Donnerstag, 23. Oktober 2008

Was muss denn noch alles passieren ...

... bevor die Große Koalition die Ansiedlung eines großen Supermarktes auf dem Phillips-Field überdenkt?


Eingang zum Columbus-Center bei Karstadt

Insbesondere die Ignoranz der CDU gegenüber den Argumenten der Befürworter eines Einzelhandelsgutachtens, welches die Basis für ein vernünftiges Entwicklungskonzept für den Bremerhavener Einzelhandel liefern soll, hinterlässt jetzt auch die ersten Spuren in der Innenstadt. Der ursprünglich mit der Essener Zentrale des Karstadt-Konzerns verabredete Umbau des Bremerhavener Karstadt-Hauses, im Zusammenhang mit dem Brückenschlag über den Alten Hafen zum neuen Tourismusgebiet Havenwelten, ist vorerst vom Tisch!

Die Nordsee-Zeitung berichtet in ihrer Ausgabe vom 21.08.2008, Herr Neumann (Karstadt, Geschäftsführer in Bremerhaven) habe deutliche Kritik an der Einzelhandelsflächenexpansion in der Stadt geübt. In den vergangenen Jahren seien zahlreiche neue und größere Verbrauchermärkte angesiedelt worden, ohne dass es ein aktuelles Entwicklungskonzept gebe. Immer mehr Handelsflächen bei sinkender Bevölkerung führe nur zur Verdrängung. Der "negative Höhepunkt" sei die Diskussion um die geplante Kaufland-Ansiedlung auf dem Leher Phillips-Field. Die Nordsee-Zeitung zittiert Herrn Neumann mit den Worten: "Da kann man nicht mehr von einem Nahversorger sprechen". Vor einer Entscheidung müsse zunächst ein Einzelhandelsgutachten her.

Ursprünglich hatte der Konzern, für den Fall, dass der Weg von der Fußgängerzone zur gläsernen Brücke durch den Haupteingang seines Hauses verlaufen sollte, Millionen in ein neues Kaufhaus investieren wollen. Die Politik ging damals auf den Vorschlag ein und hatte außerdem in Aussicht gestellt, das Projekt zu fördern.

Die Nordsee-Zeitung schrieb, Herr Schulz (SPD, Oberbürgermeister) habe jetzt gesagt, Karstadt müsse aus eigenem Interesse heraus die Besucher mit einem neuen Gesicht empfangen, nachdem sich die gläserne Brücke über den Hafen zu einem Besuchermagneten zu entwickeln scheine. Herr Neuman sehe die Entwicklung in Bremerhaven jedoch skeptischer. In den vergangenen beiden Jahren sei hier knapp eine halbe Million Euro für die Warenpräsentation ausgegeben worden. Während der Konzern jedoch bundesweit in mehrere Häuser investiere, werde man in Bremerhaven jetzt erst einmal abwarten, wie sich die Havenwelten - insbesondere mit dem "Mediterraneo" - entwickeln werden.

Herr Teiser (CDU, Bürgermeister) behauptet, das seien Scheinargumente und führt die anhaltende Krise des Karstadt-Konzerns und seiner Mutter Arcandor als wahren Grund für die Investitions-Absage an. Die Nordsee-Zeitung schrieb, dass der operative Verlust des Konzerns für das 2. Quartal 2008 bei 51 Millionen Euro gelegen habe. Herr Neumann habe der Unterstellung Herrn Teisers, er bringe Scheinargumente für eine Investitions-Absage in die Diskussion ein, widersprochen. Der Umbau sei schließlich nicht vom Tisch Die Entscheidung sei zunächst lediglich in das Jahr 2010 verschoben worden.

Falls der Karstadt-Konzern in Essen im Verlauf der nächsten beiden Jahre zu der Erkenntnis gelangen sollte, dass sich die Situation in der Innenstadt nicht wie erhofft entwickeln wird - auch mit Blick auf die Entwicklung des Mediterraneo - und die Große Koalition die Sorgen und Wünsche des Bremerhavener Einzelhandels weiterhin ignoriert, könnte das möglicherweise doch noch zur Schließung des letzten Kaufhauses im Columbus-Center führen. Dieser Kelch war vor noch gar nicht so langer Zeit im Zusammenhang mit der bundesweiten Schließung von Karstadt-Standorten an Bremerhaven erst einmal vorbeigegangen. Was der Leerstand einer so großen Ladenfläche an dieser zentralen Stelle für die Innenstadt bedeuten würde, sollte jedem Bremerhavener aus der langen Zeit des Leerstands des ehemaligen Horten-Hauses hinlänglich bekannt sein.

Wenn Karstadt an anderen Standorten die geplanten Investitionen in seine Häuser trotz des operativen Verlusts im 2. Quartal 2008 umsetzt, in Bremerhaven aber erst einmal die weitere Entwicklung abwartet, dann muss an den Bremerhavener Rahmenbedingungen ja wohl irgend etwas nicht stimmen, das an den anderen Standorten selbstverständlich zu sein scheint.

Ich denke es wird Zeit, dass die Große Koalition endlich damit aufhört, ihre Planungen und ihr Handeln auf Glauben, Hoffnungen und Vermutungen zu gründen, und statt dessen die fachlich begründeten Argumente der betroffenen Geschäftsleute und die Sorgen der Bürger zu berücksichtigen.


Die folgende Liste stammt aus dem aktuellen Newsletter der Stadtteilkonferenz Lehe. Sie verdeutlicht die große Bandbreite der Bremerhavener, die ein gemeinsam von allen Beteiligten in Auftrag zu gebendes Einzelhandelsgutachten fordern bzw. die eine Supermarkt-Ansiedlung auf dem Phillips-Field in Bremerhaven ablehnen.

Für ein Einzelhandelsentwicklungskonzept haben sich bisher ausgesprochen:
  • Karstadt Geschäftsführer - Herr Neumann
  • IHK - Industrie- und Handelskammer Bremerhaven
  • Die Beschäftigten des Einzelhandels Bremerhaven - Fachgruppe des Einzelhandels in Ver.di
  • Gutachten Dr. Lademann & Partner
  • Bündnis 90 /Die Grünen
  • FDP
  • Basis der SPD
  • Werbekreis Lehe
  • MBQ - Marketing Initiative der Bremerhavener Quartiere
  • Einzelhandelsverband Nordwest
  • Über 5000 Unterschriften sprechen gegen eine Ansiedlung auf dem Pillips-Field.
  • Die Jusos protestieren gegen eine unkontrollierte Ausbreitung von Supermärkten und gegen eine Ansiedlung auf dem Phillips-Field.
- Kein Anspruch auf Vollständigkeit -

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