Montag, 18. Mai 2009

Birma: Prozess gegen Nobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi

Unter der Beschuldigung, mit dem Besuch eines amerikanischen Staatsbürgers in ihrem Haus habe sie gegen die Auflagen ihres Hausarrestes verstoßen, wurde die birmanische Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi vom Millitär Regime inhaftiert und in das berüchtigte Insein-Gefängnis in Rangun gebracht. In den letzten 6 Jahre verlängerten die Millitärs den Hausarrest jeweils um weitere zwölf Monate. In den vergangenen 19 Jahren war Aung San Suu Kyi insgesamt 13 Jahre lang entweder im Gefängnis oder unter Hausarrest gestellt.

Heute soll der Nobelpreisträgerin der Prozess gemacht werden. Im Falle einer Verurteilung drohen ihr drei bis fünf Jahre Gefängnis. Die ARD-Tagesschau berichtete heute morgen, ihr Anwalt Kyi Win habe dem dem birmanischen Exil-Magazin "Irrawaddy News" mitgeteilt, Aung San Suu Kyi rechne jedoch zuversichtlich mit einem Freispruch. Aung San Suu Kyi wird auf Freispruch plädieren, da sie den Besucher nicht in ihr Haus eingeladen habe. Ihre Zuversicht beruht möglicherweise auchauf der Vermutung, der mysteriöse Besuch des US-Bürgers im Haus der Friedensnobelpreisträgerin sei eine Falle der Millitärregierung gewesen.

Diese Vermutung wurde auch von Exil-Birmanern geäußert. Das Millitär Regime habe einen Vorwand konstruiert, unter dem es Aung San Suu Kyi weiterhin unter Hausarrest stellen oder zu einer Gefängnisstrafe verurteilen kann. Die Tagesschau zitierte Myo Naing (Sprecher des Burma Democratic Network) mit den Worten: "Jeder halbwegs vernünftige Mensch sieht sofort, dass das eine aufgesetzte Geschichte ist, um sie über die Wahlen im Jahr 2010 hinaus hinter Gittern zu bringen."

Die Organisation der südostasiatischen Staaten ASEAN zeigte sich bestürzt über die Entscheidung ihres Mitgliedslandes Birma. Die Regierungen zahlreicher westlicher Staaten, die Vereinten Nationen und auch mehrere internationale Menschenrechtsorganisationen haben die Anklage gegen die 63-Jährige scharf verurteilt und ihre sofortige Freilassung gefordert. In der Vergangenheit hat das Millitär Regime in Birma internationale Vorwürfe regelmäßig ignoriert, und eine der engsten Verbündeten der Millitärmachthaber in Birma, die Regierung Chinas, sorgte mit seinem Veto ebenso regelmäßig dafür, dass Maßnahmen des UN-Sicherheitsrates gegen Birma scheiterten.

Ich wünsche Aung San Suu Kyi, dass sich ihre Zuversicht auf einen Freispruch bestätigen wird. Hoffentlich konnten ihre Verteidiger Hinweise darauf finden, dass der "Besuch eines amerikanischen Staatsbürgers" gegen den Willen der Nobelpreisträgerin statt fand und, wie von Exil-Birmanern vermutet wird, von den birmanischen Machthabern inzeniert wurde.

Solange die UNO das Veto Recht einzelner Mitgliedsstaaten im Sicherheitsrat nicht abschafft, wird die Weltgemeinschaft auch weiterhin ohnmächtig zuschauen müssen, wenn sich Unrechtsregime irgendwelcher Staaten über internationales Recht hinwegsetzen. Aus meiner Sicht wäre das die wichtigste Reform, welche die Vereinten Nationen in Angriff zu nehmen hätten.


Zum Weiterlesen:

ARD-Hörfunkstudio Singapur:

(Quellen: Tagesschau vom 18.05.2009 03:40 Uhr, ARD-Hörfunkstudio Singapur)

1 Kommentar:

Frieda hat gesagt…

Schön hast Du darüber geschrieben lieber Juwi. Ich finde es auch unglaublich, doch dieser Regierung ist leider nichts anderes zuzutrauen. Wenn Aung San Suu Kyi noch fünf Jahre ins Gefägnis muss, ist es wohl vorbei mit ihrem Wunsch auf positive Änderungen in ihrem Land noch zu ihren Lebenszeiten. Die Frau ist so zart und wahrscheinlich auch gesundheitlich angeschlagen.

Ich stelle es mir manchmal vor, ich müsste immer in meiner Wohnung bleiben, schon nach zwei Tagen habe ich genug.

Auf den Bildern sieht man, dass ihr Haus schon ziemlich heruntergekommen ist, nichts wird daran gemacht und auch der Garten ist verwildert, ein Paradies für Schlangen habe ich mal gelesen.

Einfach schrecklich was Menschen aus Macht- und Raffgier anderen antun können, die denken wohl sie leben ewig oder können diese Macht und das Geld in den Tod mitnehmen.

Die UNO sollte dieses Vetorecht einzelner Staaten endlich mal abschaffen und überhaupt die Organisation erneuern, so wie jetzt ist sie doch einfach Spielball der mächtigsten Staaten.

Liebe Grüsse und schönen Auffahrtstag übermorgen
Elfe

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