Mittwoch, 15. Juli 2015

11 Leher, 10 Videoclips und eine Minderheit

Morgen ist im "Passage" Kino noch einmal der Dokumentarfilm "11 Leher – 11 Fragen" zu sehen, der als Beitrag zum "Leher Kultursommer 2011" entstanden ist. Ich hatte darüber schon einmal etwas geschrieben (hier und hier).

Am Freitag wird das Team von "Postcards from Bremerhaven" 10 Videoclips präsentieren, die im Frühjahr im Rahmen des internationalen Projekts "Postcards from ..." entstanden sind. Das Sahnehäubchen auf dieser Veranstaltung ist ein choreografischer Crash-Kurs. Gemeinsam mit einem Team der "Bremerhaven-Postcards" drehen die Besucher anschließend einen spontanen "Leher Kultursommer-Clip", den sie sich zum Abschluss des Filmabends um 19:00 Uhr gemeinsam ansehen. Weitere Infos zum Projekt "Postcards from Bremerhaven" gibt es hier.

Ebenfalls am Freitag gibt der Sinti-Verein e.V. "Einblicke in die Lebenswelt einer allgegenwärtigen Minderheit". Auf dem Programm steht der Dokumentarfilm "Wir unter Euch". Für die musikalische Unterhaltung sorgt das "Armando-Balke-Ensemble".

In einem Artikel vom 02.02.2014 stellt der "Weser-Kurier" auf seiner Internetseite dar, dass Sprüche wie: "Bringt die Kinder ins Haus und nehmt die Wäsche von der Leine. Die Zigeuner kommen!", oder "Scheiß Zigeuner, geh in dein Land.", auch heute noch Grenzen zwischen "uns Deutschen" und "den Zigeunern" ziehen, die es zu überwinden gilt.

Auch aufgrund derartiger Ausfälle sei den den Sinti und Roma eine Angst erhalten geblieben, die auf der Verfolgung der beiden Minderheiten während der Nazi-Diktatur zurückgehe und die von Generation zu Generation weitergegeben werde. Bis in die Gegenwart hinein werde immer wieder gegen die beiden Volksgruppen gehetzt. So habe die NPD vor der Bundestagswahl 2013 Plakate mit Schmähparolen gegen Roma aufgehängt und aus den Reihen der CSU habe es verbale Ausfälle gegen "die Armutsmigranten" aus dem Osten gegeben. - Gemeint seien die Roma gewesen ...

Die Veranstaltung in der Quartiersmeisterei Lehe will die Besucher für andere Lebenswelten sensibilisieren und dazu beitragen, dass die Menschen beider Welten miteinander ins Gespräch kommen. Menschen, die einander kennen und vielleicht auch schätzen lernen, werden keinen Grund mehr für gegenseitige Voruteile haben.


Dokumentarfilm
"11 Leher – 11 Fragen"
Ein Film von Reinhard Büsching, nach einer Idee von Erpho Bell
  • Am: 16.07.2015
  • Um: 20:00 UhrIm "Passage" Kino(Columbus Center, Bürgermeister-Smidt-Str. 20)
    Eintritt: 4,– Euro

Video-Clip im Leher Kultursommer
Präsentation der 10 Video-Clips
"Postcards from Bremerhaven"

und gemeinsame Performance und Aufnahmen im Goethequartier
  • Am: 17.07.2015
  • Um: 16:00 UhrIn der "Theo"
    (Lurtherstraße 7)
 Der Eintritt ist frei und die Teilnahme ist kostenlos.

Sinti und Roma
Einblicke in die Lebenswelt einer allgegenwärtigen Minderheit
  • Am: 17.07.2015
  • Um: 18:00 Uhr
    In der Quartiersmeisterei Lehe(Uhlandstraße 28)


Montag, 13. Juli 2015

Spuren der Natur und kulturelle Stammtische

Natur in der Stadt: Vorgarten in der Goethestraße ...
Immer wieder finden Pflanzen und Tiere in den Vorgärten der Goethestraße, in den Hinterhöfen, in den Spalten zwischen den Pflastersteinen oder auch in Mauerritzen an den Hausfassaden Nischen zum Leben und erobern sich in der von steinernen Hausfassaden, Kopfsteinpflaster oder Asphalt geprägten Stadt Lebensräume zurück.

Am 15.07.2015 machen sich die Teilnehmer an einem geführten Spaziergang durch den Süden des Bremerhavener Stadtteils Lehe im Rahmen des "Leher Kultursommers 2015" auf die Suche nach solchen "NaturSpuren".


... und Leben im "Dachrinnen-Biotop".
Der Weg durch die Wohnbereiche Lehes endet beim ältesten Baum in der Gegend, einer etwa 130 Jahre alte Hainbuche auf dem Gelände der Pestalozzischule. Unter der Hainbuche soll der Abend dann mit einer Lesung des Leher Schriftstellers Manfred Barkhausen und über der Glut geröstetem Stockbrot in besinnlicher Atmosphäre zu Ende gehen.


