Der "Siebenschläfer" scheint auch nicht mehr das zu sein, was er früher einmal war: "Wie das Wetter am Siebenschläfer sich verhält, ist es sieben Wochen lang bestellt.", behauptet eine alte Bauernregel.
Ich kann mich nicht mehr genau daran erinnern, wie das Wetter am 27. Juni in Bremerhaven war. Aber der 26. Juni, an dem wir im Rahmen der "Leher Sommer-Kulturwochen 2011" den "Tag der Kulturen" feierten, war definitiv der einzige Veranstaltungstag während dieser drei Wochen, an dem es den ganzen Tag über sommerlich sonnig und warm war.
Viele der anderen Freiluft-Veranstaltungen hatten das Problem, dass sie von oben reichlich mit Wasser begossen wurden. Auf der Internetseite des Magazins "Stern" vom 27.06.2011 kann man noch nachlesen, dass der Siebenschläfertag mit bis zu 34 Grad
bis dahin der heißeste Tag in Deutschland war. Davon, dass wir seitdem unter einer Hitzewelle leiden, ist jedoch - zumindest in Bremerhaven - bisher nichts zu spüren.
Der Wind zerrt an den Zweigen der Bäume und von draußen plattert der Regen gegen die Bürofenster:
"Na, war's das denn jetzt mit dem Sommer in diesem Jahr, oder kommt da noch was?"
"Nee, nu' nicht mehr. Der Sommer 2011 fand bereits im April statt."
(Juli 2011, Gespräch unter Kollegen)
Laut Wikipedia ist die
Bauernregel zum Siebenschläfertag schon deutlich vor der gregorianischen Kalenderreform von 1582 entstanden. Seit dem falle dieser Tag eigentlich auf den 7. Juli. Der Meteorologe
Franz Baur (1887–1977) habe für den Zeitraum vom 5. bis zum 10. Juli eine statistische Häufung nachgewiesen, die für die darauffolgende Zeit auf eine hohe Wahrscheinlichkeit für eine über mehrere Wochen stabile Wetterlage schließen lasse. Demnach wäre dann für die Zeit bis Ende August /Anfang September sommerwettermäßig nicht mit übermäßig viel Sonnenschein zu rechnen.
Klimawandel: Schlecht für's Geschäft
Das ruft natürlich gleich wieder diejenigen auf den Plan, die an der von uns Menschen verursachten globalen Klimaerwärmung zweifeln. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass die lautesten Zweifel an den auf den Messergebnissen der Klimaforscher basierenden Prognosen zum globalen Temperaturanstieg ausgerechnet aus der Ecke derjenigen Unternehmen kommen, die daran interessiert sind, dass der Energieverbrauch -
und damit auch die Bilanzen ihrer Konzerne -
ebenso rasant ansteigen, wie die von ihnen
in Zweifel gezogene globale Klimaerwärmung.
Die Lobbyisten zugunsten der Diktatur der Energie-Oligopole machen deshalb schon einmal kräftig Stimmung gegen den von der Gesellschaft geforderten Umbau der Energieversorgung in Deutschland. So stellte zum Beispiel Herr Vahrenholt (SPD, Vorstandsvorsitzender der RWE-Tochter RWE Innogy) in einem Artikel in der Welt vom 26.05.2011 die Frage, ob es möglich und richtig sei , die ganze Welt mit einer "Großen Transformation" atom- und kohlefrei zu machen und behauptet, wir würden Hals über Kopf in die Ökodiktatur rutschen. Dieser Zynismus angesichts der drohenden Klimakatastrophe ist aus meiner Sicht kaum noch zu überbieten.
Wenn Herr Vahrenholt mit seiner Warnung vor einer "
Ökodiktatur" auf die von Physikern und Chemikern beschriebenen Gesetzmäßigkeiten bezüglich der Wechselwirkungen innerhalb der Atmosphäre und zwischen der Biosphäre und der Atmosphäre anspielt, die das Leben auf unserem Planeten, so wie wir es kennen, überhaupt erst ermöglichen, dann ist seine Angst vor dem
"Diktat der Naturgesetze" mit Sicherheit nicht unbegründet. Nur werden es leider weder er noch seinesgleichen sein, die durch die Folgen des unter anderem von ihnen zu verantwortenden Klimawandels gestraft werden, weil sie meinen, sie könnten sich auch weiterhin ungestraft über die Naturgesetze hinwegsetzen. Die Folgen ihres Handelns werden erst die nachfolgenden Generationen, unsere Enkel und deren Kinder und Kindeskinder, mit voller Härte zu spüren bekommen.
Ein Wettangebot
Wenn sich auch die subjektiv wahrgenommene Temperaturentwicklung vielleicht anders anfühlen mag, so sprechen die seit Beginn des letzten Jahrhunderts aufgezeichneten globalen Messdaten eine deutliche Sprache. Datenreihen aus fünf unterschiedlichen Quellen (
Hadley,
GISS,
NOAA,
UAH und RSS) über den Zeitraum von 1880 bis heute zeigen ein eindeutiges Bild mit identischen Trends für den Zeitraum ab 1980. In einem Artikel von Herrn Rahmstorf (Potsdam Institut für Klimafolgenforschung) in der
Süddeutschen Zeitung vom 07.06.2011 ist ein
Liniendiagramm abgebildet, mit dem das sehr anschaulich dargestellt wird.
"Wenn dies die Umsatzentwicklung von RWE wäre - würde der Vorstand dann in die Aktionärsversammlung gehen mit der Nachricht: 'Umsatz stagniert seit zwölf Jahren?' Und würde man spekulieren, der Umsatz könne nun langjährig sinken?"
(Zitat aus dem Artikel Herrn Rahmstorfs
in der Süddeutschen Zeitung vom 07.06.2011)
Am 06.06.2011 hatte Herr Rahmstorf Herrn Vahrenholt eine Wette für einen guten Zweck angeboten. In der "
KlimaLounge" schrieb er am 07.06.2011, er habe wissen wollen, wie ernst es Herrn Vahrenholt mit der von ihm prognostizierten Klima-Abkühlung sei. Herr Vahrenholt hat das Wettangebot des Herrn Rahmstorf allerdings zurückgewiesen. Der Wetteinsatz wäre jeweils ein Monatsgehalt gewesen, der für einen gemeinnützigen Zweck zu spenden gewesen wäre. Wäre ich an der Stelle des Herrn Vahrenholt gewesen, dann hätte ich mit Sicherheit ebenso entschieden: Wer wirft schon gerne bei klarem Verstand ein komplettes Monatsgehalt zum Fenster hinaus?
(Quellen: Stern vom 27.06.2011, Süddeutsche Zeitung vom 07.06.2011, Die Welt vom 26.05.2011, KlimaLounge, Wikipedia)