Montag, 11. August 2008

Tibet - Jenseits der Propaganda



Im Mai 2008 lud die chinesische Regierung eine kleine Gruppe ausländischer Journalisten zu einer Propaganda -uups- Pressereise durch Tibet ein. Nach den Unruhen in Tibet im März 2008 sollte die Welt sehen, dass China die Lage im Griff hat. In einer Fahrzeugkolonne, begleitet von Regierungsangestellten, kamen die rund 30 Reporter in die Nähe der tibetischen Hauptstadt. Sie hätten gerne einen Zwischenstopp in einem Dorf eingelegt, um mit Tibetern in Kontakt zu kommen. Dieser Wunsch wurde ihnen jedoch von den mitreisenden chinesischen Beamten verwehrt.

Die ARD-Korrespondentin Nicole Boelhoff bereiste Monate später die Stationen der organisierten Pressetour erneut. Jenseits staatlicher Ablenkungsmanöver bot sich ihr ein anderes Bild.
  • Hier gehts zum Video über diese gefährliche Recherchereise, auf der die Lage der Tibeter jenseits der chinesischen Propaganda sichtbar wurde.

In einer Pressekonferenz mit dem Vizechef der tibetischen Regierung, Palma Trily, wurde deutlich wie ernst es China mit dem Dialog mit dem Dalai Lama wirklich ist: "Der Dalai Lama will Tibet wieder zu einer Feudalherrschaft machen. Das haben seine Taten in der Vergangenheit eindeutig bewiesen. Er hat Tibet noch nie etwas Gutes gebracht und das wird er auch in Zukunft nicht."

Das widerspricht allem, was der Dalai Lama selbst mehrfach öffentlich dazu gesagt hat. Er tritt für eine echte Autonomie ein - nicht für die Abspaltung Tibets von China.

Während der Unruhen in Tibet im Frühjahr diesen Jahres warf ihm chinesische Regierung vor, er sei für die Proteste verantwortlich. Der Friedensnobelpreisträger widersprach dieser Darstellung und sagte, er habe keinen Einfluss auf die protestierenden Menschen in seiner Heimat und drohte im Falle einer Gewalteskalation in Tibet mit dem Rücktritt von seinen politischen Ämtern.

Auch die Grußbotschaft des Dalai Lama zur Eröffung der Olympischen Spiele in Peking vom 05.08.2008 ist alles andere als aufrührerisch. Er entbietet darin der Volksrepublik China, den Organisatoren und den an den kommenden Olympischen Spielen in Peking teilnehmenden Athleten seine Grüße. Seit Beginn der Vergabe der Olympischen Spiele an China, habe er das Recht Chinas, die Spiele auszutragen, unterstützt. Dies sei ein Moment der die 1,3 Milliarden Chinesischen Bürger mit großem Stolz erfülle. Diese Spiele sollten einen Beitrag zur Förderung des Olympischen Geistes in Freundschaft, Offenheit und Frieden leisten.

Solange China nicht gewillt ist, ernsthafte Gespräche mit Vertretern Tibets über eine friedliche Lösung der bestehenden Probleme zu verhandeln, und statt dessen weiterhin auf die Unterdrückung der tibetischen Bevölkerung und ihrer Religion mit Drohungen und Gewalt setzt, wird sich die Lage dort ständig weiter verschärfen. Es ist daher wichtig, dass Politiker aller Nationen China immer wieder auf diese Tatsache hinweisen. Direkt nach den Olympischen Spielen in Peking wäre sicher ein guter Zeitpunkt damit anzufangen. China müsste dann nicht das Gefühl haben, mit den Olympischen Spielen erpressbar zu sein, und könnte der Welt zeigen , ob es bereit ist, ernsthaft an alternativen Lösungansätzen zur Beendigung des schwelenden Konflikts zu arbeiten.


(Quellen: ARD Tagesschau vom 27.03.2008, ARD Sendung ZAPP vom 06.06.2008, Homepage des Dalai Lama, TAZ vom 19.03.2008)

... und hier gibt's die Extra 3 Olympia Logos

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Hallo JuWi

ich danke dir für diesen Beitrag und die Links

Alles Liebe

Heni

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