Eng mit der Geschichte der Amerikaner in Bremerhaven verbunden: Das "Metropol"
Ebenfalls am 15.07.2015 treffen sich Menschen zu zwei Stammtischrunden im "Hotel Metropol". Das Haus ist ein lebendiger Spiegel der Bremerhavener Geschichte und seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs eng mit dem Leben der Amerikaner in Bremerhaven verbunden  Seit dem Mai des letzten Jahres gibt es dort den deutsch-amerikanischen Stammtisch. Die Themen reichen von der Vergangenheit bis in die Gegenwart der Amerikaner in Bremerhaven.

Beim Kulturstammtisch geht es um Projekte, Ideen, Konzepte, Termine und kulturellen Schnack. Zu beiden Stammtischen ist jeder ist willkommen.


Von der Theo zum ältesten Baum Lehes
  • Am: 15.07.2015
  • Um: 18:00 Uhr
    Treffpunkt: Garten der Theo
    (Lutherstraße 7)
Deutsch-amerikanischer Stammtisch
  • Am: 15.07.2015
  • Um: 19:30 Uhr
    Im "Hotel Metropol"
    (Potsdamer Straße 45)
Kulturstammtisch
  • Am: 15.07.2015
  • Um: 19:30 Uhr
    Im "Hotel Metropol"
    (Potsdamer Straße 45)

Mittwoch, 8. Juli 2015

EU-Parlament für TTIP - Ungarns Bürger dagegen


 

Dass Ungarn heute im Laufe des Tages als siebzehntes von achtundzwanzig Mitgliedsländern der EU die notwendige Anzahl von Unterschriften seines Länderquorums für die selbstorganisierte Europäische Bürgerinitiative (sEBI) "Stop TTIP!" überschritten hat, könnte möglicherweise zwischen den Nachrichten über die heutige Abstimmung des EU-Parlaments über einen Kompromiss zur bisherigen Fassung seiner TTIP-Resolution kaum noch wahrgenommen werden.

Heute hat das EU-Parlament über seine Position zu TTIP abgestimmt. Demzufolge soll nach dem Willen einer deutlichen Mehrheit der EU-Parlamentarier weiter über TTIP verhandelt werden, aber ohne die Implementierung privater Schiedsgerichte (ISDS). 436 Abgeordnete stimmten dafür, 241 dagegen und 32 enthielten sich ihrer Stimme.

Aufgrund der quer durch alle Fraktionen des EU-Parlaments verlaufenden Ablehnung der in TTIP vorgesehenen demokratiefeindlichen Schiedsgerichte gibt es jetzt eine neue Resolution. Darin wird gefordert, das ISDS-System durch ein "neues System" zu ersetzen. Dieses müsse demokratischen Prinzipien unterliegen, die Fälle müssten von unabhängigen Richtern öffentlich verhandelt werden. Auch eine Berufungsinstanz wird gefordert. Viele Abgeordnete sind jedoch trotzdem weiterhin skeptisch. Sie bemängeln, dass völlig unklar ist, was mit "neuem System" gemeint sei.

Außerdem besteht im Falle einer abschließenden Zustimmung des EU-Parlaments zu TTIP und CETA die Gefahr, dass das EU-Parlament in eine weitere demokratiefeindliche Falle laufen könnte. Vor einer möglichen Ratifizierung vom TTIP und CETA muss das EU-Parlament einmalig(!) seine Zustimmung erteilen, damit die Freihandelsabkommen in Kraft treten können. TTIP und CETA sind aber als so genannte "living agreements" ausgelegt: Im Rahmen der "regulatorischen Kooperation" werden die beiden Handelsabkommen einer stetigen Weiterentwicklung unterliegen.

Dabei ist bislang jedoch keinerlei parlamentarische Mitbestimmung vorgesehen. EU-Parlametarier, denen dieser Sachverhalt nicht klar ist, würden mit ihrer Zustimmung zu CETA und TTIP ihren eigenen Handlungsspielraum beschneiden - und damit auch die demokratischen Rechte der Bürger in den Staaten der Europäischen Union!

Dass lediglich eine einzige Abstimmung im EU-Parlament vorgesehen ist, widerspricht darüberhinaus nach Ansicht des "Instituts für Völkerrecht und Europarecht" im Falle von TTIP und CETA einer ausreichenden demokratischen Legitimierung.

Und: Auch ohne ISDS - wenn es denn so kommen sollte - gäbe es unter den bisher bekannt gewordenen Inhalten der bisherigen TTIP-Verhandlungsrunden noch genügend Kritikpunkte, die - jeder für sich - bereits Grund genug für Nachbesserungen oder gar einen Abruch der Verhandlungen wären. - Es ist nur so, dass seit Bekannwerden der Implementierung von ISDS in den Vertragswerken von CETA und TTIP kaum noch darüber gesprochen und geschrieben wurde.

