Donnerstag, 16. Oktober 2008

Stadtteilkonferenz Lehe

Gestern waren drei Politiker zu Gast bei der Stadtteilkonferenz im Lehe-Treff, um die Fragen der Vertreter der Stadtteilkonferenz und der Bürger zu beantworten. Anwesend waren Herr Breuer (SPD), Herr Ella (FDP) und Herr Eversberg (Grüne). Auch die CDU war eingeladen worden, aber leider war - wieder einmal - keiner ihrer Vertreter erschienen. Herr Eversberg sagte, ein CDU-Mitglied "mit großem Einfluss in der CDU", habe ihm gesagt, er halte die Stadtteilkonferenzen für ungeeignete Veranstaltungen zur Diskussion von Themen wie Stadtentwicklung oder die Probleme in den Stadtteilen. Nicht dass ich nach den Erfahrungen, insbesondere während des letzten Jahres, etwas anderes erwartet hätte: Aber wo denn sonst soll ein direkter Dialog zwischen den betroffenen Bürgern und den Politikern zustande kommen, wenn nicht auf den Stadtteilkonferenzen. Vor einem Jahr hatte Herr Teiser (CDU) es für nötig gehalten, über die Leher die abfällige Bemerkung verlieren zu müssen, der Leher Durchschnittsbürger würde abends lieber vor dem Fernseher sitzen, als zu Stadtteilkonferenzen zu gehen. Die Leher waren gestern gut vertreten; die CDU hingegen nicht!

An dieser Stelle bedanke ich mich deshalb bei den Herren Breuer, Ella und Eversberg dafür, dass sie die Einladung der Stadtteilkon- ferenz angenommen haben, obwohl sie damit rechnen mussten, mit dem wachsenden Unmut der Leher Bevölkerung konfrontiert zu werden.


Etwas enttäuscht war ich aber von Herrn Breuer. Auf viele Fragen wusste er keine Antworten und für viele offene Baustellen musste Herr Holm als Schuldiger herhalten. Herr Breuer sagte zum Beispiel, er kenne den seit einem Jahr am Kistnergelände interessierten Investor nicht, und er wisse auch nicht was der dort plane. Der Investor habe bisher nur mit Herrn Schulz (SPD, Oberbürgermeister) korrespondiert, aber nicht mit der SPD oder der Bauverwaltung. Herr Janßen (Ansprechpartner der Stadtteilkonferenz Lehe) teilte den Anwesenden mit, der Investor habe vorgestern aktuell ein detailiertes Kaufangebot für das Kistnergelände an Herrn Schulz geschickt. Eine Kopie davon hat die Stadtteilkonferenz Lehe erhalten. In dem Angebot ginge es insgesamt um ein Investitionsvolumen von 9 Millonen Euro, welches der Investor für die Entwicklung des Geländes aufbringen wolle. Weitere Einzelheiten dazu sind mir allerdings bisher nicht bekannt.

Die Herren Ella und Eversberg äußerten sich zu der ablehnenden Haltung von Herrn Breuer dahingehend, dass es Aufgabe der Politik sei auf Investoren zuzugehen und ihre Konzepte zu diskutieren und zu prüfen. Damit sprachen sie mir aus dem Herzen. Es kann ja wohl nicht wahr sein, dass der Investor bisher keine Chance hatte von den Politikern - mit Ausnahme von Herrn Schulz - gehört zu werden, und dass die gleichen Politiker dann behaupten, sie würden den Investor überhaupt nicht kennen und wüssten auch gar nicht was der überhaupt wolle. Ich meine, wenn sich nach ausführlicher Diskussion der Politiker mit einem Investor, unter Beteiligung der von den Plänen betroffenen Bürger, herausstellen sollte, dass es sich bei dem Konzept nach mehrheitlicher Meinung um ein Luftschloss handelt, dann kann man immer noch - und zwar begründet - nein sagen. Dann kennt man nämlich den Investor und dann weiß man auch was der für Pläne und Ziele hat.

