Nachdem der kleine Rabe geschlüpft war, hatte sie ihn "Norbi" genannt. Norbi hatte es richtig gut in seinem Nest am Ufer des Flusses "Spree". Mutti war ständig unterwegs, und wenn sie zurückkam, dann hatte sie immer etwas leckeres zu Futtern dabei. So war der kleine unscheinbare Rabe also rundum zufrieden. Das änderte sich jedoch an dem Tage, als Mutti ihm ein neues, strahlendes Ei ins Nest legte. Norbi hielt das neue, strahlende Ei für gefährlich und versuchte seine Mutti davon zu überzeugen, das es besser wäre, wenn sie das Ei nicht ausbrüten würde.
Aber all sein Flehen war vergebens. Als das neue, prächtige Küken geschlüpft war und Norbi sah, wie stolz Mutti auf ihre kleine neue Rabentochter war, da beeilte er sich aller Welt zu versichern, dass seine kleine, heftig zappelnde Rabenschwester das beste war, was seine Mutti jemals zustande gebracht hatte. Die Rabenmutter war dermaßen geblendet von der alles überstrahlenden Schönheit ihres kleinen Energiebündels, dass sie ihrer kleinen Tochter den wahrlich rabenrevolutionär ungewöhnlichen Namen "Laufzeitverlängerung" gab. Da aber Norbi nun nicht mehr länger aufmuckte, hatte Mutti auch ihr kleinen, eher unscheinbaren Rabensohn weiterhin lieb.
Eines Tages geschah es jedoch, dass im fernen Japan, wo eine andere Vogelmama ein ebensolches strahlendes Ei ausgebrütet hatte, eine geheimnisvolle Epedemie ausbrach. Kein Vogel - abgesehen vielleicht von der dummen grünen Gans - hätte ein solches Unglück jemals für möglich gehalten: Ihr Küken hatte mit seiner Krankheit alle Tiere in der Umgebung seines Nestes, die Fische im Wasser seines gliebten Meeres, das es von seinem Nest aus immer gesehen hatte und auch die Menschen, die in den umliegenden Städten wohnten, angesteckt.
Als Norbis Mutti von der Epedemie im fernen Japan erfuhr, da war sie sehr erschrocken. Ihr kleines unscheinbares Küken hatte Recht gehabt, als es sie davor gewarnt hatte, das neue, strahlende Ei auszubrüten. Das Ei war nämlich ein Atom-Ei gewesen. Aus Angst davor, dass die Krankheit auch bei ihrer Laufzeitverlängerung ausbrechen könnte, und eine Epedemie alle Vögel, Wespen und was sonst so kreucht und fleucht hinwegraffen könnte, verstieß sie Norbis ungeliebte Schwester aus dem Nest.
Norbi hätte jetzt eigentlich richtig zufrieden sein können. Aber es nahte die Zeit, zu der er flügge werden würde und bald begann er damit, sich nach einem eigenen Revier umzuschauen. Eines Tages kam er auf die eher unkluge Idee bei den Westfahlen, im Lande Nordrhein, ein eigenes Nest zu bauen. Als aber endlich der Tag kam, an dem er das mütterliche Nest am Flusse "Spree" verließ, da kamen ihm erste Zweifel: Was würde aus ihm werden, wenn die anderen Raben ihn dort nicht haben wollten? Sollte er dann trotzdem dort ein eigenens Nest bauen? Oder wäre es vielleicht klüger, ins Nest seiner Mutti zurückzukehren?
Nun, was soll ich sagen? Es kam wie es wohl kommen musste: Die westfählischen Raben wollten tatsächlich nichts mit Norbi zu tun haben. Norbi versuchte noch, sie mit einer List zu überzeugen: Er redete ihnen ein, Mutti sei an allem Schuld. Aber die anderen Raben fielen nicht darauf herein. Norbis Tricks halfen ihm nicht weiter und so flog er zurück ins Nest seiner Mutti.
Die war aber stinkesauer auf Norbi, weil der ja im Lande Nordrhein-Westfahlen versucht hatte, ihr die ganze Schuld für seinen abzusehenden Misserfolg in die Schuhe zu schieben - wobei er außerdem auch noch völlig übersehen hatte, dass Rabenmütter gar keine Schuhe tragen. Damit ist wohl auch klar, dass seine Strategie von vornherein zum Scheitern verurteilt gewesen war.
Der Rest ist schnell erzählt. Um die anderen Raben davon abzulenken, das Norbis Behauptungen vielleicht doch nicht so weit hergeholt waren, warf Mutti ihren missratenen Rabensohn kurzerhand aus dem Nest und bändelte in ihren Frust mit dem nächstbesten alten Maier an ...
Ob es in der Geschichte wenigstens für die Rabenmutter ein "Happy End" gegeben hat? Keine Ahnung - schließlich handelt es sich hier ja nicht um ein Märchen, in dem am Ende - sofern sie nicht inzwischen gestorben sind - immernoch alle glücklich und zufrieden miteinander leben, sondern um eine wahre Geschichte, die sich Anno 2009 bis 2012 mitten im Lande der Deutschen zugetragen hat.
- Sicher ist nur, dass Herr Röttgen (CDU, Bundesumweltminister) gestern von Frau Merkel (CDU, Bundeskanzlerin) seines Amtes enthoben wurde, und dass Frau Merkel, nachdem sie das bekannt gegeben hatte, Herrn Altmaier (CDU, bisher Parlamentarischer Geschäftsführer der Union im Bundestag) als neuen Bundesumweltminister vorgestellt hat. Welche seiner fachlichen Kompetenzen Frau Merkel dazu bewogen haben könnten, ausgerechnet Herrn Altmaier zum Nachfolger Herrn Röttgens zu machen ist bisher allerdings äußerst rätselhaft. In den Medien ist jedoch bereits darüber spekuliert wurden, ob die Tatsache, dass Herr Altmaier ein enger Vertrauter Frau Merkels ist, den Ausschlag für ihre Wahl gegeben haben könnte.
(Quellen: TAZ vom 17.06.2012, Tagesschau vom 16.05.2012, Spiegel vom 16.05.2012, Süddeutsche Zeitung vom 16.05.2012)
1 Kommentar:
Gut erzählt diese Geschichte und wahr ist sie auch noch. Bin gespannt wie es weitergeht. Komisch finde ich nur, dass alle anderen vorher nicht wollten, dass Norbi weiter als Umweltminister im Amt bleibt und jetzt ihn alle als Bauernopfer beklagen. Mein Mitleid hält sich da allerdings in Grenzen.
lieben Gruß
Brigitte
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