Die EU-Kommission und die TTIP-Verhandlungsführer sind an die Resolution des EU-Parlaments nicht gebunden. Eine Art "TTIP durch die Hintertür" in Form einer wie auch immer gearteten Paralleljustitz für multinationale Konzerne mit Klagerechten gegen mehrheitlich legitimierte Gesetze demokratischer Staaten in TTIP ist noch lange nicht vom Tisch. Im fertig verhandelten CETA-Vertragswerk ist ISDS in seiner "klassischen Variante" festgeschrieben.
  • Mehr als die Hälfte der EU-Länder haben ihr Länderquorum überschritten, einige unter ihnen bereits um ein Vielfaches.
  • Mehr als 2,3 Millionen EU-Bürger, etwa die Hälfte davon allein aus Deutschland, unterstützen die Forderungen der sEBI "Stop TTIP!". 

Und die Politik bemüht sich tapfer, den immer noch wachsenden Protest zu ignorieren.

Wie war das doch gleich noch? Herr Gabriel (SPD, Bundeswirtschaftsminister und Vizekanzler) will der nächste Bundeskamzler werden?
Je mehr Menschen er gegen sich sich aufbringt, indem er ihre Forderungen zugunsten der Interessen einiger weniger multinationaler Konzerne ignoriert, anstatt die Interessen der Mehrheit der Wähler zu vertreten, desto geringer werden seine Chancen sein, Frau Merkel (CDU, Bundeskanzlerin) zu beerben. Die Verbraucherorganisation "Foodwatch" schreibt in einem Artikel auf ihrer Internetseite vom 07.07.2015, mit 64 Prozent lehne eine deutliche Mehrheit der Befragten einer aktuellen EMNID-Umfrage es ab, dass durch TTIP die Gestaltungsspielräume der Gesetzgeber - wie vom Bundeskanzleramt bestätigt – eingeschränkt werden.


TTIP-Demo



Europäische Bürgerinitiative gegen TTIP und CETA



(Quellen: Kleine Zeitung vom 08.07.2015, Der Standard vom 08.07.2015, Deutsche Welle vom 08.07.2015 , Süddeutsche Zeitung vom 07.07.2015 , Frankfurter Rundschau vom 07.07.2015 , ORF vom 07.07.2015, Finanznachrichten vom 07.07.2015, Foodwatch vom 07.07.2015, Die Zeit vom 07.07.2015, RP-Online vom 07.07.2015, news 02elf vom 06.07.2015, Deutsche Mittelstands Nachrichten vom 06.07.2015 )

Entdeckungstouren und die Entwirrung der Sprachen

Figuren und Ornamente an Gründerzeitfassaden im Goethe-Quartier
Heute und Morgen geht es im Rahmen des "Leher Kultursommers 2015" auf Entdeckungsreise durch das Leher Goethe-Quartier. Heute führt Heiko Janßen ("Eigentümerstandortgemeinschaft Lehe e.V." - ESG-Lehe) interessierte Gäste entlang des "Altstadtrundwegs". Morgen folgen Spaziergänge zu zwei weiteren Thematiken aus der Sicht von Schülern der "Schule am Ernst-Reuter-Platz" und der "Astrid-Lindgren-Schule".

Seit 2010 gibt es den "Altstadtrundweg" im Leher "Goethe-Quartier". Der Rundweg ist ein Projekt der ESG-Lehe, dessen Umsetzung vom Stadtplanungsamt der Stadt Bremerhaven begleitet wurde. Während des geführten Spaziergangs entlang des "Altstadtrundwegs" werden die Besonderheiten entlang des Weges in den Blick genommen. Im Mittelpunkt stehen dabei insbesondere die Entstehung des Ortsteils, die Planung und Umsetzung der Stadtplanung und die Zukunft des Quartiers.

Im "Leher Kultursommer 2015" findet dieser Spaziergang erstmals in Kooperation mit der noch jungen "Eigentümerstandortgemeinschaft Klushof" (ESG-Klushof) statt: Zu Beginn des Rundwegs bietet der Spaziergang daher zusätzlich Einblicke in den östlich an das Goethe-Qartier grenzenden Leher Ortsteil "Klushof".

Unter dem Titel "Wildes Lehe" arbeiten der Kurs Darstellendes Spiel des 9. Jahrgangs und die Schulband der Schule am Ernst-Reuter-Platz zusammen. Das Ergebnis ist ein wilder Mix aus Szenen und Musik, die am 9. Juli in der "Wildnis Lehes" präsentiert werden. Im Programmheft zum "Leher Kultursommer 2015" heißt es, die Schüler stellen ihre eigene Verwandlung dar, die auch aus altbekannten Orten und Räumen etwas Neues macht.

