Dienstag, 30. November 2010

Kleine Brötchen gegen Klimawandel


Die damals zwölfjährige Severn Suzuki spricht zu den Delegierten der Weltklima-
konferenz in Rio de Janeiro im Jahre 1992 (englisch mit deutschen Untertiteln)

Jetzt sitzen sie wieder und tagen: Delegationen aus 190 Staaten der Welt beraten in Cancun (Mexiko) über das weitere Vorgehen beim Kampf gegen den Klimawandel.

Nach dem Desaster des Klimagipfels von Kopenhagen im Dezember des letzten Jahres ist die Weltgemeinschaft noch kein Stück weiter vorangekommen. Der Klimawandel aber schon. Während die Vertreter der Menschheit noch immer für ihr jeweiliges "Dorf" das größte Stück vom noch vorhandenen Kuchen einsacken wollen, merken sie nicht, dass die mittlere globale Temperatur auf der Erde unbarmherzig weiter ansteigt.

Anstatt sich endlich zusammenzuraufen, und das Problem endlich gemeinsam bei den Wurzeln anzupacken, ist aus Mexiko zu hören, man wolle jetzt erst einmal "kleine Brötchen backen". Dabei läuft der Menschheit die Zeit davon, die ihr noch zum Handeln bleibt - mit rasant beschleunigtem Tempo. Außerdem läuft im nächsten Jahr das bisher geltende Kyoto-Protokoll zum Schutz des Weltklimas aus.

Offensichtlich haben es einige Politiker immer noch nicht kapiert: Es gibt Gesetze, die über denen der Menschen stehen: Die Naturgesetze lassen sich nicht überlisten. Entweder, die Menschheit unterwirft sich ihnen, und unternimmt alles in ihrer Macht stehende, um wenigstens noch die schlimmsten Auswirkungen der Klimakatastrophe zu verhindern, oder die Lebensbedingungen auf unserem gemeinsamen Planeten werden sich radikal verändern. Wenn die ersten Systeme erst einmal begonnen haben zu kippen, wird nichts mehr sein, wie es vorher war.

Ein Vorgeschmack darauf ist das schmelzende "ewige Eis" des Nordpolarmeers, das Ansteigen des Meeresspiegels und der damit zusammenhängende absehbare Untergang der Malediven und anderer flacher Inselstaaten. Wenn die Temperatur weiter ansteigt, werden die Böden der riesigen Permafrostregionen im Norden Russlands tauen, und sich in gigantische Sümpfe verwandeln, aus denen dann, zusätzlich zum CO2,  große Mengen des Treibhausgases Methan in die Atmosphäre entweichen und die globale Erwärmung noch einmal vervielfachen wird. Die Beendigung der CO2-Emissionen liegt in der Hand der Menschheit ... - die tauenden Permafrostböden wieder einzufrieren jedoch nicht.

Wenn Kinder im Alter zwischen 12 und 13 Jahren die Zusammenhänge erkennen, und für ihre Zukunft kämpfen, warum sind dann erwachsene Menschen in hohen, leitenden Positionen nicht dazu in der Lage? So langsam machen mich diese Ignoranz gegenüber dem Klimawandel, die Arroganz der großen Industrienationen gegenüber dem Rest der Welt, und die weltweit vernetzten Lobbys der Klimakiller und ihrer politischen Handlanger zornig.


(Quellen: Focus vom 30.11.2010, Spiegel vom 30.11.2010, Tagesschau vom 15.12.2009 19:19 Uhr und 13:53 Uhr, Welt online vom 16.02.2009, FAZ vom 07.08.2008)

Leuchtend hage Butten

Novemberfarben

Der November, graue Tage ...
Nur am Aste hängt die hage
Butte - leuchtet rot.

Widersteht der Kälte Plage
und verkündet, ohne Frage,
Frühlingsmorgenrot.

© Jürgen Winkler


Gegen den Novemberblues helfen oft schon Kleinigkeiten. Wenn das triste Grau in der Natur Überhand nimmt, muss man allerdings schon etwas genauer hinsehen, um sie auch wahrzunehmen.


Mehr schöne Momente im Herbst und im Winter gibt's bei Katinka ...

Montag, 29. November 2010

Weihnachtsmarkt in Bremerhaven

Bremerhaven: Blick von der Fährstraße zum Weihnachtsmarkt

Zu ewig schöner Winterzeit
Füllt weihnachtliche Festlichkeit,
Für Jung und Alt und Kinder sehr
die bunte Weihnachtswelt am Meer.

In Märchenstraß´und Weihnachtstann
Früh abends geh´n die Lichter an,
Es leuchten Brunnen, Kirche, Zelt,
Im glänzend Schein die Weihnachtswelt.

(2010, Bremerhaven online)


Schon in der Woche vor dem 1. Advent herrschte in der Bremerhavener Stadtmitte vorweihnachtlicher Trubel auf dem Weihnachtsmarkt. Auch in diesem Jahr gibt es wieder die Rodelbahn, Karussels für die Kleinen und jede Menge zu Essen und zu trinken. Nur auf mein gebackenes Gemüse muss ich leider verzichten: Der Imbiss mit asiatischen Leckereien ist dieses Mal nicht dabei.

Mit der weihnachtlichen Festlichkeit, von der in dem Gedicht auf der Bremerhavener Internetseite die Rede ist, verbinde ich allerdings eher etwas anderes, als Essen, Trinken und vorweihnachtlichen Kaufrausch. Sehenswert - wenn auch an manchen Stellen etwas kitschig - ist die vielfältige Beleuchtung von der Fährstraße entlang der Fußgängerzone und bis hin zur Lloydstraße. Der Weihnachtsmarkt endet in diesem Jahr am 22. Dezember.


(Quelle: Bremerhaven online)

Sonntag, 28. November 2010

Am Rand des grünen Kranzes

Es saß am Rand des grünen Kranzes
die Kerze gestern noch als ganzes
im Kreise ihrer Lieben.
Doch seit heut' früh um sieben
schrumpft sie im Schein des Feuerglanzes.

© Jürgen Winkler


So geht's den Kerzen im Advent:
Drei schauen zu, wie eine brennt :)

Ich wünsche euch einen ruhigen Start in die Adventszeit bei Keksen, Tee und Kerzenschein.

Samstag, 27. November 2010

Richtfest in Lehe

Stelltafel Bürgerverein Lehe: Bauarbeiten am neuen Haus

Heute Nachmittag war Richtfest auf dem Pausenhof Lehe.
Bei Temperaturen unterhalb der Gefrierpunktes feierte der
Bürgerverein Lehe die baldige Fertigstellung des Spiel- und
Gerätehauses.

Dank des heißen Kaffees, des ebenso heißem Glühweins
sowie des selbstgebackenen Kuchens haben die Richtfest-
gäste die Kälte aber wohl alle recht gut überstanden.



Ein origineller Richtspruch nach alter Tradition

Der Zimmermann hielt den Richtspruch. Ausnahmsweise blieb er
dabei zu ebener Erde: Auf dem Dach war es wegen des Rauhreifs
zu glatt. Anschließend gab es ein kleines Kulturprogramm.


Schüler-Trommelgruppe  mit kältekribbelnden Fingern ...

 ... und ihr frierendes Publikum

Die Trommelgruppe einer Schule versuchte die Kälte mit heißen
Rhytmen zu vertreiben. Am Ende siegte jedoch die Kälte über
die klammen Finger der kleinen Trommler.


Vorweihnachtliche Geschichten

Günther Hamann las Geschichten über ein lichterkettengeplagtes
Ehepaar, eine zugelaufene Gans, die ursprünglich als Weihnachts-
gans eingeplant, dann aber dank der Gutherzigkeit ihrer Finder
noch viele Weihnachtsfeste erlebte sowie ein Gedicht über Frieda,
die von allen verwöhnte Weihnachtsfliege.

Jetzt sucht der Bürgerverein Lehe noch nach Paten, die etwas
Zeit zu verschenken haben, um das Haus und den Platz im Leher
Gründerzeitquartier zu betreuen, damit im Sommer dann auch
"Leben in die Bude" einkehrt.

Freitag, 26. November 2010

Ein Sieg für die genetische Vielfalt

Ich freue mich ja immer, wenn in den Medien auch einmal über etwas Positives berichtet wird. Gentechnik-Befürworter wollten vor dem Verfassungsgericht Erleichterungen erkämpfen. Sie haben ihren Kampf verloren: Die Richter urteilten, das geltende Gentechnikgesetz greife nicht unzulässig in die Berufsfreiheit von Gentechnik-Landwirten ein.

Sie gaben gaben damit den Gentechnik-Gegnern Recht und untermauerten mit Ihrem Urteil die geltenden Gesetze. Neben den Chancen der Gentechnik seien die gesundheitlichen und ökologischen Risiken und insbesondere auch Nachteile für die gentechnikfreie Landwirtschaft zu bedenken.

Die Verfassungshüter verwiesen in ihrer Begründung auf den Schutz des Gemeinwohls vor den Gefahren der Gentechnik. Der Gesetzgeber müsse nicht nur die von der Nutzung der Gentechnik einerseits und deren Regulierung andererseits betroffenen Interessen in Ausgleich bringen. Er habe gleichermaßen den in Artikel 20a des Grundgesetzes enthaltenen Auftrag zu beachten, auch in Verantwortung für die künftigen Generationen die natürlichen Lebensgrundlagen zu schützen. Dieser Auftrag könne auch die Risikovorsorge gebieten. Zu den über die deutsche Verfassung geschützten Umweltgütern gehören die Erhaltung der biologischen Vielfalt und die Sicherung eines artgerechten Lebens bedrohter Tier- und Pflanzenarten. Der Erkenntnisstand der Wissenschaft insbesondere bei der Beurteilung von Ursachenzusammenhängen und langfristigen Folgen eines solchen Einsatzes von Gentechnik sei noch nicht endgültig geklärt. Deshalb treffe den Gesetzgeber auf diesem Gebiet eine besondere Sorgfaltspflicht.

