Sonntag, 30. November 2008

Der Azvenzkranz Zyklus - 1. Akt

1. Advent

Zur festlichen Einstimmung auf Weihnachten scheute ich Anno Domini 2008 keinerlei Mühen, ein dichterisches Machwerk ganz besonderer Güte zu kreieren. Meiner Mühen Lohn ist nicht einfach nur ein "Gedicht" - etwa ein simpler Zweizeiler - Neeiiin!:
  • Diese Schöpfung ist ein kompletter poetischer Zyklus.
  • In vier Akten.
  • Mit Reimen am Ende und allem, was sonst noch so dazugehört.
Den will ich euch natürlich auf gar keinen Fall vorenthalten. Hier ist:

- Fanfaren, Trommelwirbel -




(für "Fanfaren und Trommelwirbel" bitte jetzt die Wiedergabetaste anklicken)


"Der Azvenzkranz Zyklus"
ein poetisches Machwerk mit vier "Z" in 4 Akten
von Jürgen Winkler


Die abhanden gekommenen Azvenzkranzkerzen

Azvenzkranz festlich ist geschmücket
mit Nadelgrün und viel Klimbim.
Schnell noch Kerzenhalter angepicket ...
ups - wo sind die Kerzen hin?

© 2008, Jürgen Winkler

PS:
Diejenigen unter euch, die jetzt eine Auflösung dieser schwerwiegenden Frage erwarten, muss ich leider auf den Zweiten Advent vertrösten ...


Der Azvenzkranz Zyklus
- 1. Akt: Die abhanden gekommenen Azvenzkranzkerzen
- 2. Akt: Die verliebten Azvenzkranzkerzen
- 3. Akt: Die Azvenzkranzkerze, die keine war
- 4. Akt: Der Azvenzkranzkerz

Samstag, 29. November 2008

Es ist wieder aufgetaucht, ...


Wochenmarkt auf dem Ernst-Reuter-Platz

... das Banner mit der Aufschrift "Lehe für Kistnerprojekt". Am Mittwoch dem 26. November wurde es vom Bürger- und Ordnungsamt an Herrn Uhde, einem der Initiatoren der Aktion, zurückgegeben.

Nach einem "Hinweis" hatte das Bürger- und Ordnungsamt das Banner entfernen lassen, weil dafür beim Bauordnungsamt keine Erlaubnis eingeholt worden war. Dem offenbar nicht sehr bürgernahen "Informanten" wird sicherlich der Zusammenhang zwischen den Möglichkeiten einer von den Bürgern und Geschäftsleuten geforderten Entwicklung des ehemaligen Kistnergeländes auf der einen, und der von der Großen Koalition vorangetriebenen Ansiedlung eines Kaufland Marktes auf dem Phillips-Field auf der anderen Seite, nicht entgangen sein. Da einigen lokalpolitischen Kreisen die Meinung der Bremerhavener Bürger lästig ist, konnte der Informant natürlich nicht anders handeln, als auf die Beseitigung des Banners hinzuwirken.

Weil für das Aufhängen von Fahnen und Transparenten die Werbegemeinschaft zuständig sei, die das Aufhängen des Banners genehmigt habe, sei das Einholen einer Genehmigung des Bauordnungsamtes dafür nicht notwendig gewesen, hält Herr Uhde dagegen.

Dem Bürger- und Ordnungsamt dürften die Wünsche und Sorgen der Bürger eigentlich nicht egal sein - schließlich ist die Bezeichnung "Bürger" sogar Bestandteil seines Namen. Trotzdem hat es das Banner, mit dem die Bürger ihre Forderung öffentlich machen wollten, entfernen lassen. Eigentlich wäre es ja Sache der Großen Koalition, im Sinne der Bürger zu handeln. Statt dessen werden die Bürger von den Politikern der Großen Koalition, insbesondere von denen der CDU, vehement ignoriert. Da jede öffentliche Kommunikation mit den Bürgern seitens de CDU blockiert wird, war das Banner eine der wenigen Möglichkeiten der Meinungsäußerung der Leher Bürger und Einzelhändler.

Auch wenn das Banner jetzt wieder aufgetaucht ist, hat der Informant mit seinem Hinweis jedenfalls eines erreicht:
  • Zumindest bis zur Klärung der Rechtslage bezüglich der Zuständigkeiten für das Aufhängen von Fahnen und Transparenten sind die Leher Bürger erst einmal wieder mundtot gemacht worden.
Eigentlich wären ja die Politiker dafür zuständig, anstelle ihrer eigenen und denen einer großen Supermarktkette, die Interessen der Bürger zu vertreten, die ihnen dafür mit ihren Stimmen bei der Wahl zur Stadtverordnetenversammlung den Auftrag erteilt haben. Da die SPD (33,61%*)) mit ihrer gegen Kaufland auf dem Phillips-Field eingestellten Parteibasis von ihrem Juniorpartner CDU (23,72%*)) mit der Drohung die Koalition aufzukündigen, dazu erpresst wird, gegen den Willen der Bürger zu handeln, wird wieder einmal deutlich, dass in Bremerhaven noch lange nicht überall auch "Bürger drin ist, wo Bürger draufsteht". Dabei hatte Herr Breuer (SPD) während der von der Nordsee-Zeitung veranstalteten Podiumsdiskussion in der "Theo" am 12. Dezember 2007 noch durchblicken lassen, dass die SPD das Kistnergelände als Standort für Geschäfte favorisiere, da dieses in Lehe zentral gelegen sei. In Bezug auf die Hafenstraße sei das Pillips Field Randlage, und ein dort angesiedelter Supermarkt wäre kein Frequenzbringer für die Hafenstraße.

Noch deutlicher wird die Unterdrückung des Bürgerwillens seitens der CDU im direkt von deren Plänen betroffenen Leher Ortsteil Goethestraße (Hafenstraße, Kistnergelände), wo die CDU gerade einmal auf einen Stimmenanteil von 16%*) gegenüber dem Stimmenanteil der SPD von 32,7%*) kam. Auch im benachbarten Leher Ortsteil Klushof fiel das Ergebnis für die SPD im Verhältnis zu dem der CDU günstiger aus als im Bremerhavener Gesamtergebnis (SPD 33,4%/CDU 20,8%*)). Wenn die SPD sich allerdings noch lange von der CDU an der Nase herumführen lässt, könnte sie leicht in Gefahr geraten, bei der nächsten Wahl zur Stadtverordnetenversammlung ähnlich alptraumhafte Ergebnisse zu erzielen, wie die CDU bei der Wahl im Mai 2007.

In beiden Leher Ortsteilen kommen die Grünen und die FDP übrigens zusammen jeweils auf einen höheren Stimmenanteil als die CDU (Ortsteil Goethestraße: Grüne und FDP 21,8% /CDU 16,0%; Ortsteil Klushof: Grüne und FDP 21,1% /CDU 20,8%*)). Die Grünen und die FDP treten ebenfalls für die Entwicklung des ehemaligen Kistnergeländes und gegen den Verkauf des Phillips-Fields ein. Für die FDP ist das Phillips-Field außerdem ein fester Bestandteil eines in Teilbereichen noch zu erschließenden stadtnahen Erholungsraumes, der sich als grüner Gürtel von der nördlichen Grenze des Stadtparks Lehe über das Phillips-Field, den Saarpark und entlang der Geeste bis hin zur Alten Geestebrücke erstreckt. Auch damit wird deutlich, dass der CDU jede Legitimation dafür fehlt, die Ansiedlung eines Supermarktes auf dem Phillips-Field gegen den Willen der Bürger und Einzelhändler durchzuboxen.


*) Amtliches Endergebnis der Wahl zur Stadtverordnetenversammlung vom 13.Mai 2007

(Quelle "Banner-Rückgabe": Nordsee-Zeitung vom 27.11.2008)

Freitag, 28. November 2008

Schildahaven


Alter Hafen: Neue Fußgängerbrücke (Stahl-Glas-Konstruktion)

Vor langer Zeit ist in Schilda einmal ein neues Rathaus gebaut worden. Leider hatte der Architekt damals wohl vergessen, Fenster in seine Planungen einzubeziehen. Dieser geringfügige Baumangel wurde von der ausführenden Baufirma jedoch erst nach Fertigstellung des Gebäudes festgestellt. Die Stadtangestellten sollen sich damals damit beholfen haben, draußen im Freien mit Säcken das Sonnenlicht einzufangen. Angeblich haben sie die Säcke mit der Öffnung nach oben in die Sonne gehalten und dann zugebunden. Ob es im Rathaus heller geworden ist, nachdem sie die Säcke dort ausgeleert hatten, ist mir leider nicht bekannt ...

In Bremerhaven wurde eine schöne neue Fußgängerbrücke über den Alten Hafen zwischen Columbus-Center und den neuen Havenwelten gebaut. Das mittlere Segment ist drehbar auf einer Säule gelagert. Wenn die Brücke geöffnet wird, damit Schiffe in den südlichen Teil des Alten Hafens fahren, und diesen auch wieder verlassen können, dann lastet das gesamte Gewicht des Mittelsegments der Brücke auf der Säule und der Drehmechanik. Die Brücke ist eine Stahl-Glas-Konstruktion. Man überquert den Alten Hafen in einem futuristisch anmutenden Glastunnel. Gerade rechtzeitig zur Eröffnung des Mediterraneo war die Brücke so weit fertiggestellt worden, dass sie für den Fußgängerverkehr freigegeben werden konnte. Es sind jedoch noch einige abschließende Arbeiten an der Brücke zu erledigen, mit denen es jedoch nicht so richtig voran zu gehen scheint.

Über eine erschreckende Parallele zu der oben genannten - zugegebenermaßen kaum zu glaubenden - Begebenheit aus Schilda, berichtete jetzt die Nordsee-Zeitung in ihrer Ausgabe vom 27. November 2008. Auch im Falle der schönen neuen Brücke muss wohl jemand vergessen haben, die Fenster - genauer gesagt die Verglasung - bei der Entwurfsplanung zu berücksichtigen. Dieser geringfügige Fehler hat dazu geführt, dass nach der Montage der Glasplatten an der Stahlkonstruktion 40 Tonnen Gewicht zusätzlich auf der Säule mit der Drehmechanik lasten.

Die ausführende Baufirma habe darauf hingewiesen, dass der Fehler nicht von ihr, sondern durch das Vermessungs- und Katasteramt verursacht worden sei. Dadurch sei es auch zu den Verzögerungen bei der Fertigstellung der Brücke gekommen. Herr Schulz (SPD, Oberbürgermeister) habe nach Rücksprache mit der Baufirma nachdrücklich Spekulationen zurückgewiesen, die davon ausgehen, dass die Brücke nach Abschluss der Arbeiten nicht voll funktionsfähig sein werde.

Ob die "gewichtigen" Folgen der Baufirma oder dem Auftraggeber anzulasten seien, müsse noch geklärt werden. Auch über finanzielle Nachforderungen der Baufirma sei noch zu verhandeln. Dabei solle es dem Vernehmen nach um einen Betrag von 2 Millionen Euro gehen, der möglicherweise, zusätzlich zu den vom Magistrat für das Projekt bewilligten 7,137 Millionen Euro, auf die Stadt zukommen könnte. Die Nordsee-Zeitung zitiert Herrn Schulz mit den Worten:"Es gibt Forderungen, die wir nicht anerkennen und über die gesprochen werden muss."