Zwei Stunden später machen sich Schüler der Astrid-Lindgren-Schule mit ihren Gästen auf den Weg durch das Leher Goethe-Quartier. Ihre Führung lenkt die Blicke ihrer Gäste nach oben auf verspielte Giebel, sowie die Figuren und Ornamente an den Fassaden der Häuser aus der Gründerzeit. Zuvor hatten sie sich selbst auf Entdeckungstouren durch's Quartier begeben und haben Formen und Veränderungen mit ihren Kameras festgehalten. Aus den dabei gefundenen Spuren der Vergangenheit haben sie eigene Geschichten und ihre eigene Kunst entwickelt. So erscheint aus der Perspektive der Schüler vermeintlich Bekanntes auf eine ganz neue Weise.

Ebenfalls am 9. Juli besteht noch einmal die Möglichkeit, dem Ansager einer Striptease Nummer zuzusehen und zu hören, der unermüdlich improvisiert, um die Zeit zu überbrücken, in der er zusammen mit dem Publikum auf den Auftritt der Künstlerin wartet.


Babel

Die Pauluskirche in Bremerhaven Lehe
Nach der Sintflut verbreiteten sich die Nachkommen Noahs und die Völker immer weiter über die Erde. Überall auf der Welt sprachen die Menschen damals die gleiche Sprache. Als sie nach Osten zogen, fanden sie eine Ebene im Lande Schinar wo sie sich niederließen um dort zu wohnen.

Sie formten Ziegel, die sie brannten, um daraus die Häuser für ihre Stadt zu bauen, die sie "Babel" nannten. Mit einem Turm, der bis an den Himmel reichen sollte, wollten sie sich selbst ein Denkmal setzen - eine merkwürdige Eigenschaft der Menschen, an der sich bis heute irgendwie nichts geändert hat - und damit sie nicht in alle Welt verstreut werden würden.

Da sah Gott die Stadt und den Turm, den die Menschen bauten und erkannte, dass sie gemeinsam als ein Volk zusammenarbeiteten, das mit einer Sprache sprach, und dass sie alles, was sie sich vornehmen würden, auch in die Tat umsetzen und erreichen würden, wenn sich daran nichts ändern würde. Irgendwie musste er wohl befürchtet haben, dass die Menschen ihren Respekt vor ihm verlieren würden, wenn sie alles selbst hinbekommen würden. Jedenfalls beschloss Gott deshalb, die Sprache der Menschen zu verwirren, so dass niemand mehr die Sprache der anderen verstehen würde und sie in alle Länder zu zerstreuen, so dass sie aufhören mussten, die Stadt zu bauen und den Bau ihres Turmes zu vollenden.

So in etwa schildert die Bibel der Christen den Turmbau zu Babel in der "Genesis" im "Ersten Buch Mose." Im Nachhinein betrachtet hat die Verwirrung der Sprache der Menschen allerdings nicht sehr viel genutzt. - Türme bauen sie immernoch, wenn auch diese noch nicht ganz "bis an den Himmel reichen".

Außerdem lernen die Menschen - neben ihren eigenen - auch die fremden Sprachen der anderen Völker zu sprechen. Darüberhinaus gibt es noch eine unverselle Sprache, die alle Menschen überall auf der Welt verstehen - die Sprache der Musik.


Eine Sprache Musik

Unter dem Motto "Babel: Eine Sprache Musik" organisiert die Pauluskirche einen Konzertabend, an dem sich hoffentlich möglichst viele Musiker mit möglichst vielfältigem kulturellem musikalischem Hintergrund beteiligen werden. Im Programmheft zum "Leher Kulrtursommer 2015" heißt es, dass die Veranstaltung ein Zeichen für unsere Verbindung untereinander und ein Ausdruck unserer Gemeinschaft sein soll -  egal welche Sprache wir sprechen oder aus welcher Kultur wir kommen.

Einen Abend lang werden alle Beteiligten bewusst in einer Sprache sprechen: In der Sprache der Musik – die Sprache der Emotionen und des Körpers. Die Pauluskirche lädt alle Musikerinnen und Musiker zusammen mit allen Hörerinnen und Hörern und Tänzerinnen und Tänzern ein, sich zu beteiligen. Alle Musikformationen, egal ob Laien oder Profis, sind an diesem Abend gleichberechtigt.

Gleichzeitig soll mit der Veranstaltung ein soziales Zeichen unserer offenen Stadt-Gesellschaft sichtbar werden. Im Kirchenraum wird eine soziale Plastik aufgebaut, ein Turm, der aus Einzelteilen besteht. Die Beteiligten sowie die Besucher der Veranstaltung sind gebeten, sich einen Teil des Turmes mitzunehmen - als Erinnerung an den Abend und als Zeichen für unsere Verbundenheit untereinander. So tragen wir zusammen Grenzen ab - lassen in Umkehrung der Erzählung vom Turmbau zu Babel an diesem Abend die Sprachgrenzen verschwinden.