Der Stern gab in seiner Onlineausgabe vom 25.10.2010 die "etwas umgangssprachlichere" Formulierung von Herrn Söder (CSU, Bayern, Umweltminister) wieder. Das Urteil bestätige, "dass es sich hier um eine nicht ausgereifte Technologie handelt".

Aber den Genpfuschern geht es ja auch gar nicht in erster Linie um eine ausgereifte Technik. Ihnen geht es vielmehr darum, möglichst die gesamte Landwirtschaft des Planeten zu beherrschen, indem sie die Landwirte von ihren Produkten abhängig machen. Patente auf gentechnisch veränderte Nahrungsmittel sichern ihren Profit. Dass dabei die für die natürliche Evolution notwendige genetische Vielfalt zum Teufel geht, interessiert sie nicht im geringsten.


Mehr zum Thema:


(Quellen: Stern vom 25.11.2010, Tagesschau vom 24.11.2010)

Donnerstag, 25. November 2010

Lubmin: Aus dem Westen viel neues

Atomkraft? Nein Danke!Die Erinnerungen an die Proteste im Wendland gegen den Atommüll Transport nach Gorleben sind noch frisch, da provoziert schon der nächste Transport mit 52 Brennstäben in vier Castoren den Widerstand der Atomkraftgegner.

Am 16. Dezember soll hochradioaktiver Atommüll aus dem "Nuklearforschungszentrum Karlsruhe" und aus dem Atomreaktor des ehemaligen Frachters "Otto Hahn", der in der Cadarache (Frankreich) aufgearbeitet wurde, in das zentrale "Zwischenlager Nord" in der Lubminer Heide an der Ostseeküste gebracht werden.

Der Widerstand im Wendland richtet sich im wesentlichen gegen das von der schwarz-gelben Bundesregierung vorangetriebene Endlager für hochradioaktiven Atommüll im unsicheren Salzstock bei Gorleben, während die Erkundung anderer Lagerstätten seit Jahrzehnten auf den erfolgreichen Widerstand der Landesregierungen im Süden Deutschlands stoßen, die aber gleichzeitig die vehementesten Verfechter der Atomenergienutzung sind. Es geht also nicht darum, eine Lösung für die Lagerung des gefährlichen Mülls zu verhindern. Darüber, dass wir den unerwünschten Mist am Hals haben und daher jetzt gezwungen sind, verantwortungsbewusst damit umzugehen, ist sich wohl jeder im klaren. Die von der Bundesregierung beschlossene Laufzeitverlängerung für die Atomkraftwerke verschärft das Problem jedoch noch zusätzlich. Auch dagegen richten sich die Proteste im Rahmen der Atommüll Transporte.


Gegen alle Zusagen: Atommüll aus dem Westen

Der Transport im Dezember an die Ostsee ist jedoch noch eine ganz andere Qualität. Das "Zentrale Zwischenlager" an der Ostsee wurde eigens für den aus dem Abriss der DDR-Atomkraftwerke Lubmin und Greifswald stammenden radioaktiven Schrott sowie des während des Betriebs dort angefallenen Atommülls eingerichtet. Zusätzlich sollte dort ausschließlich der Atommüll aus dem Versuchsatomkraftwerk Rheinsberg in Brandenburg "zwischen"-gelagert werden.


Noch 1999, als das "Zwischenlager" bei Lubmin an die Energiewerke Nord GmbH (EWN) übergeben und in Dienst gestellt wurde, sagte Herr Trittin (Bündnis '90 /Die Grünen, damals Umweltminister der rot-grünen Bundesregierung) vor laufenden Kameras: "Dieses Zwischenlager für hochaktive Brennelemente ist ausschließlich vorgesehen für abgebrannte Brennelemente aus Greifswald und aus dem Atomkraftwerk Rheinsberg. Es ist nicht vorgesehen als Zwischenlager für Brennelemente aus westdeutschen Atomkraftwerken oder Glaskokillen beispielsweise aus der Wiederaufarbeitung." Und es war die gleiche rot-grüne Bundesregierung, die im Jahre 2004 den Weg für die Einlagerung von radioaktiven Abfällen aus bundeseigenen Forschungseinrichtungen gegen den Widerstand der damaligen rot-roten Landesregierung Mecklenburg-Vorpommerns in genau "diesem Zwischenlager" frei machte. Zuständiger Minister war, man ahnt es schon, Herr Trittin. 2006 wurde die "Wiederaufarbeitungsanlage Karlsruhe Rückbau und Entsorgungs-GmbH" (WAK) zu einem Unternehmen der EWN Gruppe. Aber deshalb liegt Karlsruhe trotzdem immer noch im Westen der Republik. Der dort produzierte Atommüll hat deshalb in der Lubminer Heide nichts zu suchen.



Wäre ich alleiniger Gesellschafter des TÜV, dann bräuchte ich mir um die neuen HU- und ASU-Plaketten für unser Auto niemals Gedanken machen. Nicht anders verhält es sich nämlich, wenn die Bundesregierung die Lagerung des Atommülls aus westdeutscher Produktion im "Zwischenlager Nord" genehmigt. Die Einlagerungsgenehmigung für den Atommüll aus dem Nuklearforschungszentrum Karlsruhe und der "Otto Hahn" wurde am 24. Februar 2010 vom Bundesamt für Strahlenschutz im Auftrag der Bundesregierung ausgestellt, deren Bundesministerium der Finanzen gleichzeitig alleiniger Gesellschafter der EWN ist. Praktisch, oder?

Gegen diese Atompolitik der Bundesregierung richtet sich eine Demonstration, die für Samstag, dem 11. Dezember 2010, um 13 Uhr vor dem Hauptbahnhof in Greifswald angemeldet worden ist.


Außerdem gibt es auf den Internetseiten des Bundestages eine öffentliche Petition, die den Bundestag auffordert zu beschließen, dass - wie 1999 zugesagt - nur Castoren mit Atommüll aus Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg an der Ostsee gelagert werden. Der Text der Petition lautet:
Der Deutsche Bundestag möge beschließen ... 'Im atomaren Zwischenlager Lubmin sollen entsprechend dem Willen des Landtages Mecklenburg-Vorpommern ausschließlich Castoren mit radioaktiven Abfällen aus Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg zwischengelagert werden.' "

1990 wurde beschlossen, das Kernkraftwerk Lubmin abzuschalten. Zu klären war in der Folge, was mit dem radioaktiven Müll geschehen sollte. Einheitlicher politischer Wille der Verantwortungsträger des neu gegründeten Landes Mecklenburg-Vorpommern war, dass ein Zwischenlager am Standort Lubmin errichtet werden sollte, um die radioaktiven Abfälle aus Lubmin und aus dem Versuchskraftwerk Rheinsberg in Brandenburg zwischen zu lagern. Dieser Konsens hat bis heute Bestand. Auf seiner Juli-Sitzung 2010 hat der Landtag im Einvernehmen mit der Landesregierung Mecklenburg-Vorpommerns den Konsens bestätigt und einen entsprechenden Beschluss gefasst. Mehrere Kommunalparlamente der Region Vorpommern des Landes haben sich diesem Votum angeschlossen. Da das Land aber auf Grund der Rechtslage in der Bundesrepublik Deutschland keine Befugnisse auf dem Gebiet hat, sollen noch vor Jahresende Castoren mit hochradioaktiven Abfällen aus anderen Einrichtungen und Bundesländern in Lubmin eingelagert werden. Damit will sich der Bund über den erklärten Willen des Landes hinwegsetzen. Dieses Vorgehen ist für mich nicht akzeptabel. Deshalb fordere ich den Bundestag auf, den Willen des Landtages Mecklenburg-Vorpommern und der betroffenen Kommunalparlamente zu respektieren und die Zwischenlagerung atomarer Abfälle aus Einrichtungen anderer Bundesländer als Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg in Lubmin nicht zuzulassen.

Die Petition mit der Nr. 14723 kann auf den Seiten des Bundestages online unterzeichnet werden.




(Quellen: Hamburger Abendblatt vom 29.10.2010, Der Tagesspiegel vom 17.11.2010, NDR, Nord-Ost-Universum vom 26.10.2010, Pressemitteilung 194/99 des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit vom 10.11.1999 und 212/99 vom 28.11.1999, EWN, WAK), Greenpeace Magazin vom 15.10.2010, Rostocker Sonntag vom 10.11.2010)

Mittwoch, 24. November 2010

Die rauhe Schönheit des Herbstes

Schilf bleicht am Ufer der Geeste ...

Schilf bleicht wie lange, welkende Haare
strähnengleich unterm Regenwind grau.
Schilf taucht die heißen Sommerglanztage
wild in die See, die Möwe schreit rauh.
Kiefern im Wind die Klippen sind wach,
jäh sprüht die See ins Schilfhüttendach.
Asche ist auf die uralten Steine
wie weißer Staub geweht.
Feuer ist in den dämmernden Stunden
lange erloschen, Tag wird es schon.
Graugänse sind am Morgen gekommen,
welk auf der Schwelle schläft roter Mohn.

Weht aus den Fugen weit in die Ödmark,
frierend macht mich das Sturmbrausen taub.
Schlaft noch und träumt von Felsen und Fjorden,
legt euch im Mantel unter das Laub.

Ach, diese letzten Tage und Stunden,
morgen ist unsre Fahrt schon vorbei.
Weit ist die alte Tür auf gesprungen,
strandhell erschallt der Herbstmöwenschrei.

(Nach einer Volksweise aus Schweden)


Der Text ist die Übersetzung eines schwedischen Volkslieds, dass ich aus der Zeit in einem Chor kenne, in dem ich früher einmal gesungen habe. Zusammen mit dem Foto, das ich an der Geeste zwischen der Schiffdorfer Stauschleuse und der Autobahn aufgenommen habe, passt das Lied perfekt zur Stimmung draußen und zum aktuellen Novemberwetter. Wer das Lied einmal hören möchte, für den gibt es ein nettes Video, das Pfadfinder vom Stamm "Sturmvogel" am Lagerfeuer aufgenommen haben.


Mehr schöne Momente im Herbst und im Winter gibt's bei Katinka ...