Donnerstag, 27. November 2008

"Wohnen in Nachbarschaften" (WiN)

Für die Verbesserung der Lebenssituation in den Stadtvierteln im Rahmen von WiN-Projekten stehen im nächsten Jahr 488000,-€ zur Verfügung. Die Bewohner der Stadtteile werden in eigener Verantwortung über die Verwendung der Gelder entscheiden.

Mit Hilfe der WiN Projekte sollen die Stadtteile lebendiger und lebenswerter gemacht sowie der soziale Zusammenhalt und die Identifikation der Bürger mit ihrem Wohngebiet gefördert werden. Die Projekte können die Förderung der Bereiche Stadtentwicklung, Arbeitsmarkt und Soziales, Jugend, Kultur, Umweltschutz und Sport zum Inhalt haben.

Für die Umsetzung des Programms ist Bremerhaven in vier WiN-Bezirke aufgeteilt worden. Für jeden Bezirk wird auf einer öffentlichen Bürgerversammlung ein Vergabeausschuss gewählt, der später darüber entscheiden wird, in welche Projekte die verfügbaren Mittel investiert werden sollen.

Die Termine der Bürgerversammlungen
  • WiN-Bezirk 1
    Weddewarden, Speckenbüttel, Leherheide, Eckernfeld und Schierholz:
    Mittwoch, 3. Dezember
    Freizeit-Treff-Leherheide
    Ferdinand-Lassalle-Straße 68
  • WiN-Bezirk 2
    Buschkämpen, Klushof, Twischkamp, Goethestraße und Mitte:
    Dienstag, 2. Dezember
    Die "Theo" (Aula)
    Lutherstraße 7
  • WiN-Bezirk 3
    Geestemünde-Nord, Geestendorf, Bürgerpark und Schiffdorferdamm:
    Dienstag, 16. Dezember
    Seniorentreff Ernst-Barlach-Haus
    Am Holzhafen 8
  • WiN-Bezirk 4
    Geestemünde-Süd, Grünhöfe, Surheide, Dreibergen und Wulsdorf-Jedutenberg:
    Mittwoch, 17. Dezember
    Dienstleistungszentrum Grünhöfe
    Auf der Bult 5
Die Versammlungen beginnen jeweils um 18 Uhr.


Herr Grantz (SPD, Stadtrat) wird das WiN-Programm auf den Bürgerversammlungen vorstellen. Damit die Projekte von einer großen Mehrheit der Bevölkerung getragen werden, hofft er auf eine große Beteiligung an den Versammlungen. Sein Appell an die Bürger:
„Nutzen Sie die Chancen, die das Programm bietet, und gestalten Sie die Zukunft Ihres Stadtteils mit!“

(Quelle: Rundschreiben der Stadtteilkonferenz Lehe vom 25.11.2008)

Leheliche Weihnacht



Eine leheliche Weihnachtszeit versprechen die Veranstaltungen des Bürgervereins Lehe e.V., des Kulturbüros Lehe und des Werbekrei- ses Lehe e.V. im "Weihnachtsladen" in der Hafenstraße 56 (ehema- liger Kistner Pavillion).

Eröffnet wird die Veranstaltungsreihe am 1. Advent um 14 Uhr. Bis 17 Uhr gibt es dann Kaffeehaus-Musik mit Simon Bellet. Die weiteren Veranstal- tungstermine können dem Plakat des Weihnachtsladens entnommen wer- den (zum vergrößern auf das Plakat klicken).

Dienstag, 25. November 2008

Am Samstag hing es noch ...


Wochenmarkt auf dem Ernst-Reuter-Platz

... am Ernst-Reuter-Platz: Das Banner mehrerer Privat- und Geschäftsleute. Es trug die Aufschrift "Lehe für Kistnerprojekt". Gestern war das Banner "verschwunden", mit dem die Bürger öffentlich auf ihre Forderung, das ehemalige Kistner-Gelände solle entwickelt werden, hinweisen wollten.

Nachdem im Mai diesen Jahres die Mittel für die Ansiedlung des Nordsee-Museums auf dem Gelände nicht mehr zur Verfügung standen, hatte die Große Koalition die Entwicklung des Areals auf unbestimmte Zeit verschoben. Während der Stadtteilkonferenz Lehe am 15.10.2008 hatte Herr Breuer (SPD) verkündet, man werde jetzt erst einmal ermitteln, welche Kosten es verursachen wird, das Kistnergelände baureif zu machen. Da wollen wir doch einmal sehen, wie lange es dauern wird, bis dafür ein Ergebnis vorliegt, und ob dabei die Erhaltung des ehemaligen Kalksandstein Werks noch ein Thema sein wird, so wie es für die Pläne im Zusammenhang mit dem Nordsee-Museum vorgesehen war.

Der Wunsch der Bürger nach einem Nahversorger auf dem Gelände, der im südlichen Abschnitt der Hafenstraße fehlt, lässt sich jedoch nur dann realisieren, wenn in der Nähe, auf dem Phillips-Field kein Kaufland-Markt oder ein ähnlich konzipierter Vollsortimenter entsteht. Wenn die CDU ihre diesbezüglichen Pläne gegen ihren Koalitionspartner SPD, und gegen den Willen vieler Bremerhavener Bürger durchsetzen sollte, dann werden damit nicht nur alle bisherigen Ideen zur Revitalisierung des Kistnergeländes hinfällig. Das sture Festhalten der CDU an der Ansiedlung eines Kaufland Marktes auf dem Phillips Field würde auch die bestehenden Arbeitsplätze im Einzelhandel im direkten Einflusgebiet des Kaufland Marktes gefährden, und möglicherweise weitergehende negative Folgen, bis hin zu Auswirkungen auf die Innenstadt und das Columbus-Center haben.

Das Banner wurde von "unbekannten" Tätern "enfernt". Die Initiatoren des Banners bitten die Bevölkerung um Mithilfe bei der Wiederbeschaffung. Falls jemand etwas beobachtet haben sollte, so möge sie/er bitte einen Hinweis an die folgende E-Mail Adresse schicken: cucki-sievern@gmx.de

(Info: E-Mail Verteiler der Stadtteilkonferenz Lehe vom 24.11.2008)

Nachts sind alle Katzen grau ...


Gründerzeithaus in der Goethestraße (Zoom: Auf Foto klicken)

... aber die Städte sind es nicht.

Einerseits mag ich die dunkle Jahreszeit nicht besonders, andererseits hat jedoch auch die Dunkelheit manchmal einen besonderen Reiz - jedenfalls dann, wenn wieder Licht ins Spiel kommt. In Lehe sind die Lichtquellen unter anderem die Zimmerbeleuchtungen in den Häusern während der Zeit zwischen der Rückkehr der Menschen von ihren Tagesgeschäften und der Zeit zu der sie zum gemütlichen Teil des Abends übergehen. Im Gegensatz zu den uniformen Fassaden der Wohnblocks an den Stadträndern, werden die alten Gründerzeithäuser mit ihren Erkern und Winkeln dann oft zu so einer Art "beleuchtetes Gesamtkunstwerk".

Montag, 24. November 2008

Welchen Einfluss haben Bürger noch auf Politik?

Über diese Fragestellung referierte Herr Prof. Dr. Lothar Probst von der Universität Bremen auf der Stadtteilkonferenz Lehe am letzten Donnerstag im Lehe-Treff. Herr Probst gehört dem "Institut für Politikwissenschaft: Arbeitsbereich Wahl-, Parteien- und Partizipationsforschung (AWaPP)" an. Der AWaPP erforscht unter anderem, welche Veränderungen im politischen und sozialen Beteiligungsverhalten der Bürgerinnen und Bürger stattfinden, wie sich die Veränderungen auf das Wahlverhalten auswirken und wie Parteien auf diese Veränderungen reagieren.

Herr Probst hatte seinen Vortrag in vier Abschnitte unterteilt und eröffnete ihn mit einem Blick in das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland. Dort heißt es im Absatz 1 des Artikels 21:
"Die Parteien wirken bei der politischen Willensbildung des Volkes mit. Ihre Gründung ist frei. Ihre innere Ordnung muß demokratischen Grundsätzen entsprechen. Sie müssen über die Herkunft und Ver- wendung ihrer Mittel sowie über ihr Vermögen öffentlich Rechenschaft geben."

Das Recht zur Mitwirkung der Parteien an der politischen Willensbildung des Volkes schließt so etwas wie einen Alleinvertretungsanspruch der Parteien aus.

Die Realität stellt sich aber oft anders dar. Herr Probst beschrieb das derzeitige Verhältis zwischen Parteien und Bürgern als Konfrontation: "Parteien contra Bürger". Gerade in Lehe ist diese Formulierung, zumindest bezüglich der SPD und der CDU, absolut zutreffend. Die Bürger werden nicht nach ihrer Meinung gefragt. Wenn trotzdem sie ihre Wünsche, Bedenken oder Ängste in Leserbriefen etc. äußern, könnten sie das auch der nächstbesten Wand erzählen. Vertreter der CDU hat man auf der Stadtteilkonferenz Lehe jedenfalls schon seit längerem nicht mehr gesehen. Herr Probst brachte die Ignoranz vieler Poltiker mit den Worten "Bürger werden oft nur noch als Störenfriede wahrgenommen" auf den Punkt.


Die Folge dieses Verhaltens gegenüber den Bürgern ist, dass die Bürger den Parteien Machtbesessenheit vorwerfen, dass die Parteien Wahlversprechen nicht halten oder dass Posten nach Parteibuch anstatt nach Sachverstand vergeben werden. Viele Entscheidungen der Parteien sind für die Bürger nicht nachvollziehbar, da sie hinter verschlossenen Türen getroffen werden. Ein anderer Vorwurf der Bürger ist der Umgang der Parteien mit dem Vermögen der Allgemeinheit: Die Parteien gäben viel Geld für fragwürdige Projekte aus, und überhaupt herrsche eine allgemeine Selbstbedienungsmentalität vor. Ein großes Problem ist auch, dass die Parteien nur von Wahl zu Wahl denken. Reformen finden nur innerhalb der ersten Hälfte der Legislaturperiode statt. Nachher bemühen sich die Parteien, niemandem mehr vor den Kopf zu stoßen: Man will ja schließlich wiedergewählt werden. Nachhaltige langfristige Projekte, mit deren Ergebnissen erst nach längerer Zeit zu rechnen ist, werden so verhindert.

Die Symptome der fortschreitenden Politikverdrossenheit sind unter anderem eine zum Teil dramatisch sinkende Wahlbeteiligung und eine stetig fallende Anzahl der Parteimitglieder. Herr Probst zeigte das sehr anschaulich anhand von Linien-Diagrammen. Wenn sich der Trend nicht irgendwann einmal stabilisieren und umkehren sollte, dann kann man wohl sagen, dass die Zahlen in der Zukunft gegen Null gehen werden. Auf Bremerhaven bezogen, ist dieser Trend besonders deutlich in Lehe zu beobachten, wo die etablierten Parteien immer mehr an Boden verlieren. Herr Probst zeigte am Beispiel von Flensburg und Lübeck, dass der Verlust des Einflusses der sogenannten "großen Volksparteien" durchaus keine weit hergeholten Science Fiction Geschichten sind. Lokale Wählergemeinschaften haben dort inzwischen mehr Stimmen als die SPD und die CDU. Herr Probst meinte, es gäbe ein enormes Bedürfnis nach neuen, unverbrauchten Parteien.

