Sonntag, 30. September 2012

... und die Natur siegt doch!

... und die Natur siegt doch! (Fußweg und Straßenlaterne, gesehen in Bochum)
Am Wochenende haben wir unserer jüngsten Tochter beim Umzug nach Bochum geholfen. Sie beginnt dort in der nächsten Woche mit ihrem Studium. Heute hatten wir noch etwas Zeit für einen Spaziergang.

Dabei ist mir die zugewachsene Straßenlaterne auf dem inzwischen nahezu von der Vegetation zurückeroberten Fußweg in der Nähe ihres Studentenwohnheimes aufgefallen. Ich weiß nicht wie lange das gedauert hat, aber allzu alt sahen die Laterne und der Fußweg noch nicht aus ...

Mittwoch, 26. September 2012

Begegnungen mit Lichtwesen nicht auszuschließen

Impressinen vom "Theatralen Lichterspektakel 2009"

Mit Anbruch der Dunkelheit wird sich der Speckenbütteler Park am kommenden Freitag rings um den Bootsteich, im Rosengarten und in vielen angrenzenden Bereichen wieder einmal in eine magische Welt verwandeln.

Zum Auftakt der Lichternacht gibt es ab 19:00 Uhr am Haupteingang (Wurster Straße, Bockwindmühle) Musik von den "Glad(e)makers".

Ab 19:30 Uhr können dann die mit Teelichtgläsern ausgeleuchteten Wege erkundet werden, die an kleinen verzauberten Dörfern, verzauberten Bäumen und viele weiteren phantasievollen Leuchtobjekten vorüberführen. Auch Begegnungen mit Lichtwesen sind im verzauberten Speckenbütteler Park an diesem Abend nicht völlig auszuschließen.

Im Eingangsbereich schweben leuchtende Modell-Heliumballons. Unter Bäumen und auf Lichtungen begenen die Besucher vielen Attraktionen. Unter anderem werden geboten:
  • Schwarzlichttheateraufführungen
  • Schwarzlichtobjekte
  • Trommelsessions
  • zarte Harfenklänge einer verzauberten Fee
  • einsame Klänge von Booth
  • eine verzauberte Allee
  • Begegnungen mit Alice im Wunderland
  • oder die traumhaften Phantasietiere und Kronleuchter der Lichtkünstlergruppe Light Picture Art

Feurige Shows erhellen dunkle Winkel. Die Geschwister Sommer präsentieren ihre Show am Trapez und am Hängenden Tuch. Im Weidenschloss sind die Circusaktivisten von "Spectacolo" zu sehen. Gekrönt wird das "Theatrale Lichterspektakel" gegen 21:30 Uhr in altbewährter Form durch ein bengalisches Feuerwerk am Bootsteich

Mit Speisen und Getränken aus biologischem Anbau wird auch das leibliche Wohl nicht zu kurz kommen. Wer mag kann den Abend ab 22:00 Uhr bis Mitternacht im Parkhaus Cafe im Speckenbütteler Park ausklingen lassen.

Mit einer feurigen Show wird das Nachtprogramm eröffnet und bei sanfter Musik kann der Abend so richtig langsam und geheimnisvoll ausklingen

Theatrales Lichterspektakel
  • Freitag, 28.09.2012
  • Auftakt 19:00 Uhr
    Einlass ab 18:00 Uhr

Speckenbütteler Park
Haupteingang Bockwindmühle
(Wursterstraße)

Eintritt: 1 Euro
Anstelle einer Eintrittskarte gibt es dafür ein 1 Knick-Licht

Bei Sturm wird das Spektakel auf Samstag, den 29. September verschoben


(Quelle: Pressemitteilung des Kulturladens Wulsdorf und des Kulturbüros Lehe)

Dienstag, 25. September 2012

Plutonium MOX-Brennelemente Umschlag

Protest gegen den Umschlag von MOX-Brennelementen in Nordenham

Da vieles auf die Möglichkeit hindeutete, dass die "Atlantic Osprey" mit ihrer strahlenden, tödlichen, Fracht in den frühen Morgenstunden des 23.09.2012 am Anleger des Midgard-Hafens in Nordenham eintreffen könnte, hatte sich bereits in der Nacht vor der erwarteten Ankunft vor Ort eine Nachtwache eingefunden. Den "Atomalarm" hatten die Organisatoren ab 4 Uhr morgens ausgerufen.

Begleitet vom Schlepper "Bremerhaven" und einem "Geleitzug" aus Greenpeace-Schlauchbooten, die wiederum von einer Flotte von Polizeischlauchbooten daran gehindert wurden, etwas "erwartet Unerwartetes" zu unternehmen, kam das Schiff dann zwölf Stunden später weseraufwärtsfahrend in Sicht.

Trotz der Bemühungen der Besatzungen der Polizeischlauchboote war es einem Aktivisten gelungen, den Wulstbug der "Atlantic Osprey" zu entern. Während der Vorbeifahrt des Schiffes saß er dort mit einem gelben Anti-Atom-Transparent in den Händen. Das von den Greenpeace-Booten gestörte Anlegemanöver, mit weißen Overalls bekleidete Menschen - nach Auskunft der Organisatoren vermutlich Beauftragte des NMU - und sonstige, für die Beobachter an Land unsichtbare Angelegenheiten, führten dazu, dass die beiden angekündigten "Spezial-Lkw's" erst nach 19 Uhr den Anleger verließen und, von einer großen Polizei-Eskorte begleitet, in Richtung Atomkraftwerk "Grohnde" aufbrachen.

Einige der Atomkraftgegner, denen nach den langen Stunden des Wartens die Beine schmerzten, hatten beabsichtigt, für einige Zeit auf die Straße Platz zu nehmen, waren daran aber von den in großer Zahl anwesenden Polizeibeamten erfolgreich gehindert worden.

