Transport und Einsatz plutoniumhaltiger MOX-Brennelemente verbieten! |
Rund 500 Demonstranten waren gestern vom Emmerthaler S-Bahnhof zum zwei Kilometer entfernt gelegenen Atomkraftwerk "Grohnde" gezogen. Da der "Tag-X" von den Atomkonzernen und den für die Genehmigung verantwortlichen Politikern und Behörden geheimgehalten wird, wollen Atomkraftgegner einem Artikel der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung (HAZ) vom 03.11.2012 zufolge dort ein Protest-Camp einrichten. Herr Ebeling (Anti-Aom-Netzwerk "contrAtom") habe angekündigt, dass entlang der 285 Kilometer langen Strecke zwischen Nordenham und Grohnde die Organisation zahlreicher Straßenblockaden in Planung ist. Bereits zur Auftaktkundgebung in Grohnde sei der örtlichen Bürgerinitiative Unterstützung seutens protest- und blockadeerfahrener Atomkraftgegner aus dem Wendland zugesichert worden. Herr Janßen (Arbeitsgemeinschaft Bäuerliche Landwirtschaft, Bundesgeschäftsführer und Mitglied der Bäuerlichen Notgemeinschaft im Wendland) habe bekräftigt (Zitat): "Wir stellen uns und unsere Trecker quer, weil wir uns darum sorgen, wie unsere Lebensgrundlagen zerstört werden".
Plutonium ist kein "Brennstoff", sondern ein hochradioaktives, äußerst gefährliches "unerwünschtes Nebenprodukt" das bei der Kettenreaktion in der Uran-Zerfallsreihe entsteht. Am Ende der Nutzungszeit "abgebrannter Brennelemente" ist es Bestandteil des in Atomreaktoren produzierten Atommülls, das in Wiederaufbereitungsanlagen wie "Sellafield" (früher "Windscale", Großbritanien) oder "La Hague" (Frankreich) aufwändig und unter radioaktiver Belastung für die Umwelt aus dem Atommüll extrahiert wird.
Die Geschichte der jetzt geschlossenen Atommüllaufbereitungsanlage "Sellafield" ist ein strahlendes Beispiel für diesen gefährlichen Irrweg der Atomindustrie, dessen Nachwirkungen jetzt gegen den Widerstand der Bürger in deutschen Atomkraftwerken "beseitigt" werden sollen. Die Wahrheit ist jedoch, dass auch beim Einsatz der MOX-Brennelemente wieder neues Plutonium entstehen wird. Das sich im Verlauf des "Ausstiegsbeschlusses" der wespenfarbenen Bundesregierung bis 2022 ohnehin noch weiter verschärfende Atommüllproblem gewinnt damit nocheinmal zusätzlich an Brisanz.
Das Bundesamte für Strahlenschutz (BfS) versucht die Bürger zu beruhigen, indem es - aus meiner Sicht - "Äpfel mit Birnen vergleicht": In einem Bericht des NDR vom 03.11.2012 heißt es dazu, MOX-Brennelemente würden im Vergleich zu abgebrannten Brennelementen nur eine vergleichsweise geringe Strahlung abgeben. Abgebrannte Brennelemente sind jedoch Atommüll: Ein Cocktail hochradioaktiver Zerfallsprodukte. MOX-Brennelemente bestehen hingegen aus einer Urandioxid/Plutoniumdioxid-Mischung und gehören im Sprachgebrauch der Atomindustrie nicht in die Kategorie "Atommüll".
Die im Vergleich angesprochenen Plutonium-Elemente sind Alpha-Strahler, deren Strahlung sich relativ leicht und sicher abschirmen lässt. Ein großer Anteil des hochradioaktiven Atommülls besteht jedoch aus Gamma-Strahlern, deren Strahlung selbst die Abschirmung von Castor-Behältern durchdringt. Freigesetztes Plutonium wird dann gefährlich, wenn es über die Atmung oder die Nahrungsaufnahme in den Körper gelangt und die Strahlung dort über lange Zeiträume hinweg Zellen schädigen kann.
Folgerichtig darf dem BfS zufolge deshalb das in MOX-Brennelementen enthaltene Plutonium "aber keinesfalls in die Umwelt gelangen, da das Einatmen schon kleinster Mengen Lungenkrebs hervorrufen kann". Aus Kreisen der Atomkraftgegener wird auch deshalb immer wieder darauf hingewiesen, dass die Kettenreaktion beim Einsatz von MOX-Elementen leichter außer Kontrolle geraten kann, als es bei reinen Uran-Brennstäben der Fall ist, und dass Atomkraftwerke, in denen MOX-Brennelemente zum Einsatz kommen, schlechter zu kontrollieren sind. Die Wahrscheinlichkeit eines möglichen Super-GAUs ist daher größer und die Folgen für die betroffene Bevölkerung wären verheerender.
Darüberhinaus wird das zur Herstellung und Auslieferung der MOX-Brennstäbe verwendete Plutonium oft über weite Strecken transportiert. Je länger die Transportwege werden, desto höher steigt das Risiko, dass es infolge von Transportunfällen zur unkontrollierten Freisetzung von Plutonium in die Umwelt kommen könnte.
(Quelle: Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 03.11.2012, Emmerthaler Nachrichten vom 03.11.2012, Nordwestdeutsche-Zeitung vom 03.11.2012, NDR vom 03.11.2012, Radio Bremen vom 03.11.2012)
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