Worst EU Lobbying Awards 2010

Auf den Internetseiten der "Worst EU Lobbying Awards 2010" kann man sich bis Morgen noch an der Abstimmung darüber beteiligen, welche Lobby in diesem Jahr mit dem Preis für die schlimmste Lobbyarbeit zu Lasten der Allgemeinheit ausgezeichnet werden soll.

Das hört sich an wie ein "riesengroßer Spaß"? Ist aber keiner: Eigentlich sind die Machenschaften der Lobbyisten nämlich alles andere als lustig. Die Auswirkungen ihre hinterhältigen Arbeitsmethoden hinter den Kulissen des europäischen Machtzentrums in Brüssel reichen weit über die Grenzen Europas hinaus. Sie sind eine ständige Bedrohung für die Weltwirtschaft und gefährden die Zukunft des Lebens auf unserem Planeten. Die Lobbyisten geben vor, besorgte Umweltschützer zu sein, halten die EU aber mit der Präsentation bedrohlicher Szenarien von zukunftsweisenden Maßnahmen und Reformen ab oder sichern sich privilegierten Zugang zu EU-Entscheidern und -Entscheiderinnen.

Die "Auszeichnung" der beiden Gewinner mit dem 1. Preis der "Worst EU Lobbying Awards 2010" in den Kategorien "Finanzen" und "Klima" stellt die skrupellosesten Akteure ins Rampenlicht und diskreditiert die Lobby von Großkonzernen innerhalb der EU-Entscheidungsgremien. Die Gewinner werden in der Zeit vom ersten bis zum dritten Dezember 2010 bekanntgegeben.


Zur Wahl stehen in der Kategorie "Finanzen"

  • Lobbygruppen für Hedgefonds und Private-Equity-Firmen AIMA und EVCA
    Nominiert für unsaubere Lobbymethoden, um das Eingrenzen schädlicher Spekulationen zu verhindern
  • Royal Bank of Scotland
    Nominiert wegen heimlicher Lobbyarbeit in Brüssel und dem Anzapfen kommissionsinternen Insider-Wissens durch die Rekrutierung des ehemaligen EU-Kommissar Günter Verheugen als Berater.
  • Goldman Sachs und die Lobby-Gruppe ISDA
    Nominiert wegen aggressiven Lobbyings zur Verteidigung ihrer "finanziellen Massenvernichtungs­waffen"

und in der Kategorie "Klima"

  • BusinessEurope
    Der mächtige Unternehmerverband ist nominiert für aggressive Lobbyarbeit, um effiziente Klimaschutzmaßnahmen der EU zu verhindern – während er vorgibt, den Klimaschutz zu unterstützen.
  • RWE (npower)
    Nominiert, weil der Energieriese sich ein umweltfreundliches Image verpasst und zugleich Lobbyarbeit betreibt, um seine schmutzigen Kohle- und Ölkraftwerke offen zu halten.
  • ArcelorMittal
    Der Gigant der Stahlindustrie ist nominiert für seine "Panikmache" bezüglich effektiveren CO2-Beschränkungen durch den Europäischen Emissionsrechtehandel (ETS), an dem er zugleich durch die bisher kostenlosen Zertifikate Milliarden verdient.



(Quelle: Worst EU Lobbying Awards 2010)

Dienstag, 23. November 2010

Keine Panik

FriedenstaubeAm 21.11.2010 schrieb Herr Yogeshwar (Moderator, Wissenschaftsjournalist) in einem Artikel in der TAZ über seine Erlebnisse während seines Aufenthalts in Hamburg, der zufällig in die Zeit der Tagung der Innenminister der Bundesländer und der Warungen vor einem Anschlag des internationalen Terrorismus in Deutschland fiel, und der ihn zudem auch noch in das gleiche Hotel geführt hatte, in dem die Tagung stattfand.

Er schrieb, in der Wissenschaft müsse man Phänomene verifizieren, und solange dieses nicht geschehe, fehle der endgültige Beweis, dass aber in der Welt des Terrors anscheinend andere Regeln herrschen würden. Nach meinem Verständnis wäre der endgültige Beweis für eine real bestehende Terrorgefahr allerdings nichts weniger, als ein "erfolgreich" ausgeführter Terroranschlag. Auf einen solchen Beweis können wir alle wohl gut verzichten. Solange endgültige Beweise fehlen, greifen Wissenschaftler zuweilen auf statistische Wahrscheinlichkeiten zurück. So schreibt auch Herr Yageshwar, in Deutschland sei es wahrscheinlicher, durch einen Verkehrsunfall oder durch den Biss eines Hundes zu Schaden zu kommen, als durch einen Terroranschlag.

Nach meiner Erfahrung sind derartige Betrachtungen allerdings bestenfalls dazu der Lage, uns eine trügerische Sicherheit vorzugaukeln. Ich erinnere mich, dass es vor 1986 immer hieß, die sowjetischen Atomkraftwerke seien so sicher, wie die deutschen, und die Wahrscheinlichkeit, dass sich ein Super-GAU ereignen könne, liege bei einmal in einer Million Jahre. Dass der Super-GAU nicht bis zum Ablauf des genannten Zeitraumes auf sich warten lassen hat, dürfte inzwischen hinlänglich bekannt sein. Zu unserem Glück kam es dazu nicht mitten in Deutschland, und Tschernobyl ist weit genug entfernt, so dass sich die Strahlenschäden durch den radioaktiven Fallout hierzulande noch in Grenzen halten ...


Zweifel

Trotzdem sehe ich es ähnlich wie es in den Kommentaren zu meinem Artikel "Die unsichtbare Bedrohung" vom 19.11.2010 zum Ausdruck kommt: Mit Angst lasse sich viel erreichen... Die derzeitige Mobilmachung gegen Terrorismus sei eher vorgeschoben... Wachsamkeit sei allerdings geboten, da diese Terrorszenarien ganz wunderbar von anderen wichtigen Themen bei uns ablenken... - Auch ich hatte ja schon über meinen Eindruck geschrieben, dass die Aktivitäten der Terroristen dafür ausgenutzt werden, die Machtbestrebungen von Parteien und Politikern zu fördern.

Totale Überwachung, Beschränkung der bürgerlichen Freiheiten, Vorratsdatenspeicherung: All das kann uns ebensowenig vor einem hinterhältig ausgeführten Terroranschlag schützen, wie das riesiges Aufgebot an Sicherheitskräften, das Herr Yogeshwar beschreibt, die Innenminister davor schützen kann. Wäre mit hoher Wahscheinlichkeit mit einem Terroranschlag auf die Teilnehmer einer Tagung zu rechnen, dann wäre es mit Sicht auf den Schutz der Bevölkerung außerdem unverantwortlich, diese Tagung mitten im Zentrum einer Großstadt wie Hamburg abzuhalten. Für mich ist das daher eher ein Indiz dafür, dass es für die Tagung der Innenminister keine konkrete Gefährdung gab.


Vogel Strauß ist keine Lösung

Ich halte es aber auch weiterhin nicht für ausgeschlossen, dass Deutschland zum Ziel des internationalen Terrorismus werden könnte. Ich verfalle deswegen jedoch nicht in Panik und es liegt mir fern, mich an der Hysterie der Regenbogenpresse zu beteiligen. Es nützt aber auch nichts, nach Art des Vogels Strauß den Kopf in den Sand zu stecken, und so zu tun, als sei der internationale Terrorismus nur ein modernes Fantasy Märchen.

Von einer Bundesregierung, deren Minsiter geschworen haben, sie würden 'ihre ganze Kraft dem Wohl des Deutschen Volkes widmen und Schaden von ihm wenden', erwarte ich, dass sie durch ihr Handeln nicht auch noch einen Terroranschlag in Deutschland provoziert. Statt dessen muss sich die Regierung international dafür einsetzen, die weltweiten Ursachen des Terrors zu bekämpfen. Darin sehe ich den einzig möglichen Schutz für unsere Gesellschaft, und für die Gesellschaften aller betroffenen Staaten.

Ich würde mich jedenfalls bedeutend besser fühlen, wenn ich wüsste, dass meine Steuergelder dafür verwendet werden, hungernden Menschen dazu zu verhelfen, sich wieder selbst zu ernähren und ihren Lebensstandard zu verbessern, als bei dem Gedanken daran, dass damit Waffen und eine Armee finanziert werden, die irgendwo in der Welt für den Tod irgendwelcher Menschen verantwortlich sind, die mir nie etwas angetan haben. Da jedoch weltweit Unsummen in den staatlichen Sicherheitsapparat, das Militär und die Rüstung investiert werden, fehlt das Geld für eine nachhaltige Entwicklungshilfe, mit der allein dem Terrorismus der Boden entzogen werden könnte: Wenn es allen Menschen auf der Welt gut geht, dann haben sie keinen Grund dafür, sich gegenseitig umzubringen.


Vielleicht käme es den Hardlinern in Berlin aber auch gerade recht, wenn Terroristen ein Anschlag in Deutschland gelänge. Dann hätten sie endlich ihren Vorwand für ihre repressiven Gesetze und für weltweite Militäreinsätze "zur Wahrung unserer wirtschaftlichen Interessen". Besonders symbolträchtig wäre es da doch, wenn es den Reichstag in Berlin träfe. Die Zeitungen versuchten in den vergangenenen Tagen jedenfalls, sich mit Spekulationen über den durch einen Terrorakt gefährdeten Reichstag gegenseitig zu übertrumpfen.

Solange aber die Sitzungen des Bundestags noch im Reichstagsgebäude stattfinden, wird es sich mit der Sicherheitslage dort wohl ähnlich verhalten, wie bei der Tagung der Innenminister in dem Hamburger Hotel. Sollten die Sitzungen eines Tages allerdings in den dann eigens dafür zu reaktivierenden Regierungsbunker bei Ahrweiler verlegt werden, dann würde ich mir wohl doch schon so meine Gedanken machen ...