Nicht wenige der Anwesenden werden sich über die "Spezial-Lkw's" gewundert haben, da sie sicher so etwas wie die inzwischen bestens bekannten Castor-Straßentransporter erwartet hatten. Die beiden schlicht-grauen Lkw's wären ohne die nicht zu übersehende Polizei-Eskorte im Straßenverkehr mit Sicherheit nicht aufgefallen. Einzig die kleinen, unscheinbaren Warnschilder unten an der Rückseite der Sattelauflieger deuteten darauf hin, dass sie radioaktive Fracht transportierten. Möglicherweise bezieht sich die Bezeichnung "Spezial-Lkw" aber ja auch darauf, dass diese durch ihre Tarnung erst aus der Nähe und bei genauem Hinsehen als Atomtransport erkennbar sind.

Einer Information der Organisatoren zufolge kam es trotz des Polizeiaufgebots und gesperrter Nebenstraßen in Friedrich-August Hütte an einer Brücke der B 212 zu einer Verzögerung des Transports durch etwa 10 Atomkraftgegner, die sich dort angekettet hatten.

Es seien wohl an die 1000 Polizisten aus den verschiedensten Regionen Niedersachsens nach Nordenham beordert worden und eine ähnliche Zahl Schaulustiger sei am Deich unterwegs gewesen. Darüberhinaus gab es Nachmittags noch einen "Anti-Atom-Deischspaziergang". Die angekündigte Paddelbootaktion auf der Weser fiel jedoch kleiner aus als geplant, da die Paddler wohl die Strömung unterschätzt hatten.

Die Anzahl der Demonstranten wird von den Organisatoren mit "mindestens 100 Menschen" angegeben. Die Nordsee-Zeitung schrieb am 24.09.2012, dass Polizeiangaben zufolge 50 Atomkraftgegner gegen den Transport demonstiert hätten. Da während der gesamten Zeit aber unterschiedlich viele Atomkraftgegener vor Ort waren (auch ich musste zwischendurch noch einmal nach Hause), wird ihre Zahl im Mittel wohl bei 80 bis 100 Demonstranten gelegen haben.


(Quellen: Nordsee-Zeitung vom 24.09.2012, Aktionskreis Wesermarsch, Aktion-Z)

Freitag, 21. September 2012

Die gute alte Zeit in der Goethestraße


Tanzen "wie vor Hundert Jahren" in der Goethestraße (Bremerhaven Lehe, 28.08.2011)
© Der Geestendorfer

Nach dem großen Erfolg im letzten Jahr findet am kommenden Sonntag zum zweiten Mal das Historische Straßenfest im Leher Ortsteil "Goethestraße" statt. Auf der "Festmeile" zwischen der Frenssenstraße und der Kistnerstraße ist die Goethestraße an diesem Tag für den Straßenverkehr gesperrt.

Da ich am Tage des Historischen Straßenfests im letzten Jahr nicht in Bremerhaven war, habe ich - nach allem, was ich bisher darüber gehört habe - wohl so einiges verpasst. Das kurze Video des "Geestendorfers" zeigt einen der Programmpunkte aus dem letzten Jahr, der einen kleinen Eindruck davon vermittelt.

In seinem Blog schreibt er, die Veranstaltung in Lehe habe ihn neugierig gemacht. Der Ausflug von Geestemünde nach Lehe habe sich gelohnt. In dem an "normalen" Tagen verkehrsberuhigten Bereich, der mit seinen kleinen, von gusseisernen Zäunen umgebenen Vorgärten "bestimmt schon vor hundert Jahren" so ausgesehen habe, habe er ein kleines, feines Straßenfest mit nur wenigen Essstände erlebt.

Für die Ansicht des "Geestendorfers" spricht beispielsweise auch, dass das Wohnprojekt „Nachbarschaftliches Wohnen Bremerhaven-Lehe“ in der Goethestraße 43 mit seinem Beitrag zum Historischen Straßenfest 2011 den Sonderpreis beim Wettbewerb "Die schönsten Straßenfeste" gewonnen hat, der vom bundesweiten "Netzwerk Nachbarschaft" und der vdw Verband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft in Niedersachsen und Bremen vergeben wurde.

Auf der Seite 13 der "Stäwog-Mieterzeitung" vom Dezember 2011 ist zu lesen, dass beim Straßenfest auch Handwerkskünste aus längst vergangenen Zeiten vorgeführt wurden. Das Wohnprojekt habe sich unter anderem mit einem eigens für das Fest geschriebenen Marionettenspiel und einer Werkstatt für Teddybären beteiligt und irische Musik habe für allseits gute Stimmung gesorgt.

Auch in diesem Jahr steht wieder einiges aus der - wie man ja immer wieder hört - "Guten Alten Zeit" auf dem Programm. Dem Internetportal der Stadt Bremerhaven ist zu entnehmen, dass dort, wo früher Bäckereien, Kolonialwaren- und Fischläden Handel betrieben haben, am kommenden Sonntag unter anderem Marionettentheater, traditionelles altes Handwerk wie Filzen, Spinnen und Polstern, Straßenmusik sowie eine Ausstellung historischer Fotos zu sehen und zu hören sein wird. Passend zum Rahmen des Historischen Straßenfestes wird auch die vielen Menschen im Quartier inzwischen wohl bestens bekannte Heidemarie Morgenroth wieder mit ihrer Drehorgel unterwegs sein.

Historisches Straßenfest
  • Sonntag, 23.09.2012
  • von 8 bis 19 Uhr

    in der Goethestraße
    (zwischen Frenssen- und Kistnerstraße)


(Quellen: Bremerhaven.de, Der Geestendorfer vom 29.08.2011, Heidemarie Morgenroth, Stäwog-Mieterzeitung vom Dezember 2011)

Donnerstag, 20. September 2012

Es ist ja auch bisher nichts passiert ...

Atomkraft? Nein Danke!Gestern sendete das Nordwestradio eine von Stefan Pulß moderierte Podiumsdiskussion bezüglich, in der es über den bevorstehenden Umschlag von MOX-Brennelementen im Hafen von Nordenham gesprochen wurde.