Herr Breuer sagte, er werde nicht mit einem Investor verhandeln, der einen "Schuhkarton" auf das Kistnergelände setzen will. Dafür hat er meine Unterstützung. Soweit mit bekannt ist, plant der an dem Kistnergelände interessierte Investor jedoch, die Gebäudefront an der Hafenstraße an das gründerzeitliche Umfeld in der Hafenstraße anzupassen. Erfreut bin ich über die Ausage Herrn Breuers, er plädiere dafür, das Gebäude des ehemaligen Kalksandsteinwerks zu erhalten, und in die Entwicklung des Kistnergeländes zu integrieren. Die industrielle Vergangenheit des Geländes solle sichtbar beiben. Auch ich finde, es ist schon viel zu viel gewachsene Gebäudesubstanz in Bremerhaven einfach zugunsten von schlichten, uniformen Klötzen "plattgemacht" worden. Die Identität einer Stadt definiert sich nicht zuletzt auch durch ihre sichtbare und erlebbare Geschichte. Gerade Städte, die ihre historisch gewachsene Identität pflegen und vermarkten, profitieren von einem regen Städtetourismus. Wenn es gelänge, das "alte Bremerhavener Nebenzentrum Lehe" touristisch an die Stadtmitte anzuschließen, dann könnte auch Lehe mit seinem gründerzeitlich geprägten Stadtbild von den in der City getätigten Investitionen profitieren.

Zum Thema "Kaufland auf dem Phillips Field" gibt es auch eine neue - allerdings aus meiner Sicht wieder einmal unerfreuliche - Entwicklung. Da die Sanierung des Kistnergeländes auf Beschluss der Großen Koalition vorerst einmal auf unbestimmte Zeit nicht stattfinden wird, während sie weiter Verkauf des Phillips-Fields werkelt, hat "Edeka", zusätzlich zu "Kaufland", Interesse am Kauf des Phillips-Field bekundet. Ursprünglich war Edeka als einer der möglichen Ankermieter im Projekt des am Kistnergelände interessierten Investors im Gespräch. Nach bisherigen Informationen soll es sich um Pläne für einen 3600 Quadratmeter großen Supermarkt handeln. Das wären lediglich rund 400 Quadratmeter weniger als das Projekt von "Kaufland". Ich vermute, das wäre eine reine Notmaßnahme seitens Edeka, um den Verlust der Edeka-Standorte und der damit verbundenen Arbeitsplätze in Bremerhaven zu verhindern.

  • Es kann aber ja wohl nicht darum gehen, an welchen Supermarkt das Phillips-Field verkauft wird, sondern ausschließlich darum, dass es nicht an einen Supermarkt veräußert wird! Ein Verkauf an einen Supermarkt - egal an welchen - wäre tödlich für die Hafenstraße und für Lehe! Geschäfte müssen in der Hafenstraße angesiedelt werden, wenn die Hafenstraße davon profitieren soll - NICHT DAVOR auf dem Phillips-Field!

Dazu ein Beitrag aus dem Publikum:
Die Politiker, auch diejenigen der SPD, sollen endlich einmal zur Kenntnis nehmen, dass die Leher keinen Supermarkt auf dem Phillips-Field haben wollen! Daher sei es auch überhaupt nicht notwendig, dass die Politik ihre Planung in diese Richtung weiter vorantreibt! Dafür gab es große Zustimmung aus dem Publikum!

Um dem Laden-Leerstand in der Hafenstraße wirkungsvoller zu begnen, schlug Herr Eversberg vor, man solle einzelnen Existenzgründern nicht einzelne Läden, sondern möglichtst einer größeren Gruppe von Existenzgründern oder Interessenten "Laden Cluster" anbieten. Damit würde man sicher stellen, dass die Kunden nicht extra wegen eines einzelnen Geschäfts zur Hafenstraße müssten, sondern in der Nachbarschaft gleich noch die eine oder andere Besorgung mit erledigen könnten. Nach meiner Meinung ist das ein sehr guter Ansatz. Ich kann mich nämlich noch an Zeiten erinnern, als die Hafenstraße noch genau nach diesem Prinzip funktioniert hat.

Eine andere Idee aus dem Publikum gefiel mir auch nicht schlecht: Wenn schon unbedingt ein Supermarkt nach Lehe müsse, dann solle man den doch auf die vielen leerstehenden Läden in der Hafenstraße aufteilen. Dann müsse dafür nicht extra auf dem Phillips-Field neu gebaut werden, und alle Läden in der Nachbarschaft würden von der dann wieder vorhandenen Laufkundschaft profitieren. Tolle Idee! Das geht in Richtung "Laden Cluster" im großen Stil. Darauf wird sich leider nur kein Supermarkt einlassen, da er dann mit einer wesentlich komplizierteren Logistik arbeiten müsste, was zu Lasten seines Profits ginge ...


1) Stadtteilkonferenz Lehe
2) Stadtteilkonferenz Lehe - Stadtpark
3) Stadtteilkonferenz Lehe - Stadtpark, Nachtrag
4) Stadtteilkonferenz Lehe - Leerstand


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