf".

Mehrfach überschritten wird das Länderquorum derzeit in sieben EU-Mitgliedsländern ... - was genau der Mindestanzahl der EU-Länder entspricht, in denen das Länderquorum für eine EBI einfach - das heißt zu 100 Prozent - erfüllt sein muss. Mehr als 2,18 Millionen Bürger der Europäischen Union unterstützen inzwischen die sEBI:
Tendenz steigend ...

Auch auf der anderen Seite des Atlantiks gibt es Proteste gegen TTIP - nicht nur seitens der Bürger. Ausgerechnet die Demokraten haben gestern die Pläne Herrn Obamas (USA, Präsident) zurückgewiesen, die ihm mithilfe der sogenannten "Trade Promotion Authority" (TPA) ermöglichen hätten, über die von ihm ohne die Mitwirkung des Kongresses verhandelten Freihandelsabkommen TTIP und TPP mit einer einfachen Ja- oder Nein-Abstimmung abstimmen zu lassen. Der Kongress hätte damit das Recht verloren, das Abkommen nachträglich zu verändern, zu erweitern oder zu verzögern. Darüber berichtete gestern unter anderem die New York Times.

Umgangssprachlich wird das von Herrn Obama gewünschte "Trade Promotion Authority"-Gesetz unter den Bürgern in den USA treffend auch als "Fast Track" (Überholspur) bezeichnet. Parallel dazu lehnte die Parlamentskammer mit 302 zu 126 Stimmen ein Gesetz über die Entschädigung von Arbeitnehmern ab, die infolge der Freihandelsabkommen TPP und TTIP ihren Arbeitsplatz verlieren.

  • By the Way:
    Hierzulande heißt es seitens der TTIP-Befürworter doch immer, das Handelsabkommen würde ein enormes Wirtschaftswachstum in Europa auslösen und jede Menge neue Jobs generieren. Da stellt ich mir spontan die Frage, warum um alles in der Welt Herr Obama unbedingt ein Gesetz haben will, mit dessen Hilfe Arbeitnehmer entschädigen werden sollen, deren Jobs infolge von TTIP verloren gehen!

Im Oktober geht es nach Berlin

Zum Jahrestag des Starts der Unterschriftensammlung für "Stop TTIP!" ist in Berlin eine große Demonstration geplant. Die Internetseite mit dem Aufruf zur Demonstration ist seit dem 03.06.2015 online. Hinter dem Aufruf steht ein breites Bündnis aus Nichtregierungsorganisationen (NGOs), dessen Spektrum praktisch alle gesellschaftlichen Schichten Deutschlands repräsentiert.




(Quellen: New York Times vom 12.06.2015, Handelsblatt vom 12.05.2015, Stop TTIP, TTIP-Demo, Wikipedia )

Donnerstag, 11. Juni 2015

TTIP: Laute Auseinandersetzungen im EU-Parlament


EU-Parlament sagt TTIP-Debatte ab - Tumult im EU-Parlament (Tagesschau vom 10.06.2015)

In einem Filmbeitrag der Tagesschau der ARD war gestern Abend zu sehen und zu hören, wie Herr Weber (CSU, Europäischen Volkspartei, Fraktionsvorsitzender) sagte (Zitat): "Mir macht es Angst, wenn ich sehe, wie die Links- und die Rechtsradikalen hier im Haus sich gegenseitig in Rage reden und die Grünen an der Seite dieser Leute stehen."

Die Antwort der Grünen folgte promt. Frau Harms (Die Grünen, Fraktionsvorsitzende) entgegnete (Zitat): "Wenn jetzt jeder, der kritisch ist gegen private Schiedsgerichte, an den Pranger gestellt wird als links und rechtsradikal, dann frage ich mich, was wir für eine Basis der Zusammenarbeit haben."

Diese und weitere tumultartige Szenen gab es gestern Morgen im Plenum des EU-Parlaments, nachdem die Christdemokraten, Konservativen und Liberalen Mit einer Mehrheit von 183 gegen 181 Stimmen die vorgesehene Debatte zum Thema TTIP auf unbestimmte Zeit verschoben hatten.

