Freitag, 1. August 2008

Asse-II: Grüne fordern Probenahme

Die Grünen aus dem niedersächsischen Landtag wollen es jetzt wissen. Sie sind mit ihrer Geduld am Ende und wollen, dass eine Stichprobe aus je 20 Atommüllfässern aus zwei Kammern des "Versuchsendlagers" Asse-II untersucht werden.

Auf die Frage nach dem tatsächlichen Inhalt der 126000 Atommüllfässer gebe es keine klaren Antworten. Nach mühsamen Aktenstudium gehe man davon aus, dass offenbar auch die Einlagerung hochradioaktiver Abfälle in Einzelfällen genehmigt worden sei. Das Bundesumweltministerium vermutet lt. Herrn Wenzel (Grüne, Fraktionsvorsitzender), dass die Grenzwerte für Uran 235 in einigen Fässern überschritten würden.

Es ist wichtig, alles zu unternehmen was Licht ins Dunkel der Vorgänge in der Schachtanlage Asse-II bringen und zur Aufklärung der Sachlage beitragen könnte. Eine Stichprobe von 40 aus insgesamt 126000 eingelagerten Atommüllfässern enstpricht jedoch nur einem Anteil von 0,03%. Aus den Ergebnissen einer solchen Stichprobe kann man meiner Meinung nach nicht auf die wirkliche Lage im Bergwerk schließen. Es wäre reiner Zufall, wenn dabei eines der "richtigen" aus der Menge der eingelagerten Fässer herausgepickt werden würde. Wenn diese Stichprobe den Verdacht auf hochradioaktiven Atommüll nicht bestätigten würde, dann könnte man daraus jedoch noch lange nicht den Schluss ziehen, es sei kein derartiger Atommüll eingelagert worden. Deshalb kann diese erste Probenahme nur der Beginn für eine systematische Untersuchung und Beprobung des gesamten eingelagerten Atommülls sein.


Nach Meinung von Frau Heinen-Kljajic (Grüne) sei das Projekt "Versuchsendlager Asse-II" auch ein forschungspolitischer Skandal. Obwohl das Bergwerk als Versuchsendlager dienen sollte, gebe es keine Liste über Forschungsvorhaben, Ergebnisse, Auftraggeber o.ä. Sie hält zwei Szenarien für möglich:
  • Es hat niemanden interessiert, nach dem Motto "was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß"
  • Der Öffentlichkeit wurde ein "Versuchsendlager" nur vorgegaukelt und in Wirklichkeit sollte ein Endlager geschaffen werden.
Für die zweite Variante spreche, dass sämtliche Abfälle aus der damaligen Wiederaufbereitungsanlage Karlsruhe in das Salzbergwerk Asse-II geschafft wurden.

Die Regierungsfraktionen der CDU und der FDP sehen keinen Grund an der Aussage des Bundesumweltministeriums, in Asse-II sei kein hochradioaktiver Atommüll eingelagert worden, zu zweifeln. Einer solchen Auffassung der Aussage des Bundesumweltministeriums widerspricht die Darstellung von Herrn Wenzel, dieses gehe von einer Grenzwertüberschreitung des Atommülls in einigen Fässern aus. Die Grünen werfen Herrn Sander (FDP, Umweltminister in Niedersachsen) und Frau Schavan (CDU, Bundesforschungsministerin) hinhaltendes Taktieren vor. Von den Betreibern des "Versuchsendlagers" gebe es widersprüchliche Angaben.

Die Grünen in Niedersachsen wollen, ebenso wie die Linke, einen Untersuchungsausschuss zur Aufklärung der Sachlage einrichten. Dafür wären jedoch auch die Stimmen der SPD notwendig, die sich jedoch noch zögerlich verhält. Herr Wenzel fordert deshalb, die SPD müsse sich endlich bewegen.

Wenn bei den Vorgängen um das "Versuchsendlager" alles mit rechten Dingen zugegangen wäre, dann gäbe es keinen Grund dafür, warum das ganze Ausmaß der Probleme mit der Asse-II erst nach unermüdlichem "bohren" der Kritiker des "Versuchsendlagers" häppchenweise an das Licht der Öffentlichkeit gelangt. Die offensichtlichen Vertuschungsversuche und Hinhaltemanöver lassen allerdings nur den Schluss zu, dass einigen der Beteiligten daran gelegen ist, auch in Zukunft nicht alle Details bekannt werden zu lassen. Wenn niemand etwas zu verbergen hätte, lägen bereits seit langer Zeit alle Fakten auf dem Tisch, und alle könnten sich gemeinsam an einer Lösung für die offensichtlich immer drängender werdenden Probleme beteiligen.


(Quelle: Nordsee-Zeitung vom 30.07.2008)

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