Impressionen vom Tag des MOX-Transports in Nordenham
Nach der Kälte am Samstag begann es in der Nacht zum Sonntag zu regnen. Den Atomkraftgegnern an der Mahnwache konnte das Wetter aber nicht die Laune verderben: Der Tag an der Mahnwache in Nordenham begann gestern Morgen mit einem gemeinsamen Frühstück.
Am späten Sonntag Nachmittag war der Protest gegen den Atomtransport auch auf dem Wasser zu sehen gewesen: Gäste aus dem Wendland waren mit ihrem Kanu auf der Weser und schwenkten die AntiAtom Fahne und die Flagge der "Freien Republik Wendland".
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Friedliche Samba Klänge auf dem Deich ... |
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... und davor ein etwas übertriebenes Sicherheitsaufgebot. |
Die Sicherheitskräfte hatten inzwischen sowohl ihren Fuhrpark als auch ihre Mannschaftsstärke aufgestockt. Ich kann nicht für die vielen Polizisten sprechen, die wegen des Atomtransports und der dagegen angekündigten Proteste am Wochenende und bei Schietwetter Dienst hatten. Auf Seiten der Demonstranten herrschte aber weiterhin eine allgemein heitere Stimmung. Bei schottischer Musik und Sambaklängen hätte man das ganze für ein Dorffest halten können ... - wären da nicht die das unübersehbare staatliche Sicherheitsaufgebot und diese immer wieder aufkommenden Gespräche über die Gefahren der Atomkraft gewesen, denen wir dank der Atomkonzerne - in diesem Fall Eon - und ihrer politischen Handlanger permanent ausgesetzt sind.
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Die "Atlantic Osprey": Protest von allen Seiten (auf der Weser die "Beluga-II") |
Nachdem sich am Samstag gezeigt hatte, dass die Abschätzung der Ankunftszeit der "Atlantic Osprey" wegen des ausgeschalteten AIS (Ortungssignal) im Wesentlichen etwas mit Orakelei zu tun hat, wurden die Berechnungen dank der "Beluga II" der Umweltschutzorganisation "Greenpeace" am Sonntag präziser. Gegen 14:30 Uhr kamen die beiden Schiffe, begleitet von Wasserschutzpolizeibooten und umringt von Schlauchbooten der Polizei am Blexer Bogen in Sicht. Das Warten hatte ein Ende. Die Vorbeifahrt der "Atlantic Osprey" wurde von einem Trillerpfeifenkonzert und lautstarken Protestrufen begleitet. Die "Beluga" hatte zwischen den beiden Masten ein großes, weithin sichtbares Transparent gespannt. und auch die Gäste aus dem Wendland waren wieder mit ihrem Kanu und AntiAtom-Fahnen auf der Weser.
Demonstration und Kundgebung
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Kundgebung: Ein Anwohner aus Nordenham |
Während des Anlegemanövers der "Atlantic Osprey", das aufgrund der fehlenden "Greenpeace" Schlauchboote dieses Mal weniger spektakulär ablief, als bei der Ankunft des ersten Atomtransports im September, gab es im Bereich des Deichschaarts und der Zufahrt zum RoRo-Anleger der "Rhenus-Midgard" eine Kundgebung, bei der zahlreiche Sprecher aus Nordenham, dem Landkreis Wesermarsch, Delmenhorst oder Bremen zu Wort kamen. Dabei konnte man unter anderem erfahren, dass der RoRo-Anleger sich im Eigentum der Stadt Nordenham befindet. Der Anleger, der ursprünglich einmal für das seit langem geschlossene "Asbestos" Werk errichtet worden war, sei an "Rhenus-Midgard" in erster Linie für die Abwicklung des Umschlags von Flugzeugteilen aus dem südlich angrenzenden Werksgelände der "EADS" vermietet worden.
Diese Erkenntnis ist ein weiteres, nicht gerade unwesentliches Teil im Informationspuzzle bezüglich der Atomtransporte zur Aufrechterhaltung des Betriebs des Atomkraftwerks "Grohnde". Bisher hieß es seitens der politisch Verantwortlichen immer, man könne dem privaten Hafenbetreiber nicht verbieten, wofür er seine Hafen-Umschlagsanlagen verwenden will und womit er auf seinem Grund und Boden seine Geschäfte macht. Ein Sprecher übte Kritik daran, dass der "Rhenus-Midgard" -
trotz der Resolution der Stadt Nordenham und des Kreises Wesermarsch(!) - der Umschlag von gefährlicher radioaktiver Fracht nicht untersagt wird. Da der private Hafenbetreiber "Rhenus-Midgard" nur Mieter sei, würde er sich an ein solches Umschlagsverbot halten müssen.
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Kundgebung und Blockade der nördlichen Ausfahr am Deichschaart |
Im Laufe der Kundgebung suchten Polizeibeamte zuerst das Gespräch mit den Organisationen der Mahnwache und der Demonstration, mit dem Ziel, die Kundgebung vom Platz vor der Ausfahrt des RoRo-Anlegers und im Deischschaart an einen anderen Ort zu verlegen, und als die LKWs mit den Plutonium-Mischoxid-Brennelementen (Pu MOX-BE) von Bord der "Atlantic Osprey" waren erfolgte das Ritual mit der dreimaligen Aufforderung den Platz zu räumen.
Atomtransport auf Abwegen
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Der Atom-Konvoi fährt über das EADS-Betriebsgelände |
Die anschließenden Drohung, die Schicherheitskräfte würden in Kürze mit der Räumung beginnen, stellte sich dann aber schnell als gelungenes Ablenkungsmanöver heraus: Die beiden Atomtransporter nahmen den Weg über die südliche Abfahrt des RoRo-Anlegers. Da der Deichsicherungsweg das Gewicht der Sattelauflieger mit den Brennelementen nicht tragen würde, war allen Beteiligten schnell klar, das der Atomtransport den Anleger über das Betriebsgelände der EADS verlassen würde.
Von einem Nordenhamer Anwohner erfuhr ich, dass der Transportweg nach dem Verlassen des Geländes durch das andere Werkstor mitten durch Nordenhamer Wohngebiete führen würde. - Einer Anwohnerin, die kurz darauf am Deichschaart eintraf, war der Ärger darüber, dass sie sich auf der Straße vor ihrem Haus plötzlich mit dem Atom-Konvoi konfrontiert gesehen hatte, mehr als deutlich anzumerken: Mit sehr lauter Stimme fand sie deutliche Worte dafür.
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Nachhilfestunde zum Thema "Atomkraft und ihre Folgen" für die Bürger |
Die Insassen einiger Zivil-Fahrzeuge, die den später Weg vom Anleger über die nördliche Zufahrt nahmen und von denen die Demonstranten annahmen, sie würden zu den Eon-Verantwortlichen gehören, mussten dann aber noch einige Zeit warten, bevor sie das Deichschaart passieren konnten. Während der Wartezeit hatten sie genug Zeit, um ausgiebig ein Transparent zu studieren, dass auf den Zusammenhang zwischen radioaktiver Strahlung und Leukämie bei Kindern hinwies.
Was nach diesem zweiten Pu MOX-BE Transport über Nordenham zum Atomkraftwerk "Grohnde" bleibt, ist die Frage, was den Flugzeughersteller EADS dazu veranlasst, gefährliche, für das Eon-Atomkraftwerk "Grohnde" bestimmte Atomtransporte über sein Werksgelände abwickeln zu lassen ... - und nicht zuletzt auch, wer solche Transporte mitten durch Wohngebiete genehmigt.