(Quelle: TAZ, Ranga Yogeshwar - "Der Terror ist da, das Müsli ist alle")

Montag, 22. November 2010

Majak


ARD Magazin "Monitor" vom 18.11.2010 über das Ziel des deutschen Atommülls

Die Ostsee-Zeitung berichtete in ihrer Online Ausgabe vom 19.11.2010, auch Mecklenburg-Vorpommern sperre sich jetzt gegen die Nutzung seiner Häfen für den von der Bundesregierung geplanten Atommülltransport auf dem Seeweg nach Majak (Russland). Das habe Herr Caffier (CDU, Mecklenburg-Vorpommern, Innenminister) im Anschluss an die Innenminister-Konferenz in Hamburg mitgeteilt. Zuvor hatten schon Bremen und Hamburg bekanntgegeben, dass die Häfen der beiden Bundesländer für den Umschlag der 951 Brennelemente aus dem früheren DDR-Kernforschungszentrum Rossendorf bei Dresden, die derzeit im münsterländischen Zwischenlager Ahaus liegen, nicht zur Verfügung stehen.


Die geheime Stadt

Je mehr Details über diesen geplanten Atommülltransport an die Öffentlichkeit gelangen, desto fassungsloser bin ich. Einem Interview der Frankfurter Rundschau mit Herrn Slivyak (Umweltorganisation "Ecodefense", Russland, Vorsitzender), das in der Onlineausgabe der Zeitung vom 19.11.2010 veröffentlicht wurde, ist zu entnehmen, dass zu Sowjetzeiten in Majak das Plutonium für das russische Atomwaffenprojekt hergestellt wurde. Damals sei die geheime Stadt auf keiner Karte verzeichnet gewesen.

Nach vielen Unfällen sei die Gegend in etwa so verstrahlt, wie die Tschernobyl-Region. Heute werde in der von einer Mauer mit elektronischen Zäunen umgebenen Stadt der Atomschrott der ganzen Welt verarbeitet. Ohne spezielle Zulassung dürfe sie niemand betreten. Das radioaktive Wasser der veralteten Aufbereitungsanlage werde in den Fluss eingeleitet, der erst 240 Kilometer später in einen See münde. Die an den Ufern lebenden Menschen seien arm und würden auf den verseuchten Feldern ihr Gemüse anbauen. Fast jeder leide unter der Strahlung. Die Menschen hätten Leukämie und verschiedene Krebsarten. In der Sendung des ARD-Magazins "Monitor" vom 18.11.2010 war gar die Rede vom verseuchtesten Ort der Welt. Majak, das sei verseuchte Milch. Das sei ein Fluss, der 1000 mal radioaktiver verstrahlt ist als normal. Genetische Defekte seien 25 mal so häufig und die Krebsrate sei fast viermal höher als im russischen Durchschnitt.

Herr Slivyak sagte in dem Interview der Frankfurter Rundschau: "Es ist eine Schande, dass die russische Regierung dies erlaubt und unglaublich, dass Deutschland die Transporte dorthin erlaubt. Beide sind verantwortlich. Niemand kann so tun, als wüsste er nicht, was in Majak passiert. Es waren schon viele Journalisten vor Ort, jeder kann wissen, wie verheerend die nuklearen Mülltransporte für die russische Bevölkerung sind."

Im Klartext:
Sollte die Bundesregierung den Transport des deutschen Atommülls aus dem "Zentralen Atommüll-'Zwischen'-Lager" Ahaus nach Majak nicht stoppen, dann ist Deutschland mitverantwortlich an der radioaktiven Verseuchung weiter Gebiete in Russland und an den strahlenbedingten Krankheiten, dem Siechtum und dem qualvollen Krebstod der dort lebenden Menschen.

Zur Glaubwürdigkeit von Politikern, die dermaßen skrupellos sind, dass sie völlig fremden Menschen, die ihnen nie etwas angetan haben, solches Leid zufügen, sich aber ansonsten bei jeder sich bietenden Gelegenheit plakativ ihre "christlichen Werte" auf die Fahnen schreiben, fällt mir unwillkürlich ein: "Nicht an ihren Worten, an ihren Taten werdet ihr sie erkennen."


Länder können Atommüll-Transport ablehnen

Es waren die Generationen unserer Eltern, die den radioaktiven Geist aus der Flasche gelassen haben. Unsere Generationen heute können nicht mehr sagen, wir hätten davon nichts gewusst. Unsere Pflicht ist es deshalb, diesem unverantwortlichen Irrsinn ein Ende zu setzen. Die Möglichkeit für einen wirklichen Eingriff bietet sich uns Bürgern leider erst in drei Jahren wieder. Zwischenzeitlich bleibt uns nur die Möglichkeit, immer wieder unseren Protest gegen die gemeingefährlichge Atompolitik der wespenfarbenen Bundesregierung kundzutun. Mein Dank gilt den verantwortlichen Politikern in den Landesregierungen der Bundesländer Bremen, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern für ihre Entscheidung, ihre Häfen für den Atommülltransport nach Majak zu sperren. Das ist immerhin ein Anfang und vielleicht ja auch ein Signal an die anderen Bundesländer.

Auch diejenigen Bundesländer, die keine Häfen an Nord- und Ostsee haben, können sich gegen den Transport zur Wehr setzen. Herr Stay (".ausgestrahlt", Sprecher) sagte in einer Presseerklärung der Anti-Atom-Organisation vom 19.11.2010: "Paragraph 4, Absatz 2, Satz 5 Atomgesetz regelt, dass ein Atomtransport nur dann genehmigt werden darf, wenn der erforderliche Schutz gegen Störmaßnahmen oder sonstige Einwirkungen Dritter gewährleistet ist." Das Bundesamt für Strahlenschutz müsse die Transportgenehmigung sofort widerrufen, wenn ein Bundesland, durch das der Atommüll-Zug rollen soll, nicht genügend Polizeikräfte zur Verfügung habe, um den Transport zu sichern. "Aufgrund der derzeit angespannten Personalsituation der Polizei haben die Innenminister der Länder also nicht nur die Möglichkeit, sondern geradezu die Pflicht, sich auf das Atomgesetz zu berufen und die Begleitung dieser nicht notwendigen Castor-Transporte abzulehnen."


Ein offener Brief aus Russland

Die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg e.V. gibt auf ihren Internetseiten einen offenen Brief  wieder, der von Mitgliedern gesellschaftlicher Organisationen in Russland verfasst wurde. Er richtet sich gegen Atommülltransporte nach Russland und ist adressiert an Herrn Medwedew (Russischen Föderation, Präsident), Frau Merkel (Bundesrepublik Deutschland, Bundeskanzlerin), Herrn Obama (USA, Präsident) und Herrn Yukiya Amano (IAEO, Generaldirektor). Die BI Lüchow-Dannenberg bittet im Namen von Natalja Mironowa aus Tscheljabinsk Personen und Organisationen in Deutschland, sich diesem Aufruf mit einer kurzen E-Mail in englischer oder russischer Sprache anzuschließen. Die E-Mail Adresse von Natalja Mironowa lautet: nmironova@gmail.com.





(Quellen: ARD Monitor vom 18.11.2010, Ostsee-Zeitung vom 19.11.2010, Frankfurter Rundschau vom 19.11.2010, Ausgestrahlt - Presseerklärung vom 19.11.2010, Offener Brief gegen Atommülltransporte nach Russland)

Sonntag, 21. November 2010

Der Same bleibt zurück





Wenn dir jemand erzählt,
daß die Seele mit dem Körper vergeht,
und daß das, was einmal tot ist,
niemals wiederkommt,
so sage ihm:

"Die Blume geht zugrunde,
aber der Same bleibt zurück,
und liegt vor uns,
geheimnisvoll,
wie die Ewigkeit des Lebens."

Khalil Gibran (1883-1931)



Für die evangelischen Christen ist der heutige Sonntag ein besonderer Feiertag. Der Totensonntag (oder Ewigkeitssonntag) ist den Vorfahren gewidmet, denen wir unser Leben auf der Erde verdanken.

Beim Gedanken an die Verstorbenen wird mir auch immer die Endlichkeit des eigenen Weges durch das irdische Leben bewusst. Irgendwann, am Ende dieses Weges, erreicht jeder von uns sein ganz persönliches Ziel, aber niemand hat jemals davon berichten können, wohin sein Weg in weiter geführt hat. Wo das Wissen endet, da beginnt der Glaube ...

Die Worte Khalil Gibrans kommen den Gedanken sehr nahe, die mir beim Nachdenken über die Möglichkeit des "ewigen Lebens" durch den Kopf gehen: Wenn wir am Ende unseres Weges angekommen sind, dann bleibt mit unseren Kindern ein Teil von uns auf der Erde zurück. In ihnen, in ihren Kindern und Kindeskindern leben wir weiter ... - solange die Erde auch weiterhin noch geeignete Lebensbedingungen die für Menschen und ihre Mitgeschöpfe bieten kann.

Samstag, 20. November 2010

Die Wurzeln des Terrors

Die von den radikalen und gewalttätigen Islamisten vorgeschobenen religiösen Differenzen zwischen den drei großen monotheistischen "Weltreligionen" rechtfertigen weder Terrorismus noch Massenmorde. Ich bin kein Muslim und ich kenne auch nicht den Koran. Aber ich höre immer wieder, wie Muslime sich gegen die Verunglimpfung ihrer Religion durch gewalttätige Islamisten wehren. Nach meiner Einschätzung gibt es bedeutend mehr Gemeinsamkeiten, als Differenzen zwischen Juden, Christen und Muslimen die letztlich alle gemeinsam an den gleichen "einen Gott" glauben.

Die religiöse Rechtfertigung für den Terrorismus dient den Drahtziehern im Hintergrund lediglich zum Aufbau und der Festigung ihrer weltlichen Machtansprüche. Diesbezüglich sind die radikalen Islamisten heute um keinen Deut besser, als es die katholische Kirche mit ihrer Inquisition, der Hesxenverfolgung und den brennenden Scheiterhaufen im Mittelalter Europas war.