Der Verein Mehr Demokratie e.V. kommentiert die Vorfälle runs um die Absage der Resulotion und der Debatte des EU-Parlaments in einer Pressemitteilung (Zitat):
.. Die Organisatoren der selbstorganisierte Europäischen Bürgerinitiative "Stop TTIP" haben erfreut auf die Absetzung der TTIP-Abstimmung in der heutigen Sitzung des Europaparlaments reagiert. Ernst-Christoph Stolper, Sprecher der selbstorganisierten Europäischen Bürgerinitiative erklärte hierzu: "Offenbar war sich die große Koalition im Europaparlament ihrer Mehrheit nicht mehr sicher und hat die Reißleine gezogen. Der Protest der europäischen Bürgerinnen und Bürger ist im EP angekommen."

Erst vor wenigen Tagen hatte die selbstorganisierte Europäische Bürgerinitiative bekanntgegeben, dass mehr als zwei Millionen Bürgerinnen und Bürger die Initiative mit ihrer Unterschrift unterstützt haben. Zusammen mit vielen nationalen und europäischen Organisationen und Initiativen hatten sich die Organisatoren der Bürgerinitiative in den vergangenen Tagen bei den Abgeordneten dafür eingesetzt, insbesondere eine klare Ablehnung der geplanten Paralleljustiz für Konzerne in die Resolution aufzunehmen und damit die Absicht der Kommission zu durchkreuzen, die Verhandlungen unverändert weiterzuführen. Immer mehr Abgeordnete hatten sich in den vergangenen Tagen einem überparteilichen Änderungsantrag für eine klare Ablehnung der Konzernklagerechte ISDS angeschlossen. Dies hat nun offenbar zur Absetzung der Abstimmung geführt. "Ein ‚Weiter so‘ kann es bei den Verhandlungen nicht geben", erklärte Stolper: "Wir fordern die Europaabgeordneten auf, den Schutz der Bürgerinnen und Bürger ohne Wenn und Aber nach vorn zu stellen und sich dabei keinem Druck zu beugen."

Roland Süß, Sprecher der Europäischen Bürgerinitiative, machte deutlich, was die Bürgerinnen und Bürger vom Europaparlament erwarten: "Wir fordern die Europaabgeordneten auf, sich klar zu positionieren: Gegen privilegierte Konzernklagerechte und eine Aushöhlung demokratischer Verfahren durch regulatorische Kooperation, gegen die Senkung von ökologischen und sozialen Standards und die Privatisierung von öffentlichen Dienstleistungen und Daseinsvorsorge. Dafür wird die selbstorganisierte Bürgerinitiative ‚Stop TTIP‘ weiter kämpfen und Unterschriften sammeln."
..

Darüber, ob die Absetzung der TTIP-Abstimmung in der gestrigen Sitzung des Europaparlaments ein Grund zur Freude ist, kann man sicher geteilter Ansicht sein. Ich habe die Tatsache, dass es im EU-Parlament offenbar keine sichere Mehrheit für den Abbau grundlegender demokratischer Rechte der EU-Bürger und der Regierungen ihrer Länder in Form von "regulatorische Kooperation" und "privaten Schiedsgerichten" gibt, mit Genugtuung zur Kenntnis genommen.

Die Aussetzung der Debatte darüber, halte ich jedoch für einen schweren Fehler. Der notwendigen überparteilichen, demokratischen Auseinandersetzung, wie sie unter Demokraten eigentlich selbstverständlich sein sollte, haben die 183 Abgeordneten des EU-Parlaments, die für die Aussetzung der Debatte gesorgt haben, großen Schaden zugefügt.

