Otto Lilienthal bei einem seiner Flüge am 29.06.1895 (© Public Domain)
Obwohl offiziell der "Flyer" der Brüder Wright als Grundlage für die Entwicklung des Flugzeugs nach dem Prinzip "schwerer als Luft" gilt, waren schon lange Zeit vorher Menschen mit selbst gebauten Fluggeräten nach diesem Prinzip geflogen. Dem am 23. Mai 1848 geborenen Flugpionier Otto Lilienthal zum Beispiel gelangen mit seinen Segelflug Geräten in den Jahren ab 1893 in den Rhinower Bergen bei Stölln zwischen Rathenow und Neustadt an der Dosse Gleitflüge von bis 250 Metern.
1889 veröffentlichte Lilienthal sein Buch "Der Vogelflug als Grundlage der Fliegekunst". Es gilt bis heute als die wichtigste flugtechnische Veröffentlichung des 19. Jahrhunderts. Otto Lilienthal und sein Bruder Gustav hatten erkannt, dass der Flügelform eine wichtige Bedeutung zukommt. Die charakteristische Flügelform der Vögel war auch anderen Flugtechnikern nicht entgangen, aber Otto und Gustav Lilienthal waren die ersten gewesen, die sie im Zusammenhang mit ihrer Tragflächen Entwicklung messtechnisch erfassten. Die Brüder Wilbur und Orville Wright sagten später einmal über Lilienthals Tabellen, sie seien das Beste gewesen, was an schriftlichen Aufzeichnungen verfügbar war. Ohne diese Aufzeichnungen hätten sie zwar nicht das Rad, aber doch die Flugzeug-Tragfläche neu erfinden müssen.
Am 9. August 1896 geriet Otto Lilienthal bei Stölln am Gollenberg in 15 Metern Höhe in eine "Sonnenbö". Es gelang ihm nicht mehr, sein Fluggerät zu stabilisieren, und es kam zum Absturz. Dabei wurde er so schwer verletzt, dass er am Tag darauf starb.
Neben der Entwicklung des Motorfluges waren die Erkenntnisse Otto Lilienthals aber auch Grundlage für die heutigen leistungsfähigen Segelflugzeuge. Mit der geschickten Ausnutzung thermischer Aufwinde (Thermik), die durch Temperaturdifferenzen der Luftmassen entstehen, können lange Flugzeiten erreicht werden. Für Segelflugrekorde im Langstreckenflug oder Dreiecksflug sind stabile Hangwinde günstiger als Thermik, weil oft längere Strecken ganz ohne Kreisen im Aufwind geflogen werden können. So gelang Klaus Ohlmann und seinem Co-Pilot in Argentinien am 21.01.2003 ein Flug über eine Distanz von 3009 Kilometern.
Segelflugzeuge (zum Vergrößern bitte auf die Fotos klicken)
Foto 1. Reihe links: Das von Edmund Schneider in Grunau (dem heutigen Jeżów Sudecki) konstruierte "Grunau Baby" flog zum ersten Mal im Jahre 1932 von. Mit einem "Grunau Baby I" stellte Kurt Schmidt am 03./04.08.1933 bei Korschenruh einen Weltrekord im Dauersegelflug über 36 Stunden und 36 Minuten auf. Nach der Überarbeitung seines Entwurfs entwickelte Edmund Schneider in den Jahren 1932/33 das "Grunau Baby Baby II" und dessen Nachfolger "Grunau Baby Baby IIa". Die meistgebaute Version war das "Grunau Baby Baby IIb". von dem allein in der DDR zwischen 1952 und 1957 396 Exemplare produziert wurden, die teilweise bis 1979 bei der GST im Einsatz waren. Nach dem Fall der Mauer wurden einige "Grunau Baby" restauriert und wieder flugfähig gemacht.
Foto 1. Reihe rechts: Der 1938 entwickelte Schulgleiter "SG-38" ist wohl eines der bekanntesten Gleitflugzeuge, an dem in den 1930er bis 1950er Jahren wohl kein Pilot während seiner Ausbildung vorbei kam. Da die Anfängerausbildung schon längst nicht mehr auf einsitzigen Segelflugzeugen ausgeführt wird, gibt es heute nur noch etwa ein Dutzend flugfähige Gleiter dieses Typs. Während des Flugtags zum 100. Jubiläum der Bremer Vereins für Luftfahrt in Bremen wurden mit dem "SG-38" auch Gummiseilstarts vorgeführt.
Foto 2. Reihe links: Der "Kranich III" war das erste Flugzeug das nach dem Krieg bei Focke Wulf in Bremen konstruiert und gebaut wurde. Am 1.Mai 1952, nur 7 Monate nach der Bauentscheidung,
konnte Hanna Reitsch mit dem neuen Hochleistungsdoppelsitzer auf dem Flugplatz Bremen zum Erstflug starten. Mehrere Piloten errangen mit dem Flugzeug verschiedene Siege und Titel.
Foto 2. Reihe rechts: Da Segelflugzeuge zum Starten immer auf die Hilfe Dritter angewiesen sind, war es nur eine Frage der Zeit, bis jemand auf die Idee kam, auch Segelflugzeuge mit einem Hilfsmotor auszurüsten. Ein Beispiel dafür ist der Hochleistungsseglers DG-800, dessen Prototyp 1991 seinen Erstflug absolvierte. Die Erstflüge der eigenstartfähigen Version mit Hilfsmotor und des reinen Segelflugzeugs DG-800S fanden zwei Jahre darauf im Mai 1993 statt. Es folgte die DG-800B, die speziell für den lärmarmen Motorsegelflugverkehr konstruiert wurde. (Quelle: Stelltafel beim Flugzeug.)
100. Geburtstag des Bremer Vereins für Luftfahrt
- Teil 1: Airbus A380 (und Bleriot XI)
- Teil 2: Focke-Wulf A 16 "Bremen" D-437 (und Wright Flyer)
- Teil 3: Der Flug über den Ärmelkanal
- Teil 4: Focke Wulf FW 44 "Stieglitz"
- Teil 5: Das Amphibien Flugboot "Catalina"
- Teil 6: DC-2: Zweiter Platz beim MacRobertson Luftrennen 1934
- Teil 7: Lilienthals Erben (Segelflugzeuge)
(Quellen: Wikipedia - Otto Lilienthal, Wikipedia - Segelflug, Wikipedia - Aufwind)
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