Montag, 19. Mai 2008

"Drei Säulenprogramm" der CDU für Lehe zusammengebrochen

Der "Weser-Kurier" berichtete am 16. Mai 2008 über das endgültige Aus für das Bremerhavener Nordsee Museum. Es werde keine Wiedereröffnung geben. Der Magistrat der Seestadt habe im Zuge der Haushaltsverhand- lungen mit Bremen klein beigegeben. Zuletzt seien für die Ansiedlung auf dem Kistnergelände etwa 4 Millionen € Umbaukosten und zusätzlich jährliche Betriebskosten von 100000,- € aus Landesmitteln veranschlagt worden.

Hintergrund für das Ende des Museums sei, dass das Land Bremen den Haushaltsrahmen, den es an das Bundesverfassungsgericht gemeldet hat, auf keinen Fall sprengen wolle. In der Regierung gelte das als Voraussetzung für die erhofften Sanierungshilfen, um die sie juristisch streitet.

In einer Pressmitteilung vom 13.11.2007 auf der Homepage der CDU Fraktion in Bremerhaven hörte sich das noch ganz anders an. Dort wurde gar der IHK Bremerhaven vorgeworfen, sie schade dem Stadtteil Lehe mit der Aussage, das Nordsee-Museum nicht in Lehe anzusiedeln. Dieses bedeute eine gravierende Schwächung des Stadtteils Lehe. Das Museum sei eine Säule des von der CDU für Lehe entwickelten Drei-Säulen-Programms:

  • Ansiedlung des Nordsee-Museums auf dem Kistner-Gelände mit einer Investition von 4 Mio. Euro. Zur Ergänzung dieses Projektes sollen im Rahmen einer umfänglichen Bürgerbeteiligung weitere Ideen wie z.B. Wohnbebauung entwickelt werden.
  • Einrichtung eines Sportgartens für Trendsportarten im Bereich Geestebogen in Zusammenarbeit mit den Jugendlichen sowie die Zurverfügungstellung von anspruchsvollen Flächen für Betriebs- und Freizeitsportler im Bereich der Lessingschule.
  • Ansiedlung von großflächigem Einzelhandel auf dem Phillips-Field zur Stärkung der Einzelhandelssituation des Stadtteils. Ein Frequenzbringer wie Kaufland wird mittelfristig den Bereich der Hafenstraße stärken und gleichzeitig auch den Wochenmarkt auf dem Ernst-Reuter-Platz stabilisieren. ...
Alles Schnee von gestern? Hat die CDU mit der Beerdigung des Nordsee Museums jetzt etwa selbst zur gravierenden Schwächung des Stadtteils Lehe beigetragen?

Ich denke nicht. Mit dem Zusammenbruch dieses Drei-Säulen-Programms der CDU ist jedenfalls auch deren Bebauung des Kistnergeländes mit dem Nordsee-Museum gestorben. Das böte jetzt eine gute Gelegenheit für einen Neubeginn von Gesprächen mit den Bürgern Lehes (Bürgerbeteiligung: Dieses Mal aber bitte von Anfang an!) über die Nutzung des Kistnergeländes mit einem ausgewogenen Mix aus Einzelhandel mit vollwertigen Arbeitsverträgen, Handwerk und Wohnen.

Die 30000 Menschen, die in Lehe leben, und von denen viele, auch nach Einschätzung der CDU, gar kein Auto haben, hätten dann auch ohne die Ansiedlung von Kaufland (mit überwiegend auf 400,- € Basis beschäftigten Mitarbeitern) auf dem Phillips Field die Möglichkeit, einen adäquaten Einzelhandel in Anspruch zu nehmen. Im Übrigen gibt es auch ohne Kaufland schon genug Einkaufsmöglichkeiten in den Wohngebieten Lehes, die gut zu Fuß zu erreichen sind. Der vorhandene Sportplatz könnte weiter wie bisher genutzt werden, und das Geld für die "anspruchsvollen Flächen für Betriebs- und Freizeitsportler im Bereich der Lessingschule" könnte in notwendigere Projekte, wie z.B. den Ankauf und die Sanierung einiger verwahrloster Immobilien im Leher Ortsteil Goethestraße, investiert werden.

Ich hoffe, dass sich für die Ausstellung der Sammlung des Nordsee Museums noch eine Möglichkeit finden lässt, die mit weniger Aufwand in einem vorhandenen Gebäude (z.B. im Fischereihafen) realisierbar ist. Wie bisher damit umgegangen wurde ist ein Trauerspiel - inklusive der Idee für 4 Millionen € auf dem Kistnergelände einen "Museumstempel" dafür zu bauen, um hinterher festzustellen, dass die Touristen anstatt in die Hafenstraße alle zielstrebig in die Haven Welten fahren.

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