Sonntag, 21. Dezember 2008

Weihnachtsmarkt in Köln


05:15 Uhr: Bahnhof Bremen, im Zug nach Wunstorf

Gestern morgen gegen vier Uhr haben meine Tochter, ihre Freundin und ich ein "Schönes Wochenende Ticket" gekauft, und sind damit nach Köln zum Weihnachtsmarkt gefahren. Das war zwar auch für mich noch sehr früh am Tag, aber die anderen beiden kamen damit weniger gut zurecht und haben während der ersten Stunden der Zugfahrt versucht, ihre unterbrochene Nachtruhe fortzusetzen.

Im Gegensatz zum letzten Jahr verlief die Hinfahrt ganz nach Plan und ohne nennenswerte Vorkommnisse. Je näher wir unserem Ziel kamen, desto voller wurde der Zug. Bei der Ankunft in Köln prallte unsere aus dem Zug quellende, auf eine bereits auf dem Bahnsteig vorhandene Menschenmasse. Die so angewachsene Masse staute sich auf den Treppen und bewegte sich zähflüssig hinab und die Gänge entlang zum Ausgang des Bahnhofs. Hätten wir unter diesen Umständen innerhalb von fünf Minuten in einen anderen Zug umsteigen müssen, dann hätten wir auch gleich kapitulieren können.





im Kölner Dom

Beim Verlassen des trockenen Bahnhofgebäudes kamen wir in einen feinen, feuchten Nieselregen, und beschlossen deshalb, erst einmal in den trockenen Dom zu gehen. Meine Tochter versuchte an Texten in Fußbodenmosaiken und Tafeln, sowie Inschriften auf Sarkophagen, ihre inzwischen erworbenen Latein Kenntnisse anzuwenden, was ihr jedoch nicht gerade leicht fiel, da die eingemeißelten Buchstaben häufig sehr schlecht zu entziffern und auseinander zu halten waren.

Eine ungewöhnliche Krippenszene war am Ausgang des Doms aufgebaut. Maria, auf einem Esel reitend, und Josef waren noch unterwegs zum Stall. Ein Polizist aus der Gegenwart wachte auf einem Markt aus dem Mittelalter. Ein Steinmetz arbeitete vor seinem Haus an einer Turmspitze des Kölner Doms ...



Weihnachtsmarkt am Dom

Nach dem Dom Besuch stürzten wir uns in das Weihnachtsmarkt Getümmel neben dem Dom. Am längsten hielten wir uns dort an einer Bude auf, in der es Handpuppen in der Art der Muppet-Show Puppen zu kaufen gab. Jedenfalls war ich davon ausgegangen, dass die Puppen käuflich zu erwerben seien. Eine der Puppen machte mich allerdings augenblicklich entrüstet darauf aufmerksam, dass ich sie nicht kaufen könne. Schließlich sei es ja verboten, Kinder zu verkaufen. Das wäre ja ein ganz gemeinerKinderhandel. Wer aber für nett genug und ausreichend qualifiziert befunden werde, der könne gerne eine der Puppen adoptieren. Die junge Frau in der Bude, deren Hände in der Puppe steckten, die mich gerade über die Verwerflichkeit des Menschenhandels aufgeklärt hatte, bot meiner Tochter an, eine der anderen Puppen auszuprobieren. Die beiden Puppen haben sich prächtig miteinander amüsiert, indem sie versuchten, mit den vorübergehenden Passanten ins Gespräch zu kommen ...



eine ungewöhnliche Krippenszene im Kölner Dom

Vom Weihnachtmarkt am Dom ging es dann weiter zum Weihnachtsmarkt auf dem Heumarkt. Von der Atmosphäre her, gefiel es mir dort besser als am Dom, und es gab dort wieder sehr viel verschiedenes Kunsthandwerk zu sehen. Leider war aus dem feinen Nieselregen inzwischen richtiger Regen geworden.



Kölner Stadtkrippe beim Weihnachtsmarkt am Dom

Nach dem Heumarkt Rundgang gingen wir dann in das Café "Extrablatt" am Heumarkt um dort die nach Ansicht meiner Tochter weltbesten "Pom Fritz" zu essen. Am Nachbartisch saßen zwei Ehepaare im Rentenalter und aßen Hamburger mit den Fingern (also ohne Messer und Gabel). Meine Tochter meinte: "Deutsche sind das aber nicht. Leute in dem Alter essen keine Hamburger - schon gar nicht mit den Fingern." Meinen Einwand, wenn sie einmal Rentnerin sei würde sie sicherlich auch nicht auf Hamburger verzichten, ließ sie nicht gelten. Schließlich sei das ja eine völlig andere Generation. Sie sollte recht behalten. Später hörten wir, wie die vier sich auf Englisch mit amerikanischen Akzent unterhielten. Wahrscheinlich sind die froh gewesen, dass sie etwas Bekanntes auf der Speisekarte gefunden hatten.



