Samstag, 13. Dezember 2008

Traum Baum 2 - Die Rückkehr, Episode I

Kalt ist es in Bremerhaven! Das war eine blöde Idee, bei der Kälte heute einen Weihnachtsbaum kaufen zu wollen. Aber das war ja auch nicht meine Idee. Darauf hatte ich mich ja nur meiner Mutter zuliebe eingelassen. Das ist übrigens immer noch die gleiche Mutter, die nach der Traumbaum- Zurechtschnitz-und-Aufstellaktion im Dezember letzten Jahres unter dem Einfluss heftiger Rückenschmerzen meinte:

Vielleicht hätte sie diesen Entschluss besser in der Sylvesternacht treffen sollen. Möglicherweise hätte der feste Vorsatz dann etwas länger vorgehalten. Als sie sich gleich nach Neujahr von ihrem Traumbaum verabschiedete, hatte sie die endgültige Entscheidung vom Dezember des vergangenen Jahres bereits etwas relativiert:

Der all die Jahre von meiner Mutter bevorzugte Traumbaum-Händler auf dem Leherheider Wochenmarkt, ist dort in diesem Jahr nicht mehr aufgetaucht. Möglicherweise plagen ihn Skrupel bei dem Gedanken, den finanz- und wirtschaftskrisengeschüttelten Leuten, bei den in dieser Saison üblichen Preisen, zu erklären, dass ein laufender Meter Weihnachtsbaum zwanzig Euro kostet. Mindestens! Erste-Wahl-Traumbäume werden nämlich zusätzlich noch mit einem Aufschlag von fünf Euro "Verhandlungsbasis- zugunsten-des-Weihnachtsbaumhändlers-Festigungs-Gebühr" belegt.

Es war zwar ein anderer Weihnachtsbaumhändler auf dem Wochenmarkt, aber der kam für meine Mutter nicht in Frage: "Der hatte schon im letzten Jahr keine schönen Bäume." - Na gut, dann eben nicht ...

Meine Mutter ließ sich durch die Abwesenheit ihres Traumbaum-Händlers jedoch nicht beirren: "Dann lass uns zu dem Supermarkt im Debstedter Weg fahren. Da werden ja auch immer Weihnachtsbäume verkauft".

Immer: Nur nicht in diesem Jahr.

Meine Mutter hatte aber gleich das nächste Ziel vor Augen: "Wenn es Leherheide keine Bäume zu kaufen gibt, dann müssen wir wohl nach Lehe in die Hafenstraße fahren. An der Ecke Batteriestraße werden ja auch immer Weihnachtsbäume verkauft." Immer? (... Die Hoffnung stirbt zuletzt!)

Auf dem Weg nach Lehe kamen wir an einem Gartenfachmarkt vorbei. Dort wurden auch Weihnachtsbäume zum Kauf angeboten. Ich wendete kurzentschlossen bei der nächsten Gelegenheit. Dabei entdeckte ich dann aus dem Augenwinkel in Vorbeifahren einen weiteren Weihnachtsbaum- händler auf der anderen Straßenseite. Das Angebot beim Gartenfachmarkt entsprach nicht im mindesten den Ansprüchen meiner Mutter. Ich hätte ihr aber auch nicht ernsthaft eine jener traurigen, verwachsenen Krüppel- koniferen empfehlen mögen. Also zurück ins warme Auto (saukalt war das heute!) und weiter zu meiner aus-dem-Augenwinkel Entdeckung. Der Verkaufsplatz mit den Weihnachtsbäumen war zwar verschlossen, aber es kam uns sofort ein junger Mann entgegen, der uns versicherte, sein Kollege mit dem Schlüssel sei bereits auf dem Weg, und müsse "gleich so um die Ecke kommen" (wenn es bloß nicht so kalt wäre ...). Nachdem der junge Mann seinen Kollegen per Mobiltelefon den Ernst der Lage klargemacht hatte (drohender Verlust der ersten Kunden durch Erfrieren), kam dieser dann auch, zwar nicht "gleich so ...", aber immerhin irgendwann "um die Ecke".

Meine Mutter hatte sich währenddessen schon in einen am Zaun stehenden Traumbaum verknallt: "Der ist perfekt. Den können wir gleich mitnehmen". Es war vielleicht etwas ungeschickt, so etwas im Beisein des jungen Mannes zu sagen. Ich erinnerte meine Mutter vorsichtshalber noch einmal daran, dass sie zwar nicht "keinen", jedoch nur noch noch einen kleinen Baum kaufen wollte. Das Prachtstück, dass sie sich ausgesucht hatte, war nämlich gut und gerne wieder zwei Meter hoch.

Sie ließ sich aber nicht von ihrem einmal gefassten Vorsatz, ausgerechnet diesen Baum zu kaufen, abbringen: "So groß, wie der vom letzten Jahr ist dieser aber nicht". Es half auch nichts, dass der junge Mann meiner Mutter versicherte, der Baum sei zwei Meter hoch. Erst als sie nach dem Preis fragte, und der Junge Mann "fünfundvierzig Euro" sagte, geriet das Fundament ihres festen Entschlusses schlagartig ins Wanken: "Nee, ich geb' doch nicht so viel Geld für einen Weihnachtsbaum aus! Fünfundvierzig Euro für die paar Tage. Komm, lass uns zur Hafenstraße fahren."

Mit dieser Kaltblütigkeit hatte der junge Mann wohl doch nicht gerechnet, und irgendwie musste er wohl auch seine Ausgaben für das Mobiltelefongespräch, dass er vorhin mit seinem Schlüsselmeister geführt hatte, kompensieren. Jedenfalls rief er kurzentschlossen meiner davoneilenden Mutter nach, das sei ja schließlich ein Erste-Wahl-Baum, und er habe ja schließlich auch seine Kosten, bot ihr aber an, ihr zuliebe auf seine fünf Euro "Verhandlungsbasis-zugunsten-des-Weihnachtsbaum- händlers-Festigungs-Gebühr" zu verzichten.

So kam meine Mutter dann doch noch zu ihrem diesjährigen Traumbaum. Mir kam das sehr gelegen: Hatte ich eigentlich schon erwähnt, dass es heute saukalt war in Bremerhaven?

Aber noch steht das gut zwei Meter hohe Prachtstück nicht in ihrem Wohnzimmer ...


Traumbaum 2 - Die Rückkehr

2 Kommentare:

Weserkrabbe hat gesagt…

Oh, oh, das steht uns auch noch bevor, das Weihnachtsbaum-Kaufen. Wir hatten nämlich letztes Jahr keinen und nun will mein Vater wieder einen. Mir graut schon davor. Aber wie ich ihn kenne, jagd er mich und meinen Bruder kurz vor Heilig-Abend los, weil die dann billiger sind (seiner Meinung nach):). Als wenn die Händler blöd sind und diese Kunden nicht auch schon kennen. Na ja, aber wie sagte meine Kollegin früher immer:
"Wenn's denn schee (schön) macht" und so werden wir uns dann wohl auch ins Getümmel stürzen. Hoffentlich ist es dann nicht so kalt wie heute.
Ein schönes Advents-Wochenende für Euch
Brigitte

Anonym hat gesagt…

*Lach* das war ja abenteuerlich,hoffentlich bekommen wir den Wunderbaum noch geschmückt zu sehen.
Lieben Gruss
Elfe

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