Die Ursachen dafür, dass die terroristischen Rattenfänger immer wieder willige Mitläufer finden, liegen meines Erachtens vielmehr im Wesentlichen in der Ungleichverteilung der auf der Welt vorhandenen Rohstoffe, der Nahrungsmittel, des Wohlstands und der krassen Gegensätze der Lebensstandards in den reichen Industrieländern und denen in den armen Entwicklungs- und Schwellenländern begründet. Stünden für die Entwicklungshilfe und die Angleichung der Lebensverhältnisse auf der Erde die finanziellen Mittel zur Verfügung, das weltweit in Militär und Rüstung fließen, dann gäbe es diese ganzen Probleme überhaupt nicht.

Solange wir in den entwickelten Industriestaaten nicht erkennbar bereit sind, den Entwicklungsländern bedingungslos bei der Bekämpfung von Hunger und Krankheiten sowie der Entwicklung ihrer Wirtschaften und Lebensstandards zu helfen, werden die Terrosristen immer wieder Gründe und Mitläufer für ihre Gewalttaten finden. Grundlage der Entwicklungshilfe muss die Hilfe zur Sebsthilfe sein. Es geht um die individuelle technische Entwicklung der jeweiligen Länder mit deren regional verfügbaren Mitteln. Bisher war Entwicklungshilfe jedoch zu einem großen Teil der Export "westlicher" Technologie, der letztlich der Gewinnmaximierung westlicher Konzerne diente, und in der Folge zu wachsenden technologischen und wirtschaftlichen Abhängigkeiten führte.


Aus dem Gleichgewicht

Wir Menschen in den Industriestaaten leben im Überfluss. Wir beuten die wertvollen Resourcen des Planeten skrupellos aus und verschwenden sie dann. Wir pressen auch noch den letzten Tropfen Öl aus der Erde, um in unseren Autos sehenden Auges mit Höchstgeschwindigkeit in die Klimakatastrophe fahren zu können.

Wir produzieren massenweise Nahrungsmittel, nur um sie anschließend zu vernichten, während zeitgleich täglich tausende Menschen qualvoll vor Hunger sterben.

Wasser ist bei uns scheinbar unbegrenzt verfügbar. Wir müssen dafür nur den Wasserhahn aufdrehen. Wir spülen ohne darüber nachzudenken zigtausende Liter sauberes Trinkwasser durch unsere Toiletten, während auch heute noch viele Menschen auf der Welt nicht einmal eine Toilette kennen, und ihren Durst mit trübem Brunnenwasser stillen, das sie oft kilometerweit nach Hause tragen müssen, weil es bei ihnen weder Wasserwerke noch Wasserleitungen gibt.

Wir produzieren Unmengen hochkomplexer technischer Wunderwerke, nur um sie nach wenigen Jahren oder Monaten bereits wieder zu entsorgen. Das beste Beispiel dafür sind Mobiltelefone (Handys): Alle zwei Jahre gibt's vertraglich vereinbart ein Neues; das alte "Handy" ist dann "über" und trägt zum Anwachsen des Elektronikschrott-Problems bei, während viele Menschen auf der Welt völlig ohne elektrischen Strom leben.

Diese Liste ließe sich noch endlos fortsetzen ...

Es heißt, die "Globalisierung" bringe Gewinner und Verlierer hervor. Ich denke, je mehr die Verhältnisse auf der Welt aus dem Gleichgewicht geraten, desto größer wird die Gefahr, dass es am Ende nur Verlierer geben wird.

Freitag, 19. November 2010

Die unsichtbare Bedrohung

FriedenstaubeHerr de Maizière (Bundesinnenminister) verkündete am 17.11.2010, der Hinweis eines ausländischen Partners deute auf Bestrebungen der Terrororganisation Al-Qaida hin, noch Ende November in Europa, möglicherweise auch in Deutschland, einen Anschlag zu verüben. Bereits seit Mitte des Jahres 2010 würden die Sicherheitsbehörden verstärkt entsprechende Hinweise verzeichnen.

Die Anschlagsversuche auf den internationalen Frachtflugverkehr Ende letzten Monats hätten die Anpassungsfähigkeit und die Beharrlichkeit der Terroristen bei der Verfolgung ihrer Ziele verdeutlicht und gleichzeitig die Zuverlässigkeit mancher Hinweise belegt. Unabhängig davon hätten aktuelle eigene Ermittlungsergebnisse des Bundeskriminalamts erneut die nachhaltigen Bestrebungen islamistischer Gruppen zu Anschlagsplanungen in der Bundesrepublik Deutschland bestätigt.

Nach dieser Ankündigung Herrn de Maizières kamen natürlich postwendend wieder die ewig gleichen Rufe nach neuen Gesetzen. So auch dasjenige zur verdachtsunabhängigen Vorratsdatenspeicherung, das am 1. Januar 2008 in Kraft getreten und am 2. März 2010 wegen Unvereinbarkeit mit dem Grundgesetz für nichtig erklärt worden war.

Die Tagesschau berichtete am 18.10.2010, Herr de Maizière habe für derartige Forderungen kein Verständnis. Mit deutlichen Worten habe er sich dagegen ausgesprochen, angesichts der erhöhten Terrorgefahr in Deutschland vorschnell nach neuen Gesetzen zu rufen. Er wolle für seine Person jeden Eindruck vermeiden, dass die Situation in irgendeiner Weise für rechtspolitische Vorhaben instrumentalisiert werde. Mit Blick auf den Streit um die Vorratsdatenspeicherung habe er betont, das sei jetzt nicht die Stunde, auf dem Rücken dieses Themas rechtspolitische Auseinandersetzungen zu verschärfen oder abzumildern.

Auch Frau Leutheusser-Schnarrenberger (Bundesjustizministerin) bleibe bei ihrer ablehnenden Haltung. Sie habe gegenüber der "Rheinischen Post" gesagt, der sicherheitspolitische Mehrwert dieser grundrechtssensiblen Datenberge werde zu Recht bezweifelt. Ihr Ministerium arbeite stattdessen an einer anlassbezogenen Vorratsdatenspeicherung, die bei konkreten Verdachtsmomenten die routinemäßige Löschung von Verbindungsdaten unterbinde.


Kein Schutz gegen unsichtbare Mörder

Gegen hinterhältige Terroranschläge auf eine Zivilgesellschaft gibt es keinen Schutz. Diesbezüglich mache ich mir keinerlei Illusionen. Neue Gesetze, die letztlich das Ende unserer freiheitlichen Demokratie bedeuten würden, dienen den Zielen anderer Kräfte im eigenen Land, welche die Aktivitäten der Terroristen lediglich für ihre eigenen Machtbestrebungen auszunutzen versuchen. Gegen die unsichtbaren Mörder kann man sich weder mit einer technisch hochgerüsteten Armee, noch mit geheimdienstlichen oder polizeilichen Mitteln wirkungsvoll schützen. Ich befürchte, es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Terroristen ihre nächsten Opfer finden werden - auch bei uns.

Dafür, dass Deutschland offenbar immer mehr zum wahrscheinlichen Ziel von Terroranschlägen wird, ist nach meiner Einschätzung neben der jahrelangen deutschen Militärpräsenz in Afghanistan, sowie einigen weiteren Aspekten, auch das unüberhörbare Säbelrasseln unseres ehemaligen Bundespräsidenten und des derzeitigen Verteidigungsministers verantwortlich. Wer öffentlich verkündet, er wolle seine Wirtschaftsinteressen weltweit mit militärischen Mitteln durchsetzen, der muss sich nicht wundern, wenn andere solchen Kriegsdrohungen mit eigenen Gewaltakten zuvorzukommen versuchen.

Wer meint, der Krieg in Afghanistan sei weit weg, der irrt sich gewaltig. Die Angehörigen der in Afghanistan ums Leben gekommenen deutschen Soldaten werden das wissen. Spätestens dann aber, wenn die Terroristen auch in Deutschland ihre ersten Opfer gefunden haben werden, wird bei den meisten unter uns die Erkenntnis einkehren, das der Krieg auch wieder nach Deutschland gekommen ist.

Wie schon gesagt, gibt es keinerlei wirksamen Schutz gegen den internationalen Terror, und schon gar nicht gegen Selbstmordanschläge. Sollten die Menschen, die mir nahestehen, oder ich selbst einmal einem solchen Anschlag zum Opfer fallen, mache ich neben den Attentätern und ihren Drahtziehern hiermit schon einmal vorsorglich alle diejenigen dafür verantwortlich, die mit Polizei und Militärgewalt an den Symptomen herumflicken, anstatt die Ursachen des Terrorismus zu benennen, ihnen auf den Grund zu gehen, und dem gewalttätigen Sumpf den Nährboden zu entziehen.


(Quellen: Bundesministerium des Innern, Tagesschau vom 17.11.2010 und vom 18.11.2010, Rheinische Post vom 18.11.2010)

Große Ereignisse ...

... werfen ihre Weihnachtshütten voraus.

Ist er nicht ein Prachtkerl, unser Weihnachtsbär?

Ab dem 22.11. gibt's hier wieder ausgiebig zu Essen und zu Trinken.


Große Ereignisse bedürfen natürlich auch großer Persönlichkeiten. Der im Gesicht zugegebenerweise etwas unförmige Plüschgeselle, der aufgrund seines Riesenwuchses auch im Sitzen noch problemlos alles überblicken kann, wird dafür wohl schon der richtige sein. Niemand ist eben perfekt ... - möglicherweise muss man die Welt mit Kinderaugen sehen, um den Riesenteddy auch noch niedlich zu finden. Aber wenn man ihm die Mütze noch etwas zurecht rückt, dann wird es wohl schon gehen.

Auf dem Theodor-Heuss-Platz wird gerade die Rodelbahn aufgebaut, und das in der Größe zum Teddy passende Schaukelpferd ist auch schon da. Gestern Abend haben sie damit begonnen, den Weihnachtsbaum zu schmücken. Allerdings wird es so langsam auch schon Zeit. Schließlich soll es in diesem Jahr ja bereits eine Woche vor dem 1. Advent - am 22. November - mit dem vorweihnachtlichen Trubel in der "Bürger und umzu" losgehen.