In der Diskussionsrunde ging es unter anderem um Fragen wie zum Beispiel
  • Wie gefährlich sind die Mox-Transporte?
  • Wo liegt die Grenze zwischen notwendiger Geheimhaltung aus Sicherheitsgründen und Information der Bevölkerung?
  • Wird Nordenham künftig mehr Atomtransporte erleben?

Gesprächsteilnehmer waren
  • Ina Korter, Grüne, Mdl
  • Martin Bäumer, CDU, Mdl, umweltpolitischer Sprecher der Landtagsfraktion
  • Heinz Smital, Greenpeace, Kernphysiker
  • Hans Kemmeris, SPD, Erster Kreisrat Landkreis Wesermarsch
  • Hans-Otto Meyer-Ott, Grüne, Arbeitskreis Wesermarsch

Seitens der politischen Handlanger der Atomkonzerne lieferte die Diskussion erwartungsgemäß keine neuen Erkenntnisse darüber, dass von den bevorstehenden Transporten der MOX-Brennelemente keine Gefahr ausgeht. Herrn Bäumer fiel dazu nicht viel mehr ein, als im Laufe der Diskussion mehrfach die Worte seines Kollegen Herrn Thümler (CDU, Niedersachsen, Fraktionsvorsitzender im Landtag), die in einem Artikel der NWZ vom 15.09.2012 nachzulesen sind, zu wiederholen: Bei mehr als 200 Transporten von MOX-Brennelementen in der Vergangenheit sei ja auch nichts passiert und die "Schuld" für die Genehmigungsgundlagen und die Gesetze bezüglich des Einsatzes vom MOX-Brennelementen läge im übrigen bei der rot-grünen Bundesregierung unter Herrn Schröder (SPD, ehemaliger Bundeskanzler).

Aufschlussreicher sind da schon die Informationen seitens der anderen Gesprächsteilnehmer bezüglich des größeren wirtschaftlichen Nutzens von MOX- gegenüber Uran-Brennelementen oder der Qualität der in der Atommüllaufbereitungsanlage "Sellafield" hergestellten MOX-Brennelemente.

Herr Smital sagte diesbezüglich, die Anlage habe nie die Verarbeitungskapazität von 120 Tonnen MOX-Brennelemente pro Jahr erreichen können, für die sie einmal vorgesehen war. Er bezeichnete "Sellafield" als "Schrottanlage", die bis zu ihrer Stilllegung im August 2011 nur ein Zehntel ihrer ursprünglich geplanten Jahresproduktion erreichte, "weil der Produktionsprozess fehlerhaft war". Und diese Brennelemente, "diesen Kehricht" aus dieser jetzt geschlossenen Anlage", wolle E.ON jetzt in den Reaktor des Atomkraftwerks "Grohnde" einbauen.

Bezüglich dieser "gefährlichen Brennelemente" müsse man wissen, dass es im Falle eines festgestellten Defekts an einem MOX-Brennelement - und die Chance sei hier sehr groß - derzeit keine genehmigten Behälter gäbe, die defekte MOX-Brennelemente aufnehmen können.

Man stünde dann vor dem Problem, dass ein MOX-Brennelement defekt ist, ohne dass es eine Lösung zur Handhabung des Problems gibt. Daher sei ganz klar, dass es sich angesichts der potentiell minderwertigen Qualität der MOX-Brennelemente aus der Atommüllaufbereitungsanlage "Sellafield" um Atommüll handele, der auch als solcher behandelt werden müsse.

Ähnlich sieht das auch Herr Meyer-Ott und stellt darüberhinaus auch den Willen der Atomkonzerne zur dauerhaften Umsetzung des schwarz-gelben Atommoratoriums und des daraus resultierenden Beschlusses zum "Atomausstieg" in Frage. In Niedersachsen seien ja noch die von E.ON betriebenen Atomkraftwerke "Emsland" und "Grohnde" in Betrieb, und der technische Leiter des im Rahmen des Atommoratoriums abgeschalteten Atomkraftwerks "Unterweser" habe vor kurzem noch (nichtöffentlich) geäußert, dass der Reaktor - wenn sich die Stimmung ändern würde - in relativ kurzer Zeit wieder anfahrbar wäre.

Wenn die Bundesregierung und die Landesregierung von "Ausstieg" reden, dann müsten sie auch daran gemessen werden. Ganz konkret heiße dass (Zitat): "Wir wollen natürlich wissen, in wieweit Grohnde und Emsland schnellstmöglich abgeschaltet werden. Und bis jetzt zieht man sich darauf zurück, dass man sagt, 'ja, der Beschluss besagt ja, dass das um 2020 sein wird."

Auf Nachfrage seitens Herrn Pulß, wie es denn möglich sein solle, dass die Brennelemente, die sich jetzt in Großbritanien befinden, auch dann über einen deutschen Hafen zurückgenommen werden, wenn sie nicht wie vereinbart abgenommen und verwertet werden, antwortete Herr Meyer-Ott, dass im Atomkomplex "Sellafield" auch die Verglasung zu Lagerelementen technisch möglich sei. Dann bestünde die Möglichkeit den gezielten Einsatz der MOX-Brennelemente, die jetzt der Gewinnmarge von E.ON zuzurechnen seien, stattdessen für ein "End"-Lager vorzusehen.

Da die MOX-Brennelemente im Atomkraftwerk "Grohnde" ohnehin zu Atommüll verarbeitet werden, ist das eigentlich kein schlechter Ansatz. Abgesehen davon, dass Komplikationen durch (zumindest diese) MOX-Brennelemente in "Grohnde" ausgeschlossen wären, würde ja nur ein Zwischenschritt auf dem Weg zum "Endprodukt Atommüll" übersprungen werden.


Kein Konsens in Sicht

Wenn dieser Atommüll dann eines Tages aber nach Deutschland zurückgeholt werden muss, dann wird das von den Bürgern nur dann akzeptiert werden, wenn es vorher eine Verständigung auf eine verantwortungsbewusste, dezentrale Lagerung des Atommülls, welche die Möglichkeit zur "Rückholung" einschließt, gegeben hat. Ein diesbezüglicher gesellschaftlicher Konsens setzt die uneingeschränkte Einbeziehung der Bürger in die Diskussion über Lagerstandorte, Eignungskriterien etc. sowie eine abschließende, für die Politik bindende Volksbefragung voraus.

