Montag, 10. November 2008

Das neueste von der Kistner Brache

Ich bitte darum, mich aufzuklären, falls ich bezüglich der Interessenbekundung der Investorengemeinschaft für das Kistner Gelände vom Dezember 2007 etwas falsch verstanden habe. Da hieß es, die Investoren "Institut für Immobilien-Consulting (IIC)" und "Immobilien Verwaltungs- und Management Gesellschaft (IVMG)" böten 2 Millionen Euro für den Kauf des Geländes. Es war keine Rede davon, dass die Stadt das Gelände vor dem Kauf hätte sanieren sollen. Die Investoren hätten weiterhin die Absicht 9 Millionen Euro in die Bebauung zu investieren. Die zur Hafenstraße gerichteten Fassaden sollten in die gründerzeitliche Umgebung integriert werden. Unter städtebaulichen Gesichtspunkten, wäre das einer der wichtigsten Punkte bezüglich einer zukünftigen Bebauung des Geländes. Im übrigen stellten die Investoren ihre Planungen nicht als fertiges Konzept, sondern als Vorschlag vor, über den mit der Politik, den Leher Geschäftsleuten und der Bevölkerung gesprochen werden solle. Der Vorschlag sei in alle Richtungen für Änderungen und Ergänzungen offen. Das ist ein himmelweiter Unterschied zur ignoranten Diskussionsverweigerung der CDU.

Da sie die geschäftlichen Entwicklungsmöglichkeiten der Hafenstraße, in Anbetracht der Ansiedlungspläne der CDU für einen Kaufland-Markt auf dem Phillips-Field, dahingehend einschätzten, das dieses zur Verödung der Hafenstraße führen würde, sagten die Investoren von Beginn an offen und ehrlich, dass sich Investitionen in die geschäftliche Revitalisierung der Hafenstraße nicht rechnen würden, falls die CDU ihre Ansiedlungspläne auf dem Phillips-Field in die Tat umsetzen werde. Ihre Bedenken hinsichtlich der von der CDU geplanten Supermarkt-Ansiedlung auf dem Phillips-Field betreffen nicht nur die Zukunft des Kistner Geländes, sondern ebenfalls die der noch bestehenden sowie der bereits leerstehenden Geschäfte in Lehe.

Wie der Öffentlichkeit inzwischen auch aus der Presse bekannt ist, stehen die Investoren mit dieser Meinung nicht alleine da! Neben vielen Bremerhavener Bürgern haben der Einzelhandelsverband Nordwest, die IHK-Bremerhaven und die Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di im Namen der im Bremerhavener Einzelhandel Beschäftigten deutliche Kritik an den Plänen und dem Verhalten der Großen Koalition geübt. Die CDU verhält sich jedoch als einzige so, als wären die kaufmännische Fachkompetenz der Einzehändler und ihrer Vertreter sowie die täglich erfahrenen Lebensumstände der Bevölkerung nur wirre Träume, welche diese bemitleidenswerten Zeitgenossen dazu veranlassen, nichts als wirres Zeug von sich geben, so dass es folglich verplemperte Zeit wäre, wenn sie sich die Mühe machen würde, mit denen zu reden. Das Gespräch mit ihrem Koalitionspartner, der SPD, kann die CDU nicht so einfach verweigern. Sie hat aber offensichtlich genug Macht, die SPD-Spitze gegen ihre eigene Basis an der kurzen Leine zu halten. Diese Arroganz der sich allwissend und allmächtig wähnenden Politiker der Großen Koalition wird so langsam unerträglich!