Stadtteilspaziergänge:

Der Altstadtrundweg
mit Heiko Janßen (ESG-Lehe) & Marlis Hinze (ESG-Klushof)
  • Am: 08.07.2015
  • Um: 16:00 Uhr
Treffpunkt: Ernst-Reuter-Platz
(Hafen-, Ecke Melchior-Schwoon-Straße)
Eine Kooperationsveranstaltung der ESG-Lehe und der-ESG Klushof.
Die Teilnahme ist kostenlos

"Wildes Lehe"
Führung von Schülerinnen und Schülern der Schule am Ernst-Reuter-Platz
Leitung: Anne Müdeking & Christof Meier
  • Am: 09.07.2015
  • Um: 16:00 Uhr
Treffpunkt: Ernst-Reuter-Platz
(Hafen-, Ecke Melchior-Schwoon-Straße)
Die Teilnahme ist kostenlos

Kunst-Geh_schichten im Goethequartier
Führung von Schülerinnen und Schülern der Astrid-Lindgren-Schule
Leitung: Ulrike Mantel-Wiegand
  • Am: 09.07.2015
  • Um: 18:00 Uhr
Treffpunkt: Leher Pausenhof
(Ecke Euperner Straße / Potsdamer Straße)
Die Teilnahme ist kostenlos.


Kulturkirche in der Pauluskirche
Babel: Eine Sprache Musik
  • Am: 10.07.2015
  • Um: 18:00 Uhr
In der Pauluskirche
(Hafenstraße 124)
Der Eintritt ist frei.

Ein Projekt der Kulturkirche in der Pauluskirche, des Leher Kultursommers 2015, der ESG-Lehe, des Kulturbüros Bremerhaven, des Pädagogischen Zentrums Bremerhaven, des Vereins KulTurbo e.V. und der Quartiersmeisterei Lehe.

Interessierte Musikerinnen und Musiker können sich die Anmeldebögen auf der Seite des "Leher Kultursommers" herunterladen: www.leher-kultursommer.de (PDF-Dateien "Babel-Einladung_Sprache.PDF" in neun verschiedenen Sprachen).

Dienstag, 7. Juli 2015

Erzähl-Workshop und Stadtteilspaziergang

Marco Holmer erzählt in der Kräuterkammer "Alten priviligierten Apotheke"
Viele interessante Veranstaltungen des "Leher Kultursommers 2015" kollidieren mit unserem Musikprobeabend oder finden zu einer Tageszeit statt, zu der ein Großteil der Bevölkerung noch seiner Arbeit nachgeht.

So werden am heutigen Dienstags im Mausbuch die "Reisen und Entdeckungen David Livingston's im südlichen Teil Afrikas" fortgesetzt.


Außerdem beginnt heute der zweiteilige Erzähl-Workshop "Einfach Perlen aufreihen". Aus einer Idee, an die er nacheinander, wie Perlen einer Kette, Ereignisse aufreiht, entwickelt der Geschichtenerzähler Marco Holmer eine spannende Geschichte, die er zu Beginn der Veranstaltung erzählt. Anschließend erklärt er, wie die Geschichte entstanden ist.

Die Anfangsgeschichte, anhand derer Grundbegriffe der Erzählkunst erklärt werden, dient als Einstieg in die Grundlagen des mündlichen Erzählens. Nach dieser Einführung in das Erzählen lernen die Teilnehmer, mit Hilfe von Bildern, Gegenständen und Wörtern, eine eigene Geschichte zu erschaffen.

Ich schreibe ja recht viel. Das Bild der Perlen, die an einer Kette aufgereiht werden, beschreibt eigentlich auch ganz gut, wie eine geschriebene Geschichte, oder auch ein Bericht über tatsächliche Ereignisse entsteht. Das freie Reden vor einer größeren Menschenmenge liegt mir jedoch nicht so sehr - vielleicht hätte ich ja noch etwas dazu lernen können.

Marco Holmer habe ich im letzten Jahr während der Veranstaltung "Orte und Worte" im Rahmen des "Leher Kultursommers 2014" kennengelernt, als er in der Kräuterkammer der mehr als 320 Jahre "Alten priviligierten Apotheke" eine Geschichte erzählte. Im Programmheft heißt es zum Erzähl-Workshop, Herr Holmer sei Geschichtenerzähler, Schauspieldozent und Theaterregisseur. Er "erzählt Geschichten in Theatern, Schulen, Gemeindehäusern, Bibliotheken und an vielen anderen Orten und Gelegenheiten, zu denen Geschichten erwünscht sind."


