Dienstag, 4. November 2008

Phillips-Field - Scharfe Kritik von Verbänden


Die Gewerkschaft Ver.di fordert von den politisch Verantwortlichen aller Parteien im Namen der im Bremerhavener Einzelhandel Beschäftigten, dass keine neuen Verbrauchermärkte in Bremerhaven mehr gebaut und dass die vorhandenen Arbeitsplätze im Einzelhandel geschützt werden. Seit 1995 sei jeder dritte Arbeitsplatz im Bremerhavener Einzelhandel verloren gegangen und weitere Ansiedlungen würden die jetzt dort vorhandenen Arbeitsplätze gefährden. Bremerhaven habe bei sinkender Kaufkraft und höherer Arbeitslosigkeit bereits jetzt eine höhere Verkaufsfläche pro Kopf als der Bundesdurchschnitt. Darauf weist eine Stelltafel in der Oberen Bürger gegenüber der Rolltreppe des Nord-Eingangs zum Columbus-Center hin.

Stelltafel in der Oberen Bürger im Bereich
des Nord-Eingangs zum Columbus-Center
(zum Vergrößern bitte auf das Foto klicken)


Im Rahmen der Anhörung zum Flächennutzungsplan "Melchior-Schwoon-Straße" haben sowohl der Unternehmerverband Einzelhandel Nordwest, als auch die IHK Bremerhaven den Bebauungsplan für das Phillips-Field scharf kritisiert. Das ist einem Artikel im Sonntagsjournal vom 2. November zu entnehmen. Das Fazit beider Verbände laute: Keine Bebauung des Phillips-Fields ohne Einzelhandelsentwicklungskonzept für ganz Bremerhaven.

Damit wird offensichtlich, dass die Ablehnung gegen das Lieblingskind der CDU "Kaufland auf dem Phillips-Field" inzwischen weit über die von der CDU missachteten Leher Bürger und die Einzelhändler in der Hafenstraße hinausgeht. Es wird Zeit, dass die CDU endlich erkennt, dass sie mit ihrer Ignoranz große Teile der Bremerhavener Bevölkerung brüskiert und die Existenzen der etablierten Einzelhändler in Bremerhaven gefährdet.

Das Sonntagsjournal zitiert Herrn Knetemann (Unternehmerverband Einzelhandel Nordwest, Geschäftsführer) mit den Worten: "Die brisante Kombination von sinkender Bevölkerungszahl, seit zehn Jahren rückläufigen Einzelhandelsumsätzen, aber andererseits stetig steigenden Verkaufsflächen in Bremerhaven verlangt dringend nach einem Einzelhandelsentwicklungskonzept. ... Wir fordern eine Aussetzung des Verfahrens, bis dieses Konzept vorliegt. ... Bremerhaven steuert mit dieser Politik der Einzelfallentscheidung ins Chaos. Ein zielgerichtetes Arbeiten ist das nicht. ... Mit der Kaufland-Ansiedlung schießt Bremerhaven weit übers Ziel hinaus. Das schädigt das gesamte Stadtgebiet."

Herr Schulze-Aissen (IHK Bremerhaven, Sprecher des Handelsausschusses) hatte im Dezember 2007 während einer Podiumsdiskussion in der "Theo" von Herrn Bödeker (CDU) gefordert, es solle ein von allen Beteiligten getragenes, und damit neutrales, Einzelhandelsgutachten in Auftrag gegeben werden, auf dessen Grundlage ein Einzelhandelsentwicklungskonzept entwickelt werden solle. Das von Herrn Schulze-Aissen vorgetragene Anliegen der IHK Bremerhaven wurde damals mit der Antwort Herrn Bödekers für die CDU postwendend abgelehnt. Ein Einzelhandelsgutachten sei mit der CDU nicht zu machen. An dieser Haltung der CDU hat sich bis heute nichts geändert. Herr Teiser (CDU, Bürgermeister) hatte der SPD sogar schon Koalitionsbruch vorgeworfen, weil diese angedeutet hatte, über die Pläne für das Phillips-Field neu nachdenken zu wollen.

Herr Schulze-Aissen wird in dem Artikel des Sonntagsjournals wie folgt zitiert: "Es kann nicht sein, dass der Investor auch gleich sein Gutachten bestellt. Wir wollen weg von diesen unsinnigen Einzelfallentscheidungen. Bremerhaven braucht endlich einen Leitfaden für eine verträgliche Entwicklung des Einzelhandels." Besonders moniere die IHK in ihrer Stellungnahme einen möglichen Vorvertrag zwischen Kaufland und der Stadt Bremerhaven, da solche vertraglichen Verbindungen einer Gemeinde vor Aufstellung eines Bebauungsplanes zu unzulässigen Vorwegbindungen führen könnten.

Auch Herr Neumann (Karstadt, Geschäftsführer) mahne das Einzelhandelsgutachten dringend an. Zitat aus dem Sonntagsjournal: "Unsere Zentrale in Essen will wissen, was hier in Bremerhaven in den nächsten Jahren an Einzelhandelsflächen geplant ist."

Dass Karstadt einige seiner Filialen aufgrund finanzieller Probleme des Mutterkonzerns an anderen Standorten in Deutschland geschlossen hat, dürfte allgemein bekannt sein. Bisher war Bremerhaven von diesen Sparplänen ausgenommen worden. Es wurde sogar in Erwägung gezogen, das Kaufhaus in Bremerhaven im Rahmen der Fertigstellung der Havenwelten umzubauen und zu modernisieren. Aufgrund der Verweigerungshaltung der CDU bzgl. der Aufstellung eines Einzelhandelsentwicklungskonzepts wurden diese Pläne jetzt jedoch erst einmal bis 2010 ausgesetzt.

Wenn Karstadt in zwei Jahren zu dem Schluss kommen sollte, dass in Bremerhaven keine sichere Planung für die Zukunft möglich sei, dann könnte es passieren, dass Karstadt seine Filiale in Bremerhaven doch noch zugunsten zukunftsträchtigerer Standorte in anderen Städten aufgeben könnte. Überregional organisierte Handelsunternehmen sind auf Bremerhaven nicht angewiesen, und werden sich anders orientieren, wenn ihnen hier mit von politischer Seite mit Ignoranz und Arroganz begegnet wird, und sie für ihre Filialen in Bremerhaven keine Zukunft mehr sehen. Bremerhaven ist aber sehr wohl auf diese großen Unternehmen angewiesen.

Ein leerstehendes Kaufhaus in dieser Größenordnung, direkt an der Verbindungsbrücke zwischen Havenwelten und Columbus-Center gelegen und bestenfalls vielleicht mit "1,-€"-Ständen notdürftig aufgefüllt, würde bei den massenhaft erwarteten Touristen mit Sicherheit nicht gerade den besten Eindruck hinterlassen.

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