Dass einmal ein Weg in diese Richtung eingeschlagen werden soll, ist bisher jedoch für mich nicht erkennbar. Solange seitens der Politik weiterhin ausschließlich an einer unterirdischen Lagerung im dafür ungeeigneten Salzstock bei "Gorleben" festgehalten wird, wird sich die Bundesregierung weiterhin mit dem Widerstand der Bundesbürger gegen die Atompolitik konfrontiert sehen.

  • Die Diskussion steht derzeit zum Anhören auf der Internetseite von Radio Bremen zur Verfügung.


Kreuzfahrt

Unterdessen hat die "Atlantic Osprey" wieder beigedreht. Nachdem englische Atomkraftgegner gestern Morgen das Auslaufen des Atom-Frachters beobachtet hatten, schrieb der NDR heute morgen auf seiner Internetseite, die Bürgerinitiativen "Arbeitskreis Wesermarsch" und "Aktion Z" hätten mitgeteilt, das Schiff sei im Begriff, in den Hafen von Workington (England) zurückzukehren. Sollte sich das bestätigen, dann wäre das bereits die zweite Kehrtwende des Schiffes, das für den Transport der MOX-Brennelemente für das Atomkraftwerk "Grohnde" nach Nordenham vorgesehen sein soll.

In der letzten Woche war die "Atlantic Osprey" schon einmal aus dem Hafen von Workington ausgelaufen, war dann aber wieder umgekehrt. Sobald das Schiff unterwegs war, ließ sich nicht mehr genau bestimmen, wo es sich jeweils genau befand, da die Besatzung das automatische Identifikationssystem abgeschaltet hatte.

Davon unbeeindruckt haben Atomkraftgegner bereits zahlreiche Proteste gegen den Transport angekündigt:
  • Am Sonntag dem 23. September soll auf der Weser ein "Protest-Paddeln" gegen die Transporte stattfinden.
  • Am AKW in Grohnde haben die Umweltschützer zu einer Dauermahnwache aufgerufen.
  • Entlang der möglichen Transportstrecken durch Niedersachsen sind weitere Demonstrationen geplant.


Aktuelle Kurzmitteilungen
zum Stand des Atomtransports gibt es hier:




(Quellen: NDR vom 20.09.2012 und vom 14.09.2012, NWZ vom 15.09.2012)

Mittwoch, 19. September 2012

"St. Florian" oder "das Problem mit dem Problem"

Atomkraft? Nein Danke! Noch in diesem Monat ist mit einem geplanten Transport von Mischoxid-Brennelementen (MOX) aus der Atommüll-Aufbereitungsanlage "Sellafield" (Windscale, England) zum Atomkraftwerk "Grohnde" zu rechnen. Ein weiterer Transport ist für den November dieses Jahres geplant. Die Brennelemente sollen im Hafen von Nordenham umgeschlagen werden. Nach dem Umschlag eines vorangegengenen Atommülltransports in Nordenham mit dem Ziel USA regt sich inzwischen Widerstand gegen die Aussicht, dass der privat betriebene Midgard-Hafen in Nordenham zur Atomdrehscheibe der Nation verkommen könnte.

Im Unterschied zu "normalen" Brennelementen bestehen die MOX-Brennelemente aus einer Mischung von Urandioxid und Plutoniumdioxid (die Angaben zum Plutonium-Anteil, die ich gefunden habe, liegen zwischen fünf und acht Prozent). Plutonium (Pu) entsteht - neben vielen anderen radioaktiven Elementen - unweigerlich bei der Kernspaltung in jedem der weltweit betriebenen Atomkraftwerke.

Wenn bei einem Unfall freigesetzte Plutonium-Partikel in den Körper gelangen (Inhalation, Nahrungsaufnahme etc.), dann weist Plutonium eine höhere radiologische Giftigkeit und kürzere Reaktionszeiten auf als Uran (U). Die potentielle Gefährdung durch Plutonium reicht nach menschlichen Maßstäben "für die Ewigkeit": Die Halbwertsszeit des "Bomben-Plutonium"-Isotops (239-Pu) beträgt beispielsweise 24110 Jahre, die des "reaktorfähigen" Isotops 240-Pu immerhin 6564 Jahre.

Am 08.09.2012 berichtete die "Nordwest Zeitung" (NWZ) über Betrachtungen des Physikers Wolfgang Neumann. Demzufolge sind die von der britischen Firma "British Nuclear Fuels" (BNFL) entwickelten Stahlbehälter, die für den Transport der MOX-Brennelemente verwendet werden, zwar nach internationalen Genehmigungskriterien in die höchste Sicherheitskategorie eingestuft, aber die Fall-, Feuer- und Druckbeständigkeit seien zu einem großen Teil nur in der Theorie hochgerechnet worden. Pikanterweise - mit Blick auf den Super-GAU in der japanischen Atomkraftanlage "Fukushima Daiichi" und den daraufhin bekannt gewordenen Filz aus Politik und Atomkonzernen - wurde BNFL im Jahre 2006 zu 100 Prozent von dem japanischen Konzern Toshiba übernommen.

Darüberhinaus würden Herrn Neuman zufolge die von BFNL angewendeten Prüfkriterien nicht ausreichen, um alle Risiken abzudecken. Beispielsweise sei für die Beurteilung der Brandsicherheit lediglich eine Dauer von 30 Minuten angenommen worden und die Feuerfestigkeit des Behälters noch nie getestet worden. Sollte der Transport durch den Wesertunnel führen, dann könnten in der engen Röhre bei einem Brand infolge eines möglichen Unfalls Temperaturen erreicht werden, denen die Transportbehälter nicht standhalten würden, so dass es zur Freisetzung von Radioaktivität mit schwerwiegenden Folgen käme.