Bei allen Vorwürfen der Bürger, dürfe man aber auch die Probleme der Parteien nicht übersehen, sagte Herr Probst. Die Parteien stünden selbst immer mehr unter Druck. Neben der Einflussnahme der Bürger, deren Interessen die Parteien ja zu vertreten haben, seien sie mehr und mehr auch der Beeinflussung durch Medien, einflussreiche Interessengruppen, Wirtschaftslobbyisten und den jeweiligen Koalitionspartnern ausgesetzt. Die Folge seien oft Kompromisse die von den davon betroffenen Bürgern nicht mehr nachvollziehbar seien. Die Bürger fühlen sich deshalb von den Parteien, denen sie bei der Wahl ihre Stimme gegeben haben, nicht mehr vertreten.

Damit den Bürgern auch zwischen den Wahlterminen die Mitwirkung an politischen Entscheidungen ermöglicht wird, ist Bürgerbeteiligung ein unverzischtbares Element der Demokratie, betonte Herr Probst. Dabei dürfe man jedoch nicht übersehen dass nicht alle von Bürgerinitiativen vertretenen Interessen auch gut für das Allgemeinwohl einer Kommune seien. Die Abwägung falle den Parteien nicht immer leicht. Der Entscheidungsprozess der Politiker müsse jedoch durchsichtiger und für alle Betroffenen klar nachvollziehbar sein. "Die müssen raus aus ihrem Bunker", sagte Herr Probst. Das setzt aber eine Kommunikation zwischen Parteien und Bürgern voraus. Die findet in Bremerhaven jedoch nicht statt.


Danach befragt, welche Möglichkeit er sieht, die CDU an der Teilnahme an der Stadtteilkonferenz zu bewegen, um so überhaupt erst einmal eine Grundlage für einen Dialog mit den Leher Bürgern zu legen, sagte Herr Probst, dafür habe er leider auch kein Patentrezept in der Tasche. Man könne den Parteien nur ins Gewissen reden, gegenüber der Bevölkerung nicht mit gezinkten Karten zu spielen. Sonst stünden die Parteien bald alleine da.

Interessant fand ich auch die Information, dass eine der oben genannten "verschlossenen Türen" den Politikern Zugang zum "Bürgerbeteiligungsausschuss" bietet, die diesem Ausschuss angehören. Bürger sind daran nicht beteiligt. Von der Existenz dieses Ausschusses habe ich während der Stadtteilkonferenz im Anschluss an den Vortrag von Herrn Probst das erste Mal etwas gehört. Da trägt offensichtlich etwas das Etikett Bürgerbeteiligung, von dem die Bürger, um deren Beteiligung es dort jawohl gehen muss, ausgeschlossen sind. Möglicherweise hat ja auch jemand einfach nur das kleine "L" vergessen. Dann hieße die Veranstaltung nämlich "Bürgerbeteiligungsausschluss". Etwas umständlicher hatte das jemand anders schon während der Stadtteilkonferenz ausgedrückt: Das sei wohl auch mehr ein "Bürgerbeteiligungsverhinderungsausschuss" ...

Sonntag, 23. November 2008

Schnee mit längerem Haltbarkeitsdatum


Geeste (Haus Tecklenburg und Alte Geestebrücke)

Entgegen meiner Unkenrufe von gestern ist doch noch etwas von der weißen Pracht übrig geblieben. Gestern Mittag bin ich bei strahlendem Sonnenschein mit dem Fahrrad Richtung Innenstadt gefahren. Da sind die Reifen noch durch den Schneematsch gepflügt, wie eine Motoryacht durch rauhe See. Im Verlauf des Nachmittags gefror der Schneematsch zu Eis. Wenn man dann versucht, bei solchen Straßenverhältnissen mit dem Fahrrad zu fahren, wirken die vielen gefrorenen Fahrradspuren wie Straßenbahnschienen, und das Fahren gestaltet sich wie der Ritt auf einem Rodeo-Pferd. Aber wie heißt es doch immer so schön? Wer sein Fahrrad liebt, der schiebt.

Auch heute Vormittag scheint die Sonne noch. Cleo und ich haben das schöne Wetter für einen umfangreicheren Spaziergang zum Weserdeich, durch die Havenwelten und an der Geeste entlang zurück nach Hause genutzt. Wegen des allgegenwärtigen Matsches gestern morgen hatten wir das Gassigehen leider auf das allernotwendigste beschränken müssen. Bei dem nass-grauen Schietwedder der letzten Tage konnte man ja so langsam auch trübsinnig werden.

Waldsterben?


Werftbrunnen in der Fußgängerzone, Weihnachtsdeko
(Bürgermeister-Smidt-Straße)

Kein Thema in Bremerhaven:
Dank der Kompetenz unserer Schweißer, die früher auf den seit vielen Jahren geschlossenen Werften arbeiteten, reparieren wir unsere Fichten, Tannen und was sonst noch so an Bäumen in unseren Wäldern wächst selbst ;o)


Im "Juviversum" unter Kunst & Kultur, Public Art, ... sind weitere Bilder von diesem Brunnen zu sehen, mit dem die Stadt Bremerhaven jenen Menschen ein Denkmal gesetzt hat, die mit ihrer Arbeit zu Wachstum und Wohlstand der Stadt beigetrugen und Bremer- haven mit dem Bau brühmter Schiffe in der Welt bekannt gemacht haben.

Samstag, 22. November 2008

Der Sommer ist vorbei gegangen



Der Sommer ist vorbei gegangen:
Zu schneien hat's schon angefangen
und frieren muss ich ebenfalls.
Ein Schal hilft gegen kalten Hals
und der wird jetzt schnell umgehangen.

Schaurig klingt vom Wald heraus
bald wieder bis zum Försterhaus
der Wölfe wildes Heulen.
Am Dach die Zapfensäulen
rammt klirrend eine Fledermaus.

Schnellstens mach ich mich von hinnen
und sitz' bald am Ofen drinnen
gemütlich bei 'ner Kanne Tee.
Ach, tät doch nur die Sommerfee
wieder heiße Tage bringen.

(c) 2008, Jürgen Winkler


Da musste ich doch noch schnell mal eben den Schnee in unserem Garten fotografieren, bevor der wieder weg geschmolzen ist. Sonst glaubt das nachher wieder keiner, dass es in Bremerhaven um diese Jahreszeit schon Schnee gelegen hat. In der Regel kommt der bei uns nämlich schon als Schneematsch unten an.

Freitag, 21. November 2008

Kleinsparer


Loriot: Kleinsparer

Es gibt ihn noch: Den Kleinsparer.

Diese als beinahe ausgestorben geltende Spezies könnte, gerade in der heutigen wirtschaftlich schwierigen Zeit mit der internationalen Finanzkrise, eine Renaissance erleben. Schön, dass die Herren vom Finanzministerium und der Bank für christliche Sozialwirtschaft diese komplizierte Materie so plausibel und allgemein verständlich darlegen können :o)

Ein Jahr "juwi's welt"


Jubiläen werden in der Regel eigentlich frühestens nach 5 Jahren gefeiert. Die nächste Feier gibt's dann vielleicht nach 10 und dann noch einmal nach 20 Jahren. Aber ich habe mir gedacht, bevor ich mit dem Kopf wackele ist heute schon mal ein guter Tag, um in Jubel auszubrechen.

Los geht's:

  • Jippiiie!
    Heut' war's vor Jahr und Tag,
    als "juwi's welt" die Welt erblickte.

Rückblickend war es ein ereignisreiches Jahr. Ich habe Menschen kennengelernt, denen die Entwicklung "meines" Bremerhavener Stadtteils Lehe ebenso am Herzen liegt wie mir. Aus dem Workshop, der im Mai im Lehe-Treff stattfand, sind einige Arbeitsgruppen hervorgegangen, die sich regelmäßig treffen und an ihren Themengebieten weiterarbeiten. Bei meinen Blicken "über den Tellerrand", und beim lesen in unzähligen Blogs, habe ich erfahren wie andere Menschen über die Welt denken, und manchmal völlig andere Eindrücke erhalten. Dazu gehören auch Fotos von Menschen, die den ganz persönlichen Eindruck ihrer Heimat wiedergeben. So habe ich etwas über mir unbekannte Landschaften und Städte erfahren und Einblicke abseits der üblichen Touristenrennstrecken in eigentlich "bekannte" Städte erhalten.


Ein Rückblick

Blog's verbinden

Nachdem ich in der ersten Zeit wohl im wesentlichen für mich selbst vor mich hingeschrieben habe, schaut inzwischen doch der eine oder andere des öfteren in juwi's welt vorbei. Über die Kommentare haben sich im letzten Jahr zu einigen Bloggern nähere Kontakte ergeben. Die Inhaberin des Bremerhavener Blogs "Cappuccino & Meer" habe ich bereits nach kurzer Zeit auch persönlich kennen gelernt. Sie machte mir während der ersten Tage, als die Zahl der Lesezugriffe auf juwi's welt noch eher sparsam waren, Mut zum weiterschreiben. Außerdem gab sie mir einige Tipps, wie ich den Rest der Welt über die Existenz von juwi's welt in Kenntnis setzen kann. Danke, Brigitte. Vielleicht ergibt es sich ja irgendwann einmal, dass wir weiter voneinander entfernten lebenden Blogger uns auch einmal persönlich kennenlernen.

Wir haben Freunde in Münchberg, einer kleinen Stadt zwischen Hof und Bayreuth gelegen. Nachdem ich schon einige Male im Blog "Eismaus" gelesen hatte, war ich ziemlich überrascht als ich herausfand, dass die "Eismaus" in Münchberg beheimatet ist. Da sie den Blog nur für ein Jahr kostenlos nutzen konnte musste sich die "Eismaus" jetzt eine neue virtuelle Heimat suchen. Ihren neuen Blog hat sie "Dragonfy and Butterfly" genannt. Sofern Heni dann nicht gerade selbst verreist ist, werde ich auf alle Fälle einmal bei ihr vorbeischauen, wenn wir wieder einmal nach Münchberg fahren.

Auf dem Gelände des Kindergartens, den meine Tochter Jana früher besuchte, wurde eines Tages ein Baum entfernt. Der untere Teil des Stammes wurde stehen gelassen, und ein Holzschnitzer schnitze einen Pferdekopf dort hinein. Kurze Zeit später sah ich in der Bloggernetz-Liste den Titel "Baumskulpturen". Ich wollte einfach einmal sehen, was andere Künstler aus alten Bäumen machen. So wurde ich zum LuckiLucki-Fan. Lucki schreibt über seine Heimatstadt Gelsenkirchen, ihre Umgebung und die "weite Welt", und irgendwie kommt in seinen Artikeln auch immer wieder seine Welsh Terrier Hündin mit dem außergewöhnlichen Namen "Xmas" vor. Außerdem hat Lucki ein glückliches Händchen beim Fotografieren, wie seine zahlreichen Fotos auf seiner Seite "LuckiLucki" beweisen.

Weitere interessante Blogs, die ich inzwischen des öfteren besuche, könnt ihr meiner Link-Liste entnehmen. Es würde zu weit führen, wenn ich hier über jeden einzelnen etwas schreiben wollte.


juwi's welt

Ein Ärgernis ist und bleibt das Verhältnis der Leher Bevölkerung zu einigen Politikern der Großen Koalition. Gesprächsbereitschaft gibt es - zumindest seitens der CDU - nicht. Die ziehen blind das durch, was sie sich in den Kopf gesetzt haben. Auch gegen den Willen der davon Betroffenen.