Weihnachtsmarkt auf dem Neumarkt

Nach dem Essen hatte der Regen an Stärke zugenommen. Da wir aber noch weiter zum Neumarkt wollten, haben wir uns davon nicht abschrecken lassen. So richtig trocken waren wir ohnehin schon nicht mehr. Meine Tochter meinte aus der Erinnerung heraus, wir müssten uns etwas rechts halten und hätten ein Stück zu laufen, um dort hin zu kommen. Obwohl sie sich ein- oder zweimal nicht ganz sicher war, hat sie uns doch auf direktem Wege zum Neumarkt geführt.



Weihnachtsmarkt auf einem Schiff am Rheinufer

Es gab noch zwei weitere Weihnachtsmärkte in der Nähe, deren Besuch jedoch Eintritt gekostet hätte. Auf den Besuch des Weihnachtsmarkts auf dem Schiff haben wir deshalb verzichtet. Der mittelalterliche Weihnachtsmarkt beim Schokoladenmuseum hätte mich zwar trotz Eintritt noch reizen können, aber aufgrund der inzwischen schon fortgeschrittetnen Tageszeit und des schlechten Wetters machten wir uns von dort aus auf den Rückweg zum Bahnhof.

Der Bahnhof war genauso überfüllt wie bei unserer Ankunft, und im Zug waren alle Sitzplätze besetzt. So standen wir irgendwann im Gang zwischen den Sitzreihen. Erst als das Zugpersonal bekannt gab, dass auch die Wagen der Ersten Klasse benutzt werden dürfen, setzte sich die Menge wieder für kurze Zeit in Bewegung. Am Ende des Wagens ging dann aber garnichts mehr: Wir standen wo wir waren und konnten weder vor noch zurück.

Irgendwann ging hinter mir die Tür zum nächsten Wagen auf, und ein junger Mann mit kurz geschorenen schwarzen Haaren, die von einem blonden Irokesenkamm gekrönt waren, der vorher am Ende des Nachbarwagens gestanden hatte, meinte ich solle gefälligst Platz machen. Er müsse da jetzt augenblicklich durch. Meine Nachbarn und ich versuchten ihm klarzumachen, dass das zu diesem Zeitpunkt aufgrund der gegebenen Umstände unmöglich sei. Der Irokese bestand jedoch unter Zuhilfenahme diverser Schimpfwörter weiterhin darauf, dass wir ihn auf der Stelle durchzulassen hätten. Ein Fahrgast, der etwa zwei Meter weiter vorn zwischen seinen Nachbarn festgekeilt war, bot dem begriffsstutzigen Möchtegern Irokesen an, er könne ja einfach über uns hinwegfliegen, falls er des Fliegens mächtig sein sollte. Dieser Vorschlag trug augenblicklich zu einer wesentlichen Hebung der Stimmung unter den umstehenden Fahrgästen bei.

Obwohl die allgemeine Meinung unter meinen Mitfahrern inzwischen dahin tendierte, dass sich unter der ausgefallenen, zweifarbigen Frisur ein Hohlraum von unermesslicher Ausdehnung befinden müsse, hatte der flugunfähige Irokese wohl doch noch mitbekommen, dass sein Versuch, sein offenbar undurchführbares Ansinnen entgegen aller Gesetze der Naturwissenschaften durchzusetzen, für die allgemeine Heiterkeit verantwortlich war. Seine Antwort war eine weitere Auswahl lauthals vorgetragener Schimpfworte und ein heftiger Schlag in meinen glücklicherweise rucksackgepanzerten Rücken. Damit zog er jedoch augenblicklich den Zorn meiner Tochter, drohende Bemerkungen der gerade zuvor noch gutgelaunten Menschenmasse, sowie einige nicht mehr ganz so nette Worte meinerseits auf sich. Wenn er auch nicht gerade über einen besonders hohen IQ zu verfügen schien, so reichte die inzwischen offensichtlich gegen ihn gerichtete Stimmung trotzdem gerade noch dafür aus, ihn endlich zum Rückzug in den Nachbarwagen zu bewegen. Nachdem am nächsten Bahnhof einige Fahrgäste augestiegen waren, hätte der Irokese, ohne sein Kriegsbeil auszugraben, an uns vorbeigehen können. Er war jedoch nirgends mehr zu sehen. Möglicherweise hatte er inzwischen ja bemerkt, dass auch der Wagen, in dem er sich befand, über Ausgänge verfügte.

Bis Bremen hatten wir danach eine ruhige Fahrt. Als wir dort den Bahnsteig betraten, an dem unser Nahverkehrszug nach Bremerhaven hätte stehen sollen, stand dort ein ICE. Ein junger Mann kam uns entgegen, sprach mich an, und fragte mit Blick auf den ICE, ob ich auch nach Bremerhaven wolle. Ich hätte ja gerne gewollt, rechnete aber nicht wirklich damit, dass der ICE uns dorthin bringen würde. Der junge Mann sagte, der Zug vorher sei wegen eines technischen Defekts auch schon nicht gefahren.