Morgen geht es weiter im Programm mit einer Führung entlang des Altstadtrundwegs im Goethe-Quartier des Bremerhavener Stadtteils Lehe. Der Weg, der das Augenmerk auf die besondere Entwicklung und die besonderen Orte lenkt und dessen Umsetzung vom Stadtplanungsamt der Stadt Bremerhaven begleitet wurde, ist ein Projekt der "Eigentümerstandortgemeinschaft Lehe" (ESG-Lehe e.V.). Bei der Wanderung entlang des Altstadtrundwegs werden die Besonderheiten entlang des Weges in den Blick genommen. Vor allem die Entstehung des Ortsteils, die Planung und Umsetzung der Stadtplanung und die Zukunft stehen im Mittelpunkt. In diesem Sommer findet diese Stadtteilführung erstmals gemeinsam mit der noch jungen "Eigentümerstandortgemeinschaft Klushof" (ESG Klushof) statt. Deshalb wird es auch einen kleinen Ausflug mit Einblicken in den benachbarten Leher Ortsteil "Klushof" geben.



Erzähl-Workshop:

"Einfach Perlen aufreihen"
 mit Marco Holmer
  • Am 07.07. und am 08.07.2015
  • Von 19:00 bis 21:30 Uhr
In der Theo
(Lutherstraße 7)
Teilnahmegebühr: 10,- Euro.


Stadtteilführung:

Der Altstadtrundweg
mit Heiko Janßen (ESG-Lehe) & Marlis Hinze (ESG-Klushof)
  • Am: 08.07.2015
  • Um: 16:00 Uhr
Treffpunkt: Ernst-Reuter-Platz
(Hafen-, Ecke Melchior-Schwoon-Straße)
Eine Kooperationsveranstaltung der ESG-Lehe und der-ESG Klushof.
Die Teilnahme ist kostenlos


Montag, 6. Juli 2015

Musik in Wohnzimmer - Impressionen

Singgemeinschaft "Querbeet"
Am letzten Freitag luden Bewohner des Leher Goethe-Quartiers im Rahmen des "Leher Kultursommers" bereits zum dritten Male in ihren privaten Räumen zu Konzerten im kleinen Rahmen.

Allerdings waren nicht alle Gruppen so klein, dass sie zusammen mit ihrem Publikum in ein Wohzimmer gepasst hätten. So sang und spielte die Singgemeinschaft "Querbeet" beispielsweise in den Räumlichkeiten von "Rückenwind für Leher Kinder".


Ten Weeks After (Oben links und unten rechts)
 
"Ten Weeks After" war ebenfalls eine größere Formation und war im Rockcenter in der Moltkestraße untergebracht. Schade, dass so viele Stühle im Raum standen. Irgendwie ging die Musik sofort in die Beine.


Werk 8, bei schönstem Wetter, unplugged in einer grünen Oase
Angesichts des schönen, sonnigen Sommerabends wurde das Konzert von "Werk 8" kurzerhand in den Garten des Gastgebers verlagert.


Ten Weeks After, Bassist und Gitarrist, Werk 8
 
Leider war die Veranstaltung in diesem Jahr nicht so gut besucht, wie bei den beiden letzten Malen. Ich vermute, das könnte wohl daran gelegen haben, dass zeitgleich der Ami-Markt eröffnet hatte, der so gut besucht war, dass bereits nach einem halben Tag das legendäre "Ami-Eis" ausverkauft war - eigentlich hätte es für drei Tage reichen sollen ...


Improvisationen auf Bass und Gitarre
Improvisationen auf dem Bass und der Gitarre. Die beiden Musiker waren kurzfristig eingesprungen. Die ursprünglich eingeplanten Musiker hatten kurzfristig absagen müssen.


"Werk 8" und "Ten Weeks After"
 
"Werk 8" hat ein sehr vielseitiges Repertoire und der Schlagzeuger, auf dem Foto oben links auf seinem Cajon sitzend, ist ein echtes Phänomen. Das Publikum war begeistert.


Der Abend endet mit einem Wer 8 Konzert auf dem Pausenhof Lehe
 
Erfreulicherweise spielten die vier zum Abschluss der "Wohnzimmerkonzerte" auch noch auf dem Pausenhof Lehe - diesmal über die Anlage. Auch dort ernteten sie viel Applaus.

Wahrscheinlich ahnt wohl kaum jemand, wieviel Zeit und Arbeit in der Organisation für ein so vielseitiges Wohnzimmer-Festival notwendig ist. Aber ich finde, der Aufwand hat sich gelohnt. Deshalb danke ich allen Beteiligten auf diesem Wege für den tollen Abend.

Donnerstag, 2. Juli 2015

Eigenes Foto auf Facebook: Angeklagt und verurteilt?