Negativ aufgefallen ist auch die Art und Weise, in der nach einem Nachfolger für Herrn Goes gesucht wurde. Dallas und das Ewing-Imperium lassen schön grüßen. Herr Goes wird Ende des Jahres endgültig in den Ruhestand gehen. Bis zur Sail 2010 gibt es noch viel zu tun. Ein Nachfolger ist jedoch weiterhin nicht in Sicht.

Auf Betreiben des Vereins „Mehr Demokratie“ wurde die 5%-Hürde für Kommunalwahlen in Bremerhaven mit einem Bürgerbegehren zur Änderung des Wahlgesetzes abgeschafft. Noch bevor die neue Regelung auch nur ein einziges Mal angewendet werden konnte, machten die Grünen und die SPD im Land Bremen diese Änderung des Wahlgesetzes im Schnellgang vor der Sommerpause 2008 wieder rückgängig. Dieses Vorgehen der Parteien richtete sich gegen den bekundeten Willen von mindestens 70000 Bürgern, die sich im Jahre 2006 mit ihren Unterschriften u.a. für die Abschaffung der 5%-Hürde eingesetzt hatten.

Positiv war die Entwicklung im neuen Tourismusgebiet hinter dem Weserdeich. Das Klimahaus ist zwar noch eine Großbaustelle, aber insgesamt gesehen gehen die Havenwelten ihrer Vollendung entgegen. Als Folge der Probleme bei der Stahllieferung kam es bei den Arbeiten am Klimahaus zu Verzögerungen. Deshalb kann der für März 2009 angestrebte Eröffnungstermin nicht mehr eingehalten werden. Das neue Ziel ist jetzt der Juni 2009. Wenn die Havenwelten endgültig fertig gestellt sein werden, bleibt nur noch zu hoffen, dass Bremerhaven in der erhofften Weise von den kostspieligen Investitionen profitiert.


Der Blick über den Tellerrand ...

Nach der Veröffentlichung der Klimareports der Vereinten Nationen brach in der Bundespolitik zunächst einmal hektischer Aktionismus aus. Der G8-Gipfel auf Rügen, bei dem auch die drohende Klimakatastrophe ein wichtiges Thema war, ließ die Weltöffentlichkeit hoffen, es werde alles dafür getan, den Grundstein für eine nachhaltige, weltweit koordinierte Umweltpolitik zu legen. Von den international, aufgrund einiger Blockierer, nicht erreichbaren Zielen einmal abgesehen, flaute die Euphorie leider auch innenpolitisch schneller wieder ab, als es für die Zukunft der Welt gut wäre. Die Bundesregierung, allen voran Frau Merkel, steckte hohe Ziele. Jedoch: "Das Fleisch ist stark - allein es fehlt der Wille." Vor allem fehlte der Wille, notwendige Entscheidungen auch gegen die kurzsichtigen Interessen der Wirtschaft-Lobbys durchzusetzen. Statt dessen wurden im Laufe des Jahres immer mehr Kompromisse geschlossen, die mir mit Blick auf die Zukunft der Welt meiner Kinder und die meiner möglichen Enkel nicht viel Hoffnung machen. Die physikalischen und chemischen Faktoren, die den Klimawandel beeinflussen, lassen keinen Raum für Kompromisse zu. Hurrikanes lassen nicht mit sich darüber verhandeln, wie und wo sie sich austoben dürfen. Auch die Weltmeere werden sich nicht dazu überreden lassen, gnädigerweise etwas weniger anzusteigen. Die sind absolut kompromisslos. Spätere Generationen werden die heute auf dem Planeten lebenden Menschen noch einmal für ihre Bequemlichkeit verfluchen und dafür, dass sie sich weigerten das Ruder noch einmal herumzureißen.

Mit der Forderung nach dem Ausstieg aus dem Ausstieg aus der Energieerzeugung mit Atomkraftwerken seitens der CDU/CSU nahm die Klima- und Umweltpolitik geradezu groteske Züge an. Die Vorreiter dafür wähnten sich in Bayern noch für lange Zeit an den Hebeln der Macht, und versuchten hemmungslos Atomstrom als Ökostrom zu verkaufen. Seit der Landtagswahl in Bayern sind mit dem Verlust der absoluten Mehrheit der CSU zwar mit den Herren Stoiber und Beckmeyer zwei der stärksten Befürworter dieser irrsinnigen Ideen erst einmal aus dem Verkehr gezogen worden, aber auch in den Köpfen mancher Mitglieder der FDP, mit der die CSU erstmals nach 40 Jahren eine Koalition eingehen musste, schwirren derartig abwegige Ideen herum. Das sieht noch lange nicht nach Entwarnung aus.

Auch in Hessen wurde ein neuer Landtag gewählt. Die Tatsache, dass "der Wähler" die Welt anders sieht, als die Damen und Herren der SPD es gerne hätten, führte zum politischen Selbstmord der hessischen SPD, in der die Spitzenkandidatein Frau Ypsilanti die tragische Hauptrolle spielen musste. Diese Geschichte bietet genügend Stoff für ein abendfüllendes Trauerspiel. Wer vorher den Mund zu weit aufreißt, gerät leicht in Gefahr, dass er hinterher beim Versuch zu retten, was noch zu retten ist, wortbrüchig wird. In Hessen scheint die SPD diese Lektion gelernt zu haben. Auf bundespolitischer Ebene propagiert die SPD jedoch weiterhin lauthals, mit den Linken werde es keinerlei Zusammenarbeit geben. Da werden die einen doch lieber gleich die richtig Linken und die anderen die wirklich Grünen wählen. Die SPD könnte dabei auf ihrem eigenen Scherbenhaufen sitzen bleiben.


... und in die weite Welt

Auch in der internationalen Politik spielte die Klimapolitik eine wichtige Rolle. Die USA übernahmen darin, mit der von Herrn Busch (in Kürze ehemaliger Präsident der USA) initiierten Blockadehaltung, freiwillig den Part des Schurken, dem die Zukunft des Planeten Erde sch..egal ist: "Es lebe der freie Kapitalismus! Nieder mit den grünen Spinnern! Augen zu und durch! Nach uns die Sintflut".
  • Die könnte schneller kommen als es den den wirtschaftlichen Dinosauriern und ihren politischen Handlangern lieb sein kann.
Mit China, dem Ausrichter der Olympischen Spiele, stand ein Land im Rampenlicht der Weltöffentlichkeit, das sonst eher bestrebt ist, tiefere Einblicke in das Leben seiner Bevölkerung zu verhindern. Die chinesische Regierung versuchte alles, um die Welt von den Missständen im Land abzulenken. Dank vieler Journalisten und mutiger chinesischer Menschenrechtler, von denen viele dafür mit ihrer Freiheit, ihrer Gesundheit und dem Verlust ihres Eigentums bezahlen mussten, waren die Bemühungen der chinesischen Obrigkeit jedoch nicht sehr erfolgreich.

Mit dem Krieg in Georgien, der als russisch-georgischer Konflikt um die georgische Provinz Südossetien begann, wurden auch die immer noch latent vorhandenen Spannungen zwischen Westeuropa, den USA und der Nato auf der einen und Russland, mit seinen Versuchen, weiterhin Einfluss auf ehemalige Sowjet-Staaten zu nehmen, auf der anderen Seite sichtbar. Der neue russische Präsident, Herr Medwedew, erweist sich nach außen irgendwie als wenig diplomatischer Polterer, und sein Vorgänger, der Herr Putin, zieht weiterhin im Hintergrund an den Fäden. Auf der anderen Seite hatte Herr Busch (USA, in Kürze ehemaliger Präsident) nichts besseres zu tun, als Polen die Erlaubnis abzuschwatzen, auf polnischem Territorium Raketen für einen "Raketenschutzschild" zu stationieren, was Herrn Medwedew wiederum zu der Ankündigung veranlasste, Raketen in Russlands Exklave Kaliningrad zu stationieren. Das sind die besten Voraussetzungen dafür, dass die ehemalige Nazi-"Festung" Königsberg ein zweites Mal in Schutt und Asche geschossen werden könnte - möglicherweise endgültig. Wann hört dieser Wahnsinn endlich einmal auf?

Auch das, was nach dem Willen der Alliierten Besatzungsmächte nach dem Zweiten Weltkrieg nie wieder möglich sein sollte, ist wieder eingetreten. Deutsche Soldaten sind in kriegerische Auseinandersetzungen verwickelt, und versuchen in Afghanistan zusammen mit den Armeen anderer Nationen die Taliban-Terroristen zu besiegen. Dabei brachten sie unter anderem auch Frauen und Kinder um. Die Terroristen schickten ihrerseits Selbstmordattentäter, die deutsche Soldaten umbrachten. Ich frage mich, wie oft deutsche Menschen noch zu Kriegsopfern werden, und wieviel Schuld deutsche Menschen noch auf sich laden müssen, bevor die Bundesregierung erkennt, dass man auch mit der technisch hochgerüstetsten Armee keinen Sieg gegen Partisanen, Terroristen, Freischärler und wie die sonst noch alle heißen mögen, erringen kann. Aber in diesem Punkt steht sie ja nicht alleine da in der Welt. Die USA haben zum Beispiel aus ihrem Krieg in Vietnam auch nichts gelernt. Anderenfalls hätten sie sich wohl kaum auf das Abenteuer Irak eingelassen.

Mit der Wahl von Herrn Obama zum neuen Präsidenten der USA haben die Amerikaner der Politik des Herrn Busch eine deutliche Abfuhr erteilt. Das macht zumindest erst einmal Hoffnung auf eine friedlichere Außenpolitik der USA und darauf, dass die USA endlich ihre Blockade gegen die Bemühungen der Weltgemeinschaft zur Begrenzung der Folgen des Klimawandels aufgeben werden.


Kunst & Kultur

Mein eigener bescheidener Beitrag war die Mitwirkung an einigen Konzerten der Singgemeinschaft "Querbeet". Trotz Regen und Gewitter habe ich das Konzert zum Grillabend auf der Geesthofanlage des Bauernhausmuseums in guter Erinnerung. Eigentlich sollten wir auf dem Außengelände der Geesthofanlage an der Wurster Straße auftreten. Wegen des Gewitters fand das Konzert, nach einigen Umzügen und Umbauten im Freien, schließlich im Geestbauernhaus statt. Die Umgebung in dem alten historischen Bauernhaus gab der Veranstaltung einen ganz besonderen Rahmen.

Beeindruckend war wieder einmal die Show "On Stage" der Tanz-Etage, die in diesem Jahr auf der Bühne des Großen Hauses des Stadttheaters stattfand. Eine tolle Sache war auch die Aktion "Kultur statt Leerstand" in der Hafenstraße. Über das Problem der Leerstände in Lehe habe ich ja des öfteren geschrieben. An einem Wochenende kam für kurze Zeit wieder einmal Leben in die Leerstehende Läden. Künstler aus Bremerhaven und "umzu" nutzten die Gelegenheit, ihre Arbeiten der Öffentlichkeit zu präsentieren. Solche Aktionen beheben zwar nicht das Übel "Ladenleerstand", aber sie sind wichtig für die Stärkung des Wir-Gefühls im Viertel. Es wäre toll, wenn dort ähnliche Aktionen mehrmals im Jahr stattfinden könnten.