Wenn die183 Christdemokraten, Konservativen und Liberalen der Meinung sein sollten, mit der Aussetzung der Debatte könnten sie den quer durch die Fraktionen der Konservativen und der Sozialdemokraten im EU-Parlament verlaufenden Riss in Sachen TTIP vertuschen, dann haben sie sich schwer getäuscht. Besser beraten wären sie gewesen, wenn sie sich in einer offensiven Debatte mit ihren politischen Gegnern darüber ausenandergesetzt hätten. Wie anders sollte es sonst wohl zu einer ehrlichen demokratischen Mehrheitsfindung im EU-Parlament kommen?

"Wenn jetzt jeder, der kritisch ist gegen private Schiedsgerichte, an den Pranger gestellt wird als links und rechtsradikal, dann frage ich mich, was wir für eine Basis der Zusammenarbeit haben."

Rebecca Harms (Die Grünen, Mitglied des EU-Parlaments, Fraktionsvorsitzende) am 10.06.2015 im Plenum des EU-Parlaments


Europäische Bürgerinitiative gegen TTIP und CETA


Dienstag, 9. Juni 2015

Resolution des EU-Parlaments zu TTIP abgesagt



Nachdem abzusehen war, dass ein mühsam ausgehandelter Kompromiss zu platzen drohte, hat Herr Schulz (Europaparlament, Präsident) heute die für morgen vorgesehene Abstimmung zu einer Resolution darüber, wie die EU-Kommission die Verhandlungen über TTIP mit den USA führen soll, abgesagt.


Nach monatelangen Verhandlungen, über einen Standpunkt, der von möglichst vielen Abgeordneten mitgetragen wird, hatten sich die Sozialdemokraten und die Christdemokraten im Außenhandelsausschuss des EU-Parlaments auf eine Formulierung geeinigt, die von einem Teil der Fraktion der Sozialdemokraten abgelehnt wird.

Einem Artikel auf der Internetseite des Spiegel zufolge, beruft sich Herr Schulz formal auf den Artikel 175 der Geschäftsordnung des EU-Parlaments. Darin heißt es, dass eine Abstimmung, zu der mehr als 50 Änderungsanträge vorliegen, von der Tagesordnung genommen, an den zuständigen Ausschuss zurückverwiesen und später erneut zur Abstimmung gestellt werden kann. Zu der TTIP-Abstimmung lagen dem Spiegel zufolge 116 Änderungsanträge vor.

Kritiker aus anderen Parteien im EU-Parlament werfen Herrn Schulz jedoch politische Manipulation vor und sprechen von einem Erfolg der Wirtschaftslobbyisten. Der Spiegel zitiert dazu Herrn Bütikofer (Die Grünen, Abgeordneter) mit den Worten (Zitat):
"Trotz eines faulen Kompromisses im Handelsausschuss zwischen Sozialdemokraten und Konservativen ist man sich offenbar nicht ausreichend sicher, für die vorgeschlagenen Regelungen zur Paralleljustiz zugunsten von internationalen Investoren (ISDS) eine Mehrheit zu bekommen."

Mit anderen Worten: Wäre es Morgen zur Abstimmung gekommen, hatte es nach Ansicht Herrn Bütikofers wahrscheinlich eine Mehrheit gegen ISDS in TTIP gegeben. Das EU-Parlament hätte die EU-Kommission also aufgefordert, die geheimen TTIP-Verhandlungen abzubrechen. Träfe das zu, dann wäre es Herrn Schulz mit der Absage der Abstimmung in Wahrheit wohl eher darum gegangen, in letzter Minute ein Debakel für die Mitglieder der Sozialdemokraten im EU-Parlament zu verhindern.

  • Meines Erachtens ist diese überraschende Entwicklung aber auch ein Indiz dafür, dass der stetig wachsende Widerstand und Protest der Bürger in der EU, sowie die Argumente der TTIP-Gegner Wirkung zeigt und den einen Politiker oder die andere Politikerin zum Umdenken bewegt hat.


Europäische Bürgerinitiative gegen TTIP und CETA



(Quellen: Der Spiegel vom 09.06.2015, Die Zeit vom 09.06.2015, Deutschlandfunk vom 09.06.2015 )