Auch den für den Seetransport vorgesehenen Frachter halte Herr Neumann für "wenig vertrauenswürdig". So verfüge der Rumpf der "Atlantic Osprey", die den Transport voraussichtlicht übernehmen werde, weder über einen doppelwandigen Rumpf noch über ein Querschott und ein zweites, unabhängiges Antriebssystem für Notfallsituationen sei ebenfalls nicht vorhanden. Aufgrund der offensichtlichen Sicherheitsmängel haben sich französische Behörden einem Bericht von contrAtom zufolge offenbar bereits bereits 2010 gegen den Transport hochgefährlicher radioaktiver Materialien mit der mehr als 25 Jahre alten "Atlantic Osprey" ausgesprochen.


Atommüll-Aufbereitung

Solange irgendwo auf der Welt noch Atomkraftwerke betrieben werden, wird mit dem weltweit weiterhin angehäuften Atommüll auch die Menge des darin enthaltenen Plutoniums zunehmen. Darüberhinaus sank seit dem Ende des atomaren Wettrüstens während des Kalten Krieges der Bedarf an dem in einigen Rektortypen anfallenden, für die Verwendung in Atomwaffen geeigneten Plutoniums (239-Pu). Sollten die weltweiten Atomwaffenlager eines Tages wirklich komplett abgerüstet worden sein, dann wird die Menschheit vor einem gefährlichen Berg aus hochradioaktivem Plutonium stehen, der das ohnehin schon nicht zu lösende Atommüllproblem zusätzlich verschärft.

Als eine scheinbar unbedenkliche Lösung des Plutonium-Problems propagieren die Atomkonzerne die Herstellung von MOX-Brennelementen in Atommüll-Aufbereitungsanlagen. Dort werden die in den "abgebrannten" Brennelementen verbliebenen, noch verwertbaren Uran- und Plutonium-Anteile vom Rest des Atommülls abgetrennt. Durch Anreicherung können ca. zehn Prozent des Urans für Herstellung neuer Brennelemente wiederverwendet werden. In einem Artikel vom 15.04.2010 schreibt die Internetzeitung "Russland-Aktuell", das Plutonium aus der mit den USA vereinbarten beiderseitigen Abrüstung der Atomwaffen könne nur in Form einer "End"-Lagerung nach einer Vermischung mit anderen atomaren Abfällen oder durch die Herstellung von MOX-Brennelementen für den Betrieb ziviler Atomkraftwerke beseitigt werden. Verschwiegen wird dabei allerdings, dass die Herstellung von MOX-Brennelementen erheblich gefährlicher ist als diejenige reiner Urandioxid-Brennelemente und dass der dafür notwendige Aufwand auch nicht "umsonst" zu haben ist. So hat die Herstellung von MOX-Brennelementen in der Atom-Aufbereitungsanlage Sellafield die britischen Steuerzahler bisher beispielsweise 1,4 Milliarden Euro gekostet und laut "Russland-Aktuell" schlagen die bis 2010 vereinbarten Abrüstungsmaßnahmen für Russland mit 2,5 Milliarden Dollar zu Buche. Davon abgesehen ist das Gefährdungspotential infolge der Verwendung von MOX-Brennelementen im Falle eines Super-GAUs um ein vielfaches höher als beim Einsatz "normaler" Urandioxid-Brennelemente.


Politische Handlanger

An diesen Fakten ändert auch die Meinung Herrn Thümlers (CDU, Niedersachsen, Fraktionsvorsitzender im Landtag) nichts, der am 15.09.2012 der NWZ gegenüber feststellte, dass seit 2001 in Deutschland mehr als 200 Transporte von MOX-Brennelementen durchgeführt worden seien, ohne, dass es zu Vorfällen oder Gefahrenlagen gekommen sei. Die für die Atom-Transporte notwendigen gesetzlichen Grundlagen seien im übrigen von der rot-grünen Bundesregierung geschaffen worden. Seiner Meinung nach sollte die Politik im Sinne der Verlässlichkeit am vereinbarten Fahrplan festhalten und die verbliebenen Atomkraftwerke so lange wie vorgesehen weiterlaufen lassen. Da diese dazu weiter mit Brennelementen versorgt werden und die verbrauchten Elemente entsorgt werden müssten, sei ein kompletter Verzicht auf den Transport von Brennelementen nicht möglich.


Es wird schon nichts passieren

Mit diesem rethorischen Ablenkungsversuch ignoriert Herr Thümler nicht nur die bereits genannten Gefahren, sondern er suggeriert darüber hinaus eine bestehende Notwendigkeit zum Weiterbetrieb der verbliebenen neun Atomkraftwerke in Deutschland bis 2022. Dabei unterschlägt er das für eine umfassende Betrachtung der Risiken und Gefahren wachsende Problem aufgrund des weiterhin produzierten Atommülls - inklusive des beim Betrieb der Atomkraftwerke entstehenden Plutoniums!

Und dass die gesetzlichen Grundlagen für Atomtransporte von Bundesregierung unter Herrn Schröder (SPD, ehemaliger Bundeskanzler) - im Nachhinein betrachtet zum Vorteil der derzeitigen schwarz-gelben Bundesregierung - "verbockt" wurden, ist keine Entschuldigung für die Ignoranz Herrn Thümlers gegenüber den Sorgen und Ängsten der Bürger. Dafür, dass diese nicht unbegründet sind, sprechen neben den Betrachtungen Herrn Neumanns auch die darüber hinaus bereits genannten Fakten. Nebenbei bemerkt rechne ich es den Grünen in der damaligen rot-grünen Bundesregierung immer noch hoch an, dass es unter erheblich schlechteren Voraussetzungen überhaupt gelungen ist, den Atomkonsens zu verwirklichen.

Die Erinnerung daran, dass es insbesondere bezüglich der Nutzung der Atomkraft keine Garantie dafür gibt, dass auch in Zukunft schon nichts passieren wird, nur weil glücklicherweise bisher alles gut gegangen ist, wurde uns auf brutale Weise erneut ins Bewusstsein gerufen, als es nach dem Super-GAU von "Tschernobyl" (April 1986) im März 2011 zum zweiten Super-GAU in einem Atomkraftwerk ("Fukushima-I", Japan) kam. Dass es bei den "mehr als 200" Transporten von MOX-Brennelementen bisher zu keinem Unfall kam, ist wohl eher dem Zufall als den von Menschen verfassten Gesetzen zuzuschreiben.