Da Bremerhaven an der Mündung der Weser in die Nordsee liegt, finden hier auch immer wieder maritime Veranstaltungen statt. Highlights des Jahres waren für mich das Drachenbootrennen im Fischereihafen, die "Lütte Sail", und der Zwischenstopp einer kleinen Flotte von Nachbauten historischer Schiffe aus der Hansezeit in Bremerhaven auf ihrem Weg nach Bremen.

"Flammende Höhepunkte" des Jahres waren die Feuernacht im Skulpturenpark Kramelheide und die Lichternacht im Speckenbütteler Park. Obwohl beide Veranstaltungen sicher nicht direkt miteinander vergleichbar sind, hat mir die Atmosphäre in Kramelheide besser gefallen. Toll fand ich im Speckenbütteler Park die Tanz-Shows im Weidenschloss während der Lichternacht.

Das traditionelle Jazz-Festival "Hot Jazz" in der Innenstadt, der "Oberen Bürger" im Columbus-Center und erstmalig im Mediterraneo fesselte am Samstag wieder einmal viele Passanten beim Einkaufsbummel und für die Fans gab es am Sonntag auf den Bühnen bis in den späten Abend noch einige Leckerbissen zu hören.

Ach ja ...

... Beinahe hätte ich es glatt vergessen, juwi's eigene poetische Schöpfungen zu erwähnen. Der eigentliche Anstoß dafür kam von Ute, die lange händeringend nach "sinnlosen poetischen Ergüssen" aus der Bloggergemeinde für ihren Advenzkalender auf "Prinzzess' Allerlei" gesucht hatte. Ute, ich danke dir für diesen Schubs. Schade, dass nicht genügend Blogger von der vorweihnachtlichen Muse geküsst wurden. Keine Poeten, kein Advenzkalender. Schade! Mal sehen, ob im Laufe der Zeit vielleicht einmal ein Joachim Ringelnatz, ein Wilhelm Busch oder ein Heinz Erhard aus mir wird (man muss ja bescheiden bleiben: Theodor Fontane wäre jedenfalls als Ziel deutlich zu hoch gesteckt.). So: Für's erste war das aber genug von diesen fiktiven Höhenflügen. Jetzt geht's erst mal wieder zurück auf den Teppich.

Von vielen Seiten gelobt wurde das Open Air Konzert der "Toten Hosen" auf dem Wilhelm-Kaisen-Platz. Dumm war nur, dass am gleichen Tag auch der Bremerhavener Stadtmarathon stattfand. Die Strecke verlief zum großen Teil auf den Bremerhavener Hauptstraßen, die dafür vollständig abgesperrt worden waren. Wegen des Konzertes war auch die Melchior-Schwoon-Straße gesperrt. Damit war das südliche Lehe faktisch von der Außenwelt abgeriegelt. Von Lehe nach Geestemünde zu kommen, als ich meine Tochter Jana dort abholen wollte, und der Weg zurück waren eine navigatorische Meisterleistung und eine erhebliche Zerreißprobe für das Nervenkostüm! Für die Koordination der Organisatoren, und die Verkehrsplanung und -leitung gibt's deshalb eine dicke fette Sechs von mir.


Jetzt habe ich aber erst einmal genug zurückgeblickt:
Auf geht's in's zweite Jahr ...

Donnerstag, 20. November 2008

Endspurt!


(Unzeige)
Hurtig, hurtig! Schnell noch sputen!
Gönnt euch sinnenlosen Stress:
Gedichte dichtet für den guten
Advenzkalender von Prinzzess'.

Wenn ich dieses Jahr keinen unsinnigen Advenzkalender bekomme, oder einen, in dem hinter jedem zweiten Türchen eine Niete lauert, dann wird das 'ne wahnsinnig traurige Adventszeit ...


Ein Nachruf

Es hilt kein Jammern und kein Klagen.
Prinzzess' musst' ihr Projekt begraben.
So wird denn mein Gedichtelein
demnächst in juwi's welt erschein' ...

Stadtteilkonferenz Lehe

Heute Abend
um 19:00 Uhr

findet im Lehe-Treff, Eupener Straße, die
Stadtteilkonferenz Lehe
zum Thema
  • Parteien contra Bürger:
    Welchen Einfluss haben Bürger noch auf die Politik?
    Fragen an die Wissenschaft
statt.


Darüber soll mit Herrn Prof. Dr. Lothar Probst von der Universität Bremen gesprochen werden. Herr Probst gehört dem "Institut für Politikwissen- schaft: Arbeitsbereich Wahl-, Parteien- und Partizipationsforschung (AWaPP)" an.

Der AWaPP erforscht unter anderem, welche Veränderungen im politischen und sozialen Beteiligungsverhalten der Bürgerinnen und Bürger stattfinden, wie sich die Veränderungen auf das Wahlverhalten auswirken und wie Parteien auf diese Veränderungen reagieren. Außerdem geht der Arbeitsbereich der Frage nach, wie die politische und soziale Beteiligung, insbesondere auch von Jugendlichen, gefördert werden kann.

Auf der Hompage des AWaPP findet sich eine interessante Qualifikationsarbeit von Susanne Wendland zum Thema

"Bürgerbeteiligung in der Kommune
zwischen Anspruch und erlebter Realität.
Eine Analyse von Beteiligungsrechten und
Beteiligungsmöglichkeiten in Bremerhaven."

vom Mai 2007. Sehr aufschlussreich finde ich darin die Aussagen über das Demokratieverständnis der verschiedenen Parteien, die alle oft und gerne über "die Bürgerbeteiligung" reden aber jeweils etwas völlig anderes damit meinen. In der Schlussbetrachtung auf Seite 79 schreibt Frau Wendland unter anderem:
"In den Wahlprogrammen wird Bürgerbeteiligung in einem breiten Auslegungsfeld gebraucht. Dieses reicht von ehrenamtlichem Engagement und Eigenverantwortung (CDU) über Mitwirkung und Mitgestaltung (SPD) bis hin zur Partizipation im Sinne von Teilnahme und Teilhabe an Entscheidungsprozessen (Bündnis 90/Die Grünen). Hierin spiegeln sich unterschiedliche Demokratieverständnisse wider. Während sowohl SPD als auch CDU ein elitär-liberales Demokratieverständnis zu Grunde legen, offenbart sich im Wahlprogramm von Bündnis 90/Die Grünen ein partizipatives Demokratieverständnis."

Im folgenden geht sie auf demokratische Elemente wie Einwohnerantrag, Bürgerbegehren oder Bürgerentscheid ein. Diese institutionalisierten Elemente ließen sich allerdings als Scheinformen direkter Partizipation bezeichnen, da sie formal so konstruiert sind, dass eine Nutzung nur bedingt möglich sei. Die Instrumente würden den Eindruck erwecken, als wären sie, neben den bestehenden politisch-administrativen Entscheidungswegen, zur Erweiterung der politischen Handlungsmöglichkeiten der Bürger gedacht ...

Die Formulierung "elitär-liberales Demokratieverständnis" trifft den Umgang der Großen Koalition in Bremerhaven mit den Bremerhavener Bürgern fast auf den Punkt. Zumindest in den Kernfragen, welche die Entwicklung des Stadtteils Lehes betreffen, überwiegt jedoch der Einfluss der CDU, so dass man hier das Demokratieverständnis wohl eher als elitär als liberal bezeichnen muss. Dieses wird besonders deutlich in Bezug auf die Wiederbelebung der Hafenstraße, das Phillips-Field, die Entwicklung des ehemaligen Kistnergeländes oder die verkorkste Hafenanbindung über einen Tunnel, dessen Gegner prophezeihen, dass dessen Kapazität bereits kurz nach seiner Fertigstellung schon nicht mehr ausreichen wird, wenn der Hafenverkehr wie vorausgesagt weiter anwachsen sollte.

Mittwoch, 19. November 2008

Zum Buß- und Bettag ...

Das sogenannte
böse Gewissen
sollte eigentlich
das gute heißen,
weil’s ehrlich
die Wahrheit sagt.

Wilhelm Busch


Der Mensch behauptet ja von sich selbst, er sei ein vernunftbegabtes Wesen. Im Artikel 3 ihres Katechismus, "Die Freiheit des Menschen", erklärt die katholischen Kirche, Gott habe den Menschen als vernunftbegabtes Wesen erschaffen. Seine Freiheit sei die in Verstand und Willen verwurzelte Fähigkeit, Entscheidungen zu treffen und aus eigenem Antrieb bewusst zu handeln. "Solange sich die Freiheit nicht endgültig an Gott, ihr höchstes Gut, gebunden hat, liegt in ihr die Möglichkeit, zwischen Gut und Böse zu wählen, also entweder an Vollkommenheit zu wachsen, oder zu versagen und zu sündigen."

Der Buß- und Bettag ist für die evangelischen Christen ein Tag, an dem sie darüber nachdenken, ob die Entscheidungen, die sie getroffen haben richtig waren, oder ob sie mit ihrem Handeln oder mit ihrer Untätigkeit oder Gleichgültigkeit anderen geschadet haben. Das ist eine individuelle, ganz persönliche Gewissensprüfung. Wer weiß, dass sein Handeln falsch war, weil er damit anderen Menschen Schaden zugefügt hat, der hat ein schlechtes Gewissen. Dieses vor Gott und sich selbst ehrlich einzugestehen bietet jedoch auch die Chance, die gleichen Fehler nicht ein weiteres Mal zu begehen und beim nächsten Mal "guten Gewissens" die richtigen Entscheidungen zu treffen.


Der Buß- und Bettag wurde 1532 auf kaiserliche Anordnung im mittelalterlichen Straßburg offiziell eingeführt. In der Folgezeit wurde der Feiertag in den deutschen Ländern an unterschiedlichen Tagen begangen. Auf Initiative der zuständigen staatlichen Stellen legte Preußen den Buß und Bettag im Jahre 1893 auf den Mittwoch vor dem letzten Sonntag im Kirchenjahr fest.

Im Zweiten Weltkrieg verlegten die Nazis den Buß- und Bettag auf einen Sonntag. Damit schafften sie einen zusätzlichen Arbeitstag, um die Produktivität der Rüstungsindustrie zu steigern. Nach dem Krieg wurde der Feiertag wieder eingeführt und auf als gesetzlicher Feiertag auf den bewährten Mittwoch vor dem letzten Sonntag im Kirchenjahr gelegt.

1995 strich die damalige Bundesregierung den gesetzlichen Feiertag in allen Bundesländern (bis auf Sachsen) ersatzlos. Mit den an diesem zusätzlichen Arbeitstag erwirtschafteten Mitteln sollte die Pflegeversicherung dauerhaft sicher finanziert werden. Die sichere Finanzierung der Pflegeversicherung war durch diese Maßnahme jedoch nicht von Dauer, die Abschaffung des Feiertages hingegen schon.


(Quellen: Wikipedia, EKD)

Was ist das denn für eine Lachnummer?