Donnerstag, 18. November 2010

Nachts, im Schloss Bellevue ...


... wenn die Nerven blank liegen und der kalte Schweiß ausbricht.

Herzrasen? Albträume? Wir haben das Gegenmittel, für Herrn Wullf. Es verhindert radioaktive Risken und ist garaniert frei von schädlichen Nebenwirkungen. Das bestätigen ihm sicher auch gerne sein Arzt und sein Apotheker. Die einmalige Anwendung ist kostenlos und denkbar einfach: Er braucht einfach nur die Unterzeichnung der Änderung des Atomgesetzes abzulehnen!

114000 Bürger stärken Herrn Wulff (Bundespräsident) inzwischen mit ihrem Online-Appell den Rücken. Wenn sich noch jemand daran beteiligen möchte, Herrn Wulff den Rücken zu stärken, dann hat er dazu auf der Internetseite des demokratischen Netzwerks Campact die Gelegenheit. Der Text des Appells im Wortlaut:
Sehr geehrter Herr Bundespräsident Wulff,

um längere AKW-Laufzeiten durchzusetzen, will die Bundesregierung das Atomgesetz ohne Zustimmung des Bundesrats ändern. Viele renommierte Verfassungsrechtler sehen darin einen Verstoß gegen unser Grundgesetz. Mehrere Bundesländer wollen daher vor dem Bundesverfassungsgericht klagen.

Auch Sie vertraten als Ministerpräsident die Auffassung, dass die Laufzeiten nicht ohne Zustimmung des Bundesrats verlängert werden dürfen. Ich fordere Sie auf: Beteiligen Sie sich nicht an einem kalkulierten Verfassungsbruch und unterschreiben Sie nicht das Atomgesetz.

Mit freundlichen Grüßen

Ob die wespenfarbene Regierung mit ihrer Ignoranz gegenüber dem Mehrheitswillen der Bürger durchkommt, hängt jetzt vom Bundespräsidenten ab. Ohne die Unterschrift von Herrn Wulff tritt das neue Atomgesetz nicht in Kraft.




(Quelle: Campact)

Emanzipation im Wespennest

Wenn Herr Prispers dienstags im WDR2-Radio die Nation darüber aufklärt, was gerade so Sache ist, dann bleibt kein Auge trocken. Jüngst hat er die totale Emanzipation im Berliner Wespennest unter die Lupe genommen und kommt zu dem Ergebnis, Frau Merkel und Frau von der Leyen seien das unumstrittene neue Machtzentrum der CDU.

Wenn er die "Liste der gefallenen Recken" rekapituliert, dann kann den "Posten-Jägern und Bonus-Sammlern" aller Couleur wahrhaft Angst und Bange werden. Man könnte meinen, Herr Prispers rezitiere alle Einträge mit männlichen Vornamen aus dem internen Telefonbuch des Deutschen Bundestags ... - jedenfalls die bekannteren. Lediglich die Jecken auf der Berliner Polit-Bühne seien der geballten Frauen-Power noch nicht zum Opfer gefallen.

Wenn Herr Prispers aber im weiteren Verlauf seines Vortrags genüsslich über "ein unmoralisches Angebot" plaudert, und dabei außerparlamentarische Machtkämpfe zwischen Alice Schwarzer und Charlotte Roach auf's Korn nimmt, dann lässt das vielleicht die schwache Glut der Hoffnung in so mancher verzagter Macho-Seele doch noch dunkel weiterglimmen.

Aber hört selbst, was er uns zu sagen hat ...

(Frank: Danke für den Tipp)


(Quelle: WDR2, Wikipedia)

Mittwoch, 17. November 2010

Synergieeffekte

Auch wenn einige der alten Gründerzeithäuser, um die sich die Eigentümer seit langem nicht mehr gekümmert hatten, letztlich nicht mehr zu retten sind, hinterlässt jeder Abriss im Leher Gründerzeitviertel "Goethestraße" zuerst einmal eine Lücke.

Darüber, ob eine Spekulationsruine oder eine Baulücke in einer ehemals geschlossenen Zeile aus Schmuckfassaden einen schöneren Anblick bietet, lässt sich sicherlich streiten. Wenn aber ein einsturzgefährdetes verwahrlostes Haus zur Gefahr für seine gesamte Umgebung wird, dann ist eine Baulücke wohl - trotz allem - das kleinere Übel.


Blick von der Uhlandstraße durch die Baulücke zur Heinrichstraße

Im Frühjahr hatte ich über den Abriss des Hauses mit der Nummer 40 in der Heinrichstraße berichtet. Inzwischen ist damit begonnen worden, die jetzt freistehenden Seitenwände der Nachbarhäuser zu renovieren und zu dämmen. Das Gundstück, auf dem das abgerissene Haus stand liegt jetzt erst einmal brach.


Rückseite der Häuser an der Uhlandstraße

 
Die neuen Balkone (oben) und die alten (unten)

Aber trotzdem ist schon ein positiver Nebeneffekt - auf neudeutsch sagt man ja heutzutage "Synergieeffekt"- zu bemerken. Die Eigentümer eines Hauses in der Uhlandstraße, das an den gleichen Innenhof grenzt, wie das ehemalige Haus Heinrichstraße 40, haben die Gelegenheit genutzt, um ihre Balkone zu erneuern. Vorher war es nur möglich, die maroden Balkone notdürftig mit einer Stahlkonstruktion abzustützen.
 
Nachdem der Zugang für Baumaterial und -Maschinen über das leere Grundstück möglich war, wurden die alten Balkone abgerissen, und durch ein neues Ständersystem mit größeren Balkonen ersetzt. Auch der Ausblick vom Balkon auf die Fassaden der Häuser an der Heinrichstraße ist bedeutend erfreulicher, als der Blick auf die heruntergekommene Rückseite des ehemaligen verwahrlosten Hauses in der Heinrichstraße.


Zum Weiterlesen:


Dienstag, 16. November 2010

Rechtsbrüche zur Durchsetzung des Castortransports

Atomkraft? Nein Danke!Ich war an den Tagen nach dem 6. November 2010 ja nicht mehr im Wendland. Was ich von den darauffolgenden Konfrontationen zwischen der Polizei und den Demonstranten weiß, habe ich, ebenso wie die meisten von uns, der Presse und den Medienberichten entnommen.

Mit der zu einem großen Teil reißerischen Berichterstattung setzte sich das NDR-Magazin "ZAPP" in seiner Sendung am 10.11.2010 auseinander, und kam zu dem Ergebnis, dass es sich bei journalistischen Entgleisungen wie "Im Wendland ist Bürgerkrieg", "Der Castor lässt das Wendland brennen" etc. um nichts anderes als sensatioationslüsterne Verirrungen gehandelt habe.

So hieß es seitens der Polizei anschließend dann auch, bei den wenigen Gewalttätigkeiten seitens der Demonstranten habe es sich um seltene Einzelfälle gehandelt. In der ZAPP-Sendung sagte Herr Niehörster (verantwortlicher Polizeipräsident) während einer Pressekonferenz, er feue sich, dass die Bürgerinitiativen ihr Wort gehalten hätten und sprach bezüglich der Demonstranten von einem völlig gewaltfreien bürgerlichen Spektrum. Auch Reporter der ARD, die während der Proteste gegen den Castortransport im Wendland vor Ort waren, können bürgerkriegsähnliche Zustände anhand ihrer persönlichen Erlebnisse nicht bestätigen.


Systematische Rechtsbrüche

Während der Protest der Bürger im Wendland während des Castortransports von der Polizei und von der Polizeigewerkschaft im Nachhinaein also als gewaltfrei eingestuft wird, kommen die Mittel, die von staatlicher Seite eingesetzt wurden, aus Sicht des Republikanischen Anwältinnen- und Anwältevereins (RAV) nicht so gut weg.

In einer Pressemitteilung spricht der RAV von systematischen Verletzungen der Rechte auf Versammlungsfreiheit, der körperlichen Unversehrtheit der Demonstranten sowie weiterer Grundrechte zur Durchsetzung des Castortransports nach Gorleben Anfang November 2010. Im Einzelnen kritisiert der RAV den unverhältnismäßigen Einsatz von Zwangsmitteln, schwerste Verletzungen nach CS-Gaseinsätzen, den unzulässigen Einsatz europäischer Polizeibeamter, den Polizeikessel während der Räumung der Sitzblockade in Harlingen am 8. November ohne Rechtsschutz, die Durchsuchungen dreier Höfe in Grippel, Zadrau und Langendorf ohne richterlichen Beschluss, sowie die Behinderung von Beobachtern und fordert Konsequenzen.


Rechtsstaatliche Selbstdemontage?

Nach Erkenntnis des RAV seien die Grundrechtsverstöße keine Einzelfälle. Es handele sich anscheinend vielmehr um ein systematisches Vorgehen, das nicht hinnehmbar sei.

Die vielfach zitierte Überforderung einzelner Beamter könne dafür nicht als Begründung herhalten. Vielmehr lasse das Vorgehen der Polizei während des Castortransports befürchten, dass in diesem Rahmen rechtswidrige Strategien der Eindämmung großer demokratischer Protestbewegungen geübt und durchgesetzt werden sollten.

Sollte der RAV mit seiner Vermutung richtig liegen, dann würde sich der Rechtsstaat mit solchen vorsätzlichen Rechtsbrüchen auf die Dauer wohl selbst demontieren. Nur solange sich der Staat selbst an die Gesetze hält, kann er anderen Rechtsbruch vorwerfen. Hinzu kommt noch, dass Politiker, die schwören, sie würden ihre Kraft dazu einsetzen, Schaden vom Volk zu wenden, während sie gleichzeitig aber die Bürger seit Jahrzehnten skrupellos den unermesslichen Gefahren der Atomkraft aussetzen, und dabei anstatt den Nutzen des Volkes, denjenigen der Atomkonzerne mehren, moralisch ohnehin auf der Verliererbank sitzen.