Die Sache mit dem Plutonium-Tauschgeschäft

In einer Sendung des "Nord-West-Radios" argumentiert auch Herr Birkner (FDP, Niedersachsen, Umweltminister) mit den in der Regierungszeit der rot-grünen Bundesregierung veranschiedeten Gesetzen bzgl. der Atomtransporte und des Einsatzes von MOX-Brennelementen. Daraus folge, dass Deutschland die MOX-Brennelemente jetzt auch "zurücknehmen" müsse (wobei sich die Frage stellt, welche MOX-Brennelemente zurückzunehmen sind, wenn vorher keine nach "Sellafield" geliefert worden sind - gemeint war wohl der Rohstoff Atommüll). Es läge im "gemeinsamen Interesse", dass das Plutonium nun in den (deutschen) Atomkraftwerken abgebrannt werde.

Es mag ja im gemeinsamen Interesse der Atomkonzerne und einiger Politiker aus den Reihen der CDU, der CSU und der FDP liegen, den Weiterbetrieb der verbliebenen deutschen Atomkraftwerke sicherzustellen. Das gemeinsame Interesse der Mehrheit der Bundesbürger ist es jedoch, dass sie in der Zeit bis Ende 2022 nicht doch noch zu Opfern von Atomunfällen und atomaren Super-GAUs werden. Bezüglich der Notwendigkeit zur "Rücknahme" von in der britischen Atommüll-Aufbereitungsanlage "Sellafield" aus deutschem Atomüll hergestellten MOX-Brennelementen habe ich auf den Seiten des "Nuklearforums Schweiz" einen interessanten Artikel vom 20.07.2012 gefunden. Darin wird über ein Plutonium-Tauschgeschäft zwischen Grossbritannien und Deutschland berichtet.

Zwischen der britischen "Nuclear Decommissioning Authority" (NDA), der "Areva" (Betreiber der Atommüll-Aufbereitungsanlage in La Hague, Frankreich) und nicht näher benannten deutschen Atomkonzernen sei vereinbart worden, dass die NDA vier Tonnen in Sellafield gelagertes Plutonium übernimmt, welches bisher den deutschen Atomkonzernen gehört habe. Diese würden dafür im Gegenzug Plutonium aus Frankreich erhalten, welches von "Areva" zur Herstellung von MOX-Brennelementen verwendet werde. Herrn Hendry (Großbritanien, Energieminister) zufolge könnten somit MOX-Brennelemente für deutsche Atomkraftwerke in Frankreich hergestellt werden, ohne dass Plutonium dorthin transportiert werden müsse. Die "Euratom Supply Agency" (ESA) habe diese Transaktion begrüsst. Weiterhin ist in dem Artikel des "Nuklearforums Schweiz" zu lesen, dass die Regierung Grossbritanniens im Dezember 2011 entschieden hat, ihre zivilen Plutonium-Vorräte aufzubrauchen und zu einem grossen Teil zu MOX-Brennelementen zu verarbeiten. Sie habe bereits damals betont, dass auch ausländische Kunden von diesem Angebot Gebrauch machen können.


Wenn also im Rahmen des Tauschgeschäfts MOX-Brennelemente für deutsche Atomkraftwerke aus Frankreich geliefert werden könnten, dann stellt sich unter anderem die Frage, warum dann der riskante, angeblich unumgängliche Seertransport von der Atommüllaufbereitungsanlage "Sellafield" über Nordenham zum Atomkraftwerk "Grohnde" durchgeführt werden soll. Ist es für E.ON möglicherweise kostengünstiger, "von diesem Angebot Gebrauch zu machen", als den zukünftigen Atommüll aus Frankreich zu importieren? (Ich weise vorsorglich darauf hin, dass ich hier kein Plädoyer für den Import von Atom-Brennelementen - woher auch immer - führe, sondern die Notwendigkeit eines Seetransports mit Umschlag in Nordenham in Frage stelle!)


Ist Grohnde abhängig von Nordenham?

In dem Artikel der NWZ vom 15.09.2012 meint Herr Wreden (CDU, Stadtverband, Vorsitzender), die Atom Transporte seien sicher. Die Transportbehälter würden genauso getestet wie Castoren und würden von qualifizierten Strahlenschutzexperten begleitet. Außerdem habe er Vertrauen in das Midgard-Personal. Er glaube nicht, dass Nordenham zu einer Drehscheibe des Umschlags von Brennelementen werde. Nur das Atomkraftwerk "Grohnde" sei abhängig von der Versorgung mit Brennstäben über Nordenham. Alle anderen Atomkraftwerke könnten über andere Wege versorgt werden.

Bezüglich der Sicherheit der Transportbehälter der BNFL verweise ich auf die Betrachtungen Herrn Neumanns weiter oben. Herr Smital (Greenpeace, Kernphysiker) sagte dazu in einer Sendung des "Nordwest Radios" vom 19.09.2012, die Transportbehälter seien so stabil gebaut, dass sie einen normalen Verkehrsunfall wohl überstehen würden. Er halte es aber nicht für undenkbar, dass es zu nicht vorhersehbaren Unfallsituationen kommen könnte, bei denen Radioaktivität freigesetzt werden könnte. Die "qualifizierten Strahlenschutzexperten" und das Personal der "Rhenus-Midgard" mögen sich ja noch so redlich bemühen, aber im Falle einer Freisetzung radioaktiver Partikel infolge eines möglichen schweren Unfalls würden sie wohl auch an die Grenzen ihrer Möglichkeiten stoßen. Und dass das Atomkraftwerk "Grohnde" nicht ebenso wie alle anderen acht Atomkraftwerke auch über andere Wege mit dem Rohstoff für die Atommüllproduktion versorgt werden kann, ist aus meiner Sicht zunächst einmal nichts weiter, als eine nicht belegte Behauptung Herrn Wredens.