Der "Weser Kurier" schrieb in seiner Online Ausgabe vom 18.11.2008, Bremen sei beim PISA-Schulleistungstest in allen drei Kategorien - Mathematik, Lesen und Textverständnis sowie in Naturwissenschaften - nach wie vor Schlusslicht und läge in allen Werten unter dem gesamtdeutschen Schnitt. Auch im Onlineportal des Deichhelden-Magazins der Nordsee-Zeitung wird darüber berichtet.
  • Frau Jürgens-Pieper (SPD, Bildungssenatorin des Landes Bremen) meint, es sei alles nicht so schlimm und findet es sei bemerkenswert, dass das Land Bremen nicht abgehängt worden sei?
Als Schlusslicht ist es ja wohl kein Kunststück den letzten Platz in der Tabelle zu behaupten. Wenn das alles nicht so traurig wäre, dann könnte ich mich kringeln vor Lachen. Wenn dieses Denken das Niveau unserer Bildungspolitik widerspiegelt, dann sehe ich schwarz für die Zukunft.

Schlimm ist es, wenn sich diese Haltung von ganz oben bis nach ganz unten fortsetzt. So habe ich gehört, es gäbe in Bremerhaven einen Lehrer der die Meinung vertreten soll, eine Vier sei schon ganz in Ordnung. Schließlich bescheinige das ja eine ausreichende Leistung*). Wenn das zutreffen sollte, dann scheint er es für völlig ausreichend zu halten, den Schülern ausreichendes Wissen zu vermitteln. Vielleicht sind solche Lehrer Einzelfälle. Aber von jedem dieser Einzelfälle hängen pro Schulklasse die Schicksale von rund 25 zukünftigen Bewerbern um Ausbildungsplätze ab, die dann die Anforderungen der Arbeitgeber an ein gutes*) Bildungsniveau nicht erfüllen können.

Bildung ist das einzige Kapital, mit dem Deutschland gegen den Rest der Welt konkurrieren kann. Deshalb ist es wichtig für die Zukunft Deutschlands, heute in Bildung zu investieren. Das kostet Geld. Aber heutzutage wird ja lieber wieder Geld für irgendwelche Konflikte (der zutreffendere Ausdruck "Krieg" wird ja nicht so gerne gehört) in irgendwelchen entlegenen Weltgegenden ausgegeben, als für die Ausbildung unserer Kinder. Aber so war es schon immer: Wer nichts in der Birne hat muss wenigstens mit dem Muskeln protzen können.

*) Schulnote 1 (sehr gut), Schulnote 2 (gut), Schulnote 3 (befiedigend), Schulnote 4 (ausreichend), Schulnote 5 (mangelhaft), Schulnote 6 (ungenügend)


(Quellen: Weser Kurier, Deichhelden)

Dienstag, 18. November 2008

Wanted!



Kann denn Unsinn Sünde sein?
Schickt schnell ein Gedichtelein
für'n Advenzkalender ein.
Prinzzess wird euch dankbar sein.


Nähere Informationen gibt's auf "Prinzzess Allerlei"

Psst: Es gibt auch etwas zu gewinnen. Einsendeschluss ist der 20. November. Bitte, bitte: Helft alle mit, damit ich
  1. meinen Advenz-Kalender bekomme
  2. nicht die ganzen Gewinne bekomme
(ich wüsste gar nicht, wo ich die alle lagern sollte)

Hin un zoröck över de Severinsbröck


Bernd Stelter - Hin un zoröck över de Severinsbröck

Am 11. November wurde im Fernsehen eine Karnevalsveranstaltung aus Köln übertragen. Unter anderem trat dort auch Bernd Stelter mit diesem Lied über den Straßenverkehr in Köln auf.

Nicht dass ihr meint, dieser Videoausschnitt aus der Karnevalsveranstaltung sei nichts weiter als ein närrisches Karnevalslied. Ganz im Gegenteil. Das ist voll aus dem Leben gegriffen und erinnert mich in frapanter Weise an ein Erlebnis, das ich im Mai diesen Jahres zusammen mit meiner Tochter Jana in Köln hatte. Nur dass es da "hin un zoröck över de Deutzer Bröck" ging.

Montag, 17. November 2008

Demonstrationsprivileg

Demonstrieren darf im deutschen Land
so manch' friedlich-freier Demonstrant.
Verbrieft ist von Gesetzes wegen
das freie Denken, freies Reden.
Der Minister find' das allerhand.

Gegen Demonstrantenzahlen
kann er nur mit Staatsmacht prahlen:
Um Demonstranten rauszupicken,
muss er viel Polizisten schicken
und dann geht es an's bezahlen.

Wo um alles in der Welt
ist nur des Ministers Geld
für Polizisten hingekommen?
Wie wär' es denn, mal angenommen,
wenn man nun die Hand aufhält?

Die Idee ist schnell geboren:
Minister bleibt heut ungeschoren.
Toll! Der Demonstrant jetzt blecht
für sein Demonstrantenrecht
und hat bald Geld und Recht verloren.

©2008, Jürgen Winkler


Nach den Blockaden des Atommülltransports nach Gorleben in der letzten Woche will Herr Schünemann (CDU, Innenminister in Niedersachsen) die Demonstranten zukünftig für verursachte "Mehrkosten" zur Kasse bitten. Die Lagerung der Atomabfälle sei von nationalem Interesse. Das Strafrecht müsse geändert werden, damit die Kosten auf die beteiligten Demonstranten umgelegt werden könnten.

Zur Erinnerung:
Die Atomabfälle werden von den Betreibern der Atomkraftwerke produziert. Deren Interesse ist es, die Abfälle so schnell wie möglich los zu werden. Am besten gleich unter die Erde: Aus den Augen, aus dem Sinn. Verwechselt der Minister hier möglicherweise "nationales Interesse" mit den Interessen der Atomkonzerne?

Niedersachsen muss aufgrund des riesigen Polizeiaufgebotes für ungefähr ein Viertel der 20 Millionen Euro aufkommen, die der Castor Transport von Le Havre (Frankreich) nach Gorleben ins niedersächsische Wendland gekostet hat. Da jedes Mal ein Großteil der Polizisten aus anderen Bundesländern angefordert werden muss, zahlt Niedersachsen einen Teil der ungefähr 5 Millionen Euro an andere Bundesländer. Das heißt, für das nationale Interesse (der Atomkonzerne) wird immer wieder dieses eine Bundesland zur Kasse gebeten. Wenn der Innenminister von Niedersachsen sein Bundesland aus nachvollziehbaren Gründen vor ungerechtfertigten finanziellen Belastungen schützen will, dann soll er das Geld aber nicht von denen einfordern, die für ihre Sicherheit und gegen die Gefährdung zukünftiger Generationen demonstrieren. Außerdem scheint Herr Schünemann völlig zu übersehen, dass der Kampf der Atomkraftgegner sich nicht gegen Niedersachsen richtet: Die demonstrieren für die Sicherheit ihrer Heimat im Wendland, welches bekanntlich ein Teil Niedersachsens ist.

Ich hoffe doch sehr, dass nationales Interesse inzwischen nicht wirklich gleichbedeutend mit den Interessen der Atomkonzerne ist. Wenn der Atommüll aber nationales Interesse berührt, dann soll auch der Staat, der den Atomkonzernen den Betrieb der Atomkraftwerke gestattet, für die Kosten aufkommen. Wenn er das jedoch aus verständlichen Gründen nicht will, dann soll er gefälligst die Atomkonzerne für die von ihnen verursachten Kosten zur Kasse bitten. Gäbe es keine Atomkraftwerke, dann gäbe es weder teuere Atommülltransporte noch kostenverursachende Demonstrationen. Vor dem Hintergrund der drohenden Klimakatastrophe wäre es sinnvoller, die Atomkraftwerke in Deutschland früher als vereinbart stillzulegen, und das sonst dafür verschwendete Geld in die zügige Entwicklung und Einführung der Energieerzeugung mit alternativen Techniken und aus regenerativen Energieträgern zu investieren.

Von den finanziellen Folgen der Atompolitik einmal abgesehen, sollte spätestens seit dem Super-GAU in Tschernobyl jedem klar geworden sein, dass der Betrieb der Atomkraftwerke eine ständig latent vorhandene Bedrohung der Sicherheit darstellt. Außerdem werden die Folgen der heutigen "Aus-den-Augen-aus-dem-Sinn-Atompolitik" noch zahlreiche Generationen unserer Nachfahren bedrohen. Kein Mensch kann für so lange Zeiträume garantieren, dass es nicht zu geologischen Veränderungen kommen wird, welche den in den Untergrund verbannten radioaktiven Müll wieder ans Tageslicht bringen werden. Auch menschliche Schwächen und der Faktor "menschliches Versagen" gepaart mit "menschlichem Erfindungsreichtum" stellt eine ständige Bedrohung der Sicherheit dar. Das haben uns die Vorgänge um das sogenannte "Forschungsendlager" Asse-II recht deutlich vor Augen geführt.

Übrigens:
Gegen "gewisse Eingriffe" in den öffentlichen Verkehr gibt es bereits Gesetze. Die bräuchten nur angewendet werden. Der Ruf nach Gesetzesänderungen, die es ermöglichen sollen, Demonstranten für ihr gutes Recht zur Kasse zu bitten, ist nichts weiter als Populismus.


Wenn es dem niedersächsischen Innenminister jedoch darum gehen sollte, mit seiner angedachten Gesetzesänderung so etwas wie eine Demonstrationsgebühr einzuführen, dann wäre das ein massiver Eingriff in die Rechte der Bürger in unserem Land. Finanzielle Repressalien gegen Demonstrationen wären der Anfang zur willkürlichen Einschränkung des Demonstrationsrechts durch die Hintertür. Zum Beispiel hätten Hartz-IV Empfänger oder Rentner dann irgendwann keine Chance mehr, für ihre Anliegen auf die Straße zu gehen, weil sie sich das finanziell einfach nicht mehr leisten könnten. Aus dem Recht aller Bürger, für ihre Anliegen zu demonstrieren, könnte somit sehr schnell ein Privileg für wenige Gutbetuchte werden.


Tipp:
Recht umfassend, und hübsch garniert mit satirisch bissigen Einlagen, serviert Dr. No das Thema in seinem Artikel "Demonstrationsrecht, made in Lower Saxony".

Sonntag, 16. November 2008

Es ist an der Zeit




Es ist an der Zeit (Hannes Wader)

Weit in der Champagne im Mittsommergrün,
da wo zwischen Grabkreuzen Mohnblumen blühn,
da flüstern die Gräser und wiegen sich leicht
im Wind der sanft über das Gräberfeld streicht.

Auf deinem Kreuz finde ich, toter Soldat,
deinen Namen nicht, nur Ziffern, und jemand hat
die Zahl neunzehnhundertundsechzehn gemalt,
und du warst nicht einmal neunzehn Jahre alt.

Refrain:
Ja auch dich haben sie schon genauso belogen,
so wie sie es mit uns heute immer noch tun.
Und du hast ihnen alles gegeben:
deine Kraft, deine Jugend, dein Leben.


Hast du, toter Soldat, mal ein Mädchen geliebt?
Sicher nicht, denn nur dort, wo es Frieden gibt,
können Zärtlichkeit und Vertrauen gedeihn.
Warst Soldat, um zu sterben, nicht, um jung zu sein.

Vielleicht dachtest du dir, ich falle schon bald,
nehme mir mein Vergnügen wie es kommt mit Gewalt.
Dazu warst du entschlossen, hast dich aber dann
vor dir selber geschämt und es doch nie getan.

Refrain ...


