Donnerstag, 28. März 2013

Familie bewahrt Haus vor dem Verfall

Vor dem Verfall bewahrt (Haus in Bremerhaven-Lehe, Ortsteil Goethestraße)
Immer wieder berichten Medien unter sensationsverheißenden Schlagzeilen über "Schrottimmobilien im Stadtteil Lehe". Ortsfremde Leser können dann schnell den Eindruck gewinnen, der größte Bremerhavener Stadtteil sei nichts weiter als eine Ansammlung verwahrloster, dem Verfall preisgegebener Häuser. Selten kommen dabei die Ursachen zur Sprache.

Und nie wird dabei deutlich, dass nicht der Stadtteil Lehe, sondern der Leher Ortsteil Goethestraße gemeint ist, wo eine große Anzahl geschützter Baudenkmäler aus der Gründerzeit, aber auch einige nicht zu übersehende leerstehende Gebäude in verschiedenen Stadien der Verwahrlosung zu finden sind.

Manchmal gibt es allerdings auch im wirklichen Leben Geschichten, bei denen die begründete Aussicht besteht, dass sie am Ende gut ausgehen werden. Eine dieser Geschichten handelt von dem "rosafarbenen Haus" in der Körnerstraße im Leher Goethe-Quartier.


Dem Verfall preisgegeben

Innerhalb kürzester Zeit war ein Mieter nach dem anderen aus dem Haus ausgezogen, so dass das Gebäude aus der Zeit zu Beginn des letzten Jahrhunderts plötzlich leerstand. Nachdem einige Zeit vergangen war, wurden die Kellerfenster und die Haustür provisorisch mit Brettern vernagelt. Ungebetene Gäste hatten sich Zugang zu den leerstehenden Wohnungen verschafft.

Anfang Januar 2012 hätte der Besuch solcher Eindringlinge für das Gebäude und seine Nachbarschaft unter Umständen ein böses Ende nehmen können. Diebe hatten Metallrohre aus dem leerstehenden Haus entwendet und dabei eine Gasleitung beschädigt. Das Gas war aus dem Keller des Hauses auf die Straße geströmt, wo ein Passant den Geruch bemerkte und die Polizei benachrichtigte. Die Einsatzkräfte lüfteten das Haus und sperrten den Gasanschluss - gerade noch rechtzeitig genug, bevor ein explosives Gemisch entstehen konnte.

Eigentümerin des Hauses war eine Firma aus Köln. Im Gegensatz zu früheren Fällen kam es im Falle dieses Hauses nicht dazu, dass die Stadt sich das Vorkaufsrecht sicherte, nur um dann irgendwann wieder vor der Entscheidung zu stehen, es notgedrungen abreißen zu müssen. Zusammen mit zwei weiteren leerstehenden Häusern der Kölner Firma hatte die Stadt das Haus in der Körnerstraße unter Zwangsversteigerung gestellt, weil die Eigentümerin die Zahlung von Gebühren und Steuern schuldig geblieben war. Auch die Nord-LB war dem Zwangsversteigerungsverfahren beigetreten, weil die Finanzierung nicht getilgt worden war. Einem Bericht des Bremer "Weser Kuriers" vom 23.03.2013 zufolge belaufen sich die Außenstände pro Haus auf 10 Millionen Euro.


Ein neuer Anfang

Das "rosafarbene Haus" in der Körnerstraße wurde jetzt von einer vierköpfigen Bremerhavener "Familiengesellschaft" ersteigert, die das Haus umbauen will. Das zur Zeit innen noch vermüllte und verwüstete Haus soll kernsaniert, gedämmt und mit einer Wärmepumpe ausgerüstet werden.

Herr Uhde, einer der vier neuen Eigentümer sagte dem Weserkurier (Zitat): "Ich engagiere mich schon lange für den Stadtteil Lehe. Unsere Idee ist, damit etwas für das Quartier zu tun, um es endlich wieder voranzubringen Unser Ziel ist es, das Haus umzubauen und ein höherwertiges Ambiente zu schaffen. Es gibt viele dieser sanierungsfähigen Gebäude. Warum schließen sich nicht Handwerker zusammen, Bürger Nachbarn oder einfach an Bremerhaven interessierte Menschen?" Ein Verein oder eine Genossenschaft könne das doch gut finanzieren und auch noch Gewinne erwirtschaften und für die Stadt wäre damit sehr viel getan.

Eine Mitschuld an der Misere gibt Herr Uhde auch den ehemaligen Bremerhavener Eigentümern der gefährdeten oder bereits verwahrlosten Häuser, von denen einige bereits abgerissen werden mussten. Sie hätten an Gewinnversprechen geglaubt und ihre Immobilien dann verkauft, ohne sich zuvor über deren wahren Wert zu informieren. Einige der Häuser seien dann von Heuschrecken oder dubiosen Fonds immer weiter heruntergewirtschaftet worden. - Oder sie wurden einfach im Stich gelassen: So wie die drei Gebäude, die jetzt in der Zwangsversteigerung waren.


(Quelle: WDR vom 26.03.2013, Weser-Kurier vom 23.03.2013, Pressemeldung der Polizei Bremerhaven vom 08.01.2012 )

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