Panoramafreiheit europaweit einführen und rechtlich absichern!
Ich verwende hier, bis auf wenige Ausnahmen, ausschließlich eigene Fotos. Die Ausnahmen beschränken sich auf Fotos mit Open Content Lizenzen (Creative Commons etc.), die unter den gleichen Bedingungen, wie das Original, frei verwendet werden dürfen. Meine eigenen Fotos stelle ich ebenfalls zur Weiterverwendung entsprechend einer Creative Commons Lizenz zur Verfügung.

Im Wesentlichen zeige ich auf meinen Fotos Landschaften, Stadtansichten, Gebäude etc. zu denen es etwas zu erzählen gibt. Dabei habe ich mich urheberrechtlich bisher immer auf der sicheren Seite gefühlt. Sofern das EU-Parlament am 09.07.2015 über die Abschaffung der Panoramafreiheit abstimmen sollte, würden meine Fotos, die ich in "juwi's welt" zeige, aus Sicherheitsgründen wohl bald so aussehen, wie es auf dem Foto oben links zu sehen ist ("Nachher").

Panoramafreiheit heißt so viel wie, dass man im öffentlichen Raum fotografieren und die Fotos, beispielsweise in Blogs oder in sozialen Netzwerken, veröffentlichen und mit anderen Menschen teilen darf. Ebenfalls ist es möglich, für die Verwendung seiner Fotos durch Dritte eine Gebühr zu verlangen.



Selfie könnte zum Streitfall werden (ARD Nachtmagazin vom 25.06.2015)

Ebenso wie in Deutschland ist es in den meisten EU-Mitgliedsländern erlaubt, im öffentlichen Raum zu fotografieren, die Fotos zu veröffentlichen oder zu vertreiben, auch wenn darauf öffentliche Gebäude zu erkennen sind. Sollte das EU-Parlament für die Abschaffung der Panoramafreiheit stimmen, würde dem ein Riegel vorgeschoben werden. Wie ich jetzt erfahren habe, gibt es einige wenige Länder in der EU, wie beispielsweise Frankreich oder Italien, in denen es die für uns so selbstverständliche Panoramafreiheit nicht gibt. Frau Reda (Piratenpartei, Mitglied des Europäischen Parlaments - MdEP) hat deshalb einen Versuch unternommen, die Panoramafreiheit auf alle EU-Mitgliedsländer auszuweiten.

Auf Initiative von Herrn Cavada (MdEP, Liberale im Europaparlament) ist die Forderung Frau Redas, die Panoramafreiheit europaweit rechtlich abzusichern, im Rechtsausschuss des EU-Parlaments jedoch ins absolute Gegenteil verkehrt worden. Anstelle der Ausweitung der Panoramafreiheit auf die wenigen Länder, in denen es dafür noch keine gesetzliche Regelung gibt, will Herr Cavada die Panoramafreiheit - wenn ich es richtig interpretiere bis auf die nichtkommerzielle Nutzung eines Fotos - in allen anderen Mitgliedsländern der EU abschaffen. - Vielleicht sollten die "Liberalen im Europaparlament" einmal ernsthaft darüber nachdenken, den Begriff "Liberal" in ihrem Namen durch den Begriff "Restriktiv" zu ersetzen!

Ursprünglich hatte die Forderung Frau Redas folgenden Wortlaut:
"fordert den Gesetzgeber der EU auf sicherzustellen, dass die Nutzung von Fotografien, Videomaterial oder anderen Abbildungen von Werken, die dauerhaft an öffentlichen Orten platziert sind, gestattet ist."
Entsprechend des Änderungsantrags 421, der durch den Rechtsausschuss mit den Stimmen der Christdemokraten, Sozialdemokraten und Jean-Marie Cavada (Liberale) angenommen wurde, ist die ehemalige Forderung von Frau Reda nicht mehr wiederzuerkennen. Sie lautet nun:
"vertritt die Auffassung, dass die gewerbliche Nutzung von Fotografien, Videomaterial oder anderen Abbildungen von Werken, die dauerhaft an physischen öffentlichen Orten platziert sind, immer an die vorherige Einwilligung der Urheber oder sonstigen Bevollmächtigten geknüpft sein sollte." (!!!)


Nichtkommerzielle Verwendung - (k)ein Problem?

