Mittwoch, 8. Oktober 2008

Dirty Old Town



"Dirty Old Town" erzählt in dunklen Stimmungsbildern über die Lebensumstände in einer schmutzigen, alten Industriestadt im Nordwesten Englands. Ewan MacColl schrieb das Lied im Jahr 1949 über seine Heimatstadt Salford in der englischen Grafschaft Lancashire. Es erzählt, wie ein junger Mann am alten Kanal von seiner Zukunft träumt, wie er sein Mädchen beim Gaswerk trifft und wie sich die beiden an der Fabrikmauer küssen. In der Nacht schreien die Katzen. Aus der Ferne wehen die Pfiffe der Signalpfeifen der Dampfschiffe aus dem Hafengebiet herüber. Aber durch die rauchverschmutzte Luft hindurch ist auch ein Hauch vom Duft des Frühlings zu riechen ...

Da er aber keine Hoffnung hat, dass sich das Leben in der "schmutzigen alten Stadt" zum Besseren ändern wird, würde er sie am liebsten mit einer schönen, scharfen Axt - wie einen alten toten Baum - zu Fall bringen.

Dirty old town

I met my love by the gas-works door,
dreamed a dream by the old canal,
kissed a girl by the factory wall,
dirty old town, dirty old town.

The moon is shifting behind a cloud.
Cats are crawling all along the beat.
Springs a girl in the streets at night,
dirty old town, dirty old town.

I heared a whistle coming from the docks
and a train set the night on fire,
smelled the spring on a smoke-filled air,
dirty old town, dirty old town.

I'm gonna get me a nice sharp axe;
shining steel tempered in a fire,
cut you down like an old dead tree,
dirty old town, dirty old town.


Nach dem Niedergang der Werften und der deutschen Hochseefischerei zeichnete sich auch in Bremerhaven eine düstere Zukunft ab. Viele junge Menschen zogen aus Bremerhaven fort, weil sie hier keine Arbeit fanden. Mit dem Aufbau eines Tourismuszentrums in den alten Hafenquartieren um den Alten- und den Neuen Hafen versucht die Stadt jetzt ein neues wirtschaftliches Standbein aufzubauen.

Das Video zeigt Impressionen aus dem Bremerhavener Ortsteil Goethestraße im Stadtteil Lehe mit seinen Häusern aus der Gründerzeit. Die meisten dieser Häuser werden von ihren Besitzern oder den Eigentümergemeinschaften gepflegt und instand gehalten. Dazwischen gibt es aber auch immer wieder verwahrloste Gebäude, die das Opfer von Immobilienspekulanten geworden sind. Da auch andere Städte mit diesem Problem konfrontiert sind, gibt es auf politischer Ebene den Versuch ein Gesetz einzuführen, welches den Gemeinden bei Immobilienversteiger- ungen in kritischen Fällen ein Vorkaufsrecht einräumt. Solange es gegen Spekulanten und untätige Eigentümer, die ihre Häuser dem Verfall preisgeben, keine rechtliche Handhabe gibt, wird uns das Problem aber wohl erhalten bleiben.

Einige der verwahrlosten Häuser musste die Stadt schon durch Absperrmaßnahmen sichern, da bereits Teile von der Fassade herabgestürzt waren. Die meisten Bremerhavener Gründerzeithäuser wurden im Zweiten Weltkrieg bei den Bombenangriffen des Jahres 1944 vernichtet. Im Ortsteil Goethestraße ist ein größerer, zusammenhängender Bestand davon erhalten geblieben. Noch ist die Zeit für die Axt im diesem Viertel nicht gekommen. Aber wenn nicht bald etwas geschieht, wird das historische Stadtbild im Süden Lehes mit seinen zusammenhängenden gründerzeitlichen Schmuckfassaden am Ende doch noch zerstört werden.

Die Abbrucharbeiten habe ich während des Abrisses der ehemaligen Deichschule aufgenommen. Auf dem Gelände ist jetzt ein Mehrzweckplatz für den Ortsteil mit dem passenden Namen "Leher Pausenhof" entstanden. Die beiden "Luftbilder" wurden von der Aussichtsplattform des neuen SailCity Hotels (Blick Richtung Lehe) und vom Turm der Pauluskirche in der Hafenstraße (Blick Richtung Hafen) aufgenommen.

Die Musik zum Video ist das Ergebnis meiner ersten Versuche mit einem "Vierspur-Westentaschen-Aufnahmestudio" meines Schwagers.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen



Eigene Meinungen, konstruktive Kritik, Anregungen etc. sind jederzeit willkommen.

Nettikette
Bitte achtet auf den »guten« Ton.
Beschimpfungen und ähnliches werden im Papierkorb veröffentlicht.


Anonyme Kommentare:
Wenn ihr "Anonym" bei "Kommentar schreiben als" auswählt, dann lasst mich und die anderen Leser bitte wissen, wer ihr seid.

Um faire Diskussionen zu gewährleisten, werde ich Kommentare ohne "Identität" in Form einer E-Mail-Adresse, einem Namen oder zumindest einem Nicknamen nicht veröffentlichen!

Zum Schutz vor Spammern müssen die Kommentare erst von mir freigeschaltet werden. Ich bitte dafür um euer Verständnis.