Fukushima und die Wahrheit hinter dem Super-GAU (Dokumentarfilm, 3Sat vom 06.03.2013)
Als am letzten Montag die ersten Meldungen über einen Ausfall der Stromversorgung und dem dadurch bedingten Ausfall der Kühlung in der zerstörten Atomkraftanlage "Fukushima-I" (Dai-ichi) die Runde machten, stand Japan kurz vor einer erneuten Verschärfung der Folgen des mehrfachen Super-GAUs, der vor zwei Jahren seinen Anfang genommen hatte.
Um 19 Uhr (Ortszeit) hatte "Tepco" (Fukushima Dai-ichi, Betreiber) am Montag die Atomaufsichtsbehörde über die Probleme informiert. Erst in in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch konnte die Kühlung des letzten Abklingbeckens wieder hergestellt werden.
Als die erneute Zuspitzung der Gefahrenlage infolge des Anstiegs der Temperaturen in den Abklingbecken öffentlich bekannt wurde, traten sofort wieder die inzwischen bestens bekannten Bagatellisierungsmechanismen des japanischen "Atom Dorfs" in Kraft. Die für die Katastrophe Verantwortlichen beeilten sich erwartungsgemäß zu versichern, dass es bezüglich der Radioaktivität es keine "größere Veränderung" gebe.
Da der Temperaturanstieg des Atomreaktors 3 erst in 26 und die des Atomreaktors 1 in ungefähr 14 Tagen die kritische Größe von 65 Grad Celsius erreichen würde, habe man mehrere Tage Zeit, um den Stromausfall zu beheben. Vorrang habe die Wiederherstellung der Kühlung des Abklingbeckens des Reaktors 4. Dort würde die Temperatur in etwa vier Tagen den Grenzwert erreichen. - Und spätestens dann hätte es wohl auch eine "größere Veränderung" der Radioaktivität, die deutlich über dem "normalen Level" in der Atomruine und ihrer Umgebung liegt, zu vermelden gegeben.
Da die offiziellen Angaben zur Radioaktivität für die Präfektur Fukushima oftmals erheblich von der Realität sogenannter Hotspots abweichen, auf die mehrfach von unabhängigen Organisationen hingewiesen wurde, wird wohl auch die Aussage, es habe keine größere Veränderung der Radioaktivität gegeben, der Kategorie "Beruhigungspille für die Bevölkerung" zuzuordnen sein.
Atomexplosion im Reaktorblock 3
Da passt es ebenfalls ins Bild, dass auch noch in Entfernungen, die deutlich über die Grenzen der Präfektur Fukushima hinausgehen, eine erheblich höhere Radioaktivität festgestellt wurde, als seitens des Atom Dorfs offiziell zugegeben wird. Darauf weisen Untersuchungen von Luftfiltern der Motoren japanischer Autos hin, die nachweislich nie näher als 200 Kilometer von Fukushima Dai-ichi unterwegs waren. 45 Kilometer von den Reaktoren entfernt wurde außerdem Plutonium 238 gefunden. Wenn es sich bei den Explosionen in der Atomkraftanlage an den Tagen kurz nach Beginn des Super-GAUs wirklich "nur" um Wasserstoff-Explosionen gehandelt hätte, dann wäre das nach Aussagen von Fachleuten, die in dem Dokumentarfilm "Fukushima und die Wahrheit hinter dem Super-Gau" zu Wort kommen, nicht möglich gewesen.
Aufgrund der extrem heftige Explosion in Reaktorblock 3 vermute Herr Yukio Yamaguchi (Universität Tokyo, Professor), dass es sich dabei auch um eine Atomexplosion handelte. Davon gehe auch Herr Gundersen (Aufsichtsgremiums des US Kongress, Atomingenieur) aus. Der auf Aufnahmen von der Explosion über dem Atomreaktor 3 sichtbare helle Blitz und die wesentlich höhere Energie, die bei derExplosion freigesetzt wurde, würden darauf hinweisen, dass es sich dabei um mehr gehandelt habe, als bei der Wasserstoffexplosion im Reaktorgebäude 1.
Die offizielle "Nuclear Regulatory Commission" (NRC) der USA dürfte wohl kaum dem Lager der Atomkraftgegener zuzuordnen sein. Daher dürfte der Inhalt einer internen Mail der NRC vom 25.03.2011 die Situation in Japan wohl treffender beschreiben, als die Vertuschungskampagnen des japanischen Atom Dorfs. Dem Dokumentarfilm zufolge heißt es auch in dem Papier der NRC, dass die Menge an Dampf eher auf Wärmeenergie aus einem radioaktiven Zerfallsprozess hindeutet, als auf die einer reinen Wasserstoffexplosion (Zitat): "Das kann wirklich nukleare Hitze von einer unerwünschten Kritikalität sein."
Die Fachleute gehen davon aus, dass eine Wasserstoffexplosion im Reaktorgebäude 3 eine schnelle, kurzfristig stattfindende Kettenreaktion im Abklingbecken auslöste, bei der weitaus mehr hoch radioaktives Material aus den dort lagernden Brennstäben in die Umwelt geschleudert wurde, als von offiziellen japanischen Quellen bisher zugegeben wird.
Und weil vom Standpunkt des japanischen Atom Dorfs aus betrachtet nicht ist, was nicht sein darf, lassen Tepco und die japanische Regierung bis heute nichts unversucht, um der Öffentlichkeit weiszumachen, die Lage in den zerstörten Reaktoren sei jederzeit kontrollierbar für die Gesundheit der Bevölkerung werde der Atomufall vom 11. März 2011 so gut wie keine Folgen haben.
Der erneute Vorfall vom 18.03.2012 - beinahe auf den Tag genau zwei Jahre nach Beginn des Super-GAUs - zeigt jedoch erneut, dass die ständige Gefahr, die von der havarierten Atomkraftanlage ausgeht, noch längst nicht gebannt ist.
(Quellen: Spiegel vom 20.03.2013, Spiegel vom 19.03.2013, Tagesschau vom 19.03.2013, contrAtom vom 19.03.2013, Greenpeace vom 19.03.2013, taz vom 19.03.2013, Süddeutsche Zeitung vom 19.03.2013, Heise Telepolis vom 18.03.2013, 3Sat vom 06.03.2013, Ciciero vom 11.04.2012 , Wikipedia)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Eigene Meinungen, konstruktive Kritik, Anregungen etc. sind jederzeit willkommen.
Nettikette
Bitte achtet auf den »guten« Ton.
Beschimpfungen und ähnliches werden im Papierkorb veröffentlicht.
Anonyme Kommentare:
Wenn ihr "Anonym" bei "Kommentar schreiben als" auswählt, dann lasst mich und die anderen Leser bitte wissen, wer ihr seid.
Um faire Diskussionen zu gewährleisten, werde ich Kommentare ohne "Identität" in Form einer E-Mail-Adresse, einem Namen oder zumindest einem Nicknamen nicht veröffentlichen!
Zum Schutz vor Spammern müssen die Kommentare erst von mir freigeschaltet werden. Ich bitte dafür um euer Verständnis.