Nachdem Frau Linnert (Finanzsenatorin, Grüne) empfohlen hatte, den Neubau einer Eissporthalle aufzugeben, wurden die Auftragsvergaben vorerst gestoppt: die Entscheidung wurde auf die Zeit nach den Sommerferien verschoben.
Das Finanzressort verlangt einen Nachtragshaushalt mit den Verpflichtungsermächtigungen zur Finanzierung der Halle. Läge er nicht vor wolle man sehr genau prüfen, ob die finanziellen Belastungen die Schuldengrenzen sprengen würden, die das Land Bremen an das Bundesverfassungsgericht gemeldet habe. Bis zum September 2008 soll deshalb jetzt ein Nachtragshaushalt aufgestellt werden. Falls es dabei zu der Erkenntnis käme, dass die Neubaupläne aufgegeben werden müssten, wären nach Aussage von Frau Rogge-Mönchmeyer (Geschäftsführerin der Stadthalle Bremerhaven) trotzdem Kosten in Höhe von ca. 3 Millionen Euro an die Firmen für Planungskosten und für den nach dem Bundeswaldgesetz notwendigen Ersatz der auf dem Baugrundstück bereits gerodeten Bäume fällig.
In Anbetracht dessen, dass dadurch allein aufgrund der eingesparten Baukosten jedoch immer noch 15 Millionen Euro für andere Projekte bzw. für die Tilgung von Zahlungsverpflichtungen frei würden, wäre der Verlust von 3 Millionen Euro der geringere Schaden. Nachdem Herr Teiser (Bürgermeister und Kämmerer, CDU) vorgerechnet hatte, dass für Bau und Betrieb einer neuen Eissporthalle bis zur Abzahlung über einen Zeitraum von 25 Jahren Kosten von 85 Millionen Euro auf die Stadt zukämen, stünden während dieser Zeit außerdem jährlich jeweils weitere 2,68 Millionen Euro für andere Zwecke zur Verfügung.
Die Befürworter für den Neubau einer Eissporthalle - der Roll- und Eissportverein Bremerhaven (
REV) und die Eishockey Fans - wären sicher enttäuscht, wenn es keine neue Halle gäbe, wie es ihnen seit 6 Jahren von der Großen Koalition aus CDU und SPD versprochen wird. Aus ihren Reihen wird u.a. argumentiert, im hochgerechneten Bremerhavener Haushalt der nächsten 25 Jahre falle eine neue Eissporthalle gerade einmal mit einem Anteil von 0,15% ins Gewicht.
Zum einen wird hier allerdings mit Geldern gerechnet, von denen heute noch niemand sicher versprechen kann, dass sie später überhaupt zur Verfügung stehen werden, und zum anderen wird anderen Vereinen, die z.B. durch ihre Arbeit die letzten authentischen maritimen Bestandteile im Bereich des neunen Tourismusgebietes "Havenwelten" und des Neuen Hafens bewahren, dringend benötigte Hilfe mit der Begründung verweigert, aufgrund des geplanten Eissporthallen Neubaus stünden keine weiteren Finanzmittel mehr zur Verfügung.
Das ist die Realität, mit der wir es in Bremerhaven zu tun haben.Laut Herrn Goes (Bremerhavener Tourismuswerber) sind die Traditionsflotten der "
Schiffahrts-Compagnie" und der "
Schiffergilde" fester Bestandteil des Konzepts der Havenwelten. Wenn diese aufgrund fehlender Mittel aufgegeben werden müssten, wäre das ein herber Verlust für die Attraktivität der zukünftigen wirtschaftlichen Säule der Stadt. Dabei ging es bei der aktuellen Anfrage für eine finanzielle Unterstützung zur Erhaltung des Dampfeisbrechers "Wal" um eine Summe von
90000 Euro. Das sind "
nur" 3% der Kosten, die bereits jetzt zu einem Zeitpunkt für das Projekt "Eissporthalle" zu zahlen sind, zu dem die Gesamtfinanzierung offensichtlich noch alles andere als gesichert ist. Bei einem auf Basis dieser "90000 Euro" hochgerechneten und großzügig aufgerundeten Finanzbedarf für Schiffahrts-Compagnie und Schiffergilde zusammen käme man über den gleichen Zeitraum von 25 Jahren auf nicht einmal das Doppelte der 3 Millionen Euro, die schon jetzt für das ungeborene Kind "Eissporthalle" zu zahlen sind. Allerdings wäre auch das wieder nur ein weiteres unseriöses Zahlenspiel, ebenso wie das Zahlenspiel mit dem fiktiven Haushalt der Stadt in den nächsten 25 Jahren.
Realität hingegen ist, dass das die Sammlung des
Nordsee-Museums bereits seit 1992 eingemottet ist, und dass seit dieser Zeit immer wieder versprochen wurde, sie werde der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht werden. Dafür gab es immer wieder neue Ansätze, die immer wieder genauso schnell verworfen wurden wie sie entstanden waren. Zuletzt ging es dabei um eine Summe von 4 Millionen Euro für einen Museumsbau auf den ehemaligen Kistnergelände an der Hafenstraße in Lehe. Das wäre eine Million Euro mehr gewesen als die 3 Millionen, die jetzt schon für die bisher nur auf dem Papier existierende Eissporthalle verbraten worden sind, bzw. 22,2% der aktuell genannten reinen Baukosten für die Halle.
Einigen der möglicherweise enttäuschten Eishockeyfans werden das Nordsee-Museum oder die Havenwelten sicherlich völlig schnuppe sein. Genauso wird es aber auch unter denen, die seit 16 Jahren auf die Wiedereröffnung des Nordsee-Museums warten, und unter denjenigen, die sich von den Havenwelten langfristig die wirtschaftliche Gesundung Bremerhavens erhoffen, einige Menschen geben, die mit Eishockey rein gar nichts am Hut haben. Wenn die einen aber auf die Erfüllung sechs Jahre alter Versprechungen pochen, dann wären da wohl zuerst einmal andere mit einem diesbezüglich bedeutend älteren Anspruch.
Wenn es jedoch so ist, dass hier die Interessen Einzelner gegenüber denen Vieler bevorzugt werden sollen, weil es nicht mehr zu übersehen ist, dass der Stadt finanziell gesehen das Wasser nicht nur bis zu Hals, sondern noch weit darüber hinaus steht, dann wäre es wohl nur fair, wenn hier alle solange zurückstecken würden, bis der finanzielle Rahmen Bremerhavens irgendwann hoffentlich wieder einmal Raum für die Ideen aller bieten wird.
(Quelle: Nordsee-Zeitung vom 25.07.2008)