Mittwoch, 15. April 2009
Al-Zahraa
Fischereihafen Bremerhaven
Das Foto zeigt die Ostseite des Fischereihafens in Bremerhaven. Der graue RoRo-Frachter rechts im Bild ist die "Al-Zahraa" (zum Vergrößern bitte auf das Foto klicken). Der irakische Name des Schiffes bedeutet auf deutsch "Die Rose". Im Juli 1990 kam die "Al-Zahraa" auf ihrer Fahrt von Dänemark nach Bremerhaven. Bei den Motorenwerken Bremerhaven (MWB) sollte die Maschine überholt werden. Als diese gerade ausgebaut worden war, überfielen irakische Truppen das Nachbarland Kuwait. In der Folge verhängten die Vereinten Nationen ein Wirtschaftsembargo gegen Irak. Damit waren weitere Arbeiten an dem Schiff von einem Tag auf den anderen verboten. Das Schiff wurde an einen Liegeplatz im Kaiserhafen gegenüber von MWB geschleppt, an dem es 15 Jahre lang liegen blieb.
Von den mehr als 30 Besatzungsmitgliedern blieb zunächst nur ein Seemann als Wache an Bord. Nachdem dieser ein Jahr lang allein auf dem Schiff gelebt hatte, setzte die Hafenbehörde sich für den isoliert lebenden Seemann ein. Daraufhin wurde ein zweiter Wachmann auf das Schiff geschickt. Später wurde die zweiköpfige Besatzung alle sechs Monate ausgewechselt. Als die USA den Irak angriffen, sahen die irakischen Wachleute an Bord der "Al-Zahraa" im Fernsehen, wie in Bagdad die Geschosse einschlugen und wie ihre Heimat immer tiefer im Chaos und Zerstörung versank. Drei Monate lang hörten sie nichts von ihren Familien. Die erhoffte Ablösung traf nicht ein. Sie konnten die "Al-Zahraa" nicht verlassen und die Rückkehr zu ihren Familien war ihnen aber verwehrt. Zwei Jahre lang erlebten sie nichts anderes als die Monotonie des Bord-Alltags auf dem Schiff in Bremerhaven. Als die Mutter des einen Wachmanns starb, erzwangen die beiden Iraker die Rückkehr nach Hause. Damit waren diese beiden die Wachmannschaft, die am längsten in Deutschland ausharren musste. Über ihre Zeit an Bord entstand ein Dokumentarfilm mit dem Titel "Die Vergessenen der Al-Zahraa", der am 26. Februar 2006 im Deutschen Schiffahrtsmuseum das erste Mal gezeigt wurde.
Am 3. August 2005 verließ das Schiff seinen Liegeplatz im Kaiserhafen. Es wurde in den Fischereihafen geschleppt und liegt seit dem an der Kaje vor der Halle-X. Im Juli werden es 19 Jahre her sein, seit die "Al-Zahraa" in Bremerhaven ankam. Mit Sicherheit hätte es damals niemand an Bord für möglich gehalten, dass der Aufenthalt in Bremerhaven so lange dauern würde ...
(Quellen: Filmbüro Bremen e.V., Deutsches Schiffahrtsmuseum, Werften und Stadtgeschichte Bremerhavens, Frankfurter Rundschau)
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
3 Kommentare:
Laß mich raten, auf wessen Kosten das geht ;-)
Hochinteressanter Artikel!
Hallo Jürgen, ich komme ja gar nicht so schnell mit dem Lesen mit wie Du fleissig bloggst in letzter Zeit. Und alles ist so interessant was Du schreibst. Da braucht man ja richtig Ruhe zu um das alles zu lesen. Trotzdem weiter so, macht Spass auf Deinen Blog immer wieder zu schauen. Und die Fotos sind auch super.
lieben Gruß
Brigitte
PS: Warst Du gestern auf der Sitzung? Wenn
ja mail mir doch bitte mal kurz, was da los war.
Hola juwi,
...und? will eigentlich keiner das Schiff haben. Unglaublich fast 20 Jahre allein auf dem Dampfer. Das ist ja wie eine Gefängnisstrafe.
Nun wir sind wohlbehalten wieder zurück in GE und schauen, dass wir am Wochenende hier unseren Osterspaziergang nachholen können;-)
Euch ein erholsames Wochenende und vielleicht bietet sich ja trotz Turmführung die Möglichkeit, mit Ayleen und Cleo wieder durch die Auen zu wandern.
LG Lucki
Kommentar veröffentlichen
Eigene Meinungen, konstruktive Kritik, Anregungen etc. sind jederzeit willkommen.
Nettikette
Bitte achtet auf den »guten« Ton.
Beschimpfungen und ähnliches werden im Papierkorb veröffentlicht.
Anonyme Kommentare:
Wenn ihr "Anonym" bei "Kommentar schreiben als" auswählt, dann lasst mich und die anderen Leser bitte wissen, wer ihr seid.
Um faire Diskussionen zu gewährleisten, werde ich Kommentare ohne "Identität" in Form einer E-Mail-Adresse, einem Namen oder zumindest einem Nicknamen nicht veröffentlichen!
Zum Schutz vor Spammern müssen die Kommentare erst von mir freigeschaltet werden. Ich bitte dafür um euer Verständnis.