Am Sonntag habe ich das "Museum der 50er Jahre" besucht. Unter vielen anderen Ausstellungsstücken habe ich dort auch die "Ramelow Familie" wiedergefunden. Das war eine Leuchttreklame im Stil der 1950er Jahre an der Wand über dem Eingang des Ramelow Gebäudes an der Ecke Hafen- /Rickmersstraße in Lehe.
Ramelow war einmal ein großes, in ganz Bremerhaven bekanntes Bekleidungshaus. Nachdem Ramelow das Geschäft aufgegeben hatte, und das Gebäude während einer langen Zeit mit einer kurzen Unterbrechung leer stand, sollte in die oberen Etage ein Hotel einziehen. Auch für das Erdgeschoss waren zwei neue Mieter gefunden worden. Deshalb wurde die Leuchtreklame eines Tages abmontiert. An der Wand über dem Eingang sind noch die Schmutzspuren zu erkennen, die nach dem Abbau der Ramelow Initiale und der "Ramelow Familie" sichtbar wurden. Irgendjemand muss es wohl versäumt haben, die Wand anschließend zu reinigen. Der Plan mit dem Hotel ist nie verwirklicht worden.
Viele Leher waren der Meinung, die "Ramelow Familie" sollte als fester Bestandteil des 50er-Jahre-Gebäudedesigns erhalten bleiben. Obwohl diejenigen, welche die markante Leuchtreklame aus dem Straßenbild verschwinden lassen wollten, sich am Ende durchgesetzt haben, ist ihnen das offensichtlich doch nicht so ganz gelungen. Der einzige Unterschied ist eigentlich nur, dass das ganze vorher etwas dekorativer aussah, als die jetzt verbliebenen Zeugen einer glanzvolleren Vergangenheit in Form dieser Schmutzränder.
Aber es ist schön, dass die nach der "Zwangsräumung" von der Fassade des Ramelow Gebäudes obdachlose "Ramelow Familie" eine neue Bleibe gefunden hat. Das Museum ist in der ehemaligen Kirche auf dem Gelände der früheren Carl-Schurz-Kaserne der US-Armee an der Wurster Straße untergebacht.
Auf dem "Wirtschaftswunderweg" gibt das "Museum der 50er Jahre" anhand einer Unmenge von Gebrauchs- und Deko-Gegenständen, Möbeln, kompletten Ladeneinrichtungen, einer Arzt- und einer Zahnarztpraxis und vielem mehr, einen Einblick in den Alltag und das Lebensgefühl der Zeit von 1950 bis zur Mitte der 1960er Jahre. Gleich zu Beginn des Rundwegs erfährt man, dass sich der Kunststil dieser Jahre zur Darstellung von Menschen, wie er für Dekorationen und in der Werbung verwendet wurde, auf wenige, Linien zur Andeutung von Konturen und große farbige Flächen beschränkte - so wie auch beim Design der Ramelow Familie.
Für die Generationen, die in den Jahren nach dem 2. Weltkrieg ihre Familien gegründet haben und deren Kinder, ist der Besuch des Museums eine Zeitreise zurück in ihre eigene Vergangenheit mit zum Teil kurios wirkenden Wiedererkennungseffekten - aus meiner Sicht unbedingt empfehlenswert.
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