Dienstag, 30. Juni 2015

Island tötet vom Aussterben bedrohte Finnwale

Während Islands Walfänger sich darauf vorbereiten, die Jagd auf 150 der vom Aussterben bedrohten Finnwale zu eröffnen, will ihr Chef, Kristjan Loftsson, noch schnell die mehr als 1700 Tonnen Fleisch der im letzten Jahr getöteten Wale nach Japan verschiffen.

Island, Norwegen und Japan sind weltweit die einzigen Länder, die das Moratorium über kommerziellen Walfang von 1986 nicht ratifiziert haben und weiterhin Wale töten. Allein im vergangenen Jahr sind 134 Finnwale und 24 Zwergwale getötet worden. Während der letzten Sitzung der "Internationalen Walfangkommission" hat Island deswegen deutliche Kritik entgegen nehmen müssen.

Die 1700 Tonnen Walfleisch aus Island sind bereits auf dem unter der Flagge des Karibikstaats St. Kitts und Nevis fahrenden Frachters "Winter Bay" verladen worden. Aufgrund technischer Probleme hatte sich die Abfahrt des Schiffs aus Island um mehrere Tage verzögert. Inzwischen ist jedoch unterwegs. Einem Eintrag auf der Seite "Vesselfinder.com" zufolge liegt es derzeit im Hafen von Tromsø (Norwegen). Nach Angaben der internationalen Umweltschutzorganisation "Greenpeace" wird es dort noch bis zum 01.07.2015 bleiben.

Die bis zu 24 Meter langen Finnwale, die ein Gewicht von 40 bis 70 Tonnen erreichen können sind die zweitgrößten lebenden Säugetiere der Welt. Sie werden auf der der Roten Liste der Welttierschutzunion IUCN als bedrohte Art geführt.

Im Anhang I des Washingtoner Artenschutzabkommens (CITES) sind Finnwale ebenfalls als bedrohte Art gelistet. Der kommerzielle Handel mit den dort aufgeführten Tierarten ist international verboten. Drei der 181 CITES-Mitgliedsländer haben sich Sonderrechte vorbehalten, die es ihnen erlauben das Verbot zu ignorieren: Island, Norwegen und Japan.

Die Tatsache, dass in Island kaum Walfleisch gegessen wird, zwingt Herrn Loftson Jahr für Jahr dazu, zu versuchen, das Fleisch der getöteten Wale in Japan loszuwerden, dem einzigen Land, in dem noch Walfleisch in nennenswerten Mengen gegessen wird. Aber auch dort geht der Absatz immer mehr zurück.


Petition

Um den Walschlächtern doch noch einen Strich durch die Rechnung zu machen, hat das internationale demokratische Netzwerk "AVAAZ" eine Petition an St. Kitts und Nevis initiiert. Wenn der Karibikstaat dem Schiff seine Flagge entzöge, könnte es seine Fahr nicht fortsetzen. Jede Hafenbehörde müsste es an der Weiterfahrt hindern.

St. Kitts und Nevis lebt vom Tourismus. Wenn der Inselstaat als Unterstützer von Walfängern ins Licht der Öffentlichkeit gerückt werden würde, denn könnte sein guter Ruf bei den Touristen auf dem Spiel stehen. Ähnliche Überlegungen haben in der Vergangenheit schon einmal zum Erfolg geführt. Isländisches Walfleisch, das bei einem Zwischenstopp des Schiffes auf dem Weg nach Japan in den Niederlanden angekommen war, wurde nach Island zurückgeschickt.

Die Petition im Wortlaut:
An den Premierminister von St. Kitts und Nevis, Timothy Harris, und jegliche Regierungen, die den Walfang fördern:

Als Bürgerinnen und Bürger, die sich um den Schutz bedrohter Wale sorgen, fordern wir alle Länder dazu auf, jegliche Beteiligung am isländischen Walfang zu unterlassen. Wir rufen insbesondere St. Kitts und Nevis dazu auf, dem Schiff “Winter Bay” sofort seine Flagge zu entziehen. Dieses Schiff enthält 1.700 Tonnen Fleisch von bedrohten Finnwalen, das nach Japan transportiert werden soll. Wir fordern St. Kitts und Nevis außerdem dazu auf, Japans tödliche Forschungsaktivitäten im Südpolarmeer nicht mehr bei der Internationalen Walfangkommission zu unterstützen und stattdessen den Schutz der Wale zu fördern. Kein Land sollte sich an der Tötung dieser majestätischen Lebewesen beteiligen.


"Hier geht es um Tierschutz. Ein Tier von dieser Größe kann man einfach nicht schmerzlos töten."

Sigursteinn Másson
(Internationalen Tierschutzfonds - IFAW: Sprecher, Island) 

"Herr Loftsson scheint besessen davon zu sein, den internationalen Walfleischhandel wieder zum Leben erwecken zu wollen. Niemand will das Fleisch und die Lager sind voll davon. In Island wird kein Finnwalfleisch gegessen. Wir fordern Herrn Loftsson auf, mit dem sinnlosen und grausamen Schlachten aufzuhören und dieses Jahr keine Finnwale mehr zu jagen."

Patrick Ramage
(Internationaler Tierschutzfonds - IFAW: Kampagnenleiter Wale)



(Quellen: Whales.org vom 05.06.2015, The Guardian vom 05.06.2015 [engl.], Arte vom 25.05.2015, IFAW (International Fund for Animal Welfare - Internationaler Tierschutz-Fonds) vom 19.05.2015, Greenpeace international vom 16.06.2015 [engl.] )

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