Der neueste Winkelzug der Großen Koalition ist die Absichtserklärung, erst einmal die Kosten ermitteln zu wollen, die notwendig wären, um das Kistner Gelände baureif zu machen. Die Nordsee-Zeitung zitiert in ihrer Ausgabe vom 08.11.2008 Herrn Bödeker (CDU): "Wie soll ich als Investor denn etwas kalkulieren, wenn ich nicht weiß, was da auf mich zukommt". Plötzlich ist in diesem Zusammenhang auch vom Abbruch des ehemaligen Kalksandsteinwerks sie Rede, das bisher lobenswerterweise als unantastbar galt, weil es ja in das Nordsee-Museum integriert werden sollte. Erst wenn das Areal baureif sei, werde man mit möglichen Investoren sprechen. Da sollen offensichtlich wieder einmal per Abrissbirne vollendete Tatsachen geschaffen werden. Dann hat jedoch keiner der Investoren mehr die Chance für eine industriehistorisch wertvolle Integration des Kalksandsteinwerks in sein Konzept. Der Wortbruch bezüglich des nicht erfolgten Wiederaufbaus der sorgsam abgebauten Rogge-Hallen am Neuen Hafen, die vor dem Kistner Gelände als neue Heimat für das Nordsee-Museum zugesagt waren, wird den Bremerhavenern noch in guter Erinnerung sein. Auf einem plattgemachten Kistner Gelände stünden Tor und Tür offen für weitere Schuhkarton-Architektur und damit für einen weiteren Identitätsverlust des südlichen Lehe.

Da die Große Koalition bereits - angeblich konkrete - Pläne für die Entwicklung des Geländes hatte (Nordsee-Museum etc.) ist es ein trauriges Eingeständnis, dass sie gar nicht gewusst hätte was da auf sie zugekommen wäre, wenn das Projekt nicht daran gescheitert wäre, dass plötzlich sowieso kein Geld mehr dafür verfügbar war.

Die Große Koalition hatte laut einer Pressemitteilung 4 Millionen Euro für die Umsetzung ihren Baupläne veranschlagt. Davon sollten 2 Millionen Euro aus dem Verkauf des Phillips-Field kommen. Den Rest hätten die Steuerzahler tragen müssen. Von weiteren 100000 Euro Betriebskosten, die jährlich angefallen wären, war dann erst im Zusammenhang mit der Beerdigung des Projekts die Rede. Einer Investorengemeinschaft, die kein Geld von der Stadt fordert, sondern im Gegenteil ein vielfaches von dem selbst mitbringen will, was die Große Koalition auf Krampf hätte zusammenkratzen müssen, wird jedoch in überheblicher Weise die Tür vor der Nase zugeknallt - natürlich ohne sich vorher überhaupt anzuhören, wie deren Ideen aussehen. Anderenfalls könnten sich Politiker, wie Herr Breuer (SPD) während der Stadtteilkonferenz Lehe, nicht hinstellen, und sagen, sie wüssten ja überhaupt nicht was die Investoren überhaupt wollen.

Die Nordsee-Zeitung berichtet in ihrem Artikel vom 08.11.2008, die Grünen hätten zwar einer Kostenermittlung zugestimmt, wobei sie jedoch gleichzeitig angestrebt hätten, dass der Magistrat die Pläne der Investoren für eine Bebauung sondieren, bewerten und der Öffentlichkeit vortragen solle. Offenbar gäbe es eine Menge unbeantworteter Fragen. Die Nordsee-Zeitung zitiert Herr Eversberg (Grüne, Fraktionsvorsitzender): "Dann macht es doch Sinn, sie mit den Investoren direkt zu erörtern". Davon hätten jedoch weder SPD noch CDU etwas wissen wollen. Herr Allers (SPD, baupolitischer Sprecher) habe gesagt: "Die Stadt musste immer in Vorleistung treten." Er habe noch keinen Investor erlebt, der ein Gelände auf eigene Kosten baureif mache.

Bei dieser Einstellung werden möglicherweise noch viele Euros überflüssigerweise den Bach 'runterfließen. Der Steuerzahler wird's schon richten.

Oder weist möglicherweise die in der Nordsee-Zeitung vom 08.11.2008 geäußerte Befürchtung der Grünen, das Kistner Gelände solle künstlich teuer gerechnet werden, um Investoren solange auf Distanz zu halten, bis Kaufland gegen alle Widerstände durchgepeitscht sei, in die richtige Richtung?






Wenn es so kommen
sollte, dann wäre eine
spätere kommerzielle
Nutzung des Geländes
wohl ausgeschlossen.
Dann könnte man dort
aber immer noch einen
netten Park anlegen ...

Vielleicht mit dem als
"Bürgermeister-Teiser-
Gedächtnismonument"
stehengelassenen Schorn-
stein des Kalksandstein-
werks?

Schornstein des ehemaligen Kalk-
sandsteinwerks der Firma Kistner


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