Mittwoch, 16. Dezember 2009

Eine gute- und eine schlechte Nachricht

Ich habe eine gute, und eine schlechte Nachricht für euch. Welche wollt ihr zuerst hören?
  • Die Gute? Na gut:

    Frau Hedegaard (Dänemark, Umweltministerin und Präsidentin der UN-Klimakonferenz) hat das Verhalten der Verhandlungsführer einiger Staaten nicht mit dem Niveau von Kindern in einem Kindergarten verglichen.
  • Jetzt kommt aber die schlechte Nachricht:

    Die Tagesschau berichtete gestern, bei Frau Hedegaard habe vor allem das Verhalten von China und den USA Kopfschütteln ausgelöst. "Ich denke, mit den Leuten in diesem Verhandlungsprozess ist es genau wie mit Schulkindern." Auch wenn eine Hausaufgabe lange im Voraus gestellt werde, gelte: "Erst wenn du weißt, dass die Zeit abläuft und du nicht mehr ausweichen kannst, tust du es."

    Da bleibt wohl nur noch zu hoffen, dass die Ignoranten unter den Verhandlungsführern noch rechtzeitig dahinter kommen, dass die Zeit schon lange abgelaufen ist, und dass sie dann tatsächlich noch rechtzeitig vor dem Ende der Klimakonferenz "tun" werden, was getan werden muss.

Bisher lehnen die beiden größten Klimasünder der Welt jegliche weitergehende Verpflichtungen für ihre Staaten kategorisch ab. Die kommunistischen Machthaber in Peking, die bis vor kurzem noch jegliche Notwendigkeit abstritten, das umweltzerstörende Verhalten ihres Landes zu überdenken, haben inzwischen immerhin erkannt, dass die Umwelt und das Weltklima real existierende, schützenswerte Güter sind, und dass China nicht ganz unschuldig an der Klimaerwärmung ist. Sozusagen im Schnellstart ist China im Vorfeld der Klimakonferenz in Kopenhagen vermeintlich an die Spitze aller Klimaschützer vorgeprescht, und wirft jetzt den USA und anderen reichen Staaten Rückschritte bei deren Maßnahmen zum Schutz des Klimas vor. China hält daran fest, dass die entwickelten Staaten die Pflicht haben, finanzielle Hilfe bereitzustellen. Bis dahin stimme ich der chinesischen Position voll und ganz zu.

China meint jedoch weiter, ein neuer Klimaschutzvertrag müsse das jeweilige Entwicklungsniveau eines jeden Staates berücksichtigen. Das soll wohl heißen: "Wir armen Chinesen, die unglücklicherweise aufgrund staatlich verordneter Ignoranz umweltschutztechnisch auf der Entwicklungsstufe der Neandertaler stehen geblieben sind, wollen jetzt erst einmal ordentlich Dollars bei euch absahnen. Danach können wir denn ja mal weitersehen, ob wir uns irgendwann einmal auch unserer eigenen Verantwortung stellen."

In der Weltwirtschaft führt offensichtlich kein Weg mehr an China vorbei. Wirtschaftlich gesehen steht China daher aus meiner Sicht inzwischen mit den Staaten Nordamerikas, Europas oder mit Australien auf der gleichen Stufe. Daher hat China - ebenso wie die USA und die Europäer - die Verpflichtung gegenüber den wirklich armen Entwicklungsländern, sein Geld entsprechend seines Anteils an den emittierten Treibhausgasen in die gemeinsame Kasse zur Finanzierung des Kampfes gegen die Klimakatastrope einzahlen.

Die chinesischen Verhandlungsführer werfen Europa und den USA vor, sie würden die Klimaverhandlungen blockieren. Solange China seine Verantwortung im gemeinsamen Kampf der Menschheit nicht eingesteht, ist es jedoch unter anderem auch China, das die Verhandlungen in Kopenhagen derzeit blockiert.

Die Position der USA ist allerdings ebensowenig akzeptabel. Ich möchte nicht in der Haut von Herrn Obama (USA, Präsident) stecken. Wenn er so könnte, wie er sagt, dass er gerne wollte, dann würde er wohl mindestens die gleichen Forderungen stellen und mindestens die gleichen Ziele setzen, wie die Europäer. Er muss jedoch auf die kindischen, innenpolitischen Befindlichkeiten der Vertreter in den demokratischen Institutionen der Regierung seines Landes Rücksicht nehmen die mit Sicherheit von diversen Lobbys beeinflusst werden.

Die Regierungschefs von Deutschland, Frankreich und Großbritanien haben wohl versucht, Herrn Obama während einer Videokonferenz auf ihre Seite zu ziehen. Selbst wenn ihnen das gelungen sein sollte, werden die Zusagen von Herrn Obama aber nicht das Papier wert sein, auf das sie dann geschrieben werden - wenn es denn, wie erhofft, noch zu einer gemeinsamen Position in Kopenhagen kommen sollte - solange er dafür bei sich zu Hause keine Zustimmung erhält. Das könnte dann damit enden, dass die USA zum wiederholten Male ein Dokument zum Klimaschutz nicht unterschreiben würden.

Und wenn sich die drei Blöcke (Europa, China, USA) irgendwann doch einmal auf ihre gemeinsamen Verantwortungen einigen sollten, dann müssten sie außerdem noch gemeinsam erkennen, dass das bisher anvisierte Ziel, die Erwärmung des Klimas nicht mehr als um 2°C ansteigen zu lassen, ein äußerst riskantes Ziel ist, und ihre Zielsetzung und Maßnahmen entsprechend anpassen. Bei einem Überschreiten dieser Grenze würde die gestörte Balance der Treibhausgase in der Atmosphäre das System nämlich endgültig zum Kippen bringen. Währenddessen läuft die Zeit in Kopenhagen ab ...


"Mit Mutter Natur kann man keinen Handel schließen."

Mohamed Nasheed
(Malediven, Präsident)



Herr Nasheed hatte sich mit einem dramatischen Appell zur Rettung der Inselkette seiner Heimat an die Delegierten auf der Klimakonferenz in Kopenhagen gewandt.

Bei allen politischen Abkommen gehe es um Verhandlungen, um Bereitschaft zum Kompromiss. Beim Klimawandel gehe es jedoch um Physik. Mit Mutter Natur könne man keinen Handel schließen.

Mit Herrn Nasheed gibt es immerhin einen Politiker, der die Zeichen der Zeit erkannt hat. Er warb dafür, die wissenschaftlichen Vorgaben im Kampf gegen den Klimawandel zu akzeptieren. Bereits ein Anstieg des Meeresspiegels um 18 bis 59 Zentimeter könnte die flachen Inseln der Malediven nach Schätzungen des UN-Klimarats weitgehend unbewohnbar machen. Ebensowenig, wie in der Haut von Herrn Obama möchte ich in der Haut von Herrn Nasheed und den Menschen in seiner Heimat stecken.




- Die Welt will ein echtes Abkommen -
tcktcktck - The World Wants a Real Deal


(Quellen: Tagesschau vom 15.12.2009, 19:19 Uhr und 13:53 Uhr)

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