Resolution des Stadtrats und des Kreistags

Einem Artikel der Online-Ausgabe der NWZ vom 18.09.2012 ist zu entnehmen, dass auch Politiker der SPD, der Grünen und der Linken eine andere Meinung bezüglich der Sicherheit und Notwendigkeit des Transports der MOX-Brennelemente aus "Sellafield" über den Hafen von Nordenham haben. In einer gemeinsamen Sondersitzung des Nordenhamer Stadtrats und des Wesermarsch-Kreistags hätten sie für eine Resolution gegen Atomtransporte gestimmt, die am 18.09.2012 verabschiedet worden ist. Die Kernaussage der Resolution laute: "Nordenham darf keine Atomdrehscheibe werden". Mit der Resolution würden die zuständigen Behörden aufgerufen werden, die Genehmigung für den Transport und den geplanten Umschlag von 16 MOX-Brennelementen aus der Atommüll-Aufbereitungsanlage "Sellafield" in Nordenham für das Atomkraftwerk "Grohnde" (Eon) zurückzunehmen und weitere Atomverladungen in Nordenham zu untersagen.

Darüber hinaus enthalte die Resolution die Aufforderung an die Landesregierung, "alle politischen und rechtlichen Möglichkeiten zu nutzen, um zu verhindern, dass der private Midgard-Hafen in Nordenham als Umschlaghafen für radioaktive Stoffe genutzt und der Umschlag solcher Gefahrgüter noch ausgeweitet wird". Begründet werde an die Bundes- die Landesregierung und an das Bundesamt für Strahlenschutz gerichtete Appell mit der "großen Sorge um die Gesundheit und Unversehrtheit der Bürger".


Das Problem mit dem Problem

Die NWZ schreibt in ihrem Artikel weiter, Herr Stellmann (CDU) habe die Resolution gegen Nukleartransporte als "St. Florian in Reinkultur" kritisiert. Das Problem werde mit dieser Abschottung anderen überlassen. Zudem würde das Nein zu Atomtransporten vor Ort bedeuten, dass auch bei der Demontage des Kernkraftwerks Unterweser kein Nuklearmaterial auf den Straßen der Wesermarsch befördert werden dürfte. Die NWZ zitiert Herrn Stellmann mit den Worten: "Dann bekommen wir hier ein Endlager."

Merkwürdig ist, dass Herr Stellmann und seine Parteifreunde "das Problem" - wie nach der Sperrung der Bremer Seehäfen für Atombrennstoffe bekannt wurde - bisher unter anderem gerne stillschweigend auf Bremerhaven abgeschoben haben. Dabei haben sie ja eigentlich nur das Pech, dass die Atom-Transporte infolge der missglückten Geheimhaltung des Atommüllumschlags im Juli dieses Jahres öffentlich geworden sind. Anderenfalls hätten jetzt kein Problem mit dem Problem, das aus ihrer Sicht wohl ohnehin eher in der Berichterstattung in den Medien als in den Transporten selbst zu sehen sein wird.

Begrüßenswert ist die simple Erkenntnis Herrn Stellmanns, dass es offenbar ein Atommüll-"End"-Lager-Problem gibt. Seine drohenden Worte: "Dann bekommen wir hier ein Endlager.", lassen allerdings darauf schließen, das er dieses Problem lieber nach Gorleben, Lubmin oder sonst irgendwohin abschieben würde, als dass er sich vor seiner eigenen Haustür damit auseinandersetzen müsste. Wie war das doch gleich noch mit dem "St. Florian in Reinkultur"?




Abschließend noch ein Veranstaltungshinweis ...

Paddeln gegen MOX-Brennelemente Umschlag

Den Atomkonzern E.ON und seine Erfüllungsgehilfen aus den Bundes- und Landesbehörden werden die Fakten, die gegen den Transport und die Verwendung von MOX-Brennelementen wohl kaum interessieren. Deshalb schlägt contrAtom vor, am "näXten" Sonntag mit einer kreativen Paddeltour auf der Weser vor Nordenham Akzente zu setzen.
  • Um 13.30 Uhr ist Treffen am Weserufer, Neptunstraße, 26954 Nordenham. Um 14 Uhr ist Paddeln auf der Weser angesagt mit Fahnen und Transparenten.
Weitere Infos gibt es auf der Internetseite von contrAtom.

Englischen Atomkraftgegnern zufolge hat die "Atlantic Osprey" den Hafen von Workington (England) verlassen. Ob der mit MOX-Brennelementen beladene Lkw an Bord ist, sei jedoch bislang nicht bekannt. Atomkraftgegner halten sich bereit, das Schiff bei seiner Ankunft gebührend zu empfangen. Auch Entlang der Transportstrecken von Nordenham nach Grohnde haben zahlreiche Initiativen Proteste angekündigt.


... und eine Unterschriftenaktion

Die "Aktion Z" und der "Arbeitskreis Wesermarsch" haben zu einer Unterschriftenaktion gegen den Umschlag von Brennelementen, Atommüll etc. über den Hafen von Nordenham aufgerufen. Die Umweltschutzorganisation "Robin Wood" unterstützt die Unterschriftensammlung mit einer zusätzlichen Online-Unterschriftenliste auf seiner Internetseite "umweltFAIRändern". Hier ist der Text der damit verbundenen Forderungen im Wortlaut:
"Wir lehnen die gefährlichen Transporte von radioaktiven Mischoxid-Brennelementen durch den Nordenhamer Hafen ab.

Wir fordern

  • den Nordenhamer Stadtrat auf, alle radioaktiven Umschläge über den Hafen abzulehnen
  • die niedersächsische Landesregierung auf, alle niedersächsischen Häfen nach dem Vorbild des Landes Bremen für den Umschlag von radioaktivem Material zu sperren.
  • von der Bundesregierung die Stilllegung aller Atomkraftwerke wie auch der niedersächsischen Atomkraftwerke Emsland und Grohnde"

Wer diese Forderungen unterstützen möchte, der kann diese auf der Internetseite "umweltFAIRändern" online unterzeichnen.