Es blieb nur das Kreuz als die einzige Spur
von deinem Leben. Doch hör meinen Schwur
für den Frieden zu kämpfen und wachsam zu sein.
Fällt die Menschheit noch einmal auf Lügen herein,

dann kann es geschehn, da bald niemand mehr lebt,
niemand, der die Milliarden von Toten begräbt.
Doch es finden sich mehr unhd mehr Menschen bereit,
diesen Krieg zu verhindern, es ist an der Zeit.

Refrain ...



Der am 23 September 1944 in Peebles (Schottland) geborene Liedermacher und Sänger Eric Bogle schrieb das Lied "No Man's Land" über den Wahnsinn des Krieges, der Menschen zu Bestien und Opfern werden lässt. Das Lied ist ein Monolog an einen der unzähligen toten Soldaten inmitten der Gräberfelder des Ersten Weltkrieges in der Champagne. Eric Bogle schrieb es, nachdem er 1976 zusammen mit seiner Frau einige dieser Gräberfelder besucht hatte.

Hannes Wader hat den deutschen Text dazu geschrieben, der sich sehr eng an das Original hält. Seitdem die irische Folk Gruppe "The Fureys" dem Lied den Untertitel "Green Fields of France" gaben, ist es international auch unter diesem Titel bekannt geworden. Eric Bolgle wanderte 1969 nach Australien aus.

Samstag, 15. November 2008

Volkstrauertag 2008


Friedhof Lehe - Kriegsopfer der beiden Weltkriege

Gebt den Lebenden:
Die Toten können Geschenke nicht mehr brauchen.
Lehrt die Lebenden,
nicht die Fehler ihrer Vorfahren zu wiederholen.
Gott sagt: "Du sollst nicht töten."


Morgen ist Volkstrauertag. Dieser staatliche Feiertag wird in Deutschland seit 1952 zwei Sonntage vor dem Ersten Advent begangen und soll an die Kriegstoten und Opfer der Gewaltherrschaft aller Nationen erinnern. Soldaten sammeln wieder für den Volksbund Deutsche Kriegsgräber- fürsorge. Die endlosen Totenäcker des 1. Weltkrieges sind mit ihren zahlreichen Kreuzen beeindruckende Mahnmale gegen den Wahnsinn des Krieges. Diese Mahnmale gilt es für die Nachwelt zu erhalten. Das kostet Geld. In diesem Sinne unterstütze ich die Spendensammlung des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge.

Ich würde es jedoch begrüßen, wenn nicht Soldaten mit der Spendendose in der Hand dafür sammeln würden. Nachdem die Deutsche Bundesregierung es ermöglicht hat, dass wieder deutsche Soldaten bei Auslandseinsätzen umgebracht werden, kommt es mir vor, als würden die Soldaten für ihre eigenen Gräber sammeln. Das ist absurd. Und wer sammelt für die von deutschen Soldaten während ihres Auslandseinsatzes umgebrachten Menschen?

Freitag, 14. November 2008

Grüne Energie?

Ein großer Energieerzeuger und Stromanbieter in Deutschland beansprucht für sich, der grünste von allen zu sein. Frei nach "My Fair Lady" könnte man fast auf den Gedanken kommen: "Es grünt so grün wo Hmhms Atommeiler glüh'n ..."

Erinnert sei hier diesbezüglich nur an die Ereignisse in Norddeutschland und Schweden aus den Jahren 2007 und 2006. Frau Bierwirth (damals Vorsitzende des Umwelt-Bundestagsausschusses) hielt den großen Energieerzeuger und Stromanbieter "nicht mehr für einen zuverlässigen Betreiber von Atomkraftwerken".

Aber die Atomkraft soll nicht das Thema dieses Artikels sein. In Europa kämpfen die Vertreter dieses Stromanbieters dafür, dass die CO2-Emissionszertifikate weiterhin kostenlos verteilt werden. International fordern sie einen weltweit gültigen Preis für CO2-Emissionszertifikate. Es ist jedoch äußerst unwahrscheinlich, dass sich alle Staaten der Welt auf einen einheitlichen Preis für die Zertifikate einigen werden, zumal die Ansichten über den Nutzen des weltweiten Emissionshandels und die Gerechtigkeit bezüglich des Ausgleichs zwischen Industriestaaten und Entwicklungsländern meilenweit auseinandergehen. Wenn CO2-Emissionszertifikate Geld kosten würden, dann müsste unter anderem auch dieser große, angeblich so grün gefärbte Stromanbieter nicht unerhebliche Summen an die Entwicklungsländer zahlen, die ihrerseits dringend auf finanzielle Unterstützung angewiesen sind, damit sie ihren Beitrag zum Kampf gegen den Klimawandel leisten können.

Weiter fordern die Vertreter des Stromanbieters die Förderung klimafreundlicher Technologien. Der Stromanbieter favorisiert die CO2-Abscheidetechnik. Das aus dem Abgas herausgefilterte CO2 will er dann unterirdisch endlagern. Da Forschung und Entwicklung dafür aber sehr teuer sind, haben die Vertreter des Stromanbieters zehn Milliarden Euro als staatliche Hilfe eingefordert. Die tolle Idee, CO2 in unterirdischen Endlagern für alle Ewigkeit aus dem Verkehr zu ziehen, hatten andere Energieerzeuger auch schon. Einige von ihnen arbeiten auch schon mit Hochdruck daran, mit Hilfe dieser Technik ihre schwarze Kohle in grüne Energie zu verwandeln. Leider bietet diese Methode jedoch absolut keine Garantie für die Ewigkeit. Es ist aus meiner Sicht sicher, dass das unterirdisch gelagerte CO2 irgendwann seinen Weg zurück an die Erdoberfläche finden wird, von wo es sich dann zeitverzögert doch noch in der Atmosphäre verteilten wird. Die Klimakatastrophe tritt dann eben nur etwas später ein. Die dafür Verantwortlichen sind dann schon tot, und können nicht mehr dafür zur Rechenschaft gezogen werden.

Außerdem fordern die Vertreter des Stromanbieters Klimaschutzstandards für elektrisch betriebene Produkte. Damit zieht der Stromanbieter sich aus der Affäre, indem er seine Verantwortung an die Verbraucher weitergibt. Die sollen die Welt retten, indem sie klimafreundliche elektrische Haushaltsgeräte kaufen. Der Haken an der Sache ist jedoch, dass selbst das denkbar sparsamste elektrische Haushaltsgerät immer noch Strom verbraucht. Wenn dieser aber weiterhin aus Kohlekraftwerken kommt, dann wird auch weiterhin CO2 emittiert. Der Energieerzeuger hat aber den Vorteil, dass seine unterirdischen Lagerkapazitäten nicht so schnell erschöpft sein werden. Wenn der Stromanbieter nicht mehr so viel Geld einnimmt, weil die sparsamen Haushaltsgeräte weiniger Strom verbrauchen, wird er wahrscheinlich die geringere Menge Strom zu einem höheren Preis verkaufen. Das haben die Energiekonzerne in der Vergangenheit auch schon so gemacht. Somit kann der Stromanbieter seine Kraftwerke länger mit schwarzer Kohle füttern, die Verbraucher machen daraus mit ihren sparsamen Haushaltsgeräten Grüne Energie, und die Kasse des Stromanbieters wird dadurch nicht schmaler. Genial!


Bisher hat der Stromanbieter, der einer seiner Meinung nach grünsten in Deutschland ist, lediglich Forderungen gestellt. Was aber tut er nun dafür, um so ein schönes grünes Image zu bekommen?

Er hat eine Kampagne gestartet - eine Unterschriftenkampagne auf seiner Homepage. Da kann jeder mit seiner Unterschrift die Forderungen des Stromanbieters unterstützen. Damit wird zwar kein Gramm CO2 weniger emittiert, aber der Stromanbieter kann der Welt mit den Unterschriftenlisten zeigen, dass ganz viele hinters Licht geführte Menschen seine aus schwarzer Kohle erzeugte Energie für grün halten.

Böse Zungen behaupten nun, das sei nichts weiter als eine perfide Greenwashing-Aktion. Eine große, weltweit bekannte Umweltschutzorganisation vertritt diese Meinung ebenfalls und zählt einige Argumente auf, die ihre Ansicht untermauern. Im Gegensatz zur Unterschriftenliste auf der Hompage des oben genannten Stromanbieters kann man auf der Homepage dieser Umweltschutzorganisation für die Forderung nach einer wirkungsvolleren Klimaschutzpolitik unterschreiben.

Donnerstag, 13. November 2008

Schwangerschaftsverhütung mit Dokuseife

Big Brother, Frauentausch, ganz Deutschland (bis auf mich) lacht sich über arme Würstchen platt, deren Superstarkarriere in rüpelhafter Weise öffentlich vorzeitig beendet wird, ... - und jetzt geht Satteins bald mit Deutschland schwanger? Irgendwomit scheinen die Privaten ihre Sendezeit ja wohl unbedingt vollkriegen zu müssen.

Bei "Frauentausch" ist alleine schon der Titel bezeichnend. Fremdgehen - und dann auch noch dabei erwischt werden - kommt nicht so gut für Ehemänner. Quasi öffentlich legitimiertes Fremdgehen, mit der deutschen Fernsehgemeinde als Anstands-Wauwau dabei, scheint da für manche Männer eine echte Alternative zu sein (ärgerlich ist nur, dass seine Gattin dann ja auch bei dem anderen Gatten ..., dem von der anderen Gattin, die jetzt die seine vertritt ... - äh: Was die wohl gerade machen?). Es ist schon ertaunlich, dass die Quotenraffer immer noch wieder ein weißes Fleckchen auf der Landkarte der Privatsphäre entdecken, das noch nicht öffentlich breit getreten wurde, und dass es immer noch Leute gibt, denen ihre Zeit nicht zu schade ist, um sie mit einer Dokuseife*) nach der anderen zu verplempern. Aber davon muss es ja wohl noch mehr als genug geben: Sonst würden die von Big Brother im Dezember nicht auch noch eine neunte Staffel dieser Tummelwiese für Spanner und Exibitionisten auflegen (wegen der Quoten und so weiter).


Wie bescheuert muss man eigentlich sein, um sich das freiwillig anzutun?

Ein Baby zu erwarten und zu bekommen ist, auch ohne ständig Filmteams mit Kameras im Nacken zu haben, schon aufregend genug - und außerdem das größte gemeinsame Glück, das ein Paar zusammen erleben kann. Aber es kann genausogut auch das größte gemeinsam erlebte Unglück sein - nicht alle Kinder kommen gesund zur Welt, und einige sterben auch schon vor der Geburt.

Und ganz Deutschland (bis auf mich) sitzt sensationsgeil gaffend vor der Glotze, und wartet fiebernd auf die Szenen beim Frauenarzt und im Kreißsaal mit den Kameraeinstellungen aus der Arztperspektive. Na toll!


Wisst ihr, warum die Deutschen aussterben?

Die haben ganz einfach keine Zeit mehr zum Kinder kriegen. Tagsüber wird gearbeitet, nach Feierabend wird so lange Dokuseife verkonsumiert bis alle hundemüde ins Bett fallen und am nächsten Tag geht das Spielchen wieder von vorne los. Wo bitteschön soll dabei noch Zeit zum Kinderkriegen übrig sein? Jede weitere überflüssige Doku-Soap ist dafür jedenfalls eher kontraproduktiv.


*) televisionärer Fachausdruck (denglisch): Zusammengesetzt den Begriffen Dokumentarfilm und Seifenoper (engl.: Soap-Opera)

Mittwoch, 12. November 2008

Eine aussichtslose Beziehung



    Es war einmal ein Tann.
    Der bändelt mit 'ner Tännin an

    Er hatte seine Tännin gern,
    konnt' lieben aber nur von fern.