Frau Reda schreibt auf ihrer Internetseite, dass eine Beschränkung der Panoramafreiheit auf nichtkommerzielle Verwendung auf den ersten Blick nur ein Problem für Unternehmen zu sein scheint, die durch den Verkauf von Fotos, auf denen öffentliche Gebäude etc. zu sehen sind, Geld verdienen wollen. Die Unterscheidung zwischen kommerziell und nichtkommerziell sei jedoch weitaus schwieriger, als die meisten Menschen im allgemeinen annehmen. Als Beispiel nennt sie die Veröffentlichung von Fotos in sozialen Netzwerken, wie beispielsweise Facebook (Zitat):
.. Wenn du ein Urlaubsfoto auf dein Facebookprofil lädst, verdienst du damit kein Geld. Du stimmst allerdings den Nutzungsbedingungen von Facebook zu, in denen steht, dass du Facebook das Recht zur kommerziellen Nutzung deiner Bilder einräumst (Abschnitt 9.1 der Nutzungsbedingungen von Facebook) und dass du alle nötigen Rechte an dem Bild besitzt, um diese kommerzielle Nutzung durch Facebook zu erlauben (Abschnitt 5.1). Das bedeutet, dass du nach einer Einschränkung der Panoramafreiheit auf nichtkommerzielle Zwecke für jedes deiner Urlaubsfotos prüfen müsstest, ob es ein Gebäude oder öffentliches Kunstwerk zeigt, ob dieses Werk urheberrechtlich geschützt ist (das heißt, ob der Architekt oder die Künstlerin vor mehr als 70 Jahren gestorben ist) und wer heutzutage die Rechte an diesem Werk besitzt. Dann musst du mit dem Rechteinhaber oder der verantwortlichen Verwertungsgesellschaft einen Lizenzvertrag abschließen, der die kommerzielle Nutzung des Bilds durch Facebook ausdrücklich erlaubt, bevor du es bei Facebook hochladen darfst. Das gleiche gilt für andere soziale Netzwerke oder kommerzielle Fotoplattformen, die ihre Nutzungsbedingungen für gewöhnlich so gestalten, dass sie vor Haftung geschützt sind. Eine Einschränkung der Panoramafreiheit auf nichtkommerzielle Nutzungen würde also Millionen von Europäerinnen und Europäerin in Konflikt mit dem Urheberrecht bringen, wenn sie ihre völlig harmlosen, alltäglichen Gewohnheiten im Umgang mit Urlaubsfotos nicht fundamental ändern. Es ist in diesem Zusammenhang wichtig darauf hinweisen, dass urheberrechtliche Forderungen nicht immer auf das Zivilrecht beschränkt sind und unter Umständen auch das Strafrecht berührt sein kann (was in der Praxis unterschiedlich konsequent durchgesetzt wird). ..
  • Angeklagt und verurteilt, nur weil man
    ein eigenes Foto mit harmlosem Inhalt
    im Internet veröffentlicht hat?


Petition

Wenn das EU-Parlament dem Gesetzentwurf entsprechend der Forderung Herrn Cavadas zustimmen sollte, dann wäre die Straßen-, Reise- und Architektur-Fotografie, so wie wir sie seit jeher kennen, verboten. Wie Herr Trinkhaus auf der Petitionsplattform Change.org zutreffend schreibt, wäre es nicht möglich, den Architekten jedes einzelnen öffentlichen Gebäudes, das auf den eigenen Fotos zu sehen ist, zu ermitteln, damit man irgendwann vielleicht eine Erlaubnis erhält, um sein Foto rechtmäßig veröffentlichen oder verkaufen zu können. Deshalb hat er eine Petition an das europäische Parlament initiiert, mit der er die Mitglieder des Europäischen Parlaments dazu auffordert,
  • die Panoramafreiheit nicht zu beschneiden
und stattdessen
  • die Panoramafreiheit in allen Mitgliedsstaaten der EU einzuführen.

Die Petition kann auf der Internetseite von Change.org online unterzeichnet werden.


Zum Weiterlesen

Der komplette Beitrag von Frau Reda mit weiteren Beispielen dafür, dass das Fotografieren im öffentlichen Raum zu einem unkalkulierbaren finanziellen Risiko werden oder gar strafrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen könnte, falls die bestehende Panoramafreiheit nicht erhalten bleibt und auf alle anderen EU-Mitgliedsländer ausgeweitet wird, findet sich auf ihrer Internetseite.


"Bezüglich der Panoramafreiheit wurde ein besorgniserregender Änderungsantrag mit Unterstützung von EPP und S+D angenommen. Er besagt, dass kommerzielle Verwendungen von Reproduktionen von Werken im öffentlichen Raum stets einer Erlaubnis der Rechteinhaber bedürfen. Das würde Rechte einschränken, die in vielen Mitgliedsstaaten heute gelten und neue Rechtsunsicherheit schaffen, u.A. für viele Fotos die Nutzer*innen auf (kommerziellen) Foto-Sharing-Diensten veröffentlichen. Dokumentarfilmproduktionen müssten den Urheberrechtsstatus jedes Gebäudes, jeder Statue oder sogar jedes Graffitis recherchieren, die in ihren Filmen abgebildet sind, und die Erlaubnis der jeweiligen Rechteinhaber einholen. Das ist schlicht absurd."

Julia Reda


(Quellen: Change.org, Homepage von Julia Reda, Wikipedia )