(Quellen: NWZ - Bericht 1 und Bericht 2 vom 18.09.2012, NWZ vom 15.09.2012 und vom 08.09.2012, contrAtom vom 10.09.2012, Nuklearforum Schweiz vom 20.07.2012, Internetzeitung "Russland-Aktuell" vom 15.04.2010, Wikipedia, Marinetraffic)

Montag, 17. September 2012

Am Ende des Landes

Impressionen vom Ende des Landes

Wenn ich im Freundes- und Bekanntenkreis von unserer bevorstehenden Urlaubsreise nach Cornwall erzählte, kam es immer wieder vor, dass mir Tipps für interessante Tagesziele vorgeschlagen wurden. "Land's End" gehörte dabei nicht unbedingt zu den Favoriten.

Wenn man "Land's End" mit dem als "unmissable pay-as-you-go family attractions at Land's End" beworbenen "Rummelplatz" gleichsetzt, dann mag das sicherlich auch zutreffen. Wenn man aber den Touristenrummel links beziehungsweise rechts liegenlässt und sich auf eine Wanderung entlang des "South West Coast Path" einlässt, dann erschließt sich einem eine für deutsche Verhältnisse - aus meiner Sicht und der meiner Familie - überwältigende Küstenlandschaft mit steilen, hohen und von der Brandung umtosten Felsklippen, kleinen und größeren Buchten mit Sandstränden sowie einer an die rauhe, oft stürmische Umwelt angepassten Vegetation. In meinem Video sind Impressionen von zwei Wanderungen entlang des South West Coast Path ab Land's End (Cornwall, UK) zu sehen.

Am 27.08.2012 ging es bei schlechtem Wetter in Richtung Süden. Es hatte die ganze Nacht vorher gestürmt und geregnet. Um nicht den ganzen Tag in der Ferienunterkunft festzusitzen, hatten wir uns wetterfest in unsere Regenklamotten verpackt und waren wie geplant aufgebrochen. Dafür wurden wir mit einem beeindruckenden Naturschauspiel der aufgewühlten See und der meterhohen Brandung am Fuße der Klippen belohnt. Der Sturm fegte so heftig über die Klippenränder, dass es unmöglich war, die Kamera ruhig zu halten. Die Aufnahmen gelangen nur an einigen wenigen Stellen, an denen ich die Kamera in den Regenpausen an irgendwelchen erhöhten, feststehenden Punkten fixieren konnte.

Bei sonnigem, aber immer noch sehr windigem Wetter machten wir uns am 30.08.2012 noch einmal auf den Weg - dieses Mal zur nördlich von Land's End gelegenen "Whitesand Bay" nahe des Küstenorts Sennen. Die langen Wellen des Atlantiks sorgen hier auch bei relativ ruhiger See noch für hohe, sich am Strand überschlagende Wellen, die in Buchten mit Sandstränden von Surfern genutzt werden. Als wir am Ziel unserer Küstenwanderung in Sennen eintrafen, schwappten die Wellen immer wieder auch über die Mole des kleinen Schutzhafens für die Fischerboote.

Ab und zu konnten wir auch Angler zu beobachten, die mit ihren Angelruten in der Brandung standen. Ich frage mich allerdings, welche Fische sich freiwillig in derart hin und hertobendem Wasser aufhalten und dann auch noch genug Aufmerksamkeit für zufällig vorbeischwimmende Beute übrig haben. Jedenfalls habe ich nie gesehen, dass einer der Angler einmal einen Fisch an der Angel hatte.

Die Küsten von Cornwall sind dafür berühmt, dass immer wieder Schiffe an den Klippen verunglückten. So erging es unter anderem dem von der in Duisburg ansässigen "Rhein-, Maas- und Seeschiffahrtskontor GmbH" (RMS) betriebenen Küstenmotorschiff "RMS Mühlheim", das am 22.03.2003 auf der Fahrt von Cork (Irland) nach Lübeck (Deutschland) vor Land’s End in Seenot geriet. Bei schwerer See wurde es südlich von Sennen an die Klippen getrieben. Beim Auflaufen auf die felsige Küste wurde der Rumpf unterhalb des Wasserlinie aufgerissen. Sieben Monate nach der Strandung zerbrach die "RMS Mühlheim" in zwei Teile. Das Heck wurde auf den felsigen Strand einer kleinen Schlucht zwischen den steilen Wänden der Klippen getrieben, wo es heute noch zu sehen ist.

Bei unseren Wanderungen an Cornwall's Küsten waren wir immer wieder fasziniert von dem Farbenspiel auf den Klippen, das von violettfarbenen Heidepflanzen und dazwischen wachsenden kleinwüchsigen, gelbblütigen Sträuchern dominiert wurde. Besonders im Licht der tiefstehenden Sonne am späten Nachmittag bot sich uns ein leuchtendes gelb-violettes Farbenmeer.


(Quellen: South West Coast Path [englisch], Wikipedia, Land's End [englisch])

Mittwoch, 12. September 2012

Wieder im Lande ...

... aber in Gedanken noch unterwegs.

Der Norden hat uns wieder. Die einzig anstrengenden Tage waren die An- und Rückreisetage. Ansonsten waren die letzen zwei Wochen mit der ganzen Familie Erholung pur. Wir haben viel unternommen und viel gesehen. Bevor auch mich der Alltag wieder einholt, habe ich jetzt bis zum Wochenende noch Zeit, die Fotos und Videoszenen zu ordnen, einige Dinge im Haus zu organisieren und nachzulesen, was sich inzwischen jenseits des Tellerrandes ereignet hat.

Von Zeit zu Zeit werde ich sicher noch mehr erzählen und weitere Fotos sowie das eine oder andere Video zeigen. Bis dahin könnt ihr eurer Fantasie freien Lauf lassen, wenn ihr überlegt, wo das Foto wohl aufgenommen worden sein könnte ...