    Ihn hinderte sein Wurzelwerk.
    Drum konnt' er nicht auf ihren Berg.

    So kam es, wie es kommen muss:
    Die Tännin machte mit ihm Schluss.

    "Was soll ich mit nem Tannenmann,
     mit dem ich nicht mal kuscheln kann?"

     ©2008, Jürgen Winkler

Dienstag, 11. November 2008

Miriam Makeba gestorben


Miriam Makeba 2007 – Pata Pata

Miriam Makeba, vielen auch bekannt als "Mama Africa", starb 9. November nach einem Konzert in Süditalien im Alter von 76 Jahren an einem Herzinfarkt. Geboren wurde sie am 4. März 1932 in Johannesburg und wuchs in einer der zahllosen Townships von Johannesburg auf.

Nachdem sie eine erfolgreiche Karriere als Sängerin begonnen hatte, folgte ein kurzer Auftritt in dem Film "Come Back Africa" (1960), der das Apartheid-Regime in Südafrika dokumentiert und die Rassentrennung in Südafrika verurteilt. Nach der internationalen Vorstellung des Films, zu dem sie lediglich einen kurzen Gesangspart beigesteuert hatte, wurde der Sängerin die Rückreise in ihre Heimat verweigert.

Im Jahre 1967 landete Miriam Makeba mit "Pata Pata" als erste afrikanische Sängerin in den US-Charts. 1990 bat Nelson Mandela sie nach Johannesburg zurückzukehren. Miriam Makeba folgte seinem Ruf und warb in ihrer Heimat für Versöhnung und den Aufbau eines neuen Südafrika, in dem alle Menschen ihren Platz haben.

(Quelle: Spiegel online: Mutter Courage des schwarzen Kontinents)

Die fünfte Jahreszeit






Wir schreiben den 11.11. des Jahres 2008.
Ab heute vormittag um 11:11 Uhr trägt man in manchen Gegenden der Republik wieder Pappnase.

Obwohl es auch in Bremerhaven hartnäckige Bestrebungen einiger in Vereinen organisierter Narren gibt, diese Gesichtskleidung im hiesigen öffentlichen Leben zu etablieren, ist der Norden Deutschlands bisher doch eher karnevalistisches Ausland geblieben. Die wenigen hartgesottenen, nichtorganisierten Narren aus dem Norden werden also auch in der Saison 2008/09 wieder in die Hochburgen am Rhein pilgern müssen.

Allen Bremerhavener Narren, die es trotz ihrer widrigen Lebensumstände immer noch hier aushalten widme ich deshalb hiermit ein herzliches

Bremerhaven, Ahoi !



Aus juwi's karnevalistischer Mottenkiste:
  • 2011: Elfter Elfter Elf Elf Uhr Elf
  • 2011: Peter Struwel in der Bütt
    2010: Der Röttgen und der Mappus
  • 2009: Der "Teutsche Michel" in der Bütt
  • 2008: Die fünfte Jahreszeit in Bremerhaven

Montag, 10. November 2008

Das neueste von der Kistner Brache

Ich bitte darum, mich aufzuklären, falls ich bezüglich der Interessenbekundung der Investorengemeinschaft für das Kistner Gelände vom Dezember 2007 etwas falsch verstanden habe. Da hieß es, die Investoren "Institut für Immobilien-Consulting (IIC)" und "Immobilien Verwaltungs- und Management Gesellschaft (IVMG)" böten 2 Millionen Euro für den Kauf des Geländes. Es war keine Rede davon, dass die Stadt das Gelände vor dem Kauf hätte sanieren sollen. Die Investoren hätten weiterhin die Absicht 9 Millionen Euro in die Bebauung zu investieren. Die zur Hafenstraße gerichteten Fassaden sollten in die gründerzeitliche Umgebung integriert werden. Unter städtebaulichen Gesichtspunkten, wäre das einer der wichtigsten Punkte bezüglich einer zukünftigen Bebauung des Geländes. Im übrigen stellten die Investoren ihre Planungen nicht als fertiges Konzept, sondern als Vorschlag vor, über den mit der Politik, den Leher Geschäftsleuten und der Bevölkerung gesprochen werden solle. Der Vorschlag sei in alle Richtungen für Änderungen und Ergänzungen offen. Das ist ein himmelweiter Unterschied zur ignoranten Diskussionsverweigerung der CDU.

Da sie die geschäftlichen Entwicklungsmöglichkeiten der Hafenstraße, in Anbetracht der Ansiedlungspläne der CDU für einen Kaufland-Markt auf dem Phillips-Field, dahingehend einschätzten, das dieses zur Verödung der Hafenstraße führen würde, sagten die Investoren von Beginn an offen und ehrlich, dass sich Investitionen in die geschäftliche Revitalisierung der Hafenstraße nicht rechnen würden, falls die CDU ihre Ansiedlungspläne auf dem Phillips-Field in die Tat umsetzen werde. Ihre Bedenken hinsichtlich der von der CDU geplanten Supermarkt-Ansiedlung auf dem Phillips-Field betreffen nicht nur die Zukunft des Kistner Geländes, sondern ebenfalls die der noch bestehenden sowie der bereits leerstehenden Geschäfte in Lehe.

Wie der Öffentlichkeit inzwischen auch aus der Presse bekannt ist, stehen die Investoren mit dieser Meinung nicht alleine da! Neben vielen Bremerhavener Bürgern haben der Einzelhandelsverband Nordwest, die IHK-Bremerhaven und die Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di im Namen der im Bremerhavener Einzelhandel Beschäftigten deutliche Kritik an den Plänen und dem Verhalten der Großen Koalition geübt. Die CDU verhält sich jedoch als einzige so, als wären die kaufmännische Fachkompetenz der Einzehändler und ihrer Vertreter sowie die täglich erfahrenen Lebensumstände der Bevölkerung nur wirre Träume, welche diese bemitleidenswerten Zeitgenossen dazu veranlassen, nichts als wirres Zeug von sich geben, so dass es folglich verplemperte Zeit wäre, wenn sie sich die Mühe machen würde, mit denen zu reden. Das Gespräch mit ihrem Koalitionspartner, der SPD, kann die CDU nicht so einfach verweigern. Sie hat aber offensichtlich genug Macht, die SPD-Spitze gegen ihre eigene Basis an der kurzen Leine zu halten. Diese Arroganz der sich allwissend und allmächtig wähnenden Politiker der Großen Koalition wird so langsam unerträglich!

Der neueste Winkelzug der Großen Koalition ist die Absichtserklärung, erst einmal die Kosten ermitteln zu wollen, die notwendig wären, um das Kistner Gelände baureif zu machen. Die Nordsee-Zeitung zitiert in ihrer Ausgabe vom 08.11.2008 Herrn Bödeker (CDU): "Wie soll ich als Investor denn etwas kalkulieren, wenn ich nicht weiß, was da auf mich zukommt". Plötzlich ist in diesem Zusammenhang auch vom Abbruch des ehemaligen Kalksandsteinwerks sie Rede, das bisher lobenswerterweise als unantastbar galt, weil es ja in das Nordsee-Museum integriert werden sollte. Erst wenn das Areal baureif sei, werde man mit möglichen Investoren sprechen. Da sollen offensichtlich wieder einmal per Abrissbirne vollendete Tatsachen geschaffen werden. Dann hat jedoch keiner der Investoren mehr die Chance für eine industriehistorisch wertvolle Integration des Kalksandsteinwerks in sein Konzept. Der Wortbruch bezüglich des nicht erfolgten Wiederaufbaus der sorgsam abgebauten Rogge-Hallen am Neuen Hafen, die vor dem Kistner Gelände als neue Heimat für das Nordsee-Museum zugesagt waren, wird den Bremerhavenern noch in guter Erinnerung sein. Auf einem plattgemachten Kistner Gelände stünden Tor und Tür offen für weitere Schuhkarton-Architektur und damit für einen weiteren Identitätsverlust des südlichen Lehe.

Da die Große Koalition bereits - angeblich konkrete - Pläne für die Entwicklung des Geländes hatte (Nordsee-Museum etc.) ist es ein trauriges Eingeständnis, dass sie gar nicht gewusst hätte was da auf sie zugekommen wäre, wenn das Projekt nicht daran gescheitert wäre, dass plötzlich sowieso kein Geld mehr dafür verfügbar war.

Die Große Koalition hatte laut einer Pressemitteilung 4 Millionen Euro für die Umsetzung ihren Baupläne veranschlagt. Davon sollten 2 Millionen Euro aus dem Verkauf des Phillips-Field kommen. Den Rest hätten die Steuerzahler tragen müssen. Von weiteren 100000 Euro Betriebskosten, die jährlich angefallen wären, war dann erst im Zusammenhang mit der Beerdigung des Projekts die Rede. Einer Investorengemeinschaft, die kein Geld von der Stadt fordert, sondern im Gegenteil ein vielfaches von dem selbst mitbringen will, was die Große Koalition auf Krampf hätte zusammenkratzen müssen, wird jedoch in überheblicher Weise die Tür vor der Nase zugeknallt - natürlich ohne sich vorher überhaupt anzuhören, wie deren Ideen aussehen. Anderenfalls könnten sich Politiker, wie Herr Breuer (SPD) während der Stadtteilkonferenz Lehe, nicht hinstellen, und sagen, sie wüssten ja überhaupt nicht was die Investoren überhaupt wollen.

Die Nordsee-Zeitung berichtet in ihrem Artikel vom 08.11.2008, die Grünen hätten zwar einer Kostenermittlung zugestimmt, wobei sie jedoch gleichzeitig angestrebt hätten, dass der Magistrat die Pläne der Investoren für eine Bebauung sondieren, bewerten und der Öffentlichkeit vortragen solle. Offenbar gäbe es eine Menge unbeantworteter Fragen. Die Nordsee-Zeitung zitiert Herr Eversberg (Grüne, Fraktionsvorsitzender): "Dann macht es doch Sinn, sie mit den Investoren direkt zu erörtern". Davon hätten jedoch weder SPD noch CDU etwas wissen wollen. Herr Allers (SPD, baupolitischer Sprecher) habe gesagt: "Die Stadt musste immer in Vorleistung treten." Er habe noch keinen Investor erlebt, der ein Gelände auf eigene Kosten baureif mache.

Bei dieser Einstellung werden möglicherweise noch viele Euros überflüssigerweise den Bach 'runterfließen. Der Steuerzahler wird's schon richten.

Oder weist möglicherweise die in der Nordsee-Zeitung vom 08.11.2008 geäußerte Befürchtung der Grünen, das Kistner Gelände solle künstlich teuer gerechnet werden, um Investoren solange auf Distanz zu halten, bis Kaufland gegen alle Widerstände durchgepeitscht sei, in die richtige Richtung?






Wenn es so kommen
sollte, dann wäre eine
spätere kommerzielle
Nutzung des Geländes
wohl ausgeschlossen.
Dann könnte man dort
aber immer noch einen
netten Park anlegen ...

Vielleicht mit dem als
"Bürgermeister-Teiser-
Gedächtnismonument"
stehengelassenen Schorn-
stein des Kalksandstein-
werks?

Schornstein des ehemaligen Kalk-
sandsteinwerks der Firma Kistner