Die massive Demonstration staatlicher Macht in Form eines riesigen schlagstockbewehrten Polizeiaufgebots mit Panzerwagen und Wasserwerfern hat den Demonstranten offenbar bisher keinen Respekt einflößen können. Respekt könnten sich die Damen und Herren Politiker nur erwerben, indem sie den Willen der Mehrheit der Bürger achten, und Politik für das Volk und gegen diverse Lobbys machen würden, deren Interessen unserer Gesellschaft und unseren Nachkommen große Schäden zufügen.

Die ZAPP-Sendung vom 10. November ist hier zu sehen.


(Quelle: Pressemitteilung des RAV, ZAPP vom 10.11.2010)

Montag, 15. November 2010

Im Herbst

Skulpturenpark Kramelheide: Spinnennetz in einer Windharfe


Der schöne Sommer ging von hinnen,
Der Herbst, der reiche, zog ins Land.
Nun weben all die guten Spinnen
So manches feine Festgewand.

Sie weben zu des Tages Feier
Mit kunstgeübtem Hinterbein
Ganz allerliebste Elfenschleier
Als Schmuck für Wiese, Flur und Hain.

Ja, tausend Silberfäden geben
Dem Winde sie zum leichten Spiel,
Sie ziehen sanft dahin und schweben
Ans unbewußt bestimmte Ziel.

Sie ziehen in das Wunderländchen,
Wo Liebe scheu im Anbeginn,
Und leis verknüpft ein zartes Bändchen
Den Schäfer mit der Schäferin. 


Wilhelm Busch (1832-1908)


Regen, Sturm und solche Sachen
sind keine, die viel Freude machen
Auch ich hab' solches schon verflucht
und euch was schön'res rausgesucht :)

Mehr schöne Momente im Herbst und im Winter gibt's bei Katinka ...

Sonntag, 14. November 2010

Sperrung der Bremer Häfen für Atombrennstoffe

Atomkraft? Nein Danke!Die Bremische Bürgerschaft hat den Senat mit mit den Stimmen von SPD, Grünen und Linken aufgefordert die Häfen des Landes Bremen für den Transport von Brennstoffen und deren Abfallprodukten für Atomkraftwerke zu sperren. Herr Mündelein (Nordsee-Zeitung) stellte Herrn Tschöpe (SPD, Bremen, Vorsitzender der Bürgerschaftsfraktion) diesbezüglich im Rahmen eines Interviews, das am 11. November in der Nordsee-Zeitung abgedruckt war, unter anderem folgende Fragen:
  • Sie fordern mit Ihrem Antrag den Senat auf, die Häfen für Atomtransporte zu sperren. Stellen Sie damit den Universalhafen in Frage?
  • Wieso bedroht so ein Castor-Transport den Hafen?
  • Gefährdet die Debatte um die Sicherheit von Castor-Transporten im Hafen nicht die aufwendigen Bemühungen, den beim Thema Sicherheit sehr sensiblen Amerikanern Bremerhaven als sicheren Ausgangshafen in Richtung USA zu präsentieren? Immerhin leben wir vom Umschlag mit den USA.
  • Es gehen jedes Jahr etliche Atomtransporte durch die Häfen, meist radioaktiver Abfall aus Forschungsinstituten und Krankenhäusern. Die wollen Sie nicht verbieten?
  • Mit welchen Reaktionen aus der Hafenwirtschaft rechnen Sie, wenn Sie Ihren Antrag in der Bürgerschaft durchbringen?

Ich weiß ja nicht, wie es anderen geht, aber mir erscheint es offensichtlich, dass es Herrn Mündelein einzig und allein darum geht, dass "das Geschäft im Hafen brummt"- ganz egal um welchen Preis.

Anhand meiner Beobachtung der Entwicklungen und Veränderungen in den Häfen in Bremerhaven und  von Informationen aus der Presse und anderen Medien weiß ich, dass es eine harte Konkurenz unter den Häfen an den Küsten von Nord- und Ostsee gibt. Das wurde auch in der Antwort Herrn Tschöpes auf die Frage Herrn Mündeleins nach der Zukunft des Universalhafens deutlich. In seiner Fragestellung unterstellte Herr Mündelein Herrn Tschöpe unterschwellig, er gefährde mit der Sperrung der bremischen Häfen für den Transport von Atombrennstoffen die gesamte Bremer Hafenwirtschaft. Herr Tschöpe stellte daher fest, die Frage zum Universalhafen müsse anders gestellt werden und sagte: "Wer den Universalhafen schützen will, der muss sich gegen den Transport von Kernbrennstoffen wenden."

Herr Tschöpe bat Herrn Mündelein einmal darüber nachzudenken, wie der Universalhafen Bremerhaven noch funktionieren würde, wenn sich 3000 friedliche Demonstranten auf der Cherbourger Straße (Hauptzufahrt von der Autobahn zum Überseehafengebiet) zur Sitzblockade versammeln würden, Greenpeace Bierlaster vor jedes Zolltor stellen würde und wenn dann auch noch "Trittbrett fahrende Marodeure" über das Autoterminal ziehen würden: "Das beeinträchtigt die Funktionsfähigkeit des Hafens ganz enorm. Wir stehen zum Universalhafen, und er ist nur zu schützen, wenn wir den Transport von Kernbrennstoffen verhindern."

Als Folge des Terror-Angriffs auf das World-Trade-Center in New York haben die USA weltweit dafür gesorgt, dass US-amerikanische Waren nur noch in Häfen umgeschlagen werden, die den von ihnen vorgegebenen Sicherheitsstandards entsprechen. Um auch weiterhin im Geschäft zu bleiben, war das Land Bremen daher gezwungen, diese Sicherheitsstandards auch in den bremischen Häfen einzuführen. Darauf spielte Herr Mündelein an, als er in seiner Fragestellung feststellte: "Immerhin leben wir vom Umschlag mit den USA.", und in diesem Zusammenhang unterstellte, die Debatte um die Sicherheit von Castor-Transporten im Hafen gefährde die aufwändigen Bemühungen, die USA von der Sicherheit der Häfen in Bremerhaven zu überzeugen.

Herr Tschöpe stellte in seiner Antwort klar, dass Bremerhaven und Bremen mit der gleichen Situation fertig werden müssten, mit der das Wendland vor und während des vergangenen Castor Transports konfrontiert war, und verwies auf den massiven  Polizeieinsatz, der notwendig war, um die "unsinnige Klientelentscheidung" gegen den Willen der Bürger durchzusetzten. Er stellte weiterhin fest: "Wir können die Sicherheit gewährleisten, solange keine Kernbrennstoffe verladen werden müssen." Der Castor Transport habe vier Tage gedauert. Würden Proteste und Polizeieinsätze den Betrieb in den Häfen für vier Tage zum Stillstand bringen, dann würden die Kunden sich wahrscheinlich überlegen, ob Bremerhaven noch der geeignete Hafen ist.

Herr Tschöpe wies darauf hin, dass es infolge der Laufzeitverlängerung auch über Bremerhaven vermehrt zu regelmäßigen Transporten kommen werde. Er stellte Herrn Mündelein gegenüber klar, das geforderte Transportverbot beziehe sich ausschließlich auf Atombrennstoffe, also auf alles "mit dem im Atomkraftwerk Strom erzeugt wird:  "... Ich gehe davon aus, dass jeder, der einigermaßen betriebswirtschaftlich rechnen kann, erkennt: Welche Brosamen bekommt er vom Tisch der Atomwirtschaft für die Durchführung eines Transports, und inwieweit legt er mit dem Transport die Säge an den Ast, auf dem wir alle wirtschaftlich sitzen? Ich glaube, er wird bei dieser Rechnung auf den Transport gern verzichten."


Würden sich wichtige Stammkunden der Häfen in Bremerhaven infolge mehrtägiger Blockaden aufgrund von Atombrennstoff Transporten anders orientieren, dann wäre das der Super-GAU für die Hafenwirtschaft des Landes Bremen. Nicht nur deshalb hoffe ich, dass der Antrag, die Häfen für den Transport von Atombrennstoffen für Atomkraftwerke zu sperren, eine breite Mehrheit finden wird. Stimmen aus privaten Hafenbetrieben, die um den freiwilligen Verzicht auf den Umschlag von Atombrennstoffen gebeten wurden, geben diesbezüglich derzeit allerdings wenig Grund zur Hoffnung.

Aktuell hat Bremerhaven allerdings erst einmal dem Transport von 18 Castor-Behältern mit Brennstäben aus dem ehemaligen DDR-Forschungsreaktor in Rossendorf eine Absage erteilt. Nachdem daraufhin die Wahl der "Atomspediteure" auf Hamburg fiel, droht nach Angaben von contratom der Transport der Castoren mit ihrem hochradioaktiven Inhalt durch die freie Hansestadt. Hamburger Atomkraftgegner hätten bereits ihren Protest dagegen angekündigt. Aber auch der Hamburger Senat will den Atommülltransport via Hamburg nach Russland keinesfalls dulden ...

Sollte Bremens Senat dem Beschuss der Bürgerschaft zustimmen, und seine Häfen  für den Transport von Atombrennstoffen sperren, dann befindet sich Bremen in guter Gesellschaft. Bereits am Am 27. September 1990 sperrte Lübeck seinen Hafen für Atomtransporte. Auf Beschluss der Lübecker Bürgerschaft wurde er teilentwidmet.

Am 01.11.2010 sprach sich die Greifswalder Bürgerschaft dafür aus, keinen Atommüll in Lubmin aufzunehmen, der nicht aus den früheren Kraftwerken Lubmin und Rheinsberg stammt. Ohnehin war das im Jahre 1999 in Betrieb genommene Atommüll-"Zwischen"-Lager ursprünglich nur für ostdeutschen Atommüll gedacht gewesen. Nach Angaben der "Energiewerke Nord" (EWN, Betreiber des Atommülllagers) sei der Weg für die Einlagerung radioaktiven Mülls aus westdeutschen Forschungseinrichtungen  erst  im Jahr 2004 von der damaligen rot-grünen Bundesregierung fei gemacht worden. Dazu gibt es auch einen recht aufschlussreichen Artikel im NordOstUniversum.


