Montag, 22. November 2010

Majak


ARD Magazin "Monitor" vom 18.11.2010 über das Ziel des deutschen Atommülls

Die Ostsee-Zeitung berichtete in ihrer Online Ausgabe vom 19.11.2010, auch Mecklenburg-Vorpommern sperre sich jetzt gegen die Nutzung seiner Häfen für den von der Bundesregierung geplanten Atommülltransport auf dem Seeweg nach Majak (Russland). Das habe Herr Caffier (CDU, Mecklenburg-Vorpommern, Innenminister) im Anschluss an die Innenminister-Konferenz in Hamburg mitgeteilt. Zuvor hatten schon Bremen und Hamburg bekanntgegeben, dass die Häfen der beiden Bundesländer für den Umschlag der 951 Brennelemente aus dem früheren DDR-Kernforschungszentrum Rossendorf bei Dresden, die derzeit im münsterländischen Zwischenlager Ahaus liegen, nicht zur Verfügung stehen.


Die geheime Stadt

Je mehr Details über diesen geplanten Atommülltransport an die Öffentlichkeit gelangen, desto fassungsloser bin ich. Einem Interview der Frankfurter Rundschau mit Herrn Slivyak (Umweltorganisation "Ecodefense", Russland, Vorsitzender), das in der Onlineausgabe der Zeitung vom 19.11.2010 veröffentlicht wurde, ist zu entnehmen, dass zu Sowjetzeiten in Majak das Plutonium für das russische Atomwaffenprojekt hergestellt wurde. Damals sei die geheime Stadt auf keiner Karte verzeichnet gewesen.

Nach vielen Unfällen sei die Gegend in etwa so verstrahlt, wie die Tschernobyl-Region. Heute werde in der von einer Mauer mit elektronischen Zäunen umgebenen Stadt der Atomschrott der ganzen Welt verarbeitet. Ohne spezielle Zulassung dürfe sie niemand betreten. Das radioaktive Wasser der veralteten Aufbereitungsanlage werde in den Fluss eingeleitet, der erst 240 Kilometer später in einen See münde. Die an den Ufern lebenden Menschen seien arm und würden auf den verseuchten Feldern ihr Gemüse anbauen. Fast jeder leide unter der Strahlung. Die Menschen hätten Leukämie und verschiedene Krebsarten. In der Sendung des ARD-Magazins "Monitor" vom 18.11.2010 war gar die Rede vom verseuchtesten Ort der Welt. Majak, das sei verseuchte Milch. Das sei ein Fluss, der 1000 mal radioaktiver verstrahlt ist als normal. Genetische Defekte seien 25 mal so häufig und die Krebsrate sei fast viermal höher als im russischen Durchschnitt.

Herr Slivyak sagte in dem Interview der Frankfurter Rundschau: "Es ist eine Schande, dass die russische Regierung dies erlaubt und unglaublich, dass Deutschland die Transporte dorthin erlaubt. Beide sind verantwortlich. Niemand kann so tun, als wüsste er nicht, was in Majak passiert. Es waren schon viele Journalisten vor Ort, jeder kann wissen, wie verheerend die nuklearen Mülltransporte für die russische Bevölkerung sind."

Im Klartext:
Sollte die Bundesregierung den Transport des deutschen Atommülls aus dem "Zentralen Atommüll-'Zwischen'-Lager" Ahaus nach Majak nicht stoppen, dann ist Deutschland mitverantwortlich an der radioaktiven Verseuchung weiter Gebiete in Russland und an den strahlenbedingten Krankheiten, dem Siechtum und dem qualvollen Krebstod der dort lebenden Menschen.

Zur Glaubwürdigkeit von Politikern, die dermaßen skrupellos sind, dass sie völlig fremden Menschen, die ihnen nie etwas angetan haben, solches Leid zufügen, sich aber ansonsten bei jeder sich bietenden Gelegenheit plakativ ihre "christlichen Werte" auf die Fahnen schreiben, fällt mir unwillkürlich ein: "Nicht an ihren Worten, an ihren Taten werdet ihr sie erkennen."


Länder können Atommüll-Transport ablehnen

Es waren die Generationen unserer Eltern, die den radioaktiven Geist aus der Flasche gelassen haben. Unsere Generationen heute können nicht mehr sagen, wir hätten davon nichts gewusst. Unsere Pflicht ist es deshalb, diesem unverantwortlichen Irrsinn ein Ende zu setzen. Die Möglichkeit für einen wirklichen Eingriff bietet sich uns Bürgern leider erst in drei Jahren wieder. Zwischenzeitlich bleibt uns nur die Möglichkeit, immer wieder unseren Protest gegen die gemeingefährlichge Atompolitik der wespenfarbenen Bundesregierung kundzutun. Mein Dank gilt den verantwortlichen Politikern in den Landesregierungen der Bundesländer Bremen, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern für ihre Entscheidung, ihre Häfen für den Atommülltransport nach Majak zu sperren. Das ist immerhin ein Anfang und vielleicht ja auch ein Signal an die anderen Bundesländer.

Auch diejenigen Bundesländer, die keine Häfen an Nord- und Ostsee haben, können sich gegen den Transport zur Wehr setzen. Herr Stay (".ausgestrahlt", Sprecher) sagte in einer Presseerklärung der Anti-Atom-Organisation vom 19.11.2010: "Paragraph 4, Absatz 2, Satz 5 Atomgesetz regelt, dass ein Atomtransport nur dann genehmigt werden darf, wenn der erforderliche Schutz gegen Störmaßnahmen oder sonstige Einwirkungen Dritter gewährleistet ist." Das Bundesamt für Strahlenschutz müsse die Transportgenehmigung sofort widerrufen, wenn ein Bundesland, durch das der Atommüll-Zug rollen soll, nicht genügend Polizeikräfte zur Verfügung habe, um den Transport zu sichern. "Aufgrund der derzeit angespannten Personalsituation der Polizei haben die Innenminister der Länder also nicht nur die Möglichkeit, sondern geradezu die Pflicht, sich auf das Atomgesetz zu berufen und die Begleitung dieser nicht notwendigen Castor-Transporte abzulehnen."


Ein offener Brief aus Russland

Die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg e.V. gibt auf ihren Internetseiten einen offenen Brief  wieder, der von Mitgliedern gesellschaftlicher Organisationen in Russland verfasst wurde. Er richtet sich gegen Atommülltransporte nach Russland und ist adressiert an Herrn Medwedew (Russischen Föderation, Präsident), Frau Merkel (Bundesrepublik Deutschland, Bundeskanzlerin), Herrn Obama (USA, Präsident) und Herrn Yukiya Amano (IAEO, Generaldirektor). Die BI Lüchow-Dannenberg bittet im Namen von Natalja Mironowa aus Tscheljabinsk Personen und Organisationen in Deutschland, sich diesem Aufruf mit einer kurzen E-Mail in englischer oder russischer Sprache anzuschließen. Die E-Mail Adresse von Natalja Mironowa lautet: nmironova@gmail.com.





(Quellen: ARD Monitor vom 18.11.2010, Ostsee-Zeitung vom 19.11.2010, Frankfurter Rundschau vom 19.11.2010, Ausgestrahlt - Presseerklärung vom 19.11.2010, Offener Brief gegen Atommülltransporte nach Russland)

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