So kurz vor dem Ziel. Zwei Minuten vor der planmäßigen Weiterfahrt nach Bremerhaven. Und dann diese Mitteilung und ein ICE, der dort eigentlich nicht stehen sollte ...

Nach der späteren Ausfahrt des ICE und noch späteren Einfahrt des Nahverkehrszuges, der vorher noch einen entgegenkommenden Zug vorüberlassen musste, ging es dann mit einer viertel Stunde Verspätung doch endlich weiter - bis Bremen Burg. Dort gab das Zugpersonal bekannt, es käme leider wegen eines technischen Defekts am Triebwagen zu einer weiteren Verzögerung ...

Am Ende kamen wir mit einer halben Stunde Verspätung in Bremerhaven an. In Anbetracht der möglichen Alternativen waren wir aber eigentlich ganz froh darüber, wieder zu Hause angekommen zu sein.

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hallo Juwi

Interessant Dein Bericht, das war ja ein ganz ausgefüllter Tag. Der Weihnachtsmarkt in Köln muss etwas ganz spezielles sein. So richtig grosse Weihnachtsmärkte wie in Deutschland gibt es bei uns nicht, es ist alles einiges kleiner hier.

Ich wünsche Dir und Deiner Familie frohe und harmonische Festtage und einen guten Rutsch ins neue Jahr.

Liebe Grüsse
Elfe

Weserkrabbe hat gesagt…

Hallo Jürgen,
Du bist einfach der Superpapa! Glücklich kann sich Deine Tochter schätzen, wenn der Papa so eine Tour mit ihr unternimmt.
Also mich hättest Du damit nicht hinter dem Ofen herlocken können. Nur um mir die Weihnachtsmärkte in Köln anzugucken in einem Tag hin und zurück, das stelle ich mir schrecklich vor. Aber Du bist ja noch jung und fit, so dass wohl kein Problem für Dich war.
liebe Grüsse und schöne Feiertage
wünsche ich Dir und Deiner Familie
Brigitte

Anonym hat gesagt…

Elfe:
Danke für deine guten Wünsche zum Fest und zum Jahreswechsel. Ja, es gibt einige größere, auch weltweit bekannte Weihnachtsmärkte in Deutschland, aber überwiegend wohl eher viele kleine, wie der in Bremerhaven. Es muss auch gar nicht unbedingt ein großer Markt sein, wenn das Angebot stimmt. In Bremerhaven gibt es diesbezüglich noch etwas nachzubessern. "Nichtkitschige" Weihnachtsdeko oder Kunsthandwerk sucht man bei uns zum Beispiel leider vergeblich.

Brigitte:
Jana ist ja auch eine tolle Tochter. Wenn ich keine Lust gehabt hätte, dann wäre sie auch allein gefahren. Als ich meiner Mutter von unserer Köln Tour erzählt habe, da hat sie in etwa so reagiert, wie du. Aber ich bin da wohl schon etwas abgehärteter. Abends um 22 Uhr nach einem Square Dance Abend von Bremerhaven nach Solingen fahren, um meiner Schwester morgens um 1 Uhr zum runden Geburtstag gratulieren zu können oder mit einigen Leuten aus unser Clique nach der Schulzeit am Freitag Nachmittag von Bremerhaven für das Wochenende in die Vogesen zu fahren, um die Eltern unserer Freundin Dominique zu besuchen, die zu der Zeit als Au Pair in Bremerhaven war, sind nur zwei Beispiele für verrückte Ideen, an deren Umsetzung ich mich schon beteiligt habe. Solange ich körperlich dazu in der Lage wäre, würde ich das jederzeit wieder machen. Wenn wir später einmal im Rollstuhl sitzen und mit dem Kopf wackeln, dann haben wir wenigstens ausreichend Gesprächsstoff, um uns gegenseitig etwas zu erzählen: "Weißt du noch, als wir damals mal mit Dominique ..." ;0) Ich wünsche auch dir ein Frohes Weihnachtsfest.

juwi

Weserkrabbe hat gesagt…

Ja ja Jürgen, da hast Du wohl Recht. Solche Aktionen habe ich früher auch öfter unternommen, mal eben zum Chinesen nach Amsterdam gefahren oder übers Wochenende nach Paris und mitten in der Nacht nach Hamburg ohne Geld in der Tasche und doch hatten wir dann zusammen noch so viel, dass es zu einem Frühstück auf der Reeperbahn langte. Aber die Zeiten sind glaube ich für mich vorbei, aber Du bist ja noch viel jünger und kannst noch Dutzende von solchen Dingen erleben. Man zehrt wirklich später von der Erinnerung daran. Und schade für den, der keine solchen verrückten Sachen gemacht hat in seinem Leben.
lieben Gruss und feiert schön
Brigitte

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