(Quelle: HL vom 17.10.2010, Schweriner Volkszeitung vom 25.10.2010, Ostseezeitung vom 02.11.2010, Nordsee-Zeitung vom 11.11.2010, TAZ vom 11.11.2010, Spiegel vom 12.11.2010, Yahoo News vom 12.10.2010, contratom vom 13.11.2010, NordOstUniversum)

Aung San Suu Kyi ist frei


Endlich wieder frei: Aung San Suu Kyi wird jubelnd von tausenden ihrer Anhänger begrüßt

Zur Abwechslung gibt es auch einmal wieder erfreuliche Nachrichten. Nachdem sie siebeneinhalb Jahre in ihrem Haus eingesperrt war ist die Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi, die sich seit den späten Achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts für eine gewaltlose Demokratisierung Birmas einsetzt, gestern endlich freigekommen. Seit 1989 hatte das Militärregime sie mehr als 15 Jahre lang entweder gefangen gehalten oder unter Hausarrest gestellt.

Bis zuletzt hatte ich befürchtet, die Generäle würden erneut versuchen, Aung San Suu Kyi unter irgendeinem Vorwand weiterhin kaltzustellen. Bei den Wahlen im Jahre 1990 hatte die "National League for Democracy" (NLD), deren Vorsitzende sie ist, den mit Abstand größten Anteil Stimmen errungen. Die Militärs weigerten sich jedoch den Verlust ihrer Macht zur Kenntnis zu nehmen und haben den haushohen Sieg der NLD nie anerkannt. Im Jahr darauf wurde Aung San Suu Kyi für ihren gewaltlosen Widerstand gegen das Militärregime mit dem Friedensnobelpreis geehrt.

Anfang März 2010 wurde sie durch ein von der Militärjunta neu eingeführtes Wahlgesetz, mit dem die Militärs ihre trotz der verlorenen Wahl im Jahre 1990 aufrechterhalte Diktatur nachträglich "legalisierten", von den ersten Parlamentswahlen in Burma seit 20 Jahren ausgeschlossen. Seit dem Inkrafttreten des neuen Wahlgesetzes dürfen Strafgefangene nicht mehr Mitglied einer politischen Partei sein. Im Umkehrschluss müssen Parteien inhaftierte Mitglieder aus ihren Reihen ausschließen.

Hätte die NLD an den Wahlen teilnehmen wollen, dann hätte sie also ihre Parteivorsitzende aus der Patei ausschließen müssen. Mit der Begründung, das Ergebnis der Parlamentswahl aus dem Jahr 1990 stimme nicht mit der neuen Verfassung überein, annullierte die Militärregierung außerdem den damaligen Sieg der NLD. Aung San Suu Kyi hatte zum Boykott der Wahlen aufgerufen, die am letzten Wochenende abgehalten worden waren..

In dem Video ist zu sehen, wie die inzwischen fünfundsechzigjährige Oppositionsführerin nach der langen Zeit des Hausarrestes am Samstag von tausenden ihrer Anhänger vor ihrem Haus jubelnd begrüßt wurde.



Zum Weiterlesen:



(Quellen: Stern vom 13.11.2010, Wikipedia Aung San Suu Kyi)

Samstag, 13. November 2010

Tägliche Wahrscheinlichkeiten ...

... und eine erstaunliche Zahlenreihe

Heute schon gezählt? Nicht? Na dann hab' ich heute eine kleine Knobelei für euch:

Wir schreiben das Jahr Zweitausend hm hm?
  • Richtig: Zehn.

Der wievielte Monat im Jahr ist gewöhnlich der November?
  • Der Elfte? Bravo! Auch das ist richtig.

Und gestern - Freitag - war der zwölfte November. Das ist vielleicht auf den ersten Blick noch nichts besonderes, aber in den zurückliegenden Jahren, Jahrzehnten und Jahrhunderten kam es immer wieder vor, dass derjenige Sonntag im November, der auf einen Novemberfreitag mit dem Datum "Zwölf" folgte, der vierzehnte November war. Wenn wir also einfach einmal voraussetzen, dass es sich in diesem Jahr ebenso verhalten wird, dann lässt sich über den arithmetischen Mittelwert aus Gestern und Morgen das heutige Datum errechnen. Die Summe aus zwölf und vierzehn beträgt sechsundzwanzig. Die Summe wurde aus zwei Werten gebildet. Sechsundzwanzig dividiert durch zwei ist gleich dreizehn. Gemittelt ist heute also welcher Tag im November? Ihr ahnt es sicher schon: Heute ist der dreizehnte November.

Obwohl das Heranziehen von lediglich zwei Werten für die Ermittlung statistischer Wahrscheinlichkeiten normalerweise eher unwahrscheinliche Resultate zur Folge hat, ist im Falle des arithmetischen Mittelwerts aus dem vorhergehenden und dem folgenden Tag ertaunlicherweise mit hoher Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass man damit zum richtigen Ergebnis für den aktuellen Tag kommt. Für den heutigen Tag beträgt die Wahrscheinlichkeit, zum richtigen Ergebnis zu kommen, sogar einhundert Prozent.

Lediglich am letzten Tag eines Monats, wenn nämlich der darauffolgende Tag gleichzeitig der erste Tag des folgenden Monats ist, kommt man häufig zu absolut blödsinnigen Ergebnissen. Wäre gestern zum Beispiel der dreißigste Januar gewesen, dann wäre, wenn man wiederum die Ereignisse aus den den zurückliegenden Jahren, Jahrzehnten und Jahrhunderten zugrunde legt, morgen der erste Februar. Im Mittel wäre also der heutige Tag der fünfzehn Komma fünfte Januar. Ein solches Datum würde jedoch unweigerlich dazu führen, dass die Sonne am Ende des Tages (zur Erinnerung: In der Regel enden die Tage um Mitternacht) ihren höchsten Stand hätte.

Das ist jedoch - jedenfalls soweit ich mich erinnern kann - noch niemals vorgekommen. Selbst in den Polarregionen, in denen die Sonne im Sommer monatelang gar nicht mehr untergeht, hat sie am Ende des Tages immer ihren tiefsten Stand. Sogar Schulanfänger, die mit Arithmetik, Mittelwerten oder gar Statistiken absolut noch gar nichts am Hut haben, würden sofort merken, dass bei Mama und Papa mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Schraube locker sein muss, wenn sie ihren Sprösslingen allen Ernstes eine solche Rechnung präsentieren würden.

Selbst wenn man am letzten Tag eines Aprils im Ergebnis rechnerisch auf einen vollen Tag käme, und somit auf den neunundzwanzigsten- der fünfzehnte April folgen würde, dann würde der logische Denker mit Sicherheit augenblicklich an einen verspäten Aprilscherz denken und sich, ohne weiter darüber nachzudenken, wieder seinen täglichen Geschäften zuwenden. Etwas simpler gestrickte Gemüter könnten hingegen äußerst panisch reagieren, wenn sie plötzlich feststellen, dass sie vermeintlich mit einem temporalen Paradoxon konfrontiert sind: "Gestern war der neunundzwanzigste- und morgen ist der fünfzehnte April. Übermorgen muss dann also der sechzehnte April sein ... - Grübel - Hatten wir den nicht gerade erst vor vierzehn Tagen schon? Was ist, wenn jetzt nach dem siebzehnten-, achtzehnten- und so weiter unweigerlich auf den neunundzwanzigsten- erneut der fünfzehnte April folgen wird? - Blasswerd - Ich bin in einer Zeitschleife gefangen!" ...

Aber um zur Eingangsfrage zurückzukommen: Das ganz Besondere am heutigen Tag ist die erstaunliche Zahlenreihe, die sich aus den Vorbetrachtungen zum aktuellen Jahr, dem November, Gestern, dem gemittelten Datum des heutigen Tages und Morgen ergibt:

10, 11, 12, 13, 14.


Ist das nicht wirklich überaus erstaunlich? ;) Falls ich eure Köpfe jetzt mit der ganzen Statistik und Zahlenverdreherei zum Rauchen gebracht haben sollte, dann lasst sie um Himmels Willen ganz schnell wieder abkühlen, und macht euch lieber ein gemütliches Wochenende.

Freitag, 12. November 2010

November

Herbstnebel in der Frenssenstraße im Bremerhavener Stadtteil Lehe

Solchen Monat muß man loben;
Keiner kann wie dieser toben,
keiner so verdrießlich sein,
und so ohne Sonnenschein!
Keiner so in Wolken maulen,
keiner so mit Sturmwind graulen!
Und wie naß er alles macht!
Ja, es ist ´ne wahre Pracht.

Seht das schöne Schlackerwetter!
Und die armen welken Blätter,
wie sie tanzen in dem Wind
und so ganz verloren sind!
Wie der Sturm sie jagt und zwirbelt
und die durcheinanderwirbelt
und sie hetzt ohn´ Unterlaß;
Ja, das ist Novemberspaß!

Heinrich Seidel (1842-1906)

So ein Tag, an dem die von den Gründerzeitfassaden der alten Häuser gesäumten Straßen sich bereits nach kurzer Zeit im Herbstnebel verlieren, taucht die Stadt in eine ganz besondere Stimmung. In Erinnerung an warme Sommertage bleibt die gedämpfte Hoffnung auf den einen oder andern hellen Herbsttag, bevor endgültig die dunkle Zeit beginnt ...

Im Moment könnte man meinen, dass davon wohl nichts mehr werden würde. In Bremerhaven stürmt und regnet es. Aber man zehrt ja auch von den Erinnerungen ...


Meine schönsten Momente habe ich am letzten Samstag in Dannenberg erlebt. Angesichts von 50000 Gleichgesinnten tut es gut zu sehen, dass man nicht alleine ist. Wir haben friedlich und gewaltfrei gegen die unverantwortliche Atompolitik der Bundesregierung demonstriert, und so dazu beitragen können, dass es in diesem "heißen Herbst" zu den mit Abstand größten Protesten gegen ein Atommülllager im dafür ungeiegneten Salzstock bei Gorleben kam.


Mehr schöne Momente im Herbst und im Winter gibt's bei Katinka ...