Sonntag, 7. April 2013

Tansania: Hilferuf der Massai

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts eroberte das Deutsche Reich mit militärischen Kräften das Gebiet, in dem es die Kolonie "Deutsch-Ostafrika" gründete. Die Kolonie umfasste die Territorien der heutigen Staaten Tansania, Ruanda und Burundi. Im Ersten Weltkrieg eroberten britische und belgische Truppen die die Kolonie und teilten sie unter sich auf ...

Lange bevor die europäischen Entdecker und Eroberer damit begannen, die Welt in Kolonien aufzuteilen, war Tansania ein Teil der Weidegebiete der Massai, einem der ältesten Völker Afrikas. Sie leben dort heute noch traditionell nomadisch. Der Anteil der Massai an der Gesamtbevölkerung Tansanias liegt bei drei Prozent.

Seit Jahren beabsichtigt die Regierung Tansanias, die Massai von den letzten verbliebenen Resten ihres angestammten Landes zu vertreiben. Bisher war es gelungen, diese Gefahr abzuweisen, indem die internationale Aufmerksamkeit auf die Gefährdung der Massai gelenkt wurde. Der Erfolg war aber nur vorübergehend. Die Regierung wartete ab, "bis Gras über die Sache gewachsen war" und unternahm den nächsten Enteignungsversuch.

Die internationale Menschenrechtsorganisation "Survival International" die sich für den Schutz der Rechte indigener Völker einsetzt, schrieb am 28.03.2013 auf ihrer Internetseite (Zitat):
Die eindrucksvolle Landschaft der Serengeti ist als Safari-Reiseziel weltberühmt. Doch die Massai, für die dieses Land ihre Heimat ist, wurden im Namen des Naturschutzes schon aus einem Großteils des Gebietes vertrieben.

Obwohl die Regierung behauptet, das Land sei als Korridor zur Wanderung des Wildes zwischen dem Serengeti-Nationalpark und dem Maasai Mara-Nationalpark in Kenia notwendig, wurde das Gebiet 1992 an ein Safari-Jagdunternehmen, Ortello Business Corporation (OBC), verpachtet. Die Massai und ihre Tiere sollen im Namen des Naturschutzes das Gebiet verlassen, während es wohlhabenden Touristen erlaubt wird “Großwild” zu jagen, das sich im Gebiet aufhält.

Die "Aargauer Zeitung" (Schweiz) berichtete am 04.04.2013, den Plänen zufolge würden rund 30000 Massai ihre Heimat und somit ihre lebenswichtigen Weidegründe verlassen müssen. Das Gebiet, das an den weltberühmten Serengeti-Nationalpark grenze, sei 1500 Quadratkilometer groß.

Zwölf Menschenrechtsorganisationen, welche die Massai unterstützen, hätten am Donnerstag erklärt, das Volk der Massai sei rechtmässiger Besitzer des umstrittenen Loliondo-Bezirks. Die Regierung Tansanias versuche alles zu unternehmen, um der Öffentlichkeit einen falschen Eindruck darüber zu vermitteln, wer Eigentümer des Landes ist.

Für die Massai sind die weiten Grasebenen als Weidegrund für ihre Tiere überlebenswichtig. Die Aargauer Zeitung zitiert Frau Napano Koyan (Massai) mit den Worten (Zitat):
"Unsere Kinder können die Universität besuchen, weil wir Vieh besitzen. Wenn unser Land weggenommen wird, dann ist das unser Tod."

Hilferuf der Massai

Jetzt wenden sich die Maasai-Ältesten aus dem Ngorongoro-Gebiet (Tansania) mithilfe des internationalen demokratischen Netzwerks AVAAZ erneut an die Weltöffentlichkeit. Die Regierung Tansanias habe gerade angekündigt, dass sie tausende ihrer Familien von ihrem Land vertreiben will, damit reiche Touristen dort Löwen und Leoparden erlegen können. Der Beginn der Vertreibungen stehe unmittelbar bevor (Zitat):
".. Unser Volk lebt seit Jahrhunderten von dem Land in Tansania und Kenia. Unsere Gemeinschaften respektieren unsere tierischen Gefährten und beschützen und erhalten das empfindliche Ökosystem. Doch die Regierung ist schon seit Jahren auf Profit aus, indem sie reichen Prinzen und Königen aus dem Nahen Osten unser Land zum Töten bereitstellt. Als sie 2009 versuchten, unser Land für solche Wildjagden zu räumen, haben wir Widerstand geleistet - hunderte von uns wurden festgenommen und verprügelt. Letztes Jahr haben reiche Prinzen von Hubschraubern aus Vögel aus den Bäumen geschossen. Diese Tötungen widersprechen allen Aspekten unserer Kultur. ..

.. Präsident Kikwete weiß, dass dieser Deal eine Kontroverse unter Tansanias Touristen auslösen würde - diese sind eine entscheidende Einnahmequelle für das Land und der Präsident will ein PR-Desaster vermeiden. ..

.. Dieser Landraub könnte in diesem Teil Tansanias das Ende für die Maasai bedeuten. Viele unserer Mitglieder haben gesagt, dass sie lieber den Tod in Kauf nehmen, als aus ihren Häusern vertrieben zu werden. Im Namen unseres Volkes und der Tiere, die auf diesem Land grasen, bitten wir Sie, uns dabei zu helfen, unseren Präsidenten zum Umdenken zu bringen."

Als der Plan der Regierung Tansanias im vergangen Jahr erstmals weltweit bekannt wurde, wendeten sich knapp eine Million AVAAZ-Mitglieder mit einer Petition an Herrn Kikwete (Tansania, Präsident). Die damit demonstrierte Aufmerksamkeit hat den Maasai-Ältesten aus dem Ngorongoro-Gebiet zufolge die Regierung Tansanias dazu gezwungen, den Plan öffentlich abzustreiten.

  • Um der Regierung Tansanias gegenüber klarzustellen, dass sie bezüglich ihrer Absicht, aus Profitgier ein ganzes Volk zu entwurzeln, weiterhin im Rampenlicht der Weltöffentlichkeit steht, haben die Ältesten der Massai mit Hilfe des AVAAZ-Netzwerks eine E-Mail Aktion initiiert.

    AVAAZ stellt dafür auf seiner Internetseite ein E-Mail Formular zur Verfügung ...

    Weitere Informationen als Grundlage für das Verfassen eines Textes für eine E-Mail finden sich unter anderem in den unten aufgeführten Quellenangaben zu diesem Post.


Zum Weiterlesen:


(Quellen: Aargauer Zeitung vom 04.04.2013, The Guardian vom 30.03.2013, vom 15.08.2012 und vom 06.09.2009 [englisch], All Africa com vom 28.03.2013 [englisch], Survival International vom 28.03.2013, Tourism Watch vom September 2010, Gesellschaft für bedrohte Völker vom 03.09.2010, Hilfe für die Massai [zeitweise schlecht erreichbar], Ngorongoro Conservation Area, Wikipedia)

1 Kommentar:

Gudrun hat gesagt…

Vielleicht kommen durch neue Kommunikationswege einfach mehr Informationen an als früher. Ich weiß es nicht, aber in letzter Zeit habe ich das Gefühl, dass das Geschacher um höchstmöglichen Profit immer maßloser wird und sich über alle Rechte von Minderheiten hinwegsetzt. Das macht mich manchmal unglaublich traurig, weil man gar nicht weiß, wo man anfangen soll in dieser Großbaustelle.
Aus Tansanie hatte ich einen Mitstudenten. Viele Jahre ist es her. Was wird aus ihm geworden sein?

Grüß an dich von der Gudrun

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